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569

Nochmals das Alter der altpersischen Keilschrift.

Von Ferdinand Bork.

Eins der anziehendsten Rätsel der alten Geschichte ist die Frage

nach der Herkunft der altiranischen Keilschrift. Während einige

Forscher dieses eigenartige System auf eine noch unbekannte medische Vorlage zurückführen, die ihrerseits als Anleihe von einer vorarischen

Schrift anzusehen wäre, hat man andererseits an eine bewußte Neu¬

schöpfung gedacht. Pür diese Annahme hat jüngst F. H. Weißbach

in einer Besprechung zweier Schriften A. Hoffmann - Kutschke's ^)

(ZDMG. 63, S. 828 ff.) eine Lanze gebrochen und in den stärksten

Ausdrücken in einer Befremden erregenden Weise die entgegen¬

stehende Ansicht abgelehnt. Die Unsitte, Ergebnisse anderer als

„unsicher", „ephemer", „phantastisch" u. ä. zu bezeichnen, weil man die Mühe scheut, sie zu durchdenken und den Stoff zu durcharbeiten,

ist heute leider so sehr eingerissen, daß es geradezu eine Pflicht

gegen die Wissenschaft wird, jedes derartige Urteil ans Licht zu

ziehen. Da durch solche Meinungsäußerungen Massenhypnosen

hervorgerufen werden, deren sich die Verdammten und Verketzerten

schwer erwehren können, und die unserer Wissenschaft hinderlich

sind, so habe ich mich nach langem Bedenken entschlossen, das

einzig mögliche Mittel der Abwehr anzuwenden, nämlich an der¬

selben Stelle, wo sie erschienen, die Urteile des Kritikers auf ihre

Daseinsberechtigung hin zu untersuchen.

Wenn Weißbach versichert: „Soviel halte ich jedoch für gewiß,

daß die Deutung des el. Suid bezw. Zuid als „Leder" o. ä nicht

gesichert ist", so hat er z. B. nicht beachtet, daß in den elamischen

Geschäftsurkunden, die Scheil in den MDEP. ^) IX veröffentlicht hat,

sich das Ideogramm SU{MES)^) recht häufig findet; und zwar

1) Um Mißverständnisse aoszuscliließen, bemerke ich, daß icb A. Hoffmann- Kutschke , den icb fast durchweg gegen Weißbach in Scbutz nehmen muß, gänzlich fernstehe. Seine beiden in der Z0M6. besprochenen Schriften habe ich bLs heute nicht zu Gesicht bekommen.

2) Memoires de la Delegation en Perse.

3) Hier sei auch daran erinnert, daß Weißbacb's Scbreibung Suid als veraltet zn gelten hat, nachdem Sayce's Vermutung, daß das Zeicben Weißbach Nr. 100 (Achaemenideninschr. zweiter Art. S. 37 und 43) ein ME§ sei, durch

ZeiUchrift der D. M. G. Bd. LXIV. 37

(2)

570 Boi-Jc, Nochmals das Alter der altpersischen Keilschrift.

werden einmal, in Nr. 109 Z. 12 in dem Rechnungsposten 5 SU{MES)

LrU-NITÄ{MES) ac-ca-ka.na ,5 Häute von großen Lämmern'

und in Nr. 166 verschiedene Gegenstände aus SU GUD{ME8)

, Rindshaut' erwähnt. Gegen die Scheil'sche Ühersetzung ,cuir',

5 ,peau", die sich mit der Jensen'schen deckt, ist bisher nichts ein¬

gewendet worden; es läßt sich auch nichts dagegen sagen. An¬

zweifelungen dieser Art, ohne Heranziehung des vollständigen Tat¬

sachenmaterials, sind völlig wertlos. Das Bedenkliche daran

ist nur, daß sie dem Laien Unsicherheiten vortäuschen, wo keine

10 vorhanden sind.

Ein zweiter Fall gleicher Art ist folgender: Weißbach schreibt:

,Äj3 verbindet H.-K. mit hiSe ,Name' ; die Kombination liegt zwar

nahe, ist jedoch wegen des Unterschiedes der beiden Wörter nicht

zweifellos'. Daß das in den alten Fluchformeln häufig vor-

15 kommende his „Name' heißt, ist bereits consensus doctorum geworden ;

auch Scheil übersetzt es mit nom. Daß ferner hiSe „sein Name"

bedeutet und eine im Elamischen recht häufige Sandhischreibung')

darstellt, steht bereits in der Or. Lit. Ztg. 1905 Sp. 551. Eine

andere Deutung wird durch das Material der älteren Inschriften

20 ausgeschlossen. Weißbach hat sich also um die Fortschritte der

Elamologie nicht gekümmert, wagt es aber dennoch, ohne Geltend¬

machung von Gründen sichere Ergebnisse anzufechten. Weitere

Belege folgen.

Ein dritter Fall ist, daß Weißbach die längst bekannte und

25 annähernd richtige Bedeutung Kata „über", „auf Grund von" der

Postposition ukku bestreitet, deren Grundbedeutung, wie ich nach¬

weisen werde, die Bewegung über etwas "hin(weg) ist.

Dabei kommt er zu dem merkwürdigen Ergebnis: „Eine el. Post¬

position ukku ist nur für Bh. III, 80 mit einiger Sicherheit anzü-

30 nehmen. In der Verbindung sunkuk [so ! für das grammatisch

richtige sunkir] murun hi ukku (und Varianten) ist der Charakter

des Wortes ukku nicht mit Sicherheit zu ermitteln : es kann Post¬

position sein, ist aber wahrscheinlicher Adjektiv. Die gleiche Un¬

sicherheit gilt auch bei § 70 (= Bh. 1): die Übersetzung „auf

35 ungebrannte Ziegel' bezw. „Tontafeln' für halat ukku kann nicht

als feststehend betrachtet werden , um so weniger, als die

Praxis, auf ungebrannte Tontafeln zu schreiben,

die neuen Funde glänzend bestätigt worden ist. Zu meinen Ausführungen darUber in der Or. Lit. Ztg. 1907, Sp. 529f. hätte Weißbach Stellung nehmeu müssen. An begründeten Ergebnissen darf man selbstverständlich ohne

Angabe von Gegengründen nicht vorbeigehen.

1) Auch in Bg. 1 kommt eine bisher als solche nicbt erkannte Sandhi¬

schreibung vor: WIM tip-pa pe-ip-ra .ha fUr "itt tippi a pe-pra.ha „mir ist die Schrift dort (a) vorgelesen worden'. Ich bemerke hierzu, daß sich das altelamische aha „dort", „hier', Uber a-h (Malamir und Täfelcben) zu achama- nidischem a entwickelt hat, das auch in dem Satze me-ne mta-ai-ja-u-S mu . ne.na a hu-t-ta-ap „dann wurde das Land dort mein" (Bg. II, 77f. ; 85; 111,34) vorkommt.

(3)

Bork, Nochmals das Alter der altpersischen Keilschrift. 571

schon Jahrtausende vor Darius geübt wurde' (von mir

gesperrt). Da Dareios die Erfindung dieser Praxis nie und nirgends,

auch in Bg. L nicht, von sich oder den Persern behauptet hat,

muß ich diese Deutung und ihre Verwendung als Grund ablehnen.

Das davorstehende , das Ergebnis seiner Ausführungen auf S. 842, 5

hätte vor 1896, dem Geburtsjahre der sprachwissenschaftlichen

Elamologie, als negativ kritischer Standpunkt seine Berechtigung

gehabt, und um so mehr, als weiteres Material kaum vorlag; heute

aber, da wir von dem Bau des Elamischen die wichtigsten positiven

Grundtatsachen genau kennen und ein reiches Material haben, ist 10

Weißbacb's Verfahren weder zu begreifen noch zu billigen.

Damit sich aber auch der Fernstehende ein Bild von dem

Sachverhalte machen kann, will ich in Kürze das zum Verständnis

notwendige bringen, wenn ich auch längst bekanntes wiederholen

muß. Das Elamische unterscheidet scharf die Klasse der persön- 15

liehen Nomina von der der sächlichen. Die ersteren haben,

wo es nötig ist, im Singular die Suffixe k oder r, im Plural die

Suffixe p oder n{i), z. B. sunki-k »(ein) König', sunki-r ,d e r König',

sunki-p »die Könige'. Die sächlichen Nomina bilden keinen Plural

und haben erforderlichenfalls das Klassensuffix me, z. B. sijan »der 20

Tempel", »die Tempel', sunki-me »Königtum". Die Genitiv¬

verbindung wird in der alten Sprache durch Adjektivierung

des rectums gebildet. Das rectum folgt flexionslos dem regens;

nur wird ihm, um seine Zugehörigkeit zu dem vorangehenden regens

anzudeuten, das Klassensuffix des letzteren gegeben, z.B. su-un-ib

ki . ik »- An-ca-an »- Su-su-un . ka »König von Anfian und Susun",

su-un-ki.ip li-Icu.up »die Könige des Reiches (li-ku . me = „dia.s

Reich")', si-ja-an napKi-ri-ri-Sa .me »der Tempel der K.', —

wörtlich »Ancan-suSunischer König' usw. Es liegt im Wesen der

Sprache, daß die Süffixe in einer für unser Empfinden überraschend ao

freien Weise verwendet werden. In dem Ausdrucke »in dem Tempel

des InsuSnak' wird das lokativische ma hinter das Genitivadjektiv

gesetzt, also : si-ja-an napJn-su-us-na-ak . me . ma. Genau so kann .

das Klassensuffix einem Worte angehängt werden, das bereits ein

anderes trägt z. B. pu-hu . ri si-ja-an napln-su-us-na-ak . me . ra 35

»der Sproß des Tempels des InSusnak', oder es kann einer anderen

Postposition folgen, wie in dem Weißbach anstößigen Beisjiiele

sunkir »- mu-ru-un hi uk-ku .ra; es k.ann sogar iteriert werden

z. B. sunkir »~ mu-ru-un hi uk-ku . ra . r-ra. Wenn nun Weißbach

gegen die po.stpositionelle Natur des ukku geltend macht: »In lu

ukku-ma ist schon das -ma deutliche Lokativendung, in ukku-ra

und ukku-rarra aber haben wir wahrscheinlich eine Adjektivendung.

Letzteres nimmt auch Hüsing an, nur ist es mir unklar, wie eine

solche an einem postpositionellen Ausdruck möglich sein soll", so zeigt

er eben damit seine Unbekanntschaft mit den neueren Fortschritten d.-i

der Elamologie. Daß, wie er vermutet, ukku ein »Epitheton ornans

der Erde" sei, ist ausgeschlossen, da, wie er selber ausführt, dem .S7»

(4)

572 Borh, Nochmals das Alter der altpersischen Keilschrift.

el. ukku, ukku-ma, ukku-ra, üleku-rarra im Altpersischen und

Babylonischen ȟberall nichts' entspricht. Die notwendige

Folgerung aus dieser Tatsache ist, daß ukku ein

Suffix ist, da es nach dem ausdrücklichen Zeugnis der Über-

6 Setzungen nnr ein formales Element sein kann, sunkir

^ mu-ru-un hi uk-ku. ra heißt also »der über-diese-Erde-hin-

ische König'. — Der andere Einwand Weißbacb's, daß -ma schon

deutliche Lokativendung sei, ist unklar gefaßt und beweist nichts.

Häufungen von Postpositionen sind im Elamischen nichts Seltenes.

10 In der Bagistan-Inschrift finden sich Bildungen wie mPar-sip ^) .

ik-ka . mar, niKan-pu-ci-ja . ik-ld . mar, mta-ai-ja-o-s hi a-ti . ma^).

Es liegt also nicht der mindeste Grund vor, aus der Tatsache, daß

es ein mu-ru-un hi uk-ku .ma gibt, zu folgern, uk-ku sei

keine Postposition. Nach den wenigen Belegen allein ergäbe sich

15 das Gegenteil als richtig.

Außerdem aber ist es methodisch nicht zu rechtfertigen, daß

W., wenn er mit einer Bildung wie uk-ku . ma nicht fertig werden

kann, sich auf das Material der Achamaniden-Inschriften beschränkt.

Die Sprache der alten Bau-Inschriften und der Täfelcben ist ebensogut

20 elamisch wie die Sprache der zweiten Kolumne der Bagistan-

Inschrift, und das Studium der anderen Urkunden hat für die

letztere in mehrfacher Beziehung ungeahnte Aufschlüsse ergeben.

Weißbach verkennt die Sachlage vollkommen, wenn er meint, daß

er ohne die für eine methodische Forschung unerläßlichen Vorstudien

25 ein irgendwie maßgebendes Urteil haben könne.

In den elamischen Geschäftsurkunden hat uk-ku . ma die Be¬

deutung ȟber .... hinaus'. Als Beleg diene MDEP. IX, Nr. 17:

2 ku-uk-tum li[-man . na], 4 ras{?)-li a-h mac-ii . ka;

manZim . uk-ku . ma 2 ku-uk-tum ta.mi^) ti-pi.ka,

JO 4 raä{?)-Ii mu-h-sa . ma . ak. (Es folgt das Datum).

Die Lesung maniim des Ideogramms NIN-§IT{MK§) ergibt sich aus

Nr. 22. Es bedeutet nacb Peiser's Babyloniscben Verträgen , Abrecbnung'. ■—

Scheil's Lesung mu-h-sa-ma-na ist abzulebnen, da der Zusammenbang eine nominal-intransitive Bildung analog dem vorangehenden ti-jji-ka verlangt. Die Sä Änderung ist ziemlich belanglos, da in diesen Urkunden ak und na oft gar nicbt zu unterscheiden sind. — In dieser Urkunde feblt der Namo des Mannes, auf dessen Konto sich die Buchung bezieht; andere siud genauer. — Täfelchen ähnlichen Inhalts sind Nr. 21. 22. 35 u. a. m.

Übersetzung: ,2 kuktum aus (dem Stoffe) liman, und 4 raili sind hier 40 gewirkt (?) worden.

1) Vorläufige Lesung.

2) Weshalb W. in Bg. I, 18 f. mta-ai-ja-o-S hi a-ti als lokativisch leugnen will , verstehe ich nicht. Noch weniger will es mir einleuchten , daS er auf einen Steinmetzfehler (für hi a-ti[-ma\) rät. Icb wUrde aus dieser Stelle un¬

bedenklich folgern, ati verhalte sich zu ma äbnlich wie ukku zu ma, und würde atima in ati ■\- ma zerlegen.

3) Ich möchte darauf hinweisen, daß diese Stelle und viele andere das Vorhandensein eines Fronomens ta »er' beweisen , zu dem das achamanidische

(5)

Bork, NoehmaU daa Alter der altperaitchen Keüachrift. 573 ,Über die Abrectinung binaus sind [ibm] die 2 kuktum gut geschrieben worden [wörtlich: als sein (suum) geschrieben worden], die 4 raf//sind verrechnet worden".

Es erhebt sich nunmehr die Frage, in welchem Bestandteile

des uk-ku-ma der Begriff des Darüberhinausgehens steckt. In dem 5

lokativischen ma, das auf die Frage wo ? antwortet, sicherlich nicht.

Mithin ist ukku „über . . . . hinaus'. Der Ausdruck sunkir

mu-ru-un hi uk-ku{ . ma) ist dagegen wiederzugeben mit „König

über diese Erde hin'; ebenso heißt alat.ukku und SU(MES) .

ukku „über Ton (bezw. Leder) hin* d. h. „auf Ton (bezw. Leder)". 10

Weiteres Material zur ukku-Frage hier auszubreiten, hat keinen Zweck.

Possessivum ta-mi „sein' gehört, das eine ebenso erstarrte Verbindung zu sein scbeint wie u.ne.na „mein" (alt u . Jne( . ot«) ). Von einem Pronomen nitami, das Weißbach in der Klammer „[seil, statt atarriman nitami, wie K. & T.

trennen]" A. Hoffmann-Kutscbke vorzuhalten scheint, kann keine Eede sein.

ta . mi kommt gewöhnlich vor in dem Ausdrucke mtaSsup [geschrieben :

mR Uff(MES) ] ap-po a-tar-ri . man . ni ta . mi hu-po . (a)p-pi i-ta-ka „Leute, welche, die ersten, seine Anhänger, mit' d. b. „mit seinen ersten Anhängern".

ta.mi, obwobl zu einem persönlichen Pluralis gehörend, hat kein Pluralsuffix.

Alitbin wird es nach elamischem Sprachgebrauche mit dem folgenden Worte zu einer syntaktischen Einheit verschmolzen sein. Wo steckt ferner das Plural¬

suffix von atarrimanni, und wie ist dies Wort zu zerlegen? Es ist ein Zufall, daß das Pluralsuffix ni, das aucb im Mitanni und in den meisten übrigen kaukasischen Sprachen vorhanden ist, und das als n von Hüsing im Altelamischen nacbgewiesen worden ist, hier bisber> noch nicht erkannt worden ist. Vor dem 712 steht das Lokativsuffix ma. Daß diese Zerlegung richtig ist, beweist das in ähnlichem Zusammenhange auftretende Wort u-lam . man . ni, z. B. mtaS-iu . (i)p mMa-ta.pe ap-po u-lam .man .ni (Bg. II, 11). Ich halte an der Lesung lam des Zeichens Weißbach Nr. 96 fest, da Weißbach in der ZDMG. 61, S. 731 f.

sich mit einem befremdlichen Saltomortale über Hüsing's Nachweis hinweggesetzt,

aber keinen Gegengrund beigebracbt hat. ulam. ma. nni „palast-

in-ige' d. h. „Leute, die zum Palaste gehörten' und atarri.ma .nni smi offenbare Adjektiva, die von Nominibus mit Postpositionen gebildet worden sind. Es sind beides neue Belege für Bildungen, deren Daseinsmöglicbkeit Weißbach infolge von Materialunkenntnis bezweifeln zu müssen glaubte. In dem verwandten Mitanni finden sich solche Bildungen sogar in überraschender Häufigkeit, wie man aus meiner Mitannisprache ersehen kann. Daraus folgt, daß man zur Be¬

urteilung grammatischer Erscheinungen des Elamischen einer breiteren Basis bedarf und nicbt mit vorgefaßten Meinungen an sie herantreten darf.

Im Elamischen pflegt das letzte Wort einer syntaktischen Verbindung alle wesentlichen, namentlich postpositionellen Elemente lückenlos zu enthalten, wäbrend in der Mitte einer derartigen Verbindung stehende Glieder diese ent¬

behren können. Während also ta . mi in dem ersten Beispiele ohne Plural¬

endung auftritt, muß es als Endglied unter allen Umständen diese haben. Als solche erklärt sich also zwanglos das ni von ta . mi . ni in dem Ausdrucke me¬

ne mMi i-ta-as-pa mtai-iu-(i)p, ap-po ta.mi.ni i-taka (Bg. II, 70) „darauf Vistasp, Leute, welche, sein-e, mit' d. h. „darauf. . . Vistosp mit seinen Leuten".

Mithin gehören ta . mi und ta . mi . ni doch zusammen, was Weißbach bestreitet.

Die schroffe Zurechtweisung, die er dabei H.-K. zuteil werden läßt: „Wenn also bier jemand etwas überseben und infolgedessen falsch gemacht hat. so ist dies H.-K. selbst gewesen' (8. 832), war demnach unangebracht. Außerdem hätte Weißbach gerade hier Veranlassung gehabt, recht vorsichtig zu sein, da seine alte Ubersetzung von ta . mi . ni „treu" unbeweisbar ist. Die Übersetzungen

bieten keine Handhabe dafür.

(6)

574 Bork, NochmaU da» Alter der altpereischen Keilschrift.

Weißbach schließt seine Ausführungen mit dem Satze: ,Ich

habe es . . . für nötig gehalten, eine Grenze zu ziehen zwischen dem, was sicher, wahrscheinlich, möglich, unwahrscheinlich und unmöglich ist, damit diejenigen, die diesen Studien fernstehen, sich selbst ein

5 Urteil darüber bilden können". Dem gegenüber stelle ich fest,

daß kein anderer Weg zum Verständnis des Elamischen führt, als

der über Heinrich Winkler und kein anderer Weg zum Verständnis

der Achamanidentexte als der über die altelamischen Texte, die

uns erst den vollen Einblick in das Wesen des Elamischen erschließen.

10 Beide Wege ist Weißbach nicht gegangen. Man möge

sich nunmehr ein Urteil bilden, in wie weit er heute der gegebene

Mann ist, zwischen sicher und unmöglich zu scheiden — die Zwischen¬

stufen lassen wir lieber weg! Wenn er sich nun gar von seiner

Sachunkenntnis aus Werturteile über die Arbeit der Forscher auf

15 elamischem Gebiete erlaubt, wie in Pauly-Wissowa V, Sp. 2460

unter Elymal's, so kann natürlich nur Verfehltes dabei herauskommen.

In der Tat hat er gerade den Mann gelobt, dessen Verdienste um

die sprachliche Erforschung des Elamischen trotz eigener

Versicherung des Gegenteils die allergeringsten sind, der die neuen 20 Texte nur teuer und schlecht, allerdings mit anerkennenswerter

Schnelligkeit, herausgegeben hat. Ebenso sind ebendaselbst seine

durch keine Vorkenntnisse beeinflußten Bemerkungen über die

Zugehörigkeit des Elamischen zu irgend einem Sprachstamme voll¬

kommen irreführend. Das Elamische ist seinem ganzen

25 Habitus nach eine kaukasische Sprache, wie es Heinrich

Winkler in seiner Studie über ,die Sprache der zweiten columne

der dreisprachigen inschriften und das altaiscbe" (Breslau, 1896)

eingehend begründet hat^). In demselben Buche ist auch der

Nachweis niedergelegt, daß die Grundgesetze des altaischen Sprach -

so baues von denen des Elamischen und der kaukasischen Sprachen

so grundverschieden sind, daß von einer Verwandtschaft keine Rede

sein kann. Es steht jedem frei, Ergebnisse anderer abzulehnen,

aber nur mit Gegengründen. Ein Urteil der Art, daß sich

das Elamische „in keine der bekannten Sprachgruppen eingliedern'

Sä lasse, „wenn auch Berührungspunkte mit einzelnen derselben, wie

den turkotatarischen und den kaukasischen Sprachen, nieht fehlen'

(Pauly-Wissowa V, Sp. 2460), geht über wohl bewiesene Forschungs¬

ergebnisse leicht hinweg und besagt selber nichts. Was sind

„Berührungspunkte ?" Weißbach hat jetzt die Pflicht darzutun,

40 daß die Eingliederung des Elamischen in die kaukasische

Gruppe durch Winkler ein Irrtum sei und ebenso

mein analoger Nachweis für das Mitanni; alsdann

mag er seine Theorie von den Berührungspunkten

1) Auf die Arbeiten anderer, die nur die äußere Form der Sprache be¬

rücksichtigen, gebe ich absichtlich nicht eiu, da diese nur dann von Bedeutung ist, wenn die Rekonstruktion einer Ursprache gelungen ist.

(7)

Bork, Nochmals das Alter der altpersischen Keilschrift. 575

begründen. — Auch die Bemerkungen Weißbach's (a. a. 0.) über

die elamische Schrift sind positiv unrichtig. Schon das älteste elamische

Sprachdenkmal (Lenormant 41), dessen Kenntnis ich Weißbach selber

verdanke, zeigt, wie die Formen des sa, Ii, ak beweisen, schon

einen vollkommen eigenartigen Charakter. Die Sonderentwicklung 5

setzt also erheblich früher ein!

Wer als Laie meine Umschrift des Elamischen mit der Weißbach's

(ZDMG. 63, S. 838) vergleicht, dem wird eine Fülle von Ab¬

weichungen auffallen. Zur Aufklärung muß ich einen geschichtlichen

Überblick geben. Als Weißbach zum ersten Male mit elamischen 10

Studien hervortrat, hatte er sich, dem Drucke der Tatsachen nach¬

gebend, dem von Rawlinson mehr intuitiv geschauten als systematisch

nachgewiesenen Funde, daß das elamische Syllabar den Ünterschied

zwischen Fortis und Lenis nicht kenne, stark genähert. Das war

tatsächlich der größte positive Erfolg seiner sonst mehr negativ 16

kritischen „Achaemenideninschriften zweiter Art". Auf der Grundlage

dieser Forschungen hatte Hüsing ira Jahre 1897 das Fünf Vokal¬

system der neuelamischen Schrift aufgestellt und 1898 näher

begründet, dessen Grundlagen bis heute unerschüttert

geblieben sind. Seither haben sich von ganz verschiedener 20

Seite her allerlei Bestätigungen seiner Ergebnisse eingestellt. Eine

Hauptsache, der Nachweis des ^ als 0, ist, unabhängig von Hüsing,

auch von W. Foy geliefert worden, und dasselbe Zeichen hat im

mitannischen Syllabare den gleichen Lautwert 0 gehabt (Mitannispr.

S. 14 ff.). Ebenso hat das von Hüsing als ke bestimmte elamische 25

Zeichen Ol im Mitanni-Syllabar denselben Wert ke. Trotzdem hat

Weißbach von dem Fünfvokalsystem nicht nur nicht Kenntnis ge¬

nommen, sondern hat neuerdings seine eigenen ersten Versuche in

der gleichen Richtung wortlos zurückgenommen und damit

auf einen Teil seiner Ruhmestitel verzichtet. Auch das Zeichen so

NU (Weißbach Nr. 81), dessen richtige Lesung ni wir Weißbach

verdanken, für welche ich in der Or. Lit. Ztg. 1907, Sp. 520 f neue

Beweise beigebracht habe , ist in nn zurückverwandelt worden.

Daß W. den längst überwundenen Wirrwarr der babylonistischen

Schreibungen in die Elamologie neu einführen will, mutet wie eine s.i

Verzweifelungsauskunft an, insofern als er mit der Unischreibungs¬

frage nicht fertig werden kann. Mir bleibt nur dieser Schluß, da

ich Gründe für seine „jetzige Transkription' in seinen letzten

Arbeiten nicht gefunden habe. Wenn er aber glaubt, die Uni-

schreibungsfrage sei unwichtig oder, wie er in einem anderen Falle 40

gegen H.-K. bemerkt: minima non curat praetor, so unterschätzt

er die Bedeutung der Sache erheblich. Die Kenntnis der

wirklichen Lautwerte in diesem Systeme bildet die

Grundlage für viel zu wichtige Fragen, als daß wir

hier ein Recht hätten, in der noch immer am meisten 4.'>

gelesenen Umschrift ein vollkommen irriges Bild zu

4 2

(8)

576 Bork, Nochmals das Alter der altpersischen Keilschrift.

schaffen, das zahllose Irrtümer zur Polge hahen

müßte. Ohne jeden Zweifel ist ik nur k und ii nur ä zu um¬

schreiben , und wo nun W. ein Ik-se-ir-is-sa schreiben würde, ist

vielmehr K-Se-{i)r-S-sa d. h. Sspl*;? zu lesen.

1st nun schon Weißbach's Umschrift nach dem heutigen Stand¬

punkte der Forschung völlig veraltet, so leidet sie fast ebenso sehr

unter seiner Nichtachtung der Grammatik. Selbstverständlich muß

sich die Wiedergabe eines Ideogramms nach der Grammatik richten,

nicht aber den Normalwert des betreffenden Zeichens darstellen. Es

heißt beispielsweise "'■sunkir (\) ^mu-ru-un hi uk-ku. ra, nicht

sunkuk, wie Weißbach will, weil das wiederaufnehmende ra{ . r-ra)

auf das bestimmte Klassensuffix r zurückweist. Nicht zu billigen

ist Weißbach's Wiedergabe des Plurals „die Könige' durch Isunkuk-ip,

da doch die lautgetreue Schreibung su-un-ki-ip bekannt ist. Ich

möchte einraal das Mienenspiel eines Assyriologen studieren, wenn

er für UD-mi, ÜD-si die Schreibungen ümu-mi, iamsu-si zu Gesicht

bekäme ! Ganz unmöglich endlich ist Weißbach's Lesung sunkuk-me

„Königreich', da die alten Texte dafür die der Grammatik ent¬

sprechende Form su-un-ki-me haben. Diesmal freilich hat er den

lockenden Schein für sich : es gibt eine einmal vorkommende

achamanidische Schreibung su-un-ku-uk . mi, daneben aber eine

andere su-un-{u)k . me. Weißbach macht die letztere nach der

ersteren durch Einführung eines ku nach un zurecht. Dies halte

ich im Hinblick auf die alten Schreibungen und auf die Ergebnisse

der grammatischen Forschung für unzulässig. Es ist vielmehr die

zweite Form su-un-{u)k . me , das lautgetreue Gegenbild des alten

su-un-ki.me, auf den Schild zu erheben. Die andere abweichende

Form dürfte ein Lesefehler sein. Es ist nicht unwahrscheinlich,

daß das vielgestaltige altelamische Zeichen LUM, HUM im

Achamanidisclien mit uk zusammengeflossen wäre. Es ist ver¬

mutlich zu lesen su-un-ku-{h)um . mi. Dafür spricht noch die bis

dahin rätselhafte Schreibung eines Naraens, der nunmehr in(H)um-

pa-ta-ra-an-ma zu lesen wäre, was sich mit der iranischen Wieder¬

gabe n^U-jJa-da-ra-ma . . . besser vereinen läßt als die unmögliche Lesung Uk-pa-ta-ra-an-ma.

Wir gehen nunmehr zur Betrachtung der Inschrift Bg. L über,

die die Behauptung enthalten soll, daß die persische Schrift funkel¬

nagelneu zur Zeit des Dareios die Erfinderwerkstatt verlassen habe.

Sie lautet :

Ga-o-mi-in napO-ra-mas-ta .na »»it «Hip-pi.mc ta-ai e .ik-hi

hu-t-fa,

i ar \ . . .... 7- .

<y^^^.^ j-ri-ja . ma, ap-po sa-s-sa in-ne lip-ri:

ku-t-ta oSa-la-at .uk-ku, ku-t-ta SU{MES) . uk-ku.

kn-t-ta ashi-s, ku-t-ta e (i)p-pi hu-t-ta; ku-t-ta tal-li-k , ku-t-ta '"!< ti-ip-pa pe-{{)p-ra . ka.

4 2

(9)

Bork, Nochmals das AUer der altpersischen Keilschrift. 577

me-ne ostip-pi. me "Ha-at-ja-u-S mar-ri-ta . a-ti-ma »'u ten-

ke-ja ; tas-su . {i)p-pe sa-pi-s.

Die erste Zeile ist klar: „Durch die Gnade Ahuramazdas

machte ich Schriftstücke in anderer Weise'. Es folgt in Zeile 2

ein unübersetzt gelassenes Wort, an das sich der taje-ikki auf- 5

nehmende Relativsatz „was vorher nicht war' anschließt. Die dritte

Zeile gibt eine Berichtigung dazu: „sowohl auf Ton, als auch auf

Leder'. Der Rest ist einigermaßen verständlich:

„Sowohl den Namen als auch das Siegel (?) machte ich; es wurde so¬

wohl gesohrieben, als auch wurde die Schrift mir dort vorgelesen, lo

Dann sandte (wörtlich: brachte) ich die Schriftstücke ... in alle

Länder; und die Völker nahmen sie an'.

Es tut mir leid, daß ich Weißbach die „ephemere Lesung'

mur-ri-ja-ma „vorhalten' muß, aber ich kann es nun einmal nicht

umgehen , da ich sie für sehr erwägenswert halte. Nach Abzug 15

seiner Gründe 3. und 4. (S. 840), die sich gegen eine auch mir

unmöglich erscheinende Übersetzung HoflFmann-Kutschke's wenden,

hat Weißbach zwei weitere dagegen geltend gemacht: Da das

Zeichen flAR, HIR, MUR „an allen Stellen, wo es kon¬

trolliert werden kann, den Silbenwert har hat, so ist eine 20

andere Lesung, wenn nicht direkt ausgeschlossen, so doch sehr

unwahrscheinlich" (von Weißbach gesperrt). Dagegen kann

ich nur wiederum sagen , daß es unmethodisch ist , in diesem be¬

sonderen Falle auf das Zeugnis der alten Inschriften zu verzichten,

die uns doch sonst so manche wertvolle Aufschlüsse gegeben haben. 25

Diese Art der Kontrolle hat Weißbach übrigens grundsätzlich an¬

erkannt, indem er jetzt tallik (für rilik), tingiia (besser freilich:

tenkeja, da die alten Texte durchweg te-en-kc-h bieten; für früheres muggija^); tassubbe (richtiger: tassupipe) für älteres tasiutumpe)

liest. Nach diesen Erfahrungen wäre ein wenig mehr Vorsicht am 30

Platze gewesen, auch hätte sich eine bescheidene Anfrage bei den

alten Schreibern wohl verlohnt. Diese alten Herren verwenden

nämlich die dreilautigen Zeichen aus freundlicher Rücksichtnahme

seltener als ihre Nachfahren, damit wir uns nicht „Jahre und Jahr¬

zehntelang den Kopf zu zerbrechen" brauchen. Da sie in den alten

Bauinschriften durchweg mu-ur-tah bezw. mu-ur-ta-h (MDEP. III,

Nr. 5, 7—10. 14 u. ö.) „ich stellte anf geschrieben haben, so kann

doch kein Zweifel obwalten, daß in Bg. II, 5 muy(^)-ta-ak „er saß'

und in NakS-i-Rostem 29 f. mur{\)-ta „ich stellte' zu lesen ist.

Damit ist der erste Gegengrund Weißbach's erledigt. Es kann 10

ar-ri-ja.ma ebensowohl gelesen werden wie mur- [oder

nach anderen Erfahrungen wahrscheinlicher mir-] ri-ja . ma.

Hier möchte ich noch betonen , daß Weißbach's mit Nach-

1) Vgl. Or. Lit. Ztg. 1904, Sp. 43«. Wieder keine Bemerkung

darüber!

(10)

578 Bork, Noclimals das Alter der altpersischen Keilschrift.

druck ausgesprochener Grundsatz, wie man bei der Bestimmung der

Zeichenwerte zu Werke gehen müsse, der vor Jahren wegen seiner

kritischen Negation gegenüber der üppigen Phantasie mancher

Forscher berechtigt war, heute nicht mehr vertreten werden kann.

8 Die alten Urkunden ergeben immer wieder, daß die altelamischen

Zeichen mindestens dieselben Werte haben wie die entsprechenden

babylonischen , und wahrscheinlich noch einige weitere dazu. Da

sich ferner heute die Entwicklung der neueren Schriftformen aus

den älteren infolge der Auffindung von Zwischengliedern^) einiger-

10 maßen überschauen läßt, so wird man auch damit rechnen dürfen,

daß die neuelamische Schrift die zahlreichen Silbenwerte der alten

besessen haben wird. Es ist heute nicht mehr angebracht, Schreibungen

wie tar-la-ak oder pir-2n-S, die so auffallend von der Norm ab¬

weichen, zu vertreten; sie sind vielmehr durch Sil-la-ak^) (alt Sil¬

is, ha-ak) und sap{\)-p{-iS zu ersetzen. Zu letzterem ist sa-pi-i' in

Bg. L nur eine graphische Variante. Die Bedeutung des Verbums

ist nach Bg. III, 43 capere''').

Weißbach's zweiter Gegengrund ist folgender: „Der Zeichen¬

komplex har-ri-ja ist in dieser Lesung und mit der Bedeutung

20 „arisch" gesichert N. R. a. 11. Es ist also das Wahrscheinlichste,

daß rait dem gleichen Zeichenkomplex auch hier dasselbe Wort

geraeint ist". Seine alte Übersetzung lautet: „har-ri-ja-ma heißt wörtlich: „arisch-in" d. h. . . . in arischer Schrift und Sprache". —

Zunächst bliebe schon unklar, ob Schrift oder Sprache oder beide

25 geraeint seien , und ein Mißverständnis lag sicher nicht im Sinne

des Verfassers des Textes, so daß man einen genaueren Ausdruck

erwarten müßte, etwa titme Arrijapna oder ti^ipi Arrijanam o. ä.

Machen wir den Versuch, wie solch ein ungenauer Ausdruck wirken

muß : Worauf bezieht denn Weißbach ihn ? Wenn er ihn auf

80 Schrift bezieht, die also arisch sei, dann hat er ja die volle

Breitseite des Zeugnisses gegen sich, das Dareios selbst ablegt: er

schreibt iranische Keilschrift und erklärt nun, daß er zu versendende

Schriftstücke auch in anderer Weise gemacht habe , nämlich

in einer arischen Schrift, die es vor dem nicht gab, sowohl auf

35 Ton wie auf Leder — bisher hatte man nur den Stein benutzt.

Von der Schöpfung der iranischen Keilschrift ist also bei dieser

Auffassung nicht die Rede; eher noch könnte man rait Herzfeld an

die Mutter des Pahlawi denken.

Wer steht aber dafür ein, daß die Übersetzung von arrija . ma

40 „in arischer Schrift" richtig sei? Könnte vielleicht taje . ikki arrija. ma bedeuten „auf andere Weise als in arischer Schrift?"

Nämlich elamisch, babylonisch, ägyptisch, aramäisch ?

1) Vgl. Or. Lit. Ztg. 1907, Sp. 477 ff. und 1904, Sp. 437 f. Ubor hil und ten.

2) So nach Hüsing.

II) Weitere Belege finden sich in dor Or. Lit. Ztg. 1906, Sp. 4«5, Z. 2,^>—10 V. u. Diese Stelle, die ursprUnglich eine redaktionelle Fußnote werden sollte, ist versehentlich in deu Text geraton.

(11)

Bork, Nochmals das Alter der altpersischen Keilschrift. 579

Nun ist aber das von Weißbacb herausgegebene, in Babel ge¬

fundene Bruchstück der babylonischen Übersetzung des Bagistan-

textes eine Stein-Inschrift (auf Dolerit. Weißbach, Babylon. Miscellen S. 24), weder auf Ton noch auf Leder, und die Stellung des arrija . tna

sowie das andersartige Suffix zeigt, daß es mit aJat und 8 Ü{MES) f>

nicht parallel steht. Der Text Bg. L würde also nicht auf die

Duplikate der großen Bagistan-Inschrift Bezug nehmen und kann

keine Keilschrift meinen, da solche auf Leder nicht

schreibbar ist; kurz , wenn Weißbach arrijama lesen und auf

die Schrift beziehen will, so spricht nichts für seine Hypothese. lO

Versuchen wir es mit mirrija . ma (oder murrija . ma) , das

an sich ebensogut möglich ist. Nach Loslösung des Lokativsuffixes

ma erhält man mirrija, wovon wiederum das Suffix ja abzutrennen

ist, das in den alten Bauinschriften ein sächliches Adjektivsuffix

zu sein scheint. Man vergleiche ak-ti.ja „alt"^), la-an-si-ti .ja ib

,neu"^), ca-al-mu e-ri-en-tu-um .ja „ein Bild aus gebranntem

Ton" usw. Mithin hieße mirri.ja „etwas mirri {murri)-ges' .

Da die beiden Vokabeln muru „Erde" und murrim „Myrrhe" für

die Deutung schwerlich in Betracht kommen dürften, müßte man

auf einen anderen, unbekannten Stamm raten. Nun handelt es sich 20

sicher um etwas, das bei der Herstellung von Schriften irgendwie

in Betracht kommt, das aber das Material nicht sein kann, worauf

man schreibt. Könnte man vielleicht an „Tinte" oder „Tusche"

denken ? Mit irgendeiner Schreibfarbe wird man sicher auf Leder

geschrieben haben, und auf Ton ist dieser Modus wenigstens möglich, 25

wie die roten Randbemerkungen des ägyptischen Beamten auf den

Amarnatafeln beweisen. Auch bei dieser versuchsweisigen Lesung

und Deutung läßt sich kein Anhaltspunkt dafür gewinnen, daß die

persische Keilscheift zur Zeit des Darius erfunden worden ist.

Eins aber kann als sicher gelten, daß wir noch nicht wissen, welche so

von den beiden Lesungen arrija . ma oder murri (mirri) .ja . ma

„ephemer" ist. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als auf neue

Funde zu warten, die das Dunkel erhellen. Ich bin sogar „gewissenlos"

genug, aus denselben Gründen wie Herzfeld (ZDMG. 64, S. 64)

Ausgrabungen z. B. in Hamadän dringend zu empfehlen. 35

Auffallend voreilig ist die Art, wie sich Weißbach S. 841 über

die Gründe hinweg setzt, die Marquart, Hüsing und andere dafür

angeführt haben, daß die iranische Keilschrift zur Zeit des Dareios

eine lange Entwicklung hinter sich hatte. Diese Voreiligkeit muß

gerade bei Weißbach auffallen, der in der ZDMG., Bd. 61, S. 725 4o

schreibt: „Ob uSa eine Nebenform von u.ätra .... ist, mögen die

Iranisten ausmachen" (von mir gesperrt). Er bekennt sich

also als Nichtiranist , hat dennoch gewagt, die altiranischen Keil¬

inschriften herauszugeben und dürfte für viele darm als „Fachmann"

gelten , der nun ein Recht hätte , Hüsing's Behauptung , daß die 45

1) Diose Übersetzung verdanke icb einer Mitteilung Hüsing's.

4 2 ♦

(12)

580 Bork, NochmaU da» Alter der altpersischen Keilschrift.

„Perser ihre Keilschrift von den Medern übernommen haben müssen",

als „rein phantastisch" und unbewiesen zurückzuweisen. Darüber

dürfte der also Angegriffene selbst ein Wörtlein zu reden haben.

Aber Folgendes sei hier um der Sache willen beigebracht.

6 Marquart (Unters, zur Geschichte von Eran II, S. 193,

Philologus Suppl. X) schrieb: „Die Beschaffenheit der altpersischen

Schrift sowie gewisse Eigentümlichkeiten derselben sind nur unter

der Voraussetzung verständlich, daß sie bereits eine längere Ent¬

wicklung hinter sich hatte". Das war 1905, und M. verwies dazu

10 noch auf Jensen in ZDMG. 55, S. 239.

Die Gründe Marquart's können keine anderen sein als die von

Hüsing in seiner Dissertation von 1897 methodisch und ausführlich begründeten, und nach seinen bisherigen Transskriptions-Experimenten

würde Weißbach wohl gut daran tun, von dieser Arbeit eines

15 Näherstehenden nun endlich Kenntnis zu nehmen.

Wenn aber eine lange Entwicklung vorliegt, dann rät man

unwillkürlich auf das Mederreich als den Ort, wo sie sich vollzog.

Zudem liegt nun die Tatsache vor, daß man gewisse Laute mit

zwei Zeichen schreiben und wiederum mit einem Zeichen zwei

80 Laute ausdrücken konnte (Or. Lit. Ztg. 1900, Sp. 403). Wenn

Weißbach darin nicht einen einfachen Nachweis zu erkennen

vermag, daß hier die Schrift von einer Mundart auf eine andere

übergegangen ist, dann ist es seine Pflicht, die Tatsachen anders

zu erklären: Er tue das! Und dazu möge Or. Lit. Ztg. 1908,

«5 Sp. 363 ff. weiteres Material abgeben.

Wir stehen hier wieder vor einem Falle der gleichen Art : was

W. zu durchdenken zu viel Mühe macht, wird als unbewiesen

abgelehnt. Und auf dem Fuße folgt mit Nr. 3 ein .dritter Fall

gleicher Art: „Die kunstgeschichtlichen Gründe, die Herzfeld

so für das höhere Alter des sogenannten Kyros-Reliefs und damit der

bekannten dreizeiligen Inschrift von Murghäb ins Feld geführt hat,

bedürfen — nach Weißbach — der Nachprüfung durch unbefangene

Archäologen 1)". In Wahrheit sind die Gründe Herzfeld's so über¬

zeugend, wie Gründe selten sind, sie erweisen wirklich „jeder für

85 sich und alle vereint mit unwiderleglicher Kraft, daß diese Ruinen

mit ihrer Inschrift nur Werke des großen Kyros sein können".

Freuen wir uns also wenigstens, daß W. versichert, er habe

nicht das geringste Interesse daran, ob die arische Keilschrift unter

Dareios oder vor ihm eingeführt worden ist. Nur fragt man sich

40 dann doch, warum er derartige allen Tatsachen widersprechende

Behauptungen aufstellt und dann — seinen Gegnern die Beweislast

zuschiebt. Ist es nicht vielmehr Weißbach's Aufgabe , zunächst

einmal zu zeigen, daß überhaupt etwas für seine Hypothese spricht,

die kaum noch mehr aus der Luft gegriffen sein könnte?

1) Die Antwort hierauf ist bereits in gebührender Weise erfolgt (ZDMG. 64, 8. 63 f.).

4 2 *

(13)

581

Satkäya.

Von Max Walleser.

In einem , Satkäyasamjülliftam ' überschriebenen Aufsatze

(ZDMG. 63 [1909], p. 438f.) hat sich Lefmann gegen die von

Childers in seinem Pali - Dictionary vertretene Auffassung des Be¬

griffes sakkäya bezw. sansk. satkäya gewendet. In einer Notiz

(ebd. p. 858) äußerte sich Oldenberg im allgemeinen zustimmend 5

hierzu, nachdem er sich schon früher zu der Herleitung von Pali

sakkäya aus sat-käya bekannt hatte. Die Frage der Etymologie

des sakkäya ist deshalb von besonderer Bedeutung , weil sie für

die Beurteilung des Verhältnisses von Pali und Sanskrit in Betracht

kommt , und so mag es nicht überflüssig sein , auch diejenigen lo

Argumente zu Wort kommen zu lassen, welche für die von Childers

vertretene Ableitung sprechen.

Wenn ich von vornherein bemerke , daß ich die letztere für

die richtige halte, so geschieht dies aber unter dem Vorbehalt einer

wesentlich verschiedenen Begründung. Die Verdoppelung des k 15

{sakkäya statt des erwarteten sakäya) erklärt Childers damit, daß

eine Kompensation für den Verlust des v stattgefunden hätte, und

fügt patikküla und abhikkanta als Analogieen an. Aber beide

Beispiele sind nicht stichhaltig ; das erste nicht, weil man annehmen

müßte, daß der ausgefallene Konsonant über zwei Silben hinaus 20

gewirkt hätte, — das zweite nicht, weil das betreffende Wort nicht

aus abhikänta (wie Ch. annimmt) , sondern aus abhikränta zu

erklären ist. Auch den Versuch E. Müller's (Pali grammar, p. 18),

etymologisch nicht zu begründende Verdoppelung einfacher Kon¬

sonanz — als Beispiel führt er auch sakkäya an — durch die von 25

Kaccäyana (7, 5. 13) gegebene Regel, wonach eine Silbe mit kurzem

Vokal vor Doppelkonsonanz als lang zu betrachten wäre, zu recht¬

fertigen, kann ich nicht als eine befriedigende Lösung der Schwierig¬

keit anerkennen, da es nicht darauf ankommt festzustellen, daß,

sondern warum die Silbe lang ist. Ich nehme vielmehr als Urform so

von Pali sakkäya ein svat-käya an, indem ich daran erinnere, daß

sansk. sva, .eigen', ursprünglich pronominal flektiert (vgl. Thumb,

Handbuch des Sanskrit, § 376, 4) und daher — ebenso wie z. B.

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daß ukku „auf nicht stehen kann, sondern appa „welches' ergänzt so.. werden muß, was Foy, ZDMG. 832 meint, sondern dasselbe wie ich. L braucht wohl endlich nicht mehr