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Archiv "Kooperation mit Selbsthilfegruppen" (03.04.1992)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT THEMEN DER ZEIT

heit" offenbar auch in zahlreichen europäischen Staaten genießt, er- scheint eine sachgerechte, verständ- liche Unterrrichtung der Öffentlich- keit über neue medizinische Er- kenntnisse geboten. Da sich ange- sichts des zeitgenössischen Gesund- heitsbewußtseins für die Medizin als Wissenschaft, bisher jedenfalls, kaum das Bedürfnis ergeben hat, die Notwendigkeit ihrer Forschung so nachdrücklich zu begründen, wie das zum Beispiel für geisteswissenschaft- liche Disziplinen zum Überleben ge- radezu unerläßlich ist, sind medizini- sche Forscher oft nicht geneigt, ihre Erkenntisse der nichtwissenschaftli- chen Öffentlichkeit vorzulegen und sie mit ihr zu diskutieren. Als Hin- dernisse wirken sich dabei offenbar aus die notwendige Transpositon der Fachterminologie in eine allgemein verständliche Sprache und die For- derung, eine für den Laien verständ- liche Form der Darstellung zu fin- den, die dennoch mit wissenschaftli- chen Kriterien vereinbar ist.

Sprach

-

Probleme

Wissenschaftsjournalisten oder Mitarbeiter der übrigens in Europa noch vergleichsweise seltenen Wis- senschaftsredaktionen bei Tageszei- tungen stehen vor einem ähnlichen Problem: Sie müssen wissenschaftli- che Terminologie und Fachbeiträge erarbeiten, um auf dieser Grundlage einen den Laien ansprechenden Be- richt zu verfassen. Der unverzichtba- re Dialog zwischen Wissenschaftlern und Wissenschaftsjournalisten wür- de die Qualität des Wissenstransfers für die Öffentlichkeit entscheidend verbessern.

Veranstalter, Referenten und Teilnehmer des Symposiums disku- tierten in dem vollen Bewußtsein, daß es bestenfalls gelingen konnte, einige Gesichtspunkte des General- themas anzusprechen, zahlreiche Aspekte jedoch unberücksichtigt bleiben mußten. Bei einem offenbar geplanten weiteren Symposium zum gleichen Thema sollen Ansätze zur Lösung der beschriebenen Probleme erörtert werden.

Prof. Dr. med. Elmar Doppelfeld A1-1220 (36) Dt. Ärztebl. 89, Heft 14,

Kooperationserfahrene Ärzte begründen mit überzeugenden Argu- menten ihre langjährige Zusammen- arbeit mit Selbsthilfegruppen. Sie schätzen nicht nur die persönliche Entlastung und die wechselseitige Ergänzung der Hilfeleistungen hoch ein, sondern sie konnten auch fest- stellen, daß Selbsthilfegruppen sozi- al integrativ wirken und allgemein gesundheitsfördernd auf die Lebens- führung der Patienten, auf die Medi- kamenten-Compliance und auf die Bereitschaft zu aktiver Mitarbeit bei der Behandlung von Krankheiten positiv Einfluß nehmen. Wenn diese Zusammenarbeit zustandekommt, wird sie von allen Beteiligten als nützliche Ergänzung empfunden.

Andererseits beeinflussen noch häu- fig Vorurteile, Skepsis und Unsicher- heiten das nutzbringende Zusam- menwirken negativ.

1 Pilotprojekt

Seit dem Jahr 1988 führen die Kassenärztliche Vereinigung West- falen-Lippe und das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (ZI), Köln, unterstützt durch eine schon bestehende Infrastruktur der 3. April 1992

Selbsthilfegruppen im Bereich der Bezirksstelle Bielefeld, ein dreijähri- ges Pilotprojekt zur Verbesserung solcher Kooperation durch. Eine ex- terne wissenschaftliche Begleitung gewährleistet, abschließend evaluier- te Interventionsmaßnahmen aufzu- zeigen, deren Einsatz auch in ande- ren Regionen erfolgversprechend ist.

Erste Kooperationsbera- tungsstelle eingerichtet

Aufgrund der bisherigen guten Ergebnisse hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe be- reits Konsequenzen aus dem Projekt gezogen, indem sie eine Kooperati- onsberaterin fest anstellte. Die Di- plom-Pädagogin hat sich in der Pro- jektarbeit bewährt und wird in Zu- kunft auch anderen Bezirksstellen der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe zum Thema „Ko- operation mit Selbsthilfegruppen"

als Ansprechpartnerin zur Verfü- gung stehen. So können das bisher Erreichte verfestigt und erfolgver- sprechende Ansätze ausgebaut wer- den. Zusätzlich wird diese Beraterin weitere Aufgaben im Bereich „Ge- sundheitsförderung durch Ärzte"

übernehmen.

Kooperation

mit Selbsthilfegruppen

Bielefelder Modellversuch der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe

Ulrich Oesingmann

Chronisch Kranke und Behinderte suchen immer häufiger Unter-

stützung in Selbsthilfegruppen, um psychischen Leidensdruck

und krankheitsbedingte Alltagsprobleme besser bewältigen zu

können. Auch für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte eröff-

nen sich durch eine Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen neue

Möglichkeiten, ihren Patienten besonders bei psychosomatischen

und psychosozialen Problemen zu helfen.

(2)

Krebs

Beratung/Gruppen

II. Stock,Zi 216/215

Kooperationsunter- stützung

Während des Modellversuchs wurden Aktivitäten und Instrumente erprobt, die sich zur Förderung der Kooperation als tragfähig erwiesen haben. Neben der Einrichtung der Kooperationsberatungsstelle gehö- ren dazu:

> Kommunikationsseminar für Ärzte:

In diesem von einer Diplom-Psy- chologin geleiteten Seminar wurden den Teilnehmerinnen und Teilneh- mern Kenntnisse zur Gesprächsfüh- rung mit Selbsthilfegruppen-Mitglie- dern vermittelt. Die Seminare wur- den als sehr informativ bewertet. Die Teilnehmer betonten, daß die erwor- bene zusätzliche kommunikative Kompetenz nicht nur die Begegnung mit Selbsthilfegruppen erleichtert, sondern auch im Praxisalltag nütz- lich ist.

Vorläufige

Projektbewertung

Eine schriftliche Zwischenbefra- gung im Herbst 1990 ließ bereits er- kennen, daß Ärzte zwecks Koopera- tion mit Selbsthilfegruppen deutlich aktiver wurden:

34 Prozent aller Ärzte der Be- zirksstelle Bielefeld gaben an, öfter als früher den Patienten die Mitar- beit in Selbsthilfegruppen zu emp- fehlen.

15 Prozent der Ärzte berichte- ten, mehr Kontakte zu Selbsthilfe- gruppen gehabt zu haben als zuvor.

Bei 13 Prozent der Arzte hat das Projekt zu neuen Kontakten mit Selbsthilfegruppen geführt.

36 Prozent der Arzte bestätig- ten, daß das Projekt der Kassenärzt- lichen Vereinigung Westfalen-Lippe für sie neue Informationen gebracht oder Anregungen gegeben hat.

Nicht selten war von Selbsthilfe- gruppen zu erfahren, daß sie sich durch das Projekt in ihrer Motivation

> Ärzte-Seminar „Hausärztliche Kooperation mit Selbsthilfegruppen — Ansätze für die tägliche Praxis":

Aufbauend auf dem Kommuni- kationsseminar wurden mit einem ärztlichen Selbsthilfegruppen-Exper- ten spezielle Erfahrungen im Um- gang mit Selbsthilfegruppen-Mitglie- dem erörtert und Verhaltensmög- lichkeiten des Arztes in schwierigen Situationen besprochen. Auch diese Veranstaltungen wurden nach Inhalt und Ablauf positiv beurteilt.

> Forum-Veranstaltungen:

Die Zusammenkünfte („Forum- Veranstaltungen") dienten vor allem dem gegenseitigen Kennenlernen und Erfahrungsaustausch. In Kurz- referaten stellten sich Selbsthilfe- gruppen den Ärzten vor; sie disku- tierten unter Leitung eines Modera- tors mit ihnen die gegenseitigen Er- wartungen. Wenngleich vielfältige Probleme zur Sprache kamen, zeigte sich, daß ein sachlicher Informati- onsaustausch möglich ist. Nicht sel- ten wurden erste konkrete Koopera- tionsabsprachen getroffen.

bestärkt fühlen, niedergelassene Ärzte häufiger um Zusammenarbeit zu bitten.

Patienten waren zufrieden dar- über, mit ihrem Hausarzt über die

Existenz und Arbeitsweise ihrer Selbsthilfegruppen sprechen zu kön- nen.

Bei der Kooperation geht es nicht darum, daß Ärzte sich den Selbsthilfegruppen ständig zur Ver- fügung stellen. Eine bessere Zusam- menarbeit wird auch dadurch erzielt, indem Empfehlungen an Patienten zur Mitarbeit in Selbsthilfegruppen ausgesprochen werden, Informati- onsmaterial im Wartezimmer ausge- legt wird und Selbsthilfegruppen ei- ne Ärztin oder einen Arzt bitten können, medizinische Informationen anläßlich ihrer Treffen zu vermit- teln.

1 Perspektiven 1

Für die Mehrheit der Ärzte war bislang Selbsthilfeförderung kein zentrales Thema. Deshalb haben niedergelassene Ärzte kaum prakti- sche Erfahrungen mit Selbsthilfe- gruppen. Der Modellversuch in Bie- lefeld hat gezeigt, daß beide Seiten von der ärztlichen Motivierung der Patienten zur Mitarbeit in Selbsthil- fegruppen profitieren. Aber auch die Unterstützung durch die Kassenärzt- liche Vereinigung ist gefragt. Dazu bietet sich an, in dieser eine Koope- rationsberatungsstelle zu institutio- nalisieren.

Zur bundesweiten Umsetzung wird das Zentralinstitut für die kas- senärztliche Versorgung — nach Be- schreibung und Wertung aller bishe- rigen im Modellversuch entwickelten Aktivitäten — ein Konzept zur Ko- operationsförderung erarbeiten und allen Kassenärztlichen Vereinigun- gen der Länder anbieten, wenn sie diesen neuartigen und erfolgverspre- chenden Weg als sinnvolle Ergän- zung der bisherigen ärztlichen Maß- nahmen bei der Betreuung chronisch Kranker beschreiten wollen.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Ulrich Oesingmann 1. Vorsitzender der

Kassenärztlichen Vereinigung

Westfalen-Lippe

Westfalendamm 45 W-4600 Dortmund 1

Dt. Ärztebl. 89, Heft 14, 3. April 1992 (39) A1-1223

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