A1430 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 21⏐⏐25. Mai 2007 DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG
Entwicklungsländer besonders belastet
Das zunehmende Altern der Bevölkerung wurde bisher als typische Ent- wicklung der Industrie- länder angesehen, weil dort die Geburtenraten sinken, sich der Gesund- heitszustand verbessert und die durchschnittliche Lebenserwartung steigt.
Inzwischen prognostizie- ren Experten jedoch einen dramatischen Alterungs- prozess der Bevölkerung in allen Teilen der Erde.
Während heute weltweit fast 500 Millionen Men- schen im Alter von 65 Jahren oder älter leben, wird die- se Altersgruppe bis zum Jahr 2030 auf eine Milliarde angewachsen sein. Da sich das globale Altern je- doch nicht überall mit gleicher Ge- schwindigkeit vollzieht, sind die Folgen unterschiedlich. Das geht
aus dem Bericht „Why Population Aging Matters: A Global Perspec- tive“ hervor, der anlässlich der in- ternationalen Konferenz über „Glo- bales Altern“ in Washington vorge- legt wurde. Veranstalter waren das Außenministerium der USA und das
„National Institute of Aging“.
Besonders schnell wird danach der Anteil alter Menschen in den weniger entwickelten Ländern wach- sen, und zwar viel schneller als dies in Europa geschehen ist. So wird sich zum Beispiel in Brasilien eine Verdoppelung des Anteils der über 65-Jährigen von sieben auf 14 Pro- zent innerhalb eines Zeitraums von nur 20 Jahren vollziehen. Für das gleiche Ausmaß an demografischem Wandel benötigte Frankreich 115 Jahre (von 1865 bis 1980).
Als Folge dieses globalen Alte- rungsprozesses wird in zehn bis 15 Jahren in jedem Erdteil einschließ- lich Afrika der Verlust von Gesund- heit und Lebensjahren durch chroni- sche Krankheiten größer sein als der durch Infektionskrankheiten wie Aids oder Malaria. Entwickelte Länder
mit leistungsfähigen Gesundheits- systemen werden einen Wandel durchlaufen. Dort werden die zunächst vorherrschenden Infekti- onskrankheiten allmählich durch chronische Krankheiten verdrängt werden. Dagegen werden sich die meisten Entwicklungsländer gleich- zeitig gegen beide Krankheitsarten zur Wehr setzen müssen. Sie haben infolge des raschen demografischen Wandels eine doppelte Krankheits-
last zu tragen. IW
SIMBABWE
Gesundheitswesen in der Krise
Die Zimbabwe Association of Doc- tors for Human Rights (ZADHR), ein Zusammenschluss von Ärzten, der sich für die Einhaltung der Men- schenrechte in dem südafrikani- schen Land einsetzt, hat massiv das Gesundheitssystem in Simbabwe kritisiert. In einer Petition fordert die Organisation die Einhaltung des Rechts auf angemessene medizini- sche Versorgung für alle Staatsbür- ger. Durch Regierungsangehörige komme es zu groben Verletzungen der Menschenrechte. Hochrangige Oppositionsanhänger und zahlrei- che weitere Menschen seien ver- letzt, verstümmelt und traumatisiert worden. Ärzte würden vonseiten der Regierung gegen ihren Willen daran gehindert, sogenannte politisch in- akzeptable Bürger ausreichend me- dizinisch zu versorgen. Diese Situa- tion sei unhaltbar.
Die Menschenrechtsverletzun- gen verschlechterten die ohnehin schwierigen Lebensbedingungen in Simbabwe. Die Lebenserwartung von Frauen sei mit 34 Jahren die niedrigste der Welt. 21 Prozent der Erwachsenen in Simbabwe sind den Angaben zufolge HIV-positiv und 80 Prozent der Bevölkerung sind ar- beitslos. Daher haben auch nur we- nige Menschen Zugang zu Medika- menten.
Kontakt: Zimbabwe Association of Doctors for Human Rights:
zadhr@mweb.co.zw, oder Zimbab- we Medical Association: zima@zol.
co.zw. sun
Weitere Fälschungen des verschrei- bungspflichtigen Arzneimittels Ta- miflu®(Wirkstoff: Oseltamivir) sind aufgedeckt worden. Wie das Bun- desinstitut für Arzneimittel und Me- dizinprodukte (BfArM) mit- teilt, wurden die Produkte in Südkorea sichergestellt und in einem Fall über das In- ternet bezogen. Chemische Analysen ergaben, dass das Produkt keinen Wirkstoff be- ziehungweise statt Oseltami- vir das Antibiotikum Metro- nidazol enthielt. Wegen der in Südostasien aufgetretenen Fälle von Übertragungen des Vogelgrippe-Erregers H5N1 besteht dort ein Anreiz, Tamiflu be- ziehungsweise Fälschungen dieses Arzneimittels über unseriöse Wege zu vertreiben.
Das BfArM warnt in diesem Zu- sammenhang nochmals davor, Arz- neimittel aus unsicheren Quellen
über das Internet zu erwerben. „Für den Patienten sind die geschickten Fälschungen in der Regel nicht zu erkennen. Die Einnahme von ver- schreibungspflichtigen Arzneimit-
teln ohne die vorherige Konsultati- on eines Arztes kann zudem wegen der fehlenden ärztlichen Kontrolle mit hohen Risiken für die Gesund- heit verbunden sein“, betonte Prof.
Dr. med Reinhard Kurth, Leiter des
BfArM. zyl
A K T U E L L
ARZNEIMITTELSICHERHEIT
Warnung vor Tamiflu
®-Fälschungen im Internet
Foto:dpa Foto:ddp