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Langzeitbehandlung der Ulcus-duodeni-Erkrankung mit H 2-Blockern:
Cimetidin versus Ranitidin
Während die Wirksamkeit von Ra- nitidin in der Akutbehandlung der Ulcus-duodeni-Erkrankung als ge- sichert angesehen werden darf, sind die Langzeiterfahrungen mit dieser Substanz bisher noch be- grenzt. Aus diesem Grunde wurde der Effekt einer einmal abendli- chen Gabe von 150 mg Ranitidin mit der von 400 mg Cimetidin bei Patienten mit chronisch rezidivie- render Ulcus-duodeni-Erkrankung direkt verglichen.
61 ambulante Patienten mit endo- skopisch nachgewiesener Ulkus- abheilung wurden in randomisier- ter Anordnung über einen Zeit- raum von 1 Jahr mit 150 mg Raniti- din oder 400 mg Cimetidin abends behandelt. Kontrollendoskopien erfolgten nach 6 und 12 Monaten bzw. bei erneutem Auftreten von Ulkusbeschwerden.
In 3monatigen Abständen wurde eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Von den 61 Patien- ten, die die Studie beendeten, nahmen 28 Patienten Ranitidin und 33 Patienten Cimetidin. Beide Gruppen waren hinsichtlich Alter, Geschlecht, Dauer der Ulkusana- mnese, Rauchgewohnheiten und Alkoholkonsum miteinander ver- gleichbar.
In der Ranitidin-behandelten Gruppe traten 4 symptomatische und 3 asymptomatische Ulzera auf, was einer Gesamtrezidivrate von 25 Prozent entspricht. Unter Cimetidin wurden 3 symptomati- sche und 5 asymptomatische Ulze- ra beobachtet (Gesamtrezidivquo- te 24,2 Prozent. Gravierende Ne- benwirkungen wurden weder un- ter Ranitidin noch unter Cimetidin registriert. Unter beiden H 2-Blok- kern wurden geringfügig rever- sible Erhöhungen von Bilirubin, alkalischer Phosphatase und gGT festgestellt.
Beide H 2-Blocker sind somit auch in der Rezidivprophylaxe der chro- nisch rezidivierenden Ulcus-duo- deni-Erkrankung gleich wirksam.
Smn
Hunt, R. H.; Walt, R. P.; Trotman, I. F., et al.:
Comparison of ranitidine, 150 mg nocte, with cimetidine, 400 mg nocte, in the maintenance treatment of duodenal ulcer, in: The Clinical Use of Ranitidine, The Medicine Publishing Foundation, Oxford (1982) 192-195
Hepatitis-B-Vaccine wirkungslos
bei HBsAg-Carriern
Rund 200 Millionen Menschen gel- ten als chronische Träger des He- patitis-B-Virus und dienen als Re- servoir für eine menschliche Infek- tion. Nachdem eine effektive He- patitis-B-Vaccine zur Verfügung steht, wurde versucht, bei HBsAg- Trägern durch eine Vaccination mit einem geringfügig modifizier- ten Australia-Antigen eine Sero- konversion zu erzielen. 16 chroni- sche Carrier erhielten bis zu 6mal in monatlichem Abstand die Vac- cine. Bei keinem der geimpften verschwand jedoch das HBsAg aus dem Blut, bei einem von 10 war jedoch das e-Antigen nicht mehr länger nachweisbar.
Die Serum-GPT-Werte fielen bei 8 Patienten ab, blieben bei 6 unver- ändert und stiegen vorüberge- hend bei 2 an. Diese Veränderun- gen konnten jedoch nicht auf die Impfung bezogen werden, bei den ALAT-Anstiegen lag wahrsbhein- lich eine sporadische Infektion mit NANB-Hepatitis vor. Nebenwirkun- gen wurden, von lokalen abgese- hen, nicht beobachtet. Zumindest kann aufgrund der vorgelegten Daten festgehalten werden, daß ei- ne Vaccination eines chronischen HBsAg-Trägers keine nachteiligen Folgen hat, auch wenn eine Sero- konversion nicht zu erzielen ist. W
Dienstag, J. L.; Stevens, C. E.; Bhan, A. K.;
Szmuness, W.: Hepatitis B vaccine adminis- tered to chronic carriers of hepatitis B surface antigen, Ann. int. Med. 96 (1982) 575-579, Gastrointestinal Unit and Department of Pa- thology, Massachusetts General Hospital, Bo- ston, Mass.
Das Syndrom
des braunen Darmes
Eine bräunliche Verfärbung der Darmmuskulatur wurde erstmals vor 100 Jahren von Blaschko be- schrieben. Diese Verfärbung geht auf Ceroid- oder Lipofuscin-Abla- gerungen zurück, wobei ein Vit- amin-E-Mangel als auslösendes Moment diskutiert wird.
Die Autoren berichten über einen 47jährigen Patienten mit kontinu- ierlicher Gewichtsabnahme bei chronischen Durchfällen, wobei die Serum-Vitamin-E-Spiegel mit 0,4 mg/dI deutlich erniedrigt wa- ren. Anläßlich einer Laparotomie wegen eines Tumorverdachts im Oberbauch, der sich jedoch nicht bestätigt, wurde die Diagnose ei- nes „brown bowel syndrome" ge- stellt, wobei eine transmurale Dünndarmbiopsie Pigmentgranu- la in der Muscularis propria ergab, die sich PAS-positiv, jedoch Eisen- negativ verhielten.
Unter einer Vitamin-E-Substitu- tionstherapie mit 400 E pro Tag normalisierten sich die Durchfälle, und der Patient gewann innerhalb von 6 Monaten sein ursprüngli- ches Gewicht zurück.
Ultrastrukturell läßt sich beim Syn- drom des braunen Darms eine Li- pofuscinbildung innerhalb der Mitochondrien nachweisen, die dann degenerieren.
Vitamin E als starkes Antioxydans schützt wahrscheinlich die Mito- chondrienmembran vor freien Ra- dikalen, wie sie bei der oxidativen Phosphorylierung entstehen.
Eine komplette Rückbildung der Pigmentablagerung unter einer mehrmonatigen Vitamin-E-Substi- tutionstherapie wurde mehrfach beobachtet.
Hosler, J. P.; Kimmel, K. K., Moeller, D. D.: The
„brown bowel syndrome": a case report, Am.
J. Gastroenterol. 77 (1982) 854-855 Division of Gastroenterology, Department of Internal Me- dicine, the University of Kansas College of Health Sciences and Affiliated Hospitals, Kan- sas City, Kansas
72 Heft 37 vom 16. September 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A