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Archiv "Kriegskinder: Ich erinnere mich" (08.07.2005)

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Assistenzarztgehalt vielleicht auch noch ein Häuschen ab- zahlen müssen, noch zusätzli- che Beiträge in diverse ÄV einzahlen soll, um dort seine Ansprüche zu verbessern, ist mir schleierhaft. Das Ärgerli- che daran ist, dass unsere eige- nen Kolleginnen und Kollegen diese Verschlechterung in den Verwaltungs- und Aufsichts- gremien der Kammern und Versorgungswerke anschei- nend widerspruchslos abge- nickt haben . . . In einer offizi- ellen Verlautbarung der ÄVWL wird als ein Grund für die neue Regelung auch der Ausgleich zwischen den finan- ziell angeblich sehr unter- schiedlich ausgestatteten Ver- sorgungswerken genannt. Die- ses berechtigte Anliegen nun auf dem Rücken einer Min- derheit von Kollegen auszu- tragen, die ab 2005 ein- oder mehrfach den Kammerbezirk wechselt, ist eine grobe, unkol- legiale Unverschämtheit. Wer sich diesen Ausgleich auf die Fahnen schreibt, der sollte redlicherweise die gesamte deutsche Ärzteschaft als Soli- dargemeinschaft einbeziehen.

Damit wären wir bei einem einheitlichen Bundesärztever- sorgungswerk analog zur BfA.

Doch durch solch einen muti- gen Reformschritt gingen si- cher ein paar schöne Pöstchen der jetzigen Kleinstaaterei verloren.

Dr. med. Rainer Lüttmann, Am Vogelsang 3, App. 318, 37075 Göttingen

Kriegskinder

Zu dem Beitrag „Die Generation der Kriegskinder: Kollektive Aufarbei- tung notwendig“ von Petra Bühring in Heft 17/2005:

Ich erinnere mich

. . . Im oben genannten Bericht wird suggeriert, „die Traumati- sierung der Kriegs- und Nach- kriegsjahre habe bei den Jahr- gängen 1928–1945 zu therapie- relevanten psychischen Stö- rungen geführt“. Damit wird unterstellt, dass Jugendliche in Friedenszeiten keinerlei (der- artigen) Störungen ihrer Ent-

wicklung unterlägen. Und das ist unzutreffend. Ich erinnere mich (Jahrgang 1918) sehr wohl der französischen Besat- zer – meist Marokkaner – in Bonn, die Straßen und Frauen unsicher machten. Ich erinnere mich auch der „Rheinlandbe- freiungsfeier“ (1927) mit der Rede Stresemanns (damals deutscher Außenminister), zu der meine Eltern geladen wa- ren. Auch in Russland, Italien, Spanien, Frankreich waren in den jüngst vergangenen Jahr- hunderten Zeiten zu beklagen, die einem jugendlichen Heran- wachsenden sehr wohl „trau- matische Erlebnisse“ besche- ren konnten. Für alle diese

„kollektive Aufarbeitung“ zu fordern, scheint mir eine grobe Verkennung der Zusammen- hänge. Vielmehr ist persönliche Bewältigung gefragt, zu der un- ter anderem die Akzeptanz von Unrecht gehört, das zu den Risiken des Lebens gehört.

Recht ist ein hohes Kulturgut, das öfter gesucht als gefunden wird. Kollektivschuld gehört nicht zu den Grundbegriffen deutschen Rechts, ist allerdings in der Bibel (Genesis) für die Vertreibung der ersten Men- schen aus dem Paradies verant- wortlich. Ein beliebtes Thema für Psychoanalytiker, die an

„Schuldbewältigung“ arbeiten, nicht etwa eigener, sondern je- ner anderer. Dass die selbster- nannten Problembewältiger für die Jahrgänge 1928 bis 1945 zur Remedur ihre Spenden- konten angeben, entlarvt ihren wahren Charakter . . .

Dr. med. Albert Cramer, Bäumerstraße 12, 49477 Ibbenbüren

Tabuthema

Ihr Artikel nimmt ein Thema auf, das bislang tabuisiert wur- de. Immerhin wird es jetzt, 60 Jahre nach Kriegsende, Gegen- stand von empirischen Unter- suchungen und von sozialer Sorge. Man kann spekulieren, ob es das Stigma der „Täter- kinder“ gewesen ist, das dazu geführt hat, die Thematik nicht wahrzunehmen, zu verdrängen oder sogar bewusst auszuklam- mern. Als fachliches Defizit er- scheint es mir auch, dass der Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 278. Juli 2005 AA1949

B R I E F E

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Aspekt der Kriegstraumatisie- rung in der Ausbildung der Psychotherapeuten seither nur eine unwesentliche Rolle ge- spielt hat, jedenfalls, was deut- sche Kriegsopfer angeht . . . Den Schuldaspekt kollektiv und persönlich zu beleuchten, erscheint unerlässlich, zumal auch an dieser Stelle eine pa- thogenetische Quelle entdeckt werden kann. Um innere und äußere Versöhnung herbeizu- führen, wäre eine hinreichend selbstkritische Aufarbeitung auch auf der Siegerseite (wozu keine Siegesparaden gehören)

hilfreich, die bisher lediglich von mutigen Außenseitern er- bracht wird . . .

Dr. Hans-Peter Grossmann, Kreuzstraße 23,

74321 Bietigheim-Bissingen

Aufarbeitung überfällig

Der Kriegskinderkongress kommt viel zu spät. In meinen Sprechstunden habe ich bei zahlreichen Patienten als Ursa- che für Beschwerden auf or- thopädischem Gebiet Trauma- ta aus der Kriegszeit gefunden, eben auch bei Patienten, die damals Kinder waren. Nur durfte das Thema mal eben touchiert, aber nicht ausrei- chend ausgelotet oder in Arzt- briefen detailliert dokumen- tiert werden, weil man sonst in die „rechte Ecke“ gestellt wor- den wäre . . . Und dass Herr Graumann gleich wieder dazu aufrief, die Schuldfrage nicht zu vergessen, zeigt, dass sich nichts geändert hat. Das Kind aber, das grausam traumatisiert wurde, hat damals von alledem nichts gewusst. Es wurde nur schlicht krank. Es hat, wenn es

gut ging, im Erwachsenenalter die Krankheit so verdrängt, dass es seinen Lebensunterhalt nach dem Krieg noch verdie- nen konnte. Manche konnten das nicht. Andere haben just dadurch Hochleistung ge- bracht. Das alles ändert aber nichts daran, dass das Thema schon lange hätte wissenschaft- lich aufgearbeitet werden müs- sen, wohlgemerkt nicht poli- tisch, nicht ideologisch, nicht historisch, sondern im besten Sinne zunächst erst mal ärzt- lich, ethisch und im exakten (eben wissenschaftlichen) Sinn

medizinisch-wissenschaftlich.

Die anderen durchaus berech- tigten, ja notwendigen, leider aber schon überstrapazierten Fragen und Antworten kann man danach sehr wohl auch noch mal behandeln.

Dr. med. H. W. Pollack, Schultheiß-Eberhardt-Straße 7, 78713 Schramberg

Hochschulkliniken

Zu dem Beitrag „Unruhe an den Hochschulkliniken: Immer mehr Ärzte von Kürzungen betroffen“ von Jens Flintrop in Heft 16/2005:

Wie in der Bundesliga

Ein Arbeitsvertrag mit durch- schnittlicher Laufzeit von 1,8 Jahren ist mit den Arbeitsver- trägen der Bundesliga ver- gleichbar. Obwohl die Ärzte- schaft in den Universitätsklini- ken in der höchsten Liga ar- beitet, erfährt sie weder eine entsprechende Wertschätzung noch eine adäquate Honorie- rung. Ob eine verlängerte Mit- tagspause Eindruck macht, darf bezweifelt werden. Gegen

unbezahlte Überstunden, be- fristete Arbeitsverhältnisse und Lohnkürzungen können sich angestellte Ärzte nur mit gewerkschaftlichen Maßnah- men wie Arbeitsniederlegung wehren. Alles andere wird der Ärzteschaft als Schwäche und Uneinigkeit ausgelegt . . . Dr. med. Pompilio Torremante, Marktplatz 29, 88416 Ochsenhausen

Tuberkulose

Zu dem Beitrag „Wieder auf dem Vormarsch“ von Dr. med. Birgit Hibbeler in Heft 15/2005:

Internationale Hilfe notwendig

Es ist Dr. Birgit Hibbeler zu danken, dass sie auf das oft un- terbewertete Problem Tuber- kulose aufmerksam macht.

Nach Einsätzen für das Komi- tee „Ärzte für die Dritte Welt“

in Kenia, Osttimor, Philippi- nen, Bangladesh und Indien bin ich immer mit erschrecken- den Bildern von „Schwind- sucht“ und „den Motten“

zurückgekommen. Wer denkt hier schon an Organ-Tuberku- losen? Knochen-TB, insbeson- dere die TB der Wirbelsäule (Pott-Krankheit) ist keine ex- treme Seltenheit. Im Januar 2005 konnte ich eine Patientin erleben, die nach Querschnitts- lähmung durch WS-TB wieder laufen lernte nach einjähriger Therapie im „St. Thomas- Home“ (Howrah-Kolkata/

Indien). Das „St. Thomas- Home“ ist ein Haus für TB- kranke Frauen, das seit zwei Jahren vom Komitee betreut wird. Das Komitee beteiligt sich auch mit eigenem TB-La- bor an der nach DOTs ausge- richteten Therapie in Kontakt mit indischen Kollegen. Die ei- gentlich staatlich organisierte TB-Therapie ist in Kolkata (wie auch in den anderen Pro- jektländern) völlig unzurei- chend. Die Fälle mit multiresi- stenten Keimen mehren sich, sie werden nicht entsprechend ärztlich betreut und isoliert.

Sputum-positive Patienten entfliehen der Therapie und kommen desolat wieder zurück. Wie viele Kontaktper-

sonen wurden inzwischen infi- ziert? Wie schlimm wird sich die TB-Belastung bei weiterem Ausbreiten von Aids ent- wickeln? Das fatale Zusam- mentreffen der beiden Infek- tionen konnte ich bei einem Einsatz in Nairobi erleben.

Diese Problematik der TB mit multiresistenten Keimen und der Gefahr der Kombination mit Aids muss besonders in der politischen Öffentlichkeit mehr wahrgenommen werden.

Ohne erhebliche internationa- le Hilfen wird sich die Situati- on in den Ländern des Südens nicht bessern können . . . Wenn wir uns nicht um die TB im Sü- den kümmern und auf vielen Wegen helfen, werden die mul- tiresistenten Keime uns im Norden zunehmend erreichen.

Dr. Klaus Kevenhörster, Blumenthalstraße 52, 45476 Mülheim/Ruhr

Sind wir in Deutschland gerüstet?

Zwar ist die Tuberkulose weit- gehend ein Problem der armen Entwicklungsländer gewor- den, doch sind wir in Deutsch- land gerüstet? Inzwischen er- hält man in Deutschland kei- nen kutanen Tuberkulintest mehr, sei es als Stempeltest oder als Intrakutan-Test. Wer in der Nähe Frankreichs wohnt, kann dort den Tubertest von Aventis/Pasteur erstehen. Aber das ist doch keine Lösung! Wie sieht es aus mit der morali- schen Pflicht der pharmazeuti- schen Hersteller, essenzielle Medikamente bereit zu stel- len? Können sie aus wirt- schaftlichen Gründen ein es- senzielles Diagnostikum vom Markt nehmen?

Dr. Karl-Reinhard Kummer, Posseltstraße 7, 76227 Karlsruhe

Unbefriedigender Zustand

Der Artikel erwähnt zu Recht, dass es auch hierzulande wie- der gehäuft Tuberkuloseneu- infektionen gibt. Wenn die Tu- berkulintestung (bei den häu- fig betroffenen HIV-Patien- ten) auch als oft unzuverlässig A

A1950 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 278. Juli 2005

B R I E F E

Foto:dpa

Referenzen

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