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FHA Persönlich

30/1/2021

44

Daran scheitert selbst die Wissenschaft!

Prof. Annette Kuhn Universitätsklinik für Frauenheilkunde Inselspital Bern

Fast glaube ich, wir hatten in dieser Kolumne schon mal das Thema Geschirrspüler; trotzdem – diesem Thema kann man nicht genug Aufmerksamkeit widmen.

Die Philosophie, eine Geschirrspülmaschine einzuräu- men, ist individuell sehr verschieden und zwischen mir und meinem Mann kompromisslos nicht miteinander vereinbar.

Das Zerwürfnis lauert heimtückisch im Inneren der Spülmaschine.

Tassen und Gläser stehen kreuz und quer im oberen Metallkorb, im unteren Bereich sind tiefe und flache Teller im Wechsel eingeordnet, damit auch ganz sicher kein Wassertropfen dazwischen passt.

In die spärlichen Lücken hat jemand – WER WOHL!? – Topfdeckel und Pfannen gequetscht und vorsichtshal- ber noch darüber ein Nudelsieb gestülpt. Zur Krönung balanciert ganz oben eine schleimbedeckte kernbe- setzte – BALLSTSTOFFE! – Salatschüssel, die den Spülarm effizient blockiert.

Das Besteck zeigt nach oben, also falsch rum. Insbe- sondere auch die etwas längeren Schnitzer werden dem Ausräumer mit Sicherheit den Daumenballen oder – im günstigeren Falle – den Zeigefinger der dominanten Hand aufschlitzen. So dass dieser pflasterpflichtig wird und mit Sicherheit für die nächste Woche Probleme mit Händedesinfektionsmitteln verursachen wird, nicht zu sprechen von präoperativen Betadine-Waschungen, letzteres bei der etwas altmodischen Art der chirurgi- schen Händedesinfektion.

Wer wissen will, wie es um seine Beziehung steht, sollte nur zusammen in den Moloch der Spülmaschine bli- cken: Hier werden aus eigentlich Liebenden plötzlich Spiesser, Chaoten oder noch Schlimmeres. Diese Meta- morphose vollzieht sich repetitiv mit jeder neuen Maschinenfüllung.

Die eine wirft das Geschirr hinein, wie es ihr gerade unter die Nase kommt, der andere meint, dass seine irrige Vorstellung von Ordnung und Anstand ihm die Lizenz zur Nachbesserung verleiht. Mit spitzen Fin- gern wird fettiges Geschirr umgeräumt.

Erstere behauptet verschnupft, dass mit ihrer Methode das Geschirr auch sauber geworden wäre und über- haupt: Wer beim Einräumen so pingelig ist, ist nur zu faul, beim Ausräumen Ordnung zu machen.

Phhhhhhh!

Es gibt tatsächlich einen Lehrstuhl für Haushaltstech- nik an der Universität Bonn, doch leider müssen hier Lehrstuhlinhaber passen: Ein wissenschaftlich bewähr- tes Vorgehen beim Einräumen von Spülmaschinen gäbe es nicht.

Da hilft eigentlich nur eines: Lassen wir den gesunden Menschenverstand walten oder vielleicht doch die Phi- losophie, die ja bekanntlich als Wächter desselben gilt.

Da wäre beispielsweise Kant, der überzeugt war, dass Handlungen nicht der persönlichen Neigung, sondern einem allgemeingültigen Gesetz folgen (ich teile diese Meinung so gar nicht!). Kant hatte eben keine Spülma- schine.

Demzufolge müsste es doch möglich sein, eine Spülma- schine so zu befüllen, dass alle Geister befriedigt wer- den, oder etwa nicht?

Die Diskussion wird – da eben immer wieder – leicht ermüdend.

Jetzt hilft uns vielleicht der radikale Konstruktivismus weiter, der uns lehrt, dass es nahezu unmöglich ist, etwas zu erkennen, dass sich nicht in unserer Erlebnis- welt befindet. Dazu müssten wir aber akzeptieren, dass es unterschiedliche Erlebniswelten unterschiedlicher Personen und Charaktere gibt, die gelegentlich leider keine gemeinsame Menge haben.

Fazit: Die Akzeptanz unterschiedlicher Methodik ver- schiedener Charaktere erleichtert den Alltag auch bei dem Thema der Spülmaschinenbefüllung ungemein.

Schmutziges Geschirr trotz Spülmaschine ist unakzep- tabel, ebenso klägliche Schnittwunden durch unprofes- sionell eingeräumte Spülmaschinen.

Eine klare Teilung der Kompetenzen im Haushalt erleichtert möglicherweise die Arbeit, aber nicht die Reibungen durch persönliche Befindlichkeiten.

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