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Archiv "Seehofer-Reform: Unkritischer Tenor" (31.10.1997)

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A-2861 Deutsches Ärzteblatt 94, Heft 44, 31. Oktober 1997 (9)

Eher peinlich auch, daß damit gerade eine Glosse getroffen wird. Die Glosse, verwandt mit Karikatur und politischer Satire, entsprach in absoluti- stischen Zeiten dem Metier des Hofnarren. Dieser, meist ein kluger und witziger Kopf, konnte im Narrenkleid es wa- gen, seinem Fürsten den Spie- gel vorzuhalten, ohne dafür geprügelt, eingesperrt oder gehängt zu werden.

Wie kommt es zu der von Autor und Redaktion viel- leicht nicht vorhergesehenen Aufregung unter einem Teil der Ärzteschaft, Vertretern also eines überwiegend durch Vernunft und Wissenschaft und nicht durch religiösen Fundamentalismus gekenn- zeichneten Berufsstandes?

Über die grundsätzliche Frag- würdigkeit letzter Wahrhei- ten kann nachgelesen werden bei Karl Popper, hier aller- dings auch über die strenge Bedingung ihrer vorbehaltli- chen Anerkennung, nämlich die der einstweiligen Nicht- Widerlegbarkeit. Nun argu- mentiert Knapps Glosse mit der Widerlegbarkeit der The- sen des Erzbischofs. Daß die- ser sie so und nicht anders ausgesprochen hat, bleibt gleichwohl sein Verdienst, wie jeder Versuch, auf Gefahr ihrer Widerlegbarkeit eigene Problemlösungen zu entwer- fen. Ein eher gutmütiger und humoriger Spott wird von ei- ner Glosse gefordert. Er trifft und beleidigt daher nicht die Person des Erzbischofs, son- dern zielt allein auf seine wi- derlegbare Aussage.

Wozu also die ganze Auf- regung? Eine uralte Versu- chung und menschliche Schwäche im Meinungsstreit:

Verwechslung und Gleichset- zung von Meinung und Per- son ihres Urhebers. Auf diese wird, da greifbar, eingeschla- gen, wo man jene treffen will.

Der dahinter stehende Mensch verdient deshalb un- seren unbedingten Schutz.

Seine Meinung ist von ande- rer Natur. Austauschbar, wird sie nicht selten von ihm selbst früher oder später zu Grabe getragen. Sie verdient daher nicht die gleiche Rücksicht.

Ein bedeutender Unter- schied! Wir sollten ihn in un- seren Auseinandersetzungen, da wir dazu den Verstand ha- ben, beachten. Eine lange und leidvolle Geschichte von Sokrates über Savonarola und Galilei bis Einstein müß- te uns das gelehrt haben . . .

Dr. med. Hans-Günther Fritsch, Zwickauer Straße 80, 08289 Schneeberg

Seehofer-Reform

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Blick nach vorn“ von Heike Korzilius in Heft 37/1997:

Unkritischer Tenor

Der Tenor dieses Kom- mentars folgt allzu unkritisch den Parolen unseres Gesund- heitsministers. Mag ja sein, daß die Gesundheitsreform abgeschlossen ist, aber sie ist dennoch mißraten. Die Ein- führung von Wettbewerb und Marktideen hat das Verhal- ten von Ärzten und Patienten korrumpiert und zu einem Sittenverfall geführt. Dieser Umstand und die Tatsache, daß dennoch erneut Milliar- dendefizite bei den Kassen anfallen, zeigen das deutsche Gesundheitswesen sehr wohl in einer schweren Krise.

Warum sagen Sie, daß für Prävention und Früherken- nung weiterhin „notwendige Leistungen bereitgestellt“

würden? Man kann Leistun- gen nur bereitstellen, wenn sie auch bezahlt werden.

Die Unterbringung der Krebsfrüherkennungsunter- suchung im grünen Budget- bereich der Frauenärzte läuft dieser Absicht direkt zuwi- der. Kein Frauenarzt wird bei seinen Patientinnen vermehrt für die Früherkennung wer- ben, wenn dies nur unbezahl- te Mehrarbeit einbringt.

Der Blick nach vorn gerät rasch zum Blindflug, wenn nicht zuerst die Realität ange- sehen wird. Die aber ist zu- nehmend durch eine Mißach- tung ärztlicher Arbeit ge- prägt.

Dr. med. Dierk Abele, Reet- werder 3, 21029 Hamburg S P E K T R U M

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