HOMÖOPATHIE
Zu dem Beitrag „Wahrhaftig- keit im Umgang mit dem kranken Menschen" von Prof. Dr. Ottheinz Braun in Heft 15/1990:
Verständnisprobleme
Zu Recht betont Herr Prof. Dr. 0. Braun die Wich- tigkeit der „äußeren" und „in- neren" Wahrhaftigkeit jeden ärztlichen Wirkens. Ebenso kann man seiner ethischen Forderung, wonach der Arzt im Einzelfalle jeweils seine Grenzen erkennen muß, nur nachhaltig zustimmen; denn es gibt in der Medizin keine Methode, mit der man allum- fassend sämtliche Krankhei- ten heilen kann. Schon Hah- nemann weist zum Beispiel in seinem Organon (6. Aufl.,
§§ 4, 13 und 186) bei entspre- chenden Krankheiten auf chirurgische Maßnahmen hin.
Die Behauptung „. . die Homöopathie . . . nach der- zeitiger Anschauung der Wir- kung von Placebo vergleich- bar . . ." kann indes nicht unwidersprochen bleiben.
Schon die Erfahrung zeigt, daß nur die richtige homöo- pathische Arznei wirkt, die falsche — es ist nicht immer leicht, die richtige zu finden — eben nicht („falsches" Place- bo). Wenn das homöopathi- sche Medikament aber nur Placebowirkung hätte, müßte die falsche Arznei ebenfalls wirken. Dem ist jedoch nicht so. Ganz abgesehen davon, daß der vorbehandelnde Kol- lege sich auch schon um den Patienten bemüht hat („. . auf die Placebowirkung kann jedoch kein noch so wissenschaftlich orientierter Arzt verzichten . ."). Erst die richtige Arznei bewirkt ei- ne Besserung oder Heilung.
Die nur kurz anhaltende Re- aktion (ein bis drei Tage) auf homöopathische Arzneien (Hahnemann nannte sie
„Erstverschlimmerung") be- stätigt auch die Arzneiwir- kung. Um eine solche Erstver- schlimmerung handelt es sich nur dann, wenn ihr stets eine nachhaltige, wesentliche Bes- serung folgt. Ich habe in den letzten zehn Jahren an über
dreihundert Fällen solche Erstverschlimmerungen be- obachtet.
Die Homöopathie ist ebenso wie die klinische Me- dizin lehr- und lernbar, ihre erfolgreiche Ausübung erfor- dert jedoch die korrekte An- wendung ihrer Prinzipien.
Darüber hinaus genügt die Homöopathie dem Anspruch auf Voraussagbarkeit: Stellt der homöopathische Arzt die richtige Diagnose, um die je- weils indizierte Therapie ein- zuleiten, und trifft er die rich- tige Arzneiwahl, so kann er vorhersehrbar mit einem the- rapeutischen Erfolg rechnen.
Es ist begreiflich, daß ein Kollege, der sich theoretisch mit der Homöopathie nur we- nig befaßt und sie vermutlich auch nicht oder kaum ange- wandt hat, Probleme mit ih- rem Verständnis hat. Auch der homöopathische Arzt braucht wie sein Kollege von der Schulmedizin umfangrei- ches Wissen, das man sich nur in jahrelangem, intensiven Studium aneignen kann, und große Erfahrung. Ich habe zum Beispiel — wie viele mei- ner engeren Berufskollegen ähnlich — in dreißig Jahren weit über zehntausend Pa- tienten, in der Mehrzahl chronische Fälle, erfolgreich fast ausschließlich homöopa-
MAIMONIDES
Zu dem Beitrag „Wenn es Nacht wird, bin ich so erschöpft, daß ich kaum sprechen kann" — Ein Praxistag des Arztes Maimonides von Dr. D. J. Salfield in Heft
1/2/1990:
Anregung
. . . Ich möchte daran erin- nern, daß sich in Cordoba ein Denkmal „Maimonides" be- findet, und zwar neben der al- ten Synagoge.
In der heutigen Zeit des Tourismus werden sicher vie- le interessierte Kollegen die- se historische Stadt besuchen.
Deshalb empfehle ich auf- grund der Bedeutung von Maimonides, auch das ein- drucksvolle Monument auf- zusuchen und die stimmungs-
thisch behandelt. Ich möchte meine Bemerkungen als Bei- trag zu dem Dialog zwischen klinischer und homöopathi- scher Medizin verstehen, der für beide Seiten fruchtbar sein kann.
Dr. med. Kurt-Hermann Illing, Elsässer Straße 18, 3500 Kassel
HEILPRAKTIKER Zu dem Leserbrief „Wo ist das Problem?" von Dr. Reiß in Heft 15/1990:
Lobby fehlt
Der Frage von Herrn Kol- legen Reiß: „Was soll die Aufregung wegen der Heil- praktiker?" schließe ich mich an. Ich habe mehrere Patien- ten, die mir verschämt geste- hen, auch beim Heilpraktiker gewesen zu sein. Die Wande- rungsbewegung zwischen Ärzten und Heilpraktikern verläuft also durchaus nicht nur in einer Richtung. Wir Arzte machen nur nicht so ein Geschrei darum, und daß uns eine entsprechende Lob- by bei den Medien fehlt, dürf- te bekannt sein.
Dr. med. Ernst Stuck- mann, Theodor-Heuss-Ring 22, 4290 Bocholt
volle Atmosphäre der Umge- bung auf sich wirken zu las- sen.
Dr. med. Elisabeth Rech, Folwiese 20, 5000 Köln 80
GLOSSE
Von einem kaum glaublichen Vorgang handelt der folgende Text:
Spurensuche
Seit 1973 möchte ich gerne Lungenfacharzt werden. Ich schrieb mich also ein, und mir wurde mitgeteilt, daß die neue Approbation ab sofort das Multiple-Choice-System statt mündlicher Prüfung vor- sieht.
Das Studium gefiel mir gut; das Gesetz änderte die Famulaturzeiten, die ich vor- nehmlich in Lungenfachklini- ken ableistete. 1979 — zum zweiten Staatsexamen — soll- ten erstmals 60 Prozent der Multiple-Choice-Fragen zu beantworten sein; bis 1980 auch ohne Gleitklausel (in- zwischen mehrfach geän- dert). Mit 59,5 Prozent schei- terte ich in der Wiederholung
— das endgültige Aus?
Ich lernte Spanisch, ging nach Venezuela, machte die Anerkennung und studierte dort zu Ende (Staatsexamen mündlich und schriftlich).
Dann — zurück in Deutsch- land — erwartete mich das Ge- setz mit dem Paragraphen 10 und verschiedenen Auflagen.
Schließlich im September 87 die Anerkennung: Gleichwer- tigkeit mit einem Deutschen.
Mittlerweile hatte sich das Gesetz zum Lungenfacharzt geändert: Erst sechs Jahre In- nere Medizin, dann zwei Jah- re Pneumologie.
Aber seit 1984 gab es nun keine unbefristeten Arbeits- verträge mehr — das Aus?
So wechselte ich in die Ar- beitsmedizin, da hier relativ viele Lungenerkrankungen zu behandeln sind.
Aber nun — 1990 — kam das Oberste Gerichtsurteil, ich hätte meine Prüfung von 1980 bestanden . . .
Doch auch da hat sich das Gesetz mittlerweile geändert:
es folgt nun der Arzt im Prak- tikum.
Aber das betrifft mich ja nicht mehr.
Dr. med. A. Ludwig, Scho- penhauerstraße 7, 6050 Of- fenbach/M.
A-1590 (10) Dt. Ärztebl. 87, Heft 20, 17. Mai 1990