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Archiv "GLOSSE: „Entspannung“" (30.08.1979)

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Academic year: 2022

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

BRIEFE AN DIE REDAKTION

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Zu dem Artikel von Prof. Dr. Michael Ar- nold: „Die Evolution des Gesundheits- wesens" in Heft 17/1979:

Versagen der Medizin?

... Kritisch setzt sich M. Arnold (Seite 1178) mit einer heute sehr ver- breiteten Auffassung bei Ärzten und Patienten auseinander: „Der Tod, ein Versagen der Medizin?"

„Es geht nicht mehr nur um Linde- rung des Leidens im Rahmen der dualen Arzt-Patienten-Beziehung, es geht um die Beseitigung der Krankheit, es geht um ihre wissen- schaftliche Überwindung, und keine Grenze scheint zu weit, kein Einsatz zu hoch, um dies zu erreichen". —

„Es geht letztlich um die faktische Überwindung des Todes, wenn auch vorerst nur jeweils zu einem be- stimmten Zeitpunkt, zu dem eben ei- ne Krankheit eintritt, dies scheint uneingestanden das letzte Ziel der modernen Medizin zu sein. Dies könnte auch die tiefere Ursache da- für sein, den Tod des Patienten so oft als ein Versagen der Medizin zu empfinden . ".

Der begründeten Kritik von M. Ar- nold möchte ich ein rein naturwis- senschaftliches Kriterium hinzufü- gen. Das Empfinden, den Tod eines Patienten immer als ein Versagen der Medizin zu betrachten, was jeder hierzulande und außerhalb beob- achten kann, stammt aus den Zeiten der „naiven" Naturwissenschaften, sprich aus dem XIX. bzw. Anfang des XX. Jahrhunderts, an denen einige Sektoren der Medizin noch haften- geblieben sind. Es wäre besser, wenn man sich mit dem Gedanken vertraut machen würde, daß auch die Anwendung der teuersten Appa- raturen oder der teuersten Mittel das Faktum des Todes nur auf absehba- re Zeit verschieben kann. Es scheint, als stießen wir hier auf den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, da meines Erachtens der Tod nur ein spezieller Fall davon ist. Dem Kolle- gen Arnold kann ich nur beipflich- ten, wenn er schließt, daß weder die Ziele noch die Grenzen in der Ent- wicklung des Gesundheitswesens

„technokratisch zu bestimmen"

sind. Ganz sicher sind hier auch sitt- liche und rein naturwissenschaftli- che Gesichtspunkte zu berücksich- tigen.

Dr. med. J. Garcia Facharzt für Neurologie und Psychiatrie

Postfach 14 24 4450 Lingen 1

SCHNUPFTABAK

Zu dem „PS" des Heftes 19/1979, in dem ein Text gegen das Schnupfen von Ta- bak aus dem Jahre 1806 zitiert wurde, ein Brief aus „Deutschlands größter Schnupftabakfabrik":

Strenge Bestimmungen

Ihr satirisch gemeinter, historischer Artikel berührt die Interessen der deutschen Schnupftabakhersteller.

Die heute in Deutschland angebote- nen modernen Schnupftabake un- terliegen nämlich den strengen Be- stimmungen des deutschen Lebens- mittelgesetzes, das heißt sie dürfen nur ausdrücklich erlaubte, unschäd- liche Zutaten enthalten. Auch die Verbrauchsgewohnheiten haben sich seit damals geändert. Zahlrei- che Ärzte stellen nämlich heute ge- rade dem rauchlosen und daher un- schädlichen und außerdem umwelt- freundlichen Schnupftabak ein gu- tes Zeugnis aus und haben schon manchem Raucher diese Form des Tabakgenusses empfohlen. Tat- sächlich ist eine weltweite Renais- sance des Schnupftabakes zu beob- achten, getragen von Personen, die nicht rauchen wollen, können oder dürfen. Die Schnupfer benützen heute die bekannten Wegwerfpa- piertaschentücher, und es gibt so- gar weiße, tabakfreie Schnupfpulver für Personen, welche die naturbe- dingt braunen Schnupftabake nicht verwenden wollen. Beim „rauchlo- sen" Schnupftabak können eben keine schädlichen Verbrennungs- produkte in den Körper gelangen, und auch die Umwelt wird nicht be- lästigt.

Alois Pöschl GmbH & Co KG Schwertergasse 18

8300 Landshut

GLOSSE

Über ein Modewort und eine Modetor- heit:

„Entspannung"

Jeder wünscht heute entspannt zu sein. — Weiß er nicht mehr, fühlt er nicht mehr, daß Leben nur in Span- nungsfeldern existiert, in körperli- cher und geistiger Spannkraft?

Entspannen heißt aber, die Span- nung beseitigen, so wie enthaupten den Kopf kostet und entfetten den Speck, so wie entehren, entmach- ten, entnazifizieren das gleiche mei- nen, nämlich weg damit! Will ich wirklich die Spannung beseitigen?

Ich meine wohl, Verspannungen lö- sen zu sollen. Aber ich sage „ent- spanne!" und wende mich damit ge- nauso gegen das Leben, wie wenn ich einem Kranken ein Antibiotikum reiche, eine Substanz „gegen den Bios". Habe ich so wenig Kontakt zu den Grundkräften des Lebens, daß ich mich sprachlich so eindeutig ge- gen die Spannkraft, gegen den Bios wende? Denn anti- und ent- sind Vorsilben ohne Zweideutigkeit. Ent- larvt mich meine Sprache, in der oft mehr Wahrheit steckt, als ich wahr- haben will? Das scheußliche Wort Antibiotikum werden wir nicht mehr los. Überlassen wir aber Entspan- nung lieber den Politikern — politi- sche Spannungen sind immer vom Übel. Erhalten wir demgegenüber unserem Leben die Spannung, stei- gern wir eher die Spannkraft als Vor- aussetzung für unser Wirkenkönnen und unsere persönliche Vitalität!

Denken wir uns mehr bei dem, was wir sagen, und wünschen wir uns lieber Gelöstheit und Entkrampfung!

Unsere Verspannungen steigerten sich längst zur Verkrampfung. Es wäre doch schön, wenn wir die Pro- bleme innerlich gelöst anpacken könnten, und es täte uns so gut, wenn sich die Krämpfe lösten, nicht nur die der Muskeln — auch die anderen!

Dr. med. Gottfried Heinze Bismarckstraße 27 7760 Radolfzell

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft

35 vom 30. August 1979 2203

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