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Archiv "Für uns stellt sich jetzt die Vertrauensfrage" (18.04.1991)

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Academic year: 2022

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Für uns stellt jetzt

die Vertrauensf

sich rage

Das Interview mit Dr. Oesingmann

DÄ: Herr Dr. Oesingmann, die Beziehungen zwischen der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung und den Spitzenverbänden der Kranken- kassen scheinen sich merklich abge- kühlt zu haben. Täuscht dieser Ein- druck?

Dr. Oesingmann: Nein, Sie se- hen das schon richtig. Die Kranken- kassen versuchen seit geraumer Zeit, uns schlicht und einfach hinzuhalten.

Seit Januar haben drei Spitzen- gespräche stattgefunden. Jedesmal wurde Verständnis für unsere Positi- on signalisiert und

die Zusage von den Krankenkassen be- kräftigt, mit uns zur Einzelleistungsver- gütung zurückzu- kehren. Wenn wir dann aber am Ver- handlungstisch sa- ßen, blockten die Kassenvertreter je- weils ab. Das ist ein Stil, den wir nicht mehr akzeptieren.

Hier stellt sich für uns die Vertrauens- frage.

DÄ: Das klingt nach einer Kurs- änderung. Zählt der Konsens mit den Kassen nichts mehr?

Dr. Oesingmann: Konsens heißt Übereinstimmung. Wenn diese Übereinstimmung aber offenkundig im verbalen Bereich bleibt, müssen wir daraus die Konsequenz ziehen.

Wir sind nicht länger bereit, uns mit Beteuerungen zufriedenzugeben.

Unser honorarpolitischer Kurs ist klar definiert und bedarf daher auch keiner Änderung: Wir wollen die Einzelleistungsvergütung! Sie ist die einzige leistungsgerechte Vergü- tungsform.

DÄ: Sie sagen, die Kassen halten Sie hin, und sprechen von Konse- quenzen. Was heißt das konkret?

Dr. Oesingmann: Daß wir in Zu- kunft alle Möglichkeiten ausschöp- fen wollen und werden, die das Kas- senarztrecht vorsieht. Wenn sich die

Positionen nicht wirklich annähern, könnten wir gezwungen sein, das Schiedsamt anzurufen. Tarifpartner in der Wirtschaft wissen, was das be- deutet. Gleiches gilt auch für die um- strittenen Bewertungsfragen ärztli- cher Leistungen. Auch hier hat das good will Grenzen, auch hier gibt es eine übergeordnete Instanz, den Er- weiterten Bewertungsausschuß. Ob diese Konsequenzen den Kranken- kassen lieb sind, müssen sie selbst entscheiden. Sie haben es in der Hand, sich zu bewegen.

DÄ: Mit Verlaub, Herr Dr.

Oesingmann — warum drängt es die Kassenärzte eigentlich so zur Einzel- leistungsvergütung? Mit der pau- schalierten Gesamtvergütung sind sie bei dem stetigen Wirtschafts- wachstum der letzten Jahre doch gar nicht so schlecht gefahren.

Dr. Oesingmann: Wenn Sie allein die Gesamtvergütung im Auge haben, mag das zutreffen. Doch unsere Poli- tik befaßt sich nicht isoliert mit einer mehr oder weniger anonymen Kas- senärzteschaft als Ganzem. Wir ha- ben vielmehr den einzelnen Kassen- arzt, seine Arbeitsleistung und Ko- stensituation im Blick. Und da müssen wir feststellen: Beim einzelnen Arzt kommt immer weniger an. Was er ein- zeln leistet, wird ihm durch die pau- schalierte Gesamtvergütung nicht an- gemessen honoriert. Die Zuwächse werden aufgezehrt durch steigende Arztzahlen, erheblich steigende Pra- xiskosten und durch eine starke Ver- teuerung bei Innovationen.

DÄ: Die Kassen können bei all dem auf die Politik, speziell auf das Gesundheits-Reformgesetz verwei- sen. Sparen ist dabei ja wohl das oberste der „Zehn Gebote".

Dr. Oesingmann: Aber doch nicht kurz- und kleinsparen! Sehen Sie, die Politik spricht von großen Herausforderungen der nahen Zu- kunft und meint damit unter ande- rem die Pflegeproblematik. Es kom- men tatsächlich große Aufgaben auf uns zu, die nur mit Hilfe einer lei- stungsstarken und hochmotivierten

Kassenärzteschaft bewältigt werden können. Ärzte, die auf Dauer bürokra- tisch geknebelt, reglementiert und überdies noch zum Einsparpotential Nummer 1 erklärt werden, können dies nicht leisten.

Ich finde es vor die- sem Hintergrund unerträglich, daß eine der ersten Ge- setzgebungsmaß- nahmen in der neuen Legislaturperi- ode — aus dem Bundesarbeitsministe- rium — erneut auf den gläsernen Pa- tienten und den gläsernen Arzt zielt.

Die Datensammelwut und noch mehr Bürokratie feiern zwei Jahre nach dem Gesundheits-Reformge- setz fröhliche Urständ. Wir werden uns dagegen zur Wehr setzen. Dabei setze ich genauso auf den offenen und konstruktiven Dialog mit der neuen Bundesgesundheitsministerin wie in den anderen uns berührenden Fragen, einen Dialog, der auf unse- rer kommenden Vertreterversamm- lung in Hamburg begonnen wird.

Frau Ministerin Hasselfeldt wird dort unser Gast sein. Insofern kommt den Beratungen unserer Ver- treterversammlung auch in der ge- sundheitspolitischen Perspektive ei- ne zukunftsweisende Bedeutung zu.

DÄ: Herr Dr. Oesingmann, vie- len Dank für dieses aufschlußreiche Gespräch. 111 A-1328 (20) Dt. Ärztebl. 88, Heft 16, 18. April 1991

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