A-1920
M E D I Z I N
(48) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 31–32, 3. August 1998 ekanntlich ist Zigarettenrau-
chen einer der Hauptrisikofak- toren für die Ausbildung des Bronchialkarzinoms und von Herz- Kreislauf-Erkrankungen. In Deutsch- land sterben jährlich 100 000 bis 110 000 Menschen an den Folgen des Zigarettenrauchens. Unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar, wurde am 16. Mai 1998 in Erfurt an historischer Stätte (Haus Dacheröden) die 1. Deutsche Nikotin-Konferenz abgehalten. Die wissenschaftliche Lei- tung übernahm Knut-Olaf Haustein, Erfurt.
Anliegen und erklärtes Ziel der Konferenz war es, einen Beitrag für die Aufklärung der Ärzte und der Be- völkerung zum Thema Rauchen zu leisten. F. Wiebel, Neuherberg, und M. Kunze, Wien, verwiesen darauf, daß der Arzt zwar seinen Patienten nach den Regeln der medizinischen Wissenschaft behandelt, aber sich sel- ten um dessen Rauchgewohnheiten kümmert. Viel mehr als bisher sollte der Arzt sich für eine Raucherent- wöhnung zuständig fühlen, die bei et- wa 36 Prozent der Raucher durch die Abhängigkeit erschwert wird und oh- ne äußere Hilfe nicht möglich ist.
P. Drings, Heidelberg, erklärte, daß wir heute in der Chemotherapie bös-
artiger Geschwülste scheinbar keine Fortschritte im Sinne verbesserter Be- handlungserfolge erzielen, weil diese durch die Zunahme kleinzelliger Bronchialkarzinome, bedingt durch das Zigarettenrauchen, „kompen- siert“ werden.
Einhellig wurde die Meinung ver- treten, daß die Raucherentwöhnung durch die vorübergehende Nikotin- substitution über zwei bis drei Monate mit Pflastern und/oder Kaugummis die optimale Variante darstellt (K.-O.
Fagerstrom, Helsingborg; A. Batra, Tübingen; A. Kohaut, Nürnberg;K.
Mulzer, Erlangen). Darüber hinaus wurde anhand einer ins Detail gehen- den Literaturrecherche nachgewie- sen, daß Nikotin, welches über seine zentralen Wirkungen die Abhängig- keit erzeugt, andererseits nicht für die Veränderungen der Fließeigenschaf- ten des Blutes (Viskosität, Zunahme des Fibrinogen-Plasmaspiegels und Abnahme der Verformbarkeit der Erythrozyten und der Gewebe-O2- Spannung) verantwortlich zeichnet (K.-O. Haustein, Erfurt), sondern dafür die zahlreichen Kondensations- produkte des Tabakrauchs einschließ- lich des inhalierten Kohlenmonoxids verantwortlich sind.
Unter dem Eindruck, daß 30- bis 50jährige Raucher eine Raucherent-
wöhnung nur mit teilweisen und vor- übergehenden Erfolgen versuchen, wurde ein Teil der Tagung einer Dis- kussion mit Schülern des Erfurter Kö- nigin-Luise-Gymnasiums in Anwe- senheit von Lehrern unter dem Motto
„Gesund ins Erwachsenenalter! – Rauchen in der Schule?“ gewidmet, bei der es mit Tagungsteilnehmern, Vertretern des Verbandes der An- gestellten-Krankenkassen sowie eines Vertreters des Thüringer Kultusmini- steriums zu einer fruchtbaren Diskus- sion kam. An dieser Stelle wurden Schulprojekte zur Raucherentwöh- nung vorgestellt (B. Junge, Berlin;Th.
Duprèe, Nürnberg), die künftig für die Arbeit in Erfurt und übergreifend für Thüringen im Sinne der Raucherpro- phylaxe genutzt werden sollten.
Die Deutsche Nikotin-Konferenz fand bei den etwa 80 Anwesenden breite Akzeptanz. In den Medien wur- de die Konferenz zur Kenntnis ge- nommen; Daher wird für 1999 eine 2.
Deutsche Nikotin-Konferenz geplant.
Prof. Dr. med. habil.
Knut-Olaf Haustein
Klinische Pharmakologie Erfurt Klinikum der Friedrich-Schiller- Universität Jena
Nordhäuser Straße 78 99089 Erfurt
KONGRESSBERICHT/FÜR SIE REFERIERT
Ein Beitrag zur
Raucherentwöhnung
Die 1. Deutsche Nikotin-Konferenz
B
Etwa 20 bis 40 Prozent der ge- sunden Bevölkerung leiden unter Refluxbeschwerden, doch nur bei et- wa zehn Prozent des Kollektivs läßt sich endoskopisch eine Refluxöso- phagitis nachweisen. Die probatori- sche Gabe von 40 mg Omeprazol läßt relativ sicher differenzieren, ob retrosternale Beschwerden auf einen pathologischen Reflux zurückzu- führen sind oder ob sie eine andere Ursache haben.
Die Autoren aus den Niederlan- den führten bei 85 Patienten, von de- nen 47 (55 Prozent) einen patholo- gischen Reflux bei der pH-Metrie aufwiesen, plazebokontrolliert einen Test mit 40 mg Omeprazol durch.
Der positive prädiktive Wert wurde mit 68 Prozent, der negative prädiktive Wert mit 63 Prozent er- mittelt. Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß eine zweiwöchige Behandlung mit 40 mg Omeprazol
genausogut in der Lage ist, zwischen Refluxkranken und Gesunden zu differenzieren, wie eine 24-Stunden-
pH-Metrie. w
Schenk BE, Kuipers EJ, Klingenberg- Knol EC et al.: Omeprazol as a diagnos- tic tool in gastroesophageal reflux dis- ease. Am J Gastroenterol 1997; 92:
1997–2000.
Departments of Gastroenterology, Free University Hospital, Amsterdam, De- partment of Internal Medicine, Groot- ziekengasthuis, Den Bosch, Lange Land Hospital, Zoetermeer, Medisch Cen- trum, Alkmaar, Bronovo Hospital, Den Haag, Niederlande.