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Archiv "Protest gegen politischen Mißbrauch des Arzttums: Amnesty International: Ärztearbeitskreis gegründet" (13.09.1979)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

UdSSR: Psychiatrische Haft für dissidenten Physiker

Der Physiker Lev Grigorievich Ubozhko wird seit 1972 in verschie- denen psychiatrischen Spezialklini- ken der Sowjetunion festgehalten.

Es wird angenommen, daß er mit starken Neuroleptika „behandelt"

wurde, wie dies mit anderen Zwangseingelieferten ebenfalls ge- schieht.

Ubozhko ist im Jahre 1970 in Swerd- lowsk unter der Anklage verhaftet worden, samizdat-(Untergrund-)Li- teratur besessen und verbreitet zu haben. Angeblich soll er über ein Exemplar eines offenen Briefes des dissidenten Historikers Andrei Amal- rik verfügt haben. Ubozhko wurde zu drei Jahren Besserungsarbeits- kolonie verurteilt. Das Lager befin- det sich in der Nähe von Omsk.

Sechs Monate nach Urteilsspruch wurde er erneut angeklagt, diesmal wegen „antisowjetischer Agitation und Propaganda". Eine medizini- sche Kommission erklärte ihn für unzurechnungsfähig und ließ ihn in die psychiatrische Spezialklinik von Taschkent zwangseinweisen. 1974 wurde er in die psychiatrische An- stalt Nr. 2 von Chelyabinsk verlegt, aus der ihm 1975 die Flucht gelang.

1976 ist er dann erneut festgenom- men und ins Taschkenter Kranken- haus zurückgebracht worden. Be- richten zufolge ist ihm angedroht worden, er werde für unbegrenzte Zeit in Haft bleiben müssen, wenn er nicht seine abweichenden Ansich- ten widerrufe.

Pakistan: Ghulam Mustafa, Zwangsamputation

Die „Pakistan Times" berichtete von der Verhängung der Zwangsampu-

tation der rechten Hand von Ghulam Mustafa aus Pakpattan wegen Dieb- stahls von Kleidung und anderen Haushaltsgegenständen im Werte von Rs. 1300. Der Shariat Gerichts- hof in Pakpattan verhängte diese Strafe am 17. Mai. Die Strafe wird nach Bestätigung durch den District and Session Judge (Bezirksgerichts- hof) in Sahiwal öffentlich am Fawara Chowk, Pakpattan, vollstreckt.

Hintergrund: Am 10. Februar 1979 wurde von Präsident Zia uI-Hag die islamische Gesetzgebung einge- führt, die das Steinigen bis zum To- de als Höchststrafe für Ehebruch vorsieht sowie Verstümmelungen in der Form von Amputationen der rechten Hand vom Handgelenk an und des linken Fußes von den Fuß- knöcheln an als Höchststrafe für Diebstahl, begangen das erste und das zweite Mal. Es wurde berichtet, daß mindestens fünf Personen zu Zwangsamputation seit der Einfüh- rung spezieller Gerichte vor zwei Monaten verurteilt wurden.

Amnesty International folgt dem Prinzip, das in Regel 31 der UNO- Mindestforderungen für die Be- handlung von Gefangenen festge- legt ist: „Körperliche Strafen, Be- strafung durch Unterbringung in ei- ner Dunkelzelle sowie alle grausa- men, unmenschlichen oder erniedri- genden Bestrafungen sollen als Be- strafung für disziplinäre Verfehlun- gen uneingeschränkt verboten sein." Die Amputationen werden un- ter lokaler Betäubung von einem qualifizierten Chirurgen. ausgeführt, entweder in der Öffentlichkeit oder im Gefängnis.

Die Sektion der Bundesrepublik von Amnesty International hat jetzt einen Ärztearbeitskreis gegründet. Ähnli- che Ärztegruppen existieren bereits in Frankreich. Holland, Dänemark

Kostendämpfung und die Folgen

nahmen zwischen Patient und sei- ner Krankenkasse abspielen, wobei es vielfältige Möglichkeiten gibt, warum nicht für jede Kasse ein eige- ner Weg?

Die jetzigen Maßnahmen zur Ko- stensenkung auf dem Laborsektor sind absurd. Entweder muß der Arzt schlechter arbeiten oder den Patien- ten unnötig ärgern oder mogeln. An- ders sähe es aus, wenn die Kassen dem Patienten einen festen Rah- men vorschreiben würden, der den finanziellen Möglichkeiten ent- spricht.

Nur ein Vorschlag zur Diskussion:

Patienten unter 25 Jahren erhalten alle drei Jahre, ältere jährlich einen Laborscheck mit allen wichtigen Pa- rametern, den sie bei jedem Arzt ih- rer Wahl gegen einen festgelegten Betrag abgeben können. Nach Ein- tragen der Resultate erhält sowohl die Kasse zur Abrechnung als auch der Patient einen Durchschlag, den der Patient bei jedem anderen Arzt vorlegen kann, von dem eine Kopie auch von der Kasse zu erhal- ten ist.

Darüber hinaus gibt es nur blutche- mische Einzeltests, begrenzt wie z. B. die BSG auf zweimal im Quar- tal, soweit bei Krankheiten erforder- lich. Kombination von Gesundheits- vorsorge und Kostendämpfung.

Auf Krankenhauseinweisungen soll- te nur in begründeten Einzelfällen Einfluß genommen werden.

Bei Überweisungen gilt das gleiche.

Will man hier sparen, so sollten Überweisungen auf Wunsch des Pa- tienten grundsätzlich entfallen, der Patient holt sich in solchen Fällen einen Zweit-Krankenschein für ein bestimmtes Fachgebiet. Hierbei hat die Krankenkasse Beratungsgebüh- ren eingespart und alle Möglichkei- ten eigener Einwirkung.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Gerd Schleef Internist

August-Exter-Straße 7 8000 München 60

FORUM

Protest gegen

politischen Mißbrauch des Arzttums

Amnesty International: Ärztearbeitskreis gegründet

2356 Heft 37 vom 13. September 1979

DEUTSCHES ARZTEBLATT

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Amnesty International

und Schweden. Ziel dieser Ärztear- beitskreise ist es, Menschen, die von Folter bedroht sind, zu helfen, ge- gen den politischen Mißbrauch des Arztturns zu protestieren, wie z. B.

bei Verstümmelungsoperationen oder psychiatrischer Zwangsbe- handlung von gesunden Regimekri- tikern.

Wir setzen uns außerdem ein für ver- folgte Ärzte und versuchen, jenen Kollegen und Kolleginnen zu helfen, die aus Gewissensgründen sich wei- gern, politische Verbrechen zu un- terstützen. Für Kolleginnen und Kol- legen, diß uns unterstützen wollen, ist eine Mitgliedschaft bei Al nicht obligatorisch. Al setzt sich grund- sätzlich für alle politischen und reli- giösen Gewissensgefangenen ein, die weder Gewalt angewandt noch mit Gewalt gedroht haben, und für Folteropfer.

Wir sind uns dessen bewußt, daß bei einem Engagement der Ärzte der Zeitfaktor von großer Bedeutung ist.

Aus diesem Grunde haben wir für alle, die uns unterstützen wollen, Möglichkeiten entwickelt, die es je- dem Arzt ohne Zeitaufwand erlau-

ben, Folteropfern zu helfen:

..,.. Auslegen von Informationsmate- rial im Wartezimmer;

..,.. Beteiligung an vorbereiteten Briefaktionen;

..,.. Beteiligung an vorbereiteten Te- legrammaktionen gefährdeter bzw.

verschwundener Gefangener, bzw.

Folteropfer, mit Übernahme der Te- legrammkosten;

..,.. finanzielle Unterstützung als För- derer.

Interessenten mögen sich melden bei:

Dr. med. Dietmar Schmitz-Burchartz Sprecher des Ärztearbeitskreises der Sektion der Bundesrepublik von Amnesty International

Telefon 0 23 62/6 21 56 ldastraße 65

4270 Dorsten 21

Spektrum der Woche Aufsätze · Notizen

FORUM

Schwanengesang des Zentral Iabors?

Zu

dem Beitrag von Dr. med. Kari-Heinz Weber in Heft 9/1979, Seite 591 ff .

Zerstörung des Einzellabors

Im Aufsatz "Schwanengesang des Zentral Iabors" von Dr. Weber wurde das Einzellabor erneut hervorge- hoben.

Auf einer Versammlung des Ärzte- vereins Bad Pyrmont im Februar 1979 wurde durch den Bezirksvorsit- zenden der Kassenärztlichen Ver- einigung (KV) Niedersachsen be- hauptet, daß nach der im 111. Quartal 1978 erfolgten Senkung der Labor- gebühren für RVO-Patienten bereits Einzellaboratorien mit 100 Prozent Kosten und teilweise darüber arbei- ten würden. Es wurde empfohlen, diese dichtzumachen und sich La- borgemeinschaften anzuschließen.

Was stimmt? Wohin geht die Fahrt?

Ich sehe nur die Zerstörung des Ein- zel Iabors durch die KV entspre- chend einer neuen Bestimmung nach dem KVKG in § 368 der RVO, nach der darauf hinzuwirken ·sei, La- borleistungen u. a. rationell in Ge- meinschaftsform (sprich: "Kollek- tiv") zu erbringen .

Meines Erachtens muß man darum davor warnen, noch Neuinvestitio- nen durchzuführen. Hinzu kommt, die Zeitungsnotiz, daß die Kassen- ärztliche Bundesvereinigung (KBV) plane, die Laborgebühren einzufrie-

ren. Der einzelne ist ohnmächtig!

Dr. med. Heinz Seger Internist

Brunnenstraße 35 3280 Bad Pyrmont

Negative Erfahrungen?

Den Artikel zu begreifen fällt zu- nächst etwas schwer, da hier offen-

sichtlich mehrere persönliche nega- tive Erfahrungen zu einer gewissen

"Trotzreaktion" geführt haben. So-

weit dieses dem Artikel zu entneh- men ist, hat der Kollege sich zu ir- gendeinem Zeitpunkt einer größeren Laborgemeinschaft angeschlossen.

Ich vermute, daß es sich um die La- borgemeinschaft in Krefeld handelt.

Er hat sich offensichtlich vor An- schluß an die Laborgemeinschaft kein Ablaufschema über seine eige- ne Praxis erstellt, sondern dies erst später, nachdem ihm die Verwal- tungskosten der Laborgemeinschaft

"zu hoch" wurden, nachgeholt und

hierbei dann einige Binsenwahrhei- ten entdeckt, nämlich: daß zu der Laboruntersuchung eine ganze Menge Vorarbeiten gehören, die auch bei optimaler Bedienung durch die Laborgemeinschaft bei ihm in der Praxis verbleiben, nämlich: An- ordnen der Untersuchung, Entnah- meanweisung an seine Helferinnen, die Entnahme, Grundaufbereitung des Untersuchungsmaterials, positi- ve oder negative Probenkennzeich- nung, Identifikation, Zentrifugation, sowie- nach Erhalt des Ergebnisses - Zuordnen des Ergebnisses und Plausibilitätsprüfung für jeden ein- zelnen Patienten.

Soweit dies den Darstellungen zu entnehmen ist, hat er jetzt außerdem ein Technicongerät, einen soge- nannten "Autoanalyzer". Des weite- ren scheint er Schwierigkeiten mit seiner zuständigen Kassenärztli- chen Vereinigung im Hinblick auf die Qualitätskontrolle zu haben; so- weit mir bekannt ist, spielt ein ein- maliges "Durchfallen" bei Ringver- suchen im Rahmen der externen Qualitätssicherung überhaupt keine Rolle, es sei denn, daß man nicht an genügend Versuchen teilnimmt. C>

DEUTSCHES ARZTEBLATT

Heft

37

vom

13.

September

1979 2357

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