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Völlig befangen in dieser Ansicht schenkte ich der sonst häufigen Bedeutung ,,sich beraten", „mit Vorgesetzten zwecks Beratung zusammenkommen&#34

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Notiz betreffend Audienzen am Sung-Hofe

Von Werner Eichhorn, London

In meiner Arbeit „Züge atis dem hauptstädtischen Leben der südlichen

Sung-Dynastie" (ZDMG, 107, H. 1), die ich im Frühjahr 1955 fertig-

steUte, brachte ich auf Seite 162 eine Bemerkung über die Ausdrücke

^ und pg in der ich meiner Vermutung Ausdruck gab, daß es sich

hier um ,, Wetter bezeichnungen" handele. Hauptsächlich wurde ich zu

dieser Annahme verführt durch die Form ^ des Zeichens, die als Bezeich¬

nung eines Sternbildes unzweifelhaft auf eine Himmelserscheinung und

somit auf das Wetter hinzuweisen schien. Völlig befangen in dieser

Ansicht schenkte ich der sonst häufigen Bedeutung ,,sich beraten",

„mit Vorgesetzten zwecks Beratung zusammenkommen" zu wenig

Beachtung.

Nun machten mich Walter Fuchs und Hans Steininger darauf

aufmerksam, daß es sich bei den obigen Ausdrücken um Bezeichnungen

von Audienzen handeln könne. Diese Auffassung finde ich jetzt bei noch¬

maliger Untersuchung des Textes voll bestätigt.

Inzwischen ist Vol. II des Dai Kan-wa jiten herausgekommen, der

zur Zeit, als ich obige Arbeit niederschrieb, hier nicht vorlag. Dort werden

unter (Nr. 8) Stellen zitiert, die ganz klar zeigen, daß dies Zeichen die

morgentlichen Empfänge der Beamten durch den Kaiser bezeichnet.

Diese und die Vollaudienzen wurden jeden Morgen durch Ausruf bekannt

gegeben.

Dazu erschien nun auch eine interpunktierte Neuausgabe des Meng-

liang lu, durch die die Lektüre dieses an sich recht schwierigen Textes

sehr vereinfacht wird^. Danach ergibt sich folgende Übersetzung: ,,Wenn

der Himmel klar ist, dann rufen sie^: Das Wetter ist schön! Und (an¬

schließend) verkünden sie manchmal: Groß-Empfang ! oder Viermaliger

(Monat8-)Empfang! oder: Gewöhnliche Audienz! oder auch: Sitzung im

Hinteren-Palast-Saal! Wenn es bewölkt ist, rufen sie, der Himmel ist

bewölkt. Wenn es regnet, dann sagen sie Regen an".

Material über die Audienzen, das dabei befolgte Zeremoniell usw.

findet sich in dem kleinen Werke Wen-ch'ang tsa-lu (^ ^ ^ |§t)' des

^ Ä M # (;51. ra M), Shanghai 1956 (p. 241).

^ Die „Tempelläufer undDhutas". ^ ist eigentlich die Bezeichnung für

buddhistische Novizen. Da sie aber hier tatsächlich Läuferdienste versehen, habe ich den Ausdruck mit ,, Läufer der Stadttempel" übersetzt.

^ Ausgabe Ts'ung-shu chi-ch'eng, Nr. 2792.

(2)

Notiz betreffend Audienzen am Sung-Hofe 165

Sung-Beamten P'ang Yüan-ying^. Dieser war Obersekretär im Chu-k'o

(4- Bewirtungs-)Büro, das dem Ritenministerium unterstand. Er

zeichnete ahes auf, was er wäfnend seiner Amtsfüfu-ung in den Jahren

1082—1085 hörte und sah, und war einer der Beamten, die an den

Morgenempfängen und Audienzen teilzunehmen hatten. Es ist deshalb

nicht verwunderlich, daß er in mehreren Abschnitten seines Werkes auf

diese zu sprechen kommt.

Das Audienzzeremoniell der Sung war wie die ganze Staatsverwaltung

dem der T'ang nachgeahmt. P'ang kritisiert ersteres, indem er es mit den

wirklichen alten^ Audienzgebräuchen und Regulationen der T'ang ver¬

gleicht. Seiner Ansicht nach wurden die aus der Zwischenperiode (Wu-

tai) überkommenen Abweichungen usw. niemals wieder gemäß den alten

Regeln berichtigt'.

Gestützt auf die Regulationen der Suig ab es in der T'ang-Zeit anfäng¬

lich drei Arten der Audienz. Wenn der Kaiser bei der Groß-Audienz

(iz^^f!) unter dem Ch'ing-t'ien-Tore ^ P*])* saß, dann war das die

,, Außen-Audienz" (^\- ffl). Wenn er am Isten und löten des Monats im

T'ai-chi-Saaie (;:{: |S M)* saß, dann war das die „Mittel-Audienz" (4* Iß)- Wenn er bei der täglichen Audienz ( B ffl) die Geschäfte im Lian^-i-Saale

^ Wl)* führte, dann war das die ,, Inner-Audienz" f^). Diese drei

Arten der Audienz unterscheiden sich durch mehr und mehr verein¬

fachtes Zeremoniell und verschiedene Teilnehmerschaft^. Den hier

genannten Audienzräumen entsprachen später die Palasträumlichkeiten

Han-yüan (^ 7C), Haiian-cMng (% ®C) und Tzü-ch'in ^). Dabei

wurden Audienzen, die in der ersteren stattfanden, als ,, Äußere" und

die in den beiden letzteren als ,, Innere" betrachtet*.

Zur Sung-Zeit fand die Groß-Audienz im Win-te-S&aie ^ jS). im

„Saale der literarischen Tugend", statt^. Dieser Raum sowie auch die

dort stattfindende Audienz wird oft mit dem Terminus GMng-ya (iE ^Sj)

1 Autorschaft bestritten von Wang SmH-CHÄNG (iE M)» der aber

den Stil des Werkes lobt.

" Er braucht dabei oft die Wendung ^' oder ^ fi{c ^ d. h. „es gibt hier"

oder ,,es gibt nicht ein altes Herkommen" oder ,,eine alte Tradition".

' Op. cit., p. 31.

* Op. cit., p. 31. Betr. der Saalnamen vgl. z. B. T'ang-hui-yao, ch. 30

Siehe auch R. de Rotoubs: Traiti des Fonctionnaires, vol. I, p. 154

und Plan III am Ende von vol. II.

° Auf die ältere Geschichte der ,,Drei Audienzen" möchte ich nioht ein¬

gehen. Kurze Übersicht im Dai Kan-iua jiten, vol. I, p. 168 b/c. Siehe auoh Biot: Tcheou-li, Tome II, p. 347, Anm. 6 u. a. o. Die Auslegung des „alten"

Zeremoniells in den Kommentaren ist keinesweges einheitlich.

* Vgl. Plan von BiOT: Teheou-li, Tome I. Die ^ l^-Audienz entspricht

wohl der alten ,, audience administrative" (jp fß).

' Tung-ching meng-hua lu, ch. 1 (Shanghai, 1956, p. 9—10).

(3)

bezeichnet^. Dies war die Ch'ang-ch'ao, „gewöhnhche Morgenaudienz"^.

Zeitweise wurde der Saal dieser Audienz auch Ta-ch'ing (iz M, „Groß-

Gratulations' ') - Saal genannt' .

Eine andere Art der Audienz fand im Ch'ui-kung*-8m\e (^ ^ jg)

statt. Sie scheint mir wesentlich kürzer und einfacher und (manchmal)

eine Art Vor-Audienz gewesen zu sein*. Dieser Raum wurde später der

Raum für die täglichen Audienzen. Dies zeigt, wie sehr sich die Dinge

im Laufe der Zeit verschoben.

Die, wenn man so will, intimeren Audienzen fanden statt im Tzü-ch'en

^ Purpur-Privat)-Saale. Diese traten an die Stelle der größeren

Empfänge durch den Kaiser, wenn z. B. schlechtes Wetter war. So wurde

der Abgesandte der Liao in diesem Räume empfangen und dort mit fünf

Lagen Wein (t@ S ) bewirtet, da wegen , .feinem Regen" (^^) die

eigentliche Audienz abgesagt wurde*. Im Jahre 1083 am Isten Tag des

12ten Monats hatte man die Wachen usw. wie vorgeschrieben für die

Audienz im Wen-teSaale aufgestellt. Es war aber an diesem Tage ein

heftiger Wind und so erging ein Erlaß, daß die Audienz als Lev^e in

den Tzü-ch'en-S&ai zu verlegen sei. „Dies war so wie die Huan-chang

(1^ {jt, 'Wache-Herbeirufen')- nnd Ju-ko (A ^, 'Saal-Eintritt')-Sitte der

T'ang"'. Es scheint auch, daß anläßlich von Trauerfällen eine solche Um-

disposition der Audienz stattfand. Im Jahre 1084 (Ister Monat, öter Tag)

' Zur T'ang-Zeit war dies eine Bezeichnung für die Hsüan-cheng-Audienz.

Über den Wirrwarr der Bezeichnungen vgl. Wen-eh'ang tsa-lu. ch. 6, p. 62.

2 Der Verlauf einer Audienz beginnend mit der Aufstellung der Beamten¬

schaft, dem Eintritt des Kaisers bis zum Abgang des Kaisers wird in allen

Einzelheiten geschildert im Wen-ch'ang tsa-lu, ch. 3, p. 28—30. Vgl. auch

Wu-lin chiu-shih, ch. 1 (Shanghai 1956, p. 345).

' Wen-ch'ang tsa-lu, ch. 3, p. 19. Dort wird das neueingeführte Audienz-

zeremonoiell kurz geschildert und diskutiert. Vgl. auch Meng-liang lu, cb. 8

(Shanghai, 1956, p. 192).

* Tz'ü-hai: ,,Der Kaiser legt das Gewand ab und läßt die Hände sinken.

Er handelt nicht (^ und doch wird alles geordnet". Dies zeigt wieder,

daß der konfuzianische Staat eine Reihe taoistischer Züge aufweist.

' Wen-ch'ang tsa-lu, ch. 3, p. 27—28. Im Meng-liang lu, ch. 8 (-^z 1^)

findet sich die Bemerkung, daß dieser Ch'ui-kung-^&;a\. der Ort ist für das

,, Gewöhnliche-Audienz- und Viermalige-Empfangs-Levör" ( ffl Ei ^ ^

^ ^ J4)- Wahrscheinlich ging auch den alten Außen-Audienzen manchmal

ein Levör (^ ^ Ch'i-chü) voraus. Betr. Ch'i-chü lesen wir im Wen-ch'ang

tsa-lu, ch. ch. 3, p. 32, daß anfangs an jedem 5ten Tag die Beamten im Gefolge

des Premierministers zum Empfang in den inneren Teil des Palastes gingen,

dies hieß Ch'i-chü. ' Wen-ch'ang tsa-lu, ch. 4, p. 35.

' Ebda., ch. 4, p. 47. Zu diesen Ausdrücken zitiert Tz'ü-hai eine Stelle aus

dem Wu-tai shih: „Der Hsüan-chengSa&l ist ein Saal im vorderen Teil des

Palastgeländes. Man nennt ihn Residenz (^). Dort gibt es Ehrenwachen.

Der Purpur-Raum (Tzü-ch'en) ist ein Privatraum (des Kaisers) und heißt

Ko (^ Saal). Wenn der Kaiser nun nicht im Vorderpalast, sondern im

(4)

Notiz betreffend Audienzen am Sung-Hofe 167

wurde infolge der Sarglegung einer Prinzessin der Liao-Gesandte wieder

mit sieben Lagen Wein aber ohne Musik im Tzü-ch'en-Smle bewirtet^.

Neben diesen Audienzen gab es allem Anschein nach auch noch Sonder¬

beratungen des Kaisers mit dem obersten Ratgeber der Regierung, dem

P'ing-chang chün-kuo chung-shih (2p ^ ^ ^ ffi^)- Diese fanden alle

fünf oder alle zwei Tage, später aber jeden Tag in der Tu-t'ang (^

,, Allgemein"- oder ,, Hauptstadt-Halle") statt^.

Eine weitere Differenzierung kommt in die Audienzen durch die

Verschiedenheit der Teilnehmerschaft.

Gemäß der Rite (H Li) soUten eigentlich sämtliche Beamte täglich

zur Audienz kommen. Die Empfänge So-tsan (^ ^)', Wang-tsan (^

täglicher Tsan 0 ^), sechsmaliger Tsan (7^ neunmaliger Tsan

usw. unter den ersten T'ang-Kaisern werden alle als reguläre

Audienzen (^Wt) angesehen. Der Kaiser residierte täglich im Hsüan-

cÄewfif-Saale. Die Palastwachen mit kleiner Bewaffnung, die militärischen

Flaggen und Fahnen wurden im Audienzsaale aufgestellt, und wenn sich

die an der Audienz teilnehmenden Beamten zurückzogen, gah man

ihnen ein Mahl. Erst zwischen 713 und 741 begann der Kaiser wegen den

Feiern im kaiserlichen Ahnentempel am Isten und löten, da von Trauer

und Schwermut überwältigt, die Audienzen in sein Privatgemach zu

verlegen. Dies ist der Anfang der Sitte des ,, Wachen-Herbeirufens" und

,, Saal-Eintritts"*. Zur Normal-Audienz (JE^tfj'ffl) kamen früher

sämtliche Beamte der Ministerien (ij^), der Tribunale (J), der Palast¬

verwaltungsämter (tJ), der kaiserlichen Manufakturen (^), sowie alle

Beamten der kleineren Ämter in der Hauptstadt. Später wurden die

Titularbeamten außer denen, die auf Anstellung warteten, von der

Audienzteilnahme befreit'. Unter der Sung-Dynastie kamen um 1081

folgende Regulationen für die Teilnahme an den Empfängen (^) heraus* :

Am täglichen Empfang (0 ^ ) hatten teilzunehmen die Beamten der

Staatskanzlei (P^ ~f ^) vom Cä'vcM- Sekretär (® ßP) aufwärts, die

Beamten des kaiserlichen Sekretariats vom CÄ'i-cM-Funktionär (^^

Purpur-Raum Audienz hielt, dann wurden die Ehrenwachen aus dem

regulären Audienzraum (jE^j) in diesen iCo(Saal) beordert (I^Ü). Die

Beamten folgten dann nach und gingen in den /iro(Saal) hinein. Dies hieß

'Saal-Eintritt'". Siehe ausführlichere Darstellung bei R. de Rotours:

Op. cit., vol. I, p. 161, Anm. 1. ' Wen-ch'ang tsa-lu, ch. 5, p. 49.

^ Sung shih, ch. 161 (Shih-kuan, ch. 114) und Tung-ching meng-hua lu,

ch. 1, p. 9. Vielleicht waren dies die oben in Anm. als Ch'i-chü definierten

Empfänge, die, wie ich mir denke, der Audienz voraus gingen ( ?).

ä Empfang am ersten Tage des Monats.

* Empfang am löten Tage des Monats. ' D. h. sechsmal im Monat.

« Wen-ch'ang tsa-lu, ch. 3, p. 33. ' Ebda.

* Hinsichtlich der Parallelregulationen der T'ang siehe R. de Rotoubs:

Op. cit., vol. I, p. 284/5.

(5)

^ an aufwärts, die Vizepräsidenten und höheren Beamtengrade des

obersten Staatsministeriums (fÄ? fl^ ^), sowie die Vizepräsidenten und

hohen Beamten des Zensoramtes^, diese letzteren wegen Berichterstat¬

tung über allerlei Fehler und Mängel.

Am sechsmaligen Empfang nahmen teil die höheren Beamten der

drei SMng {^f.

Am zweimaligen Empfang (am Isten und ISten) nahmen teil die

Beamten der Palastverwaltung und der Manufakturen vom stellver¬

tretenden Leiter aufwärts und die des obersten Gerichtshofes vom Sekre¬

tär an aufwärts .

Am allmonatlichen Empfang ( H ^) nahmen nur solche Beamte teil,

die Gehalt empfingen, ohne ein Amt auszuüben (^ und zwar vom

T'ung-chih-lang aufwärts*.

„Von jetzt an wurden auch außer dem Isten und ISten des Monats

der 5te, 20te, 21te und 25te Tag als Empfangstage (^ 0 ) bestimmt. Nur

an Feiertagen fiel der Empfang aus"*.

Was nun die „Sitzungen im Hinter-Palast-Saal" (|^ jg^) betrifft,

so koimte ich bisher noch keine Erklärung dazu finden'. Aus dem Wen-

ch'ang tsa-lu erfahren wir nur, daß sie an gewissen Feiertagen ausfielen^.

Möghcherweise ist dies nur ein anderer Ausdruck für die Empfänge im

inneren Teile des Palastes .

' Die CÄ'i-c/»w-Beamten hatten, so heißt es, alle Reden und Handlungen

dos Kaisers während der Audienz aufzuschreiben. Ch'i-chü scheint mir

übrigens vielfach das einfache Aufstehen und Niedersetzen des Kaisers (als

Entgegennahme einer Begrüßung) zu bedeuten.

^ Wahrscheinlich war zwischen diesem ,,Täglichen-Empfang" und den

,,Gewöhnlich-Audienzen" ein Unterschied, denn auf p. 30 im Wen-ch'ang tsa-lu, ch. 3, wird aus den Regulationen folgendes zitiert: ,,Die Beamten des

Staatssekretariats und der Staatskanzlei, sowie sämtliche Militär- und Zivil¬

beamte begeben sich in den Wen-ie-Saal und stellen sich an der Ost- und

Westseite auf. Einer der Minister übernimmt die Ordnung der Ränge. Sie

hören den ihnen (durch einen Palastdiener) übermittelten Vortrag des

Kaisers an, halten aber keine Sitzung ab, grüßen zweimal und treten

ab. Das nennt sich Audienz wie gewöhnlich." Anscheinend wurden aber

immer mehr Beamte von dieser Audienz befreit, so daß schließlich nur noch

,,die Beamten des Zensoramtes und solche ohne Amtsfunktion, die auf

Verwendung warteten", kamen. P'ang Yüan-ying möchte, daß in Über¬

einstimmimg mit den T'ang-Regulationen die Beamten mit wirklicher Amts¬

funktion wieder öfter in regulärer Audienz empfangen werden.

" Staatsministerium, Staatssekretariat und Staatskanzlei.

* R. DE RoTOUES: Op. cit., vol. I, p. 36.

^ Obgleich die Termini iz ^ und P9 ^ hier nicht genannt werden, ist

doch sicher, daß sie hierher gehören. ° Wen-ch'ang tsa-lu, ch. 3, p. 32.

' Im Wu-lin chiu-shih, ch. 4 (Shanghai, 1956, p. 385/6) werden unter

Hou-tien (^^ ^) eine Reihe von Räumlichkeiten aufgezählt, doch ist daraus

nichts zu entnehmen.

* Ch. 1, p. 4. Dort werden die 7 6 amtlichen Feiertage der Sung-Zeit aufgezählt.

(6)

Notiz betreffend Audienzen am Sung-Hofe 169

Aus dem Wen-ch'ang tsa-lu erhalten wir manche kleine und amüsante

Einzelheit der Entwicklung des Audienzwesens. So lesen wir in einem

Auszug aus einer Eingabe des Sekretariats und der Kanzlei vom Jahre

923 (Hou-T'ang-Dynastie)i : „Bei der täglichen Gewöhnlichen-Audienz

geben die Beamten einen Dankesgruß, nur die Beamten des Sekretariats

und der Kanzlei geben diesen Gruß nicht. Dies ist so infolge eines alten

Herkommens. Wenn nämlich die Beamten früher von der Audienz

abtraten, erhielten sie im Korridor eine Erfrischimg. Dies nannte man

Lang-ts'an ? Korridor-Mahl). Die Beamten gaben dafür am Ende

der Audienz diesen Dankesgruß. Im Sekretariat und in der Kanzlei

aber hatte man Küchen. Die Beamten dieser beiden Ämter nahmen

deshalb nicht am Lang-ts'an teil und dankten aueh nicht dafür. Nach¬

dem nun der T'ang-Kaiser Hsi-tsung von seiner Flucht nach Shu

(Szuchuan) zurückkehrte, kam wegen zu vieler anderer Geschäfte dies

Lang-ts'an in Fortfall. Die Danksagung der Beamten am Ende der

Audienz aber blieb bestehen. Nach 50 Jahren läßt sich so eine Sitte nun

schwer abschaffen. Wie aber soll es nun immer so weiter gehen, daß die

Beamten der beiden Ämter, die doch täglich zur Audienz kommen,

diesen Dankesgruß nicht geben? Es macht bei der Reihenaufstellung

einen höchst befremdlichen Eindruck, wenn sich nur ein Teil verneigt

und der andere nicht. Wenn man uns nun 'Nah-Beamte' nennt, dann

verpflichtet uns das zu um so größerer Ehrerbietung. Von heute an sollen

die Beamten der beiden Ämter, wenn sie in der Tagesaudienz die Prokla¬

mation des Kaisers, ohne anschließend eine Sitzung zu halten^, ent¬

gegengenommen haben, genau so wie die Reihen der Teilnehmer an der

Ost und Westseite diesen Dankesgruß abgeben"'.

Da es mir hier aber nur um die Berichtigung des obigen Fehlers geht,

möchte ich ein weiteres Eingehen auf die Audienzsitten der Sung ver¬

meiden*.

Fehler der obigen Art können leicht unterlaufen, wenn man allein an

unkommentierten Texten arbeitet und nur auf die Wörterbücher ange¬

wiesen ist. Trotzdem hinterläßt mir diese Notwendigkeit der Richtig¬

stellung ein wenig das Gefühl :

„Lernen immerdar und können nimmer zur Erkenntnis der Wahrheit

kommen". (2. Ep. Tim. 3, 7.) 1 Ch. 3, p. 26—27.

* D. h. der Kaiser ließ die Proklamation übermitteln, trat aber selber

nicht in Erscheinung.

In der Sung-Zeit scheint man diese Sitte des Anbietens von Erfrischungen

nach der Audienz wieder aufgenommen zu haben. So lesen wir im Wen-ch'ang

tsa-lu, ch. 3, p. 30, daß nach der Audienz Tee und Wein gereicht wurde.

* Weiteres Material findet sich z. B. im Shih-lin yen-yü ^ ^ f§) des

bekannten Simg-Autors Yoh Meng-te. Dies Werk wurde hier nicht von mir

benutzt.

(7)

Großer Historischer Schulatlas. Herausgegeben vom BajTischen Schulbuch-

verlag. I. Teil: Vorgeschichte und Altertum. München: Bayerischer Schul¬

buch-Verlag 1953. VIII, 44 S. Karten, 15 S. Register. 2. Auflage, München

1954. 123 Erläuterungen von Herm. Bengtson imd Vlad. Milojcic, sowie

von R. von Königswaid imd Joach. Schröder.

Der historische Atlas ist für den Wissenschaftler ein genau so unentbehr¬

liches Handbuch wie für den Leser historischer Bücher überhaupt, weil ge¬

schichtliche Zusammenhänge vom Kartenbilde aus eine leichter wahrnehmbare

Realität gewinnen. Alle völkerbiologischen Gegebenheiten, aber vor allem

doch immer wieder das Einprägsame des geographischen Bildes für Streich¬

richtungen von Handel und Völkerbewegungen lassen sich auf dem Karten¬

blatt komplexiv erfassen.

Auch historische Atlanten veralten, so paradox das im ersten Augenblick

erscheinen mag. Es geht dabei aber weniger um ein paar neu gewonnene

Schlachtorte, als um das Fortschreiten der weltgeschichtlichen Einsichten.

Auch die universalgeschichtliche Einstellung der Historiker bis zu Eduard

Meyer, hatte nicht die antikozentrische Orientierung der abendländischen

Geschichtschreibung überwinden können. Erst seit dem ersten Weltkriege ge¬

wannen die universellen Tendenzen der Gosohichtsohreibung derart an Um¬

fang und Bedeutimg, daß auf diesem weitsichtigeren Hintergrunde die Ur¬

sprünge des Abendlandes einen gänzlich veränderten Aspekt gewannen. Hob

sich zwar die Rolle des klassischen Altertums für die abendländische Geistig¬

keit auch auf dem ausgeweiteten Blickfelde der historischen Erkenntnis

zwingend genug ab, so erschien dieses Altertum selbst aber immer unab¬

weisbarer nur als eine Phase des geschichtlichen Werdens, deren geistige

Absenker tief in fernere Ursprünge zurückreichten.

Zwei neue Aspekte bestimmten entscheidend das Relief des geistigen Abend -

landes imd bedeuteten jeder ein eigentümliches Zueinander von Assimilation.

Vor der Antike zeichnete sich der geistige Aufbruch der Menschheit in den

altorientalischen Hochkulturen ab. Das antike Erbe aber lebte in einem tief

in prähistorische Vergangenheit zurückreichenden Substrat weiter, das aus

vielfältigen Kulturströmen und Völkerbewegungen der Vorzeit zusammen¬

geschmolzen worden war.

Diese beiden neuen Forschungsbereiche der Historie verlangten auch in

der Kartographie gebieterisch ihre Berücksichtigung. Sowohl die Wissen¬

schaft vom Alten Orient als auch die Ergebnisse der prähistorischen Forschung

mußten nunmehr auch im historischen Atlas ihren Niederschlag finden.

Diesem Ziele versucht nun der neu begründete 'Große historische Welt¬

atlas' zuzustreben.

Daß der Versuch nicht gleich auf Anhieb geglückt ist, hat mehrere ver¬

ursachende Faktoren. So hat man bei der Auswahl der Mitarbeiter von vorn¬

herein dadurch eine Ungleichmäßigkeit eintreten lassen, daß man zwar für

die Vorgeschichte einen Fachmann herangezogen hat, nioht aber auoh für den

Alten Orient. Das drückt sich schon in der Disposition aus : man kennt nur

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hen, daß - umgekehrt - auch dvandä einen Makel bezeichnet, der nicht. weniger konkret ist als die anderen hier aufgezählten bzw. Deshalb scheint „schwanzlos" eine gute Wahl, auch

liegt ein weites Feld für die gegenwartsbezogene Orientforschung, wo Wissenschaft nicht nur einen Praxisbezug hat, sondern selbst nahezu Praxis ist. Es geht

schen Dareios III.) und Iskandar wissen die muslimischen Historiker und Firdausi freilich eingehend zu berichten; jedoch gehen praktisch alle diese Berichte auf den