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Archiv "Chronisch aggressive Hepatitis: Die Ära der „Leberdiäten“ bei CAH gehört der Vergangenheit an" (04.02.1987)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Chronisch aggressive Hepatitis:

Die Ära der „Leberdiäten" bei CAH gehört der Vergangenheit an

D

ie Leberzirrhose als eine mögliche Folgekrankheit der chronisch aggressiven Hepatitis (CAH) steht heute in den westlichen Industrie- nationen an fünfter Stelle der Todesursachen. Die Tendenz ist weiter steigend. Chroni- sche Hepatitiden stellen sich dabei keineswegs einheitlich dar: Ihr morphologisches Korrelat umfaßt einen Sam- meltopf ätiologisch höchst unterschiedlicher Faktoren, die von einer viralen Infek- tion über Stoffwech- selerkrankungen bis zu alko- hol- und medikamententoxi- schen Schädigungen der Le- ber reichen. Autoimmunpro- zesse und ätiologisch bisher noch weitgehend ungeklärte chronische Gallenwegser- krankungen bereichern die- ses Spektrum noch. Ordnung in diese Vielfalt zu bringen und gleichzeitig neue thera- peutische Ansätze aufzuzei- gen war Ziel des Seminars

„Differentialdiagnostik und gezielte Therapie der chroni- schen Hepatitis", das mit Unterstützung der Pharma- firma Merz, Frankfurt, im Rahmen der Düsseldorfer Medica 1986 stattfand.

Therapie der

nicht-viralen Hepatitiden Bedingt durch ihren be- sonderen geweblichen Auf- bau und ihre topographische Lage antwortet die Leber auf unterschiedliche virale, bak- terielle, chemische, biophysi- kalische und immunologische Noxen mit einer relativ mo- notonen morphologischen Reaktion. Die Verfügbarkeit serologischer Methoden ge- stattet es seit Anfang der siebziger Jahre, virale Hepa- titiden von non-viralen For- men abzugrenzen. Zum Nachweis der Aggressivität einer chronischen Hepatitis bleibt jedoch auch weiterhin die histologische Abklärung unverzichtbar.

Das therapeutische Vor- gehen ist bei den non-viralen Formen relativ klar definiert.

Leberschäden durch Alko- holabusus oder Medikamente werden durch das Weglassen

der entsprechenden Noxen behandelt. Eine CAH auf dem Boden einer hepato-bili- ären Erkrankungen läßt sich

— falls überhaupt Symptome auftreten — durch Gabe von Cholestyramin, fettlöslichen Vitaminen und kurzkettigen Fettsäuren günstig beeinflus- sen. Durch Stoffwechselstö- rungen bedingte Hepatitiden werden durch die Behand- lung der Grundkrankheit an einem weiteren Fortschreiten gehindert, und bei autoim- munologisch bedingten For-

Professor Dieter Müting, Bad Kissingen

men lassen sich durch den Einsatz von Immunsuppressi- va und Steroiden gute Erfol- ge erzielen.

Eiweißrestriktion nur in fortgeschrittenen Stadien Problematisch bleibt wei- terhin die Behandlung der vi- rusinduzierten CAH. Zwar steht gegen das Hepatitis-B- Virus ein wirksamer Impf- stoff zur Verfügung, doch bei bereits akquirierter Infektion sind die therapeutischen Möglichkeiten begrenzt. Hin- zu kommt eine ständig wach- sende Zahl von Non-A-Non- B-Hepatitiden, die vor allem

durch Bluttransfusionen übertragen werden. Wie Prof. Müting, Bad Kissingen, berichtete, erkranken in den USA inzwischen ca. sieben Prozent aller Patienten, die sich einer Blutübertragung unterziehen müssen, an einer

„Posttransfusionshepatitis".

Erschreckend ist auch die Chronifizierungsrate mit ca.

dreißig Prozent liegt sie zwei- bis dreimal so hoch wie die der Hepatitis B.

Müting ging auf die Basis- therapie der CAH ein: Abge-

Professor Josef Eisenberg, München

sehen von einer strikten Al- koholkarenz brauche der Pa- tient sich keine weiteren Ein- schränkungen seiner Lebens- und Eßgewohnheiten aufzu- erlegen. Die Ära der „Leber- diäten" gehöre endgültig der Vergangenheit an. Lediglich in fortgeschrittenen Stadien mit der Gefahr des Leberver- sagens und der Entwicklung einer hepatischen Enzephalo- pathie sei auf eine Eiweißre- striktion zu achten.

Als zusätzliche darmwirk- same Maßnahme habe sich die Gabe von Laktulose bewährt, da diese durch Verdrängen pathologischer Darmkeime zugunsten von

Laktobakterien toxische Me- tabolite im Blut reduziert.

Zur NH3-Senkung eignet sich Bifido-Milch sowie die sogenannten Ammoniak-

senkenden-Aminosäuren (ASA), von denen sich das Ornithin-Aspartat (Hepa- Merz-Granulat®) am besten bewährt habe. Von außeror- dentlicher Wichtigkeit sei es auch, akute und chronische Infekte anderer Genese schnell und gezielt zu beseiti- gen, da diese die Ausheilung der CAH verzögern oder ei- nen akuten Schub auslösen können.

Interferone helfen in frühen Infektionsphasen Einen völlig neuen Thera- pieansatz stellte Prof. Eisen- burg, München, vor. Er be- richtete über erste Ergebnis- se einer spezifisch antiviralen Therapie der Hepatitis B durch Interferone. Obwohl die Studien noch nicht abge- schlossen sind, läßt sich fol- gendes Resümee bereits zie- hen: Durch eine Kombina- tionstherapie mit Interferon- Beta und Interferon-Gamma erscheint es möglich, die HBV-assoziierte chronisch aggressive Hepatitis in einem im Vergleich zur Spontanre- mission signifikant höherem Prozentsatz zu bessern oder zu heilen.

Allerdings goß der Mün- chener Hepatologe gleich auch wieder Wasser in den Wein: Die bisher vorliegen- den Ergebnisse seien alles an- dere als spektakulär. Dar- über hinaus sei die Interfe- rontherapie teuer, mit einer hohen Rate an Nebenwirkun- gen behaftet und offensicht- lich nur in jenen Stadien wirksam, in denen das HBV- Genom noch nicht in das Wirtszell-Genom integriert ist, also lediglich in den frü- hen Phasen einer Infektion.

Weitere Studien müßten zei- gen, ob eine gesteigerte Wirksamkeit — eventuell durch eine Kombination mit anderen Pharmaka wie Aci- clovir — möglich ist.

Dr. med.

Bernd Kleine-Gunk A-296 (76) Dt. Ärztebl. 84, Heft 6, 4. Februar 1987

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