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Archiv "SACHAROW: Rechtslastig" (12.03.1987)

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Academic year: 2022

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Andrej Sacharow daheim in seiner Moskauer Wohnung

DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

SACHAROW

Zum Problem IPPNW/Sacha- row, insbesondere zu dem „seite eins"-Kommentar „Aus sowje- tisch-deutscher Sicht" sind eine Reihe durchweg kritischer Leser- briefe eingegangen, zumeist von Anhängern oder Sympathisanten der IPPNW. Die nachfolgende Zu- sammenstellung gibt insgesamt ein zutreffendes Bild der kritischen Auffassungen:

Akt der Menschlichkeit

Gemeinsam mit dem Kommentator freuen wir uns über die Aufhebung der Ver- bannung von Herrn Sacha- row. Dies nicht, wie N. J.

vermutet, weil die IPPNW damit ein für sie lästiges Pro- blem los wäre, sondern weil dieser notwendige Akt der Menschlichkeit uns dem Frie- den, für den die IPPNW sich seit Jahren weltweit einsetzt, möglicherweise ein Stück nä- her bringt, ist er doch hof- fentlich ein Silberstreif am Horizont einer zunehmenden Liberalisierung in der So- wjet-Union.

Wir möchten die Bundes- ärztekammer und den Kom- mentator bitten, sich in glei- cher Weise des Schicksals un- seres Kollegen, Prof. Metin Özek, anzunehmen, dem we- gen seiner Mitarbeit in der Türkischen Friedensvereini- gung zur Zeit vor dem Istan- buler Militärgericht der Pro- zeß gemacht wird und den möglicherweise 8 bis 15 Jahre Haft erwarten.

Dr. med. Odette Klepper, Dr. med. Georg Klepper, Gallierstraße 99, 5100 Aachen

In Frieden

mit dem Ärzteblatt

. . . Ich kann nicht verste- hen, warum das Deutsche Ärzteblatt die IPPNW wieder angreift und diffamieren will.

. . . Ihr Editorial ist eine Zusammenstellung von ein- zelnen Auszügen und Zitaten aus der großen Darstellung des Problems von Prof. Dr.

Roland Scholz im Rundbrief der IPPNW. Warum zitieren Sie nicht die Quelle, oder

warum druckten Sie nicht sei- nen Artikel ab? Dann würde nämlich jeder Leser merken können, daß Prof. Scholz mit keinem Wort die Verban- nung von Sacharow rechtfer- tigte, sondern daß er nüch- tern analysierte, welche Aus- sagen von Sacharow mit al- lergrößter Wahrscheinlich- keit das sowjetische System zu seiner Verbannung veran- laßten. Jeder Leser würde dann auch merken, daß Prof.

Scholz und mit ihm die IPPNW die baldige Freilas- sung von Sacharow erhoff- ten.

Langer Worte kurzer Sinn ist, daß ich Ihnen und ande- ren Mitarbeitern des Deut- schen Ärzteblattes wirklich dankbar dafür wäre, wenn Sie nicht immer wieder die IPPNW in eine merkwürdige, verdächtige, wahrscheinlich sowjetisch bestrahlte Ecke stellen würden. Es ist doch ganz klar, daß solche diffa- mierenden Artikel eine große Zahl von Ärztinnen und Ärz- ten zu der Überzeugung brin- gen, daß man das Deutsche Arzteblatt — und damit auch die nicht identische Bundes-

ärztekammer — als einen un- sachlichen und unkooperati- ven Feind ansehen müsse.

Bedenken Sie doch bitte, daß weit mehr als 50 Prozent der gesamten deutschen Ärzte- schaft hinter den Auffassun- gen der IPPNW steht. Sie wissen doch, daß man aus ei- ner Mitgliedszahl mit monat- lichem Beitrag von 20 DM nicht auf die wirkliche Zahl der Ärztinnen und Ärzte rückschließen kann, die die Auffassungen der IPPNW vertreten. Wenn schon allei- ne über 6000 ärztliche Mit- glieder jetzt vorhanden sind, dann werden Sie sicher mei- nen Aussagen glauben. Die im Deutschen Arzteblatt z. T. durchgeführten Befra- gungen werden Sie ja auch zur Kenntnis genommen ha- ben.

Der überwiegende Teil der IPPNW-Ärztinnen und -Ärzte würde gerne mit dem Deutschen Ärzteblatt in Frie- den leben, bitte leisten Sie Ihren Beitrag dazu.

Prof. Dr. U. Gottstein, Chefarzt der Medizinischen Klinik des Bürgerhospitals, Nibelungenallee 37-41, 6000 Frankfurt/Main

Vorschnelle Verdächtigungen

Den Sowjets und ihrem Gefolge gegenüber gibt es ge- wiß begründete Reserven.

Die Entlassung Prof. Sacha- rows und seiner Frau aus der Verbannung ist dafür jedoch ein schlechter Grund. Zwei- fel bestehen, ob diese Entlas- sung mit der IPPNW über- haupt etwas zu tun hat. Un- zweifelhaft und ungeteilt aber ist die Freude über diese wie über andere Freilassun- gen, an denen die IPPNW teilweise sogar konkreten Anteil hat . . .

Überschwenglichen Dank kann kaum erwarten, wer Menschen ihres Andersden- kens, ihres friedlich-politi- schen Wirkens wegen exi- liert, inhaftiert und, schlim- mer noch, „psychiatrisiert" , um „großmütig" sie nach Jahr und Tag, sofern sie dann

noch leben, wieder freizulas- sen. Anerkennung aber ver- dient, wer sich für so Verfolg- te einsetzt und ihre Freilas- sung bewirkt — die Gründe mögen lauten, wie sie wollen.

Um klarzumachen, daß sich Unmenschlichkeit, genauer:

die Perfidie des Psychiatrie- mißbrauchs, nicht lohnen, haben wir die Sowjets aus dem Weltverband für Psych- iatrie gedrängt. Das schloß und schließt die Sorge ein, daß Menschlichkeit sich loh- ne. Wer wünscht, daß sie her- anwächst, kann jedenfalls nicht wünschen, daß erste Ansätze dazu wie die Entlas- sung Sacharows aus der Ver- bannung in vorschnellen Ver- dächtigungen enden.

Internationale Vereini- gung gegen die politische Verwendung der Psychiatrie (IAPUP), Dr. med. Friedrich Weinberger, Maximilianstra- ße 6, 8130 Starnberg

Rechtslastig

Der politische Standort der Redaktion des Ärzteblat- tes ist unerträglich rechtsla- stig, und ich frage mich, wie mit meinen Beiträgen eine solche Politik finanziert wer- den kann Daß die Men- schenrechte im Osten wie im Westen verteidigt werden müssen, ist unbestritten.

Aber wo ist der Friedens- und Verständigungswille, wenn man Sacharow zu einer Zeit zitiert „die Sowjetunion gleiche einem gigantischen Konzentrationslager", zu der der Kanzler von Konzentra- tionslagern (= Massenver- nichtungslager) in der DDR spricht und in der real in Süd- afrika täglich Schwarze er- schossen werden und es einen gesetzlichen Rassismus gibt.

Wo ist die Verhältnismäßig- keit der Mittel, wann wird das Deutsche Ärzteblatt sich der Menschenrechte der Ne- ger annehmen? Außer dem Layout hat sich aber nichts geändert.

Dr. rer. nat. Siegmar Bäz- ner, Arzt, Dipl. Biochemi- ker, Schwabstraße 128, 7000 Stuttgart 1

A-610 (10) Dt. Ärztebl. 84, Heft 11, 12. März 1987

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