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Archiv "Restaurierungen: Kunstgeschichte mit Röntgen und Endoskopie" (17.08.2007)

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A2292 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 33⏐⏐17. August 2007

K U LT U R

geröntgt. Und diese Rönt- genaufnahmen führten dann zu der Entdeckung der Reli- quien in einem bisher nicht bekannten Hohlraum im Brustkorb. In seinen „Stau- rologia Coloniensis“ hatte der Kölner Stiftsherr Aegidi- us Gelenius zwar schon im Jahr 1636 vermerkt, dass sich im Crucifixus dolorosus aus St. Maria im Kapitol zahlreiche Reliquien befin- den würden und zählte diese namentlich auf. Im Jahr 1304 seien sie durch Weihbi- schof Heinrich anlässlich der Weihe des Kreuzes am 4.

Dezember hineingelegt wor- den. Die Reliquien selbst kannte aber niemand. Es galt nicht mal als sicher, dass sich im Korpus überhaupt (noch) Reliquien befinden würden.

Erst mithilfe von Rönt- genaufnahmen und anschließenden endoskopischen Untersuchungen konnten die eingeschlossenen Reli- quien überprüft werden. Der Hohl- raum war zerstörungsfrei zugäng- lich durch die Seitenwunde, durch die, so Hoffmann, ein Endoskop un- gehindert eingeführt werden konn- te. Die in überwiegend rosa und teil- weise grünem Seidenstoff einge- wickelten Reliquien sind größten- teils mit Cedulae, Pergamentstrei- fen mit den Namen der Reliqien, versehen. Im Rahmen der videoen- doskopischen Untersuchung ließen sich 32 Cedulae einzeln filmen. „Es kann kein Zweifel bestehen: Es han- delt sich nicht um die Reliquien, die Gelenius 1636 aufgezählt hat, denn von dem bei Weitem größten Teil der bei ihm verzeichneten Reliquien

finden wir in dem Kreuz keine.“ Da- mit ist auch die Datierung in das Jahr 1304 fraglich. Als Entstehungs- zeit ist Hoffmann zufolge jedoch in jedem Fall das späte 13. oder frühe 14. Jahrhundert anzunehmen.

Die Restaurierung und Überprü- fung eines Kruzifixes mithilfe von Skalpell, Röntgengerät und Endo- skop ist keine Seltenheit. Der Land- schaftsverband Rheinland unter- sucht zum Beispiel zurzeit ein etwa aus dem Jahr 1000 stammendes Kru- zifix aus Düsseldorf-Gerresheim.

Durchleuchtet wird es, wie Hoff- mann erläutert, mit einem Röntgen- gerät aus dem früheren Landeskran- kenhaus in Pulheim-Brauweiler, dessen Benutzung für Patienten heu- te nicht mehr zulässig wäre. I Gisela Klinkhammer Köln, St. Maria im Kapitol,Gabelkreuz, Röntgenaufnah- me des Hohlraums im Brustkorb. Hier ruhen die Reliquien, die im Röntgenbild jedoch nicht sichtbar werden.

Abbildungen entnommen aus:Godehard Hoffmann,Das Gabelkreuz in St.Maria im Kapitol

E

r wurde im letzten Jahr in der Kölner Presse als Sensation bezeichnet – der Reliquienfund im Gabelkreuz der Kirche St. Maria im Kapitol. Im Inneren des hölzernen Christus wurden mehr als 50 Reli- quien gefunden, darunter die des Evangelisten Lukas, des heiligen Laurentius, der heiligen Odilia und der heiligen Christine. Doch wie ist es zu diesem Fund gekommen?

Ursprünglich sollte das Gabel- kreuz, das in der Kunstgeschichte wegen des stark leidenden Aus- drucks als „Crucifixus dolorosus“

bezeichnet wird, „nur“ restauriert werden. Das Kruzifix gilt seit Lan- gem als eines der Hauptwerke der europäischen Skulptur des frühen 14. Jahrhunderts. Seine Entstehung wird seit dem 17. Jahrhundert auf das Jahr 1304 datiert.

Im Zuge der Untersuchungen hatte man festgestellt, dass der Kor- pus eine stark verschmutzte Dritt- fassung aus der Neuzeit trug, die die darunterliegenden Schichten vom Untergrund zu lösen begann. Um Gefahr für den mittelalterlichen Be- stand abzuwenden, musste sie ent- fernt werden. „Das geschah in müh- seliger Arbeit mit dem Skalpell, weil sich die Verwendung von che- mischen Lösemitteln mit Rücksicht auf die alte Fassung verbot“, berich- tet der Kunsthistoriker Dr. phil. Go- dehard Hoffmann vom Landschafts- verband Rheinland – Rheinisches Amt für Denkmalpflege in der Ein- leitung des Buchs „Das Gabelkreuz in St. Maria im Kapitol zu Köln“*.

Doch mithilfe diagnostischer Ver- fahren kamen Kunsthistoriker und Restauratoren zu ganz neuen Er- kenntnissen: Im Rahmen der Restau- rierung wurde das Kruzifix auch

RESTAURIERUNGEN

Kunstgeschichte mit Röntgen und Endoskopie

Das Gabelkreuz der Kölner Kirche St. Maria im Kapitol konnte mithilfe diagnostischer Verfahren aus der Medizin datiert werden.

Im Inneren fand man mehr als 50 Reliquien.

* Godehard Hoffmann:

Das Gabelkreuz in St. Maria im Kapitol zu Köln und das Phänomen der Crucifixi dolorosa in Europa, Arbeitsheft der rheinischen Denkmal- pflege 69, Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms, 2006, 208 Seiten, ISBN 3-88462-240-4, 39 Euro

Köln, St. Maria im Kapitol,Gabelkreuz in der Chorumgangs- kapelle

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