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Archiv "Vorlesungsbegleitende Leistungskontrollen in der inneren Medizin" (13.02.1975)

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DEUTSCHES ARZTEBLATT

THEMEN DER ZEIT:

Vorlesungsbegleitende Leistungskontrollen in der inneren Medizin

AUS DEM BUNDESTAG:

14,9 Millionen Bundesmittel für Ausländerbetreuung Krankentransport und Rettungsdienst fällt in die Zuständigkeit der Bundesländer Unbesetzte Dienstplätze für

Kriegsdienstverweigerer Blinklicht

für Rettungsfahrzeuge Bundesregierung sucht Finanzier

Scheckkarte statt Krankenschein

TAGUNGSBERICHT:

Ärzte und Soziologen auf der Suche nach einer gemeinsamen Basis

BEKANNTMACHUNGEN

PERSONALIA

Spektrum der Woche Aufsätze ·Notizen

Vorlesungsbegleitende Leistungskontrollen

in der inneren Medizin

Volker Flörkemeier und Rudolf Gross

Medizinische Universitätsklinik Köln (Direktor: Professor Dr. R. Gross)

Die sogenannten "großen" Vorle- sungen lassen in ihrer bisherigen Form nur im begrenzten Maße eine Lehr- und Lernerfolgsmessung zu.

Eine Rückmeldung für Studenten und Dozenten erfolgt in der Regel frühestens bei der Semesterab- schlußklausur oder im Staats- examen. Lehr- und Lernstrategie können wegen des zu spät einset- zenden "feedback" nicht mehr kor- rigiert werden. Wir gleichen das zum Teil auch durch die Erfahrun- gen aus früheren Semestern ein- schließlich der von uns seit fünf Jahren geübten, schriftlichen und anonymen Vorlesungskritik aus.

Allerdings weisen die bisher übli- chen Prüfungen mit Ausschlußcha- rakter, wie beispielsweise die Se- mesterabschlußklausur, das Physi- kum oder das Staatsexamen aus verschiedenen Gründen Nachteile für Prüfer und Prüflinge auf:

1. Durch Streß und Examensangst kommt es zu einer Leistungsein- engung in der Prüfsituation.

2. Bei Erfassen von Langzeitlei- stungen ist die Gültigkeit einer punktuellen Prüfung zweifelhaft.

3. Eine Indisposition von Prüfer oder Prüfling in der augenblickli- chen Prüfsituation ist möglich.

4. Besonders bei einer mündlichen Prüfung eines großen Wissensge-

bietes ist ein repräsentativer Quer-. schnitt nicht leicht zu gewinnen.

5. Durch eine gegebenenfalls sub- jektive Beurteilung und unter- schiedliche Gewichtung von Prü- fungsfragen und Antworten besteht eine Abhängigkeit des Prüflings vom Prüfer.

6. Häufig ist die Bewertung für alle Prüflinge nicht ausreichend trans- parent.

Sieht man von der Selektion als wesentlichem Merkmal einer Prü- fung ab, so bleiben weitere wichti- ge Gründe, Leistungskontrollen beizubehalten, und zwar:

1. Zur Rückmeldung über Lehr- erfolg für den Dozenten

2. Zur Lernerfolgskontrolle für den Studenten

3. Zur Erhöhung der Lernmotiva- tion durch Kenntnis des Leistungs- standes innerhalb der Gruppe.

Bei Reduzierung der Intentionen zu Prüfungsdurchführungen auf diese genannten Punkte bietet es sich geradezu an, Leistungskontrollen ..,. engmaschig

..,. freiwillig .,.. frei von Druck

..,. und anonym durchführen. I>

DEUTSCHES ARZTEBLA'IT Heft 7 vom 13. Februar 1975 443

(2)

Spektrum der Woche Aufsätze ·Notizen

Vorlesungsbegleitende Leistungskontrollen

Diese Leistungskontrollen sollten darüber hinaus den Kriterien der Zuverlässigkeit, Gültigkeit und Ob- jektivität genügen.

Im Wintersemester 1973/74 wurde erstmalig in der Hauptvorlesung In- nere Medizin begonnen, diese Ge- sichtspunkte zu verwirklichen. Im Abstand von drei Wochen wurden Leistungskontrollen zum vorange- gangenen Vorlesungsstoff durch- gefül1rt. Es wurden insbesondere diese Themen ausgesucht, die we- gen ihrer Wichtigkeit in der Vorle- sung besonders ausführlich be- sprochen worden waren. Zu den entscheidenden Problemen wurden Testfragen konstruiert, und zwar in der Form von Multiple-choice-Fra- gen - aus folgenden Gründen:

1. Dieser Fragetyp eignet sich be- sonders zum Überprüfen kognitiver Fähigkeiten, das heißt Fakten, Me- thoden und Gesetze sowie deren Verständnis und Interpretation kön- nen damit überprüft werden (Kapu- ste und Noack, 1968). Multiple-

Tabelle: Nachteile und Gren- zen von Multiple-choice-Fra- gen für Leistungskontrollen in der Medizin

~ Erfassen von psychomoto- rischen und affektiven Fähig- keiten nicht oder nur schwer möglich

~ Reaktionsvermögen in ärztlichen Extremsituationen

nicht überprüfbar

~ Latentes und momentan nicht verbalisierbares Wissen wird mitgeprüft

~ Vernachlässigung der Überprüfung höherer intel- lektueller Fähigkeiten zugun- sten der Überprüfung von Faktenwissen

~ Sprachlich begabte und reaktionsschnelle Studenten können die Prüfung nicht (zu ihren Gunsten) beeinflussen.

choice-Fragen genügen in einem hohen Maße den Kriterien der Ob- jektivität, da von vornherein festge- legt wird, wie die einzelnen Alter- nativen gewertet werden.

2. Multiple-choice-Fragen eignen sich besonders gut für eine statisti- sche und testanalytische Auswer- tung durch EDV.

3. Studenten und Dozenten berei- ten sich auf ein neues Prüfverfah- ren vor, wie sie das Mainzer Insti- tut für medizinische Prüfungsfra- gen auf Grund der neuen A. 0. für Ärzte für die zentral durchgeführ- ten Prüfungen im klinischen Stu- dium ab August 1974 anwenden wird.

Die auch von uns zunächst verwen- deten Essay-Fragen lassen sehr häufig eine objektive Beurteilung der Antwort nicht zu. Auch die da- mit verbundene manuelle Auswer- tung bietet bei großem Zeitauf- wand nur einen geringen Informa- tionsgehalt Wir sind uns der Gren- zen der Anwendbarkeit von Multi- ple-choice-Fragen durchaus bewußt.

Gerade in der ärztlichen Ausbil- dung, in der ja insbesondere auch psychomotorische Fähigkeiten ver- mittelt und überprüft werden müs- sen, erkennt man schnell die Gren- zen dieses Prüfverfahrens. Das gleiche gilt auch für den affektiv- sozialen Bereich. (Umgang mit Pa- tienten, Einstellung des Arztes zum Patienten usw.)

ln der Tabelle sind die wesentli- chen Nachteile und Grenzen von Multiple-choice-Fragen für Lei- stungskontrollen in der Medizin zu- sammengestellt, ohne daß hier die Aussagen im einzelnen diskutiert werden sollen.

Wir entschlossen uns, die Auswer- tung der vorlesungsbegleitenden Leistungskontrollen mit Hilfe der elektronischen Datenverarbeitung vorzunehmen*).

Bei der Testauswertung mit Hilfe ei- nes Computerprogramms handelt es sich um ein Verfahren, das be- reits seit einigen Jahren bekannt

444 Heft 7 vom 13. Februar 1975 DEUTSCHES ARZTEBLA'IT

ist (Schulz, 1969; Brodda und Harth, 1970). Eine Anwendung für die Testauswertung auch im klinischen Bereich ist von Bedtke und Bute- nandt, 1973, mitgeteili worden.

Die Testauswertung führen wir im Rechenzentrum der Universität Köln durch.

Die Studenten erhalten vor dem Test einen genormten Testbogen mit einer dreisteiligen Codenum- mer. Diese Codenummer müssen sich die Studenten merken oder notieren, damit sie sich später bei Bekanntgabe der Auswertung auf den ausgehängten Bögen wieder- erkennen. Die Testfragen werden im Hörsaal über einen Diaskriptor projiziert. Folgende Fragetypen ka- men zur Anwendung:

1. Einfach-Auswahl-Fragen, d. h.

bei einer Frage soll aus mehreren Alternativen die richtige, die fal- sche oder die beste Antwort ange- kreuzt werden.

2. Zuordnungsaufgaben; hierbei werden mehrere Begriffe oder Aus- sagen aufgeführt und anderen Be- griffen oder Aussagen gegenüber- gestellt. Der Student muß die Be- griffe einander zuordnen, die nach seiner Meinung zusammengehören.

3. Logische Verknüpfungen (Weil- verknüpfungen). Mit diesem Frage- typ soll das Zusammenhangsver- ständnis überprüft werden. Es wer- den zwei Feststellungen genannt, die jede für sich richtig oder falsch sein können. Außerdem muß der Student zusätzlich prüfen, ob die

"Weilverknüpfung" richtig oder falsch ist. Diese Frageform ist be- reits auf Grund der Konstruktion und der Beantwortungsanweisung sehr anspruchsvoll und zeitrau- bend.

Das zentrale Institut für Prüfungs- fragen wird in Zukunft auch noch weitere Fragetypen, z. B. Antwor- ten mit Aussagekombinationen,

Fragen mit Bildmaterial und Aufga- ben mit Fallbeschreibungen an-

wenden. [>

*) Herrn OA Dr. med. dent. Kerschbaum (Univ.-Zahn- und -Kieferklinik) danken wir für das uns freundlicherweise über- lassene Computerprogramm.

(3)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Vorlesungsbegleitende Leistungskontrollen

Nach Einsammeln der Testbögen werden gleich im Hörsaal die Fra- gen im einzelnen besprochen und die richtigen Antworten bekanntge- geben. In der meist spontan entste- henden regen Diskussion können Unklarheiten und Mißverständnisse schnell beseitigt werden. Bei der anschließenden Auswertung im Re- chenzentrum erhalten wir im Com- puterausdruck folgende Daten:

I. Testaufgabenanalyse

a) Mittelwert der Anzahl richtiger Antworten mit Standardabwei- chung.

b) Minimale Anzahl richtiger Ant- worten.

c) Maximale Anzahl richtiger Ant- worten.

d) Reliabilitäts-Koeffizient.

e) Für jede einzelne Aufgabe: Die Zahl der richtigen Antworten, den Schwierigkeitsindex und den Trennschärfeindex. (Der Trenn- schärfeindex einer Aufgabe gibt an, inwieweit „gute Probanden" — bezogen auf den gesamten Test — die einzelne Aufgabe richtig gelöst haben. Hat die richtige Alternative einer Aufgabe eine schlechte Trennschärfe, so bedeutet das, daß die — auf den gesamten Test be- zogen — „guten Probanden" die spezielle Aufgabe falsch gelöst ha- ben. Eine Testaufgabe, die nicht gute von schlechten Probanden trennt, soll nicht wieder verwendet werden, da sie beispielsweise miß- verständlich formuliert sein kann).

II. Testauswertung für jeden ein- zelnen Testteilnehmer mit Anga- ben über:

a) Zahl der richtig gelösten Aufga- ben (absolut und in Prozent).

b) C-Skalenwert (aus der erreich- ten C-Klasse kann der einzelne Student seine Position innerhalb der Gesamtheit der Testteilnehmer ablesen).

Mit den freiwilligen, anonymen, vor- lesungsbegleitenden Leistungskon- trollen verfolgen wir folgende Zie- le:

1. Der Student soll überprüfen können, ob er das Lehrangebot der zurückliegenden Vorlesungsstun- den verstanden und behalten hat.

Gute Leistungen können zum wei- teren Lernen motivieren, schlechte Leistungen können durch frühzeiti- ge Korrektur der Lernstrategie ver- bessert werden.

2. Der Dozent erhält einen Über- blick über den augenblicklichen Leistungsstand der Studenten und damit eine Rückmeldung über die Effektivität seines Lehrangebotes.

3. Dozenten und Studenten üben sich in einem künftig benutzten Prüfverfahren.

Im Hinblick auf die vorgenannten Punkte 1. und 2. ist es notwendig, daß die Prüfungen anonym, ohne Druck und freiwillig durchgeführt werden. Würde man von diesem Prinzip abweichen, wäre die Aus- sagefähigkeit der Prüfung einge- schränkt. Bei Prüfungen mit Aus- schlußcharakter (wie z. B. die Se- mesterabschlußklausur oder das Staatsexamen) erwerben sich die Studenten zusätzliche Kenntnisse durch Durcharbeiten von Lehrbü- chern und Skripten. Eine Beurtei- lung des Lehr- und Lernerfolges durch die Vorlesung wäre somit nur noch eingeschränkt möglich.

Literatur

1. Betke, K.; I. Butenandt, Münch. med.

Wschr. 115 (1973) 1113 — 2. Brodda, K.; 0.

Harth, DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 40 (1970) 2941 — 3. Kapuste, K.; H. Noack in:

v. Uexküll, Probleme der Unterrichtsfor- schung. Urban & Schwarzenberg, Mün- chen, 1968 — 4. Schulz, U., Münch. med.

Wschr. 111 (1969) 1410 — 5. Schulz, U.; H.

Remschmidt; H. Prinz, Leistungstest im Medizinstudium, Lehmanns-Verlag, Mün- chen, 1970.

Anschrift der Verfasser:

Dr. med. Volker Flörkemeier Prof. Dr. med. Rudolf Gross Medizinische Universitätsklinik 5 Köln 41

Joseph-Stelzmann-Straße

AUS DEM BUNDESTAG

14,9 Millionen DM Bundesmittel für Ausländerbetreuung

Für die Betreuung und Beratung ausländischer Arbeitnehmer sind den beteiligten Organisationen 1974 insgesamt rund 14,9 Millionen DM aus Haushaltsmitteln des Bun- desarbeitsministeriums zugewen- det worden. Diese Zuschüsse sind vor allem für die Beschäftigung, Schulung und Fortbildung von Mit- arbeitern der betreuenden Organi- sationen bestimmt. Wie der Parla- mentarische Staatssekretär des Bundesarbeitsministers, Hermann Buschfort, auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Franz Sauter (Epfendorf) mitteilte, wurden die Mittel nach eingehenden Vorge- sprächen mit den einzelnen Ver- bänden auf der Grundlage von An- trägen und Finanzierungsplänen der Verbände verteilt.

Krankentransport und Rettungsdienst fällt in die Zuständigkeit der Bundesländer

Für den Krankentransport und den Rettungsdienst sind die Bundeslän- der zuständig, so daß die Bundes- regierung auf die Beschaffung von Krankenwagen und deren Ausrü- stung mit medizinischen Geräten keinen Einfluß hat. Diese Feststel- lung traf der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesministe- riums für Jugend, Familie und Ge- sundheit, Karl Fred Zander, in Be- antwortung einer kleinen Anfrage des SPD-Bundestagsabgeordneten Hermann Reiser. Zander sagte:

„Nach vorliegenden ärztlichen Er- fahrungsberichten aus den ver- schiedenen Bundesländern sind die Notarztwagen, die in immer stärkerem Maße vor allem in Städ- ten und Ballungsräumen, aber auch in einzelnen Landkreisen den Ret- tungsdienst versehen, mit dem ent- sprechenden mobilen ärztlichen Gerät ausgerüstet. Sie können da-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 7 vom 13. Februar 1975 445

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