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Archiv "REAKTORUNFÄLLE: Zu optimistisch" (26.07.1979)

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Spektrum der Woche Aufsätze ·Notizen Approbationsordnung

denen Stationen der inneren bzw.

chirurgischen Abteilung des Hauses zugeteilt werden.

Im Rahmen der Stationstätigkeit bö- te sich ausreichend Gelegenheit zu ..,.. Einübung der im Kurs der allge- meinen klinischen Untersuchungs- methoden theoretisch erworbenen Kenntnisse,

..,.. Beobachtung von Krankheitsver- läufen, d. h. zum Miterleben von Dia- gnosetindung und Therapieerfolg und

..,.. allmählichem Hineinwachsen in ärztliche Denk- und Verhaltens- weisen.

Während dieses Praxissemesters sollte der Student die wichtigsten und häufigsten (deshalb an der Uni- versität oft seltenen) Krankheitsbil- der aus der Inneren Medizin und der Chirurgie kennenlernen. Im Gegen- satz zur Famulatur sollte die prakti- sche Tätigkeit von Lehrvisiten, Fall- vorstellungen und Kolloquien be- gleitet sein.

Der große Vorteil eines solchen or- ganisierten und fest in den Studien- ablauf eingefügten Praxissemesters gegenüber der Famulatur bestünde darin, daß nach einheitlichen Rah- menrichtlinien, für alle Studenten gleichzeitig, umschriebene und durch eine Studienordnung zu be- stimmende Lehrinhalte vermittelt würden, auf denen im weiteren Ver- lauf des Studiums aufgebaut werden könnte.

Eine Famulatur in der freien Praxis, dem werksärztlichen Dienst, am Ge- sundheitsamt usw. halten wir auch weiterhin für eine sinnvolle und not- wendige Ergänzung des universitä- ren Studiums; eine Krankenhausfa- mulatur, wie sie die derzeit gültige Fassung der ÄAppO vorsieht, entfie- le in diesem Fall.

Die weitere Ausbildung im 4. bis 8.

klinischen Semester (Praktika in den medizinischen Teilgebieten sowie Praktisches Jahr) sollte wiederum an der Universität stattfinden bzw.

unter Einbeziehung der Akademi- schen Lehrkrankenhäuser du rehge- führt werden.

Im 4. bis 6. klinischen Semester könnten dann die Kursveranstaltun- gen in der von der ÄAppO ursprüng- lich vorgesehenen Form ablaufen, würden aber durch die im Praxisse- mester gewonnenen Erfahrungen und das wesentlich geschärfte Be- wußtsein der Medizinstudenten für die eigentliche klinische Problema- tik entscheidend an inhaltlicher Qualität und Effektivität gewinnen.

Gravierendster Mangel an der ge- genwärtigen Rechtsgrundlage für das Praktische Jahr ist, daß der vom Gesetzgeber für den Internatsstu- denten vorgesehene rein studenti- sche Status nicht ausreicht, um eine vernünftige Ausbildungsqualität si- cherzustellen. Aus diesem Grund fordert der RCDS - und das ist die zentrale Forderung in puncto Prakti- sches Jahr- die Schaffung des Sta- tus eines studentischen Praktikan- ten. Damit soll erreicht werden, daß ..,.. die verheerende Unsicherheit über Stellung, Funktion, Tätigkeits- spielraum und rechtlich abgesicher- te Verantwortung des Internatsstu- denten beseitigt wird;

..,.. die längst überfällige Anerken- nung der sozialen und wirtschaftli- chen Mehrbelastung, welche das Praktische Jahr für den Stt,Jdenten mit sich bringt, erfolgt;

..,.. letztlich Ausbildung und Ausbil- dungssituation im notwendigen Ma- ße verbessert werden.

Aufbauend auf diesen Vorausset- zungen, wird das gesamte klinische Studium endlich in einer Weise ab- solviert werden können, wie sie ur- sprünglich intendiert gewesen sein mag und wie sie auch für die Zu- kunft erstrebenswert scheint.

Anschrift der Verfasser:

cand. med. Annemarie Brand!,

cand. med. Lorenz Lampl c/o RCDS München Theresienstraße 29/IV 8000 München 2

1968 Heft 30 vom 26. Juli 1979 DEUTSCHES ARZTEBLATT

BRIEFE AN DIE REDAKTION

REAKTORUNFÄLLE

Zu dem Bericht: "Ärztliche Hilfsmaßnah- men bei Reaktorunfällen" (Heft 14/1979), in dem über eine Fortbildungsveranstal- tung für niedergelassene Ärzte zum The-

ma: "Der Reaktorunfall" referiert wurde:

Zu optimistisch

... Zum einen scheinen die Vortra- genden ganz bewußt das "sicherste Glied" aus der Brennstoffkette vom Uranbergbau bis hin zu Endlager und Wiederaufbereitungsan Iage herausgegriffen zu haben; obgleich einem nach dem beinahe Super- GAU in Harrisburg der Begriff "Si- cherheit" im Zusammenhang mit Atomanlagen kaum noch über die Lippen kommen will, zum anderen scheinen sie Schwierigkeiten mit den Dimensionen von möglichen atomaren Katastrophen zu haben.

So kommt nämlich beispielsweise das vom Bundesinnenministerium im Juli 1975 mit der Erstellung einer Studie beauftragte "Institut für Re- aktorsicherheit" des TÜV zu dem Er- gebnis: Tritt in der großen Wie- deraufbereitungsanlage in Nord- deutschland in einem Brennelemen- tebecken oder in einem Lagertank für hochaktiven Atommüll ein großer Störfall ein (zum Beispiel durch Aus- fall der Kühlung, Terrorakte, Krieg), dann kann zum Beispiel noch in hundert Kilometer Entfernung von der Anlage je nach angenommenen Störfall- und Wetterbedingungen ei- ne Bestrahlung der Bevölkerung auftreten (Hannover, Hamburg), die zwischen 10 bis 200fach so hoch ist wie die sofort tödliche Strahlendo-

sis. Das heißt, daß Mitteleuropa ent-

völkert wird. Von effizienter ärztli- cher Hilfe kann bei solchen Kata- strophen keine Rede mehr sein- die Ärzte sind dann nämlich auch tot oder schwer krank. Die in dem Be- richt angesprochenen Therapie- möglichkeiten können bestenfalls einigen wenigen Opfern zuteil wer- den. Auf dem XVI. Hamburger Blut- gerinnungssymposion betonte Dr.

Otfried Messerschmidt vom Labora- torium für experimentelle Radiolo- gie in Neuherberg bei München zum Thema radioaktive Strahlen und Be- völkerungsschutz, daß die Bevölke-

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen BRIEFE AN DIE REDAKTION

rung bei solchen Katastrophen — hier einem Atomkrieg — völlig schutzlos ausgeliefert wäre, da kei- nerlei Schutzräume gebaut werden.

Weiter betonte Messerschmidt, daß kaum Medikamente und Verband- stoffe bereitgestellt werden, die bei einer Großkatastrophe ausreichen würden. Und medizinisches Perso- nal sei für derartige Fälle weder aus- gebildet noch organisiert. Erschwe- rend kommt hinzu — so Messer- schmidt damals —, daß auch die deutsche Ärzteschaft diesem Pro- blem weitgehend ahnungslos ge- genübersteht. Dies alles dürfte sich in den vergangenen Jahren nur un- wesentlich geändert haben. Es wird daher meiner Meinung nach Zeit, daß diese Probleme unter realisti- schen Ansätzen vorurteilsfrei inner- halb der Ärzteschaft diskutiert werden.

Ärztliche Arbeitsgemeinschaft Atomenergie und Umweltschutz Dr. med. Jochen Kubitschek Lange Straße 10

3130 Lüchow

El

Resignation ist fehl am Platz

Die öffentliche Diskussion des Pro- blems ist gut und nötig. Gestört hat mich aber der Tenor Ihres Berichts:

Ärztliche Resignation ist selbst bei einem Super-GAU nicht am Platz.

Mit anderen Worten und für die Oh- ren eines Laien: Wenn es wirklich zu einem Reaktorunfall kommt, haben wir ja noch die Ärzte — die machen das schon! Es kommt in einer Situa- tion wie der jetzigen sehr auf die Akzente an, mit denen eine an sich korrekte Information weitergegeben wird, und den Akzent Ihres Referats empfinde ich als unheilvoll. Denn nüchtern betrachtet, ist das, was wir Ärzte nach einem Nuklearunfall an- zubieten haben, eben doch nicht sehr viel. Das entbindet uns nicht vom Einsatz aller nur denkbaren Therapie, aber erst recht nicht von der Verpflichtung, bei jeder Gele- genheit darauf hinzuweisen, daß nur die Verhütung des Unfalls die ei- gentliche Lösung des Problems sein

kann. Und das versteht sich eben nicht von selbst, sogar nach Harris- burg noch nicht. Vor allem muß mit aller Hartnäckigkeit auch und gera- de von den Ärzten die Frage gestellt werden, ob wir die Kernkraft wirklich brauchen. Wer dies fragt, verneint nicht die Atomkraft, wenn sie tat- sächlich für ein lebenswertes Leben in der Zukunft erforderlich sein soll- te. Dies wird aber auch von Fachleu- ten bestritten, und deren Argumente müssen wissenschaftlich widerlegt werden — und nicht mit Reklame.

Das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT sollte diese Frage aufgreifen, damit auch die ärztliche Sicht in die Beurteilung dessen einfließt, was ein lebenswer- tes und menschenwürdiges Leben ist.

Dr. med. H. G. Vogelsang Priestergasse 2/1

7090 Ellwangen

GAU ist der größte

Eine Zeitschrift mit dem anspruchs- vollen Titel DEUTSCHES ÄRZTE- BLATT kann es sich eigentlich nicht erlauben, der sprachlichen Verwil- derung Raum zu geben. Leider Got- tes greift diese immer mehr um sich.

So liest man auf Seite 961 ... auch vom Super-GAU. Wenn GAU größter Auslegungs-Unfall bedeutet, kann es dann darüber hinaus einen noch größeren Auslegungs-Unfall oder ei- nen „Super-GAU" geben? Ein sol- cher Unfug dürfte eigentlich im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT nicht gedruckt werden.

Dr. med. K. Heermann Fritz-Reuter-Weg 32 3250 Hameln

Kalkulierter Schrecken

Der Bericht enthält meines Erach- tens einige Passagen und Formulie- rungen, die als kaum tragbare Ver- harmlosungen gedeutet werden könnten ... Seit Harrisburg ist ein Super-GAU nicht mehr hypothe- tisch, wie hier behauptet wird. Und

da es bereits wiederholt tödliche Re- aktorunfälle gegeben hat, dürfte es nicht zulässig sein, die Wahrschein- lichkeit eines tödlichen Ausgangs mit der eines tödlich wirksamen Me- teoriteneinschlags gleichzusetzen (Wobei an dieser Stelle auf die Ge- fahren der Strahlenbelastung, wenn Menschen — zunächst — am Leben bleiben, also auf Leukämie, Karzino- me, genetische Schäden, nicht ein- gegangen wird!). Ein Reaktorunfall ist schließlich keine Naturkatastro- phe, die als „höhere Gewalt" mit Gottergebenheit hingenommen wer- den müßte; er ist auch kein Kriegs- ereignis. Er ist, wenn er zustande kommt, das Ergebnis menschlichen Versagens, menschlicher Fahrläs- sigkeit und Leichtfertigkeit sowie technischer, letztlich auch mensch- lich bedingter Unzulänglichkeit, das Resultat eines bewußten und ab- sichtlich ausgeführten „Tanzes auf dem Vulkan". Diese Wertungen gel- ten aber nicht erst, wenn es zum

„Super-GAU" kommt, sie gelten be- reits für jegliche Planung und Aus- führung von Projekten, bei denen Unfälle dieser Größenordnung auch nur denkbar sind! Sie gelten schon für die Denkungsart, welche Kern- energie für unverzichtbar erklärt, wohl wissend um die möglichen Fol- gen . . . „Sachlich-ärztliches Den- ken" reicht angesichts solcher Zu- sammenhänge, solcher Entwicklun- gen und solch infernalischer Dro- hungen nuklearen „Holocausts"

nicht mehr aus, mag es noch so gut gemeint sein als Vorbeugung, mag es noch so sehr mit humanitären Akzenten versehen sein. Ethische Stellungnahme, ethische Parteinah- me kann und darf hier nicht ausge- klammert bleiben! Henri Dunant, zum Beispiel, und die Rotkreuz-Be- wegung haben es auch nicht fertig- gebracht, die Schrecken des Krieges abzuschaffen. Das Rote Kreuz hat nur mildern können — und wurde prompt mit eingeplant! Ähnlich wird es ärztlichen und sonstigen Atomka- tastrophenschutzmaßnahmen erge- hen. Sie werden eben mit einge- plant, und das Unausdenkbare er- scheint kalkulierbarer! Der kalkulier- te Schrecken ist aber nicht weniger schrecklich ... Lassen Sie bitte endlich einmal nicht nur Technolo-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 30 vom 26. Juli 1979 1969

Referenzen

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