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Archiv "NULLWACHSTUM: Optimistisch" (19.11.1982)

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Academic year: 2022

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Bericht. und Meinung

BRIEFE AN DIE REDAKTION

bringt. Der Autor scheint mir hier von einem zu opti- mistischen Menschenbild auszugehen, Solange der Mensch diesem Bild nicht entspricht, brauchen wir Gesetze.

Dr. med. Christoph Bode Bahnstraße 35

5000 Köln 40

Sollensethik

oder Konsensethik

Sie betrachten den Schwangerschaftskonflikt sozusagen „fachspezi- fisch" betont vom Vorhan- densein oder Fehlen einer inneren Beziehung der werdenden Mutter zu dem ungeborenen Kind her.

Meines Erachtens bleibt bei Ihren Überlegungen aber zu sehr außer Be- tracht in wie hohem Maße diese Akzeptanz von ge- sellschaftlichen Einflüssen abhängig ist. Sie werden mir sicher zustimmen, daß eine solche Beziehung um so schlechter aufgebaut werden wird, wenn die Schwangere, dem falschen Biologismus Haeckels fol- gend, davon ausgeht, daß es sich bei dem Embryo um

„eine Art Kaulquappe" (S.

Haffner im „stern") handelt und wenn Ihre nächsten Angehörigen, ganz in der vorherrschenden Abtrei- bungsmentalität befangen, die Schwangere als „Ra- benmutter" apostrophie- ren, sollte sie sich unter un- günstigen äußeren Bedin- gungen für ihr Kind ent- scheiden. Sie beschreiben diese Situation ja auch und beklagen, daß hierbei ja kaum noch von echter Ver- antwortung die Rede sein kann, denn „jede Frau be- kommt heute den Ab- bruch". Für mich steht au- ßer jedem Zweifel, daß durch die Fristenlösung die Abtreibungsmentalität in dieser Gesellschaft noch weiter gesteigert würde und der Aufbau der inneren Beziehung zwischen Mut- ter und Kind noch mehr be-

hindert würde. Daß Sie dennoch, gleichsam als selbstverständlich, die Fri- stenlösung fordern, ist mir auch unter dem Eindruck des ersten Teils Ihrer Aus- führungen unverständlich, da sie mit Sicherheit zu ei- ner noch größeren Zahl von Tötungen ungeborener Menschen führen würde.

Eine Teilerklärung dafür liegt meines Erachtens in Ihrem Plädoyer für eine ge- wisse Form von Situations- ethik, der Sie etwas abwer- tend die „in der Vergan- genheit verhaftete Sollens- ethik" (der Zehn Gebote z. B..?) gegenüberstellen.

Situationsethik muß sich an einem Minimalkonsens gemeinsamer Grundüber- zeugungen in einer Gesell- schaft orientieren, die sehr variabel und beeinflußbar sind. Die gesetzte Ethik hat ihre Bewährungsprobe in der Vergangenheit schon oftmals bestanden, die Konsensethik muß den Be- weis, daß mit Ihrer Hilfe die Organisation einer huma- nen Gesellschaft möglich ist, erst noch erbringen.

Dr. med. Wolfgang Furch Am Eichwald 11

6350 Bad Nauheim 5

Zeitgeist

Diesen boshaften Zynis- mus gemischt mit allerlei akademischen Umschrei- bungen predigt ein bun- desdeutscher Professor im DEUTSCH EN ÄRZTEBLATT und bekennt sich am Ende seiner fünfseitigen Ab- handlung dann unmißver- ständlich zur Fristenlö- sung. Herr Prof. Peter Pe- tersen begründet sein zeit- gemäßes Toleranzgefühl mit den schönen Worten:

„Nur bei echter Freiheit der Entscheidung kann sich echte Verantwortung ver- wirklichen — legalistischer Zwang macht verantwor- tungslos." Ob Herr Prof.

Petersen mit dem gleichen Pathos auch einer Fristen- lösung vor dem natürlichen

Tod zustimmen würde, also überall, wo betagte Mit- menschen unerwünscht werden? Vielleicht, wenn es der Zeitgeist zuließe.

Dr. med. W. Hannes Wilhelmstraße 19 a 7737 Bad Dürkheim

Anerkennung und Dank

Herrn Professor Petersen gebührt Anerkennung und Dank für seinen einfühlsa- men Aufsatz zum Schwan- gerschaftskonflikt. Seine Schlußfolgerung war: Wir Ärzte sollen Mütter und Vä- ter so über den wahren Sachverhalt aufklären, daß sie aus eigener Verantwor- tung heraus nur das Richti- ge tun können, nämlich den neuen Menschen le- ben zu lassen, ohne daß es dazu eines Gesetzes be- darf. Dies ist ein hoher An- spruch. Umgekehrt kann man sagen, Gesetze sind dazu da, um Selbstver- ständliches in allgemein verbindliche Regeln zu fas- sen zum Schutz Schwa- cher vor Unbelehrbaren.

Renate Krüger Achenbachstraße 105 4000 Düsseldorf 1

Lichtblick

Ich möchte Ihnen, lieber Herr Petersen, danken für diesen Lichtblick an menschlicher Tiefe und Wahrhaftigkeit, den Ihr Ar- tikel für mich ausstrahlt.

Uns allen, liebe Kollegen, wünsche ich, daß wir aus der Mitte der Inhumanität unserer technisierten Men- schenbetrachtung hinfin- den zu diesem „dritten Ohr", das uns etwas spü- ren läßt von Geburt, Leben, Krankheit, Heilung, Tod — etwas, das uns zu neuen Ärzten machen kann.

Elisabeth Zischkale Hausackerweg 13 7267 Kapfenhardt

NULLWACHSTUM

Zu dem Leserbrief von Dr.

Wolfgang Schmidt (Heft 33/

1982), der sich auf den Beitrag von Dr. med. F. Spengler in Heft 24/1982 („Post scriptum") bezog:

Optimistisch

...

Wenn der Kollege schreibt, daß die Natur das Nullwachstum der Mensch- heit erfunden habe, so fra- ge ich mich, warum er dann heute noch dem Arzt- berufe nachgeht, sehnt er sich doch hoffentlich nicht nach den Zeiten zurück, in denen Pest, Cholera, Pok- ken, Gelbfieber, Aussatz, Hunger und andere Pla- gen das Wachstum der Menschheit reguliert ha- ben und nicht wie derzeit die Hormone (als Folge me-

dizinisch-chemisch-biolo- gisch-technischen Wachs- tums). Zweifellos hat der Kollege mich falsch ver- standen, habe ich doch von medizinischem, techni- schem und wirtschaftli- chem Wachstum gespro- chen. Ich wende mich da- mit gegen den modischen Pessimismus unserer Zeit, der alles Wachstum auf den vorgenannten Gebie- ten verdammt, selbst aber alle Vorteile dessen in An- spruch nimmt. Nur durch Wachstum von Wirtschaft, Technik und Medizin kann auch in den Entwicklungs- ländern das quantitative explosionsartige Wachs- tum eingeschränkt werden.

In den Industrieländern ist dies bereits geschehen, so soll einer Hochrechnung zufolge die Zahl der Deut- schen in Deutschland bei Fortbestand des jetzigen Geburtenzuwachses im Jahre 2050 nur noch 35 Mil-

lionen betragen. Seien wir also ein wenig optimi- stisch. Als Ärzten steht uns das besser an als die Ver- breitung von Ängsten unter der Bevölkerung.

Dr. med. habil.

Felix Spengler Haldenbergstraße 60 7073 Lorch 1

14 Heft 46 vom 19. November 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B

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