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Archiv "Chirurgie: Kleine Häuser nicht ausschließen" (12.02.2010)

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A 240 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 6

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12. Februar 2010

BABYKLAPPEN

Der Deutsche Ethik- rat hat sich gegen dieses Angebot ausgesprochen (DÄ 49/2009: „Ethikrat:

Votum gegen Baby- klappen“).

D r d a 4 V k

lichen Bereichen wäre eine so weit- gehende Aussage aufgrund dieser Datenlage nicht unkritisch.

2. Das Alternativangebot, „die vertrau- liche Kindsabgabe mit vorübergehen- der anonymer Meldung“, geht an der sozialen Realität vorbei. Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass Mütter, die die anonyme Geburt bevorzugen, keinesfalls ihre Identität preisgeben würden. Diese Frauen würden ohne medizinische Hilfe in wenig geeigne- ter Umgebung gebären mit allen denkbar möglichen Komplikationen für Mutter und Kind.

Es befinden sich hierunter Frauen, die in Deutschland nicht gemeldet sind (z. B. Prostituierte aus den östlichen Ländern), die keinesfalls eine Bezie- hung zu deutschen Beratungsstellen oder Behörden aufnehmen würden.

3. Das Ethikvotum suggeriert, dass das Angebot von Babyfenstern erst zur Kindsablage animiert. Dies lässt sich aus der langen Geschichte der Babyfenster leicht widerlegen. Zum einen gab es bereits im Mittelalter an Klöstern und anderen sozialen Ein- richtungen Babyfenster, um die Ab-

lage von Kindern an ungeeigneten Orten zu vermeiden, die „Nachfra- ge“ bestand also immer. Zum ande- ren finden sich auch heute noch Kin- der vor Klinikeingängen oder ande- ren sozialen Institutionen, die den Umwelteinflüssen schutzlos ausge- setzt sind. Hier bietet das Babyfens- ter ein sicheres Überleben.

4. Selbstverständlich ist das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft ein ernst zu nehmendes Recht. Um dieses Recht wahrnehmen zu können, muss allerdings zunächst einmal das Lebensrecht realisiert werden. Ganz pragmatisch bin ich der Meinung, dass es besser ist, für ein Kind, das von seiner eigenen Mutter nicht auf- gezogen werden kann, bei Pflege-/

später Adoptiveltern aufzuwachsen, die sich auf dieses Kind freuen und ihm sämtliche mögliche Förderung angedeihen lassen, als in irgendeinem Hinterzimmer geboren zu werden und einer, vorsichtig formuliert, unsiche- ren Zukunft entgegenzugehen . . .

Dr. med. Michael Glaßmeyer,

Chefarzt der Frauenklinik, St. Rochus-Hospital, 44575 Castrop-Rauxel

Sicheres Überleben

Als Chefarzt einer gynäkologisch- geburtshilflichen Abteilung in einer zentralen Region des Ruhrgebiets mit entsprechender sozialer Dyna- mik, der sowohl ein Babyfenster (Babyklappe erinnert uns zu sehr an Verklappung) als auch die anonyme Geburt anbietet, möchte ich zum Votum des Ethikrats folgende An- merkungen aus der Praxis machen:

1. Die Behauptung von Priv.-Doz.

Dr. med. Christiane Woopen, es sei unwahrscheinlich, dass Mütter und Väter, die ihre Kinder töten wollten, von dem Angebot überhaupt erreicht werden, stützt sich auf eine über- schaubare Anzahl von Fällen. In an- deren evidenzbasierten wissenschaft-

CHIRURGIE

Minimalinvasive Ein- griffe über natürliche Körperöffnungen sind das neue Trendthema in der Chirurgie (DÄ 49/2009: „Zum Stel- lenwert des Operie- rens über natürliche Körperöffnungen“

von Antje Soleimanian).

C U G

M g K d i 4 l rens über natürliche

nachgesorgten Patientinnenkollektiv keine Probleme gesehen. Es ist sogar bei einer jüngeren Patientin nach ei- ner transvaginalen Sigmaresektion zu einer erneuten Schwangerschaft gekommen, so dass sie ihr viertes Kind in unserem Krankenhaus zur Welt bringen will.

Erneut besorgniserregend finde ich hingegen den Kommentar vom Ge- neralsekretär der Deutschen Gesell- schaft für Chirurgie, Prof. Dr. Hart- wig Bauer. Zum wiederholten Male werden Forderungen laut, durch welche kleinere Krankenhäuser, zu denen auch meine Klinik gehört, unabhängig von der vor Ort vor - handenen chirurgischen Kompetenz, von bestimmten Operationsverfahren ausgeschlossen werden sollen.

In mehr als 50 Vorträgen im In- und Ausland im Jahre 2009, mit mehr als 150 Hospitanten und insgesamt diversen Liveoperationen anlässlich verschiedener Kongresse und im Rahmen der Einführung dieser neu- en OP-Techniken an anderen Klini- ken habe ich gezeigt, dass die Ein-

führung neuer Operationsverfahren, ebenso wie die verantwortungsvolle Durchführung bereits etablierter Operationsverfahren, in die Hand des für diese Operation die Verant- wortung übernehmenden Chirurgen gehören. Ich für meinen Teil jeden- falls kläre die Patientinnen über die von mir durchgeführten Operatio- nen hinsichtlich Anzahl und aufge- tretener Komplikationen sehr genau auf und fände es wesentlich wichti- ger, als den Ruf der Unterbindung bestimmter Operationstechniken zu äußern, die Chirurgen, die bereits Erfahrungen haben, hinsichtlich der Erfassung und Auswertung ihrer Daten zu unterstützen. Diesen An- satz haben leider speziell Kliniken mit großen Fallzahlen als auch die Berufsverbände bisher nicht wahr- genommen, da die hier im Mittel- punkt stehenden Themenkomplexe nicht immer Bezug zum chirurgi- schen Alltag haben . . .

Dr. Jens Burghardt, Chefarzt der Abteilung für Chirurgie, Krankenhaus und Poliklinik Rüdersdorf GmbH, 15562 Rüdersdorf

Kleine Häuser nicht ausschließen

Mit Interesse habe ich zur Kenntnis genommen, dass ein die Viszeralchir - urgen und Gastroenterologen seit 2007 zunehmend beschäftigendes Thema erneut Eingang in das DÄ ge- funden hat. Da ich zu den im Artikel zitierten Chirurgen gehöre, erlauben Sie mir bitte die folgenden Anmer- kungen zu machen:

Bei nun mehr als 160 transvaginalen Cholezystektomien und mehr als 30 transvaginal assistierten kolorektalen Eingriffen habe ich in dem von mir persönlich als auch gynäkologisch

B R I E F E

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