BRIEFE AN DIE REDAKTION
NOCHMALS: HOLOCAUST
Zu einem Leserbrief von Dr. Heinrich Eb- ner (Heft 37/1979):
Nicht alle schwiegen
Am 10. November 1938, am Tage nach der sogenannten Reichskri- stallnacht, haben zwei Seeoffiziere ihrem Vorgesetzten, dem damaligen Flottenchef, gemeldet, daß sie und die ihnen unterstellten Offiziere mit der Behandlung derJuden nicht ein- verstanden seien. Es waren die da- maligen Kapitäne z. S. Lütjens, da- mals Führer der Zerstörer, und Dö- nitz, damals Führer der Untersee- boote. In gleicher Weise machten Kapitän z. S. Schulte-Mönting und Konteradmiral Patzig, beide im OKM, direkt bei Raeder gleiche Be- denken geltend. Raeder hat die Be- denken dieser vier Seeoffiziere Hit- ler tatsächlich vorgetragen, wurde aber unter Hinweis auf die Erregung nach dem Mord an vom Rath mit seinen Einwänden abgewiesen.
Meinem Vater, praktischer Arzt in Mecklenburg, wurde von dem Reichszulassungsausschuß aus poli- tischen Gründen – Reichsstatthalter Hildebrand, Schwerin, hatte auf Be- fragen mitgeteilt, daß Dr. W. Maurer nicht auf dem Boden des nationalso- zialistischen Deutschland stand–die Zulassung zu den RVO-Kassen ent- zogen, ferner wurde ihm jede Tätig- keit für kommunale Institutionen (z. B. Impfungen) untersagt.
Was wäre gewesen, wenn sich mehr Männer und Frauen damals in der geschilderten Weise verhalten hät- ten? Sie haben das Risiko der wirt- schaftlichen und persönlichen Kon- sequenzen bewußt auf sich genom- men!
Insofern trifft auf die Genannten und sicher noch eine Reihe weiterer Per- sonen, die mir nicht bekannt sind, nicht zu, was Herr Kollege Ebner in seinem Leserbrief für sein und des größten Teils seiner Zeitgenossen Verhalten unter Hinweis auf Chruschtschows Verhalten während der Stalinära beschreibt. Alle sind
eben nicht so, wie es gemeinhin be- hauptet und daraufhin auch unkri- tisch angenommen wird.
Prof. Dr. H.-J. Maurer Slevogtstraße 10 6908 Wiesloch
Gesinnung
Bisher erschien mir das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT als standespolitisches Organ, in dem sehr sachlich disku- tiert und weitgehend frei von Res- sentiments standespolitische Fra- gen erörtert worden sind. Da der Au- tor seines. Briefes an die Redaktion jedoch nicht umhin kann, seine poli- tische Gesinnung zu verleugnen, se- he ich mich veranlaßt, als Angehöri- ger der älteren Generation auch et- was dazu zu äußern. Wenn der Autor alle vier Folgen des Films „Holo- caust" gesehen hätte, hätte er fest- stellen müssen, daß es sich bei die- sem Film, den ich auch in Amerika im Original sehen konnte, keines- wegs um einen antideutschen Hetz- film handelt, und daß sogar in fast großzügiger Weise die deutsche Be- völkerung und deren Meinung weit- gehend ausgespart blieben. Betrof- fen von diesem Film können daher nur diejenigen sein, die sich mit den Maßnahmen und den Ideen und Vor- stellungen der SS und des SD identi- fizieren ...
Dr. med. Joachim Hiob Karlsbader Straße 12 c 1000 Berlin 33
Skandalös?
Die Verwendung des Begriffs „Anti- deutscher Hetzfilm" zeigt wohl über- deutlich, welcher Farbschattierung dieser Kollege zuzuordnen ist. Ob wohl die Redaktion des DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATTES gut daran getan hat (ich finde es skandalös!), eine Zuschrift wie die des Herrn Dr.
Ebner zu veröffentlichen? Ich hoffe, daß es sich dabei nur um einen ge- dankenlosen Fehlgriff gehandelt hat. Wäre dieser Brief aber mit be-
wußter Zustimmung der Redaktion veröffentlicht worden, würde es mich nicht wundern, wenn gelegent- lich auch einmal der Kollege Menge- le aus Südamerika hier zu Wort kä- me. Er hätte der deutschen Ärzte- schaft sicherlich auch ein paar aktu- elle und geschmackvolle Bemerkun- gen anzubieten!
Dr. med. Norbert Szczeponik Kaiser-Joseph-Straße 180 7800 Freiburg
—ECHO
Zu: „Raucher-Report '79" von Hans Mohl in Heft 37/1979, Seite 2348 ff.
In Deutschland raucht jeder dritte Erwachsene
„Obwohl den meisten Ziga- retten-, Zigarren- und Pfei- fenrauchern die gesundheit- lichen Gefahren des Tabak- genusses bekannt sind, ist die Bereitschaft, sich das Rauchen abzugewöhnen,
„überraschend gering", wie der im DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATT veröffentlichte Rau- cher-Report 1979 ausweist.
Er zeigt, daß der harte Kern der Raucher sehr groß ist.
Der Weltgesundheitstag 1980 soll gleichwohl unter dem Motto stehen: ‚Rauchen oder Gesundheit – deine Wahl!'
Wie nach der Befragung von knapp 4000 erwachsenen Personen in der Bundesre- publik als aktuelles Ergebnis feststeht, möchten nur 4,4 Prozent der Raucher das Qualmen ,auf alle Fälle auf- geben'. 18,8 Prozent der Ni- kotinkonsumenten bekunde- ten noch, sie möchten das Rauchen ‚vielleicht' aufge- ben. Die Mehrheit dagegen (51,6 Prozent) will weiter
‚qualmen' ..." (Hans Wüllen- weber in Bonner Rundschau und andere Tageszeitungen)
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 4 vom 24. Januar 1980 217