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P H Y S I K I M A L LTA G

48 Physik Journal 7 (2008) Nr. 1 © 2008 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

Sehen und gesehen werden

Moderne Autoscheinwerfer sind nicht nur optisch eine Pracht,

sondern sie bieten auch mehr Sicherheit durch bessere Lichtverteilung.

I

m Straßenverkehr ist Überblick gefragt und zwar in jeder Situa- tion. Scheinwerfer leisten dazu einen fundamentalen Beitrag, sie sollen die Straße bestmöglich ausleuchten, ohne den Gegenver- kehr zu blenden. Schon auf den ersten Blick fällt auf, dass moderne Scheinwerfer nichts mehr mit den klobig wirkenden Leuchten der Vergangenheit zu tun haben: Statt geriffelten Streuglasscheiben kom- men heute transparente Abdeck- scheiben aus Kunststoff zum Ein- satz, mit denen sich alle Wünsche der Designer verwirklichen lassen.

Die Scheinwerfer sehen aber nicht nur schicker aus, sondern sie zeich- nen sich vor allem durch eine deut- lich bessere Lichtverteilung aus.

Licht aus – Spot an!

Bis vor einigen Jahren sorgten vor allem Paraboloid-Reflektoren mit einer gläsernen Streuscheibe als Abdeckung und eine Halogen- Doppelfaden-Glühlampe für das

richtige Licht im Straßenverkehr.

In diesem als Bilux bezeichneten Scheinwerfersystem sind Fern- und Abblendlicht in nur einem Spot vereinigt. Die Halogenlampe ist so in den Reflektor eingebaut, dass sich der Fernlichtfaden im Brennpunkt des parabolischen Reflektors befindet. Bei eingeschal- tetem Abblendlicht fließt lediglich durch den Abblendfaden ein Strom.

Eine Abdeckpfanne schirmt das vom Glühfaden emittierte Licht von unten ab, sodass nur die nach oben und zu den Seiten gerichtete Strahlung am Parabolspiegel reflek- tiert wird (Abb. 1). Die Streuscheibe fächert dieses Licht auf und sorgt für eine homogenere Ausleuchtung des direkt vor dem Auto liegenden Fahrbahnabschnitts. Bei zugeschal- tetem Fernlicht fließt auch durch den Fernlichtfaden Strom. Da die- ser im Brennpunkt angeordnet ist, verlässt das Fernlicht den Reflektor parallel zu dessen optischer Achse.

Daher trifft es verglichen mit dem Abblendlicht erst in größerer Ent- fernung auf die Straße, und zwar mit höherer Lichtintensität, da kei- ne Blende sein Licht abschattet.

Freiform-Reflektoren, die aus einer Vielzahl von kleinen, re- flektierenden Flächen bestehen,

optimieren die Lichtabstrahlung im Nah- und Fernbereich und machen eine Streuscheibe unnötig (Abb. 2a).

Stattdessen dienen kratzfeste, trans- parente Kunststoffe als Abdeck- scheiben.

Doppelt gut dank Bi-Xenon Anfang der 1990er-Jahre sorgten Xenon-Leuchten in Autoscheinwer- fern – zunächst nur als Abblend- licht – für Aufsehen. Diese Gasent- ladungslampen bestehen in der Re- gel aus einem Quarzglaskolben, in dem unter einem hohen Druck von rund 20 bar Xenon sowie geringe Mengen an Quecksilber und Me- tallsalzen eingeschlossen sind. Zwi- schen zwei Wolfram-Elektroden zündet ein Hochspannungs impuls im Inneren einen Lichtbogen. Im Vergleich zum eher gelblichen Licht der Halogenlampe emittiert dieser ein Licht, das aufgrund seiner hö- heren Temperatur von rund 4100 K fast weiß erscheint und im Dauer- betrieb eine etwa doppelt so hohe Lichtleistung besitzt.

Für den Einsatz von Xenon- Lampen in Autos wurden neue Scheinwerfertypen entwickelt, welche optimal die Straße be- leuchten, ohne den Gegenverkehr zu blenden. Ein solcher Reflektor

Autoscheinwerfer tragen maßgeblich zur Fahrsicherheit bei. Denn je heller und gleichmäßiger sie die Straße aus-

leuchten, desto schneller können Auto- fahrer auf Hindernisse reagieren und Unfälle verhindern.

Abb. 1 Im Paraboloid-Reflektor mit Doppelfaden-Lampe sind zwei verschiedene Glühfäden für das weit reichende Fernlicht bzw. für das weniger intensive Abblendlicht verantwortlich.

Eine Abdeckpfanne blendet einen Teil des Abblendlichts aus.

Fernlichtfaden Abdeckpfanne Abblendfaden

Fernlicht Parabolspiegel

Abblendlicht

Alaska Stock Images

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P H Y S I K I M A L LTA G

© 2008 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 7 (2008) Nr. 1 49

Dr. Katja Bammel, science & more redaktionsbüro, kb@science-and- more.de

besteht im Wesentlichen aus einem elliptisch geformten Spiegel, aus der Xenon-Lampe und einer Lin- se (Abb. 2b). In solchen Systemen hängt die Lichtverteilung von der Position der Lichtquelle bezüglich des Brennpunktes ab: Befindet sich der Lichtbogen im vorderen Brennpunkt der Ellipse, werden die von ihm ausgehenden Licht- strahlen zunächst in der zweiten Brenn ebene gesammelt und über eine asphärische Linse parallel zur optischen Achse des Systems auf die Straße gebracht. Wie beim Halogenlicht lässt sich auch bei den Xenon- Lampen durch eine Blende zwischen Abblend- und Fernlicht schalten (Bi-Xenon): Während beim Fernlicht der gesamte Licht- strom des Lichtbogens genutzt wird, schattet beim Abblendlicht die Blende, die zwischen Lampe und Linse geschoben wird, das Lichtbündel ab. Eine Lichthupe lässt sich mit Bi-Xenon-Schein- werfern allerdings nicht realisieren, da zwischen dem Zünden und dem Erreichen der vollen Helligkeit ei- nige Sekunden vergehen können.

Hierfür hilft daher standardmäßig eine Halogenlampe aus.

Da die Bi-Xenon-Spots viel in- tensiver leuchten, müssen Autos serienmäßig über eine Leucht- weitenregelung verfügen, die den Lichtstrahl an die jeweilige Bela- dung anpasst und eine Blendung des Gegenverkehrs verhindert.

Das Xenonlicht ermöglicht eine Tageslicht ähnliche und breitere Fahrbahnausleuchtung bei schlech- ter Witterung und Dunkelheit und erhöht damit die Fahrsicherheit.

Teuer, aber trendy

Der neueste Trend sind Scheinwer- fer, bei denen LEDs (Light Emitting Diodes) die Halogen- oder Xenon- lampen ersetzen (Abb. 3). Der Ein- satz solcher Dioden in Autolampen ist allerdings nicht neu: Schon seit etwa 15 Jahren dienen rote Lumi- neszenzdioden, die im Gegensatz zu weißen längst über eine aus- reichende Lichtleistung verfügen und sich kostengünstiger herstellen lassen, als Rückleuchten. In den letzten Jahren wurde die Lichtaus- beute von weißen LEDs so erhöht, dass sie nun auch als Positions-, Ab- blend- und Fernlicht zum Einsatz kommen können. Seit diesem Jahr rücken Scheinwerfer auf LED-Basis die Luxusmodelle von Audi und Lexus serienmäßig ins rechte Licht.

Das weiße Licht entsteht dabei in einer additiven Farbmischung durch die Kombination von blau emittierenden InGaN-Chips mit passenden Phosphorkonvertern, die gelbes Licht erzeugen. Wie die Xenon-Lampe besitzt auch das wei- ße LED-Licht nahezu Tageslicht- qualität. Weitere Vorteile der LEDs sind ihr geringer Stromverbrauch, ihre hohe Lebensdauer (etwa 100 000 Stunden) und die Mög- lichkeit, sie in räumlich begrenzte Gehäuse integrieren zu können.

Da einzelne Leuchtdioden im Vergleich zu Halogen- bzw. Xenon- Lampen noch eine schwächere Lichtausbeute besitzen, sind im Scheinwerfer mehrere von ihnen zu einem Cluster zusammengeschaltet.

Neuerdings werben die Auto- mobilhersteller mit zusätzlichen Scheinwerferfunktionen wie Abbiege- und Kurvenlicht oder Multifunktionsleuchten, die eine

optimale Ausleuchtung der Straße in jeder Fahrsituation verspre- chen. Das Abbiegelicht ist häufig als zusätzlicher, leicht nach außen gedrehter Spot in den beiden vor- deren Scheinwerfern integriert. Bei stärker eingeschlagenem Lenkrad oder gesetztem Blinker wird es au- tomatisch eingeschaltet und leuch- tet den Abbiegebereich in einem weiteren Winkel aus.

Ein im wahrsten Sinne des Wortes besonderes Highlight ist das dynamische Kurvenlicht, bei dem schwenkbare Bi-Xenon-Schein- werfer entsprechend der Fahrge- schwindigkeit und Lenkradeinstel- lung ausgerichtet werden. Dadurch erhöht sich die Ausleuchtung der Straße verglichen mit starren Scheinwerfern um bis zu 90 Pro- zent. Dies erlaubt es dem Fahrer, Hindernisse und Gefahrenquellen rechtzeitig zu erkennen.

Bei einer Weiterentwicklung dieser Technik registrieren inte- grierte Kameras den Fahrbahnver- lauf, entgegenkommende sowie vorausfahrende Fahrzeuge und passen die Reichweite des Licht- kegels selbstständig der aktuellen Verkehrssituation an. Vorläufig sind solche zusätzlichen Scheinwer- ferfunktionen allerdings nur gegen Aufpreis bei gehobenen Mittel- und Oberklassewagen erhältlich. Aber auch das intelligenteste Licht wird den menschlichen Autofahrer nicht ersetzen können.

Katja Bammel Abb. 2 Freiform-Reflektoren sorgen für

eine bessere und gleichmäßige Lichtver- teilung (a). Das Projektionssystem mit el- liptischem Reflektor, Bi-Xenon-Lampe,

Blende und Linse (b) ermöglicht ver- glichen mit Freiform-Reflektoren die Konzeption besonders kleiner Schein- werfer mit hoher Lichtleistung.

Abb. 3 Leuchtdioden sind der neuste Trend: So schmücken die futuristisch anmutenden Scheinwerfer auf LED-Basis das neue Sportcoupe R8.

dunkel (entgegen- kommendes Fahrzeug)

hell (Straße)

gestreutes Licht

Fernlichtfaden Reflektor (Vielfachspiegel)

Glühlampe dunkel

hell (Schirm nahe der Bildebene)

Linse Reflektor

Glühlampe

Blende a b

Audi AG und Automotive Lightning Reutlingen GmbH

Abbildung

Abb. 1  Im Paraboloid-Reflektor mit Doppelfaden-Lampe sind  zwei verschiedene Glühfäden für das weit reichende Fernlicht  bzw
Abb. 3  Leuchtdioden sind der neuste Trend: So schmücken die  futuristisch anmutenden Scheinwerfer auf LED-Basis das neue  Sportcoupe R8

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