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„Ich hätte doch für die

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Academic year: 2022

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19. WOCHE

Z E I T U N G F Ü R K L E V E , K A L K A R , B E D B U R G - H A U U N D K R A N E N B U R G

MITTWOCH 12. MAI 2021

Bequem umsteigen: Bike & Ride am Klever Bahnhof

Fahrgäste können komfortable Stellplätze via

Internet reservieren. Seite 2

„Ich hätte doch für die

meine Hand ins Feuer gelegt“

Säugling getötet: Prozessauftakt vor dem

Klever Landgericht. Seite 4

Ein großes Herz für die „Original Offroader“ aus dem Exmoor

Christina Verfürth und ihre Schwester kümmern sich um Ponys, die keiner mehr will. Seite 6

WETTER _____________

Do. Fr.

18° 9° 16° 10°

Beuys – heute hätte er 100. Geburtstag gefeiert

Er gilt weltweit als einer der be- deutendsten (Aktions)künstler des 20. Jahrhunderts – und hätte heute seinen 100. Geburtstag gefeiert: Joseph Heinrich Beuys, geboren am 12. Mai 1921 in Krefeld, gestorben am 23. Januar 1986 in Düsseldorf. Seine Kind- heit und Jugend verbrachte er in Kleve. Zeichnerisches Talent wurde ihm bereits während des Besuchs des Gymnasiums (heute Freiherr-vom-Stein) attestiert.

In dieser Zeit knüpfte er Kontakt zum Bildhauer Achilles Moort- gat. Nach dem Zweiten Welt- krieg immatrikulierte sich Beuys 1946 an der Staatlichen Kunst- akademie in Düsseldorf (wo er später als Professor unterrich- tete) und begann das Studium der Monumentalbildhauerei.

Ewald Mataré ernannte ihn 1951 zu seinem Meisterschüler.

Beuys setzte sich mit Fragen des Humanismus, Sozialphilosophie und Anthroposophie auseinan- der. 1967 prägte er die Theorie der Sozialen Plastik, die aus dem Verständnis des „erweiterten Kunstbegriffs“ entspringt und das kreative Denken und Han- deln des Menschen einschließt.

KULTUR _____________

Das Blatt: DIN-A4. Eine Fotoko- pie. Auf dem Blatt ein Ausschnitt in Postkartenkartengröße. Ei- ne Zeichnung. Zu sehen ist ein Kind. Es macht etwas mit seinen Händen. „Das soll ich sein“, sagt Walburga und legt die Fotoko- pie auf den Tisch. Das Original?

Vielleicht in Moyland? Walbur- ga weiß es nicht. Der Zeichner:

Joseph Beuys. Er hat in Walbur- gas Elternhaus gewohnt. Damals – es muss in den 50-er Jahren gewesen sein.

Walburga und ihr Bruder sind sich in Sachen Hausnummer nicht einig. War es Tiergarten- straße 187 oder 101? Die Num- mer hat sich im Lauf der Jahre öfters geändert. Einig sind sich Eugen und Walburga, dass mehr als ihre Vornamen nicht genannt werden sollen. „Wir wissen ja auch gar nicht, was Sie da schrei- ben wollen.“ Ich weiß es auch nicht.

Natürlich sind Beuys-Ge- schichten (fast) immer spannend – erst recht, wenn sie von Zeit- zeugen erzählt werden. Eugen geht stramm auf die 80 zu. Wal- burga ist jünger. Unter der Beuys- Zeichnung steht: Walburga, 1954.

Die kleine Zeichnung: Walbur- ga am Klavier. „Am Anfang hat der Beuys ja ganz normal gemalt“, sagt sie. Ganz normal bedeutet:

Man erkennt, was gemeint ist.

Das Klavier stand in der ersten Etage. Da wohnten erst einmal Beuys‘ Eltern. Der Vater: Beamter in Rindern. Ein lieber Kerl. „Der wurde dann krank. Der Jupp hat ihn gepflegt“, sagt Eugen. „Der Jupp war ein guter Typ. Ruhig.

Zurückgezogen. Kein Aufschnei- der.“ Damals, als der Jupp noch nicht berühmt war, hat er sich auch schon mal Geld für Ziga- retten geliehen. Natürlich wurde auch gescherzt über den jungen Mann. Die Gretchenfrage: „Geht der eigentlich abends mit Hut ins Bett?“

Als Beuys` Vater starb, wohnte die Mutter noch eine zeitlang in der ersten Etage. Das Bad war auf halber Treppe. „Irgendwann zog sie aus und der Jupp, der blieb.“ Auch das Klavier blieb. Ein schwarzes Klavier mit schwenk- baren Kerzenhaltern rechts und links.

„Irgendwann hat der Jupp dann das Wohnzimmer neu ge- staltet“, erinnert sich Walburga.

„Alle Tapeten kamen runter. Die Wände wurden verputzt und weiß gestrichen. Den Dielen- boden hat er schwarz lackiert.“

Im eigenen Kopf entsteht dieses Zimmer: Weiße Wände, schwarz- lackierte Dielen, das schwarze Klavier. „Und dann stand da noch ein dreieckiges Tischchen:

Helle Füße, schwarze Tischplat- te. Auf der Tischplatte hatte der Jupp dann Streichhölzer mit roten Köpfchen wie Mikados ausgelegt.“ Walburga rührte gern mal mit den Fingern durch die

Hölzchen. „Das hat der immer gemerkt“, sagt sie und spricht das

‚immer‘ irgendwie fett gedruckt.

„Walburga“, sagte dann der Jupp,

„bisse wieder da dran gewesen?“

Ab und an durfte Walburga auf dem schwarzen Klavier spie- len. Ab und an nahm der Jupp sie auch mit ins Atelier im alten Kurhaus. Da hat sie die Arbeit an einem Kreuz mitbekommen.

„Das hat der Jupp für eine Kirche in in Büderich gemacht. Ein schö- nes Kreuz“. Später sind Walburga und Eugen mit Beuys‘ Mutter im Lloyd nach Büderich gefahren.

„Die Frau Beuys wollte das gern mal sehen. Da sind wir halt hin.“

Apropos Autos: „Künstler und Autos gehen nicht zusammen“, hat der Jupp gesagt. Erinnert sich Eugen. Und dann stand eines Tages ein „Riesenschiff“ vor der Haustür: Cadillac. Schwarz.

Gebraucht. „Da habe ich Jupp gefragt: Hast du nicht gesagt, Künstler und Auto gehen nicht zusammen? Und jetzt ein Ca- dillac?“ Jupps Antwort: „Das ist nicht nur ein Auto. Das ist auch meine Wohnung. Da kann ich auch drin kochen.“ Ein bisschen verrückt war der Jupp schon – aber eben gut verrückt.

„Manchmal saß er tagelang im Schneidersitz und hat kleine Zet-

tel bemalt“, sagt Walburga. Zwei dieser Zettel hatte sie auch mal.

Später fragte sie nach den Zetteln:

„Die sind in deinem Kommuni- onsgebetbuch“, sagte Walburgas Mutter. Aber irgendwann waren die Zettel weg. „Die waren nicht signiert“, sagt Walburga. Trotz- dem schade, dass die weg sind.

Stattdessen hat sie noch die Ko- pie der Kopie des Bildes von dem Mädchen am Klavier.

„Der Jupp hat ja irgendwann auch in Düsseldorf unterrichtet.

Und dann haben die den raus- geschmissen. Aber das wissen Sie natürlich alles viel besser.“ Über den Jupp ist ja viel geschrieben

worden. Eugen erinnert sich an einen jungen Mann. „Der war da- mals bei uns und hat nach dem Jupp gefragt. Das muss 50 Jahre her sein. Vielleicht. Seine Adresse und seinen Namen hat er damals aufgeschrieben.“ Danach hat nie mehr jemand gefragt. Dass der Jupp dann zu einem der welt- weit wichtigsten Künstler wur- de, haben Eugen und Walburga natürlich mitbekommen. „Ganz viele Künstler haben den Jupp als Vorbild gehabt – ihn kopiert“, sa- ge ich. Und Walburga sagt: „Den konntest du nicht kopieren. Das war ganz was eigenes.“ Vielleicht lässt sich ja rausfinden, wo die Zeichnung mit dem Mädchen am Klavier heute ist. „Walburga, 1954“ steht darauf. Und Eugen weiß noch, dass der Jupp irgend- wann ganz viele weiße Kreuze auf den Cadillac malte. „Kleine Kreuze“, sagt er und fährt Dau- men und Zeigefinger streichholz- schachtelhoch auseinander. „Lau- ter weiße Kreuze.“

Und einmal stand, als Beuys und seine Eva die Mutter be- suchten, der Kinderwagen mit dem kleinen Wenzel draußen vor der Tür. Es war Winter. Es schneite. Schon komisch. Die wa- ren oben bei der Mutter und der Wenzel stand im Kinderwagen vor der Tür. „Aber der war richtig dick in Felle gepackt. Richtig dick.

Der hätte gar nicht frieren kön- nen.“ Als die Beuys‘ dann gingen, lag fingerdick der Schnee auf dem Kinderwagen.

Es bleiben Bilder: Weiß ge- tünchtes Zimmer mit schwar- zen Dielen, Dreieckstischchen, schwarzes Klavier mit weißen Kerzen und ein schwarzer Cadil- lac mit weißen Kreuzchen. „Al- le mit dem Pinsel gemalt“, sagt Eugen. Der Jupp war schon ein feiner Kerl. „Das hat auch eine von Jupps Freundinnen mal ge- sagt. Ein halbes Jahr waren die beiden zusammen. Der Jupp ist ein lieber Mensch, aber nicht ver- lässlich. Er sagt: Wir sehen uns morgen. Und dann kommt er nicht. Aber wie der seinen Vater gepflegt hat: Alle Achtung.“ „Und im Keller stand die Badewanne, die später berühmt geworden ist.

Die Geschichte haben Sie sicher- lich gehört, oder?“ H. Frost

Mädchen am Klavier

100

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WIR HABEN DIE LÖSUNG!

KLEVE. Handwerker sind seit Jahren stark gefragt und schwierig zu finden. Diese Er- fahrung hat auch Hermann Wiezorek gemacht. Der Frisör- meister aus Kleve war auf der Suche nach einem Maler und einem Metallbauer, um der Fas- sade seiner Immobilie in der Gasthausstraße ein frisches Er- scheinungsbild zu geben. Als er fündig wurde, ging alles schnell.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen – auch dank der Förde- rung durch das Fassaden- und Hofflächenprogramm des In- tegrierten Handlungskonzepts Innenstadt Kleve.

„Die Idee, die Fassade zu sanie- ren, bestand schon seit einigen Jahren“, berichtet Hermann Wi- ezorek, der in der Immobilie in der Gasthausstraße seit 1976 ei- nen Frisörsalon betreibt und die darüberliegenden beiden Etagen selbst bewohnt. Als sich 2017 ei- nige Einzelhändler der Gasthaus- straße zusammenschlossen und insgesamt zehn Pflanzenbehäl- ter in Rostoptik aufstellten, die über den Verfügungsfonds des Integrierten Handlungskonzepts Innenstadt Kleve gefördert wur- den, ist er auf die Möglichkeiten einer Förderung aufmerksam ge- worden. Er informierte sich über das Fassaden- und Hofflächen- programm und stellte schließlich einen Förderantrag, der Anfang 2020 bewilligt wurde. Im Som-

mer 2020 erfolgten die rund ei- nen Monat dauernden Arbeiten.

Die Fassade wurde zunächst ge- strichen, anschließend erhielt sie im unteren Bereich eine graue Metallverkleidung, in der das Logo eingelassen ist. Mit dem Ergebnis ist Wiezorek zufrieden:

„Es ist sehr gelungen. Auch der Kontakt mit der Stadt Kleve war hervorragend, die Fördermittel wurden in kürzester Zeit ausge- zahlt.“ Das freut auch Bürger- meister Wolfgang Gebing und Wirtschaftsförderer Dr. Joachim Rasch, die sich vor Ort einen Ein- druck verschafften. „Die Sanie- rung wertet die Immobilie sehr auf. Sie ist ein gutes Beispiel, wie man mit einfachen Mitteln eine große Wirkung erzielen kann“, sind sich beide einig. Beim Fassa- den- und Hofflächenprogramm werden bis zu 50 Prozent der Gesamtkosten kofinanziert. Die Höchstfördersumme liegt dabei bei 12.500 Euro oder bei maxi- mal 60 Euro pro Quadratmeter zu sanierender Fläche. Als Min- destinvestition für ein Vorhaben sind jedoch Gesamtinvestitionen von 2.000 Euro erforderlich.

Wer Interesse an einer Förde- rung durch das Fassaden- und Hofflächenprogramm oder den Verfügungsfonds hat, kann sich an das Citymanagement Innen- stadt Kleve wenden. Weitere Informationen finden sich auf www.innenstadt-kleve.de.

Große Wirkung mit einfachen Mitteln

Förderung durch das Fassadenprogramm

Werben für das Fassadenprogramm (v.l.): Dr. Joachim Rasch, Hermann Wiezorek und Bürgermeister Wolfgang Gebing. Foto: wtM

Wer heute mit dem Fahrrad zum Bahnhof in Kleve fährt und dann mit Bus und Bahn weiterreisen möchte, für den wird der Umstieg zwischen den Verkehrsträgern noch einfacher und komfortabler. Im Rahmen des Radverkehrskonzeptes und Klimaschutzfahrplans der Stadt Kleve wird zum Start der Rad- fahrsaison eine Bike & Ride-

Anlage zur Verbesserung der Verknüpfungsmöglichkeiten des ÖPNV bzw. SPNV mit der Radinfrastruktur errichtet. „Der Umstieg zu klimafreundlichen effektiven Verkehrsangeboten wird durch die geplanten Bi- ke & Ride-Anlage am Bahnhof in Kleve erleichtert und opti- miert“, freut sich Bürgermeister Wolfgang Gebing, der die neue

Anlage gleich testete. Ab Mai bie- ten die Stadt Kleve und der VRR unter dem Markennamen „Dei- nRadschloss“ am Bahnhof als Verknüpfungspunkt zum ÖPNV digital gesteuerte Radabstellan- lagen mit dazugehörigem mo- dernen, elektronischen Zugangs- und Hintergrundsystem an.

Fahrgäste können Stellplätze via Internet reservieren und buchen.

Um dann vor Ort auf die Abstell- anlagen zugreifen zu können, ge- nügt eine Chipkarte – wahlweise ein VRR-Aboticket oder eine systemeigene Variante. Die Elek- tro- und Tiefbauarbeiten und Aufstellung der DeinRadschloss- Anlage am Bahnhof in Kleve wurden Ende April abgeschlos- sen. Zum Beginn der Radfahr- saison wurden im Bereich der

Grünfläche am Bahnhofsplatz 14 Radboxen als Doppelstockanlage und eine Fahrradsammelanlage mit 20 Doppelstockparkern den Radfahrenden errichtet. Insge- samt werden an diesem Standort somit 34 DeinRadschloss-Stell- plätze verfügbar sein, die über die Plattform (www.dein-radschloss.

de) zur Buchung bereit stehen.

NN-Fotos: Rüdiger Dehnen

Umstieg vom Rad auf Bus und Bahn

Am Freitag bestand nach dem Bombenfund vor einigen Wo- chen wieder ein Verdacht auf einen Blindgänger in Kleve.

Hierzu wurde unter anderem die Einsatzeinheit 04 des Katastro- phenschutz bestehend aus dem Malteser Hilfsdienst aus Em- merich, Goch-Kalkar, Kevelaer, Kleve und Rees alarmiert. Dies

war jedoch nicht der erste Ein- satz in der vergangenen Woche.

Bereits am Donnerstagabend ge- gen 17.30 Uhr waren die ehren- amtlichen Kräfte im Einsatz um sich abermals auf eine mögliche Evakuierung eines Klever Alten- heims in der Innenstadt vorzu- bereiten. Dieser erfolgte nun am Samstag, sodass drei Tage in Fol-

ge eine Vielzahl von ehrenamt- lichen Helfern im Einsatz waren.

„Ein besonderer Dank gilt dabei nicht nur den ehrenamtlichen Helfern, sondern auch den Ar- beitgebern, die ihre Arbeitskräfte während der Einsatzzeit freige- stellt haben“, so der Klever Stadt- beauftragte Thomas Eulenpesch.

Foto: MhD

Spazierengehen reicht nicht aus

Therapeuten sorgen sich um die ganzheitliche Gesundheit in Corona-Zeiten:

Wir, die Mitglieder der „The- rapeuten-Netzwerkgruppe Nie- derrhein“ (Zusammenschluss von Ärztenen, Heilpraktikern, Physiotherapeuten, Ergothera- peuten, Therapeuten aus dem Kreis Kleve) haben bei unserem Onlinetreffen letzte Woche fest- gestellt, dass unseren Patienten zunehmend die körperliche Ak- tivität im Sinne von Sport, Re- hasport und Gymnastikgruppen fehlt. Zu uns in die Praxen kom- men immer öfter Patienten (jeder Altersgruppe), bei denen wir seit der Schließung von Bewegungs- angeboten (Fitness-Studios, Re- hasport, Gymnastikgruppen) einen Zusammenhang mit der deutlichen Zunahme körperli- cher Beschwerden feststellen.

Patienten, die vom Arzt Re- hasport verordnet bekommen haben, können diesen seit No- vember (bei steigender Inzidenz der Corona-positiven PCR-Tes- tungen und damit verstärkten Kontaktbeschränkungen und Schließung von Sportanlagen) nicht mehr ausüben. Leider gibt der Heilmittelkatalog für die Ver- ordnung von Einzelgymnastik den Ärzten keinen Spielraum um Alternativen zu schaffen.

Wie wichtig Bewegung für die körperliche aber auch seelische Gesundheit ist und ein gutes Im- munsystem dazu beiträgt, schwe-

re Krankheitsverläufe (auch Corona) zu verringern, zeigen etliche wissenschaftliche Studi- en (siehe Ärzteblatt 14.4.2021, 30.4.2021). Das „Spazierenge- hen“ reicht als Bewegung alleine nicht aus. Natürlich ist es besser als „Nichtstun“, aber es fehlt die – unter der Anleitung von spezi- ell ausgebildeten Übungsleitern – durchgeführte, gezielte Bean- spruchung der gesamten Musku- latur und die adäquate, individu- ell dosierte Herz-Kreislauf-Be- lastung. Gerade ältere Menschen können oft die vorhandenen Onlineangebote nicht nutzen, zusätzlich kennen wir alle das Problem, sich zuhause selbst zur regelmäßigen Durchführung von Gymnastik zu motivieren!

Wir wissen, dass die Zeiten mit Corona schwierig sind und die Maßnahmen, unter Beachtung von Hygienekonzepten, sehr ge- nau abzuwägen sind; aber wir sind (im Sinne der Salutogenese) auch sehr besorgt um die ganz- heitliche Gesundheit unserer Patienten. In diesem Sinne wün- schen wir allen Lesern: bleiben Sie gesund und beweglich.

Therapeuten-Netzwerk Nie- derrhein (Helga Fischer-Nakiel- ski, Uta Meurs, Elisabeth Cou- sin, Judith de Haas, Christina Geiger, Bettina Gerlach, Renate Kretschmann, Gabriele Bosma- nn, Anna Permantier, Gabriele Vermathen)

Leserzuschriften werden unabhän- gig davon veröffentlicht, ob die darin zum Ausdruck gebrachte Meinung mit der Meinung der Redaktion über- einstimmt. Sinnwahrende Kürzungen behält sich die Redaktion vor. Anony- me Zuschriften werden nicht veröf- fentlicht.

Drei Einsätze für den Katastrophenschutz

Stadtbücherei öffnet wieder

KLEVE. Die Stadtbücherei Kle- ve öffnet wieder. Zum Besuch der Stadtbücherei ist immer eine Terminvereinbarung erforder- lich, bei freien Besuchsplätzen ist diese auch kurzfristig möglich.

Die Termine für ein Zeitfenster von 30 Minuten können unter Telefon 02821/84373 verein- bart werden. Für Besuche gelten die bekannten Öffnungszeiten, montags 14 bis 17 Uhr, dienstags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, mitt- wochs 14 bis 17 Uhr, donnerstags 14 bis 19 Uhr, samstags 9 bis 13 Uhr. In der Bücherei sind Mas- kenpflicht und Abstand einzu- halten, auch für Geimpfte, Ge- testete oder Genesene, ebenso ist eine Anwesenheitserfassung zur Nachverfolgung erforderlich. Die Bereitstellung von Medien zur Fensterausleihe ist dann leider nicht mehr möglich, bereits ver- einbarte Termine werden noch bearbeitet. In besonderen Fällen ist noch eine Fensterrückgabe ausgeliehener Medien möglich.

Geschäftsstelle geschlossen: Der Verkehrsverein Kranenburg gibt davon Kenntnis, dass die Ge- schäftsstelle im alten Bahnhof Kranenburg am Dienstag, 18.

Mai, geschlossen bleibt.

KURZ & KNAPP

Arbeiten an der Bahnstrecke:

Die Deutsche Bahn (DB) hat mit den ersten Arbeiten begon- nen, um die Bahnstrecke zwi- schen Kleve und Kempen mit einer modernen Stellwerks- und Signaltechnik auszurüsten. Im Rahmen des Modernisierungs- projektes sollen die Stellwerke in Kleve, Bedburg-Hau, Goch, Weeze, Kevelaer, Geldern, Ver- num, Nieukerk, Aldekerk und Kempen durch moderne elektro- nische Stellwerkstechnik ersetzt werden. Hierfür sind auf rund 20 Kilometern Kabeltiefbauar- beiten erforderlich. Rund 170 Signale und 30 Weichen werden neu errichtet beziehungsweise an

die moderne Technik angepasst.

Dieses gilt auch für 76 Bahnüber- gänge. Die ersten Kabeltiefbauar- beiten haben bereits begonnen.

Aufgrund der umfangreichen Arbeiten wird es vom 22. Mai bis zum 2. Juli nächtliche Sper- rungen geben (Schienenersatz- verkehr mit Bussen), ab dem 16. August bis zum 4. Dezember folgen Vollsperrungen zwischen Kleve und Geldern. Um die Mo- bilität der Fahrgäste während der umfangreichen Streckensper- rung von Mitte August bis De- zember sicherzustellen, wird der- zeit seitens der NordWestBahn in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) ein Ersatzbuskonzept er- arbeitet. Infos folgen.

KURZ & KNAPP

WordPress: Grundkenntnisse im Bereich CSS und HTML werden in diesem Kurs vermittelt. Das Se- minar findet als Bildungsurlaub vom 21. bis 24. Juni, jeweils 9 bis 16 Uhr, im VHS-Haus in Kleve statt. Info-Telefon 02821/84716.

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MITTWOCH 12. MAI 2021 NIEDERRHEIN NACHRICHTEN

03

2 ST. HOLZFÄLLERSTEAKS

mit gebratenen Zwiebeln, Kartoffelsalat und Ketchup

Portion

6.

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SAMSTAG, 15.05.

CHAMPIGNON-RAHM GESCHNETZELTES

Fusilli und Fingermöhrchen

Portion

6.

90

FREITAG, 14.05.

HÄHNCHENCURRY

Indisch mit Gemüsereis u. Blattsalat DONNERSTAG, 13.05.

CHRISTI HIMMELFAHRT (NUR CQ HG GEÖFFNET) Portion

7.

90

KLEEFSE JONGES

mit Kartoffelpüree, Erbsen u. Möhren MITTWOCH, 19.05. Portion

6.

90

SCHASCHLIKTOPF

mit Reis und Gurkensalat

Portion

6.

90

DIENSTAG, 18.05.

3 SCHWEINEFILET- MEDAILLONS

Champignonrahmsauce, Kroketten und Kaisergemüse

Portion

8.

90

SONNTAG, 16.05.

PUTENGESCHNETZELTES

in pikanter Paprikasauce mit Fusilli und gem. Salat

Portion

7.

90

MONTAG, 17.05.

KOCHMETTWÜRSTCHEN

Wir bieten diese regionale Spezialität geräuchert und ungeräuchert an!

0. 0. 0.

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PAPRIKA-RAHMPFANNE

Zartes Schweinegeschnetzeltes in einer pikanten Paprikamarinade!

0. 0. 0.

797979

KOCHMETTWÜRSTCHEN

mit Sauce, Stampfkartoffeln

und Sauerkraut

5. 5. 5.

505050

MITTWOCH, 09.11.

MITTWOCH, 09.11.

MITTWOCH, 09.11.

PANIERTES SEELACHSFILET

mit Remouladensauce,

Kartoffeln und Blattspinat

6. 6. 6.

909090

FREITAG, 04.11.

FREITAG, 04.11.

FREITAG, 04.11.

RINDERROULADE

mit Salzkartoffeln und Blumenkohl

6. 6. 6.

909090

SONNTAG, 06.11.

SONNTAG, 06.11.

SONNTAG, 06.11.

PFEFFERRAHMSCHNITZEL

mit Salzkartoffeln und gemischtem Salat

6. 6. 6.

505050

DONNERSTAG, 03.11.

DONNERSTAG, 03.11.

DONNERSTAG, 03.11.

ERBSENSUPPE

mit Knackwürstchen

4. 4. 4.

909090

SAMSTAG, 05.11.

SAMSTAG, 05.11.

SAMSTAG, 05.11.

CORDON BLEU

vom Schwein mit herzhafter Jus,

Kartoffelgratin und Farmersalat

6. 6. 6.

505050

MONTAG, 07.11.

MONTAG, 07.11.

MONTAG, 07.11.

UNGARISCHER GULASCH

mit Salzkartoffeln und Rahmkohlrabi

5. 5. 5.

909090

DIENSTAG, 08.11.

DIENSTAG, 08.11.

DIENSTAG, 08.11.

SCHINKENWURST

Alle Kinder fordern hier - wenn Schinkenwurst,

dann von Quartier!

1. 1. 1.

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am Stück geschnitten

RINDERFILET

1a Fleischqualität

4.

4.

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4.

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3. 3. 3.

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79

10

11

7 2

4 9

12

3

6

5

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Abk.: Es- peranto

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Herkunft Winter- sport- lehrgang

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Süd-afrikaner (Mz.)

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AH AB R

I A

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BA B O

SP AE TI

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L OR A

WE M G

EL BL NI G

RI GE EL

E EI

SI R A A

OL DI ES

N BR DA

K1 AR

T ES SE CK E

AB TI UR6

E OT NN E R I D W P NE NA

L3 AI NE AP PE T4 TI OL SI GK EI T

engl.:

Auge

einge- dickter Saft Strom in Sibirien

Luftleit- vorrich- tung (Auto) Foto- ständer

ein Bibelteil (Abk.)

ugs.: eine

Abk.:

Zug- maschine

chem. Z.:

Cer

Abk.:

zum Teil Mann- schafts- sportart Schum- melcode im Com- puterspiel Kw.:

Ham- bacher Forst

asiat.

Buckel- rind

Würz- und Heil- p�anze

Zier- p�anze

Walfang- kapitän in 'Moby Dick'

Gast- spielreise

kleines Zusatz- schiff Eiland im Südost- pazi�k

Kartei- karten- reiter

Stock- werk

tiefe Be- schei- denheit

Fabrik- verkauf (engl.)

Abk.:

Bundes- autobahn

ital.: wir

Stadtver- waltung ugs.:

Spät- verkaufs- stelle

Frage- wort (3.

Fall)

frühere russ.

Raum- station

geprüfte Latein- kennt- nisse

Mitglied d. Band 'Die Ärzte' Südwind am Gardasee

artig

franz.

Bez. für Kellner

Verkaufs- stelle

Türver- schluss

alte weiße Rebsorte Kurzhals- giraffe

alkohol.

Misch- getränk Tier- produkt

2. Buch- stabe des griech.

Alphabets

Hautaus- schlag

au�eben- de alte Schlager

engl.

Anrede und Titel

Vorname d. US- Schausp.

Pitt

Mulde an verglet- scherten Hängen

Aufguss- getränk einheit- licher Farbton

Reife- prüfung

Teil der Woh- nung

Fass

Abk.:

Eilauftrag

Kfz.-Z.:

Rhein- Pfalz- Kreis

Abk.:

Item

Abk.:

Dezi- tonne

Frage- wort

dt. Pop- sängerin

tropische Schling- p�anze

Mangel an Esslust

2021-562-1034

© RateFUX

KULTUR

GELDERN. Natürlich – wenn es um Beuys geht, fragt man den Peter. Peter Busch. Gesucht wird: die besondere Geschichte.

Eine, die noch keiner wirklich kennt, weil sie nicht erzählt wurde. „Kriegen wir hin“, sagt der Busch und zieht einen Spa- ten hervor.

Eigentlich ein ganz normaler Spaten. Und dann auch wieder nicht. Buschs Spaten ist – wie soll man sagen – ein Reliquienspaten.

Buschs Atelier ist ohnehin eine Geschichts- und Geschichten- fundgrube. Man tritt ein und für einen Augenblick hält die Welt im Kopf den Atem an: Kein Ge- genstand, den man nicht aus den Regalen ziehen und nach dessen Bedeutung fragen könnte. „Die Menschen lieben Geschichten“, sagt Peter Busch. Aber wer fragt schon nach einem Spaten. Sei‘s drum: „Der Beyus war ja öfters mal in Geldern und hier am Nordwall haben zwei Tanten von ihm gewohnt. Die beiden waren Hutmacherinnen und hatten ein Geschäft. Das war das Hutge- schäft Beuys. Ich bin da immer gern hingegangen. Da lagen tol- le Hüte in der Auslage. Das war auch vor wenigen Jahren noch so, obwohl der Laden längst ge- schlossen war. Mittlerweile sind die beiden Damen verstorben.

Die beiden jedenfalls hatten hier in der Nähe an der Niers einen Garten – man würde das wahrscheinlich Schrebergarten nennen. In der Nachbarschaft dieses Gartens feierte ein Freund von mir ein Fest. Da wurde es mir ein bisschen langweilig und ich bin spazieren gegangen. Mir fiel dann dieses irgendwie un- gewöhnliche blaue Gartenhaus.

Das war einfach `ne schicke Bu- de, die aber auch schon irgend- wie im Verfall begriffen war.

Draußen saß eine der beiden auf einem Stuhl und ich bin hin, sage

‚Guten Tag‘ und wir kommen ins Gespräch. Damals war ich sehr mit Beuys beschäftigt. Ich habe mich dann umgeschaut und da stand dieser Spaten. Den ha- be ich in die Hand genommen.

Der war seit ewigen Zeiten nicht mehr benutzt. Plötzlich sagt die Frau Beuys ganz spontan: ‚Ja, ja – so war das: Wenn der Joseph hier war, hat der fast immer ge- graben.‘ Ich habe mir den Spa- ten dann noch mal angeguckt

und da sagt die alte Dame: ‚Den hätten Sie wohl gern? Wissen Sie was – den schenk‘ ich Ihnen.‘ Ich habe den Spaten dann ganz stolz als Trophäe nach Hause getragen.

Ich gehe fest davon aus, der Beuys hat damit gegraben.“

Das also ist die Sache mit dem Spaten und der Busch wäre nicht der Busch, wenn er nicht einen Zettel an das Ding geheftet hät- te: Auf der einen Seite Beuys‘

Konterfei – auf der anderen ei- ne kurze Beschreibung: „Spaten aus dem Gartenhaus der Familie Beuys in Geldern. Aussage der Tante von Joseph Beuys: Wenn der Joseph bei uns war, hat er ir- gendwie immer gegraben.“

Muss die Kunstgeschich- te umgeschrieben, müssen die markterprobten Biografien um ein Fundstück erweitert werden?

Wer will das entscheiden? Die Spatengeschichte ist eine, die perfekt zu Busch passt und ir- gendwie auch perfekt zum Mann mit dem Hut. Es bleibt ein Fra- gezeichen. Es bleibt ein Rest Irri-

tation.

Irritation ist im Werk von Pe- ter Busch ein zentrales Element:

„Mit Provokation erreichst du in der Regel wenig. Sie wirkt kom- munikationshemmend. Irrita- tion wirft Fragen auf und lässt Spielraum für einen Austausch.

Niemand wird angegriffen. Aber natürlich kann es vorkommen, dass etwas, das ich als Irritation auf den Weg schicke, woanders als Provokation empfunden wird.

Da wird es dann schwierig.“

Buschs Spatengeschichte – ei- ne posthume Geschichte wie übrigens auch Buschs Interesse an Beuys und dessen Werk. „Das ist alles erst in Gang gekommen, als der Beuys schon tot war. Es begann mit einer Arbeit, die ich im Krefelder Kaiser-Wilhelm Museum gesehen habe: ein in- stalliertes Regal. Ich war so un- glaublich fasziniert von diesem Raum mit dem Regal, dass ich das restliche Museum vollkom- men vergessen habe. Plötzlich gab es nur noch mich und mei-

ne Begeisterung für diese Arbeit.

Ich war total berauscht von der Energie, die davon ausging. Ich habe fast zwei Stunden an die- ser Stelle verbracht und bin an- schließend irgendwie geläutert raus aus dem Museum. Ich war zu dieser Zeit – wie soll ich sa- gen – stark suchend. Ich hatte bis dahin immer gezeichnet: Land- schaften, Menschen, Häuser und was weiß ich. Aber ich hatte da so meine Zweifel, ob das alles richtig ist. Wenn du dich zum Zeichnen hinsetzt und weißt schon vorher, was rauskommt, wird das irgend- wann zur Bremse im eigenen Denken – zum Hindernis. Alles wird mühsam. Ich war dabei, ein anderes Medium zu suchen und bin bei meinen Materialkisten ausgekommen. Aber auch dann waren da wieder diese Zweifel:

Hat das nun was mit Kunst zu tun oder ist das nicht mehr als eine privatpersönliche Spielerei?

An diesem Punkt fand meine Begegnung mit Beuys statt. Da sprang ein Funke über. Alles kam ins Rutschen. Mit einem Mal war mir klar: Was du da machst, das geht in Ordnung. Ich glaube, das hat Beuys bei vielen Menschen bewegt. Er hat, denke ich, den Menschen auch Mut gemacht, sich auf das Eigene zu verlassen.

Der Beuys‘sche Imperativ: Geh‘

nach Hause. Mach!‘ Wenn Leute in meinen Ausstellungen die Ki- sten bestaunt haben, habe ich de- nen gesagt: ‚Geh nach Hause und mach dir selber eine. Du kannst das.‘ Ich habe mich ab diesem Punkt sehr intensiv mit Arbeiten von Beuys beschäftigt. In der An- näherung an Mensch und Werk fand aber auch eine Art Entfer- nung statt – ein Eigenständig- werden.“ Busch blickt sich um in seinem Atelier, das eigentlich fast ein Museum ist. Man möchte die Welt anhalten und Geschich- ten erleben. Dieser Raum allein, denkt man, ist ein Plädoyer für die Kunst. Heiner Frost

„Die Zukunft, die wir wollen, muss erfunden werden. Sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.“ (Joseph Beuys)

Spatentanten, Hutgeschichten

Vielleicht mal eine unbekannte Beuys Geschichte? „Das kriegen wir hin“, sagt Peter Busch

Beuys‘ Spaten? Peter Busch denkt: eine Art Glaubensfrage. Mit an- deren Worten: Kann sein – kann auch nicht sein. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

„Die Zukunft, die wir wollen, muss erfunden werden. Sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.“

(Joseph Beuys, 1921 - 1986.) Happy birthday, Jupp. NN-Foto: Rüdiger Dehnen.

„Natürlich war Beuys 1988 bei uns in Leipzig ein Thema“, sagt Harald Kunde, Direktor des Museums Kurhaus Kleve und Zeitzeuge. Beuys – das war für die Fans in der DDR eine Fern- beziehung. Man kannte ihn aus den Medien. Westfernsehen.

1988, zwei Jahre nach Beuys‘

Tod, fand an der Kunsthoch- schule in Leipzig (Hochschule für Grafik und Buchkunst Leip- zig) die damals erste Ausstellung mit Werken von Joseph Beuys in der DDR statt. Kunde studierte Kunstgeschichte, Kunsterziehung und Germanistik.

„Die Beuys-Ausstellung war für uns natürlich ein unglaub- liches Ereignis“, blickt er zurück.

„Paralell zur Ausstellung bei uns in Leipzig wurde im Gropius- Haus in Westberlin eine Beuys- Schau gezeigt. Da konnte man auch die großen Arbeiten sehen.

In Leipzig ging es um das Früh- werk – die Zeichnungen aus den 50-er und 60-er Jahren.”

Es war die Zeit vor dem Mau- erfall – die DDR noch immer ein geschlossenes System. Kunst war eine Art Staatsmonopol.

Private Galerien – ein Ding der Unmöglichkeit. In dieser Zeit entstand in einer leerstehenden Fabrik ein offenes Atelier. Kun- de: „Später wurde das unter dem

Namen eigen + art bekannt.” Für die (jungen) Künstler war Beu- ys eine Identifikationsfigur. „Es ging darum, den Kunstbegriff in die politische Dimension zu erweitern und Blöcke aufzu- lösen – etwas flüssig zu machen, was scheinbar für immer erstarrt war. Man sprach ja damals nicht ohne Grund vom kalten Krieg.

Beuys war ein enorm wichtiger Wärmespender – einer, der die Grenzen aufgelöst hat. Alles, was er machte, war für uns in dieser politischen Situation decodiert.

Wir in der DDR waren Insassen eines geschlossenen Systems.”

Und dann gab es da dieses Elf- Tage-Projekt, in dessen Verlauf sich drei Künstler elf Tage lang in eine frei gewählte Isolation begaben.

Täglich für jeweils zwei Stun- den waren Besucher im Atelier zugelassen. Die Künstler boten

Werke, die im Rahmen der Ak- tion entstanden, zum Tausch gegen Lebensmittel an. Kunde:

„Dabei ging es um die Frage, ob das Publikum gewillt war, die Künstler – und also die Kunst – durch mitgebrachte Gaben am Leben zu halten.”

Die Verbindung zu Beuys, er- klärt Kunde so: „Beuys stand für alle diese Künstler für die voll- kommene Identität von Leben und Kunst. Bei ihm fand keine Trennung von Mensch und Werk, von Arbeit und Freizeit statt. Es ging um den ganzheitlich-per- sönlichen Einsatz und Ansatz. So wurde diese Aktion konzipiert.

Kunst wurde nicht als Beruf auf- gefasst – schon gar nicht als Job nach dem Motto ‚nine to five‘.

Diese Aktion hatte von der ersten bis zur letzten Sekunde etwas mit dem eigenen Leben zu tun. Mehr noch: Es war das eigene Leben.

Mindestens so wichtig wie die Tauschaktion war die Kommuni- kation, die dort stattfand.“

Aus einem Text der Künstler:

„Entgegengenommen werden im direkten Tausch oder auf posta- lischem Wege: Nahrungs- und Genussmittel (Wegzehrung), Protektion (hohe Kante), Dienst- leistungen auf kommunikativem Sektor (Trost).“

Heiner Frost

Kunst, Wurst, Trost

Harald Kunde: „Beuys war für uns ein enorm wichtiger Wärmespender“

„Durch Menschen bewegen sich Ideen fort, während sie in Kunst- werken erstarren und schließlich zurückbleiben.“ (Joseph Beuys) Joseph Beuys: „Die Zukunft, die

wir wollen, muss wohl erfunden werden. Sonst bekommen wir ei- ne, die wir nicht wollen.“ „Durch Menschen bewegen sich Ideen fort, während sie in Kunstwerken er- starren und schließlich zurückblei- ben.“ Beuys starb 1986 an einem Lungenleiden, das zum Herzver- sagen führte. Fast drei Monate später – am 14. April – wurde seine Asche vom Motorschiff Sueno (Traum) vor Helgoland in die Nordsee gestreut. Kurz vor seinem Tod hielt der Künst- ler am 20. November 1985 mit

„Sprechen über das eigene Land:

Deutschland“ eine Grundsatzre- de in den Münchner Kammer- spielen. Er thematisierte dabei noch einmal seine Theorie, dass

„jeder Mensch ein Künstler“ sei.

KURZ & KNAPP

(4)

Mittwoch 12. Mai 2021 NiEDERRhEiN NachRichtEN

04

So stehen Ihre Sterne

KW 19 2021

Widder 21.03.-20.04.

Dies ist eine Zeit des Fortschritts in kleinen Dingen. Schalten Sie also besser auf halbe Kraft herunter.

Jetzt werden Sie nur wenig erreichen und könnten sich trotzdem veraus- gaben.

Stier 21.04.-21.05.

Wer Ihnen Unrecht getan hat, muss sich seinen Fehler eingestehen. Gehen Sie aber einen Schritt auf Ihr Gegenüber zu, anstatt die Sache aufzubauschen. Wagen Sie einfach einen neuen Anfang.

Zwilling 22.05.-21.06.

Beziehungen und Finanzen – in beiden Bereichen kann es mit nur wenig eigenem Einsatz leichter als sonst zu Fortschritten und stabilen Verhältnissen kom- men.

Krebs 22.06.-22.07.

Ihre klare Stellung- nahme ist jetzt gefordert! Es lohnt sich, Meinungsverschiedenheiten zwischen Ihnen und anderen zu klären, bevor diese sich langfristig zu Spannungen aufbauen würden.

Löwe23.07.-.23.08.

Falls Sie meinen, eine Entscheidung treff en zu müssen, brauchen Sie nichts zu überstürzen. Ab dem Wochenende werden Sie die Dinge schon wieder weniger wichtig neh- men als davor.

Jungfrau 24.08.-23.09.

Auch wenn Sie sich über Ihre eigenen Gefühle nicht ganz im Klaren sind: Es gibt einen Mittelweg zwischen dem Verfolgen Ihrer Vor- stellungen und dem Zulassen neuer Entwicklungen.

Waage 24.09.-23.10.

Sie sind in der letzten Zeit ganz sicher nicht zu kurz gekommen, warum bleibt die Zufriedenheit dann aus? Einige Ihrer Ansprüche sollten in dieser Woche hinterfragt werden.

Skorpion 24.10.-22.11.

Falls der weitere Verlauf einer Freund- schaft auf dem Spiel stehen sollte: Ein Zugeständnis wird Ihnen wohl nicht ganz leicht fallen.

Aber danach kann sich die derzeitige Situation ja nur noch entspannen.

Schütze 23.11.-21.12.

Ihre Sterne machen Sie reichlich mutig.

Allzu übertriebener Ehrgeiz wird Ihren Zielen jetzt aber eher schaden als nützen. Wollen Sie Ihre Kräfte messen, betätigen Sie sich doch sportlich.

Steinbock 22.12.-20.01.

Nehmen Sie sich nicht mehr vor als unbedingt nötig.

Nach dem, was Sie in der letzten Zeit geschaff t haben, dürfen Sie sich gern für eine Weile zurücklehnen, bevor Sie sich wieder in neue Aufgaben stürzen.

Wassermann 21.01.-19.02.

Bleiben Sie selbstbe- wusst und lassen Sie sich nicht bluff en. Wenn man Ihnen jetzt entgegenkommt, muss das nicht nur an Ihrer freundlichen Art liegen. Überlegen Sie auch, was die anderen sich davon versprechen.

Fische 20.02.-20.03.

Lassen Sie sich nicht von anderen in Ihre Planung hineinreden.

Am besten geben Sie Ihre Sache erst aus der Hand, bis ganz sicher gestellt ist, dass wirklich nichts mehr schief gehen kann.

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NIEDERRHEIN. Strafgesetz- buch, Paragraph 46: „Die Schuld d es Täters ist Grundlage für die Zumessung der Strafe. Die Wir- kungen, die von der Strafe für das künftige Leben des Täters in der Gesellschaft zu erwarten sind, sind zu berücksichtigen.

Bei der Zumessung der Strafe wägt das Gericht die Umstän- de, die für und gegen den Täter sprechen, gegeneinander ab.

Dabei kommen namentlich in Betracht: die Beweggründe und die Ziele des Täters […], die Ge- sinnung, die aus der Tat spricht und der bei der Tat aufgewen- dete Wille […], die Art der Aus- führung und die verschuldeten Auswirkungen der Tat, das Vor- leben des Täters, […] sein Ver- halten nach der Tat, besonders sein Bemühen, den Schaden wiedergutzumachen, sowie die Bemühungen des Täters, einen Ausgleich mit dem Verletzten zu erreichen ...”

Alles irgendwie normal Herr Z. hat seine Frau vor acht Jahren kennengelernt. Die bei- den heirateten. Sie haben zwei Söhne. Z.s größter Wunsch: eine Tochter. Die Ehe von Herrn Z.

und seiner Frau: ohne besonde- re Vorkommnisse. Klar – man streitet sich mal. Kleinigkeiten.

Z. und seine Frau leben mit der Schwiegermutter zusammen – zumindest auf Dreimonatsbasis.

Z.s Vater muss alle drei Monate zurück nach Mazedonien. Eine Sache des Visums. Meist nimmt er seine Frau mit. Er mag ungern allein in der Heimat sein. Schwie- germutter und Schwiegertochter:

nicht die dicksten Freunde. Man streitet hin und wieder. Es geht

um Z.s Kinder. Es geht darum, wie Z.s Frau den Haushalt führt.

„Keine großen Sachen“, sagen die Zeugen.

Die weiße Tüte

Am 12. November des vergan- genen Jahres sind Z. und seine Frau bei Z.s Schwester zu Besuch.

Gegen Abend klagt Frau Z. über Bauchschmerzen. Sie habe, sagt Frau Z. der Schwägerin, Durch- fall gehabt und wolle duschen. Es ist 19.35 Uhr. Frau Z. duscht lan- ge. Es ist gegen 21 Uhr, als sie aus dem Bad kommt – in der Hand eine weiße Plastiktüte. „Was hast du in der Tüte?”, fragt die Schwä- gerin. Frau Z. sagt, sie habe ihre Periode. Sie habe, sagt sie – und ist dabei aschfahl im Gesicht – ihre Tage. Sie habe stark geblutet.

In der Tüte: Binden. Niemand müsse da hineinsehen, sagt Frau Z.. Herr Z. ist in Sorge. Er bittet seine Frau, zu einem Arzt oder ins Krankenhaus zu gehen. Frau Z. will das nicht. Sie stellt die weiße Plastiktüte auf dem Balkon ab. Z.s Schwester, bei der man zu Gast ist, wohnt im ersten Ober- geschoss. Z. erzählt dem Richter, er habe seine Frau auf Knien ge- beten, ins Krankenhaus zu gehen.

Dann bricht er in Tränen aus.

Kein Babybauch

Frau Z. hatte niemandem von ihrer Schwangerschaft erzählt.

Sie habe einfach zugenommen.

Man habe darüber gescherzt, erzhlt Herr Z.. „Wenn du so wei- ter machst, überholst du mich noch“, habe er in Anspielung auf den Bauch seiner Frau gesagt. Z.s Nichte, die bei einem Gynäkolo- gen in der Ausbildung ist, sagt:

„Ich sehe jeden Tag schwangere

Frauen. Ich weiß wie ein Baby- bauch aussieht.” Ihre Schwägerin habe keinen Babybauch gehabt.

Das habe eher „nach Speck“ aus- gesehen. Es war doch ein Baby- bauch. Frau Z. hat im Bad der Schwägerin eine Tochter zur Welt gebracht. Sie hat den Säugling zu erstechen versucht und das Mäd- chen, als die Stiche keinen Erfolg hatten, erstickt. Frau Z. lässt sich schließlich darauf ein, dass man sie ins Krankenhaus bringt. Nie- mand weiß zu diesem Zeitpunkt etwas von dem toten Mädchen in der Plastiktüte. Niemand ahnt etwas. Im Krankenhaus gibt Frau Z. vor, eine Fehlgeburt gehabt zu haben. Zweite Woche.

Schweigen

Nun sitzt sie neben ihrem An- walt und schweigt. Sie macht kei- ne Angaben. Nicht zum Lebens- lauf. Nicht zur Person. Alles ist Schweigen. „Die Schuld des Täter ist Grundlage für die Zumessung der Strafe.” Es muss doch, denkt man, ein Motiv geben – einen Grund. Irgendetwas. Und dann sagen 15 Zeugen aus, ohne eine Spur zu hinterlassen. Alles war doch normal. „Ich hätte doch für die meine Hand ins Feuer gelegt”, sagt einer der Zeuginnen.

Kein Weg

Da ist diese Tat – eine Tat, in die es keinen Weg zu geben scheint. Da ist Herr Z. – längst innerlich zerrissen. Er, der sich so sehr eine Tochter wünschte.

Sein Weinen entspringt der Ohn- macht. Da sind die beiden Kin- der, denen man gesagt hat, die Mutti sei im Krankenhaus. Was soll man auch sagen: Eure Mutti hat eure Schwester getötet und

sitzt nun im Gefängnis?

Am Rand

Da ist Frau Z., die spätestens bei der Aussage ihres Mannes ebenfalls an den Rand des seelisch Möglichen zu geraten scheint.

Einer der Jungs, sagt der Vertei- diger, habe in einigen Tagen Ge- burtstag und die Mutter, habe ein Geschenk für ihn. „Würden Sie das mitnehmen?”, fragt er Herrn Z.. Herr Z. nickt. Seine Frau hat, so heißt es bei der Anklagever- lesung, einen Menschen getötet, ohne Mörderin zu sein. Frau Z.

ist 27 Jahre alt. Man hat sie we- gen Totschlags angeklagt. „Die Schuld des Täters ist Grundlage für die Zumessung der Strafe. Bei der Zumessung wägt das Gericht die Umstände, die für und gegen den Täter sprechen ...”

Unbeschrieben

Was spricht für Frau Z.? Sie ist ein unbeschriebenes Blatt. Sie ist eine Mutter, die zwei Kinder zur Welt gebracht und bisher gut er- zogen hat. Frau Z. hat ihre Toch- ter wenige Minuten nach deren Geburt getötet. Es bleibt ein Wa- rum. Man wartet auf das psychi- atrische Gutachten. Man möchte die Schatten wegschieben: Sie hüllen das Geschehene in Dun- kelheit. Alle sind fassungslos.

Niemand hätte das gedacht.

Neonatizid

In einer Hausarbeit von The- rese Hallmann zum Thema „Der Neonatizid – Wenn Mütter ihr Neugeborenes töten” (2006) heißt es: „Die Auseinandersetzung mit der Thematik des Neonatizides gestaltet sich kompliziert, da es an wissenschaftlichen Erhebungen und empirischen Befunden fehlt.

[…] Eine zuverlässige Statistik über die genaue Anzahl der Fälle existiert nicht. 1996 sind 16 Fälle nachgewiesen und 1997 waren es 17. […] Der Gesetzgeber ahndet die Tötung eines Neugeborenen in der Regel nach §212 StGB (Tot- schlag) mit einem Strafmaß nicht unter fünf Jahren und in beson- ders schweren Fällen mit lebens- langer Freiheitsstrafe. In minder- schweren Fällen (§213) kann eine Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren verhängt werden.”

Was Frau Z. zu erwarten hat, wird nicht zuletzt vom psychiat- rischen Gutachten abhängen ...

Gesucht: ein Weg in die Tat. Es muss mehr bleiben als Fassungs- losigkeit. Heiner Frost

Lange Schatten ...

herrn Z. zerreißt es von innen heraus. was da passiert ist, kann niemand fassen.

Großes Medienaufgebot zum Prozessbeginn. Mit einem Urteil wird am 31. Mai gerechnet.

NN-Foto: hF

Die Kinder und Frauen kamen aus dem Staunen nicht mehr raus: 311 ehrenamtlich erstellte Hand- arbeiten überreichten Monika Figge und Sonja Martens jetzt im Namen der Initiative Helfen mit Herz als Spende den Bewohnerinnen des Awo Frauenhauses. „Neben mehr als 200 Bekleidungsteilen gab es 23 Spieltierchen, 12 Taschen und 74 weitere tolle und nützliche Geschenke“, freut sich Andrea Hermanns, Leiterin des Frauenhauses. Die Ehrenamtlichen der Initiative Helfen mit Herz spenden ihre liebevoll herge- stellten Handarbeiten an Menschen in besonderen Notlagen oder für soziale Zwecke. Foto:privat

KLEVE. Seit vielen Jahren be- sucht Eva Weyl die Gesamtschu- le am Forstgarten und erzählt die in Kleve bekannte Geschich- te über ihre Kindheitserlebnisse im Nationalsozialismus, beson- ders die Gefangenschaft im La- ger Westerbork. Damit gehört sie zu den vielen Zeitzeugen, die an Schulen gehen, um zu erzäh- len wie es war. Die Motivation ist klar: Es darf nicht vergessen werden und es darf sich nicht wiederholen.

Doch 76 Jahre nach Kriegsen- de ist eines unausweichlich. Die Zeitzeugen werden irgendwann verstummen. Und genau da setzt der Verein Zweitzeugen an. Die Zweitzeugen haben es sich zur Aufgabe gemacht in langen Ge- sprächen und Interviews diese (Über)Lebensgeschichten zu sammeln und zu sichern. Vide- oprotokolle, historische Quellen wie Fotos und Gegenstände ver- anschaulichen sehr eindrücklich den Wandel von einer oft behü- teten Kindheit hin zur Verfol- gung und Vernichtung im Ter- rorregime. Die jungen Zweitzeu- gen nutzen dabei alle modernen Kanäle, besonders im Bereich Social Media. Auf der Homepage startet in Kürze der neue Image- film der Initiative. Ein weiterer

Schwerpunkt der Zweitzeugen ist ein umfangreiches didaktisches Programm. Sie bieten verschie- dene Workshops für Schulen an.

Nach Vermittlung von Eva Weyl besuchten nun Theresa Michels und Ksenia Eroshina von den Zweitzeugen die Gesamtschule am Forstgarten zu einem Pro- jekttag. Zum Einstieg skizzierten die Schüler einen ganz normalen Tag aus ihrem Leben und stellten erstaunt fest, dass so gut wie al- les davon jüdischen Jugendlichen im Nationalsozialismus verboten gewesen war. Nachdem exempla- risch die Überlebensgeschichte von Siegmund Pluznik erzählt wurde, setzte sich die Gruppe mit weiteren Zeitzeugen auseinander um ihnen abschließend Briefe zu schreiben.

Finanziell unterstützt wur- de dieser Workshop vom Büro der Antisemitismusbeauftrag- ten des Landes NRW Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.

Diese Veranstaltung soll aber nur der Auftakt zu einer Veran- staltungsreihe sein. „Wir wollen jährlich Veranstaltungen mit den Zweitzeugen machen. So ist schon eine Zusammenarbeit mit unserem Leistungskurs Ge- schichte in der Oberstufe gep- lant.“, so Stefan Püplichuisen,

der didaktische Leiter der Schule.

Dazu braucht es aber auch noch weitere Unterstützung erklärt Püplichuisen: „Für die dauer- hafte Durchführung suchen wir dringend Sponsoren, denn über die Antisemitismusbeauftragte des Landes ist eine Finanzierung nicht immer möglich. Wenn Kle- ver Firmen oder Bürger diese Fortbildungsreihe gerne unter- stützen möchten, können sich diese sehr gerne an mich wenden.

Das eingenommene Geld setzt der Verein übrigens wieder zur Sicherung des Vermächtnisses der Zeitzeug:innen und zur Bil- dungsarbeit ein. Das findet un- sere Schule sehr unterstützens- wert.“

Die aus Berlin und Bonn ange- reisten Zweitzeuginnen freuten sich sehr über den Tag in Kleve und besonders über die über- raschende Unterstützung einer Zeitzeugin im Laufe des Work- shops. Eva Weyl schaltete sich, kurz vor ihrem Treffen mit der deutschen Bundeskanzlerin und dem niederländischen Premi- erminister zum Befreiungstag, spontan und digital aus Amster- dam dazu und richtete das Wort an Jugendliche und Worksho- pleiterinnen: „Ich bin euch so dankbar, dass ihr das macht!“

„Dann machen das die Zweitzeugen für mich“

Verein Zweitzeugen veranstaltet workshop an Gesamtschule am Forstgarten

KLEVE. Donnerstagsnachmit- tag Corona-Test, Freitagsvor- mittag Deutsch-Abitur – in diesem Rhythmus geht es für die Schüler der Joseph Beuys Gesamtschule durch die Abitur- prüfungen. Als wäre das Abitur nicht schon Herausforderung genug, müssen alle Beteiligten der Pandemie Rechnung tra- gen. Tatsächlich haben sich die Lernenden mit den Umständen durch Corona schnell arran- giert. Die Testungen, die Mas- ken, der Abstand – all das spielt kaum eine Rolle.

Die Gedanken drehen sich stattdessen um Kleist, den Nati- onalismus im Kaiserreich oder Differenzialrechnung. Dabei er- leben Schüler und Lehrer selbst ein historisches Abitur, nicht nur aufgrund der Pandemie. Für die Joseph Beuys Gesamtschule ist es eine Premiere. Der erste Ab- iturjahrgang wird in wenigen Wochen Hoffmannallee und Ackerstraße mit dem höchsten schulischen Abschluss verlassen.

Es gibt wohl nicht wenige Schü- ler, die zu Beginn der 5. Klasse über diesen Gedanken herzhaft gelacht hätten. Damals nämlich hatten sie sich noch bei der städ- tischen Sekundarschule ange- meldet. Seitdem ist viel passiert.

Nicht nur Schulform und Name

haben sich geändert. 43 Schüler machten sich im Sommer 2018 daran, die erste Oberstufe der noch recht neuen Gesamtschule zu bilden. Einige blieben seitdem auf der Strecke, verblieben als Wiederholer in Q1 oder beende- ten ihren Weg mit dem Fachabi- tur im letzten Jahr.

Mit Spannung verfolgen nun auch die Abgänger das letzte und entscheidende Stück ihrer ehe- maligen Mitschüler auf dem Weg zum Abitur. 32 junge Erwachse- ne sind angetreten und arbeiten sich seit zwei Wochen durch die verschiedenen Prüfungen. Eine vermeintlich kleine Zahl, die im Hinblick auf die Entwicklung der Schule und die besonderen Umstände jedoch nicht nur Béa- trice Mack-Lillig, Abteilungslei- terin der Abteilung III, durchaus mit Stolz erfüllt: „An unseren

Schülern beeindruckt mich im- mer wieder, wie zielstrebig und gleichzeitig gelassen sie ihr Ziel, Abitur zu machen, verfolgen. Sie haben gelernt, Hindernissen be- wusst zu begegnen, Probleme zu lösen. Sie haben erfahren, dass es sich lohnt, sich einzusetzen, sich anzustrengen.“

Wenn die Schüler im Juni end- gültig ihre Tasche packen und der Schule den Rücken kehren, dann bleibt eine besondere Erinnerung an den ersten Abiturjahrgang der Joseph Beuys Gesamtschule. Ein Jahrgang, der viel erlebt hat und dem der Weg ein Virus zusätzlich erschwert wurde. „Unser erster Jahrgang hat mit seiner offenen Art schon jetzt Spuren hinterlas- sen und für alle nachfolgenden Oberstufenschüler Brücken für eine erfolgreiche Oberstufenzeit gebaut“, freut sich Mack-Lillig.

Schüler vor der ersten Abi-Klausur in der Aula an der Ackerstraße.

Joseph Beuys Gesamtschule erlebt ihr erstes Abitur

Erster Jahrgang baut Brücken für eine erfolgreiche oberstufenzeit

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