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Archiv "Gehtraining bei PAVK: Ausbau der Angebote notwendig" (29.03.2013)

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A 606 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 13

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29. März 2013

D

ie periphere arterielle Ver- schlusskrankheit (PAVK) ist ein klinisches Krankheitsbild, das durch Verschlüsse oder Stenosen der Becken-/Beinarterien verursacht wird. Im Stadium der Claudicatio liegt eine belastungsabhängige Min- derdurchblutung vor, die zu einem typischen Ischämieschmerz führt.

Die Betroffenen leiden an einer schmerzhaften Limitation ihrer Geh- leistung. Dadurch ist ihre Belast- barkeit eingeschränkt und die Le- bensqualität reduziert.

Die aktuelle S3-Leitlinie zur Dia gnostik und Therapie der PAVK (www.awmf.de) schreibt der kör- perlichen Aktivität in einem multi- modalen Therapiekonzept eine be- sondere Bedeutung zu. „Bei Clau- dicatio ist das Gehtraining die The- rapie der Wahl, soweit es für den betroffenen Patienten möglich ist“, heißt es dort. Das strukturierte Geh- training ist die wichtigste nicht - medikamentöse Therapie in Ergän-

zung zur konsequenten Behandlung der kardiovaskulären Risikofakto- ren. Das funktionelle Langzeiter- gebnis von alleiniger Gefäßinter- ventionen bei Claudicatio ist nicht besser als das Gehtraining.

Hohe Evidenz, aber zu wenige Trainingsgruppen

Die Empfehlung der Leitlinie lau- tet: „Strukturiertes Gehtraining un- ter Aufsicht und unter regelmä - ßiger Anleitung soll allen PAVK- Patienten als Bestandteil der Ba - sisbehandlung angeboten werden (Empfehlungsgrad A, Evidenzklas- se 1). Die Leitlinie greift allerdings auch folgendes Problem auf: Es sind nicht überall Strukturen (zum Beispiel Gefäßsportgruppen) im- plementiert, die den Patienten eine Teilnahme an solchen strukturierten Trainingsprogrammen ermöglichen.

„Im Vergleich zu Koronarsportgrup- pen besteht hier noch erheblicher Handlungsbedarf.“

Im aktuellen Verständnis unter- scheiden sich Gehtraining und Koro- narsport in ihrem therapeutischen An - satz. Koronarsport wird in der Regel nach einem akuten Ereignis und sei- ner Therapie – wie einem Infarkt oder einer Bypass-Operation – verordnet, um über den sekundär präventiven Effekt der Bewegung das Ergebnis der Therapie möglichst lange zu si- chern. Daher wird Koronarsport et- wa in der Rehabilitation angeboten.

Patienten mit der Erstmanifestation einer stabilen Angina pectoris wer- den nicht primär einem Koronarsport zugeführt. Anders beim Gehtraining:

Hier werden Patienten mit einer sta- bilen Claudicatio trainiert, um eine interventionelle oder operative The- rapie zu vermeiden. Das Gehtraining ist demnach ein primär therapeuti- scher Ansatz und steht in direkter Konkurrenz zur interventionellen und operativen Therapie. Solche Ein- griffe werden aber deutlich besser honoriert als das Gehtraining.

Klinik für Gefäß - medizin, Helios- Klinikum Krefeld:

Prof. Dr. med. Kröger Klinik für Innere Medizin, Evangeli- sches Krankenhaus Hubertus, Berlin:

Dr. med. Fahrig Gemeinschaftspraxis für Gefäßmedizin, Mönchengladbach:

Dr. med. Nüllen Für die Deutsche Ge- sellschaft für Angiolo- gie – Gesellschaft für

Gefäßmedizin, die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin, die Deutsche Gefäßliga sowie die Arbeitsge- meinschaft der nieder- gelassenen Gefäßchir - urgen und Gefäßmedi- ziner Deutschlands

GEHTRAINING BEI PAVK

Ausbau der Angebote notwendig

Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit im Stadium

der Claudicatio können von einem strukturierten Gehtraining profitieren.

Doch anders als beim Koronarsport gibt es kaum Trainingsgruppen.

Knut Kröger, Clemens Fahrig, Helmut Nüllen

Foto: Fotolia/Jürgen Fälchle

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Deutsches Ärzteblatt

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29. März 2013 A 607 Die Idee, dass auch die Patienten

nach interventioneller oder operati- ver Therapie von dem sekundär prä- ventiven Effekt der Bewegung pro - fitieren, wird dabei in der Regel vernachlässigt. In Anlehnung an den Koronarsport müsste jeder Patient nach einer peripheren Revaskularisa- tion einem Gehtraining zugeführt werden. Leider gibt es keine genauen Angaben zur aktuellen Anzahl von Gehgruppen, zu den Anbietern und der Akzeptanz bei den Patienten. Als Folge gibt es auch keine bundes- oder landesweite Anlaufstelle, an die sich betroffene Patienten und interes- sierte Ärzte wenden können.

Die Deutsche Liga zur Bekämp- fung von Gefäßerkrankungen (Deut- sche Gefäßliga) setzt sich seit vie- len Jahren für das Gehtraining ein. Bei der Gefäßliga sind aktuell nach Angaben ihres Vorsitzenden, Priv.-Doz. Dr. med. Christoph Kal- ka, aus dem gesamten Bundesge- biet 62 Gefäßsportgruppen gemel- det, die Gehtraining anbieten. Eine telefonische Befragung von 30 die- ser Gruppen ergab, dass dort durch- schnittlich 15 Patienten unter An- leitung trainieren. 60 Prozent der Trainer sind Sportlehrer bezie- hungsweise Sportpädagogen. Mehr als zwei Drittel der Gruppen wer- den von einem Arzt betreut. Fast alle gelisteten Gefäßsportgruppen sind regulären Sportvereinen ange- gliedert, die neben dem Gehtrai- ning auch Koronarsport anbieten.

Darüber hinaus gibt es eine un- bekannte Anzahl lokaler Gefäß- sportgruppen. Diese sind häufig wegen fehlender Angebote aus Ei- geninitiativen von Betroffenen oder Ärzten entstanden und weisen un- terschiedliche Organisationsformen auf. Die Anzahl dieser Gruppen dürf- te größer sein als vermutet. Eine nicht repräsentative Umfrage bei 344 Hausärzte ergab, dass immer- hin 77 Hausärzte (22 Prozent) von einer Gefäßsportgruppe im Umkreis von 20 Kilometern wissen.

Angeleitetes Gehtraining ist nicht nur einfaches Gehen. Es entspricht einem physiotherapeutischen Trai- ning mit Aufwärmphase, Dehnung, Training, Koordinationsübungen und Spielen über eine Gesamtdauer von eine Stunde. Der ausgebildete Ge-

fäßtrainer muss Koronartrainer sein und eine 24-stündige Zusatzausbil- dung absolviert haben. Die An - wesenheit eines Arztes ist nicht gefordert. Es muss aber eine ärzt - liche Notfallversorgung gewähr- leistet sein.

Ausbildung von Gehtrainern als Grundvoraussetzung

Die Verordnung von Gehtraining ist in der „Rahmenvereinbarung über den Rehabilitationssport und das Funktionstraining“ der Bundesar- beitsgemeinschaft für Rehabilitation vom 1. Januar 2011 geregelt. Da- nach ist Gehtraining über das For- mular K56 „Antrag auf Kostenüber- nahme für Rehabilitationssport“ zu verordnen. Da Gehtraining auf die- sem Formblatt nicht explizit aufge- listet ist, ist es handschriftlich dort einzutragen. Mit dem ausgefüllten Formblatt wird bei der Krankenkas- se die Kostenübernahme beantragt – wie beim Koronarsport. Dabei ist wichtig, dass man die Adresse des Anbieters des Gehtrainings angibt.

Die „Qualifikationsanforderungen für Übungsleiter im Rehabilitations- sport“ sind von der Bundesarbeitsge- meinschaft für Rehabilitationssport vom 1. Januar 2012 geregelt. Leider wird auch hier das Gehtraining nicht für sich allein betrachtet, sondern ist in den Ausbildungsblöcken Innere Medizin und Herzsport integriert.

Der Übungsleiter von Gefäßsport- gruppen muss im Besitz eine Koro-

narsporttrainerlizenz sowie der Zu- satzlizenz Gefäßsporttrainer sein.

Die Zusatzausbildung zum Gefäß- sporttrainer wird von der Deutschen Gesellschaft für Gefäßsport durchge- führt, die Mitglied der Deutschen Gefäßliga ist. In Berlin wird der Kurs jährlich gemeinsam mit der Berliner Gesellschaft für Prävention und Re- habilitation angeboten, außerdem bei den Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft für Angiologie. Der Kurs dauert 21 Stunden und wird meist für ein Wochenende geplant.

Man kann den Kurs auch ohne Koro- narsporttrainerlizenz belegen und diese dann nachholen. Um eine Ge- fäßsportgruppe zu bilden, die Geh- training anbietet, wendet man sich am besten an eine bereits vorhandene Koronarsportgruppe. Denn dort sind die Strukturen und die Grundvoraus- setzungen vorhanden.

Das gemeinsame Ziel aller Fach- gruppen, die sich mit der PAVK beschäftigen, muss es sein, das Angebot und die Akzeptanz des Gehtrainings zu verbessern. Nur so kann der anerkannte Nutzen des Gehtrainings auch dem betroffenen Patienten zugutekommen.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2013; 110(13): A 606−7

Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Knut Kröger Klinik für Gefäßmedizin – Angiologie Helios-Klinikum Krefeld GmbH Lutherplatz 40, 47805 Krefeld knut.kroeger@helios-kliniken.de

Es müssen primär genügend Gehtrainer ausgebildet werden. Derzeit scheitert die Bildung von Gefäßsportgruppen am Mangel von geeigne- ten Trainern.

Es muss regional Gefäßsport in meh - rere Gehgruppen angeboten werden, um dem individuellen Leistungsniveau gerecht zu wer- den. Die Angebote sind dabei zeitlich so zu gestalten, dass auch Berufstätige teilnehmen können.

Das Gehtraining muss auf dem Formblatt K56 „Antrag auf Kostenübernahme für Rehabilita- tionssport“ gesondert erwähnt werden.

Auch in der „Rahmenvereinbarung über den Rehabilitationssport und das Funktionstrai- ning“ und den „Qualifikationsanforderungen für

Übungsleiter im Rehabilitationssport“ muss das Gehtraining gesondert erwähnt werden.

Jedem Patienten nach interventioneller oder operativer peripherer Revaskularisation soll Gehtraining angeboten werden.

Das therapeutische Gehtraining, das eine interventionelle oder operative periphere Revas- kularisation verhindert, muss auch vergleichbar mit diesen Maßnahmen honoriert werden.

Die Gefäßsportgruppen sollten bundesweit erfasst werden, um eine homogene Struktur und ein qualitativ wertvolles Angebot sicherzustellen.

Es sollte eine transparente und einheitliche Struktur zur Gründung und Führung einer Gefäß- sportgruppe etabliert werden – auch, um bisheri- gen Vorbehalte aufseiten der Ärzte abzubauen.

ZENTRALE FORDERUNGEN

T H E M E N D E R Z E I T

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