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Archiv "Lexikon: Unfallversicherung" (16.09.2005)

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A2508 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 99⏐⏐Heft xx⏐⏐29. Juni 2001

S T A T U S

V

or 40 Jahren beschloss ich, nach dem Abitur Medizin zu studieren und Arzt zu werden. Ich hatte zu dieser Zeit mehr Interesse an naturwissenschaftlichen Fragestellungen, weniger den Wunsch, ein zweiter Albert Schweitzer zu werden. Im Lauf der Zeit hat sich die Per- spektive aber sehr verändert – das Arzt-Patient-Verhältnis ist mehr und mehr in den Vordergrund des Interesses getreten. In den nun mehr als 30 Jahren als klinisch tätiger Kinderarzt haben sich Ideale entwickelt und oft auch ver- wirklichen lassen, die den lei- denden Patienten in den Mit- telpunkt stellen und bürokra- tische Belastungen in den Hintergrund treten lassen konnten: „Mitunter heilen, oft lindern und immer trö- sten.“ Deswegen behaupte ich bis heute, dass es für mich keinen schöneren Beruf als den des Kinderarztes gibt.

Schon vor 30 Jahren wurde der medizinische Alltag durch bürokratische Vorgaben zu- weilen verdüstert, wenn es et- wa hieß, möglichst jeden Pa- tienten stationär aufzuneh-

men, um die Bele- gung der Klinik zu steigern. Ge- wissensbisse dar- über, einen klei- nen Patienten möglichst schnell zu heilen und nach Hause zu entlassen oder ökonomischen Zwängen zu folgen und ihn wenigstens ein bis zwei Tage länger sta- tionär zu halten, hielten sich in Grenzen, da man auf dem Teppich blieb und diese Vorgaben mehr als Empfehlung denn als Zwang empfunden wurden.

Doch wie haben sich die Zeiten geändert! Das Heilen von Patienten steht schon lange nicht mehr im Mittelpunkt der Tätigkeit im Krankenhaus.

Schlagworte wie DRG und MDK prägen den Alltag und bestimmen den Umgang mit den Patienten. Anlässlich ei- ner Visite auf der Station wird nicht vorwiegend mehr über medizinische Diagno- stik und Therapie oder das Wohlergehen des Patienten diskutiert, sondern das Haupt- augenmerk richtet sich dar- auf, ob die stationäre Be- handlung überhaupt und –

wenn ja – wie lange sie vor dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen gerecht- fertigt werden kann. Ärzte erfahren den Druck von zwei Seiten: Einerseits sol- len möglichst viele Patienten aufgenommen und „optimal“

kodiert werden, andererseits muss dies alles den ökonomi- schen Vorgaben sowohl der Verwaltung als auch des Me- dizinischen Dienstes gerecht werden. Ärzte sind Mario- netten im Dienst der Büro- kratie und müssen ihre ei- gentlichen Aufgaben ver- nachlässigen (deren Erfül- lung natürlich stillschwei- gend gemäß dem Berufs- ethos vorausgesetzt wird).

Dass dabei qualitativ wert- volle und obendrein relativ teure Kapazitäten verschlis- sen werden, liegt auf der Hand. Mittlerweile wird auch mir klar, warum so viele der Absolventen des medizini- schen Staatsexamens später nicht als Arzt arbeiten.

Die DRG-Kodierung führt dazu, dass mit Patienten eher nach einer willkürlichen nu- merischen Zuordnung und nicht ihrem Zustand entspre- chend umgegangen wird.

Diese Klassifizierung – so der Friedensnobelpreisträger und Kardiologe Bernhard Lown – zwinge die Ärzte da- zu, eine brutale, von der Art des Prokrustes geprägte Me- dizin zu betreiben. Zur Er- läuterung dieses Vergleichs sei erwähnt, dass Prokrustes in der griechischen Mytholo- gie ein sadistisch veranlagter Gastwirt ist, der Wanderer in sein Haus einlädt und ihnen ein Bett zum Nachtlager an- bietet – den langen ein kur- zes, den kurzen ein langes.

Dann haut er den langen die Glieder ab, die überhängen, oder zerklopft seine kleinen Gäste mit einem Hammer, damit sie das große Bett aus- füllen.

Krankenhäuser sind nicht mehr vorwiegend Orte medi- zinischer Kompetenz und menschlicher Nähe, sondern entwickeln sich hin zu Con- trolling getriebenen Unter- nehmen, in denen für jene ei- gentlichen Aufgaben nicht mehr viel Platz bleibt.

Um noch einmal Bernhard Lown zu zitieren: „Unser Gesundheitssystem droht zu- sammenzubrechen, wenn der ärztliche Berufsstand sein Augenmerk vom Heilen weg- bewegt, das damit beginnt, dem Patienten zuzuhören . . . Das medizinische Versor- gungssystem wird dann ge- sunden, wenn der Patient wie- der in den Mittelpunkt des Tagesablaufs eines Arztes rückt.“ Dr. med. Wolfgang Storm

Arztberuf im Wandel

Marionetten im Dienst der Bürokratie

Foto:KV Nordrhein

Primäre Aufgabe der gesetzlichen Unfallversicherung ist die Verhütung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren. Nach Eintritt von Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten versucht sie, die Gesundheit beziehungsweise Leistungsfähigkeit des Versicherten wieder herzustel-

len, zum Beispiel durch Heilbe- handlung oder Leistungen zur

Teilhabe. Außerdem sichert sie die Verletzten und Hin- terbliebenen finanziell ab. Die Unfallversicherung gliedert sich in die allgemeine, die landwirtschaftliche sowie die See-Unfallversicherung.Träger sind die 26 Berufsgenossen- schaften. Zur Durchführung ihrer gesetzlichen Aufgaben bestellen diese so genannte Durchgangsärzte, die nach Diagnosestellung über den weiteren Therapieverlauf ent- scheiden und den weiterbehandelnden Arzt bestimmen.

Im Gegensatz zur Gesetzlichen Krankenversicherung ist

die freie Arztwahl des Versicherten bei berufsgenossen- schaftlichen Heilbehandlungen also stark eingeschränkt.

Für die Bestellung müssen Durchgangsärzte unter ande- rem eine Weiterbildung zum Chirurgen oder Orthopäden und Arbeitserfahrungen auf einer Unfallstation sowie eine besondere Praxisausstattung, etwa OP- und Röntgen-Raum, nachweisen. Zur Unfallverhü- tung erlassen die Berufsgenossenschaften Unfallverhü- tungsvorschriften und überwachen deren Einhaltung. In der gesetzlichen Unfallversicherung pflichtversichert sind zum Beispiel Arbeitnehmer und Arbeitgeber, Lebensretter während der Hilfeleistung, Schüler während des Schulbe- suchs, Studenten während der Hochschulausbildung und einige bestimmte selbstständige Berufsgruppen. Für eini- ge Personengruppen ist ein freiwilliger Unfallversiche-

rungsschutz möglich. JF

Unfallversicherung

L E X I K O N

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