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Archiv "E-Learning in der Allgemeinmedizin: Potenziale realistisch nutzen" (09.09.2005)

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och ist E-Learning in der medizini- schen Aus-, Weiter- und Fortbil- dung eher die Ausnahme. Das liegt einerseits daran, dass in den klinischen Fächern der direkte Patientenkontakt nicht durch E-Learning-Module ersetzt werden kann. Andererseits hängt der Einsatz neuer Medien häufig am Enga- gement und Interesse einzelner Dozen- ten. Für das Fach Allgemeinmedizin gel- ten darüber hinaus zwei Besonderhei- ten: Als universitäres Fach ist die Allge- meinmedizin bislang nur an wenigen Fa- kultäten etabliert, und die Lehre erfolgt weitgehend dezentral über ein Netz von Lehrpraxen. Zwar nimmt die Entwick- lung universitärer Lernplattformen und Kursangebote stetig zu, doch „handelt es sich bisher um überwiegend punktuelle Angebote, denen der konsequente syste- matische Zusammenhang einer struktu- rierten medizinischen Ausbildung fehlt“, meinte Dr. med. Jochen Gensichen, In- stitut für Allgemeinmedizin, Universität Frankfurt/Main. Ebenso dürftig ist auch das E-Learning-Angebot für die allge- meinmedizinische Weiterbildung, aller- dings lassen sich hierfür teilweise Kurse und Produkte der allgemeinen ärztli- chen Fortbildung nutzen. Die Bandbrei- te der E-Learning-Angebote umfasst dabei sowohl die über das Internet auf- rufbare Textseite als auch das didaktisch aufwendig strukturierte, multimediale und interaktive Lernprogramm.

Kreatives Netzwerk

Vor diesem Hintergrund ging es beim Kongress „E-Learning – Aktueller Stand und Chancen in der Allgemein- medizin“ nicht nur darum, die Perspek- tiven des E-Learnings in der Allgemein- medizin zu diskutieren, sondern es sollte auch ein „kreatives Netzwerk“ gestartet werden, um die Systematisierung und

Koordinierung der Einzelaktivitäten an den Hochschulen voranzutreiben (www.

e-learning-allgemeinmedizin.de).

E-Learning bietet viele Vorteile,vor al- lem hinsichtlich der zeitlichen und räum- lichen Flexibilität für Lehrende und Ler- nende. Allerdings werden die Möglich- keiten des Mediums nicht ausreichend genutzt, wenn lediglich Powerpoint-Foli- en oder gefilmte Vorlesungen ins Netz ge-

stellt oder herkömmliche Lernszenarien eins zu eins auf elektronische Gegeben- heiten übertragen werden. Studien haben erwiesen, dass E-Learning der Präsenz- lehre hinsichtlich des Wissenszuwachses nicht überlegen ist. Das lässt sich nicht nur auf die Qualität der Lernmodule zurückführen. Vielmehr hängt die Effek- tivität von E-Learning auch vom Lerntyp des Lernenden und seinen Vorerfahrun- gen und Kenntnissen im Umgang mit In- ternet und Computer ab. Dennoch kann E-Learning in der Allgemeinmedizin da- zu beitragen, das Ausbildungsspektrum zu erweitern und einen „Mehrwert“ für die Lehre zu generieren, sofern bestimm- te Voraussetzungen beachtet werden.

„Ein wesentliches E-Learning-Ele- ment ist das Tutoring“, betonte Prof. Dr. -

Ing. Michael Bischoff, Fachhochschule Lübeck. So lassen sich mit didaktisch schlecht aufbereiteten Materialien bei- spielsweise über eine intensive tutorielle Betreuung ebenso gute Erfolge erzielen wie mit qualitativ sehr guten Materialien.

Weil virtuelles Lernen gegenüber her- kömmlichem Lernen eine Einschrän- kung der Kommunikations- und Interak- tionsmöglichkeiten bedeute, müssten er- folgreiche innovative Lernansätze dieses Manko durch eine angepasste Wahl der Lernkonzepte und die Ausschöpfung vielfältiger didaktischer und medialer Möglichkeiten wettmachen, erläuterte Bischoff. Weitere erfolgskritische Fakto- ren sind die Unterstützung des selbstge- steuerten Lernens durch lernerzentrierte Ansätze, die transparente und benutzer- freundliche Organisation der Kurse so- wie eine stabile, verfügbare Technik.

Eine Standardplatt- form für das E-Learn- ing in der Medizin gibt es bislang nicht, al- lerdings haben sich webbasierte Lösungen durchgesetzt. Wer vor der Anschaffung eines Systems steht, sollte einen strukturierten Auswahlprozess durch- laufen und die Rah- menbedingungen vor- ab klären, empfahl Dr.

med. Thomas Klein- oeder, Universität Göt- tingen. Zu berücksich- tigen sind dabei die Anforderungen aller Beteiligten – an erster Stelle die der Studierenden und Lehrenden/Autoren, aber auch mögli- cher Kooperationspartner. Außerdem ist festzulegen, welche funktionellen Komponenten die Plattform haben soll:

Kernelemente sind das Datei-Content- Management und die Erstellung von Kursen/Modulen aus den Inhaltsele- menten. Hinzu kommen das Kommuni- kationsmanagement, das heißt die Be- reitstellung von Werkzeugen zur Inter- aktion, Diskussion und Kollaboration, sowie eventuell das Prüfungsmanage- ment. Nicht jede dieser Komponenten werde immer benötigt, betonte Klein- oeder. Die Plattform sollte sich außer- dem durch offene Standards, die Mög- lichkeit flexibler Medieneinbindung so- T H E M E N D E R Z E I T

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A2386 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 369. September 2005

E-Learning in der Allgemeinmedizin

Potenziale realistisch nutzen

Perspektiven von E-Learning in der allgemeinmedizinischen Aus-, Weiter- und Fortbildung

Komponenten einer E-Learning-Plattform

Management – Präsentation – Personalisierung – Kollaboration – Infoboard – Nachrichten – Prüfung

Studierende

Autoren – Autorentools – Standards – Fremdinhalte – Schnittstellen

Content

Struktur/Metainformation Technik – Datenbank – Webserver

– Rechteverwaltung

Learning Learning Content Management System Management System

Quelle: Universität Göttingen

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wie Schnittstellen zu anderen Systemen und Erweiterbarkeit auszeichnen. Wer- den fallbasierte Lernmodule integriert, erhöht sich der Komplexitätsgrad, und es entsteht mehr Aufwand für die didak- tisch-mediale Aufbereitung der Inhalte.

Ein wesentliches Element der allge- meinmedizinischen Ausbildung ist das dezentrale mehrwöchige Blockprak- tikum in Hausarztpraxen. Wie kann E-Learning diese Ausbildungsphase unterstützen? Ein Pilotversuch mit Stu- dierenden des 10. Semesters im Kurs All- gemeinmedizin der Universität Frank- furt, bei dem ein multimodulares On- line-Angebot, unter anderem mit kom- mentierbaren Fallanalysen, das Prakti- kum begleitete, ergab:

> E-Learning ermöglicht während des dezentralen Praktikums einen kon- tinuierlichen persönlichen Kontakt der Studierenden untereinander und zur zentralen Lerneinrichtung.

> Es unterstützt die kritische fachli- che Diskussion von allgemeinmedizini- schen Problemstellungen.

> Die Arbeitsaufträge müssen klar strukturiert sein, um eine unkomplizier- te Bearbeitung zu ermöglichen. Der Be- treuungsaufwand ist generell hoch. Mu- sterlösungen sind daher hilfreich.

E-Learning kann jedoch die Präsenz- veranstaltungen im Praktikum und im Praktischen Jahr nicht ersetzen. Daher bewertet Gensichen vor allem die Kom- bination von E-Learning mit Präsenz- unterricht als eine viel versprechende Option für die allgemeinmedizinische Ausbildung.

Zur Qualitätssicherung bietet sich darüber hinaus die internetgestützte Evaluation der Blockpraktika an. Dies praktiziert beispielsweise die Univer- sität Göttingen seit April 2003. Dort ha- ben mehr als 120 Lehrpraxen und knapp 700 Studierende über eine gesi- cherte Online-Verbindung Evaluations- bögen ausgefüllt (www.allgemeinmedi zin.med.uni-goettingen.de). Die Studie- renden loggen sich mit ihrer Matrikel- nummer ein und beantworten jeweils rund 15 Fragen zur Einschätzung der allgemeinmedizinischen Lerninhalte (vor dem Blockpraktikum) sowie zum eingeschätzten Lernerfolg (nach dem Praktikum). Die Ergebnisse erhalten die Lehrpraxen anonymisiert als Feed- back zurück. Heike E. Krüger-Brand

T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 369. September 2005 AA2387

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ie Philippinen sind ein tropischer Archipel mit mehr als 7 000 Inseln und einer Fläche vergleichbar mit der Deutschlands. 85 Millionen Men- schen leben dort, ihr Pro-Kopf-Ein- kommen beträgt knapp über 1 000 US- Dollar, damit weniger als ein Zwanzig- stel des deutschen Einkommens. In den 60er-Jahren waren die Philippinen nach Japan das zweitreichste Land Südost- asiens. Ungebremstes Bevölkerungs- wachstum, fehlende Landreform und Korruption haben diese Stellung zer- stört. Das Land steht heute wirtschaft- lich an vorletzter Stelle in der Region und vor einem ökologischen Desaster.

Nach mehr als 20 Jahren Marcos-Dikta- tur gibt es seit 1986 wieder eine Demo- kratie, jedoch wird das Land de facto weiterhin von wenigen Familien regiert.

Präsident Marcos errichtete umfassen-

de, landesweite Gesundheitsdienste und führte eine gesetzliche Krankenversi- cherung ein. Die durchschnittliche Le- benserwartung liegt jetzt bei rund 70 Jahren, die Kindersterblichkeit ist zurück- gegangen und Unterernährung selten.

Das Morbiditätsprofil zeigt ein typisches Übergangsmuster: Infektionskrankhei- ten sind weiter vorhanden, Zivilisations- krankheiten nehmen zu.

Die Regionalisierung staatlicher Auf- gaben durch die so genannte devolution ist im Gesundheitsbereich weitgehend umgesetzt. Die Gemeinden erhalten ein Budget für die Gesundheitsbetreuung ihrer Bevölkerung und sind für die öf- fentliche Gesundheitspflege wie auch für die Primärversorgung verantwort- lich. Die Krankenhausversorgung steht unter der Steuerung der Provinz und teilweise des Gesundheitsministeriums.

Gesundheitsreform auf den Philippinen

Unterstützung ist

keine Einbahnstraße

Lokale Lösungen und Pragmatismus helfen bei der Arbeit in einem Entwicklungsland – und bieten

Anregungen für die Gesundheitspolitik in Deutschland.

Projektregion Süd-Leyte: ein typisches kommunales Gesundheitszentrum

Fotos:Konrad Obermann

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