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Archiv "Weiterentwicklung in der Allgemeinmedizin" (04.06.1982)

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Aufsätze • Notizen

Heft 22 vom 4. Juni 1982

Weiterentwicklung

in der Allgemeinmedizin

Helmuth Klotz*)

Referat bei der Arbeitstagung des Plenums des 85. Deutschen Ärztetages in Münster

Einen Überblick über die Bemühungen der Ärztekammern und Kassenärztli- chen Vereinigungen um die Allgemein- medizin enthielt der Bericht von Dr. Hel- muth Klotz (Bild)

Der Ärztetag des vergangenen Jahres in Trier stand unter dem Leitthema „Förderung der allge- meinärztlichen Versorgung". Mit überwältigender Mehrheit stimmte der Ärztetag einem Katalog von Forderungen und Maßnahmen zu, deren Zielsetzung im letzten Ab- schnitt des Beschlusses wie folgt umschrieben wurde:

„Die Förderung der allgemeinärzt- lichen Versorgung sollte bewir- ken, daß eine haus- und familien- ärztliche Versorgung durch Ärzte für Allgemeinmedizin die Regel wird. Dabei ist eine Zusammenar- beit mit den Ärzten anderer Gebie- te sinnvoll zu koordinieren. Die zu- nehmende Spezialisierung in der Medizin unter den an der ambu- lanten Versorgung teilnehmenden Ärzten erfordert einen verstärkten Informationsaustausch der Ärzte untereinander."

Damit hat sich die Deutsche Ärzte- schaft darauf festgelegt, die all- gemeinärztliche Versorgung in quantitativer und in qualitativer Hinsicht zu verbessern. Der Ent- scheidung lag darüber hinaus der Wunsch zugrunde, die gesetzten Ziele im Rahmen einer freiheitli- chen Konzeption auf der Basis der Freiwilligkeit, aber gerade deshalb mit Unterstützung aller der Ärzte- schaft selbst zur Verfügung ste- henden Kräfte zu erreichen.

In diesem Sinne wurde der Vor- stand der Bundesärztekammer durch einen weiteren Beschluß des Trierer Ärztetages beauftragt, jährlich den Ärztetag, die ärztli- chen Körperschaften und anderen Institutionen über die Maßnahmen zu unterrichten, die er getroffen hat, um die Allgemeinmedizin zu fördern. Der Auftrag wurde mir in meiner Eigenschaft als Vorsitzen- der der Deutschen Akademie für Allgemeinmedizin übertragen, und so stehe ich heute vor Ihnen, um Sie über den gegenwärtigen Stand und die Fortschritte in Sa- chen Allgemeinmedizin seit dem 84. Deutschen Ärztetag zu infor- mieren.

Ohne Sie mit langen statistischen Zahlen zu behelligen, Sie finden sie im Tätigkeitsbericht ausge- druckt**), scheint es mir zur Ein- führung sinnvoll, Sie mit dem Trend der Niederlassungen in der primärärztlichen Versorgung be- kanntzumachen. Es zeigt sich, daß seit dem letzten Jahr keine Ände- rung der Tendenz zu beobachten ist. Bei nüchterner Betrachtung

*) Dr. med. Helmuth Klotz, Allgemeinarzt, ist Vizepräsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages sowie Vorsitzen- der der „Deutschen Akademie für Allge- meinmedizin"

s. auch DEUTSCHES ÄRZTEBLATT, Heft 18/1982.

Ausgabe NB DEUTSCHES ARZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 22 vom 4. Juni 1982 49

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war es zwar auch kaum zu erwar- ten, daß sich die Trierer Beschlüs- se bereits innerhalb von zwölf Mo- naten deutlich auswirken würden.

Andererseits ist jedoch bemer- kenswert, daß sich die Relation Gebietsärzte/Allgemeinärzte wei- terhin zugunsten der Gebietsärzte verschoben hat, daß die Zahl der Praktischen Ärzte stagniert und daß schließlich die Zahl der Allge- meinärzte weiter abgenommen hat. Ein geringer Anstieg bei den Neuzugängen in der Gruppe der Allgemeinärzte wurde mehr als aufgewogen durch die Zahl derer, die aus Altersgründen ihre Praxis- tätigkeit aufgegeben haben.

Die Situation in der Bundesrepu- blik Deutschland ist durch die Be- sonderheit gekennzeichnet, daß die Allgemeinärzte in einem zu- nehmenden Wettbewerb mit direk- ter gebietsärztlicher Versorgung stehen und daß sich mittelfristig Nachwuchs- und Qualitätsproble- me abzeichnen.

Aktivitäten auf Bundesebene und in den Kammerbereichen Bevor ich mich nun anschicke, Ih- nen über einzelne Entwicklungen zu berichten, muß ich darauf hin- weisen, daß es dem Vorstand sinn- voll erschien, nicht nur auf eigene Aktivitäten auf Bundesebene ein- zugehen, sondern die Maßnahmen und Entwicklungen in den Berei- chen der einzelnen Landesärzte- kammern mit zu berücksichtigen.

Ich werde im folgenden im einzel- nen zu den Berichten der Landes- ärztekammer Stellung nehmen, die, dementsprechend vom Vor- stand der Bundesärztekammer an- gefordert, in den letzten Wochen eingegangen sind. Dabei folge ich nicht dem Alphabet, sondern fasse

— soweit möglich — einzelne Kom- plexe zusammen.

Berlin

Im Bereich der Ärztekammer Ber- lin haben in der Berichtszeit zwei

Lehrbeauftragte für Allgemeinme- dizin an der Freien Universität die Ausbildung aufgenommen. Dar- über hinaus hat der akademische Senat die Einrichtung einer For- schungs- und Lehreinheit „Allge- meinmedizin" beschlossen. Im Jahre 1981 wurden 66 Ärztinnen und Ärzte als Allgemeinärzte aner- kannt.

Einen Engpaß gibt es in Berlin in der klinischen Weiterbildung für künftige Allgemeinärzte, da an den Kliniken eine ausreichende Anzahl von Weiterbildungsplätzen fehlt. Sieben Ärzte für Allgemein- medizin sind zur Weiterbildung auf diesem Gebiet ermächtigt, wo- bei allerdings im Berichtsjahr nur ein Kollege und eine Kollegin die vorgesehene Pflichtzeit von drei Monaten erfüllten.

Für das Jahr 1982 hingegen liegen zahlreiche Bewerbungen von jun- gen Kollegen bei den zur Weiter- bildung ermächtigten Ärzten vor.

Um so bedauerlicher ist es des- halb, daß die KV Berlin die bisheri- ge finanzielle Förderung der Wei- terbildung beim Allgemeinarzt ein- stellte. Dieser Beschluß stellt ei- nen ausgesprochenen Tiefschlag für unsere gemeinsamen Bemü- hungen dar und veranlaßte die Deutsche Akademie für Allgemein- medizin bei ihrer Sitzung am 6.

März 1982 in Köln zu folgendem Beschluß:

„Die Akademie für Allgemeinmedi- zin hat mit Bestürzung von dem Beschluß der KV Berlin Kenntnis genommen, der den Beschlüssen des Trierer Ärztetages zur Förde- rung der Allgemeinmedizin in ele- mentarer Weise widerspricht."

Die Begründung für diesen Be- schluß der KV Berlin, es bestehe kein Mangel an Ärzten in der Pri-

märversorgung, kann nicht unwi- dersprochen im Raume stehen- bleiben. Wenn wir in dem Ent- schließungsantrag zur Förderung der allgemeinärztlichen Versor- gung im letzten Jahre in Trier ge- fordert haben, daß eine gute ärztli- che Versorgung fachlich qualifi-

zierte Allgemeinärzte benötigt, dann kann der Bezug auf eine rein quantitative Bedarfsdeckung durch nicht weitergebildete Ärzte und durch prozentuale Anrech- nung von Gebietsärzten nicht be- friedigen.

Wir hoffen, daß diese Entschei- dung der KV Berlin, die allenthal- ben auf Unverständnis stößt, ein Einzelfall bleibt, und wünschen, daß man in Berlin die Angelegen- heit noch einmal überdenkt und revidiert.

Zur Überbrückung der gegenwär- tigen Krisensituation hat der BPA- Landesverband Berlin einen Zu- schuß von 50 000 DM für die För- derung der allgemeinärztlichen Weiterbildung in der Praxis zur Verfügung gestellt.

In diesem Zusammenhang darf ich Ihre Aufmerksamkeit auf die der- zeitigen finanziellen Förderungen der Weiterbildung zum Arzt für All- gemeinmedizin durch die Kassen- ärztlichen Vereinigungen der Län- der lenken.

Baden

Hierbei zeigt sich, daß außer der KV Südbaden und der KV Nordba- den, die auf dem Standpunkt ste- hen, diese Förderungen würden nicht in den Aufgabenbereich der Kassenärztlichen Vereinigungen fallen, und der KV Berlin alle ande- ren KV-Bezirke ihre finanziellen Förderungen aufrechterhalten.

Bayern

Die Bayerische Landesärztekam- mer meldet die Allgemeinmedizin an allen medizinischen Fakultäten

— mit Ausnahme der Technischen Universität München — durch Lehrbeauftragte vertreten. Die Münchener Technische Universi- tät stellt einen wahren Sonderfall dar, den man mit den kurzen Wor- ten umreißen kann: Die Existenz der Allgemeinmedizin wird an der TU München geleugnet. f>

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Im Zusammenhang mit der Aner- kennung der Gebietsbezeichnung Allgemeinarzt vertritt die Bayeri- sche Landesärztekammer den meines Erachtens vernünftigen Standpunkt, daß geeignete Gebie- te in angemessenem Umfang auf die Weiterbildungszeit angerech- net werden. Ein Gedanke, der auch die Akademie für Allgemein- medizin beschäftigte.

Vorschläge im Sinne einer flexi- blen Ausgestaltung der Weiterbil- dung, die sich auch mit den Vor- stellungen der Deutschen Gesell- schaft für Allgemeinmedizin dek- ken, wurden der Ständigen Konfe- renz „Ärztliche Weiterbildung"

vorgelegt.

Diese hat in ihrer Sitzung am 25.

November 1981 auf Bitte der Aka- demie zur Frage der Austausch- möglichkeiten im Rahmen der Weiterbildung zum Allgemeinarzt die Auffassung vertreten, daß nach § 14 der derzeitigen Muster- Weiterbildungsordnung die Mög- lichkeit einer Anerkennung einer gleichwertigen Weiterbildung ent- halten ist, eine Möglichkeit, die je- doch nicht überstrapaziert werden sollte. Die Ständige Konferenz

„Ärztliche Weiterbildung" regte darüber hinaus an, dieses Thema noch einmal zu einem späteren Zeitpunkt zu erörtern.

In Bayern sind mit 360 zur Weiter- bildung ermächtigten Allgemein- ärzten ausreichend Weiterbil- dungsstellen in der Praxis vorhan- den. An den Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung sind auch im stationären Bereich genü- gend Weiterbildungsstellen aus- gewiesen, die allerdings infolge der Immobilität der jungen Kolle- gen oft nicht genutzt werden.

Diese mangelnde Bereitschaft der jungen Ärztegeneration, auch in Gebieten mit geringerem Freizeit- wert ihre Arbeit aufzunehmen und die nach wie vor mangelnde Moti- vation zur Weiterbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin beherrsch- ten auch in Bayern die Szene des abgelaufenen Jahres.

Niedersachsen

In Niedersachsen wurde in Ge- sprächen mit maßgeblichen Politi- kern, dem Dekan und dem Fach- bereichsrat Medizin der Georg-Au- gust-Universität in Göttingen be- schlossen, eine ordentliche Pro- fessur für Allgemeinmedizin und ein Institut für Allgemeinmedizin in Göttingen zu errichten. In der kommenden Woche wird der nie- dersächsische Landtag mit den Stimmen aller im Parlament ver- tretenen Parteien die Einrichtung des Lehrstuhls für Allgemeinmedi- zin in Göttingen beschließen. Über die Situation der klinischen Wei- terbildung wurden keine Angaben gemacht. Weiterbildungsplätze in den Allgemeinpraxen sind ausrei- chend vorhanden. Die Situation in Niedersachsen ist in beispielhafter Weise gekennzeichnet durch eine vorzügliche Zusammenarbeit zwi- schen Kammer und KV mit dem Ziel einer Förderung der allge- meinärztlichen Versorgung.

Ein Produkt dieser Zusammenar- beit ist auch die sehr empfehlens- werte Broschüre „Informationen zur Niederlassung als Allgemein- arzt", die die KV Niedersachsen im November 1981 herausgegeben hat.

Schleswig-Holstein

Die Ärztekammer Schleswig-Hol- stein faßte auf ihrer Delegierten- versammlung am 4. November 1981 einen Beschluß zur „Institu- tionalisierung der Allgemeinmedi- zin an den Hochschulen", der die Grundlage der Aktivitäten der Kammer für die nächste Zeit sein wird.

Westfalen-Lippe

In Westfalen-Lippe wurde in Ge- sprächen mit den Dekanen der Hochschulen Münster und Bo- chum die Arbeit der Lehrbeauf- tragten gefördert und darüber hin- aus der Versuch unternommen, auf den Wirtschaftsminister des

Landes einzuwirken, um die für die Lehrbeauftragten notwendi- gen Mittel zu erhalten. Weiterhin führt die Ärztekammer Westfalen- Lippe Informationsveranstaltun- gen für Medizinstudenten im Prak- tischen Jahr durch, bei denen die Erläuterungen des Weiterbil- dungsganges und die Besonder- heiten der allgemeinärztlichen Be- treuung der Bevölkerung im Vor- dergrund stehen. Von den 1400 zur Weiterbildung ermächtigten Ärzten im stationären Bereich er- klärten sich zirka 30 Prozent be- reit, angehende Allgemeinärzte weiterzubilden. Die Kennzeich- nung dieser Weiterbildungsstellen gibt dem Interessierten hinrei- chend Möglichkeit, passende Wei- terbildungsstellen zu finden. Dar- über hinaus sind 141 Allgemein- ärzte zur Weiterbildung in der Pra- xis ermächtigt.

Saarland

Der Vorstand der Ärztekammer des Saarlandes hat sich an das im Saarland zuständige Ministerium gewandt mit der Bitte, durch Insti- tutionalisierung der Lehrbeauf- tragten für Allgemeinmedizin in der Universität des Saarlandes den notwendigen materiellen Rückhalt zu schaffen.

Um die Medizinstudenten im stär- keren Maße für die Allgemeinme- dizin zu motivieren, führt die Ärz- tekammer des Saarlandes zusam- men mit den Lehrbeauftragten In- formationsveranstaltungen für Studenten des Praktischen Jahres durch. Bei den Krankenhausträ- gern ist gegenwärtig keine große Neigung spürbar, freie Stellen Ärz- ten zur Verfügung zu stellen, die diese Stellen lediglich für einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten beanspruchen. Dieses Problem wurde anläßlich einer Zusammen- kunft mit den leitenden Ärzten an Saarländischen Krankenanstalten erörtert, die sich bereit erklärten, ihre Bemühungen darauf zu kon- zentrieren, um an ihren Häusern entsprechende Weiterbildungs- stellen vorzuhalten.

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Sonderproblem: Stellensperre Bekannt wurde mir in diesem Zu- sammenhang eine besondere Schwierigkeit, die der Weiterbil- dung zum Allgemeinarzt an Kran- kenhäusern entgegensteht. Das Freiwerden einer Stelle im Kran- kenhaus führt in verschiedenen Ländern der Bundesrepublik Deutschland aufgrund haushalts- rechtlicher Sparmaßnahmen zu ei- ner mehrmonatigen Sperrung der Stelle.

Derartige Regelungen treffen un- sere Bemühungen um Verbesse- rung der Weiterbildungsmöglich- keiten für angehende Allgemein- ärzte bis ins Mark. Kein Haus, das einer solchen Haushaltsregelung unterworfen ist, wird einen ange- henden Allgemeinarzt aufnehmen, weil dieser eben auf häufigen Stel- lenwechsel angewiesen ist.

Die Forderung des Ärztetages in Berlin, den Begriff des „Prakti- schen Arztes" zu streichen, wurde dem Ministerium für Arbeit, Ge- sundheit und Sozialordnung des Saarlandes vorgelegt. Das Mini- sterium vertrat die Ansicht, daß die Realisierung dieser Forderung nur durch eine Änderung des Kam- mergesetzes möglich sei.

Zu einem so weitreichenden Schritt wollte man sich jedoch nicht durchringen, da im gegen- wärtigen Zeitpunkt Änderungen der Kammergesetze eine Gefähr- dung weiterer Positionen mit sich bringen könnte. Diese Ansicht wird im übrigen auch von den mei- sten Landesärztekammern mitge- tragen.

Rheinland-Pfalz

Die Landesärztekammer Rhein- land-Pfalz hat sich zunächst bei dem Kultusminister und dem Mini- ster für Soziales, Gesundheit und Umwelt des Landes Rheinland- Pfalz für die Institutionalisierung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen des Landes einge- setzt. Besonders hervorzuheben

sind die Bemühungen dieser Kam- mer in Richtung Verbesserung des Angebots an Weiterbildungsstel- len in Krankenhäusern und bei niedergelassenen Ärzten. Das Er- gebnis zeigt, daß an 40 Kranken- häusern 104 Fachabteilungen be- reit sind, Wechselassistenten auf- zunehmen. Zur Zeit befinden sich an diesen Fachabteilungen 165 Ärzte in der Weiterbildung für All- gemeinmedizin. 149 zur Weiterbil- dung ermächtigte Allgemeinärzte bilden zur Zeit 108 Ärzte weiter.

Der Präsident der Landesärzte- kammer, Kollege Kreienberg, wird mir zustimmen, wenn ich an dieser Stelle Herrn Dr. Wrede besonde- ren Dank ausspreche, der sich seit Jahren sehr intensiv der Aufgabe widmet, ein ausreichendes Stel- lenangebot für angehende Allge- meinärzte sowohl in Krankenhäu- sern wie auch in Praxen zu si- chern.

Nachahmenswert erscheinen mir auch die kontinuierlichen Veröf- fentlichungen der Weiterbildungs- möglichkeiten im Ärzteblatt Rheinland-Pfalz. Meines Wissens ist ein Sonderdruck der letzten Veröffentlichung dieser Art an alle Delegierten verteilt worden.

Hamburg

Im Gegensatz zu den ausführli- chen Berichten verschiedener Landesärztekammern meldet die Ärztekammer Hamburg lakonisch:

„Die Ärztekammer Hamburg hat sich auf ihrer 521. Vorstandssit- zung am 7. Dezember 1981 mit der Bedeutung der Allgemeinmedizin in der ärztlichen Versorgung be- faßt. Als Ergebnis der Diskussion wurde festgestellt, daß in Ham- burg zum überwiegenden Teil be- reits die Beschlüsse des 84. Deut- schen Ärztetages 1981 als verwirk- licht angesehen werden können."

Ich sehe demgegenüber gerade die Situation in den Großstädten — nicht nur in Hamburg —als besorg- niserregend an. Dort ist genau der Zustand bald Realität, den wir mit

den Trierer Beschlüssen verhin- dern wollten, nämlich eine ambu- lante Versorgung nur durch Ge- bietsärzte und Krankenhausambu- lanzen.

Eine brandneue Mitteilung aus Hamburg bringt aber auch positi- ve Aspekte aus der Hansestadt:

Die Verhandlungen zwischen der Ärztekammer und der Gesund- heitsbehörde Hamburg (Anfang Mai) zielen auf die Einrichtung von 20 Stellen an den Großkranken- häusern Hamburgs, die unlimitiert der Weiterbildung zum Arzt für All- gemeinmedizin vorgehalten wer- den sollen. Entscheidend wird auch hier das Interesse der jungen Kolleginnen und Kollegen sein, diese Weiterbildungsplätze anzu- nehmen.

Bremen

Die Ärztekammer Bremen meldet eine Verdoppelung der Zahl der zur Weiterbildung für Allgemein- medizin ermächtigten Praxen seit dem 84. Deutschen Ärztetag. Das Fehlen von Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung im Kammerbereich führte zu Engpäs- sen im klinischen Abschnitt der Weiterbildung zum Allgemeinarzt, jedoch konnten bisher Ärzten, die an der Weiterbildung zum Allge- meinarzt interessiert waren, Wei- terbildungsstätten nachgewiesen werden.

Baden-Württemberg

Die Landesärztekammer Baden- Württemberg ist erneut an den Wissenschaftsminister des Landes herangetreten, um eine Institutio- nalisierung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen zu erreichen.

Weiterhin wurde in diesen Gesprä- chen das Ministerium erneut ge- beten, Rotationsstellen für in Wei- terbildung zum Allgemeinarzt be- findliche Ärzte an den Universi- tätskliniken einzurichten.

Nach Ansicht der Landesärzte- kammer Baden-Württemberg wür-

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de die Abschaffung des Begriffs

„Praktischer Arzt" keiner Ände- rung des Kammergesetzes bedür- fen, sondern lediglich einer Sat- zungsänderung, die mit einer 2/3- Mehrheit der Vertreterversamm- lung der Landesärztekammer durchgeführt werden könnte.

Die Landesärztekammer Baden- Württemberg erwägt ferner, einen Modellversuch zur Verbesserung der Weiterbildung in der Allge- meinmedizin durchzuführen, bei dem Krankenhausärzte für die Zeit der Weiterbildung in die Allge- meinpraxis abgeordnet werden sollten. Dadurch könnten junge Kollegen in stärkerem Maße zur allgemeinärztlichen Weiterbildung motiviert werden, wenn sie ohne Verlust ihres Arbeitsplatzes an der Klinik ihre obligate Weiterbil- dungszeit in der Praxis absolvie- ren könnten.

Nordrhein

Die Ärztekammer Nordrhein be- schloß in ihrer Vorstandssitzung am 6. Januar 1982, die an den fünf Hochschulen des Kammerbe- reichs Nordrhein bestellten Lehr- beauftragten soweit irgend mög- lich zu unterstützen. Darüber hin- aus fördert die Ärztekammer Nord- rhein auch weiterhin die Famula- tur und die Weiterbildung in den Praxen der Allgemeinärzte. Wei- terhin setzt sich der Vorstand in der Kammer Nordrhein im ver- mehrten Maße dafür ein, zusätzli- che Weiterbildungsmöglichkeiten im klinischen Bereich für das Ge- biet Allgemeinmedizin zu schaf- fen.

Unterschiedlicher Stand der Förderung der Allgemeinmedizin Soviel nach den vorliegenden Be- richten über die Entwicklung im Bereich der einzelnen Kammern.

Daraus ergibt sich ein Bild über den doch unterschiedlichen Stand der Allgemeinmedizin, aber auch über den unterschiedlichen Grad der Bemühungen um eine Verbes-

serung der allgemeinärztlichen Versorgung in den einzelnen Be- reichen. Ohne Einschränkung läßt sich feststellen, daß die Kammern und damit die verfaßte Ärzteschaft selbst durchaus über Möglichkei- ten verfügt, das Ziel der Trierer Beschlüsse zu verwirklichen. Dies gilt um so mehr, wenn auch die anderen Körperschaften, damit meine ich die Kassenärztlichen Vereinigungen, die Forderungen und Vorschläge von Trier sich zu eigen machen und wenn bei- de Seiten abgestimmt in einer konzertierten Aktion die Dinge vorwärtstreiben. Ausschlagge- bend werden jedoch immer der persönliche Einsatz und der echte Wille zur Durchsetzung der in Trier verabschiedeten Vorstellun- gen sein. Beschlüsse und alle Ap- pelle nützen nichts, wenn es den Verantwortlichen an der Überzeu- gung oder dem Willen fehlt.

Diese Feststellung gilt selbstver- ständlich in gleichem Maße für die Bundesebene, und damit komme ich zu den Aktivitäten der Bundes- ärztekammer.

Lassen Sie mich hier mit einem vielleicht weniger auffälligen, da- für aber in meinen Augen um so wichtigeren Aspekt beginnen. Der Senat für ärztliche Fortbildung trägt Sorge dafür, daß die Pro- gramme der Internationalen Fort- bildungskongresse für alle Gebie- te zugänglich sind. Bei der inter- disziplinären Fortbildung wurde festgelegt, daß bei der Behand- lung jeden Themas ein Allgemein- mediziner als Diskussionsgast ge- laden und in das Podium aufge- nommen wird. Als sichtbares Zei- chen für die Anerkennung der All- gemeinmedizin in den Fortbil- dungsaktivitäten der Bundesärzte- kammer wurden Gestaltung und Leitung des Kongresses Meran II dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedi- zin, Herrn Dr. Hamm, übertragen.

Im Vordergrund aller Diskus- sionen in der Deutschen Akade- mie für Allgemeinmedizin stand die Suche nach Möglichkeiten

zur Verbesserung der Weiterbil- dungssituation für angehende Allgemeinärzte im stationären Bereich.

Modelle für die Weiterbildung von Allgemeinärzten im Krankenhaus

Die Verwirklichung der Trierer Be- schlüsse hängt weitgehend ab von der Bereitschaft der Krankenhäu- ser, entsprechende Stellen auch für kürzere Abschnitte angehen- den Allgemeinärzten zu bieten, und gleichermaßen von der Bereit- schaft der ermächtigten Kranken- hausärzte, diese jungen Kollegen zu akzeptieren. Auf die 'Kranken- häuser bzw. deren Träger haben wir keinen direkten Einfluß — zu- ständig für die Zulassung als Wei- terbildungsstätte ist die Aufsichts- behörde. Einen direkten Ansatz- punkt bietet jedoch die Ermächti- gung zur Weiterbildung. In der Akademie werden drei Modelle auf ihre Brauchbarkeit und rechtliche Durchsetzbarkeit hin überprüft:

0 Die Richtlinien über den Inhalt der Weiterbildung werden dahin- gehend überprüft, ob die Weiter- bildung im jeweiligen Gebiet nicht aufgeteilt werden kann in eine mit der Stationsarzttätigkeit im jewei- ligen Gebiet identische Grundwei- terbildung und einen darauf auf- bauenden Erwerb von spezifi- schen Kenntnissen und Erfahrun- gen in besonderen Untersu- chungs- und Behandlungsmetho- den, die für das jeweilige Gebiet zusätzlich erforderlich sind.

Vor der Erteilung einer Weiterbil- dungsermächtigung wird jeweils anhand des Krankengutes der Ab- teilung geprüft, wie vielen Ärzten der Weiterbilder gleichzeitig diese spezifischen Kenntnisse und Er- fahrungen vermitteln kann. Dem- entsprechend wird die Zahl der gleichzeitig in dieser Abteilung weiterbildungsfähigen Ärzte be- grenzt. Dies bedeutet keine Festle- gung besonderer Weiterbildungs- stellen, sondern eine Begrenzung der Zahl der von einem Weiterbil- der unter Sicherung einer ausrei- Ausgabe A/B DEUTSCHES ARZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 22 vom 4. Juni 1982 59

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chenden Qualität der Weiterbil- dung weiterbildungsfähigen Ärzte.

e

Die Ableistung der Weiterbil- dung wird unter Berücksichtigung des zeitlichen Umfanges der erteil- ten Weiterbildungsermächtigun- gen stärker als bisher strukturiert.

Dadurch soll insbesondere er- reicht werden, daß ein Arzt seine Weiterbildung nicht dadurch „zu- sammenstückelt", daß er prak- tisch die gesamte Weiterbildungs- zeit bei Ärzten absolviert, die je- weils nur für ein Jahr oder für zwei Jahre zur Weiterbildung ermäch- tigt sind.

Der Arzt müßte vielmehr das zwei- te bzw. dritte, vierte oder fünfte Jahr der Weiterbildung bei einem Arzt absolvieren, der in einem ent- sprechenden Umfang eine Weiter- bildungsermächtigung hat.

Bestimmte Krankenhäuser werden ausdrücklich als Weiterbil- dungsstätten für Allgemeinmedi- zin zugelassen mit der Folge, daß grundsätzlich nur die Weiterbil- dung zum Allgemeinarzt in den je- weiligen Fachrichtungen dort ab- geleistet werden kann. Für andere Gebiete wird die Anrechnung ei- ner Weiterbildungszeit an derarti- gen Weiterbildungsstätten auf ein Jahr begrenzt.

Die eingehende Diskussion ergab, daß eine Weiterbildung mit dem Ziel des Erwerbs einer (Spezial-) Gebietsbezeichnung eigentlich nur in Kliniken mit entsprechen- dem Ausstattungsgrad möglich sein sollte. Gebietsärzte sollten im wesentlichen in Großkliniken und' Universitätskliniken weitergebil- det werden, die Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung sollten primär für die Weiterbil- dung zum Arzt für Allgemeinmedi- zin zur Verfügung stehen.

Die vorstehenden drei Modelle sind auch innerhalb der Akademie der Allgemeinärzte noch nicht ausdiskutiert. Da sie im erhebli- chen Maße auch die Weiterbil- dung in anderen Gebieten tangie- ren, und zwar sowohl unter struk-

turellen als auch unter qualitativen Gesichtspunkten, ist selbstver- ständlich eine Abstimmung mit der „Akademie der Fachärzte" er- forderlich, zu der wir selbstver- ständlich jederzeit bereit sind. Wir meinen jedoch, daß die Zeit drängt und daher eine Diskussion dieser Modelle nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden darf.

Gerade unter diesem Gesichts- punkt beschloß darüber hinaus die Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen am 3.

April dieses Jahres, eine Arbeits- gruppe ins Leben zu rufen, die zu dem Gesamtkomplex Weiterbil- dung von Allgemeinärzten in Kran- kenhäusern ein für Hessen gülti- ges Modell erarbeiten soll. In die- ser Arbeitsgruppe werden die Kammer, die Allgemeinärzte, die Chefärzte, die Belegärzte und die angestellten Ärzte vertreten sein, außerdem als Gast das hessische Sozialministerium.

Wir erwarten von diesem Modell eine Pilotfunktion für das übrige Bundesgebiet, um endlich einmal die sich im Kreise drehende Dis- kussion dieses Themas aus dem Irrgarten der Kompetenzen, Grup- peninteressen und rechtlichen Schranken herauszuführen. Das Problem kann nur in Zusammen- arbeit aller Beteiligten und Betrof- fenen gelöst werden, wenngleich man manchmal das Bedürfnis hät- te, mit einem Schwertschlag die- sen Gordischen Knoten zu lösen.

Die Maxime „So pragmatisch wie möglich" gilt in besonderer Weise für den Bereich der Weiterbildung in der Praxis. Hier konnten wir na- turgemäß auf der Ebene der Bun- desärztekammer wenig veranlas- sen. Über die Bemühungen einzel- ner Ärztekammern habe ich be- reits berichtet. Lassen Sie mich an dieser Stelle aber auf die Entschei- dung des BPA hinweisen, durch überregional gestreute Seminare niedergelassene Kollegen zur Auf- nahme von Weiterbildungsassi- stenten zu motivieren und diese Kollegen über alles Wissenswerte im Zusammenhang mit der Auf- nahme eines Assistenten zu infor-

mieren. Dankenswerterweise wird diese Initiative des BPA, an der sich auch der FDA beteiligt, vom Zentralinstitut für die kassenärztli- che Versorgung finanziell unter- stützt. Für eine organisatorische Unterstützung wären wir auch den Landesärztekammern dankbar.

Wir haben uns in Trier das Ziel gesetzt, jedem jungen Arzt vor der Niederlassung in eigener Praxis ausreichend Gelegenheit zu ge- ben, sich weiterzubilden, um eine ärztliche Versorgung durch eine ausreichende Zahl fachlich qualifi- zierter Allgemeinärzte sicherzu- stellen. Wir wollen auf freiwilliger Basis erreichen, daß auch in der Primärversorgung vor Aufnahme der selbständigen ärztlichen Tä- tigkeit eine Weiterbildung zur Selbstverständlichkeit wird.

Uns bleibt nicht mehr allzu viel Zeit, unsere Absicht zu verwirkli- chen, und im Falle des Versagens der von uns befürworteten frei- heitlichen Konzeption müssen wir mit strukturellen Eingriffen des Staates rechnen. Uns bleibt des- halb nicht mehr viel Zeit, weil spätestens 1984 die erste Woge der sogenannten Ärzteschwemme auf uns zurollt. Bedenklich ist auch, daß sich im Jahre 1981 wie- der 14,4 Prozent der Ärzte bereits nach einer Minimalvorbereitung niedergelassen haben. Niemand sollte versuchen, diese Tatsache mit allen möglichen Erklärungen herunterzuspielen.

Wir haben um so mehr Veranlas- sung zu verstärkten Aktivitäten, als die Einführung einer Eig- nungszeit als Voraussetzung für die Zulassung als Kassenarzt im- mer wieder hinausgeschoben wird und die bisher vorliegenden Infor- mationen über die Absichten der Bundesregierung hinsichtlich der Änderung der Approbationsord- nung erkennen lassen, daß alle Er- wartungen bezüglich einer Verlän- gerung der ärztlichen Ausbildung mit dem Ziel der Vermittlung bes- serer praktischer Kenntnisse und Erfahrungen illusorisch sind — ob sie nun unter dem Namen Refe-

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rendariat, Medizinalassistenten- zeit, Pflichtassistentenzeit oder Arztpraktikantenzeit gehandelt worden sind. Damit zugleich, und das stelle ich mit Genugtuung fest, dürfte zumindest auf absehbare Zeit jede Spekulation darüber ob- solet sein, am Ende einer irgend- wie gearteten neuen ärztlichen Ausbildung solle doch wieder der Allgemeinarzt stehen. Es bleibt bei der klaren Trennung hier Ausbil- dung — dort Weiterbildung.

Unsere wesentliche Hoffnung ist zur Zeit auf die Verwirklichung der EG-Allgemeinarzt-Richtlinie ge- richtet. Der zweite, im vergange- nen Jahr bereits veröffentlichte Entwurf dieser Richtlinie sieht vor, daß unter Berücksichtigung von Übergangsregelungen der Mit- gliedsstaaten ab 1990 die Zulas- sung zur allgemeinärztlichen Tä- tigkeit im Rahmen der nationalen Sozialversicherungssysteme von einer abgeschlossenen Weiterbil- dung abhängig gemacht werden kann.

Gestatten Sie mir, an dieser Stelle auf eine mißverständliche Formu- lierung im Tätigkeitsbericht 1982 hinzuweisen. Zunächst muß es in der zweiten Zeile des dritten Ab- satzes auf Seite 70 statt 1980 1990 heißen. Im übrigen könnten die Formulierungen in diesem dritten Absatz den Eindruck erwecken, die dort erwähnte Ausnahmerege- lung für die Bundesrepublik Deutschland sei bereits Bestand- teil des Entwurfs. Dieses ist nicht der Fall. Die Mitglieder der Deut- schen Akademie für Allgemeinme- dizin und ich persönlich würden es nicht für nützlich erachten, die Parallelität Arzt/Allgemeinarzt in der kassenärztlichen Versorgung bereits heute über das Jahr 1990 hinaus festzuschreiben — genau dies wäre die Folge der im Tätig- keitsbericht erwähnten Ausnah- meregelung in Artikel 4. Wir soll- ten uns andere, vielleicht bessere Möglichkeiten offenhalten!

Die in den Berichten einzelner Ärz- tekammern angesprochene man- gelnde Motivation der jungen Ärz-

te, sich der Allgemeinmedizin zu- zuwenden, hat auch die Deutsche Akademie für Allgemeinmedizin nachhaltig beschäftigt. Nach den letzten Erhebungen sind gegen- wärtig in der Bundesrepublik Deutschland 80 Prozent der jun- gen Ärzte in der Weiterbildung zum Spezialisten und nur 20 Pro- zent bereit, allgemeinärztlich tätig zu werden. Um den Ursachen die- ses Trends auf die Spur zu kom- men, beschloß die Akademie, über den Vorstand der Bundesärzte- kammer an die Ludwig-Sievers- Stiftung oder die Hans-Neuffer- Stiftung heranzutreten mit der Bit- te, eine Befragung von Studenten in den letzten klinischen Seme- stern und von jungen Ärzten in den ersten Jahren der Weiterbil- dung in Auftrag zu geben.

Darüber hinaus soll in gezielter Fragestellung vorhandenes stati- stisches Material durch das Zen- tralinstitut und das Referat Stati- stik der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung analysiert werden, da- mit wir soweit wie möglich Auf- schluß über das Verhalten junger Ärzte in bezug auf Weiterbildung bzw. Entscheidung zur Niederlas- sung erhalten.

Zusammenfassung

Lassen Sie mich zusammenfas- sen: Eine Trendwende ist seit Trier, was die Stärkung der allge- meinärztlichen Versorgung an- geht, nicht eingetreten. Einzelne Fortschritte können nicht darüber hinwegtäuschen, daß in anderen Bereichen gegenläufige Entwick- lungen zu verzeichnen sind.

Die Entwicklung an den Universi- täten ist, was die Erteilung von

Lehraufträgen für Allgemeinmedi- zin angeht, durch einen leicht po- sitiven Trend gekennzeichnet. Die Institutionalisierung des Fachge- biets Allgemeinmedizin ist jedoch trotz seiner inzwischen weithin an- erkannten Bedeutung für Lehre, Forschung und für die Sicherstel- lung der ambulanten ärztlichen Versorgung nach wie vor Gegen-

stand hauptsächlich theoretischer Diskussionen, platonischer Zu- kunftsvertröstungen oder ganz schlicht kaschierten Abwimmelns.

In diesem Bereich liegt die Verant- wortung in erster Linie bei den Ländern und in zweiter Linie bei den Fakultäten. Wir sollten überle- gen, ob wir nicht trotz aller bishe- rigen Appelle die Landesregierun- gen erneut und nachdrücklich auf- fordern sollten, durch konkrete Entscheidungen dafür zu sorgen, daß die Gleichstellung des Fach- gebiets Allgemeinmedizin mit den anderen Fachgebieten endlich in vollem Umfang, das heißt insbe- sondere auch in finanzieller und materieller Hinsicht, erfolgt. Ich selbst richte diesen Appell an alle hier anwesenden Vertreter der Länder.

Die Nachfrage nach Weiterbil- dungsstellen an Kliniken und in den Praxen konnte in den vergan- genen Jahren befriedigt werden, wenn der Bewerber über die not- wendige Mobilität verfügte. Die zur Zeit vorhandenen Stellen wer- den aber keineswegs ausreichen, wenn 1984 die erste Woge der Ärz- teschwemme an die Krankenhäu- ser und Praxen anbranden wird.

Deshalb ist es unbedingt erforder- lich, unverzüglich ein Modell des Weiterbildungswesens zu erarbei- ten, das an den Kliniken eine grö- ßere Zahl von Weiterbildungsplät- zen für Allgemeinmedizin schafft.

Für die Bereitstellung von Weiter- bildungsplätzen in der Allgemein- praxis versucht der BPA für eine nahtlose Weiterbildung zum Allge- meinarzt Sorge zu tragen.

An die Kassenärztlichen Vereini- gungen richte ich die dringende Bitte, die finanzielle Förderung der allgemeinärztlichen Weiterbil- dung in Praxen aufrechtzuerhal- ten. Unser Ziel ist nicht die Erfül- lung der in den Bedarfsrichtlinien fixierten Arztzahlen, die lediglich die unterste Schwelle der Inter- vention des Staates darstellt, son- dern die Versorgung der Bevölke- rung mit qualifizierten, weiterge- bildeten Ärzten für Allgemeinme- dizin.

Ausgabe A/B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 22 vom 4. Juni 1982 63

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Der „Generationswechsel"

bei den Fortbildungskongressen

Das Plenum billigte die Finanzplanung der Bundesärztekammer Von erheblicher Bedeutung ist es,

der trotz aller unserer Bemühun- gen nach wie vor zu geringen Nei- gung der jungen Ärztegeneration, Allgemeinarzt zu werden, nachzu- gehen. Es liegt ein Antrag vor, den Ärztetag 1983 nicht zuletzt aus diesen Gründen schwerpunktmä- ßig dem Thema zu widmen: „Die Situation der jungen Ärzte in der zweiten Hälfte der 80er Jahre".

Mit großem Nachdruck fordern wir erneut die baldige Einführung der Eignungszeit als Voraussetzung für die Zulassung zum Kassenarzt, und zwar für eine Übergangszeit bis zur Verwirklichung der Trierer Beschlüsse. Wir sollten uns dabei nicht beeinflussen lassen von Dro- hungen der EG-Kommission mit rechtlichen Schritten gegen die Bundesrepublik Deutschland, Uns kommt es allein darauf an, den Patienten eine Behandlung durch wenigstens einigermaßen ausge- bildete und erfahrene Ärzte zu ge- währleisten.

Unsere Unterstützung sollte ande- rerseits im Grundsatz der Entwurf einer EG-Allgemeinarztrichtlinie finden. Der Ansatz dieses Ent- wurfs zur Lösung des Problems ist nach Meinung der Deutschen Aka- demie für Allgemeinmedizin zu- treffend. Warten wir ab, was der überarbeitete Entwurf vorsieht.

Seit dem Ärztetag in Trier haben wir nur punktuell Erfolgsmeldun- gen in Sachen Allgemeinmedizin zu berichten. Eine seit Jahren fal- sche Tendenz hin zum Speziali- sten und weg vom Allgemeinarzt kann in zwölf Monaten nicht um 180 Grad gedreht werden. Wir müssen deshalb, wie ein Bergstei- ger in einer Steilwand, alle gebote- nen Kanten und Vorsprünge aus- nützen, um den steilen und be- schwerlichen Weg sicher fortzu- setzen.

Die jährliche Berichtspflicht über die Fortschritte, die die Ärzte- schaft dabei erzielt, stellt sicher, daß die kräftige Farbe der Ent- schließungen von Trier nicht durch Gedankenblässe angekrän-

kelt wird.

Es mag merkwürdig klingen: Aus- gerechnet unter den Tagesord- nungspunkten Finanzbericht, Be- richt des Finanzausschusses, Ent- lastung des Vorstandes und Vor- anschlag für 1983 diskutierte der Ärztetag über die ärztliche Fortbil- dung. Der Grund liegt darin, daß der neue Vorsitzende des Finanz- ausschusses und der Ständigen Konferenz für Finanzfragen, Dr.

Horst Buck-Gramcko, Hamburg — der beim diesjährigen Ärztetag zum ersten Mal fungierte —, von den „großen Sorgen" der Finanz- gremien über die wirtschaftliche Seite der Fortbildungskongresse der Bundesärztekammer zu be- richten hatte. Dazu muß man wis- sen: Die Bundesärztekammer trägt die gesamten Kosten der Kongresse aus ihrem Haushalt;

die von den Teilnehmern erhobe- nen Gebühren werden nämlich in voller Höhe an die Landesärzte- kammern zurückgeführt, aufge- schlüsselt nach der Zahl der bei- tragspflichtigen Ärzte.

Nun war im vergangenen Jahr die Tagespauschalvergütung für die Referenten angehoben worden, und dies sorgte für die auffälligste Etatüberschreitung aller Haus- haltstitel im vergangenen Finanz- jahr. Als jedoch in der Diskussion die Frage nach der möglichen Ein- stellung kleinerer Kongresse auf- geworfen wurde, wiesen Dr. Erwin Odenbach, Leiter der Abteilung Fortbildung und Wissenschaft der Bundesärztekammer, und andere Redner darauf hin, daß die Refe- renten mit ihrer Pauschalvergü- tung von immer noch nur 200 DM pro Tag die Bundesärztekammer- Kongresse sozusagen mitsubven- tionieren. Starker Beifall an dieser

Stelle war nicht nur als Dank des Ärztetages an die Referenten zu werten, sondern auch als Aus- druck der Bereitschaft, die im Auf- trag der Landesärztekammern ver- anstalteten Kongresse mit ihrer

„produktneutralen" Fortbildung in der bisherigen Weise fortzu- führen.

Was die Teilnehmerzahlen angeht, so ist der Rückgang nach dem be- rüchtigten Urteil des Bundesfi- nanzhofes zur steuerlichen Ab- setzbarkeit der Aufwendungen für die Kongreßteilnehmer im wesent- lichen gestoppt worden. Dafür ist, gleichzeitig mit der zunehmenden Einführung von praktischen Kur- sen und Seminaren, eine begrü- ßenswerte Verjüngung der Teil- nehmer zu beobachten. Man sollte noch mehr als bisher auch in den Bereichen der Landesärztekam- mern für die Kongresse werben, wurde vorgeschlagen, und dabei auch herausstellen, daß sich in der Programmgestaltung der Kon- gresse die Schwerpunkte ganz deutlich vom Referat im großen Saal zur Arbeit im Seminar und zu Diskussionen in kleinen Gruppen verschieben. „Gerade hier erleben wir den Generationswechsel", sagte ein Redner.

Die für 1983 beschlossene Erhö- hung der Teilnehmergebühr er- möglicht es der Bundesärztekam- mer, daraus eine Sonderumlage einzubehalten, welche gerade ei- ne Haushaltslücke decken wird.

So kann es für diesmal noch bei dem bisherigen von den Landes- ärztekammern zu zahlenden Bun- desärztekammerbeitrag von 43,85 DM pro beitragspflichtiges Mit- glied bleiben.

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