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Archiv "Deutsche Special Olympics 2004: Hörscreening soll Versorgung verbessern" (04.06.2004)

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ie Stadt Hamburg erwartet im Juni mehr als 3 500 Sportler zu den Deutschen Special Olympics Games. Die Special Olympics wurden 1968 in den USA von Eunice Kennedy Shriver, der Schwester von John F.

Kennedy, gegründet und bilden weltweit das größte Sportprogramm für Erwach- sene und Kinder mit geistiger Behinde- rung. Mehr als eine Million Sportler aus 160 Ländern haben bisher an regionalen, nationalen und internationa-

len Wettkämpfen der Special Olympics teilgenommen.

Grundgedanke dieser Ver- anstaltungen ist es, durch die Kombination von Sporttrai- ning und Wettbewerb die kör- perliche Fitness von Menschen mit geistiger Behinderung zu verbessern. Darüber hinaus sollen die Sportler Gelegen- heit erhalten, sich geistig, psy- chisch und im sozialen Bereich weiterzuentwickeln. Grund- sätzlich kann ab einem Alter von acht Jahren jeder geistig behinderte Mensch an den Special Olympics teilnehmen,

egal wie ausgeprägt seine Behinderung ist. Die Erfahrung der letzten drei Jahr- zehnte zeigt, dass die Teilnahme an den Special Olympics zu positiven Verände- rungen in den Bereichen Fitness und Mo- torik sowie zu einem wachsenden Selbst- wertgefühl der Sportler geführt hat. Zu- dem soll durch die Wettkämpfe und das Training die Integration von Menschen mit geistiger Behinderung in der Gesell- schaft gefördert werden. Gemeinsames Erleben der Wettkämpfe, Anteilnahme und Entstehen von Freundschaften sol- len dazu beitragen,Vorurteile abzubauen

und das Verständnis für geistig behinder- te Menschen zu fördern. Für die Sportler selbst bedeutet die Teilnahme an den Wettkämpfen ein herausragendes Ereig- nis in ihrem Leben.Alle Teilnehmer wer- den auf dem Siegerpodest geehrt; für vie- le von ihnen ist es das einzige Mal, dass sie eine derartige Würdigung erfahren.

Ganz im Sinne der Zielsetzungen von Special Olympics wurde 1997 mit dem Special Olympics Healthy Athletes Pro-

gramme begonnen, die Gesundheit und Fitness der Sportler zu überprüfen und gezielt zu verbessern. Normalerweise werden Menschen mit mentaler Behin- derung bei gesundheitlichen Problemen in medizinischen Spezialeinrichtungen behandelt; es gibt dort aber keine regel- haften Vorsorgeuntersuchungen zu häu- fig zusätzlich auftretenden Störungen.

Mit dem Healthy Athletes Programme erhalten die Sportler neben den Wett- kämpfen die Gelegenheit, sich verschie- denen medizinischen Untersuchungen zu unterziehen, zum Beispiel über Hör-

und Sehvermögen, Zahngesundheit oder Bewegungssystem. Untersuchungsergeb- nisse der vergangenen sieben Jahre bele- gen, dass viele geistig behinderte Sportler in diesen medizinischen Bereichen nicht ausreichend versorgt sind und weisen so- mit auf eine Besorgnis erregende medizi- nische Unterversorgung mental behin- derter Menschen hin. Somit dient das Healthy Athletes Programme nicht nur dem direkten Gesundheitsservice der Sportler, sondern es ermöglicht Medizi- nern neue Erkenntnisse zu Koinzidenz und Prävalenz von Zusatzstörungen und schafft ein neues Bewusstsein bezüglich des Gesundheitszustandes mental behin- derter Menschen. Dem dienen auch die Aufnahme von Daten zum Gesundheits- status der Sportler und ihre Sammlung in einer weltweiten Datenbank. Diese Er- hebungen sollen der Planung weiterer Programme, der Verbesserung bestehen- der Richtlinien im Gesundheitswesen und der Forschung dienen.

In Deutschland findet das Special Olympics Healthy Athletes Programme in diesem Jahr erstmalig An- wendung. Hierbei gilt auch dem Hörscreening besonde- re Aufmerksamkeit. Ohrsta- tus und Hörvermögen der Sportler werden anhand ei- ner Otoskopie, der Messung otoakustischer Emissionen sowie bedarfsweise einer Tympanometrie und einer Tonschwellen-Audiometrie getestet. Soweit möglich wer- den vorhandene Hörgeräte überprüft. Bei Behandlungs- bedarf werden Folgeuntersu- chungen oder -behandlungen eingeleitet. Darüber hinaus sollen Daten zur Prävalenz von Hörstörungen der Sportler gewon- nen werden.

Die zwischen 1999 und 2003 erhobe- nen Hörscreening-Daten von Special Olympics zeigten, dass den Ärzten die hohe Prävalenz von Hörstörungen bei geistig behinderten Menschen nicht aus- reichend bewusst ist und dass ein Miss- stand bezüglich ihrer Erkennung und Versorgung besteht. Das Hörvermögen von 6 476 Sportlern aus 87 Ländern wur- de bei 36 Veranstaltungen in Belgien, Dä- nemark, Kanada, Irland, Israel, den Nie- derlanden, Südafrika, Südamerika und T H E M E N D E R Z E I T

A

A1660 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 234. Juni 2004

Deutsche Special Olympics 2004

Hörscreening soll

Versorgung verbessern

Vorliegende Daten weisen auf eine hohe Prävalenz

von versorgungsbedürftigen Hörstörungen bei Menschen mit geistiger Behinderung hin.

Tympanometrie-Messung bei Special-Olympics-Wettkämpfen in Mu- rau/Österreich, Dezember 2003

Foto:Special Olympics International

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A

ls Verwalter des Mangels macht Ousmane Balde eine gute Figur:

Sein grüner Kaftan mit dem pas- senden Fez auf dem Kopf haben orienta- lischen Chic, das angenehm klimatisierte Büro mit den tiefen Ledersesseln strahlt Macht und Einfluss aus. Ganz im Gegen- satz zu den Szenen, die sich vor seiner Bürotür abspielen: Im Hof des Kreis- krankenhauses der ostguineischen Pro- vinzhauptstadt N’Zerekore schöpfen Frauen in der gleißenden Mittagshitze Wasser aus einem Ziehbrunnen, bereiten für ihre Angehörigen, die in einem der spartanischen Zimmer rund um den Hof behandelt werden, das Essen zu, waschen die Wäsche und verleihen der Klinik das Flair eines afrikanischen Basars.

„Uns fehlen mindestens 50 Betten, Schränke, ein Röntgengerät, Material für den Operationssaal und gut ausgebildete Mitarbeiter“, klagt Balde, der Direktor des Hauses. Die Glücklicheren der Pati- enten bekommen eines der 150 Betten und ein eigenes Moskitonetz. Für viele andere bleibt nur eine Bastmatte auf dem Fußboden.

Wesentlich ärmer als in Guinea geht es in kaum einem anderen Land zu: Im Entwicklungsindex der Vereinten Natio- nen taucht das westafrikanische Land unter 162 Staaten auf dem 150. Platz auf – der Grund wird spätestens beim Blick auf die statistischen Daten zur Gesund- heitsversorgung deutlich: Für 7,3 Millio- nen Menschen stehen gerade einmal 35 Krankenhäuser zur Verfügung, ein Arzt muss theoretisch 10 000 Menschen ver- sorgen. Allerdings nutzten nur etwa 21 Prozent der Bevölkerung die staatlichen Gesundheitszentren – schließlich müssten sie für jede Behandlung etwa zehn Dollar bezahlen, erklärt Ousmane Balde. „Bei einer Bevölkerung, die in der Regel nicht einmal zehn Dollar im Monat verdient, kann sich das kaum jemand leisten.“

Die Säuglingssterblichkeit beträgt 112 auf 1 000 Geburten, jährlich sterben mehr als 60 000 Kinder unter fünf Jahren an den Folgen von Unterernährung und an Malaria. 34 Prozent der Menschen sind mangelernährt, 48 Prozent haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwas- ser, die Lebenserwartung liegt bei 47 T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 234. Juni 2004 AA1661

Guinea

Mit Kräutern gegen Malaria und Aids

Die medizinische Versorgung im westafrikanischen Guinea gehört zu den schlechtesten der Welt.

Klinik in N’Zerekore: Die Versor- gung der Patienten wird von den Familien übernommen.

den USA untersucht. Dabei zeigten 30,9 Prozent der Sportler ein auffälliges Er- gebnis, was vergleichbare Werte für nicht behinderte Jugendliche und Erwachsene einzelner Länder deutlich überschreitet.

Beispielsweise liegt die Prävalenz von versorgungsbedürftigen Hörstörungen Erwachsener (18 bis 44 Jahre) in den USA bei weniger als zwei Prozent und in Deutschland bei zwei Prozent (15 bis 30 Jahre) beziehungsweise vier Prozent (31 bis 60 Jahre), was in diesen Populationen bei einer üblichen Spezifität des Scree- nings von 96 bis 97 Prozent eine deutlich geringere Zahl auffälliger Befunde als die oben genannte erwarten lässt. Der hohe Anteil von Personen mit auffälli- gem Hörscreening unter den Sportlern weist auf eine nicht ausreichende medizi- nische Betreuung von echten Hörstörun- gen, aber auch auf mangelnde Ohrhygie- ne bei häufig kompletter Gehörgangs- blockade mit Cerumen hin.

Es ist nicht überraschend, wohl aber ein Missstand, dass Hörstörungen bei Menschen mit geistiger Behinderung oft nicht erkannt oder, wenn bekannt, nicht mit beständiger Aufmerksamkeit behan- delt werden. Da die Betroffenen meist ohnehin in ihrer Kommunikation bereits gehandicapt sind, sollte eine Hörstörung unbedingt erkannt und versorgt werden.

Die Daten weisen darauf hin, dass die medizinische Betreuung in diesem Be- reich vielfach nicht ausreichend zu sein scheint und akuter Handlungsbedarf für eine Verbesserung der Diagnostik des Hörvermögens, der Ohrhygiene und der weiterführenden Versorgung besteht.

Da das Healthy Athletes Programme bisher noch nicht Teil der Special- Olympics-Veranstaltungen in Deutsch- land war, werden die Ergebnisse der er- sten Hörscreenings im Juni mit Span- nung erwartet. Als freiwillige Untersu- cher und Helfer für dieses medizinisch und sozial sehr sinnvolle Projekt haben sich bislang Fachärzte aus den Bereichen Phoniatrie/Pädaudiologie, Hals-Nasen- Ohren-Heilkunde und Pädiatrie, wei- terhin Audiologen, Akustiker, Hörge- schädigtenpädagogen, Logopäden, Stu- denten und Schüler gemeldet.

Dr. med. Katrin Neumann, Christina Lattermann, M.S.

Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie Johann Wolfgang Goethe-Universität E-Mail: Katrin.Neumann@em.uni-frankfurt.de

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