Die Behandlungsergebnisse bei Patienten mit Asthma bronchiale sind – was Morbi- dität und Mortalität angeht – nicht zufriedenstellend. Haupt- ursache für diese Situation ist nach Darstellung von Dr. Jo- sef Lecheler (Asthmazentrum Berchtesgaden) die mangel- hafte Compliance nicht nur der Patienten, sondern auch von Ärzten und Therapeuten,
„die sich häufig nicht an den leitliniengerechten Therapie- vorschlägen orientieren“.
Mehr als die Hälfte der Pa- tienten mit Asthma bronchia- le haben nach Angaben des Pneumologen Prof. Wolfgang Petro (Bad Reichenhall) trotz Therapie Symptome, mehr als 80 Prozent der Betroffenen fühlten sich durch die Er- krankung im Alltag und im Beruf eingeschränkt. Ursache für die mangelnde Compli- ance seien die etwas kompli- zierten Stufenschemata für die Pharmakotherapie und die allzu häufig schwierigen Applikationsformen. Ein be- sonderes Problem sei die komplexe atemzugausgelöste Inhalation.
Schwierig: Synchronisation von Einatmung und Auslösung Bei den Druckdosieraeroso- len liege die Rate der nicht korrekten Anwendungen bei bis zu 60 Prozent. Die Haupt- anwendungsfehler der inha- lativen Applikation ergeben sich aus der Synchronisation von Einatmung und Auslö- sung. Oftmals werde die Sus- pension auch nicht ausrei- chend aufgeschüttelt. Im All- tag seien deshalb Pulverinha- latoren offenbar besser geeig- net als Druckdosieraerosole.
Allerdings würden Pulver- inhalatoren oftmals nicht richtig „geladen“, berichtete Petro. Der Patient sollte da- her eine akustische, optische
und sensorische Inhalations- kontrolle haben. Auch sollte ein Pulverinhalator eine Mehr- fachdosierung verhindern und ein Zählwerk besitzen. Unter diesem Blickwinkel sei das Jethaler-Prinzip anderen Pul- verinhalationssystemen überle- gen, betonte Petro.
Um eine bessere Compli- ance zu erreichen, sollten die medikamentösen Therapie- empfehlungen nach Lechelers Auffassung auch die Alltags- situation des Patienten be- rücksichtigen. Das gelte auch
für die Darreichungsform ei- nes Arzneimittels. Für die Ver- ordnung speziell in diesem Ge- biet seien weniger die Wirk- samkeit einer Substanz und die pharmakologischen Unter- schiede der Präparate ent- scheidend als vielmehr der Nutzwert eines Medikaments.
Als Nutzwert eines Medi- kaments bezeichnete Leche- ler das Ergebnis aus Wirksam- keit und Compliance: Dem- nach hat ein Arzneimittel mit einer hohen Wirksamkeit, aber einer geringen Compli- ance nur einen vergleichswei- se geringen Nutzwert gegen- über einem anderen Medika- ment, das zwar etwas weniger wirksam ist, von den Patien- ten aber mit hoher Compli- ance eingenommen wird.
Um die Therapietreue von Patienten mit Asthma bron-
chiale zu verbessern, hat ra- tiopharm im Jahr 2002 die
„Asthma Initiative ratio- pharm®“ gestartet, unter an- derem mit Informationsbro- schüren für Patienten, Bü- chern für Kinder und einem Internetauftritt. Teil der Initi- ative ist eine modulartig auf- gebaute Patientenschulung für die Praxis. Die Mate- rialien können Ärzte über den Außendienst beziehen.
ratiopharm hat einen nach- füllbaren Jethaler mit dem in- halativen Steroid Budesonid eingeführt, der auch bei ge- ringem Atemfluss eine siche- re Inhalation gewährleisten soll. Jürgen Stoschek
Gesprächsrunde „Compliancesteigerung und Kostensenkung in der Asthmathera- pie – Widerspruch oder Chance?“ der ratiopharm GmbH am Tegernsee V A R I A
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A1380 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 2016. Mai 2003
Asthma-Therapie
Leitlinien fordern Arzt und Patient
Unternehmen
Eine Heilung der HIV-Infek- tion ist mit den derzeit verfüg- baren Medikamenten nicht zu erreichen. Daher sind die Be- troffenen gezwungen, lebens- lang und regelmäßig ihre Me- dikation einzunehmen – was bei 15 bis 20 Tabletten pro Tag die Lebensumstände der HIV-Infizierten erschwert.Aus klinischen Untersuchungen ist jedoch bekannt, dass sich mit jeder unvollständigen oder verspäteten Arzneieinnahme das Risiko einer Resistenzbil- dung von HIV erhöht und die eingesetzte Medikation auf Dauer unwirksam macht.
Die Wahrscheinlichkeit des Therapieversagens ist bereits deutlich erhöht, wenn die eingenommene Medikamen- tenmenge „nur“ unter 95 Pro- zent der verordneten Dosis sinkt. Deshalb wünschen sich HIV-Infizierte Therapiekom- binationen, die einerseits we- nig unerwünschte Nebenwir- kungen haben und anderer-
seits möglichst lange Einnah- meabstände ermöglichen.
Diesem Ziel ist die Indu- strie näher gekommen. Seit kurzem sind mehrere antire- trovirale Substanzen verfüg- bar, die nur einmal täglich eingenommen werden müs- sen. Mit Didanosin (ddI), Efi- varenz (EFV), Lamivudin (BTC) und Tenofovir (TDF) gibt es für die HIV-Therapie bereits „Once-daily“-Präpa- rate aus zwei Wirkstoffklas- sen. In der klinischen Prü- fung zur Einmalgabe sind au- ßerdem Stavudin (d4T) und der Proteinaseinhibitor Ata- zanavir.
Aus Untersuchungen mit Hypertonikern und Diabeti- kern ist bekannt, dass die Ad- herence durch einmal tägli- che Einnahme deutlich ver- bessert wird. „Auch für die an- tiretrovirale Kombinationsthe- rapie ist gezeigt worden, dass eine geringere Tablettenzahl von den Patienten besser an-
genommen wird als ein The- rapieregime mit bis zu 20 Ta- bletten“, erklärte Dr. Jürgen Rockstroh (Universitätskli- nik Bonn).
„Insbesondere HIV-Infi- zierte, deren persönliche Le- bensumstände die regelmäßi- ge Einnahme erschweren – zum Beispiel Schichtarbeiter oder Patienten, die beruflich Langstrecken fliegen –, haben mit dieser Behandlungsopti- on erstmals Aussicht auf eine ihren Lebensumständen an- gepasste Therapie“, betonte Dr. Eva Jägel-Guedes (Mün- chen).
Die „Once-daily“-Formu- lierungen ermöglichen nach Angaben der Ärztin insbeson- dere unbehandelten Patienten einen psychologisch leichte- ren Einstieg in die lebenslange antiretrovirale Therapie. Le- diglich bei Patienten mit nied- rigem Körpergewicht sei es für eine individuelle Thera- pie manchmal effektiver, mit mehreren Dosierungen der Einzelwirkstoffe zu „spielen“, als eine fixe Dosierung bei Einmalgabe zu verordnen.
Dr. med. Vera Zylka-Menhorn
Pressegespräch von Bristol-Myers Squibb im Rahmen der „Münchner Aids-Werk- statt“