A 2400 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 45|
11. November 2011 lymphoproliferativen Erkrankung(PTLD; HR 2,1) und längerer Dia- lyse (mehr als 24 Monate; HR 1,9).
Die Differenzen waren jeweils hoch - signifikant. Organversagen war mit einem Lebensalter < 13 Jahre bei Transplantation, der Häufigkeit der Rejektionen und PTLD assoziiert.
Fazit: Mismatches in HLA-DRB1 gehen bei pädiatrischen Nierenemp- fängern mit deutlich erhöhten Ab- stoßungsrisiken im Vergleich zu ge- matchten Organen einher. Die Auto- ren empfehlen, für jeden Patienten die Wahrscheinlichkeit des Ange-
bots eines gematchten Organs abzu- schätzen und dann zu entscheiden, ob es vorteilhafter ist, eine Niere mit HLA-DRB1-Mismatch zu trans- plantieren oder auf ein Organ mit besserem Match zu warten. Prof. Dr.
med. Anne-Margret Wingen, Essen, kommentiert: Bei der Entscheidung für ein Organ müssen Dringlichkeit, Dauer der Wartezeit, die Realisie- rung einer kurzen kalten Ischämie- zeit, das Alter des Spenders (2 bis 50 Jahre, bevorzugt Jugendliche) und wenig Mismatches, insbesondere in HLA-B und HLA-DRB1, berück- sichtigt werden. „Der Einfluss einer
völligen Übereinstimmung in HLA- DRB1 auf das Transplantatüberle- ben ist gering und auch in dieser Ar- beit statistisch nicht signifikant.“
Kritisch anzumerken sei, dass die 45,2 % Lebendspenden (bei Trans- plantationen im Kindesalter meist ein Elternteil, also haploidentisch, mit einem DR-B1Match) nicht ge- trennt analysiert wurden. Dies kön- ne die Ergebnisse der DR-B1-Mis- matchgruppe zu positiv erscheinen lassen. Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze Lan TV, Lee AB, Garcia J, McEnhill M et al.:
HLA-DR Matching in Organ Allocation. Arch Surg 146; 2011: 824–9.
Seit 1998 besteht eine HIV-Thera- pie aus mindestens drei Medika- menten aus zwei oder mehr Sub- stanzklassen. Verfügbar waren zu Beginn Nukleosidanaloga, Nicht- Nukleosidanaloga und Protease- hemmer, die mittlerweile mit Riton- avir geboostert werden. Entwickel- ten sich HI-Viren mit Resistenzen gegen diese 3 Klassen (triple-class virological failure [TCVF]), gab es für diese Patienten nur wenige wei- tere Optionen. Dass sich in den letzten 10 Jahren mit der Einfüh- rung neuer HIV-Medikamente aus vorhandenen und neuen (Integra - sehemmer, CCR5-Antagonisten) Sub stanzen die Therapie für Patien- ten mit TCVF verbessert hat, ergab die Studie PLATO II (pursuing later
treatment option). Die Autoren füh- ren das darauf zurück, dass die neu- en Medikamente besser verträglich und einfach einzunehmen sind und ein Resistenzprofil haben, das nicht mit dem älterer Substanzen über- lappt.
Insgesamt 2 476 (3 %) von 91 764 Patienten aus 24 europä - ischen HIV-Kohorten erfüllten zwi- schen 2000 und 2009 die Kriterien für ein TCVF (Viren mit Resisten- zen gegen die drei Klassen und vier Monate Viruslast von > 500 HIV- RNA-Kopien/ml Blut). In 2000 konnte nur einer von fünf (19,5 %) Patienten mit TCVF erfolgreich be- handelt werden (Viruslast unter der Nachweisgrenze von < 50 Kopien/
ml), im Jahr 2009 waren es 3 von 5
(57,9 %) (p < 0,001). Zugleich sank die Aids-Inzidenz von 7,7/100 Per- sonenjahren zwischen 2000 bis 2002 auf 2,3 im Jahr 2008 und 1,2 im Jahr 2009 (p < 0,0001). Die Mortalität sank von 4,0 Todesfäl- len/100 Personenjahre zwischen 2000 bis 2002 auf 1,9 im Jahr 2007 und 1,4 im Jahr 2008 (n. s.).
Fazit: Mit deutlich optimierten Behandlungsoptionen selbst bei mehrfachem Therapieversagen scheint der Bedarf an weiteren an- tiretroviralen Medikamenten zu- nächst gedeckt, so Prof. Dr. med.
Jürgen Rockstroh, Bonn. Dies solle aber nicht darüber hinwegtäu- schen, dass es unverändert Patien- ten gibt, für die keine supprimie- rende HIV-Therapie mehr verfüg- bar ist und die dringend auf die Einführung neuer Wirkklassen wie zum Beispiel Attachment-Inhibi - toren oder Integrasehemmern mit unterschiedlichem Resistenzmuster ange wiesen sind. Verbesserungs - bedarf bestehe auch bei Einnahme- bedingungen für die Salvage- Therapie , denn hier müssen häufig Medikamente mit hohen Neben- wirkungsraten und komplexe The- rapieformen mit oft hoher Tablet- tenlast eingesetzt werden.
Andrea Warpakowski
PLATO II project team. Trends in virological and clinical outcomes in individuals with HIV-1-infection and virological failure of drugs from three antiretroviral drug classes: a cohort study. Lancet Inf Dis, 2011;
doi:10.1016/S1473–3099(11)70248–1 THERAPIE VON HIV-INFIZIERTEN PATIENTEN
Moderne Medikation hat Ansprechen verdreifacht
GRAFIK
Inzidenz Aids-bezogener Ereignisse bei Patienten nach Versagen einer Dreifachkombinationstherapie
Inzidenz pro 100 Personenjahre
Jahr
modifiziert nach:Lancet Inf Dis, 2011; doi:10.1016/S1473–3099(11)70248–1