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Archiv "Anti-Rauch-Kampagnen: Gratwanderung" (02.06.2000)

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Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 22, 2. Juni 2000

Bündnis Gesundheit 2000

Positionen statt Protest

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rof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bun- desärztekammer, trägt sel- ten dick auf. Doch in der vergange- nen Woche entfuhr ihm das Wort

„Sensation“. So könne man es be- zeichnen, dass sich das Bündnis Gesundheit 2000 mit seinen 38 Verbänden auf „Eckpunkte für ein patientengerechtes Gesundheits- wesen“ geeinigt habe. Es sei damit über die Phase des reinen Protests gegen die jüngste Gesundheitsre- form hinausgewachsen.

Rund ein Jahr nach Gründung hat das Bündnis Durchhaltever- mögen bewiesen. Fast alle mischen noch mit. Eine Ausnahme ist die Deutsche Krankenhausgesell- schaft, die vor kurzem ausgeschie- den ist. Über die Gründe ist Unter- schiedliches zu hören. Viele Kli- nikträger scheinen freilich andere Interessen als die meisten Berufs-

verbände zu haben. Beachtlich bleibt, dass sich 38 Organisationen auf das Eckpunkte-Papier verstän- digt haben. Man braucht aber keine große Fantasie, um zu wissen, was der Preis dafür ist: Einigung auf den Kompromiss. Der lässt immerhin einige klare Aussagen (im Wortlaut unter www. bundesaerztekammer.

de) zu: Hauptprobleme der Gesetz- lichen Krankenversicherung seien die erodierende Einnahmebasis, der sozialpolitische Verschiebe- bahnhof und die zunehmende Ra- tionierung von Leistungen. Bei der Versorgung Kranker solle man sich stärker an Gesundheitszielen orien- tieren, nicht allein an Kosten.

Das Bündnis ist zudem der Auffassung, dass der Stellenwert der Prävention steigt. Politik und Kran- kenkassen sollten in diesem Bereich wissenschaftlich nachprüfbare und qualitätsgesicherte Maßnahmen

stärker fördern. Ebenso kritisieren die Gesundheitsberufe die alleinige Anbindung der GKV-Einnahmen an das Arbeitseinkommen. „Ziel muss es wieder sein, dass sich die Beiträge der Versicherten nach de- ren tatsächlicher finanzieller Lei- stungsfähigkeit richten“, forderte Bärbel Keim-Meermann, Bundes- vorsitzende des Berufsverbandes der Arzt-, Zahnarzt- und Tierarzt- helferinnen. Sie vertrat auch die Bündnis-Position, es müsse für die Versicherten Wahlleistungen geben.

Als nächstes ist ein Kongress zum Thema Rationierung geplant.

Mit der Politik will man weiter ver- handeln. Neue Ansätze in Geset- zesform erwartet Hoppe allerdings erst Anfang der nächsten Legisla- turperiode: „Die Erfahrung lehrt, dass bis zur Verabschiedung einer Reform mindestens zwei Jahre vergehen.“ Sabine Rieser

A

nti-Rauch-Kampagnen sind zweifellos unterstützens- wert. Denn gerade auf die- sem Gebiet der Prävention lässt sich viel erreichen: Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder ein Bronchialkarzinom ist bei Nichtrauchern deutlich geringer.

Allein diese gesundheitsför- derlichen Aspekte liefern einzel- nen Ärzten wie Organisationen gute Gründe, sich an diesen Kam- pagnen zu beteiligen. Beide müs- sen jedoch häufig eine Gratwande- rung vollziehen.

Wer kennt nicht Karikaturen, auf denen der Arzt mit einer Ziga- rette im Mund seinem Patienten rät, mit dem Rauchen aufzuhören.

Man mag darüber schmunzeln, aber so weit hergeholt ist diese Vorstellung gar nicht: Etwa 11 Pro-

zent der Ärztinnen und 17 Prozent der Ärzte rauchen, zudem 34 Pro- zent der Krankenschwestern und 36 Prozent der Altenpflegerinnen.

Damit liegt die Prävalenz des Rau- chens bei Ärzten nicht wesentlich niedriger als bei anderen Berufs- gruppen – beim Pflegepersonal so- gar besonders hoch.

Den Ärztinnen und Ärzten kommt durch ihre Position eine besondere Vorbildwirkung zu: Ihr Rat, mit dem Rauchen aufzu- hören, steht in Deutschland auf der Liste der Einflussfaktoren für das Aufhören an erster Stelle.

Auch rauchende Ärzte können präventiv wirksam werden, aber sie haben es deutlich schwerer.

Mit Engagement starten große Organisationen breit angelegte Anti-Rauch-Kampagnen. Dass die-

se viel Geld kosten, ist klar. Nicht zuletzt deshalb werden sie von Pharmafirmen finanziell unter- stützt. Dabei muss man sich aller- dings die Frage stellen, inwieweit auch deren Interessen auf diesem Gebiet einfließen. Während man auf den Internet-Seiten der Bun- deszentrale für gesundheitliche Aufklärung keine Werbung findet, ist die Homepage des Deutschen Krebsforschungszentrums nicht ohne Hinweise auf Nikotinersatz- präparate. Selbst die WHO gibt auf ihren Seiten Pharmafirmen als Partner an.

Das ist unproblematisch, so- lange die Glaubwürdigkeit nicht leidet. Denn die ist entscheidend – sowohl für den einzelnen Arzt als auch für Organisationen.

Dr. med. Eva A. Richter

Anti-Rauch-Kampagnen

Gratwanderung

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