• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Denkschrift über die Verfolgung jüdischer Ärzte" (29.11.1990)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Denkschrift über die Verfolgung jüdischer Ärzte" (29.11.1990)"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

PDS: Die Vergangenheit wird verdrängt

Das Wahlprogramm der „Lin- ken Liste/PDS", das das frühere SED-Zentralorgan „Neues Deutsch- land" am 27. September veröffent- lichte, enthält auch ein Kapitel zur Gesundheitspolitik. Nicht nur Bür- ger in der früheren DDR, sondern auch die nunmehr im gesamten Deutschland von der PDS angespro- chenen potentiellen Wähler werden das Wahlprogramm mit gemischten Gefühlen lesen, stellt die PDS nun- mehr doch Forderungen, die sie in der DDR — damals noch als SED — hätte durchsetzen können, als sie die Macht hatte.

Programm für

umweltbelastete Städte

So fordert die PDS heute ein komplexes Gesundheitsförderungs- programm, garantiert durch Bund und Länder, für umweltbelastete Städte, Kommunen und Regionen.

Wer dächte hierbei nicht an die un- glaublich umweltbelasteten Bereiche der früheren DDR? Oder ein ande- res Beispiel: Die PDS tritt betont da- für ein (das „Neue Deutschland"

druckt diese Passage als einzige im gesamten Wahlprogramm fett), daß sich Menschen mit Behinderungen in einer humanen Solidargemein- schaft voll verwirklichen können.

Und sie setzt sich für die Integration der Menschen mit Behinderungen, für eine behindertengerechte Le- bens-, Wohn- und Arbeitsumwelt ein. Wer sollte das nicht unterstrei- chen? Wer erinnert sich bei dieser Gelegenheit aber nicht auch, daß ge- rade in diesem Bereich der SED- Staat gewaltige Lücken hinterlassen hat?

Niemand wird überrascht sein, daß sich die PDS für die frühere ei- gene Klientel besonders engagiert und zum Beispiel das Polikliniksy- stem über 1995 hinaus erhalten will, ja, dessen Übernahme als effizientes Betreuungsmodell für die ehemalige Bundesrepublik empfiehlt. Desglei- chen empfiehlt die PDS den Erhalt und Ausbau der medizinischen und sozialen Leistungen für Mütter und

Kinder sowie für Arbeitnehmer in Betrieben und Einrichtungen der ehemaligen DDR. Auch diese Er- rungenschaften sollen durch die Länder der Bundesrepublik über- nommen werden.

Die PDS ist gegen Selbstbeteili- gungen. Sie sollen, soweit sie in der bisherigen Bundesrepublik einge- führt waren, nicht auf das Gebiet der früheren DDR ausgeweitet werden.

Für die Krankenversicherung soll ein überregionaler Kassenausgleich für ganz Deutschland und für die fünf Länder der ehemaligen DDR einge- führt werden — die verschämte For- derung nach einer Einheitskranken- versicherung.

Für die Länder der ehemaligen DDR fordert die PDS „ein Pro- gramm verstärkter Investitionen, um den Rückstand im Niveau der Kran- kenhäuser, der Vorsorge und Reha- bilitationseinrichtungen sowie von Pflegeheimen zu beseitigen". Wer wohl mag diesen Rückstand in der ehemaligen DDR zu verantworten haben? Von solcher Vergangenheit ist im Wahlprogramm der PDS, we- der im gesundheitspolitischen Teil noch im sonstigen Programm, nicht die Rede.

Das Spiel, mit der SED nichts zu tun zu haben

Und genau das ist das Ärgerliche an den langen Forderungskatalogen der PDS: Die Partei tut so, als hätte sie mit den Fehlern der Vergangen- heit nicht das geringste zu tun. Sie spielt also das Spiel, eine neue, von der SED abgesetzte Partei zu sein.

Die Vergangenheit wird, jedenfalls im Wahlprogramm, erfolgreich ver- drängt.

Staunend liest man in der Prä- ambel des Wahlprogramms der „Lin- ken Liste/PDS": „Gemeinsam stehen wir — in durchaus unterschiedlicher Verantwortung — vor Trümmern ei- ner gescheiterten Politik und stellen uns der Anforderung, unsere eigene Geschichte nicht zu verdrängen, son- dern sie aufzuarbeiten".

Frechheit siegt? NJ

Dr. Julius Nußbaum war prak- tischer Arzt in Frankfurt, bis er 1941 wegen seiner jüdischen Herkunft die Praxis schließen mußte. Es gelang ihm, in die Vereinigten Staaten aus- zuwandern. Als er dort gezwungen wurde, noch einmal sein medizini- sches Staatsexamen abzulegen, nahm er sich das Leben. Er sprang aus dem Fenster des dritten Stocks seiner Wohnung. Seine Frau konnte sich nicht rechtzeitig in die USA ret- ten. Sie wurde von Frankfurt aus in ein Vernichtungslager deportiert und ermordet.

Dr. Nußbaum war ein Fall von vielen, die in der Denkschrift „Ärzt- liches Schicksal unter der Verfol- gung — 1933-1945 in Frankfurt am Main und Offenbach" (VAS, Verlag für Akademische Schriften, 1990) festgehalten werden. Die Dokumen-

Ne-

Denkschrift

über die Verfolgung jüdischer Ärzte

tation, die in Frankfurt vor Journali- sten vorgestellt wurde, geht auf ei- nen Antrag des Präsidiums der Lan- desärztekammer Hessen und der Li- ste Demokratischer Ärztinnen und Ärzte zurück, den die Delegierten- versammlung der Landesärztekam- mer im November 1988 einstimmig gefaßt hatte. In einer Auflage von zunächst 2000 Exemplaren ist die Denkschrift jetzt in allen Buchhand- lungen erhältlich.

Die Autoren des Buches sind Dr. Siegmund Drexler und Dr. Sieg- mund Kalinski, beide niedergelasse- ne Ärzte, sowie Prof. Dr. Hans Mausbach, der an der Fachhoch- schule Frankfurt Sozialmedizin lehrt. Um die Geschichte jüdischer Ärzte zur Zeit des Nationalsozialis- mus anhand von Einzelschicksalen aus den Städten Frankfurt und Of- fenbach aufzeichnen zu können, ha- ben sie länger als ein Jahr Archivma- terial ausgewertet und mit Betroffe- nen und Zeitzeugen gesprochen.

„Bei unseren Recherchen sind wir überall großzügig und kompetent un- A-3826 (38) Dt. Ärztebl. 87, Heft 48, 29. November 1990

(2)

Weißrußland in 20 Jahren tot?

Die meisten Gebiete von Weiß- rußland sind nach Auffassung sowje- tischer Wissenschaftler in etwa 20 Jahren ökologisch tot und nicht mehr zu besiedeln. Das teilte der Mitbegründer des "Russischen Ko- mitees Kinder von Tschernobyl", Professor Gennadij Gruschewoj, in Minsk lebender Philosoph und Volksdeputierter, in Stuttgart mit.

Gruschewoj gab Abgeordneten sämtlicher Parteien des baden-würt- tembergischen Landtages einen Zu- standsbericht über die Situation in Weißrußland und anderen Gebieten, die vom Reaktorunglück 1986 be- troffen sind.

Von den elf Millionen Men- schen, die in Weißrußland leben, sei- en drei Millionen immer noch in hochverstrahlten Gebieten zu Hau- se, davon mehr als 200 000 Kinder.

Von erhöhter Strahlung seien rund 600 000 Kinder betroffen. Durch- schnittlich übersteigt die Strahlung, der die Menschen dort ausgesetzt sind, das 100fache der sonst üblichen Strahlenbelastung durch natürliche Einflüsse.

Die Folgen: 80 Prozent der Kin- der sind bereits erkrankt. Es sei ei- ne deutliche Zunahme an Immun- schwäche, dem sogenannten Tscher- nobyl-Aids, Krebs, Leukämie, An- ämien, Augenerkrankungen bis zur Erblindung, Krankheiten der Schild- drüse, der Atemwege und Suizide festzustellen.

Radioaktiv

verseuchte Dörfer

40 Prozent Weißrußlands sind radioaktiv verseucht, da dort die ra- dioaktive Wolke nach dem Tscher- nobyl-Unfall abgeregnet worden sei.

In den hochverseuchten Gebieten würden nach wie vor Agrarprodukte geerntet und produziert. Der Profes- sor vermutet, daß die sowjetische Führung die wirtschaftlich wertvol- len Gebiete in Weißrußland nicht verlieren will. Andernfalls könne er sich nicht erklären, wieso in dem Ge- biet noch 15 Dörfer bewohnt wür- den, die radioaktiv hochverseucht

seien. Gruschewoj w9-ndte sich an die bundesdeutschen Arzte und Wis- senschaftler mit der Bitte um Unter- stützung. Vor allem medizinisches Fachwissen über die Behandlung von Krebserkrankungen durch Radioak- tivität werde dringend benötigt: "Un- sere Ärzte brauchen Kenntnisse in modernen therapeutischen und dia- gnostischen Maßnahmen und Wis- sen über den Verlauf von Krankhei- ten, damit wir nur einen Funken Hoffnung für unsere Region haben können."

Für die Rettung der Kinder in Weißrußland nannte Gruschewoj zwei vordringliche Ziele:

..,.. Beschleunigung der Evakuie- rung aus den verstrahlten Gebieten ..,.. Kindern Möglichkeiten zu verschaffen, bald in besseren Ver- hältnissen zu leben.

Er bat darum, die Ferienaktio- nen und die Behandlungsmöglich- keiten für "Tschernobyl-Kinder" in der Bundesrepublik fortzuführen.

Wer helfen möchte, wendet sich an: Dr. med. Ursula-Ellen Schwarz, Masurstraße 3, W-7108 Möckmühl, Telefon: 0 62 98/26 33. EB

FERNSEHKRITIK .

Medisch Centrum West, Amster- dam (Donnerstag, 15. November, ARD). Thema der neuen niederlän- dischen Serie ist der Krankenhaus- alltag fern aller "Schwarzwaldkli- nik"-Romantik. Die Ärzte sind keine perfekten "Halbgötter in Weiß", sondern sie dürfen wie Normalbür- ger auch Schwächen zeigen. In dem Amsterdamer Krankenhaus wird al- so keine Idylle vorgeführt, sondern die Ärzte, Schwestern und Pfleger werden mit Problemen wie Drogen- mißbrauch, Vergewaltigung und Ab- treibung konfrontiert. Der in den Niederlanden sehr erfolgreichen Reihe (Regie: Nico Knapper) seien auch bei uns hohe Einschaltquoten gewünscht, ist sie doch ein Beispiel dafür, daß auch mit wenig Aufwand produzierte Serien durchaus von ho- her Qualität sein können. Kli A-3828 (40) Dt. Ärztebl. 87, Heft 48, 29. November 1990

Basisinformation (Stand: Februar t990)

FSME-IMMUN™

Wirkstoff: Frühsommer-Meningoenzephatitis-lmpfstoff (inakti- viert) mit Adjuvans

Zusammensetzung: 1 Fertigspritze mit 0,5 ml Suspension ent- hält: FSME-Virus-Antigen (gereinigte, auf Hühnerembryonalzel- len gezüchtete und abgetötete, nicht vermehrungsfähige FSME- Viren) mindestens 1 ~g; Humanalbumin 0,5 mg; Aluminium- hydroxid 1,0 mg; 2-(Ethylmercurithio)benzoesäure, Natriumsalz (= Thiomersal) 0,05 mg; Formaldehyd;;; 0,01 mg.

Anwendungsgebiete: Aktive Immunisierung gegen die durch Zecken übertragbare Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) bei Personen, die sich dauernd oder vorübergehend in Gebieten mit FSME-Naturherden aufhalten.

Gegenanzeigen: Akute fieberhafte Infekte. Bekannte Allergie gegen Bestandteile des Impfstoffes wie Hühnereiweiß und Thio- mersal (reL Kontraindikation).

Nebenwirkungen: Gelegentlich können lokale Reaktionen wie Rötung und Schwellung im Bereich der lnjektionssfelle, Schwel- lung der regionären Lymphdrüsen sowie Allgemeinerscheinungen wie z. B. Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen, Übelkeit und Kopfschmerzen auftreten.

ln seltenen Fällen, insbesondere bei Kindern, können Tempera- turerhöhungen über 38°C und Llbelkeit oder Erbrechen beo- bachtet werden, die in der Regel innerhalb von 24 Stunden abklingen. Auch ein juckender, vorübergehender Hautaus- schlag kann in seltenen Fällen auftreten.ln sehr seltenen Fällen treten nach der Impfung Nervenentzündungen unterschiedlichen Schweregrades auf.

Wechselwirkungen: Wenn der Abstand zwischen der Injektion von FSME-IMMUN und einer vorhergehenden Gabe von FSME- Immunglobulin weniger als 4 Wochen beträgt, kann die Wirkung von FSME-IMMUN beeinträchtigt sein.

Hinweis: Eine Altersgrenze für die Impfung mit FSME-IMMUN besteht nicht .

Wegen der Impfbelastung im 1. Lebensjahr soll die FSME- Impfung in diesem Zeitraum nur erfolgen, wenn das Kind einer starken Infektionsgefahr ausgesetzt ist.

FSME-BULIN®

Wirkstoff: FSME-Immunglobulin vom Menschen

Zusammensetzung: 1 ml Injektionslösung enthält: Immunglo- bulin vom Menschen 100-170 mg/Titer an FSME-Antikörpern 1:640 (HAI); 2-(Ethylmercurithio) benzoesäure, Natriumsalz (= Thiomersal) 0,1 mg.

Anwendungsgebiete: Passive Immunisierung zur prä- und postexpositioneilen Sofortprophylaxe der durch Zecken über- tragbaren Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Gegenanzeigen: Allergie gegen das Konservierungsmittel Thiomersal (reL Kontraindikation). Bei bekannter Überempfind- lichkeit gegen Immunglobuline vom Menschen sind die üblichen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Wie bei allen i.m.-lmmunglobulinen ist die intravenöse Anwen- dung wegen möglicher schwerster Nebenwirkungen unbedingt zu vermeiden.

Nebenwirkungen: FSME-BULIN wird fast immer reaktionslos vertragen.- ln seltenen Fällen werden -vor allem bei Patienten mit Agammaglobulinämie -anaphylaktoide Reaktionen beob- achtet (Gesichtsrötung, Beklemmungsgefühl, Hypotonie usw.).

Leichte Erscheinungen der beschriebenen Art lassen sich mit Antihistaminika beherrschen. Oie Behandlung schwerer hypo- toner Kreislaufreal<.tionen folgt den Regeln der modernen Schocktherapie. Gelegentlich können leichte vorübergehende Reizzustände im Bereich der Injektionsstelle sowie leichte Tem- peraturerhöhungen auftreten.

Wechselwirkungen: Nach der Gabe von FSME-BULIN kann die Wirkung von FSME-Impfstoff (FSME-IMMUN) 4 Wochen, die Wir- kung v_on parenteral verabreichten Viruslebendimpfstoffen (z.B.

gegen Röteln, Masern, Mumps) b1s zu 3 Monaten beeinträchtigt sein.

lmmunoGmbH Im Breispiel13 Postfach 10 30 80 6900 Heidelberg Telefon (06221) 397-0

(3)

terstützt worden", stellte Kalinski er- freut fest.

Die Dokumentation, die nicht kommentiert, sondern die Quellen für sich sprechen läßt, berichtet von Berufsverboten und politischer Ver- folgung, von der „Säuberung" der Frankfurter Universität, dem Aus- schluß aus der Honorierung der Krankenkassen, von Emigrationen und Deportationen ins Konzentrati- onslager, wo viele Ärzte gestorben sind. Dargestellt werden auch das Programm der Sterilisation und Euthanasie, das Schicksal des israeli- tischen Krankenhauses in Frankfurt sowie die Integration der Ärzte- schaft in das nationalsozialistische System. Die Denkschrift „berichtet aber auch von den Kolleginnen und Kollegen, welche trotz Bedrohung und Gefahr für sich und für ihre Fa-

„Der Kinderplanet”

Der Pflegenotstand ist nicht nur im Bereich der Betreuung älterer Menschen ein vordringliches Pro- blem. Auch auf den Kinderkrebssta- tionen sei der Mangel an Personal beängstigend, erklärte Dr. Gerlind Bode, Koordinierungskraft im Dach- verband Deutsche Leukämie-For- schungshilfe-Aktion für krebskranke Kinder in Bonn. Die Klinikstationen seien häufig für Intensivtherapie und Dauerpflege nicht eingerichtet.

Aufgrund dieser Situation haben sich in vielen Behandlungszentren Eltern zusammengeschlossen, um sich gemeinsam mit Ärzten und Schwestern für eine grundlegende Verbesserung einzusetzen. So hat im November beispielsweise die Eltern- initiative in der Kinderkrebsklinik Düsseldorf in einem „Hilferuf an die Bevölkerung" appelliert, die drohen- de Schließung der Klinik zu verhin- dern. „Es mußten sogar schon Kin- der abgewiesen werden", sagte Ursu- la Zappey von der Elterninitiative.

Deshalb wurden mit Hilfe der Presse alle ehemaligen Krankenschwestern und Pflegekräfte aufgefordert, sich wenigstens einen Tag in der Woche zur Verfügung zu stellen. Und die Resonanz sei groß. Innerhalb weni-

milien nicht vergessen haben, daß der hippokratische Eid und die Ver- pflichtung zu menschlicher Solidari- tät zu allen Zeiten gilt, daß man der Tyrannei widerstehen und den von ihr Verfolgten in der Gefahr helfen muß". An alle diese Kollegen sollte mit der Veröffentlichung erinnert werden, sagte Kalinski, der selber als Kind von den Nazis in das Vernich- tungslager Auschwitz verschleppt worden war.

Es ist nach Angabe des Heraus- gebers das erste Mal in der Bundes- republik, daß eine Ärztekammer das Schicksal jüdischer Kollegen in die- ser Weise aufarbeitet. Dr. Helmuth Klotz, Präsident der Landesärzte- kammer Hessen: „Wir hoffen, daß die Denkschrift gleichzeitig Mah- nung und Impuls für weitere For- schungen ist." Kli

ger Tage hätten sich 150 Bereitwilli- ge gemeldet.

Entscheidenden Anlaß zur Ent- stehung der verschiedenen Elternin- itiativen gab bereits Anfang der 70er Jahre die Bundestagsabgeordnete Petra Kelly, die in Zusammenarbeit mit einem Architekten- und Planer- team, mit Kinderpsychologen und -onkologen ein psychosoziales und sozialpädiatrisches Konzept für krebskranke Kinder entwickelt hatte

— „Der Kinderplanet".

Die Bezeichnung „Kinderpla- net" sollte zum Ausdruck bringen, daß als Gegengewicht zu der beäng- stigenden Welt des Krankenhauses eine von kindlichen Bedürfnissen be- stimmte, geschützte Umgebung ge- schaffen werden müßte, eine Sicher- heitszone, in der das Kind Vertraut- heit und Zuflucht finden kann Die Räume sollten groß sein und den Be- dürfnissen von Kindern aller Alters- stufen gerecht werden. Der Lern- Spielbereich müßte den kleinen Pa- tienten die verschiedensten Möglich- keiten bieten: Musik machen, Thea- ter spielen, lesen, basteln, malen, ei- nen eigenen kleinen Garten betreu- en. Inzwischen sind viele der Ideen Petra Kellys verwirklicht. Zahlreiche Kliniken haben bereits ein „kleines Planetchen", so Gerlind Bode. Trotz dieser Erfolge setzen die Elternin- itiativen ihre Arbeit fort. Kli

Leben bis zuletzt

Mehr als 200 Sterbende hat Dr.

Ingeborg Cleves-Kaiser, praktische Ärztin in Monschau, bisher medizi- nisch betreut. Sie versuchte, nicht nur die Patienten von ihren Be- schwerden zu befreien, sondern auch die Angehörigen zu stützen und ih- nen in ihrer Trauer beizustehen.

Das berichtete Ingeborg Cleves- Kaiser auf einer Tagung („Leben bis zuletzt"), die in Zusammenarbeit mit der „Katholischen Arzteschaft im Erzbistum Köln" im November in Bergisch Gladbach stattfand. Wich- tig sei es vor allem, daß die Patienten nicht isoliert sterben. Alle Laienhel- fer, Angehörige und Mitarbeiter der örtlichen Sozialstationen müßten dem Patienten ein „Gefühl der Ruhe und des Friedens vermitteln". Dabei sei eine gute Zusammenarbeit der Betreuenden unerläßlich, die sich leider aber jeweils nur „informell"

am Krankenbett träfen.

Wichtig sei das richtige Ab- schiednehmen vom Patienten. Die Inhalte des letzten Abschieds sollten ein gegenseitiges Danken und Ver- zeihen sein. Schon im Sterberaum müsse der Arzt den Angehörigen helfen, ihre Trauer zu verarbeiten, denn „eine mißlungene oder verlän- gerte Trauer kommt in Form von psychischen Störungen auf den Arzt zurück".

Nur wenige Angehörige sehen sich nach Ansicht von Ingeborg Cle- ves-Kaiser nicht in der Lage, einen Sterbenden zu pflegen. Für alleinste- hende Patienten sei die Betreuung in einem Hospiz zu empfehlen.

Pfarrer Dr. Paul Türks, Gründer des Aachener Hospizes (dazu Heft 12/1990), erläuterte, Hospize dienten der Betreuung von Sterbenden, da- mit diese ihr „Leben bis zuletzt sinn- voll gestalten können". Hospize lei- steten vieles, was ein normales Kran- kenhaus nicht könne. Damit das

„Burn-out-syndrom" beim Pflege- personal gar nicht erst entstehe, sei im Aachener „Haus Hörn" Super- vision eine Selbstverständlichkeit.

Hospize bieten die Hoffnung auf ein beschwerdefreies Leben bis zum Tod sowie die Zusicherung, bis zuletzt umsorgt zu sein, betonte Türks. Kli A-3830 (42) Dt. Ärztebl. 87, Heft 48, 29. November 1990

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Dann bietet sich aber erst recht an, den Praxis-Computer weit über die bisherigen Organisations- und Abrechnungszwecke hinaus in zu- nehmendem Maße — als Service für den

Vertreter der angestell- ten Ärzte äußerten in Köln die Auf- fassung, auch künftig werde das Schwergewicht der ambulanten Ver- sorgung von angestellten Ärzten in Polikliniken

Für die Interessenver- tretung der Ärzte ist eine Vereinigung im Sinne einer Ärztekammer oder eines Arz- tebundes zu gründen.. Hochschullehrer und Ärzte müssen umgehend das

Mit an- deren Buchstaben oder mit Verfassernamen gezeichnete Veröffentlichungen geben in erster Linie die Auffassung der Autoren und nicht in jedem Fall die Meinung der

gehören ein in die Psychiatri- sche Klinik zu integrierender Schwerpunkt Psychogeriatrie mit 48 Betten, ein Lehrstuhl für Geronto-Psychiatrie, der Aufbau einer

Leserbriefe sind uns immer willkommen; sie werden von Autoren und Redaktion sehr beachtet. Das gilt für kurze und lange Briefe. Die Veröffentlichungsmöglich- keiten freilich

Die Ärzte versuchten damit eine Aufgabe zu bewältigen, die ande- re Berufsgruppen noch gar nicht oder nur mit geringem Erfolg angegangen hätten.. „Biologistisches

Seit Anfang Septem- ber liefern die Inhaber, Helmut Sattmann und Rüdiger Meier, erlesene Weine und vollziehen somit das, worum sich jede An- tiquitätenmesse von Rang red-