R
eit“ ist ein Kunstwort, gebildet aus den Initia- len von Real Estate In- vestment Trusts. Ihre beson- dere Attraktivität gewinnen diese börsennotierten Akti- engesellschaften, die sich auf den Erwerb und die Verwal- tung von Immobilien speziali- siert haben, aus den Steuer- vorteilen, die ihnen in den USA eingeräumt werden.Reits brauchen, anders als an- dere US-Gesellschaften, kei- ne Einkommensteuer zu zah- len. Sie sind zudem von der US-Körperschaftsteuer be- freit, wenn sie den größten Teil ihrer Gewinne an die Ak- tionäre ausschütten.
Komplexer Markt Seit dem Frühjahr 1997 sind in Deutschland acht Fonds auf dem Markt, die nur in Reits anlegen. Die mei- sten Reits werden an der US- Computerbörse Nasdaq und an der American Stock Ex- change ebenso wie an der größten Aktienbörse der Welt, der New York Stock Ex- change, notiert. Sie bieten da- mit Kleinanlegern wie Groß- unternehmen eine Möglich- keit, sich am US-Immobilien- markt zu beteiligen.
Dazu muß man wissen, daß dieser Markt weit kom- plexer ist als der deutsche oder europäische. Das liegt einmal an der Größe der USA mit ihren völlig unter- schiedlich strukturierten Wirt- schaftsräumen. Die Reits set- zen regionale Schwerpunkte, weil niemand den gesamten US-Immobilienmarkt über- blicken, geschweige denn auf attraktive Investitionsmög- lichkeiten hin durchforsten
kann. Außerdem erfordern die unterschiedlichen Nut- zungskonzepte der Immobi- lien besonderes Fachwissen.
So sind einige Reits speziali- siert auf Hotels, andere auf Krankenhäuser, wieder an- dere auf Lagerhäuser, Bü- roflächen oder Einkaufszen- tren. Selbst bei der Investi- tion in Einkaufszentren er- fordern zum Beispiel die Neighborhood-Zentren wie- der ein ganz anderes Know- how als die großen regiona- len Malls.
Für Privatanleger ist es schwer, unter den Reits mit ihren unterschiedlichen re- gionalen Schwerpunkten und ihrer Spezialisierung die rich- tige Auswahl zu treffen. Dies gilt besonders für Anleger, die von Deutschland aus ope- rieren wollen. Einen Ausweg bieten die zum öffentlichen Vertrieb in Deutschland zu- gelassenen Reit-Fonds (siehe Tabelle), die ausschließlich in Reits oder ähnlichen Wer- ten anlegen. Aber auch deren Fondsmanager bedienen sich der Hilfe von Experten vor Ort. Der DekaTeam Immo- flex USA zum Beispiel läßt sich von der US-Investment- bank J. P. Morgan beraten.
AMC US Real Estate nimmt die Dienste der Koll-Gruppe in Anspruch, eines der großen Immobilienverwalter in den USA.
Die meisten Fonds sind wie die in Deutschland übli- chen offenen Investment- fonds konstruiert. Sie haben jedoch den Nachteil, daß die 15prozentige Kapitalertrag- steuer, die in den USA auf die Ausschüttungen der Aktien gezahlt werden muß, für den deutschen Anleger verloren A-140
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(52) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 3, 22. Januar 1999
GESCHICHTE DER MEDIZIN/WIRTSCHAFT
US-Immobilien
Chancen für Anleger mit Reit-Fonds
In Deutschland kann man sich durch Anteile an „Reit-Fonds“ am amerikanischen Immobilienmarkt beteiligen. Das Engagement beinhaltet dabei die bekannten Chancen und Risiken von Fonds.
D
ie Namen von 708 ver- folgten, vertriebenen und ermordeten Kinderärz- ten enthielt das Programmheft einer Gedenkveranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugend- medizin (DGfK). Die Pädiater erinnerten Ende letzten Jahres in Dresden an die Schicksale ihrer jüdischen Kollegen (dazu Deutsches Ärzteblatt, Heft 50/1998).Ein spätes Gedenken, wie die Gesellschaft selbst fest- stellte: „Sehr lange hat die Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Ju- gendmedizin zu ihrer eigenen Vergangenheit in der Zeit des Nationalsozialismus ge- schwiegen.“ So habe die DGfK erst auf ihrer 90. Jah- restagung im Jahr 1994 die Last der Vergangenheit the- matisiert. Ein Jahr später be- schloß sie, eine Dokumenta- tion beim Institut für Ge- schichte der Medizin der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg in Auftrag zu geben.
Sie sollte „die Rolle der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde in der Zeit des Nationalsozialismus kri- tisch reflektieren und den Schicksalen ihrer jüdischen Kolleginnen und Kollegen nachgehen“.
Die ersten erschütternden Ergebnisse stellte Prof. Dr.
med. Eduard Seidler, emeri- tierter Direktor des Freibur- ger Instituts für Geschichte der Medizin, vor: Danach wurde bereits im April 1933 den niedergelassenen Ärzten die Zulassung bei den Kran- kenkassen entzogen. Fast über Nacht verloren die mei- sten ihre Existenzgrundlage.
Zahlreiche jüdische Kinder- ärzte wichen der Gewalt und emigrierten ins Ausland.
„Wir wissen von vielen, die im letzten Moment Suizid be- gingen, um der Deportation zu entgehen, und wir kennen bisher 63 Kinderärztinnen und Kinderärzte, die den Weg in die Vernichtungslager des Ostens antreten mußten“, be- richtete Seidler. 1938 wurde den noch verbliebenen Ärz- ten die Approbation entzo- gen.
Vor diesem Hintergrund gab der Vorstand der Deut- schen Gesellschaft für Kin- derheilkunde und Jugendme- dizin folgende Erklärung ab:
„Die Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde hat in der Zeit des Nationalsozialismus Schuld auf sich geladen:
1
1 Herausragende Fachver- treter haben sich der politisch verhängnisvollen Doktrin der Rassereinheit und der völki- schen Gesundheitspolitik der nationalsozialistischen Jugend- führung zur Verfügung gestellt.
1
1 Die Mehrzahl der deut- schen Kinderärztinnen und Kin- derärzte jener Generation hat die Zerstörung der Existenz von über 700 jüdischen oder poli- tisch mißliebigen Kolleginnen und Kollegen widerstandslos ge- duldet. Sie und auch die An- gehörigen der unmittelbaren Nachkriegsgeneration haben dazu geschwiegen.
1
1 Dieses öffentlich festzu- stellen und zu bedauern, aber vor allem die Erinnerung an die Schicksale unserer politisch ver- folgten, vertriebenen und ermor- deten Kolleginnen und Kollegen für zukünftige Generationen wachzuhalten, ist das besondere Anliegen dieser Gedenkstunde.“
Die Gesellschaft wies dar- auf hin, daß die Erklärung
„die Last der Vergangenheit nicht vergessen machen las- sen kann; sie ist überhaupt nicht vergessen zu machen, sondern anzunehmen“. Kli
Schicksale jüdischer Ärzte
Spätes Gedenken
In einer Erklärung
erinnerte die Deutsche
Gesellschaft für
Kinderheilkunde und
Jugendmedizin an die
im Nationalsozialismus
verfolgten und
ermordeten Pädiater.
ist. Deshalb hat die Deutsche Bank bei ihrem Fonds Pri- mus, der bis Ende 1998 zur Zeichnung offenstand, eine andere Konzeption gewählt.
Der Anleger beteiligt sich hier als Kommanditist an ei- ner Kapitalgesellschaft. Auf diese Weise kann jeder Kom- manditist die in den USA gezahlte Einkommensteuer in Deutschland auf seine Einkommensteuerschuld an- rechnen lassen. Dieser Vor- teil schlägt allerdings nur bei größeren Anlagesummen stärker zu Buche. Daher be- trägt dann auch die Mindest- beteiligung beim Primus 25 000 US-Dollar. In Kauf nehmen muß der Anleger dafür recht hohe Gebühren (siehe Tabelle).
Keine Angaben Für die erst seit gut einem Jahr in der Bundesrepublik Deutschland zugelassenen Fonds, die in Reits anlegen, gibt es noch keine aussage- kräftigen, langfristigen Per-
formance-Angaben. Langfri- stig haben die Reits selbst sehr gut abgeschnitten, blie- ben aber in ihrer Gesamtheit hinter der Aktienkursent- wicklung zurück – kein Wun- der nach der Superhausse für Aktien und dem Einbruch am US-Immobilienmarkt Mitte der achtziger Jahre, von der sich der Markt derzeit erholt.
In den letzten zehn Jahren zum Beispiel brachte der Standard & Poor’s (S & P) 500, der marktbreite Aktien- index in den USA, eine jährli- che Rendite von 18,5 Prozent, während die Reits nur auf eine jährliche Rendite von 11,3 Prozent kamen. Vor al- lem im Jahresverlauf 1998 schnitten Reits mit einem Mi- nus von 11,2 Prozent enttäu- schend ab.
Für viele Experten bieten Reits dennoch auf dem der- zeitigen Niveau eine attrak- tive Chance, zumal die Akti- en in ein unruhigeres Fahr- wasser geraten sind. Nach den Einbußen im vergange- nen Jahr ist vor allem die
Dividendenrendite im Ver- gleich zu Aktien für Anleger sehr interessant. Während die im S & P 500 enthaltenen Ak- tien derzeit eine (rekordnied- rige) Dividendenrendite von
1,4 Prozent aufweisen, brin- gen Reits derzeit 6,2 Prozent.
Eine hohe Dividendenrendi- te war seit jeher ein guter Schutz in unruhigen Börsen- zeiten. Armin Löwe
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Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 3, 22. Januar 1999 (53) WIRTSCHAFT
Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank und die Kas- senärztlichen Vereinigungen (KVen) haben ihr Investitions- und Kostenberatungsmodell für die Praxisführung fortent- wickelt. Die Version „Inko 2000“ wird derzeit sowohl bei den KVen wie in den Bankfilialen eingeführt. Entstanden ist sie in Kooperation mit dem Zentralinstitut für die kas- senärztliche Versorgung, das in diesen Fragen mit der Bank und den KVen seit 15 Jahren kooperiert.
Jürgen Helf, Vorstandsmitglied der Apo-Bank, wies bei der Vorstellung von „Inko 2000“ darauf hin, daß es heute nicht mehr ausreiche, sich bei Investitionen am zu erwarten- den Praxisumsatz zu orientieren und die Praxisführung zu rationalisieren. Erforderlich sei darüber hinaus die Einbe- ziehung der privaten Dispositionen, damit nicht zusätzliche finanzielle Risiken entstünden. „Inko 2000“ erlaube eine komplexe Simulation. Es sei geeignet für Berechnungen vor einer Neugründung, aber auch für die Beratung bei einer Praxisübernahme oder einer Kooperation. EB
Apo-Bank: Beratung mit
„Inko 2000“
Tabelle
Reit-Fonds in Deutschland
Fonds Währung Ausgabe- Jährliche Wertpapier- Mindest- Monatliche
aufschlag Verwaltungs- Kenn- anlagebetrag Sparrate
in Prozent gebühr Nummer
ACM US Real Estate Investment Fund Dollar 6,67 0,95 986868 3 000 DM 200 DM
Deka Team-Immoflex USA DM null 0,721) 986472 keiner 100 DM
DG Lux Lacuna First US-Subfund DM 5,26 1,4 986843 10 000 DM 250 DM3)
Hypo US-Skiline DM 5 1,5 986901 keiner 200 DM2)
Morgan Stanley Dollar 5 1,4 986755 10 000 Dollar kein
US Real Estate Investment Angebot
Pioneer U.S. Real Estate Fund Dollar 5,26 1,25 987419 3 000 Dollar 300 DM
Amadeus US Real Estate Dollar 5 1,25 987176 10 000 Dollar kein Angebot
Primus Dollar 4 plus 2 Rück- 2 987176 25 000 Dollar kein Angebot
nahmegebühr
1) plus jährliche Vertriebsgebühr von 0,72 Prozent; 2) empfohlen werden etwa 3 000 DM; 3)pro Quartal oder Monat