Qualitätsmanagement
Praxis-Analyse
Franziska Diel, Bernhard Gibis (Hrsg.): Qualitätsziel-Katalog kompakt. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, 2005, brosch.,A4, 29,95 A
Mit der Einführung von Qua- litätsmanagement (QM) in die vertragsärztliche Praxis sollen die Abläufe bei der Pa- tientenversorgung systema- tisch geprüft und verbessert werden. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat für Vertragsärzte und -psycho- therapeuten ein eigenes, kostengünstiges QM-System entwickelt: QEP – Qualität und Entwicklung in Praxen.
Zentraler Baustein von QEP ist der Qualitätsziel-Katalog, der in fünf Kapiteln (Pati- entenversorgung, Patienten- rechte und Patientensicher- heit, Mitarbeiter und Fortbil- dung, Praxisführung und -or- ganisation, Qualitätsentwick- lung) die relevanten Bereiche einer Praxis abbildet. Dabei folgt der Katalog dem Ablauf der Patientenversorgung in der Praxis. So beginnt das Ka- pitel „Patientenversorgung“
beim Zugang zur ambulanten Versorgung (Leistungsspek- trum, Anmeldung, Terminver- gabe und anderes), themati- siert Untersuchung und Dia- gnostik, Therapie und Ver- sorgung, Patientenunterlagen und Dokumentation. Weitere Bereiche sind die Kontinuität der Versorgung, Prävention
und Gesundheitsförderung und das Notfallmanagement.
Jedem Bereich sind Qua- litätsziele zugeordnet, anhand derer die Praxis selbst ihren Standort bestimmen und ana- lysieren kann, wo Optimie- rungsbedarf besteht. Kern- ziele sind optisch hervorge- hoben, weil sie für den Auf- bau eines praxisinternen QM- Systems besonders hilfreich sind oder weil sie wichtig sind für die Berücksichtigung gesetzlicher Vorgaben zum QM oder anderer Vorschrif- ten (zum Beispiel Medizin- produktegesetz).
Damit die Arztpraxen die Qualitätsziele einfacher um- setzen können, wurden die-
se operationalisiert und als Nachweise/Indikatoren be- schrieben. Mit Fragebeispielen kann die Arztpraxis außer- dem leichter feststellen, ob ein Qualitätsziel bereits um-
gesetzt ist oder Handlungsbe- darf besteht.
Der Katalog ist nicht nor- mativ zu verstehen, sondern als ein Hilfsmittel für Ärzte, damit diese Verbesserungen strukturiert erarbeiten und umsetzen können. Empfohlen wird, zunächst überschaubare Aufgaben auszuwählen, wie zum Beispiel die Einführung von Teambesprechungen oder das Erstellen von Patienten- informationen. Wer zu den Qualitätszielen Umsetzungs- hilfen, zum Beispiel Muster- vorlagen, Checklisten oder weiterführende Informations- quellen sucht, muss auch das QEP-Manual (199 A) erwer- ben. Heike E. Krüger-Brand
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 42⏐⏐21. Oktober 2005 AA2863
B Ü C H E R
Medizingeschichte
Einzelschicksale
Andrea Lorz: Die Erinnerung soll zum Guten gereichen. Aus dem Leben und zu den Leistun- gen Leipziger jüdischer Ärzte.
Eine Spurensuche. Passage-Ver- lag, Leipzig, 2005, 272 Seiten, zahlreiche SW-Abbildungen, kartoniert, 18,50 A
Am 26. August 1943 kam im Leipziger Auktionshaus Klemm aus dem Besitz des kurz zuvor nach Auschwitz deportierten jüdischen Arz- tes Dr. Otto Michael neben verschiedenen medizinischen Geräten auch ein Buch mit dem Titel „Vom Wirken berühmter Ärzte aus vier
Jahrhunderten“ zur Verstei- gerung. Letzteres wurde vom Gesundheitsamt erstanden.
Andrea Lorz hat sich auf die Spurensuche gemacht und das Schicksal einzelner jüdi- scher Ärzte in Leipzig rekon- struiert. Dabei ist auch dieser Quellenfund zutage gekom- men. Sie hat Zeitzeugen be- fragt und Archivalien ausge- wertet. Entstanden ist ein Ge- denkbuch für die vertriebe- nen Leipziger jüdischen Ärz- te, das nicht auf Vollständig- keit abzielt, sondern Einzel- schicksale beleuchtet.
In Leipzig praktizierten Anfang der 1930er-Jahre 82 Ärzte und 47 Zahnärzte jüdi- scher Herkunft. Das ent- sprach circa elf Prozent der
Leipziger Ärzteschaft. Zu den heute noch bekannten Ärz- ten, die zwar in Leipzig gebo- ren wurden, aber ihre Karrie- re andernorts machten, zählt der Röntgenologe Dr. Gu- stav Bucky (die Bucky-Blen- de ist nach ihm benannt). Ihm gelang 1936 die Auswande- rung von Berlin nach New York, wo er 1963 starb. Auch ein Nobelpreisträger ist unter den in diesem Band por- trätierten Leipziger Medi- zinern: der Physiologe Sir Bernhard Katz. Er musste 1935 nach England emi- grieren. 1990 bekam er die Ehrendoktorwürde von der Medizinischen Fakultät der Karl-Marx-Universität Leip- zig verliehen. Robert Jütte