• Keine Ergebnisse gefunden

1 Januar 2 01 4 CHF 8.– www .null 41.ch

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie " 1 Januar 2 01 4 CHF 8.– www .null 41.ch"

Copied!
72
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Monatszeitschrift für Luzern und die Zentralschweiz mit Kulturkalender N

O

1 Januar 2 01 4 CHF 8.– www .null 41.ch

APPLAUS FÜR:

DIE KULTURKÖPFE 2013

JETZT MIT NOCH MEHR KULTURTIPPS!

UÊDIE NUMMER 1:

FELIX BÄNTELI UÊBEST OF:

ZENTRALSCHWEIZER KULTUR IN LISTEN EXKLUSIV: DIE NEUSTEN

LUZERNER PLATTEN

DIESES HAUS POLARISIERT:

DAS SÜDPOL-INTERVIEW KNAPP BEI KASSE:

LUZERN IM STEUERTIEF

(2)

ABDELLATIF KECHICHE

EIN FILM VON

AB 9. JANUAR IM KINO

ANZEIGEN

ORGANISIERT UND UNTERSTÜTZT DURCH:

Musik und Kultur

Gönner

Engelberg

36. DREIKÖNIGS KONZERT

SAMSTAG

4. JANUAR 2014

20.15 UHR, KURSAAL ENGELBERG BIG BAND DER HOCHSCHULE LUZERN LEITUNG DAVID GROTTSCHREIBER LEA FRIES GESANG

DIE BIG BAND DER HOCHSCHULE LUZERN SPIELT UNTER LEITUNG VON

DAVID GROTTSCHREIBER IM ERSTEN TEIL KOMPOSITIONEN VON THAD JONES SOWIE MITREISSENDE VOCAL ARRANGEMENTS MIT DER SÄNGERIN LEA FRIES.

IM ZWEITEN TEIL WIRD DIE «NUSSKNACKER SUITE» VON TSCHAIKOWSKY IN EINEM ARRANGEMENT VON DUKE ELLINGTON GEBOTEN.

EINTRITT BAHNVERBINDUNG KOLLEKTE HINFAHRT AB LUZERN 18.10 UHR

RÜCKFAHRT AB ENGELBERG 22.30 UHR UND 23.30 UHR

ARCHI- TEKTUR AGENDA

ZENTRALSCHWEIZ

PLATTFORM FÜR VERANSTALTUNGEN UND STELLEN

IM BEREICH DER ARCHITEKTUR

WWW.ARCHITEKTURAGENDA.CH

MODUL MACHT DRUCK

YELLOWLINE

FÜRPREISBEWUSSTE

MODUL AG

BERNSTRASSE 57A / 6003 LUZERN / FON: 041 220 06 66 / WWW.MODUL.CH E v e n tM a r k e t i n g

(3)

EDITORIAL

Martina Kammermann kammermann@kulturmagazin.ch

Nicht alle von ihnen suchen das Rampenlicht, doch sie alle sind uns im vergange-

nen Jahr ganz besonders aufgefallen: die Kulturköp- fe 2013. Ihr kulturelles Tun hat die 041-Redaktion beeindruckt, allen voran Felix Bänteli, der mit dem Labor Luzern eine zukunftsweisende Austauschplatt- form begründet hat und kluge Basisarbeit leistet. Also Scheinwerfer an und Vorhang auf für die Kulturkopf- Gala 2013!

Wir schauen in diesem Heft aber nicht nur zurück, sondern auch nach vorn. Und da sieht es in Sachen Kantonsfinanzen düster aus: Statt Wirtschaftswachs- tum generieren die halbierten Unternehmenssteuern in Luzern allerorts Finanzlöcher – die Rechnung wer- den vor allem die Bürgerinnen und Bürger zahlen, und als ewiger Sparposten schliesslich wohl auch die Kultur, wie Pirmin Schilliger in seinem Artikel zeigt (Seite 8).

Einen Blick auf die globa- le Zukunft werfen wir mit Jakob von Uexküll, dem Gründer des Alternativen Nobelpreises. Laut ihm be- finden wir uns an einem «Tippingpoint», also einem Wendepunkt, an dem es gilt, dass Lösungen schneller wachsen als die Probleme. Eine seiner Strategien, mit denen er im Weltzukunftsrat daran arbeitet, heisst:

Kopieren. (Seite 16)

Zurück in der Region befragen wir das neue Südpol- Leitungsteam Patrick Müller und Alex Boos, wie die Zukunft ihres immer wieder umstrittenen Kultur- hauses aussehen soll. Und sie machen deutlich: Ihre künstlerische Linie wollen sie unter allen Umständen durchziehen. (Seite 18)

Bild:

IM RAMPENLICHT IM RAMPENLICHT

EDITORIAL

Martina Kammermann kammermann@kulturmagazin.ch

Nicht alle von ihnen suchen das Rampenlicht, doch sie alle sind uns im vergangenen Jahr ganz besonders aufgefal- len: die Kulturköpfe 2013. Ihr kultu-

relles Tun hat die 041-Redaktion beeindruckt, allen voran Felix Bänteli, der mit dem Labor Luzern eine zukunftsweisende Austauschplattform begründet hat und kluge Basisarbeit leistet. Also Scheinwerfer an und Vorhang auf für die Kulturkopf-Gala 2013!

Wir schauen in diesem Heft aber nicht nur zurück, sondern auch nach vorn. Und da sieht es in Sachen Kantonsfinanzen düster aus: Statt Wirtschaftswachs- tum generieren die halbierten Unternehmenssteuern in Luzern allerorts Finanzlöcher – die Rechnung wer- den vor allem die Bürgerinnen und Bürger zahlen, und als ewiger Sparposten schliesslich wohl auch die Kultur, wie Pirmin Schilliger in seinem Artikel zeigt (Seite 8).

Einen Blick auf die glo- bale Zukunft werfen wir mit Jakob von Uexküll, dem Gründer des Alternativen No- belpreises. Laut ihm befinden wir uns an einem «Tippingpoint», also einem Wendepunkt, an dem es gilt, dass Lösungen schneller wachsen als die Probleme. Eine seiner Strategien, mit denen er im Weltzukunftsrat daran arbeitet, heisst: Kopieren.

(Seite 16)

Zurück in der Region befragen wir das neue Südpol- Leitungsteam Patrick Müller und Alex Boos, wie die Zukunft ihres immer wieder umstrittenen Kultur- hauses aussehen soll. Und sie machen deutlich: Ihre künstlerische Linie wollen sie 2014, in ihrem ersten Betriebsjahr, unter allen Umständen durchziehen.

(Seite 18)

(4)

INHALT

Bild: zvg

PROGRAMME DER KULTURHÄUSER 42 LSO / Luzerner Theater

44 ACT / Stattkino 48 Südpol

50 Romerohaus / Zwischenbühne 52 HSLU Musik

54 Chäslager Stans / Stadtmühle Willisau 56 Kleintheater

58 Kulturlandschaft 60 Kunstmuseum Luzern

62 Natur-Museum Luzern / Historisches Museum 64 Kunsthalle Luzern / Museum im Bellpark

KOLUMNEN

6

Gabor Feketes Hingeschaut

7

Lechts und Rinks: Fusion Reloaded

20 Gefundenes Fressen: Grünes Gold 39 11 Fragen an: Beat Bracher 69 Kämpf / Steinemann 70 Käptn Steffis Rätsel 71 Vermutungen

SERVICE

21 Bau. Zur Ausstellung von Thomas Schütte 22 Kunst. Ein Kunstmagazin und sein Macher 28 Musik. Ein Festival für die Neue Musik 30 Wort. Ein Luzerner erzählt das Leben 33 Kino. Bernardo Bertolucci ist zurück 36 Bühne. Die «Alcina» im Luzerner Theater 38 Kultursplitter. Tipps aus der ganzen

Schweiz

66 Namen / Notizen / Preise / Ausschreibungen 67 Impressum

KULTURKALENDER 40

Kinderkulturkalender

41 Veranstaltungen 61 Ausstellungen

Titelbild: Chris Obrist

24 NOCH NICHT ÜBER DER GRENZE Mit England hats nicht geklappt, aber das neue Album von 7 Dollar Taxi rockt.

16 GLOBALER DENKER

Ein Gespräch zur Menschheit mit dem Gründer des Alternativen Nobelpreises.

30 MITTEN AUS DEM LEBEN

Der Luzerner Autor Christoph Schwyzer erzählt nah am Menschen.

8 DÜSTERE AUSSICHTEN

Eine Bilanz zur Steuerpolitik des Kantons Luzern.

18 AUF ZU NEUEN HORIZONTEN?

Die neue Südpol-Leitung startet mit

dem ersten eigenen Programm ins neue

Jahr. Zeit für ein Gespräch.

(5)

SCHÖN GESAGT

BEAT BRACHER (SEITE 39)

GUTEN TAG AUFGELISTET

GUTEN TAG, OLIVER SKREINIG Dein Circus Royal, der bis Anfang Januar in Em- men gastierte, verlässt uns wieder und so kann endlich Ruhe einkehren. Seit Jahren laufen Tier- schutzaktivisten Sturm gegen eure angeblich un- artgemässe Haltung von Watussi-Rindern, Kame- len, Nandus, Lamas, Haflinger-Pferden und einem Esel. «Der Schweizer Tierschutz will uns systema- tisch zerstören», meintest du vor drei Jahren im St. Galler Tagblatt dazu. Auch in Emmen fand an- lässlich deines Besuchs eine bewilligte Demonst- ration für einen Zirkus ohne Tiere statt. Aber kei- ne Sorge, wir sehen, dass du dich mit artgerechter Haltung bestens auskennst: verteilt auf zwei Wohnwagen machst du es dir zwischen den Vor- stellungen jeweils mit Marmortisch, Fussboden- heizung, zwei Flachbildfernsehern und goldbe- randeten Möbeln bei offenem Kamin gemütlich, wie wir in den Vorarlberger Nachrichten lesen.

Wie zu erwarten, denn: «Der Zirkus ist wie eine kleine Monarchie und wird auch so geführt». Für das diesjährige Programm werden 300 000 Liter Wasser fliessen. Wozu, verrätst du nicht. Mögli- cherweise, um dein Gewissen reinzuwaschen?

Keine weiteren Fragen, 041 – Das Kulturmagazin

E-Books und iPhones begleiten uns täglich, und auch die e-Zigi ist in al- ler Munde. Was die Digitalisierung uns noch bringen könnte (oder viel- leicht schon brachte):

- e-Stumpen - e-Bier

- e-Papersammlung - e-Spresso

- iGod - iLand - e-Lend - e-Birth - iTod - e-Yoga - e-Rektion - iDings - e-Bums GUTEN TAG, IG ZUGER CHRIESI

Dein Aktivismus kannte in den vergangenen zwei Jahren kaum Grenzen: So gibt’s in Zug die Chrie- siwurst, das Chriesibier, das Chriesibaum-Paten- schafts-Projekt, das Chriesisturmrennen, den Chriesi Shop, das Kirschbrennerei-Gedenkwap- pen, die Kirschtortengesellschaft mit Kirsch- tortenmuseum, und im Kirchturm St. Michael hängt – was sonst – eine Chriesigloggä, die jeweils beim Chriesi-Saison-Eröffnungsfest erschallt. Ja, die Zuger Chriesiaktivisten schafften es in kurzer Zeit, das ganze Spektrum zwischen heimatfühli- ger Traditionsinszenierung und erfinderischem Standortmarketing abzudecken. Und nun konnte die Chriesi-Lobby offenbar auch in der Politik ei- nen Erfolg verbuchen: Da der Grappa-Konsum der Zuger Kantonsräte zu ausschweifend war, dürfen sie an ihren Sitzungsessen seit neustem keinen «ausserkantonalen» Schnaps mehr auf Staatsrechnung bestellen – sondern nur origina- len Zuger Kirschschnaps. Ja klar: Wenn man sich schon während der Arbeit auf Staatskosten be- trinkt, ist es doch nur Recht, wenn man das mit dem eigenen Schnaps tut. Oder wie es Trouba- dour King Pepe sagen würde: «Ds Läbe isch fasch chli wienäs Chirschi…»

Alpenbitter, 041 – Das Kulturmagazin

«Alles war immer anders,

als ich es mir vorgestellt hatte.»

#

"!## ! ! ! ! !!!!!!!!!!!!! !!!!!!!! ! !!!!!!! ! ### # ## # # # ### ## ###### # # # # # # ## ## ### ## ## # ## # #

!% # # #

$" $$'*(*)'''** ****((((((( *(* ****(((( *((( **((((((((((((((((((((( *(* (((((( ((((((((((((((( ((((((((( ''' ''' '''' '''''''''''''''' '''''''''''''' '''''''''''''''''''''''' '' '' '''''''''''''''''''''''''''' ''''''''''

!&

ANZEIGEN

KULT U R T E I L .ch Tolerieren

oder

debattieren?

(6)

Als ich letzten Winter auf dem Dietschiberg zeichnete, entdeckte ich diesen wunderschönen Baum. Es war majestätisch, wie er stolz dastand, ganz allein in der klirrenden Kälte. Es waren sicher noch einige Tage bis Weihnachten, aber allein dieser schöne An- blick war schon ein Fest! Ich wünsche ein gutes Jahr 2014.

Bild und Text Gabor Fekete

HINGESCHAUT

Der andere Weihnachtsbaum

(7)

LECHTS UND RINKS

53 Prozent können irren

Der Luzerner Stadtpräsident hat die Fusion mit Emmen wieder ins Gespräch gebracht.

Gut so.

Christoph Fellmann, Illustration: Mart Meyer

Wie lange dauert eine Anstandsfrist? In

der Politik nicht lange, das weiss man von vielen Vorlagen, die nach einer verlorenen Abstimmung schon bald in leicht abgeän- derter Form wieder auf den Tisch kommen.

Nun, eine «Zwängerei» werden es die Ab- stimmungssieger auch diesmal nennen, das politische Ritual erfordert es so. Und vielleicht ist es tatsächlich etwas voreilig, dass der Luzerner Stadtpräsident Stefan Roth die Fusion mit der Gemeinde Emmen in einem Interview mit der «Neuen Luzer- ner Zeitung» wieder zum Thema gemacht hat – nur 20 Monate, nachdem 53 Prozent der abstimmenden Emmerinnen und Em- mer genau das abgelehnt haben. Und doch, in der Sache hat der CVP-Mann, der aus Littau kam, recht.

Denn erstens standen 2012 in Emmen – anders als beispielsweise in Kriens – gros se politische Kreise hinter der Fusion. Zwei- tens war die Abstimmung knapp, und drittens ist dabei offen geblieben, was jene Hälfte der stimmberechtigten Emmerin- nen und Emmer über die Fusion denkt, die damals nicht an der Urne war. Wichti- ger sind aber die inhaltlichen Gründe; und da spricht auch heute immer noch alles für ein Zusammengehen von Luzern und Em- men zu einer Stadt mit rund 100 000 Ein-

wohnern. Die vermaledeite Steuerpolitik des Kantons, welche die Gemeinden in die Finanznot treibt, ist da nur das eine und gewiss nicht das beste Argument (siehe Seite 8). Entscheidend ist, dass das alte Drei-Gemeinden-Eck von Luzern, Littau und Emmen zum wichtigsten Entwick- lungsgebiet der Luzerner Agglomeration geworden ist.

Verkehr: Der Umbau des Seetalplatzes ist nur ein Symptom dafür, dass die Proble- me nur gemeindeübergreifend gelöst wer- den können. Wie verhindert man den tägli- chen Verkehrsinfarkt auf den Zufahrtsach- sen und in der Innenstadt? Und wo soll ein neuer Durchgangsbahnhof stehen – unter- irdisch im Zentrum oder doch in Emmen?

Stadtplanung: In Emmen und Reuss- bühl, am Zusammenfluss von Emme und Reuss, entsteht ein neues Stadtzentrum.

Dass in diese Entwicklung nebst dem Kan- ton noch immer zwei Gemeinden invol- viert sind, die mit dieser Aufgabe beide tendenziell überfordert sind, ist nicht gut.

Eine Fusion würde die heutige Stadt Lu- zern dazu zwingen, ihren Norden endlich als ihr zukünftiges neues Zentrum anzuer- kennen.

Bildung und Kultur: Nebst der wirt- schaftlichen Entwicklung zeichnet sich in Luzern-Nord auch eine kulturelle Zentrali- sierung ab. Hochschulen und Kulturbetrie- be liebäugeln schon lange mit den alten

Industriearealen an der Emme. Eine Fusi- on von Luzern und Emmen würde nicht nur die alte, unproduktive Konkurrenz zweier Wirtschafts- und Bildungsstandorte eliminieren, sondern eine gezielte kultu- relle Entwicklung des neuen Stadtzen- trums ermöglichen.

Von einer Fusion zwischen Luzern und Emmen würden also beide Gemeinden enorm profitieren. Gut, dass Stefan Roth sie wieder zum Thema gemacht hat, auch wenn er dafür beschimpft und ausgelacht werden wird. Und gut auch, dass er aus den strategischen Fehlern seiner Vorgän- ger gelernt hat: 2012 wollte der Luzerner Stadtrat die ganze Agglomeration zusam- menlegen, was illusorisch war und die durchaus realistische Fusion mit Emmen letztlich verhinderte. Noch ist es zu früh für neue Verhandlungen. Aber es schadet nicht, wenn die Fusion wieder diskutiert wird: Das bereitet das Terrain dafür, in ein paar Jahren in aller Ruhe neue Gespräche aufzunehmen. Nicht mit Kriens, nicht mit Horw, nicht mit Ebikon und Adligenswil.

Sondern mit Emmen, der besten aller

Bräute für Luzern, welche die Region zu

bieten hat.

(8)

TIEFSTEUERKURS

Die Halbierung der Gewinnsteuern für Unternehmen war bloss die letzte von mehreren Steuersenkungsrunden auf ver- schiedenen Ebenen. Sie erfolgte ganz zur Freude der Wirtschaftsförderer. Die einsti- ge Steuerhölle Luzern steht seither im in- terkantonalen Steuerwettbewerb glänzend da. Doch die Hoffnung, dass nun möglichst viele Unternehmen ins Steuerparadies um- ziehen würden, hat sich bislang nicht er- füllt. Nicht überraschend sanken im Jahr 2012 die Steuereinnahmen von juristi- schen Personen um 60 Millionen (–34%) auf 113 Millionen Franken. Exakt um die- sen Betrag droht nun der Kanton Luzern im Finanzjahr 2013 ins Minus zu rutschen, stellt man auf die aktuellste Hochrechnung ab. Bei deren Bekanntgabe war gemäss Wortlaut der Regierung wohlweislich we- der von «Schulden» noch von «Defiziten»

die Rede, sondern von «Aufwandüber- schuss». Und statt von «Sparmassnahmen»

sprach Finanzdirektor Marcel Schwerz- mann von «Entlastungsmassnahmen». Die verbalen Beschönigungsversuche können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Tiefsteuerstrategie der letzten Jah- re, von der nicht nur die Unternehmen, sondern auch die natürlichen Personen profitiert haben, vorerst einmal Schiff- bruch erlitten hat. Mindereinnahmen von rund 350 Millionen Franken lassen sich nun einmal nicht so leicht wieder wettma- chen. Trotzdem wollen die Verfechter die- ser Strategie, allen voran der Finanzdirek- tor, daran festhalten. Früher oder später werde sich dies auszahlen, beteuern sie einmütig.

Löcher stopfen

Doch das ist, wenn überhaupt, bestenfalls Zukunftsmusik. Im Augenblick gähnt aus der Staatskasse ein dickes rotes Loch. Wie es gestopft werden soll, ist zum heissen Po-

litikum geworden. Die Regierung hat eine Erhöhung des Staatssteuerfusses von 1,5 auf 1,6 Einheiten beantragt, vorerst einmal befristet auf den Zeitraum 2014 bis 2016.

Der Kantonsrat hat diesem Antrag in der Dezembersession zugestimmt, vor allem dank den Stimmen der CVP, der Grünen, der Grünliberalen und auch der SP. Mehr- heitlich gegen eine Steuererhöhung waren die Fraktionen der FDP und der SVP. Das letzte Kapitel ist damit in dieser Debatte noch längst nicht geschrieben. Die SP stösst sich daran, dass nun der normale Steuer- zahler die Tiefsteuerstrategie ausbaden muss. «Mit der Erhöhung des Steuerfusses bezahlt die Allgemeinheit die Halbierung der Unternehmenssteuer, und das ist nicht gerecht», kritisiert SP-Kantonsrätin Felici- tas Zopfi und spricht von einer sozialen Umverteilung. Sie kündigte eine Initiative an, mit der die SP eine Korrektur der Un- ternehmenssteuern erreichen will. Dies,

Im Jahr 2012 hat der Kanton Luzern bekanntlich die Gewinnsteuern für Unternehmen halbiert, auf das landesweit tiefste Niveau. Prompt sind in der Folge die Einnahmen in vielen Gemeinden drastisch eingebrochen. Nun kommt es überall zu Sparrunden und Steuererhöhungen. Und für die fiskalische Entlastung der Firmen müssen die Bürge- rinnen und Bürger geradestehen.

Von Pirmin Schilliger

Schiffbruch

einer kühnen Steuerpolitik

(9)

TIEFSTEUERKURS

nachdem zwei dringliche Vorstösse der SP zwecks Erhöhung der Unternehmens- und der Vermögenssteuer im Kantonsrat abge- schmettert worden waren.

Pikantes Detail: Die Steuererhöhung wird Mehreinnahmen von 60 Millionen Fran- ken einbringen. Dieser Betrag entspricht zufällig dem bereits erwähnten Rückgang der Steuereinnahmen von juristischen Per- sonen. Doch die Mindereinnahmen des Kantons sind in dieser Diskussion erst die halbe Rechnung. Zählt man die Ausfäl- le bei den Gemeinden hinzu, so rei- ssen die halbierten Unternehmens- steuern ein Loch von über 100 Millionen Franken in die öffent- lichen Kassen. Zu den Verlierern gehören jetzt vor allem jene Ge- meinden, in denen grosse Fir- men bislang einen wesentli- chen Anteil des Steuersubstrats geliefert haben. Beispiel Stadt Luzern: Die Steuereinnahmen von juristischen Personen ver- ringerten sich 2012 um 12 Millio- nen Franken (–27%). Sie machen nun noch 16 Prozent sämtlicher Steuererträge aus. Mit noch härteren Einbussen als Luzern sieht sich Sursee konfrontiert. Die Erträge aus den Unter- nehmenssteuern – etwa von Firmen wie Hofstetter, Otto’s, Bison und Fenaco/Ram- seier – sind im Zentrum der Luzerner Land- schaft mit seinen vielen industriellen Ar- beitsplätzen in den letzten drei Jahren an- teilsmässig von 25 auf 13 Prozent gesunken.

Allein zwischen 2011 und 2012 halbierten sich die Abgaben der juristischen Personen, auf nunmehr 2,5 Millionen Franken. Nen- nenswerte Firmenzuzüge konnte Sursee keine verbuchen. Finanzvorsteher Paul Rutz glaubt denn auch nicht an den Erfolg der vom Kanton propagierten Steuerstrate- gie. «Weitaus wichtigere Standortfaktoren als Steuern sind für die Firmen die gute Verkehrsanbindung, das grosse Potenzial an qualifizierten Arbeitskräften und die hohe Lebensqualität», betont er.

Weniger Leistung für mehr Geld Zu den von der jüngsten Steuerpolitik be- sonders gebeutelten Gemeinden gehört Die rikon. Dank erfolgreichen Unterneh- men wie Komax und Migros Zentral-

schweiz zählte der Ort lange Zeit zu den Steuerparadiesen. Doch damit ist es nun vorbei. Die juristischen Personen, die vor ein paar Jahren rund die Hälfte der Steuer- einnahmen erbrachten, lieferten 2012 noch 20 Prozent des Substrats ab. Prompt rutsch- te Dierikon mit 1,3 Millionen Franken in

die roten Zahlen,

Millionen Franken. Um die Finanzen ins Lot zu bringen, hat der Stadtrat Ende No- vember ein weiteres Sparpaket von rund 25 Millionen Franken geschnürt. Am meisten wird es die pensionierten städti- schen Angestellten treffen, die auf den Teu- erungsausgleich verzichten müssen. Aber auch die Kultur muss im Rahmen dieses jüngsten Sparvorschlags Federn lassen. Die Kulturagenda 2020 wird 2015–2018 jähr-

lich um den Betrag von 200 000 Fran- ken gekürzt. Die Massnahmen zeigen

auch, nach welchem Muster der Rotstift angesetzt wird: Statt gan-

ze Leistungen zu streichen, schnipseln die Politiker lieber überall ein wenig herum: am Unterhalt von Liegenschaf-

ten, beim Schulmaterial, bei einzelnen Bildungs- und Kul- turangeboten oder – wie dies die Luzerner Stadtregierung tut – am eigenen Lohn. Mit Letzterem lassen sich besten- falls ein paar Wählerstimmen gewinnen, aber kaum Millionen- defizite beheben. An manchen Or- ten ist mittlerweile die Zitrone ausge- presst. Triengen etwa hat schon zwei massive Steuerhöhungen innerhalb von zwei Jahren und Sparmassnahmen in allen Bereichen hinter sich. «Weiteres Sparpo- tenzial ist kaum mehr vorhanden, wenn wir nicht massiv Leistungen abbauen und damit die Gemeinde aushungern wollen», sagt Finanzchef Josef Fischer.

Auch in Luzern dürfte sich die Finanz- situation in den nächsten Jahren kaum entspannen. Stadtpräsident Stefan Roth glaubt jedenfalls nicht daran, dass die Steu- erausfälle bei den juristischen Personen in den nächsten zwei bis drei Jahren durch umso mehr Erträge von neuen Firmen wettgemacht werden könnten. Seine Skep- sis illustriert er mit einem Beispiel: Allein um die Halbierung der Steuern der Luzer- ner Kantonalbank zu kompensieren, müss- ten sich in der Stadt rund 200 bis 300 neue Unternehmen ansiedeln.

Für die Bürgerinnen und Bürger heisst es also in Zukunft: Weniger für mehr!

Im Klartext: Höhere Abgaben an den Staat bei gleichzeitig reduziertem Leistungsan- gebot – natürlich auch bei der Kultur.

Illustration: Mart Meyer

obwohl sofort Sparmass-

nahmen eingeleitet wurden. Auf zuziehen- de Firmen kann Dierikon nicht hoffen, denn die Landreserven sind erschöpft. Um die entgangenen Unternehmenssteuern wettzumachen, sind nun die Steuern um vier Zehntelseinheiten erhöht worden. Ei- nige Parteien, so die FDP, denken bereits laut darüber nach, ob eine Fusion mit einer anderen Gemeinde der Ausweg aus der Fi- nanzmisere sein könnte.

Sparpakete und Steuererhöhungen ma-

chen inzwischen überall die Runde. 21 Ge-

meinden haben bereits 2013 ihren Gemein-

desteuerfuss erhöht, noch mehr haben dies

fürs laufende Jahr 2014 beschlossen. Der

Spielraum ist dabei beschränkt, denn die

Gemeinden können nur an den Steuersät-

zen für die natürlichen Personen schrau-

ben. Der Stadt Luzern drohen trotz bereits

erfolgter Steuererhöhung und mehrerer

Sparrunden im Zeitraum 2015 bis 2018

jährliche Defizite zwischen 3,6 und 7,4

(10)

KULTURKÖPFE

Der Erfinder

Mit dem Labor Luzern hat Felix Bänteli eine zukunftsweisende Wissensaustauschplattform initiiert.

Das Motto seiner Workshops:

Selber machen!

2013

1 Die Kuratorin 2

Laura Breitschmid vertritt die junge Generation der Kunstwelt und ist die treibende Kraft im Kunstraum Elephanthouse.

Felix Bänteli, Initiant Labor Luzern, Kulturvermittler

Als Kunststudent an der Hochschule Luzern machte Felix Bänteli eine Beobachtung, die ihm fortan zu denken gab. Nämlich, dass Kulturschaf- fende mit technischen Geräten aller Art arbeiten, sie im Grunde aber nicht verstehen. Er aber wollte dies und lernte in ein paar Semestern Maschinenbaustudium eine neue Wissenswelt kennen – eine, in der es ihm an Kreativität fehlte. Man müsste doch beides verbinden können, dachte sich Bänteli. Und genau das tun der 31-Jährige und seine Mit- streiter heute mit dem Labor Luzern. Ihre Grundidee: Material, techni- sches Know-how und Ideen gibt es in Luzern zuhauf – man braucht sie nur auszutauschen, damit Neues entsteht und jeder Einzelne profitiert.

Seit 2012 organisieren Felix Bänteli, Daniela Schmidlin und Patrick Rohner in Luzern Workshops im Bereich der zeitgenössischen Medien.

Themen sind: Wie baue ich eine Soundinstallation mit tanzenden Bär- chen? Welche Komponenten brauche ich für ein eigenes elektronisches Musikinstrument? Im Herbst 2012 konnte das Labor-Team seine eigene elektronische Werkstatt einrichten. Im «Hackspace» finden seitdem re- gelmässig Workshops und jeden Mittwoch ein offener Treffpunkt statt.

Gestalter, Informatikerinnen, Kunststudenten und Entwickler treffen dort zusammen und tüfteln gemeinsam an Lösungen – fernab jedes Lehrer-Schüler-Musters. Die Anlässe sind rege besucht und Verbände aus Forschung und Wirtschaft zeigen sich an den Workshops ebenso in- teressiert wie Gruppen und Institutionen aus der Kultur. In Basel will man bereits einen eigenen Hackspace aufbauen, und auch das Luzerner Theater wendete sich schon ans Labor: Es brauchte für eine Inszenie- rung ein Silikonherz, das schlägt.

Das Labor Luzern hat mit seiner interdisziplinären und zukunftsweisen- den Plattform 2013 eine Lücke gefüllt und ein neues Feld aufgetan. Felix Bänteli war dabei der treibende Kopf, ideensprühende Chaot und wort- reiche Vollzeitarbeiter. Ganz nebenbei wurde er 2013 auch zum Präsi- denten der Schweizerischen Gesellschaft für mechatronische Kunst in Zürich gewählt. Bestimmt wird das Labor Luzern auch 2014 weiter ex- perimentieren (gerade hat es den Zentralschweizer Förderpreis des Mig- ros Kulturprozents entgegengenommen) und zum Selbermachen ani- mieren – zum Beispiel am diesjährigen «Jurassic Laboratory», dem Zeitgenössische-Medien-Festival des Labors. (mak)

Laura Breitschmid, Kunsthistorikerin, Kuratorin

Sie ist in der hiesigen Kunstszene die Newcomerin des Jahres und der Beweis dafür, dass man auch in kurzer Zeit grosse Spuren hinterlas- sen kann. Gemeinsam mit Nadine Wietlisbach und Eva-Maria Knü- sel betreibt sie den unabhängigen Kunstraum sic! Raum für Kunst an zwei Standorten. An der Neustadtstrasse funktionierte man im Feb- ruar 2013 zudem eine Garage zum Elephanthouse um. Die 26-jährige Kunsthistorikerin war treibende Kraft beim Auf- und Umbau. In Alpnach kuratierte sie die Ausstellung «Frauenzimmer» und in Meg- gen ist sie Mitglied der Kommission Bildende Kunst. In der Kunst- welt ist sie bestens vernetzt, ihr Engagement geht aber über diese hi- naus: Sie programmiert die Musik für das N.O.N.-Openair auf dem Weingut ihrer Familie in Meggen und organisiert für das Familien- unternehmen Curaden internationale Workshops im Bereich Dental- hygiene. Laura Breitschmid ist die Vertreterin der jungen Generation von Kunstmachenden. Unermüdlich, voller Hingabe und stets be- scheiden setzt sie neue Projekte um. In einem Interview sagte sie neulich: «Es braucht eine Vision und die Überzeugung, dass das, was man tut, notwendig ist.» Ja, wir sind überzeugt, dass das, was Laura Breitschmid tut, für Luzern auch im Jahr 2014 unverzichtbar sein wird. (jk)

041 Kulturköpfe 2013

(11)

Felix Pfäffli, Grafiker

Als jüngstes Mitglied aller Zeiten wurde Felix Pfäffli letztes Jahr in die «Alliance Graphique Internationale» aufgenom- men, ein Eliteverein weltweit renommierter und einflussrei- cher Grafik- und Kommunikationsdesigner. Pfäfflis Werk zeichnet sich durch einen grossen Erfindergeist aus, jede seiner Arbeiten entwickelt er von Grund auf neu und kreiert somit nie gesehene grafische Styles. In Luzern hat er in den letzten Jah- ren die Erscheinungsbilder von Kulturinstitutionen wie Südpol,

Radio 3fach oder B-Sides Festival geprägt. (ue)

Marco Meier, Vermittler, Galerist

Natürlich ist Marco Meier ein Kulturkopf schlechthin – als ehemaligen DU-Chef, DRS2-Leiter und Sternstun- den-Moderator brauchen wir ihn hier kaum mehr vor- zustellen. Mit seinem Ausstieg aus der Medienarbeit ist es um den Intellektuellen auf nationaler Bühne etwas ruhiger geworden. In Luzern aber war Marco Meier 2013 ganz schön aktiv: In den Wirren um die zeitweise führungslose Kunstgesellschaft wirkte er als Vor- standsmitglied und Kommunikator gegen aussen als Fels in der Brandung. Im Oktober eröffnete er gemein- sam mit Gabor Fekete die neue Fotogalerie «fotokam- mer» mit einer eindrücklichen Sammlungsausstellung von Allan Porter, Macher der legendären Fotozeit- schrift «camera». Auch leitet Meier seit Herbst die Ge- spräche der neuen Veranstaltungsreihe «KKL Impuls.

Gespräche zur Zeit» – am 16. Januar übrigens mit Bun- desrätin Sommaruga. Ganz nebenbei schreibt er auf der Plattform Luzern 60plus gegen den «Verjüngungs- wahn» in den Medien an. Das ist aber nicht der Grund, warum der gebürtige Surseer in unserer Kulturkopflis- te fungiert. Wir sagen nur: Willkommen zurück! (mak)

3

4

Der Philosoph

Wir haben ihn zurück: Der bekannte Marco Meier war 2013 in der Kulturstadt Luzern auf mehreren Ebenen aktiv.

Corina Schwingruber Illic´, Filmemacherin

Mit dem Dokumentarkurzfilm «Baggern» (2011) heimste die Zentralschweizer Filmschaffende bereits mehrere Preise ein. Es ging gleich weiter: Im letzten Jahr visualisierte sie einen packenden Einblick in den Alltag eines serbischen Dorfladens. «Kod C´oška», in Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann Nikola Illic´

realisiert, erhielt an den Winterthurer Kurzfilmtagen den Preis für den besten Schweizer Film. 2014 wird sie im Atelier Stadt Luzern in Kairo die Rolle der Frauen in Ägypten anvisieren. Klingt nach grossem Kino. (hei)

5

Kulturköpfe 2013 041

(12)

Lukas Geisseler, «Tatort»-Macher, Veranstalter, Künstler

Der junge Mann mit dem kräftig angegrauten Haar ist ein aktiver Agitator der Luzerner alternativen Kulturszene. Mit dabei war er in der Zwischennutzung Zollhaus, jetzt wirkt er zusammen mit Adria- na Zürcher und Beatrice Stierli als Hauptverantwortlicher beim Pro- jekt «Tatort Bernstrasse». Mit seiner Trink-Theke, einem mobilen Bücherkaffee, besucht er regelmässig Kulturorte und belebt so Dis- kurs und Vernetzung. Und ganz nebenbei ist Lukas Geisseler noch Künstler und Spezialist für Video-, Licht- und Tontechnik. (ms)

Christophe Rosset, Leiter Stanser Musiktage

Nichts mit Kommerz am Hut und trotzdem eine volle Bude: Die Stanser Musiktage lassen die Musikliebhaber mittlerweile schon seit 20 Jahren nach Nidwalden strömen. Halt eben Klasse statt Mas- se. Das ist Christoph Rosset zu verdanken. Der 51-jährige Stan- ser schaffte es, aus einem klei- nen Musikfest einen Fixpunkt im Festivalkalender zu ma- chen. Mit einem Musikpro- gramm von Worldmusic über Jazz und Pop bis zu Elektro- nischem gehören die Stanser Musiktage zum Inner- schweizer Kulturprogramm.

(phi)

Remo Bitzi, zweikommasie- ben-Macher, Veranstalter

«Diesen Bastard namens Gegenwart einfangen» − nichts Geringeres hat sich der ehemalige Design-Manage-

ment-Student zum Ziel gesetzt. Mit dem Magazin zweikommasieben schafft er einen Raum, wo das Phä- nomen elektronische Tanzmusik in

seiner ganzen Bandbreite nachhal- len kann. Wo das Nz-Nz nicht nur Nz-Nz bleibt, sondern ernst genom-

mene musikalische Zukunft sein darf. Als Teil der Drahtzieher inno-

vativer Events wie der Reihe

«Nacht» im Südpol oder der ausge- fallenen Release-Partys seines Ma- gazins trägt er auch zum nacht- nächtlichen Treiben selbst

wesentlich bei. (hei)

8

9 6

7

Anja Wicki, Illustratorin, Ampelmagazin-Macherin

Während die 26-Jährige noch die Illustrationsschmiede an der Hoch- schule Luzern besuchte, konnte man 2010 bereits das erste Ampel-Maga- zin in den Händen halten. Anja Wicki, Luca Bartulovic und Andreas Kiener kreieren zusammen ein Heft voller Illustrationen mit internatio- nalem Charakter. Ihre Arbeit wurde in diesem Jahr mit den Werkbeiträ- gen und den Migros Kulturprozenten ausgezeichnet. Nebst dem Schaffen im Kollektiv stellt die Luzernerin auch einzeln aus und publiziert ihre Werke. Mit ihrer Arbeit festigt sie Luzerns Position als Comixstadt. (phi)

041 Kulturköpfe 2013

(13)

Peter Steiner, Kulturvorsteher, Literaturhaus-Mitbegründer

Selber hat Peter Steiner 2013 kaum im Vordergrund gestanden. Aber der Stanser Gemeinderat und Jurist hat viel angestossen, gut organisiert, stark vermittelt. So hat er das eindrückliche Spiel rund um den Dorfbrand von Stans, der sich 2013 zum 300. Mal jährte, initiiert. Es wurde im März auf- geführt, originell, eigenwillig, vielfältig. Peter Steiner hat auch Fäden gezo- gen, um das Zentralschweizer Literaturhaus in Nidwalden einzurichten.

Der Trägerverein wurde im November 2013 im «Höfli» in Stans gegründet.

Peter Steiner war und ist eine prägende Figur im reichen Stanser Kulturle- ben. (tob)

Ursula Hildebrand, Regisseurin, Schauspielerin

Einmal mehr setzte sich Ursula Hildebrand 2013 mit Verve für die freie Thea- terszene ein und spielte ihre Rolle als Präsidentin des Berufsverbandes ACT Zentralschweiz überzeugend: Zum Beispiel als deren Vertretung im Projekt

«Theater Werk Luzern». Zudem realisierte die freie Theaterszene unter ihren Fittichen ihren ersten gemeinsamen Spielplan – ein Meilenstein. Auch künst- lerisch tat sich Hildebrand hervor: etwa mit ihrer grossartigen Regie beim Mu- siktheater «dr Drachäschleier» in Dallenwil. (mak)

Marcel Bieri, Veranstalter

Wer einmal mit Marcel Bieri in eine Diskussion über Musik und Artverwandtes verstrickt war, weiss, dass diesem Mann nicht so schnell die Worte und Ideen ausgehen. Doch Bieri produziert beileibe nicht nur warme Luft. Seit Jahren verfolgt er beharrlich sein Ziel, als Konzertveranstalter und Geschäftsführer des B-Si- des Festivals über die Runden zu kommen. Mittlerweile strahlt die Marke B-Sides das ganze Jahr am Luzerner Kulturhimmel, Bieri netzwerkt sich fleissig durch die Szenen und macht dabei nicht den Eindruck, als würde ihm jemals die Lust an der Kul- turarbeit ausgehen. (ue)

12

11

10

Kulturköpfe 2013 041

(14)

Kulturkopf 2012

Rückblende: Was machte Davix 2013?

Davix’ Kulturkopf-Jahr war wortwörtlich unglaublich: Die im Frühjahr gegrün- dete Genossenschaft Industriestrasse erhielt am 24. Dezember 2013 den Zuschlag, das Areal nach ihren eigenen Visionen zu gestalten! Davix tourte mit seiner Band

«Computer us» durch halb Europa und Australien, wo sie beim renommierten

«Dream-on-Label» unterkamen! Erfolgreich auch die zwei Einzelausstellungen, die Davix realisierte: An den Vernissagen wurden ihm von den extra angereisten russischen Sammlerinnen jeweils alle Bilder förmlich aus den Händen gerissen!

Hm. Natürlich erwies sich in der Realität alles etwas harziger, als es einem Kultur- kopf hätte passieren können. Ein paar Bilder wechselten die Hand, und er kam bei einem Kunst am Bau-Wettbewerb in Zürich eine Runde weiter. Er hat gearbeitet, Projekte ausgebrütet, gekämpft und gelacht – was Kulturköpfe eben so tun. Genau wie alle anderen Köpfe auch. (pb)

Dominic Deville, Autor, Schauspieler, Punkmusiker, Entertainer

Wo er ist, wird’s laut und bunt – und es ist in der Regel ausver- kauft. Dominic Deville hat 2013 sein erstes Soloprogramm «Kin- derschreck» und das Kinderstück «Herr Deville’s Superactionme- gamonstermitmachtheater» etabliert. Sein Wandel vom

Punkmusiker zum Bühnensolist ist im Prinzip keiner, denn unab- hängig vom Genre tritt der Kindergärtner mit Sarkasmus, Totenköp- fen und schriller Stimme auf und stösst äusserst unterhaltsam und er- folgreich vor den Kopf. Der «bunte Hund mit Kettensäge» (NZZ am Sonntag) hatte gar einen Auftritt bei «Giacobbo/Müller». (jw)

Kilian Mutter, Musikredaktor Radio 3fach, Veranstalter

Der Jungspund schafft mit seinem enzyklopädischen Musikwissen Raum für ungehörte bis unerhörte Bands und Soloartisten. Von Trap und Ghetto Rap bis zu unentdeckten Perlen aus dem Indieversum findet alles seinen Platz und schafft den nötigen Gegenwind zum Gedudel auf Frequenz sowieso. Nebenbei holt er als Kopf von Erased Tapes Grössen wie Austra oder Chet Faker nach Luzern. Zudem begleitet er mit dem Blog guerolitomusic als Chronist die In- die-Szene und steigt auch selbst regelmässig hinter Luzerner Plattenteller. (hei)

Stephen Smith, Chorleiter, Organist

Seit 1982 in Luzern, hat Stephen Smith in der hiesigen Musikwelt vieles bewegt: als Leiter seines 20-jährigen professionellen Ensemble Corund, Kantor und Organist der Matthäuskirche oder mit seiner intensiven Ausei-

nandersetzung mit dem Barock und der Renaissance. Neben internationa- lem Engagement ist Smith lokal als integrative Kraft tätig: Dieses Jahr führte er im Projekt «Britten Chor Festival» vier Luzerner Spitzenchöre mit wichtigen Musikern der Region zusammen und bewies einmal mehr sein Fingerspitzengefühl in Sachen Programm. (mak)

13

14

15

041 Kulturköpfe 2013

(15)

Die 041-Redaktion

nennt ihre Favoriten aus dem Zentralschweizer Kulturjahr 2013.

… und unser liebster Zentralschweizer Film 2013

Rock'n'Roll Kingdom – Thomas Horat und Luzius Wespe

Bühne

1. Deliver My Heart –

Südpol Luzern / Nova Fabrik Brunnen

Autorin: Martina Clavadetscher (Luzerner Theater), Regie: Sophie Stierle

2. Big Bang – Nova Fabrik Brunnen Regie: Annette Windlin

3. Many To Many – Mimito, Südpol Luzern Regie: Sarah-Maria Bürgin

4. Das Ende des Regens – Theater Nawal, Theaterpavillon Regie: Reto Ambauen

5. Liliom – Theater Stans Regie: Dodó Deér

CD’s Pop/Rock

1. Guy Vincent – Expectations

2. Weekend Phantom – Dot.

3. My Baby The Bomb – I’m A Tiger 4. Tunica Dartos – Fall

5. Franky Silence & The Ghost Orchestra – Fallen

Ausstellungen

1. Scherenschnitte – Forum Schweizer Geschichte Schwyz

2. Weltformat Plakatfestival (Russische Plakate), Luzern 3. Jorge Macchi: Container – Kunstmuseum Luzern

4. René Odermatt und Timo Müller: Featuring Vetter – Kunsthalle Luzern 5. Laute Häuser und Äpfel, die fallen. Bisher unbekannte Mythen für Luzern –

Sic! Raum für Kunst

CD’s Jazz

1. Khasho’gi – Ay˚

2. John Voirol - ich allein 3. Lucerne Jazz Orchestra – Still Now 4. Schärli/Moreira/Feigenwinter – Castelo 5. Christy Doran's New Bag – Mesmerized

Literatur

1. Krummen – Heinz Stalder

2. Meine Nachbarin, der Künstler, die Blumen und der Revolutionär – Martin Felder 3. Da war doch was. Gedichte – Lisa Elsässer

4. Jakob und der Wolldeckenvogel – Christoph Schwyzer 5. Wir sind Romantiker! – Erika Keil

Best of

(16)

BIENNALE

1980 hat Jakob von Uexküll, Eröffnungsredner der diesjährigen Biennale in Luzern, den «Alternativen No- belpreis» gegründet. Bis heute sucht der schwedisch- deutsche Philantrop in aller Welt nach Menschen und Modellen, die Lösungen liefern für ökologische und hu- manitäre Probleme. Und er findet.

Von Pierre Hagmann

«Die nächsten fünf Jahre sind entscheidend»

Jakob von Uexküll, 2004 haben Sie den Weltzu- kunftsrat ins Leben gerufen, der als globaler Für- sprecher für künftige Generationen auftritt. Was erwartet unsere Nachkommen?

Die nächsten fünf Jahre werden entschei- dend sein, das bestätigt die Wissenschaft.

Die Menschen müssen jetzt dafür sorgen, dass die Lösungen schneller wachsen als die Probleme. Sonst werden die Krisen und Konflikte zunehmen, keine Frage. An eini- gen Orten ist es schon zu spät. Das Problem der Überfischung vor der Küste Nordameri- kas etwa wurde zu spät erkannt. Und mit schmelzenden Gletschern kann man nicht verhandeln.

Befinden wir uns an einem Wendepunkt?

Ja. In der Geschichte hat es immer wieder

«Tippingpoints» gegeben – aber nur regio- nal, nie global. Das Verständnis dafür, wie nah wir zurzeit an einem globalen «Tip- pingpoint» stehen, ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Wenn wir in nächsten fünf Jahren so weitermachen, werden unse- re Enkel mit einem Klimakollaps und mit

extremen Ressourcenkonflikten konfron- tiert. Der Weltzukunftsrat zeigt, dass es auch anders geht, verbreitet Lösungen und politi- sche Strategien, die sich schon irgendwo be- währt haben.

Wo finden Sie diese Lösungen?

Es gibt vielerorts konkrete Strategien. In der brasilianischen Metropole Belo Horizonte etwa wurde das Recht aller Einwohner auf eine gesunde Mahlzeit pro Tag gesetzlich verankert – mit bemerkenswertem Erfolg.

An den Stadträndern wird eine regionale Biolandwirtschaft betrieben, deren Ertrag an zentralen Plätzen in der Stadt zu regu- lierten, günstigen Preisen verkauft wird.

Seither ist die Mortalitätsrate bei Kindern um 60 Prozent gesunken. Unser Ziel ist es eben, solche Konzepte bekannt zu machen – und zu kopieren. Deshalb hat der Weltzu- kunftsrat das Gesetz 2009 mit dem «Future Policy Award» prämiert. Und nun suchen wir Partner, um dieses bewährte Gesetz in afrikanischen Städten zu installieren, auf Bitten afrikanischer Bürgermeister.

Uexküll an der Biennale

Jakob von Uexküll, 1944 in Uppsala (Schweden) geboren, lebt heute in London.

Nachdem der studierte Philosoph und

Ökonom eine bedeutende Briefmarken-

sammlung geerbt und damit professionell

gehandelt hatte, gründete er mit deren

Erlös die Right Livelihood Award Foundati-

on. Für sein ökologisches und humanitäres

Engagement wurde von Uexküll mehrfach

ausgezeichnet. Der «Alternative Nobel-

preis», den er 1980 ins Leben gerufen hat,

ging 2013 erstmals auch an einen Schwei-

zer: Mit Hans Herren wurde ein Pionier

der biologischen Schädlingsbekämpfung

gekürt. Uexküll hält am 18. Januar 2014 die

Eröffnungsrede der 10. Schweizer Biennale

zu Wissenschaft, Technik und Ästhetik im

Verkehrshaus Luzern. Zum 20-Jahre-Ju-

biläum der Biennale werden Experten und

Entscheider aus Wissenschaft, Politik, Un-

ternehmen und Non-Profit-Organisationen

während zwei Tagen verschiedene Vorträge

und Diskussionen halten. Das diesjährige

Thema lautet «Be the change we want to

see in the World».

(17)

BIENNALE

Brasilien als Vorreiter?

Es lassen sich nicht immer ganze Nationen als Vorbilder identifizieren. Viele Länder lie- fern gute Einzelbeispiele, weisen dafür in anderen Bereiche brutale Defizite auf. In Bhutan etwa gibt es ein Ministerium für Glück, das sehr fortschrittlich anmutet, doch gleichzeitig betreibt das Land eine haarsträubende Flüchtlingspolitik. Das glei- che gilt für Staatengemeinschaften wie die EU: Die Union hat in der Klimapolitik welt- weit einige starke Zeichen gesetzt, nun sind aber auch Rückschritte erkennbar, die mir grosse Sorgen bereiten.

Vor einigen Jahren sagten Sie: «Es passiert lächer- lich wenig.» Hat sich seither etwas getan?

Die Probleme nehmen immer noch schneller zu als die Lösungen. Alle Anstrengungen nützen nichts, wenn unsere Regierungen von Ökonomen beraten werden, die glau- ben, dass man Geld essen kann. Nobelpreis- träger Thomas Schelling ist ein solches Bei- spiel. Solange wir genügend «Wachstum» in anderen Bereichen produzieren, so seine Haltung, ist der Einbruch der Lebensmittel- produktion aufgrund des Klimawandels se- kundär. Wir müssen das Wachstum stoppen und Rahmenbedingungen schaffen, die die herrschende Kurzsichtigkeit benachteiligt.

Sie sagten damals auch, dass das Problem nicht sei, dass wir nicht wüssten, was zu tun wäre, son- dern dass wir es nicht tun. Ist diese Sicht der Din- ge nicht zu simpel?

Es ist offensichtlich, dass die finanzstarke Lobby der Kurzsichtigkeit einer Verände- rung im Weg steht. Viele Ökonomen haben die Weltanschauung eines kleinen Kindes, das von der schönen Vorschulzeit träumt.

Unsere Ökonomen träumen von der Vorkri- senzeit, aber sie wird nicht wiederkommen.

Denn wir stossen weltweit an Grenzen: Es ist es ausgeschlossen, dass sich China der- einst einen Pro-Kopf-Ressourcenverbrauch leisten kann, wie das aktuell beispielsweise die Schweiz tut. Und, ganz entscheidend:

Wir dürfen die einzelnen Probleme nicht länger isoliert betrachten.

Das heisst?

Klimawandel, Energiefragen, Menschen- rechte, politischer Frieden – das alles sind Bereiche, die voneinander abhängig sind.

Noch fehlt das Bewusstsein für diese Inter-

dependenzen. Die Atomwaffenkrise etwa kann nicht losgelöst vom Klimawandel be- trachtet werden, der diese Waffen noch ge- fährlicher macht. Was tut ein atomar be- waffnetes Pakistan, wenn die Gletscher schmelzen und kein Trinkwasser mehr da ist? Es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass die Gefahr eines Atomkriegs überwunden sei. Im drohenden Klimachaos geht auch die Demokratie unter.

Muss der Leidensdruck weiter steigen, bis die Gesellschaft bereit ist zur Veränderung?

In vielen Ländern der Welt ist der Leidens- druck schon enorm. Es gibt aber diese Stim- men, die sagen, dass nur eine grosse Ka- tastrophe im Westen die internationale Gemeinschaft wecken würde – die Überflu-

tung von London etwa. Ich glaube, viele Menschen sind schon wach. Das Ziel muss es sein, die Rahmenbedingungen zu schaf- fen, damit sich die Veränderung auch auf politischer Ebene manifestieren kann. Des- halb ist der antipolitische Zynismus sehr ge- fährlich. Im alten Athen hiessen jene, die sich politisch nicht engagierten, «idiotes» – heute ist das Gegenteil der Fall: Wer in die Politik geht, gilt als Idiot.

Existieren auch da konkrete Vorbilder?

Was die politischen Partizipationsmöglich- keiten angeht, steht natürlich die Schweiz sehr gut da. Der US-Staat Vermont beispiels- weise hat Städteversammlungen, während im brasilianischen Porto Allegre die Bürger zusammenkommen, um über das Budget mitzubestimmen. Das Ziel ist die Wiederbe- lebung des Engagements.

Sind Sie manchmal frustriert, weil die Verände- rung, für die Sie sich so einsetzen, stockt?

Natürlich. Doch Menschen zu sehen wie jene, die den Alternativen Nobelpreis erhal-

ten – also Menschen, die im Gegensatz zu mir hohe persönliche Risiken eingehen und trotz aller Widrigkeiten nicht frustriert den Bettel hinwerfen – das ist Ansporn genug, um dranzubleiben.

Der Future Policy Award 2013 kürt ein latein- amerikanisches Anti-Nuklear-Gesetz, das 1967 in Kraft getreten ist. Sollten Sie nicht besser aktuelle Bestrebungen honorieren?

Uns geht es darum, die wirksamsten Geset- ze oder Projekte zu würdigen und bekannt zu machen, nicht die neuesten. Der Vertrag von Tlatelolco hat dafür gesorgt, dass Latein- amerika und die Karibik nachhaltig atom- waffenfrei geworden sind. Ganz neue Geset- ze werden bei uns ohnehin nicht gekürt – erst nach vier bis fünf Jahren lässt sich ja die Wirksamkeit eines solchen erkennen. Und das beste Argument ist immer: Es funktio- niert anderswo. Noch mangelt es aber am nötigen Wissenstransfer.

Neben dem Future Policy Award vergeben Sie auch den sogenannten Alternativen Nobelpreis.

Sie legen viel Wert auf Preisverleihungen.

Menschen suchen sich Vorbilder und es ist wichtig, die richtigen Vorbilder zu haben.

Preise machen Vorbilder bekannt. Mittler- weile ist der Alternative Nobelpreis interna- tional anerkannt. Das Beispiel eines aktuel- len Preisträgers, dem palästinensischen Rechtsanwalts Raji Sourani, zeigt: Der Preis wurde im gesamten Gazastreifen als Aner- kennung gewertet, im Sinne von «Die Welt hat uns nicht vergessen».

Wollen Sie mit dem Right Livelihood Award, wie der Preis offiziell genannt wird, den «richtigen»

Nobelpreis konkurrieren?

Nein, wir machen keinen Anti-Preis, son- dern füllen eine Lücke, die der Nobelpreis offenlässt. Da ist viel Geld im Spiel, aber der Nobelpreis ist nicht mit der Zeit gegangen.

Der Wunsch Alfred Nobels war es, jährlich jene zu würdigen, die der Menschheit «den grössten Nutzen» gebracht haben. Mir wird oft gesagt, dass dies heute eher auf die Preis- träger der Alternativen Nobelpreise zutrifft.

10. Biennale zu Wissenschaft, Technik und Ästhetik: SA 18. bis SO 19. Januar, Verkehrshaus Luzern.

Programm: www.neugalu.ch

Viele Ökonomen haben

die Weltanschauung eines

kleinen Kindes, das von

der schönen Vorschulzeit

träumt.

(18)

Die Fünf-Jahr-Feier liegt zurück, die neue Saison ist angelaufen. Wie geht es dem Südpol?

Patrick Müller: Die zwei bisherigen Leiter Philippe Bischof und Max Aschenbrenner haben den Südpol auf ein hohes Niveau ge- bracht. Da möchte ich weiterfahren. Bei den Kunstschaffenden hat der Südpol einen sehr hohen Stellenwert. Sie schätzen die einmali- ge Infrastruktur, das Klima des Arbeitens.

Für den Aufbau eines solchen Hauses rei- chen fünf Jahre aber nicht.

Ihr habt neu eine Co-Leitung, wie funktioniert das?

Müller: Das ist die beste Entscheidung, die in diesem Haus gefällt werden konnte. Sie bedeutet eine grosse Entlastung für die künstlerische Leitung und garantiert, dass die administrativen Belange professionell an die Hand genommen werden.

Alex Boos: Mit mir wurde bewusst ein ad- ministrativer Leiter gewählt, der nicht aus der Kulturszene kommt. Ich bin Ansprech-

Nach fünf Jahren Be- trieb läuft der Südpol langsam warm. Doch das Haus ist noch nicht dort, wo es die Macher haben wollen. Auch fühlt sich die regiona- le freie Theaterszene schlecht vertreten, und jüngst hat das Floh- marktteam den Bet- tel hingeworfen. Ein Gespräch mit Patrick Müller und Alex Boos, die den Südpol neu in einer Co-Leitung führen.

Von Pirmin Bossart, Bild Mischa Christen

Kunst, Die im Südpol Kunst zu

machen

partner für die Gastronomie, für die Ver- mietungen und den ganzen betriebswirt- schaftlichen Teil. Ich sorge dafür, dass die Maschinerie im Hintergrund optimal funk- tionieren kann.

Sie kommen von der Gastronomie. Wie fühlen Sie sich im Südpol?

Boos: Ich wurde sehr herzlich aufgenom- men und habe viel Bereitschaft und Reso- nanz gespürt. Mir ist als bisher Aussenste- hender auch aufgefallen, dass vieles, was über den Südpol so geredet wird, einfach nicht stimmt. Die Infrastruktur ist ausge- zeichnet. Und es gibt hier ein super Team, das mit wahnsinnig viel Herzblut dabei ist und sich mit diesem Haus identifiziert.

Im Januar kommt erstmals die Handschrift der neuen künstlerischen Leitung zum Tragen: Was ist der Fokus?

Müller: Inhaltlich bleibt der Kurs gleich.

Ich habe jedoch realisiert, dass es in der Stadt Luzern kein Stammpublikum gibt,

Alex Boos und Patrick Müller (von links).

(19)

SÜDPOL

das automatisch für gute zeitgenössische Kunst in den Südpol pilgert. Das heisst: Wir müssen dieses Bedürfnis kreieren.

Wie soll das gehen?

Müller: Wir werden Programmpunkte kombinieren und verschiedene Settings im Südpol bespielen, wie das beispielsweise im Januar zweimal der Fall sein wird. Oder wir verknüpfen Performance-Aufführungen mit Musik, um ein junges und musikorientiertes Publikum für Theater und Tanz zu gewin- nen. Schliesslich möchten wir mehr im Süd- pol selber produzieren und dazu auch natio- nale und internationale Künstler einladen.

Das belebt das Haus und erzeugt eine gute Dynamik und viel Drive.

Auch lokale und regionale Theater möchten gerne im Südpol produzieren und auftreten. Es gibt recht viel Unmut in dieser Szene, weil die Hürden im Südpol für sie offenbar sehr hoch sind.

Müller: Ich bin absolut interessiert an der lokalen freien Szene. Sie hat hier ihren fes- ten Platz. Aber es ist klar, dass eine Auswahl stattfindet, und wer nicht berücksichtigt wird, ist unzufrieden. Es ist hart, abzusagen, aber ich habe eine Linie, die ich verfolgen will.

Wie sieht diese aus?

Müller: Verglichen mit anderen Städten, wo Theater und Tanz schon länger viel bes- ser gefördert werden, ist Luzern einfach we- niger weit. Unser langfristiges Ziel ist es aber, hier Kunst zu produzieren, die natio- nal und international Anerkennung findet.

Darum setzen wir auf Leute, die mit unbe- dingter Entschlossenheit eine künstlerische Laufbahn eingeschlagen haben oder bei de- nen wir das Potenzial dahingehend erken- nen. Der Südpol ist da, um kreative Prozesse von Kunstschaffenden zu unterstützen, die in einem existenziellen Sinn auf die Kunst setzen. Nur so sehe ich die Chance, unser Ziel zu erreichen.

Das regionale Theaterschaffen, auch verknüpft mit Laien, generiert Publikum und kann den Südpol weiter bekannt und zugänglich machen.

Das wäre doch ein betriebswirtschaftliches Argu- ment, Alex Boos?

Boos: Wir sind extrem interessiert, dass wir im Südpol eine Szene haben, die hier produ-

zieren kann. Aber ich bin mit Patrick Müller einig, dass es eine künstlerische Linie braucht, eine gewisse einheitliche Sprache.

Zudem ist ein Publikum, das nur wegen der Leute kommt, die in einem Stück mitspie- len, nicht unbedingt das Publikum, das auch sonst in den Südpol geht. Aber auch:

Nur Produktionen zu machen, die das Haus füllen, das würde dem Auftrag und der Visi- on nicht gerecht, den Südpol als Haus für zeitgenössische Kunst zu etablieren. Es ist ein langsamer Weg, aber unserer Meinung nach der richtige.

Eine Änderung gibt es auch beim Flohmarkt. Das bestehende Team macht nicht mehr mit. Der Floh- markt war doch erfolgreich und ein Publikums- magnet?

Boos: Der Flohmarkt wird neu unter unse- rer Regie laufen. Wir wollten mit dem bishe- rigen externen Projektteam, das Miete zahl- te, gewisse Anpassungen vornehmen, etwa eine kleine Erhöhung der Standgebühren um fünf Franken. Auch wollten wir es orga- nisatorisch einbinden. Aber dann haben wir uns geeinigt, dass das bisherige Team sein Engagement aufgibt. Wir sind dankbar für den grossen Einsatz und freuen uns, dass der Flohmarkt auch in Zukunft ein toller Treffpunkt in Luzern sein kann. Als Über- gangslösung haben wir jetzt eine Person an- gestellt, die für den Flohmarkt verantwort- lich ist.

Wie steht es um die Musik im Südpol? Hat sie im Hinblick auf die geplante Positionierung als Thea- terhaus noch eine Chance?

Müller: Der Südpol ohne Musik ist für mich nicht denkbar. Sie ist die Türe zur Stadt, sie

holt die Leute ab. Das Musikprogramm hat eine eigene Handschrift und auch schon ein Stammpublikum generiert. Die Musik-Ver- anstaltungen haben sich fast verdoppelt, der Club wird praktisch jedes Wochenende be- spielt. Aber auch im Bereich Musik versu- chen wird, vom Theater zu lernen und Set- tings zu kreieren, die Lust machen und die Rezeption erhöhen. Musik ist für uns eine Kunstform und nicht einfach eine Einnah- mequelle.

Apropos Einnahmen: Der Südpol wartet weiter- hin auf mehr Subventionen. Wie lange könnt ihr noch durchhalten?

Müller: Wir haben ein Budget von 1,8 Mil- lionen. Daran zahlt die Stadt einen Drittel.

Zwei Drittel verdienen wir selber. Im Ver- gleich zu anderen Mehrspartenhäusern ha- ben wir einen sehr hohen Eigenfinanzie- rungsgrad. Mit anderen Worten: Wir müs- sen zu viele Ressourcen investieren, um mit kunstfernen Veranstaltungen Geld zu ver- dienen. Soll der Südpol im Sinne der neuen Theater Infrastruktur (NTI) ein zeitgenössi- sches Theater-Zentrum werden, in dem Kunst produziert wird, reichen die bisheri- gen Mittel auf keinen Fall. Aber natürlich kann man auch sagen: Luzern braucht kein Produktionshaus für zeitgenössische Kunst.

Das ist letztlich ein politischer Entscheid.

Und dann?

Müller: Dann kann man aus dem Südpol eine Chollerhalle machen, lebt von Vermie- tungen und dem, was gerade angesagt ist und Leute bringt. Das erfordert nur ein klei- nes Team, und dann reichen auch die 600 000 Franken.

Südpol-Programm «Take Your Pleasure Seriously»

Patrick Müller setzt das Zitat des amerikanischen Designers Charles Eames als Leitmotiv für das erste Halbjahresprogramm – unter anderem für die beiden Hauptveranstaltungen im Januar:

Am Freitag, 24. Januar wird das neue Stück des Zürcher Regisseurs und Musikers Thom Luz (My Heart Belongs To Cecilia Winter) aufgeführt. «When I Die» thematisiert die Geschichte von Rosemary Brown, die von den Geistern verstorbener Musiker besucht wird, und die ihr aus dem Jenseits Musik- stücke diktieren. Weiter geht es mit dem Luzerner Duo Blind Butcher, das seine neue CD vorstellt.

(siehe Seite 25)

Am Freitag, 31. Januar wird der ganze Südpol bespielt: Der Luzerner Künstler Mathis Pfäffli zeigt

in der kleinen Halle seine Installation «Von jetzt an ist alles anders» über Bugarach, UFOs und den

Weltuntergang. In der grossen Halle führen die zwei Künstlerduos Husmann/Tschaeni (Schweiz)

und Ginger and the Ghost (Australien) ihre musikalisch-märchenhafte Performance auf. Zum Ab-

schluss gibts im Club Musik mit Perera Elswhere und DJ Marcelle angesagt.

(20)

GEFUNDENES FRESSEN

Von Gammelöl und grünem Gold

italienische Mafia angehört) biegt Grenz- werte so zurecht, dass praktisch jedes Öl das «Extra Vergine»-Gütesiegel tragen kann. Das heisst, auch Öle aus minderwer- tigen Früchten und mit chemischer Nach- bereitung landen im Ladenregal und sorgen für fetten Gewinn. Wer auf sicher gehen will, sucht sich ein sogenanntes Produzen- tenöl, bei dem Produzent und Eckdaten wie Abfüller, Olivensorten, Erntedatum und Ernteart klar deklariert sind.

Nur fünfzehn Velominuten ab Luzern lässt sich ein Öl finden, das den Begriff

«Extra Vergine» mehrfach verdient. In der Müsste ich mich jemals für eine allerletzte

Mahlzeit entscheiden, der Fall wäre klar:

ein Teller Spaghetti aglio e olio mit es bitzli geriebenem Pecorino. Entscheidend für dieses sehr alte und simple Nudelgericht der süd- und mittelitalienischen Küche ist gutes Olivenöl, das intensiv und unver- fälscht riecht und ebenso schmeckt. Klingt einfach, ist in der Praxis aber keine leichte Sache. Bei den Grossverteilern ist die Aus- wahl an Ölen mit dem Qualitätslabel «Ex- tra Vergine» zwar gross, laut Experten sind aber bis zu 95 Prozent dieser Produkte mangelhaft. Die Ölindustrie (der auch die

schmucken Krienser Café-Bar Mezzo ver- kaufen Michèle Wyss und Dominik Her- tach seit Kurzem ein kleines, aber auserle- senes Sortiment mit italienischen Speziali- täten. Einen Teil des Angebots produzieren die beiden selber auf einem kleinen Stück Land in Apulien, auf dem nebst Rebstöcken auch 130 Olivenbäume stehen. Und diese 130 Olivenbäume liefern pures grünes Gold, das nach frischem Gras, Artischo- cken und etwas grünem Apfel schmeckt.

Wyss und Hertach stecken viel Handarbeit und noch mehr Herzblut in ihr Olivenöl, das von vier verschiedenen Olivensorten stammt. Damit das Öl im Geschmack frisch und fruchtig wird, muss der Anteil der grü- nen Oliven möglichst hoch sein – gleichzei- tig bekommt es dadurch die nötige Bitter- keit und Schärfe. Am besten schmeckt das erntefrische Öl auf rosa gebratenem Fleisch, auf verschiedenen Pastavarianten oder auf einer Scheibe geröstetem Brot. Nach dem Besuch im Mezzo weiss ich jetzt übrigens auch, was mein allerletztes Getränk sein müsste: ein Espresso aus der altehrwürdi- gen Faema-Maschine, zubereitet von Baris- ta Hertach.

Text Urs Emmenegger; Foto Sylvan Müller

Das Ladencafé für Weihnachtsessen oder Apéros.

w w w. m e z z o - e s s k u l t u r . c h

ANZEIGEN

'IGLENSTRASSE¬¬ s¬ ¬3ARNEN¬ s¬ 4EL¬¬¬¬¬ s¬ WWWMUEHLESARNENCH

muhle sarnen

die Gaststube

Das Bio-Restaurant der Zentralschweiz

Infos: www.mezzo-esskultur.ch

(21)

BAU

Im ersten Raum der Ausstellung im Kunstmuseum steht ein «Fe- rienhaus für Terroristen», ein begehbares Modell im Massstab 1:1.

Damit bleibt die Frage gleich von Anfang an haften, was die Ar- beiten von Schütte mit Architektur zu tun haben und wie über die Darstellungsmedien der Architektur Kunst geschaffen werden kann. Das «Ferienhaus T.», wie es dann in der gebauten Version heisst, begleitet einen durch die gesamte Ausstellung. Kleinere Modelle des Gebäudes oder eben der Raumskulptur, und speziell auch das Video, in dem im Zeitraffer der reale Aufbau des Gebäu- des in einem Waldstück in Österreich gezeigt wird – es sind Medi- en, wie sie heute für die Vermarktung von Architektur zur Tages- ordnung gehören.

Immer wieder ergeben sich so Irritationen in Bezug auf deren Bedeutung als Kunstwerke. Geradezu explizit schliesslich im Ab- spann des Videos, wo mit der Ästhetik eines Werbeclips die Archi- tektur des realisierten Baus zum vermarktbaren Traumdomizil übersteigert wird. Der Titel der Arbeit, nach dem es sich um ein Gebäude für Terroristen handelt, entrückt diese Lesart jedoch der künstlerischen Absicht. Die Realisierung selbst wird als künstleri- scher Akt geradezu infrage gestellt. Dass architektonische Ele- mente als Ausstellungsobjekte auf Sockeln wie Arbeitstischen oder Transportkisten in einem Kunstmuseum positioniert sind, ist ungewohnt und löst Irritation aus – wohl nicht nur bei kunstinte- ressierten Architekten.

Schütte nutzt die Museumsräume in Luzern darüber hinaus, um mittels architektonischer Darstellungsmittel, vorab des Mo- dells, gesellschaftliche Fragestellungen anzusprechen. Das Muse- um selbst wird mit leicht modifizierten Räumen aus seiner sonsti- gen räumlichen Starrheit herausgelöst. Der entstehende fliessende Raum entspricht in seinem Charakter mitunter urbanen Vorstel- lungen planloser Inbeschlagnahme öffentlicher Räume, ein The- ma, das in Schüttes architekturbezogenem Werk immer wieder auftaucht. Damit wird bereits der Raum des Museums genutzt, um nach der Bedeutung heutiger räumlicher Wahrnehmungen zu fragen. Die Spanne reicht von existenziellem Raumempfinden über den Stellenwert des öffentlichen Raumes bis zur Frage der Ästhetisierung der Architektur in der Vermarktung.

Die Einbindung dieser Beiträge ins Gesamtwerk von Thomas Schütte lässt die Ausstellung leider etwas offen. Ausser zwei klei- nen Anekdoten aus Schüttes skulpturaler Arbeit, dem liegenden Frauenkopf und der kleinen Figur des Generals, wird das archi- tekturbezogene Werk isoliert dargestellt. Doch gerade mit Bezug auf das Gesamtwerk erhalten seine in Luzern ausgestellten Arbei- ten den Stellenwert eines umfassenden Weltbildes, in dem Archi- tektur zur Metapher eines dispersen und mit Bedeutung aufgela-

Architektur als Metapher

In der Ausstellung «Houses» von Thomas Schütte bedient sich die Kunst architektonischer Mittel. Das wirkt irritierend und wirft Fragen auf.

denen Lebensraumes wird. Darum lohnt sich ein Ausflug nach Basel, wo die Fondation Beyeler Ausschnitte aus seinem skulptu- ralen Werk zeigt. Ausserdem darf man gespannt sein, ob Schüttes Entwurf für eine eigene Skulpturenhalle in Hombroich – der auch zu sehen ist – realisiert werden wird. Den Künstler selbst kann man im Gespräch mit Peter Zumthor am 22. Januar erleben.

Dieter Geissbühler*

Thomas Schütte: Houses, noch bis 16. Februar, Kunstmuseum Luzern.

Thomas Schütte trifft Peter Zumthor, MI 22. Januar, 18 Uhr.

* Dieter Geissbühler ist Professor an der Hochschule Luzern – Technik und Architektur Wohnmodell auf Sockel: das «One Man House III» von Thomas Schütte.

Bild: Ausstellungsansicht/zvg

(22)

KUNST

Zerbröckelndes Kopfsteinpflaster, viele Steine fehlen, die Lücken sind mit Beton aufgefüllt, darin eingeritzt die Worte «Prova» oder

«Provvisorio». Eine Installation von Bauarbeitern, die Stephan Wittmer fotografisch festhält auf dem Weg zu den Ausstellungs- räumen der Biennale in Venedig. Das Leben schreibt eben nicht nur die schönsten Geschichten, manchmal erzeugt es auch die besten Bilder. Grosszügig lässt er ihnen Raum in der Nr. 23 seiner Magazin-Reihe _957. Was er dann an der Biennale sieht, zeigt Wittmer im kleineren Format eines zweiten Heftes, das im grösse- ren verborgen liegt, als ginge die verfallende, die einstweilige Stadt mit der Kunst schwanger. Für Laien allerdings kaum mög- lich zu sagen, was denn nun die Biennale als Kunst ausstellte und was erst Wittmer durch seine Aufmerksamkeit, sein Festhalten, seine Auswahl künstlerisch erzeugt.

Wittmer inszeniert in den seit zwei Jahren monatlich erschei- nenden Bildmagazinen _957 das, was ihn gerade beschäftigt: Aus- stellungen, Reisen durch China, Amerika, künstlerische Projekte

Die Verlängerung der Kunst

Seit zwei Jahren produziert der Luzerner Künstler Stephan Wittmer das

Bildmagazin _957. Es dokumentiert Kunstwelten und ist zugleich selbst Kunst.

anderer, oft an den Rändern sich zutragend, von denen er findet, sie seien es wert, nicht gleich wieder zu versickern. Genau tren- nen kann man nicht, wann er spricht und wann er andere spre- chen lässt, wo der Journalist anfängt, der Künstler übernimmt und der Kurator aufhört. Der Weg auf dieser unscharfen Linie zwischen seiner Kunst, bevorzugt im Medium der Fotografie, und der Vermittlung anderer Positionen charakterisiert ihn möglicher- weise ganz gut. Und prägt auch seinen Lebenslauf.

Durchlässiges Werk

1957 in Erlinsbach geboren, besucht Stephan Wittmer die Schule für Gestaltung in Luzern, begründet 1982 die Galerie auf Zeit und unterrichtet als Zeichen- und Werklehrer. 1991 ist er Gründungs- mitglied der Kunsthalle Luzern und 1999 der Plattform für zeitge- nössische Kunst GmbH PZK. Von 2001 bis 2007 kuratiert er das Kunstpanorama, engagiert sich dann für die Alpineum Produzen- tengalerie und arbeitet seit 2003 als Dozent für Kunst und Ver-

Bewegt sich mit seinem Magazin zwischen Kunst und Kunstvermittlung: Stephan Wittmer. Bild: Mo Henzmann

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

David Roth: «Es ist ein riesiges Fenster aufgegangen, was alles in der Stadt möglich wäre, wenn es solche Freiräume gäbe.» Dass rund 240 relativ gut erhaltene Wohnungen

aben: 1 treibt des Torwarts Adrenalin zu Spitzenwerten 2 als Alternative zum Solarmobil, müsste es noch ein ...mobil für Nachtfahrten geben 3 Helene Fischers Song wäre ja für die

Ich habe aber keine Anzeichen, dass nun mehr Gegenwind kommen wird – die Mehrheitsverhältnisse haben sich ja nicht grundlegend verändert, oder?... A nna Murphy ist

Er erklärt den Leitspruch «Keine Zukunft ohne Vergangenheit» der Ausbildung: «Das ist ein hochrelevanter Beruf, wir kümmern uns um die Bewahrung von Kunst und Kulturgütern

Die Beteiligten oder Porträtierten lässt man zwischen längeren Musiksequenzen jeweils für sich selbst sprechen, und auf eine Moderation oder einen einordnenden

Zum einen arbeitet sie teil- zeit beim kleinen label «matrouvaille», das von schweizer Hand- werk inspirierte designprodukte herstellt, und da ist auch noch ihr

– so das Motto, für das sie eben einen Werkbeitrag von Kanton und stadt Luzern erhielten. Für den ersten dieser zehn Momente wird das open-Air zum indoor-festival:

die albert Koechlin Stiftung initiiert für das Jahr 2016 zum fünften mal ein Kulturprojekt mit Pro- duktionen aus der innerschweiz für die inner- schweiz. Künstlerinnen