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9 September 2 01 5 CHF 8.– www .null 41.ch

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Monatszeitschrift für Luzern und die Zentralschweiz mit Kulturkalender N

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9 September 2 01 5 CHF 8.– www .null 41.ch

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HODLERSTRASSE 8 – 12 CH-3000 BERN 7 WWW.KUNSTMUSEUMBERN.CH DI 10H – 21H MI–SO 10H – 17H

AB 17.9. IM KINO

EIN FIlM vON ANKA SchMId

Tödistrasse 9–17 Luzern

Mittwoch, 2. September

bis Samstag, 5. September 2015 11 bis 4 Uhr 60 Wohnungen

80 Kulturprojekte verschiedene Restaurants

Cafés, Bars

Weitere Informationen unter www.abl.ch

abl

H3abr15_ins041_0_abl 18.08.15 18:02 Seite 1

KL EE IN B ER N

ZENTRUM PAUL

KLEE BERN 14/02/

15—

17/01/

16

WWW.ZPK.ORG

Ausschnitt: Paul Klee—Paukenspieler—1940, 270—Kleisterfarbe auf Papier auf Karton—34,6 × 21,2 cm—Zentrum Paul Klee, Bern

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VOLLE HÄUSER

EDITORIAL

Normalerweise ist es kein Problem, wenn Medien- schaffende eine Asylunterkunft in der Region besuchen wollen. Anders war es diesen Sommer. In Luzern, Emmenbrücke, ja auch in Stans hiess es: Tut uns leid, keine Zeit. Man ist überlastet, zu viele Neueintritte, die Betreuer können keine Zusatzaufgaben übernehmen.

Da könnte man tatsächlich denken: Das Boot ist voll!

Nüchtern betrachtet muss man aber feststellen: Im Sommer herrscht immer Hochbetrieb, und es gab schon weit dramatischere Jahre. Und die Caritas Luzern, Betreiberin der Luzerner Asylzentren, hat auch aus einem ganz anderen Grund keine Zeit für Zusatzaufgaben: Da der Kanton die Zentren künftig selber managen und so Geld sparen will, müssen sich die Caritas und ihre Mitarbeitenden vorderhand auch um die eigene Zukunft kümmern. (Seite 10)

Die Kantonsregierung, namentlich Sozialdirektor Guido Graf, macht derweil in einem allzu durchsichtigen Wahlkampfmanöver Stimmung gegen eritreische Mi- grantinnen und Migranten. Dabei müsste der Kanton

dringend neue Zentren schaffen und die Bevölkerung dafür gewinnen.

Keinen politischen, sondern einen persönlichen und künstlerischen Zugang zum Thema haben die Comic- Autoren Andreas Kiener und Nick Schwery gesucht.

In der Notunterkunft in Ebikon – wo man sie dann doch «aufnahm» – haben sie eine Eritreerin und ihren Alltag kennengelernt. (Seite 11)

Eine komplett andere Art von befristetem Asyl ge- niessen derzeit zahlreiche Kulturschaffende in der Abbruchsiedlung Himmelrich. Was passiert, wenn 60 Wohnungen mit kreativen Köpfen gefüllt werden?

Unsere Kulturteil-Blogger und -Bloggerinnen waren vor Ort und haben Eindrücke gesammelt. (Seite 6)

Martina Kammermann redaktion@kulturmagazin.ch

Bild: R. Durandi

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INHALT

Bild: R. Durandi / R. Schoellkopf

50 HSLU Musik 52 LSO / Luzerner Theater 54 Stattkino

56 Südpol / Neubad

58 Kleintheater / Kulturlandschaft 60 Romerohaus / Stadtmühle Willisau 64 Historisches Museum / Natur-Museum 66 Kunsthalle / Museum Bellpark 68 Nidwaldner Museum 70 Kunstmuseum Luzern

24 ZUKUNFTSBLICK NR. 8

Im Kulturdschungel: Wie kann sich das Publikum künftig noch orientieren?

18 DRAUFGEHAUEN

Wer bei ihm war, hats drauf: Norbert Pfammatter prägt eine ganze Drummer- generation.

10 ÜBERBLICKT

Der Asylbetrieb im Kanton Luzern ist im Umbruch. Gerade jetzt wäre es wichtig, konstruktiv zu arbeiten.

11 REINGEGANGEN

Zu Besuch in der Notunterkunft Ebikon.

Ein Comic.

21 FAST VERGESSEN

Alle reden von Marignano. Der Luzerner Zwiebelnkrieg ist ebenfalls 500 Jahre her – und historisch mindestens so wichtig.

22 DURCHGESTARTET

Riccardo Chailly wird der neu Chefdirigent des Lucerne Festival.

23 NACHRUF: GEORG ANDERHUB

KOLUMNEN

9 Lechts und Rinks: Empathie in Zahlen 26 Gefundenes Fressen: Artischocken von hier 44 041 – Das Freundebuch: Jesús Turiño 45 Rolla rapportiert

74 Käptn Steffis Rätsel 75 Das Leben, wie es ist

SERVICE

27 Bau. Das letzte Haus in der Zuger Glasstadt 28 Kunst. Interview mit Kunstpreisträgerin

Nadine Wietlisbach

32 Musik. 17 Jahre von der Komposition bis zur Aufführung: die Oper «Macula Matris»

37 Kino. Von Möchtegern-Independent-Kunst 40 Wort. Die klingenden Gerüste der

Luzerner Lyrikerin Katharina Lanfranconi 42 Bühne. «Orpheus.Factory» nimmt die

Künstlerszene aufs Korn

46 Kultursplitter. Tipps aus der ganzen Schweiz

72 Ausschreibungen / Namen&Notizen / Preise

KULTURKALENDER 47 Kinderkulturkalender 49 Veranstaltungen 67 Ausstellungen

Titelbild: Raisa Durandi

«Der wilde Raum», ein begehbares Bild vom Schötzer Künstler Kurt F. Hunkeler in der Zwischennutzung Himmelrich.

17 NACHGEFRAGT

Wie ein Eritreer in Luzern die Diskussion um seine Landsleute erlebt.

6 HINGESCHAUT

Was passiert, wenn kreative Köpfe 60 Woh-

nungen in Beschlag nehmen? Impressionen

aus der Himmelrich-Zwischennutzung.

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SCHÖN GESAGT

Sinnige Ortsnamen aus unserer Region:

GUTEN TAG AUFGELISTET

GUTEN TAG, STADT LUZERN

Läuft man dieser Tage durchs Stadtzentrum, kommt es immer wieder vor, dass asiatische Touristen unsereins (und unsere Kinder) auf ihren Fotos verewigen möchten. Da wir im Alltag ja auch an- deres zu tun haben, freuen wir uns nicht immer darüber. Andererseits sehen wir, dass der Tourismus für Luzern sehr wichtig ist, wie du stets betonst.

Als innovative Bürger möchten wir dich in deinem Bemühen um ein Touristen- und gastfreundliches Stadtbild unterstützen. Daher bewerben wir uns hiermit als Statisten und Statistinnen der Stadt Lu- zern. Als «echte» Einheimische sind wir überzeugt, dass wir die nötigen Qualifikationen für diesen Job mitbringen und für unsere Touristen einen attraktiven Mehrwert zur schönen Kulisse bieten können. Wie sehen deine Stundentarife aus für:

Einzelmodell w/m, Einzelmodell w/m mit Kind, und Paar mit Kind? Wir sind mit allen nötigen Accessoires (typische Luzerner Kleidung, Luzerner Akzent) ausgerüstet und können nach Wunsch auch unsere Haarfarbe anpassen. Wir hoffen, wir haben dein Interesse geweckt und freuen uns auf deine positive Antwort.

Gut aussehend, 041 – Das Kulturmagazin

GUTEN TAG, VELOPOLIZEI

Oder sollten wir sagen «Bike Police»? Es hat ja schon etwas Amerikanisches, wie ihr auf eurem flinken Gefährt daher … äh, gefahren kommt. Apropos Gefahren: Jetzt haben wir endlich den wahren Sinn der Zweirad-Polizei erkannt. Ihr erkennt da, so nah am Bürger, Gefahren natürlich viel schneller und könnt subito reagieren. So konntet ihr kürzlich einen Taschendieb stellen. Bravo! Aber hey, eure feinen Spürnasen scheinen zuweilen etwas gar übereifrig und sorgten jüngst für ein amüsantes Bild:

An einem friedlichen Sommertag am See machen zwei von euch eine Vollbremse und schleichen erhobenen Velohelms und mit Killerblick durch die – implizit verdächtigte – Bademeute. Das war doch Cannabis-Geruch, ganz klar! Und ja, es stimmt schon, da hat einer gekifft. Erwischt habt ihr ihn trotzdem nicht und musstet unverrichteter Dinge davonradeln. Aber dieser Blick …

Wir waren’s nicht: 041 – Das Kulturmagazin

- Geiss (Dorf in Gemeinde Menznau, Luzern)

- Libanon (Gemeinde Oberkirch, Luzern)

- Ecce Homo (Weiler in der Gemeinde Sattel, Schwyz)

- Lachen (Gemeinde in Schwyz) - Kleinteil (Gemeinde Giswil, Obwalden)

- Rotzloch (Gemeinde Ennetmoos, Nidwalden)

- Löli (Weiler in Reiden, Luzern) - Unterlöchli (Stadt Luzern) - Oberlöchli (Stadt Luzern)

Aktion von Franziska Schnell beim Kunstraum Teiggi in Kriens.

Foto: Alex Born

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Geordnete Anarchie in der Neustadt: Ab Mitte Juli stellte die Allgemeine Baugenossenschaft Luzern (ABL) für rund anderthalb Monate die Wohnhäuser der Luzerner Himmelrich-Siedlung für Kulturprojekte aller Art zur Verfügung. Insgesamt 73 Projekte belebten 58 Wohnungen. Ob Kunst, Theater, Musik, Film, Esoterik oder Kulinarik – da hatte alles seinen Platz. Autorinnen und Autoren von unserem Blog kulturteil.ch haben sich das Treiben etwas genauer angeschaut. Anfang September kann man sich ausserdem selber einen Ein- druck von der Vielfalt der Kürzest-Zwischennutzung machen – Mitte Monat beginnt der Abriss der Siedlung.

Bilder: Raisa Durandi

Anriss vor Abriss

HINGESCHAUT

Tage der offenen Türen, MI 2. bis SA 5. September, Tödistrasse Nr. 9, 10, 11, 13, 15 und 17, Luzern

«‹Heimatweg für ein Himmelrich›: Roman Hartmanns Betonabgüsse thematisieren Flucht und Festhalten.» (Stoph Ruckli)

«Zusammen mit der ehemaligen Mieterin Carmela Sager gestaltet Werner Vollack die Wohnung mit Keramik, Bildern, Malerei und Musik. Mit seinen beiden Brennöfen kann er breit experimentieren.» (Heinrich Weingartner)

«Alexander Dannecker möchte seine komplexen Tonfiguren abformen und in Beton giessen, um sie anschliessend für ein Künstlerportfolio zu verwenden.» (Michael Sutter)

«Als gelernte Modedesignerin hat sich Anne-Catherine Lüke von Knit Kit inzwischen auf das Strickdesign spezialisiert. Während der Zwischennutzung an der Tödistrasse möchte sie eine neue Strickschmuck-Herbstkollektion kreieren.» (Heinrich Weingartner)

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«Rita Banz möchte in ihrer Wohnung eine Installation zeigen und lässt sich dabei vom Raum selber inspirieren.» (Noemi Wyrsch)

«Jana Avanzini von Zentral+ wurde von zu Hause – vom Töggelikasten – vertrieben und zieht ins Himmelrich, um ein Theaterstück zu schreiben.» (Noemi Wyrsch)

«Das Interieur des gemächlichen Ateliers von Nicole Küttel widerspiegelt den Entstehungs- prozess: Inspirationsbilder zieren die eine Wand, die ersten Arbeitsproben hängen gegen- über. Inmitten thront das Herzstück – die Strickmaschine.» (Dominika Jarotta)

«Das Kollektiv Leinenlos (Lotta Gadola, Attila Wittmer, Adriana Zürcher) arbeitet prozess- haft und spontan. Seine Texte, Zeichnungen und Malereien zum Thema Nachbarschaft/

Hausregeln werden laufend die Räume verändern.» (Pirmin Bossart)

«Mirjam Weniger und Isabelle Muri sind ‹Die Amsel›. Die Wohnung nutzen sie – zusam- men mit der Familie – als Atelierplatz, um ihr Repertoire mit Gedrucktem und Gesticktem zu erweitern.» (Heinrich Weingartner)

«Als Künstlerduo QueenKong reisten Vero Bürgi und Marco Schmid lange malend durch die Welt. Nun erschaffen sie aus Reiseeindrücken ihre eigene Welt auf der Fassade und in den Zimmern der Tödistrasse.» (Carina Odermatt)

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«Im ‹Raum der konstruktiven Kritik› des Künstlers Martin Gut gibt es nicht nur Kaffee oder Tee, sondern alles, was das eigene Potenzial fördert. Der Künstler wird zum Berater.

Hingehen und sich kritisieren lassen!» (Pirmin Bossart)

«Pablo Stettler und Lionne Saluz kennt man vom M35 neben dem alten Gewerbegebäude an der Tribschenstrasse. In ihrer Wohnung gibt es eine wöchentliche Künstlerbar und am Quartierfest wird eine Ausstellung gezeigt.» (Heinrich Weingartner)

«Bei einem Besuch in Sina Buchers Malatelier wird man nicht nur durch ihre lebhaften Bilder inspiriert, sondern auch durch ihre zahlreichen Ideen und ihre offene, herzliche Art.» (Carina Odermatt)

«In Martha Kruckers Malatelier vereinen sich Abstraktion und Spontanität zu kunstvol- len Arbeiten. Gesammelte Naturobjekte, Bilder und Fotografien dienen als Inspiration und werden zu kreativen Assemblagen und Collagen arrangiert.» (Juliette Weiss)

«Edith Dahinden zeigt einen Querschnitt ihrer Malerei. Zu sehen gibt es etwa detaillierte Orchideenbilder, einen afrikanischen Teppich oder eher abstrakte Werke in Naturtönen, die sich zu einem ‹Wohlfühlort› verbinden sollen.» (Patrick Hegglin)

Farben an die Wand klatschen zu dürfen, ohne dafür bestraft zu werden, klingt wie die Erfüllung eines Kindertraums. Die Inspiration für das Wandbild entstammt einem Buch von Michael Ende. Alles Weitere regelt Nicole Bruggers Fantasie.» (Dominika Jarotta)

Kulturteil.ch, der Blog von 041 – Das Kulturmagazin, dokumentiert zusammen mit mesch.ch und dem Fotografieteam Gabor Fekete/Raisa Durandi die Zwischennutzung in der Publikation «Zwischenrich», die Ende Jahr erscheinen wird.

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LECHTS UND RINKS

Ob sich Guido Graf schon einmal länger mit einem Eritreer oder einer Eritreerin unter- halten oder sich wirklich mit ihrer Situation auseinandergesetzt hat? Wahrscheinlich nicht, sonst hätte er nicht gefordert, dass ihnen kein Flüchtlingsstatus mehr gewährt werden sollte.

2013 sind im Kanton Luzern noch 73% der eritreischen Asylsuchenden als Flüchtlinge anerkannt worden, 20% wurden vorläufig aufgenommen, haben also die Aufenthalts- bewilligung F erhalten. Im ersten Halbjahr 2015 sieht dieses Verhältnis ganz anders aus:

Nur 49% der Asylgesuche wurden bewilligt, der Anteil der vorläufig Aufgenommenen dagegen ist auf 39% gestiegen.

Weiss Guido Graf, was es bedeutet, den F-Status zu haben? Und ich meine nicht das Wissen, dass man damit im Normalfall keine Wohnung und keinen Job findet, dass man von 420 Franken pro Monat leben muss, dass man nicht einmal berechtigt ist, ein Handy-Abo abzuschliessen – nein, denn selbst

Nicole Maron, Journalistin und Autorin, arbeitet bei Comundo im RomeroHaus Luzern www.comundo.org

dieses Wissen würde seine Meinung wohl nicht ändern. Doch ich frage mich, aufgrund welcher Annahmen er in seinem Brief an Bundesrätin Simonetta Sommaruga schreibt:

«Die Gewährung eines Flüchtlingsstatus er- möglicht und fördert den Familiennachzug.»

(Was natürlich weitere Kosten verursacht und daher nicht erwünscht ist.) Ich habe vor Kurzem mit einer Eritreerin aus meiner Nachbarschaft gesprochen, die sich nichts mehr wünscht, als ihre drei Kinder zu sich zu holen.

Die Abklärungen bei den Behörden haben Folgendes ergeben: Um Familiennachzug beantragen zu können, muss sie allein für den Familienunterhalt aufkommen, das heisst unter anderem eine Wohnung mieten, die über ein Zimmer mehr als Personen verfügt – also fünf. Ausserdem darf laut Staatssekretariat für Migration (SEM) keine Gefahr bestehen, dass sie in Zukunft irgendwann Sozialhilfe bezieht – wie dies überprüft werden soll, ist mir ein Rätsel. Die Graf'schen Worte sind angesichts dessen jedenfalls höchstens zynisch.

Kein Appell an die Menschlichkeit

Ich habe jahrelang an Verständnis, Soli- darität und Menschlichkeit appelliert, wenn es um den Umgang mit Flüchtlingen ging.

Leider habe ich gemerkt, dass man damit nicht weit kommt. Die Antwort lautet immer:

«Ja, aber.» Letztlich sind nicht Empathie oder Nächstenliebe, sondern Zahlen die gewichtigen Argumente. Deshalb präsentiere auch ich gerne eine kleine Rechnung: Zurzeit sind weltweit 60 Millionen Menschen auf der Flucht, gut 10%

davon kommen nach Europa. Selbst wenn wir alle aufnehmen würden, entspräche dies gemessen an der Bevölkerung Europas nur einem Anteil von rund einem Prozent – dies entspricht übrigens auch ziemlich genau dem Prozentsatz, den Flüchtlinge in der Schweiz ausmachen. Ist das Boot wirklich voll? Und:

Wem gehört es eigentlich, dieses Boot?

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ASYL LUZERN

Asylwesen im Umbruch

Das Parlament hatte dem Regierungsrat 2013 den Auftrag gegeben, das Asylwesen neu auszuschreiben. Dieser hat dann mehr oder weniger in Eigenregie beschlossen, die Caritas nach rund 30 Jahren rauszuwerfen und den Asylauftrag selber zu übernehmen. Davon erhofft sich die Regierung eine Vereinfachung der Strukturen und verspricht sich sogar Kostensenkungen. Ob dies gelingt, ist fraglich: Die Asylgesuche werden voraussichtlich eher zunehmen und der Kanton muss sich sputen, die Reorganisation so aufzugleisen, dass eine gute Betreuung auch ab 2016 gewährleistet ist.

Statt diese grosse Herausforderung anzupacken, schürt Regierungsrat Guido Graf mit seinem Brief an den Bundesrat Aversionen gegen Asylsuchende aus Eritrea (siehe auch Seite 17). Zwar soll und muss die Asylpolitik immer wieder neu diskutiert werden – aber nicht mit einem Aktionismus, der die Hysterie anheizt, dass wir von Flüchtlingen – und dazu noch von unechten! – überschwemmt würden. Das ist Unfug: Im Kanton Luzern gibt es derzeit rund 950 Asylsuchende. Das sind etwa 15 Prozent weniger als etwa 2012 (Neue Luzerner Zeitung, 8.8.).

Grosse Herausforderungen warten

Dass sich die Luzerner Regierung trotz der relativ geringen Anzahl Asylsuchender schon jetzt überfordert zeigt, lässt nichts Gutes ahnen für die Zukunft. Denn es steht eini- ges an, was viel Fingerspitzengefühl braucht: Es fehlt an kantonalen Unterbringungsmöglichkeiten. Die Zentren Hirschpark und Sonnenhof bieten Platz für etwa 220 Asylsuchende. Die vier Notunterkünfte in den Zivilschutz- anlagen Dagmersellen, Willisau, Eichhof Luzern und dem ehemaligen Hotel Löwen in Ebikon zusammen noch einmal etwa gleich viel. Diese werden jedoch nächsten Frühling wieder geschlossen. Seit Kurzem finden auch noch bis zu 70 Asylsuchende in der Notunterkunft St. Urban Platz, die von der Luzerner Psychiatrie lups zur Verfügung gestellt wird.

Dieses Gebäude wird im März 2016 ebenfalls geschlossen beziehungsweise abgerissen. Konkreter Ersatz ist bis auf das befristete Zentrum in Rothenburg (in Betrieb ab November) noch nicht in Sicht und über das geplante Zentrum beim

Der Caritas Luzern wurde der Asylauftrag gekündigt. Ab 2016 wird dieser vom Kanton Luzern selber wahrgenommen – das hat nicht nur

auf die Hilfsorganisation Auswirkungen.

Von Christine Weber

Grosshof Kriens wird erst Ende Jahr abgestimmt. Statt die Gemeinden in die Pflicht zu nehmen, sollten also kantonale Alternativen gesucht und geschaffen werden.

Das sind zugegebenermassen grosse Herausforderungen für den Kanton. Und jetzt will er auch noch die Betreuung selber übernehmen. Ob es gelingt, den Asylauftrag mit der gleichen Qualität und erst noch günstiger als die Caritas zu managen? Wir werden es sehen.

Konsequenzen für die Caritas

Einschneidend ist der Verlust des Asylauftrags für die Caritas Luzern. Sie verliert damit einen Bereich, der wesentlich zu ihrer Identität beigetragen hat. Zudem schrumpft ihr Auftragsvolumen um rund einen Viertel. Das hat hand- feste Konsequenzen für die Organisation. «Wir mussten 54 Leuten kündigen und lassen 30 befristete Verträge auslaufen – insgesamt müssen über 80 Mitarbeitende die Caritas Luzern verlassen. Das ist ein grosser Verlust», sagt Geschäftsleiter Thomas Thali. Verloren gehen nicht nur das gesamte Know-how in der Unterbringung von Asylsuchenden und Flüchtlingen, sondern auch zahlreiche Querverbindungen wie etwa die Freiwilligenarbeit oder die Einrichtung von Wohnungen. Zwar kommunizierte der Kanton, dass er möglichst viele der ehemaligen Caritas- Mitarbeitenden übernehmen wolle. Wie viele es dann für insgesamt etwa 70 Stellen sein werden, ist offen – nebst 64 Caritas-Mitarbeitenden haben sich gegen 600 andere Leute auf die bis jetzt rund 30 ausgeschriebenen Stellen beworben.

Und was gibt es jetzt noch für die Caritas zu tun?

«Unsere Schwerpunkte verändern sich nicht: Wir setzen uns auch weiterhin für die berufliche und soziale Integra- tion von Armutsbetroffenen, für Stellensuchende und die Migrationsbevölkerung ein», sagt Thali. Weiterhin betreut die Caritas zudem die rund 2000 Personen mit dem Status

«vorläufig aufgenommen» (F) und «anerkannte Flüchtlin- ge» (B oder C). Zudem will die Caritas in neue Bereiche vorstossen, indem sie beispielsweise ihre Hilfsangebote auch den Menschen in anderen Zentralschweizer Kantonen zugänglich machen möchte.

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ASYL

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Die Comic-Reportage ist diesen Juli in der Notunterkunft im ehemaligen Hotel Löwen in Ebikon entstanden. Diese wurde im vergangenen März eröff-

Andreas Kiener (28) ist freier Illustrator und Mitherausgeber des Ampelma- gazins, Nick Schwery (29) ist freier Journalist und Autor. Beide leben und

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ASYL LUZERN

Tesfalem Yemane*, Regierungsrat Guido Graf sagt in seinem Brief, dass die Asylpolitik gegenüber Eritreern grundsätzlich falsch sei und überprüft werden soll. Was sagen Sie dazu?

Herr Graf stellt diese Forderungen in seinem eigenen Interesse beziehungsweise aus poli- tischem Kalkül. Er stellt die finanzielle Lage des Kantons Luzern über die Problematik der Flüchtlinge. Ich gehe davon aus, dass die Lu- zernerinnen und Luzerner durchschauen, dass dies ein Instrument für den Wahlkampf ist.

In Online-Foren erntet Graf jedoch viel Zustimmung. Die Skepsis gegenüber Leuten aus Eritrea ist gross, die Kommentare gehässig.

Warum?

Ich kann nachvollziehen, dass die Schwei- zer Mühe haben, dass viele Eritreer in der Schweiz Asyl beantragen. Plötzlich sind sie da – aber niemand kennt sie. Die fehlenden sachlichen Informationen zu den Fluchtgrün- den und über die Diktatur in Eritrea führen leider oft zu Vorurteilen und Aversionen. Kein Mensch nimmt aus Spass eine so gefährliche Flucht auf sich. Der Brief des Regierungsrats giesst da Öl ins Feuer: Damit wird Angst ge- schürt statt Verständnis gefördert.

Welche Rolle spielen die Medien?

Es wird fast täglich über Asylbewerbende aus Eritrea berichtet, und das meistens negativ. Sie werden als Wirtschaftsflüchtlinge dargestellt, die faul sind und von der Sozialhilfe leben.

Solche Schlagzeilen beeinflussen natürlich die Meinung der einheimischen Bevölkerung.

Nötig wären mehr sachliche Hintergrundinfor- mationen.

Treffen einige Vorwürfe zu oder ist das alles aus der Luft gegriffen?

Das Ankommen hier ist tatsächlich für viele schwierig. Nicht nur, weil viele traumatisiert

Flüchtlingen aus Eritrea wird viel Skepsis entgegengebracht. Der Brief des Luzerner Regierungsrats heizt die Stimmung zusätzlich auf. Wir haben uns mit einem Betroffenen unterhalten.

«Eigeninitiative ist in Eritrea nicht gefragt»

sind, sondern auch wegen des Systemwech- sels: In einer Diktatur wie Eritrea werden Leu- te dazu erzogen, passiv zu sein – Eigeninitia- tive ist nicht gefragt. Es werden Befehle gege- ben und ausgeführt – so lernen die Menschen in Eritrea schon als Kind, passiv zu sein. In der Schweiz hingegen sind zum Glück Aktivität und Selbstständigkeit gefragt. Dieser Wechsel zu einer komplett anderen Denkweise über- fordert anfänglich viele. Sie müssen lernen, selber aktiv und fleissig zu sein: Wie suche ich Arbeit? Wie schreibe ich eine Bewerbung? Das sind gänzlich neue Herausforderungen. Und darin brauchen sie Unterstützung, auch von Schweizerinnen und Schweizern.

Was können die Eritreer beitragen, um Vorurteile abzubauen?

Die Eritreer sollten sich aktiver einbringen:

Deutsch lernen, auf die Leute zugehen, selber Kontakt herstellen. Natürlich ist das nicht einfach, aber die Landsleute können sich untereinander Tipps geben: Wo gibt es Treffpunkte, was gelten für geschriebene und ungeschriebene Regeln, wie und wo komme ich mit Einheimischen in Kontakt? Mit diesem Wissen fällt es leichter, hier Fuss zu fassen und auch finanziell selbstständig zu werden.

Sind Sie in Ihrem Alltag auch von Ressentiments betroffen?

Nein. Ich bin gut vernetzt, auch mit Leuten von hier, und treffe auf Interesse, Verständnis und Freundlichkeit. Aber ich bekomme na- türlich mit, was in der Politik und den Medien über meine Landsleute kolportiert wird, und das trifft mich auch.

Sie sprechen fliessend Deutsch, arbeiten als Dol- metscher und wollen demnächst ein Studium beginnen. Was hat Ihnen geholfen, hier Fuss zu fassen?

Ich habe schnell Deutsch gelernt, das ist das Wichtigste. Ich bemühte mich auch aktiv um Kontakt mit anderen Leuten. Bis heute mache ich etwa Freiwilligenarbeit im Sentitreff, das ist eine gute Möglichkeit. Manche sagen zu mir: Aber da verdienst du ja gar kein Geld!

Stimmt. Aber mein Verdienst ist in einer anderen Währung: Ich habe dadurch viele Kontakte gewonnen. Und wenn einmal die erste Hürde genommen ist, geht alles einfa- cher: Plötzlich wurde ich hier und dort für ein Projekt angefragt, konnte bei einem Theater mitspielen und so weiter – darum kenne ich heute auch unabhängig von meinem Beruf Leute aus der Schweiz.

Was wünschen Sie sich von der Schweiz?

Wir sollten mehr aufeinander zugehen. Erfah- rungen austauschen, diskutieren. Das wäre für beide Seiten eine Bereicherung.

Christine Weber

* Tesfalem Yemane (31) ist vor sieben Jahren aus der Dikta- tur geflüchtet, um nicht auf unbestimmte Zeit dem National Service dienen zu müssen. Seine Flucht führte ihn mit dem Boot über das Mittelmeer nach Lampedusa, von wo aus er in die Schweiz gekommen ist. Heute lebt er in Luzern und arbeitet als Dolmetscher.

Bild: Dragan Tasic

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PORTRÄT

Da gibt es einen Raum an der Jazzschule Luzern. Was in diesem passiert, gestaltet sich immer gleich: Studierende gehen rein, es donnert eine Stunde lang und plötzlich herrscht Ruhe – bis der nächste Schüler an der Reihe ist;

dann geht das Spiel wieder von vorne los. Diese Donnerhöhle ist das Reich von Norbert Pfammatter, einer Koryphäe des Schlagzeugs. Von Mitmusikern hoch geschätzt, von Studenten und Studentinnen gefeiert, von der Presse jedoch weitgehend unbeachtet. Dabei zeichnet er als Lehrer mitverantwortlich für eine ganze Schlagzeuger-Generation, die vor Talent nur so strotzt. Julian Sartorius, Lionel Friedli, Claudio Strüby und Arno Troxler wären da zu erwähnen oder frisch aufstrebend Mario Hänni (Pablo Nouvelle, Trio Heinz Herbert) sowie Vincent Glanzmann (Kasho’gi), um nur die bekanntesten Exponenten zu nennen – alle mit Ausbildung in Luzern. Im Gegensatz zu ihnen bleibt ihr Lehrmeister aber im Hintergrund. Wer ist Norbert Pfammatter überhaupt? Und was ist das Geheimnis seines Unterrichts?

Brooks & Favre

Geboren wurde Pfammatter am 12. September 1959 im Wallis. Mit Led-Zeppelin-Drummer John Bonham als Inspiration zog es ihn alsbald an die Swiss Jazz School in Bern. Schon damals gab er Privatunterricht und verdiente

Wer bei ihm war, besitzt das Handwerk, um am Schlagzeug gross rauszukommen: Norbert Pfammatter prägt eine ganze Generation Drummer und Drummerinnen, die weltweit für Furore sorgen. Er selbst bleibt im Hintergrund.

Von Stoph Ruckli

Der Meister aus der Donnerhöhle

Geld damit – doch seine Motivation war eine andere: «Ich habe nie unterrichtet, weil ich musste. Es interessierte mich.

Wenn man etwas vermittelt, lernt man auch selber», sagt Pfammatter. Nach dem Abschluss 1985 folgten berufliche Tätigkeiten an der Swiss Jazz School, an diversen Musik- schulen sowie am Konservatorium Biel und schliesslich 1994 seine Stelle an der Musikhochschule Luzern, wo er bis heute unterrichtet. In all dieser Zeit beeinflussten ihn zwei Schlagzeuger besonders stark: einerseits der Amerikaner Billy Brooks, andererseits der Schweizer Pierre Favre. Für Pfammatter sind sie Magier, die mit ihren Instrumenten einen eigenen Kosmos schaffen und eine ganz besondere Philosophie vermitteln. Dozent Brooks lehrte ihn das rhythmische Handwerk direkt in Bern. Bei Favre war es hingegen zu einem Grossteil Anschauungsunterricht, ja ein regelrechtes Aufsaugen seiner Konzerte, Platten und Workshops.

Tradition & Tiefe

Die Kombination aus Rhythmus und Sound prägt das Spiel von Norbert Pfammatter heute noch – und spannender- weise überschneiden sich die Beschreibungen seines Spiels:

Kraftvoll und filigran zugleich ist es, zudem fliessend sowie ungemein groovig. Sein Sound füllt den Raum und erinnert an Magie – womit wir wieder bei Brooks und Favre

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Eine gute Band mit einem schlechten Schlagzeuger wird es nie weiter bringen

als eine mittelmässige Band mit einem guten

Schlagzeuger.

Ein Fels in der Schweizer Schlagzeugerszene: Norbert Pfammatter, 2011. Bild: Doris Hüsler

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Konzertdaten und mehr auf www.norbertpfammatter.com wären. Und bei einer Schweizer Schlagzeugertradition, die

mit Namen wie Daniel Humair, Fredy Studer oder Jojo Mayer zu einer der beeindruckendsten weltweit gehört.

Genau diese führt Pfammatter weiter. Doch wie schafft er es, so viele erfolgreiche Drummerinnen und Drummer hervorzubringen?

Das zentrale Element seines Unterrichts ist, dass er nicht versucht, etwas aufzudrängen. «Norbert Pfammatter gibt dir im Prinzip das Werkzeug, mit welchem du kreieren kannst», meint Julian Sartorius, einer der aktuell bekanntesten Schlagzeuger in der Schweiz und ehemaliger Student Pfammatters. Er erreicht dies mit einem strukturierten Unterricht, zahlreichen Übungen und Platz für Diskus- sionen neben der Musik. Ihm ist besonders wichtig, dass seine Studierenden eine eigene Sprache oder Philosophie finden und so die Zuhörerin und den Zuhörer berühren.

Ausserdem dürfe die Tradition nie vergessen gehen. «Um das alles zu erreichen, muss in die Tiefe gegangen werden, und hierfür biete ich Mittel sowie Methoden», so Pfammatter.

«Elementar ist zudem die persönliche Erfahrung. Ich als Lehrer kann Informationen bieten, aber erleben muss man sie immer noch selber.»

Touren & Torwarte

Diese Einstellung lebt Pfammatter selbst. Er ist kein Dozent, der nur in seinem Kämmerchen sitzt und übt. Als einer der aktivsten Schweizer Schlagzeuger geht er regelmässig auf Tournee. Aktuell beispielsweise beim Elina Duni Quartett oder kürzlich in Südafrika mit dem Bokani Dyer Quintet.

Weitere grosse Namen wie Don Li, Nat Su, Donat Fisch, Pierre Favre, Fabian Kuratli und Bänz Oester (um nur einige zu nennen) ergänzen seine beeindruckende Liste an Kollaborationen. Trotzdem fragt man sich zwangsläufig:

Wieso ist Norbert Pfammatter nicht berühmter? Sartorius hat dafür eine so simple wie einleuchtende Erklärung:

«Pfammatter war nie Bandleader, weshalb sein Name fast nirgends auf einem Cover oder Plakat steht. Das ist vielleicht auch der Grund, dass er nie einen Preis gewonnen hat, obwohl er definitiv einen verdient hätte.» Was meint Pfammatter dazu? «Ich mache Musik im Kollektiv und kann mich dort verwirklichen. Für Eigenkompositionen habe ich

PORTRÄT

mir nie die Zeit genommen und empfinde das momentan auch nicht als nötig.» Trotzdem ärgere es ihn manchmal, wenn Medien – immerhin die wichtigsten Werbekanäle für Musik – auf ihrer Suche nach Geschichten nur Marken und Einzelfiguren thematisieren. Besonders, wenn Bass und Schlagzeug als Begleitung vom Piano genannt werden.

«Das ist wie beim Fussball: Die Mannschaft kann noch so gut sein – mit einem schlechten Torwart wird das nichts.

Genannt werden danach trotzdem nur Stürmer, welche Tore schiessen», so Pfammatter. Will heissen: Eine gute Band mit einem schlechten Schlagzeuger wird es nie weiter bringen als eine mittelmässige Band mit einem guten Schlagzeuger. «Dass Drummer und Bassisten so wenig Erwähnung finden, stösst mir auf. Ich begleite nicht. Ich spiele mit!», sagt er bestimmt.

Bär & Faszinosum

In diesem Moment wird ein Zug im Wesen Pfammatters erkennbar, der ihn für viele zum Unikat macht: eine trockene, äusserst gezielte Ausdrucksweise. Wie ein Bär, der im richtigen Moment zupacken kann. Pfammatter ist kein Mensch, der das grosse Rampenlicht sucht. Ihm sind die inneren Werte wesentlich wichtiger – wenn er nicht Schlagzeug spielt, beschäftigt er sich mit Meditation und Yoga. Zudem wurden verschiedene Musikanlässe und -lokale in seiner Heimatstadt Bern von ihm als Kultur- aktivist geprägt. All jene Facetten ergeben eine Aura um Pfammatter, die einen Raum erfüllt und einen Groove vorgibt, aber weder überfüllt noch befiehlt. Diese so simple wie geniale Zusammensetzung erlaubt ein geschmeidiges Anpassen an verschiedene Situationen – sowohl als Musiker wie auch als Lehrer.

Lediglich bei einer Frage verzieht sich der Bär in die Höhle: Was die Zukunft für ihn bringe? «Das wissen wohl nur die Götter», meint er trocken. Und – möchte man anfügen – seine zukünftigen Studentinnen und Studenten, welche er ab Mitte September zum Start des Semesters an der Jazzschule wieder in seiner Donnerhöhle begrüssen wird.

«Norbert ist nicht Mainstream. Er ist ein Charakter, eine Figur – als Mensch und als Musiker. Das mag ich.» Fredy Studer

«Es gibt Hunderte sehr talentierte Drummer auf der Welt, aber Norbert macht sein Ding und bleibt bei seinen Ideen. Er saugt die Musik wie ein Schwamm auf und schafft es, unbeirrt alles, was ihn inspiriert, in seinen Stil zu integrieren.

Er HAT einen eigenen Stil.» Valeria Zangger (Henning, Drum Sights)

«Norbert war für mich mein Anker im ganzen Studium. Weil ich meine musika- lischen Wurzeln nicht unbedingt im Jazz hatte, fand ich Diskussionen über Led Zeppelin und Bob Dylan sehr wertvoll. Das erzeugte eine Verbindung fernab vom Jazzstudium.» Mario Hänni (Trio Heinz Herbert, Pablo Nouvelle)

«Auf Norberts früherer Homepage stand ein Satz, der ungefähr so lautete:

‹Spielst du dich selbst oder spielst du die Musik?› Es ging darum, als Musiker jeweils das zu spielen, was die Musik braucht, und nicht das, was man geübt hatte und gerne zeigen möchte, um jemanden zu beeindrucken. Norbert ist für mich die physische Verkörperung dieser Einstellung.»

Vincent Glanzmann (Kasho’gi, Skorpionfisch)

«Für mich war Norbert primär ein ‹Ohrenöffner› und Motivator. Er hat mich nie im Gespräch überzeugen müssen, dass ich übe. Sein Sound hat mich derart beeindruckt, dass ich nach unzähligen Stunden bei ihm einfach nur das Bedürfnis hatte zu üben.»

Clemens Kuratle (Murmullo, Francesco Diomaiuta Trio)

Weitere Schlagzeugerinnen und Schlagzeuger über Norbert Pfammatter:

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GESCHICHTE

Der Krieg in den Zwiebelgärten

In der wohl wichtigsten Schlacht der sogenannten Mailänderkriege verlor am 13./14. September 1515 vor den Toren Mailands ein eidgenössisches Heer gegen die Truppen des französischen Königs.

Marignano ist seither zum Argument geworden, um in der Diskus- sion zu Schweiz und Europa eine abstinente Haltung zu predigen.

Das hat zwar wenig mit der historischen Faktenlage zu tun, hat aber Tradition. Wir kennen in dieser Diskussion zwei Arten von Schlachten: Morgarten (1315) und Sempach (1386) stehen mit vielen anderen für einen heldenhaften Befreiungskrieg, und Marignano als Lehrstück eben für weise Selbstbeschränkung.

Jenseits von Platitüden und Polemik stellt man fest: Marignano steht nicht für ein Ende der eidgenössischen Expansionspolitik. Bern beginnt 1536, die Waadt zu erobern und begehrliche Blicke nach Savoyen zu werfen. In Oberitalien beenden erst die Niederlagen von Bicocca (1522) und Pavia (1525) die eidgenössischen Ambitionen.

Die Schweizer fochten hier nicht mehr «auf eigene Rechnung», sondern im Sold des französischen Königs – eine klare Trennung ist da allerdings kaum möglich: Eidgenossen fanden sich mal auf der einen, mal auf der anderen, mal auf beiden Seiten wieder.

Sturm auf die Stadt

Schon vor Marignano begann sich Protest gegen die Söldnerpolitik zu regen, in der ganzen Schweiz, aber auch in Luzern. Ein Auslöser dafür war die Schlacht bei Novara (1513), hier besiegten die Eidge- nossen für einen Mailänder Herzog unter enormen Verlusten ein französisches Heer. Verluste heisst: Es fehlen Menschen ganz – oder teilweise, wenn sie körperlich oder geistig versehrt heimkehren. Die Nachricht vom verlustreichen Sieg traf in der Luzerner Landschaft auf herumschwirrende Gerüchte: Einflussreiche Politiker, hohe Amtsträger im Luzerner Rat, würden Söldner für den französischen König – also für den Feind – anwerben.

Mehrere Tausend Unzufriedene zogen vor die Stadt und verwüs- teten die Gemüsegärten ihrer Bewohner. Die Belagerung dauerte drei Tage und ging als «Zwiebelnkrieg» in die Geschichte ein. Um die Aufständischen zu zerstreuen, machte der Luzerner Rat ein letztes Mal politische Konzessionen: Es gab steuerliche Erleichterungen und sogar eine gewisse aussenpolitische Mitsprache, wenigstens eine Zeit lang. Trotzdem: Einer der Anführer wurde 1515 hingerichtet, denn Ordnung muss sein.

Fremdes Geld

Die Untertanen protestierten im Zwiebelnkrieg gegen die enge Verflechtung der politisch-militärischen Führungsschicht mit

500 Jahre nach der Schlacht von Marignano werden diesen Monat Jubiläumsreden bis zum Überdruss gehalten. Eine für die Schweizer Geschichte nicht minder wichtige Aus- einandersetzung dieser Zeit findet darin kaum Beachtung: der Luzerner Zwiebelnkrieg.

Von Gregor Egloff

den Grossmächten Europas. Besonderes Reizwort: die Pensionen, die Zahlungen an öffentliche Kassen und Einzelpersonen, oft im Verborgenen. Europas Fürsten sicherten sich damit den Zugang zur eidgenössischen Politik und zu den begehrten Söldnern. Es handelte sich um enorme Summen. In den Innerschweizer Orten machten sie bisweilen fast die Hälfte der ordentlichen Staatseinnahmen aus.

Wer im Auftrag der Fürsten lokal Gelder verteilen konnte, wurde reich und einflussreich. Oder angreifbar, wenn Konkurrenten davon erfuhren – man riskierte als Pensionsherr buchstäblich seinen Hals.

So waren Grossbauern die treibenden Kräfte hinter den De- monstrationen in den Bürgergärten, da es beim Solddienst ja auch um ihre Arbeitskräfte ging. Neben dem Militärunternehmertum waren Pensionen eine wesentliche Grundlage patrizischer Standes- kultur, gerade in der Zentralschweiz. Prächtige Patrizierhäuser sind architektonische Zeugnisse für die Tradition fremder Solddienste – ein besonders schönes, das der Familie Göldlin von Tiefenau am Luzerner Hirschenplatz, ist an den kommenden Europäischen Tagen des Denkmals (12./13. September) zu besichtigen.

Führer durch die Geschichte

Die eidgenössischen Eliten fanden sich im 16. Jahrhundert in einem Netz sich konkurrenzierender Loyalitäten, sowohl innerhalb ihrer Herrschaftsgebiete, zwischen Familienclans und auch aussenpolitisch.

Zur Entdeckung dieser komplexen Zusammenhänge erscheint in diesen Tagen ein Buch aus der Feder des Berner Historikers Philippe Rogger. Gut erzählt bietet er einen Führer durch die vielfältigen militärischen, politischen und kulturellen Verflechtungen der Eidgenossenschaft. Solddienste und Pensionen waren wesentliche materielle Grundlagen der eidgenössischen Staatsbildung, die im 16. Jahrhundert richtig Fahrt gewinnt. Und doch, es ist noch ein weiter Weg zu den Sonntagsreden im modernen Bundesstaat.

Philippe Rogger führt uns zu einem faszinierenden Kapitel unserer Geschichte, das man nicht Populisten überlassen sollte.

Buch: Philippe Rogger: Geld, Krieg und Macht. Pensionsherren, Söldner und eidgenös- sische Politik in den Mailänderkriegen 1494–1516, Hier+Jetzt, Baden 2015.

Europäische Tage des Denkmals: SA 12. & SO 13. September, verschiedene Orte.

Führungen im Göldlin-Haus: SA 12. September, 10, 11, 13, 14 Uhr, Hirschenplatz, Luzern. Komplettes Programm: www.hereinspaziert.ch

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Eine Überraschung – so kommentierten die Schweizer Medien die Wahl von Riccardo Chailly zum neuen Chefdirigenten des Lucerne Festival Orchestra. Aber sie relativierten diesen Eindruck gleich wieder: Denn eigentlich ist der 63-jährige Italiener ein geradezu logischer Nachfolger von Claudio Abbado, der ihn bereits als 18-Jährigen als Assistenten an die Mailänder Scala geholt hatte.

Abbado sei immer sein Vorbild gewesen, sagte Chailly nach seiner Wahl, «mein Bezugspunkt und lebenslanger Freund, in tiefer Verbundenheit bis zum Ende».

Die Überraschung hatte denn auch vor allem damit zu tun, dass die Zeichen zunächst ganz anders gestanden hatten. Nach Abbados Tod im Januar 2014 hatte Andris Nelsons das LFO dirigiert, und als im vergangenen November eine Medienkonferenz einberufen wurde, rechnete man mit seinem Namen. Aber der Termin wurde abgesagt und man hörte nichts mehr – bis einen Tag vor der dies- jährigen Festival-Eröffnung Chaillys Ernennung für vorerst fünf Jahre verkündet wurde.

Zweite Wahl ist Chailly, der beim Leipziger Gewandhausorches- ter und an der Mailänder Scala bereits zwei wichtige Chefposten innehat, trotzdem nicht. Dazu passt er zu gut in diese Position, menschlich wie musikalisch. Er ist wie Abbado kein Blender – die kontinuierliche Arbeit interessiert ihn weit mehr als das Jetsetten von einem glamourösen Termin zum nächsten. Auch vom Repertoire her gibt es Überschneidungen, insbesondere bei Mahler; dass Chailly das Lucerne Festival 2016 mit jener 8. Sinfonie eröffnen wird, die Abbado für seine Gesamtaufnahme nicht mehr dirigieren mochte, spricht für sich.

Ebenso offensichtlich sind allerdings die Unterschiede: Wo Abbado das freie Zusammenmusizieren zelebrierte, setzt Chailly auf Präzision (was keineswegs bedeutet, dass seine Interpretationen buchhalterisch klingen würden). Stärker als Abbado interessiert er sich für historisch informierte Aufführungspraxis. Auch die zeitgenössische Musik liegt ihm näher als seinem Vorgänger. Als gefragter Operndirigent ist er zudem im Hinblick auf die geplante Salle mModulable eine attraktive Wahl.

Wie sich das LFO unter seiner Leitung entwickeln wird, in der programmatischen Ausrichtung wie in der Besetzung – darüber will man im kommenden Frühling informieren. Dass es Änderungen geben wird, hat der Intendant des Lucerne Festival Michael Haefliger schon gesagt: «Riccardo Chailly weiss sehr genau, was er will.» Für die Zukunft des LFO kann man sich nichts Besseres wünschen.

Susanne Kübler

Obwohl unerwartet, ist die Wahl von Riccardo

Chailly zum neuen Chefdirigenten des Lucerne

Festival keine Überraschung. Er passt gut in

diese Position, menschlich wie musikalisch.

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NACHRUF

Nachruf auf Georg Anderhub (1949–2015)

«Es wär jetz Ziit zum Stärbe», sagte er bei meinem letzten Besuch zu Hause an der Berglistrasse. Der Hirntumor führte zum Tod.

Die Zeit kam und liess ihn, nach unserem Empfinden, sanft hinübergleiten. Vielleicht in den Iran, wohin es Georg Anderhub in den letzten Jahren vier Mal zog?

Ich erinnere mich an seine Bilder, die er dort machte. Er sah Farben, Bewegungen, Szenen, die nur er so fotografieren konnte. Ei- nes davon hängt bei mir zu Hause. Menschen werfen Münzen in einen Glücksbrunnen, hoffend auf Glück, auf ein Wunder vielleicht.

Georg steht dabei und entdeckt den jungen Mann, der mit dem Finger einen Geldschein, ein «Nötli», ins Wasser drückt, weil es nicht sinken wollte! Er erfasst den Moment und drückt ab.

Georg Anderhub war mit seiner Kamera ein dokumentarischer Künstler. In zahlrei- chen Ausstellungen, in den Reportagen, in Büchern auch liess sich sein breites Wirken verfolgen. Jetzt bleibt die informative Web- site, auf der man hängen bleibt, bei den Theater-Bildern zum Beispiel, packend nah, am Punkt aufgenommen. In den ersten Jahren seines Schaffens dominierte das

Dokument, die Arbeit für die Medien, rund zwanzig Jahre zur Hauptsache für die LNN (1973 bis 1994), aber auch für auswärtige Zei- tungen und Zeitschriften. 1981 engagierte er sich als Mitbegründer für die Wochenzeitung

«Die Region». Im «041 – Das Kulturmaga- zin» war er ab 2011 ein Jahr lang mit einer Fotokolumne präsent.

In seinen Bildern war das Spektakuläre nie ein Thema. Im Mittelpunkt der doku- mentarischen Arbeit stand fast immer der Mensch, den der Fotograf Georg Anderhub in seinem ganzen Wesen zu erfassen suchte.

Ein aussergewöhnliches Zeugnis für diese Fähigkeit liefert das letzte Buch, das er in den Monaten vor seiner schweren Erkrankung mit seinen Bildern prägte. Die zwanzig Port- räts sind nicht einfach Gesichter, sie erzählen die Geschichte der Menschen («Chancen nach sechzig», Explorum, Zofingen, 2015).

Georg Anderhub beherrschte nicht nur die Bildsprache, auch mit dem geschriebenen Wort wusste er sich auszudrücken, kurz, treffend, oft mit dem ihm eigenen feinen Humor.

Neben der Medienarbeit widmete Georg Anderhub sein fotografisches Schaffen der

Musik und dem Theater. Über Jahrzehnte war er Hausfotograf für das Lucerne Festival und für das Luzerner Theater. Seine Begeisterung und seine Liebe zur Musik dehnten sich aus bis zur Dunkelkammer im Fotolabor, solange man noch Papierbilder entwickelte. Da tönte dann die Mahler-Sinfonie in voller Laustärke durch die Wände.

Nach der Fusion respektive Übernahme der LNN durch die Luzerner Zeitung arbeitete Georg Anderhub vermehrt selbstständig, ging auf Auslandreisen, zum Beispiel nach Berlin, wo er von einem Atelier-Stipendium von Landis+Gyr profitierte. In dieser Zeit entdeckte er verstärkt sein Gefühl für das Zusammenspiel von Farben, Flächen und Objekten, seine künstlerischen Kräfte und Ambitionen. Er schuf Aufnahmen, bei denen das Auge suchen muss, um die Bildsprache zu entdecken: etwa das Licht- und Schattenspiel auf den Pflastersteinen einer Strasse.

Das Grossartige am Menschen Georg Anderhub war sein Feingefühl für alle und alles, was ihm begegnete.

René Regenass

Ge Anderhub in seinem alten Atelier.

Im Hintergrund seine Sammlung mit den weggeworfenen Passbildern aus öffentlichen Automaten (eine Idee, die ihm die Filmemacher von «Amélie»

geklaut haben …).

Bild: Beat Allgaier Anderhub

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KULTURZUKÜNFTE

Wie soll man sich als kulturinteressierter Mensch im riesigen Dschungel der Kultur- angebote orientieren? Wie Veranstaltungen finden, die meinen Geschmack treffen, wie wissen, welches der zahllosen gleichzeitig stattfindenden Kulturereignisse das für mich passende ist? Diese Frage ist nicht trivial, denn alte Orientierungssysteme funktionie- ren schon länger nicht mehr: Das Feuilleton als Hort der Information und Kritik steckt in einer – nicht nur ökonomischen – Dauerkri- se und die einstigen Hotspots der Informati- on in der realen Welt, etwa der Platten- oder der Buchladen, sind schon längst Orte der Nostalgie, die durch ihre virtuellen Pendants verdrängt und ersetzt wurden. Das ist nicht schlecht: Online-Plattformen informieren schneller und und breiter, der virtuelle Mu- sik- oder Textanbieter ist günstiger und das Angebot erst noch grösser. Nur das Problem bleibt – oder verschärft sich gar: Wie sich orientieren? Denn die wichtigste Funktion des Feuilleton-Redakteurs, des Platten- oder Buchhändlers war ja, dass jeder für sein Publikum eine Auswahl traf. Im Falle einer Zeitung war das ein «Zielpublikum», ein

«Durchnittsleser», im Fall der Musik- oder Buch-Anbieter handelte es sich oft um kon- krete Individuen, um eine 1:1-Beziehung sozusagen.

Der Dschungel wird unwegsamer, die Pfade werden schmaler und schlechter erkennbar.

Was tun? Die meisten Kulturinteressierten bewegen sich nach den folgenden Regeln:

• Regel 1: Nicht unvorbereitet in den Dschungel gehen. Sich vorher informieren.

• Regel 2: Nicht alleine in den Dschungel gehen. Freunde mitnehmen.

• Regel 3: Nicht an Orte im Dschungel gehen, wo man noch nie war.

Dies sind die Regeln, die einem als Kind von den Eltern eingeschärft wurden, wenn man

Schwimmen mit Nemo

alleine zum Spielen raus wollte. Sie machen aus dem Dschungel ein wegsames und halbwegs sicheres Umland, das wir begehen (und auch wieder verlassen) können. Aber wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass die spannenden Spiele nicht diejenigen waren, bei denen wir die Regeln unserer Eltern brav befolgten. So wie Nemo, der im Fisch-Kindergarten mit seinen drei Freunden abhaut, sich an den Rand des Riffs schleicht und ins offene Meer hinausschaut, wo weit in der Ferne ein Boot schaukelt. Wäre er nicht dorthin geschwommen, hätte er es nie

nach Australien geschafft. Ob er das wirklich wollte, ist dabei nicht relevant, denn er konnte das gar nicht wollen, weil er nicht mal wusste, was Australien ist. Die Frage wäre vielmehr, ob er es gewollt hätte, wenn er gewusst hätte …

Was für die Kinder recht ist, ist auch für die

«Grossen» billig, und was für das Spielen gilt, gilt auch für die Kultur: Abenteuer kann man nicht planen und man kriegt sie nicht auf Bestellung. Und: Regeln sind auch da, um gebrochen zu werden. Nur: Was bedeu- tet dies jetzt in Bezug auf die Ausgangsfrage, wie wir uns als Kulturinteressierte orientie-

Von Basil Rogger

Der Kulturdschungel wird immer unübersichtlicher.

Wie kann man sich orientieren?

ren? Dass wir in einer Zeit leben, in der die Kulturangebote unaufhörlich zunehmen, ist an dieser Stelle schon wiederholt gesagt worden. Das Schöne daran: Es gibt nicht nur immer mehr Kulturangebote, sie sind auch immer leichter zugänglich. Nicht nur durch das Internet, auch für Angebote, die einst

«hohe Kultur» genannt wurden, werden Eintrittsbarrieren bewusst gesenkt oder abgeschafft. Das ist grundsätzlich positiv.

Nur: Dass alles für alle verfügbar ist, bedeutet nicht, dass es besser verständlich oder lesbar wird – im Gegenteil.

Also: Was verändert sich an den Regeln, die wir immer wieder brechen müssen, im Zeit- alter von Easy Access, von Barrierefreiheit, von permanent zur Verfügung stehender Online-Gratiskultur?

Erstens ist die Art, wie wir uns heute infor- mieren, eine andere geworden. Kulturpäpste ade! Die Autorität des allwissenden Kritikers, der durch sein Netzwerk, seine Erfahrung und sein Know-how eine Deutungshoheit hat, bröckelt schon länger. Es gibt immer mehr Blogger, Zwitscherer und aktive Super- user, die neue Formen der Kritik etabliert haben. Die herkömmliche Literatur-, Musik- oder Kunstkritik wird also entprofessionali- siert, dezentralisiert, partizipativ und enorm beschleunigt. Die neuen Experten legitimie- ren sich nicht mehr durch ein Studium und die Anstellung in der Feuilletonredaktion einer renommierten Zeitung, sondern durch intime Szenekenntnis, Reaktionsgeschwin- digkeit sowie die Anzahl ihrer Kommentare und Posts. Auch diese Experten versammeln ihre Anhängerschaft um sich, die Experten werden aber zahlreicher, die Fangemeinden kleiner und die Spezialisierungen grösser.

Die Information ist keine Information über einen Dschungel, sie ist der Dschungel.

Der Prosument

konsumiert Inhalte

und stellt sie gleich-

zeitig her.

(25)

Zweitens verändert sich das Verhältnis von Kulturproduzent und Kulturkonsument, indem sich die Grenzen zwischen ihnen zunehmend auflösen. Neudeutsch steht dafür der Prosument, der immer gleichzeitig Inhalte herstellt und auch welche konsu- miert. Die Formen, welche die Prosumtion auch im Bereich der Kultur annehmen wird, sind bei Weitem noch nicht ausgereizt, die Potenziale von transmedialen Projekten oder von Gamification längst nicht ausgeschöpft.

Aber die Freunde, mit denen ich in den Dschungel rausgehe, sind andere geworden:

reale und virtuelle, Kulturkonsumenten und Kulturproduzenten.

Drittens hat sich das Verhältnis von Live-Kultur zu digital vermittelter Kul- tur verändert. Die jederzeit zugängliche Kultur in elektronischen Medien führt zu Publikumsschwund bei klassischen «Auf- führungen» und zu zeitversetztem Konsum, gleichzeitig aber auch zu einer Aufwertung des Live-Erlebnisses – die Aura wandert vom Werk zum Künstler und es entstehen neue Kulturkonsum-Rituale. Die beiden Aspekte von kulturellem Schaffen – das reale und das virtuelle – stehen nicht mehr in einem Verhältnis von Original und Abbild, sie sind schlicht unterschiedliche Aspekte von künstlerisch-kultureller Aktivität.

Was bedeutet dies nun für uns als Kulturin- teressierte, die sich informieren wollen?

• Neue Formen von Kulturpublizistik und Kulturkommunikation setzen Kultur und Medien in ein neues Verhältnis. Wir wer- den nicht mehr exklusiv von den «Autoritäten des Feuilletons durch den Kulturdschungel gelotst»; andere Kultur- konsumenten, Freunde, Experten oder wir selbst führen uns – oft in Echtzeit – durch den realen und virtuellen Kulturdschungel,

Textreihe «Kulturzukünfte»

In insgesamt neun Ausgaben des Kulturma- gazins beleuchtet der Kulturwissenschaftler Basil Rogger in dieser Kolumne verschiedene Ebenen des Kulturbetriebs in Hinblick auf ihre Zukunft.

Das nächste Thema wird sein:

Kulturselektion: Die Kulturförderung muss sich immer auch «gegen» Kultur entscheiden.

Wie verändern sich die Kriterien?

Bild: Daniela Kienzler

ob wir wollen oder nicht.

• Produktion und Rezeption von Kultur stehen in einem neuen Verhältnis: Auch als Kulturkonsumenten werden wir zuneh- mend zu Kulturproduzenten, wir werden Teil eines übergeordneten Zusammen- hangs, in welchem die künstlerischen In- halte ständig hergestellt werden.

• Realität und Virtualität stehen in einem neuen Verhältnis: Das Virtuelle ist nicht das Medium des Realen oder andersrum.

Kultur ist real und virtuell – je eigenstän- dig, je eigenwertig. Man muss sich in beiden Welten bewegen können, um über- haupt Angebote wahrnehmen zu können.

Auch unter diesen neuen Voraussetzungen kann man natürlich die drei Regeln befol- gen, die am Anfang dieses Textes stehen.

Aber eines bleibt sich gleich: Wer nicht wagt, hinauszuschwimmen, wird auch heute und morgen nichts Neues erleben, sei dies in der Kultur oder auf dem Spielplatz. Das ist nicht grundsätzlich schlecht, denn ebenso wie das Spiel ist Kultur oft und richtigerweise Wie- derholung. Ob man aber wissen oder speku- lieren möchte, ob es ein Australien gibt, wie es aussehen könnte, was die Menschen dort tun, essen, trinken, reden, hören, sehen, das ist jedem Einzelnen selbst überlassen. Ich fände es spannend.

KULTURZUKÜNFTE

Die Art, wie wir uns heute informieren, ist eine andere geworden.

Kulturpäpste ade!

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Artischocken aus der Barbarei

beweist, wie wunderbar das Distelgewächs im Alpenraum gedeiht. 2014 haben Anita und Martin erstmals rund 80 Setzlinge im Ennetmooser Boden gepflanzt, zwei Sorten, die «Vert Globe» und eben die «Grüne von Laon». In diesem Jahr waren es bereits 200 Pflanzen. Wie Unkraut würden sie wachsen, sagt Martin, auch die Hitze und Trockenheit hätten sie gut überstanden. Das Einzige, was sie nicht mögen, ist Frost, und darum werden die eigentlich mehrjährigen Pflanzen in unseren Breitengraden im Frühling jeweils neu gesetzt und im Gegensatz zum südlichen Europa nicht

«Die dicke, grüne von Laon ist eine der merkwürdigsten Spielarten der distelartigen Artischockengewächse aus der Barbarei und dem südlichen Europa, und auch die aller- beste, welche in Paris am meisten geschätzt und angebaut wird.» Schrieb 1821 ein Herr Pirolle im «Taschenbuch des verständigen Gärtners». Ob der Franzos mit der «Barbarei»

den Kanton Nidwalden meinte, ist nicht bekannt, aber genau da ist sie inzwischen gelandet, die Dicke, Grüne von Laon, auf Hof Murmatt bei Ennetmoos. Der Hof Murmatt liegt wunderschön am Stanserhorn Nordhang und wird von Anita z’Rotz und Martin von Holzen in dritter Generation bewirtschaftet.

Anita z’Rotz ist eine leidenschaftliche Köchin, und daher erhält der grosse Gemüsegarten auf der Murmatt ebenso viel liebevolle Zuneigung wie die kleine Rinderherde. Verschiedene Sorten Bohnen, Zucchetti, Kürbis, Randen, Krautstiel und unzählige andere Gemüse in Bioqualität wachsen in kleinen Pflanzfle- cken rund ums Haus. Die Bohnen werden direkt am Hof getrocknet, anderes wird zu grossartigen Chutneys, Sirups und Konfis verarbeitet. Jedes Jahr gedeihen einige neue Gemüsesorten im Garten. Eigentlich hätten nun Spargeln dazukommen sollen. Doch die Ungeduld war zu gross, sagt Martin von Holzen – drei Jahre braucht es, bis Spargeln nach der Aussaat erstmals geerntet werden können. So haben sie sich von Bergbauer Jürg Wirth inspirieren lassen, der im bünd- nerischen Lavin auf 1400 Meter über Meer seit einigen Jahren Artischocken anbaut und

überwintert. Geerntet wird in Ennetmoos daher erst zwischen Anfang August und Ende September. Auf Hof Murmatt wird in diesem Jahr ein erster Überwinterungsversuch mit den Artischockenpflanzen gestartet. So kommen die Innerschweizer Artischocken im nächsten Jahr vielleicht schon im Mai auf die Teller.

Text und Bild Sylvan Müller

i m i n s e l i p a r k

bei trockenem wetter täglich von 11:30 bis 24:00

Die Artischocken direkt ab Hof: www.hofmurmatt.ch. Je nach Angebot samstags am Markt auf dem Helvetiaplatz Luzern bei Toni Odermatt erhältlich.

www.meyerambundesplatz.ch

Lokales ist Programm

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BAU

Hat man dieses Haus vergessen? Offenbar nicht. Die Profilstangen verkünden sein nahes Ende. Unterdessen werden Einsprachen behandelt und es wird eine Zwischen- nutzung installiert.

Das letzte Haus

Das alte Haus steht auffällig links der Gleise, die von Luzern in den Bahnhof von Zug führen. Die Zugreisenden kennen es gewiss vom Sehen. Es ist kein Schmuckstück, aber es hat allem Profitdenken widerstanden. Ringsum wurde längst abgeholzt und mit der typischen Architektur von Neu Zug möbliert: weiss, glatt, Business. Ein schöner Gedanke, dass sich nicht alles ratzfatz anpasst.

Aber eben. Es kommt auch hier anders. Das Haus an der Albisstrasse 3, direkt neben dem Bahndamm und am Rand der Überbauung Grafenau Süd, muss weichen. Die Avik AG hat das Baugesuch längst eingereicht. Seit Monaten wird spekuliert, wann begonnen wird, doch noch stehen Einsprachen den Baggern im Weg. Die Avik AG gibt sich zuversichtlich. Im April 2016 sollen Abriss und Bau beginnen.

Es gehe nur noch um Fahrwegrechte.

Private Bauherrschaft

Gerne spricht die Avik AG nicht über das Projekt in der Grafenau. Es ist eine private Bauherrschaft, der auch die Architektin angehört, deren Doppelbüro für die Pläne des Neubaus zuständig ist. Warum alles so spät, wo doch ringsum längst neu gebaut ist? Manchmal gehe es eben länger, bis ein Projekt reif sei, so die knappe Auskunft. Dieses Haus also, dieser Fremdling in der Zuger Geschäfts- und Wohnlandschaft der Grafenau, wird ersetzt durch einen Wohn- und Dienstleistungskomplex, der zur Umgebung passt. Danach wird rundum glatte Ordnung herrschen.

Doch noch wohnen Leute in dem Haus, und das Hochparterre wurde von den Besitzern zur Zwischennutzung freigegeben. Bis Ende Juli hatten das Künstlerduo Severin Hofer und Michel Kiwic, genannt Hoffnung+Kiwi, die 5-Zimmer-Wohnung mit den schönen Holzböden für ihre Aktionen genutzt. Sie haben geschrieben, dass die Wohnung an der Albisstrasse 3 ein Ort der Fantasie, des Träumens, ein Raum der Möglichkeiten und Ideen war, aber sie sei auch eine Wohnung der Illusion gewesen. Im August und September nutzen Alex Meszmer und Reto Müller die Wohnung für Installationen.

Wie im Neubad

Seit August aber bewirtschaftet und organisiert das Zuger Paettern Lightup Atelier die Aktivitäten in dem alten Haus. Paettern ist ein

Ladenlokal an der Alpenstrasse beim Bahnhof Zug und nennt sich

«Plattform für Jungunternehmer und Kleinstproduzenten». Die drei Leute hinter Paettern verstehen ihre Räume als Plattform, Drehscheibe, Experimentierfeld. Sie betreiben auch den Kiosk im Neubad in Luzern und «Paettern Josef» an der Ecke Josef-/Langstrasse in Zürich. Sie haben dieses Jahr den Zuger Jungunternehmer-Preis gewonnen.

Die grosse Wohnung im alten Haus beim Bahndamm erweitert nun für eine Weile ihre Räumlichkeiten an der Alpenstrasse. Ein Projekt im Altersheim in Zug kam nicht zustande. Nun freuen sich die Leute des Paettern Lightup Ateliers, dass sie doch mehr Platz für ihre Ideen bekommen haben. «Im Moment wissen wir noch nicht so genau, wohin die Reise geht», sagt Patrick Bützer, einer der drei Köpfe hinter dem Paettern-Projekt. Sicher ist aber, dass die Abrissbirne dem alten Haus bald den Garaus machen wird.

Thomas Bolli

Ein Fremdling, der bald weichen muss: das Haus neben dem Bahnhof Zug. Bild: tob

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Nadine Wietlisbach, du hast unlängst den Schweizer Kunstpreis für Vermittlung erhalten, wir gratulieren. Was bedeutet dir die Aus- zeichnung?

An allererster Stelle ist es eine Ermutigung, dass ich an etwas dran bin, das eine gewisse Wichtigkeit hat. Gleichzeitig ist es ein Kom- pliment, eine Honorierung meiner Tätigkeit in den letzten zehn Jahren.

Und eine Bestätigung, dass du etwas richtig gemacht hast. Ist von deinen Ausstellungen trotzdem auch mal eine misslungen?

Ja klar, das Scheitern ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Beispielsweise ein Ausstel- lungskonzept, das auf dem Papier funkti- oniert, im Raum dann aber nicht. Das ist Arbeit, und wer viel arbeitet, scheitert auch mal. Aber das ist immer noch besser, als vor lauter Angst vor Fehlern gar nichts mehr zu tun.

Du kuratierst Ausstellungen für verschiedene Institutionen, gibst eine eigene Kunstpublikation heraus, schreibst für Magazine und hast viele Projekte parallel – was kommt als Nächstes von dir?

Diese Idee steckt noch total in den Kinder- schuhen, aber ich würde in Luzern gerne ein Kunstfestival initiieren. Wenn alles rund

Die Ausstellungsmacherin Nadine Wietlisbach hat gera- de den Schweizer Kunstpreis gewonnen und weilt derzeit für ihren Atelieraufenthalt in Chicago. Kurz vor der Ab- reise sprach sie mit uns über den Museumsplatz Luzern, abwesende Studis und war- um sie nicht «uf d’Schnorre»

hocken kann.

läuft, könnte es 2017 erstmals durchgeführt werden.

Aufgewachsen bist du in Bern, seit 12 Jahren lebst du in Luzern und beobachtest die Kunstszene hier. Worauf kann diese stolz sein?

Auf ihre Vielfalt. Auf die unterschiedlichen Institutionen, vom Kunstmuseum über die etwas verschlafene, aber dennoch wichtige Sammlung Rosengart bis hin zu all den klei- nen, oft auf eigene Faust initiierten Projekte, die teils auch wieder verschwinden.

Was fehlt im Gegenzug?

Der Dialog auf kulturpolitischer Ebene müss- te verstärkt werden. Hier sollte es primär um Qualität gehen und nicht nur darum, wie gross eine Institution ist und wie viel Geld sie benötigt. Auch müssten Strukturen besser evaluiert oder zumindest diskutiert werden.

Bei einer Sammlung Rosengart ändert sich kaum etwas, da man genug Besucher hat,

auch Touristen. Das finde ich nicht zeitge- mäss. Bei uns im sic!-Raum müssen wir ständig überprüfen, ob das, was wir machen, eine Relevanz hat für die Besucher. Dies müssen wir gegenüber Geldgebern immer wieder offenlegen. Gleichzeitig müssen wir über langfristige Förderstrukturen nach- denken. Es reicht nicht, nur zu initiieren, sondern man soll sich über eine längere Zeit auf Inhalte konzentrieren können. Und nicht ständig Angst haben müssen, dass nächste Woche der Strom abgestellt wird, etwas überspitzt formuliert.

Du sprichst vor allem die Geldgeber an. Wie steht es denn um die Kunstszene selbst: kein Bedarf, die eigene Qualität zu hinterfragen?

Doch natürlich, wir als Team sic! hinterfra- gen uns ständig. Viele Menschen bilden so etwas wie eine Szene, ich bin nur ein Teil- chen darin – und versuche, mein Bestes zu geben. Von der Qualität der Arbeit «unserer»

«Wer viel arbeitet,

scheitert

auch mal»

Referenzen

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Mawil schildert den jugendlichen alltag in der DDr aus dem blickwinkel seiner Protagonisten, die nichts anderes kennen und sich nicht vorstel- len können, dass sich je etwas

46 Kleintheater 48 Stadtmühle Willisau 50 Südpol / Zwischenbühne 52 HSLU Musik 54 Luzerner Theater / LSO 56 ACT / Romerohaus 58 Kulturlandschaft 60 Chäslager Stans 66