• Keine Ergebnisse gefunden

Künstler auf Abwegen

Obwohl Suske sich selbst als Pathos-Allergiker bezeichnet, sieht er doch auch in der Gattung der Oper einen Eigenwert und will diesen nutzen. Dazu hat er «einfach mal draufloskomponiert» und in seine Tracks verschiedene Schnipsel anderer Orpheus-Interpretationen eingebracht. Die Songs weisen stark verdichtete Lyrics und viele Wortspielereien auf – sie sollen so die von Suske erwünschte be-klemmende Atmosphäre evozieren. Während des Komponierens schrieb er an der Geschichte, die laufend ergänzt und geändert wurde. Der Musiker lässt sich auch von den Herausforderungen der Inszenierung nicht einschüchtern: «Die Grundpfeiler standen schon, eine Entscheidung führte einfach zur nächsten.» So wie das UG zu Orpheus geführt hat. Die Geschichte spielt in der Unterwelt, das Stück in einem Keller. Ein Keller, der früher ein Club war – auch eine Art Unterwelt.

Jacob begreift sein Regiedebüt als Spielwiese, er arbeitet assozi-ativ und schaut, wo es ihn hinführt. Er möchte zwar ein düsteres Stück machen, «aber vielleicht wird’s eine Komödie, wer weiss?».

Auch die Kritik am Kunstmarkt war weder geplant noch ist sie das Ziel der Inszenierung. Sie schwingt mit, wie es die Thematik des egozentrischen Künstlers erfordert. Und es ist wohl auch diese Offenheit, die Suske am Schluss des Gesprächs lachend fragen lässt:

«Macht das alles Sinn?»

Noemi Wyrsch

Orpheus. Factory, SA 29. August bis SA 26. September, UG des Luzerner Theaters

Mitten im Kabelsalat und mit Hans-Caspar Gattiker als «Orpheus» und Lilli Lorenz als «Eurydike». Bild Ingo Höhn

43 BÜHNENFACH

HUMOR OHNE LACHEN

Wer kennt ihn nicht: Buster Keaton, der Mann, der niemals lacht. Und der die Massen in Fil-men wie «The General» (1926) oder «Steamboat Bill, jr.» (1928) zum Lachen brachte und bringt.

Neben Charles Chaplin, Harold Lloyd oder W.C.

Fields zählte der 1966 in Kalifornien verstorbene Stummfilmstar zu den erfolgreichsten Komikern des frühen Leinwandgeschehens. Inspiriert von Keatons Gags, der kinetischen Raffinesse seiner Filme und der Tragik seines Lebens haben das Duo Max Merker und Aaron Hitz eine theatrali-sche Hommage an den Künstler kreiert. «Lachen verboten!» bietet in nachgebautem 20er-Jahre-Filmset Slapstick am laufenden Band. Mit dem Meister haben sie sich einen hohen Massstab gesetzt, aber Keaton hat ja auch auf der Bühne, beim Vaudeville, angefangen …

Lachen verboten!, MI 16., FR 18. und SA 19. September, Kleintheater Luzern

KÖNIG DER SITTEN

«Albert Herring» ist der Titel einer komischen Oper von Benjamin Britten (Bild). Die relativ moderne Oper (Uraufführung 1947 in Glyndebourne) spielt in der fiktiven englischen Kleinstadt Loxford im Jahr 1900. Die damaligen strengen Sittengesetze können mitunter Träume, Sehnsüchte, Erfah-rungen – kurz: das Leben vollends einnehmen.

Dies ist leider auch beim Ladenburschen Albert Herring der Fall, einem Muttersöhnchen sonder-gleichen, der für seinen Gehorsam von Loxford zum König der Tugend gekrönt wird. Während der Feier jedoch kommt statt Wasser plötzlich Al-kohol ins Spiel, und schon gerät die Welt aus den Fugen. Im Zentrum steht trotz Humor eine ernst zu nehmende Lebensweisheit: Wer erwachsen werden soll, muss eigene Erfahrungen machen dürfen. Inszeniert von Tobias Heyder.

Albert Herring, SA 5. September bis SO 29. November, Luzerner Theater

TANZT DEN BEETHOVEN

In der neuen Tanzproduktion «Mondscheinsona-te» der Company Karwan Omar wird Beethovens Klangkunst, seine Sinnfragen und ewige Suche nach Vollkommenheit zur Inspiration einer emo-tionalen tänzerischen Auseinandersetzung. Die Tänzerinnen Anik Auer, Nina Auer, Sheila Runa und der Tänzer Karwan Omar zeigen Beethovens Leben «im Kontext von Natur, Energie und Musik.

Ein mit transparenten Bildern behängter Büh-nenraum umgibt sie und lässt den Blick tief in ihr Innerstes fallen. Untermalt von den magischen Klängen der Mondscheinsonate bildet Beethovens Lebenskreis den Rahmen für ihre Geschichte zwischen Traum und Wirklichkeit.» Die Musik in dieser Produktion ist eine Bearbeitung und transformiert die klassische Mondscheinsonate in eine tanzbare Version.

Mondscheinsonate, DO 24. September, 20 Uhr, Theaterpavillon Luzern

ANZEIGEN

Einer Projektidee für den Erst- oder Zweit-film zum Durchbruch verhelfen: Mit dieser Zielsetzung lanciert die Albert Koechlin Stiftung erstmalig den Innerschweizer Nachwuchs-Kurzfilmwettbewerb.

Auf der Basis eingereichter Exposés werden durch eine Fachjury vier Projekte mit je Fr.

15‘000.- prämiert und bei der Weiterbear-beitung gefördert. In der folgenden Schluss-runde wird ein Projekt mit max. Fr. 50‘000.- zur filmischen Umsetzung unterstützt.

Eingabeschluss 30. November 2015.

Innerschweizer Filmschaffende sind herzlich eingeladen, Projekte einzureichen.

Weitere Informationen:

www.aks-stiftung.ch/projekt/filmfoerderung

Innerschweizer Nachwuchs-Kurzfilmwettbewerb

Albert Koechlin Stiftung Reusssteg 3 CH-6003 Luzern Tel. +41 41 226 41 20 Fax +41 41 226 41 21 mail@aks-stiftung.ch www.aks-stiftung.ch

Jesús Turiño (*1966 in Willisau) ist Leiter Soziales und Genossenschaftskultur bei der ABL und koordinierte während des Sommers die Sondernutzung an der Tödistrasse (ab Seite 6). Turiño ist auch sonst umtriebiger Luzerner Kulturgänger und -täter: Mit Jet Turino hat er sich in der Luzerner Rockgeschichte verewigt.

Jeden Monat lädt 041Das Kulturmagazin eine Person aus dem Zentralschweizer Kulturleben ein, sich in seinem Freundebuch einzutragen.

Besuchter Anlass: 8. August, 9:30 Uhr, Atelier Lamprecht & Sonne, Rothenburg: Ausdrucksmalen für Journalistinnen und Journalisten.

Der Raum ist gross, sauber und hell. An den Wänden hängt Papierrollenpapier, auf den Tischen liegen Pinsel und Farben sonder Zahl bereit, Wasserfarbkästen, Neo-colorstifte, Dosen mit Acrylfarbe – was das Herz begehrt.

Alles ist schön ordentlich, fast ein bisschen leblos. Am Ende des Kurstages wird das anders sein: Farblachen am Boden, Farbschlieren an den Fenstern, Farbspritzer an den Lampen, die Utensilien kreuz und quer im Raum verteilt, und am Schirmständer hängt ein vergessenes Unterleibchen; vermutlich vom Ausdrucksbodypainting.

(Ja, es ging lustig und hoch zu und her am Ausdrucks-malkurs für Journalistinnen und Journalisten – so lustig und hoch, dass die Kolleginnen und Kollegen mich baten, sie unkenntlich zu machen.)

«Unser Kurs ist ein bisschen speziell», begrüsst uns die Leiterin Hedy Lamprecht. «Er ist schliesslich für Leute des Wortes. Sie können sich ja bereits ausdrücken!»

Der Gag sitzt, die siebenköpfige Journaille schmunzelt höflich. «Aber sicher kennen Sie das Gefühl, dass Ihnen ein Wort auf der Zunge liegt, und es will und will nicht kommen, und in zehn Minuten ist Abgabetermin.

Wer hat da nicht auch schon mal das zweitbeste Wort genommen? Hände hoch!»

Eine Journalistin zuckt zusammen, die andern heben zögerlich die Hand. «Viele empfehlen dann: An etwas anderes denken. Ich empfehle: Gar nichts denken! Zwei Minuten mit Farbe und Papier hantieren, und zack, ist das Wort da.»

Zuerst dürfen wir eine Viertelstunde lang frei malen, zum «Ankommen». Nur zögerlich entstehen Tupfer, Striche, Formen: gehemmte Miniaturen, misstrauische

Seitenblicke. Lamprecht geht umher und sagt «schön»

und «interessant». «Normalerweise sage ich nichts; ich will die Malenden nicht beeinflussen. Sie müssen ganz entkanalisiert werden. Aber Ihr Berufsstand entkanali-siert am besten, wenn er ein Lob bekommt.»

Anschliessend gibt es Einzelgespräche für individuelle Probleme, dieweil die Übrigen ein Wandbild «gemein-samen» (O-Ton Lamprecht).

F. S. etwa sucht nach einem persönlichen Ausdruck in seinen Artikeln. «Ja, die persönliche Note ist sicherlich das Schwierigste. Das ist ja auch bei richtigen Autoren so.» Als der Kollege protestieren will, legt Lamprecht den Zeigefinger an seine Lippen. «Psst. Wut ist schon mal sehr gut. Hier, Strassenkreide, dort, Strasse!» Und weg ist F. S. – am Ende des Tages wird er erschöpft, aber glücklich sein – und ein 16 Meter langer Regenbogen die Quartierstrasse zieren.

Sei es Leitkolumnist V. S. mit seiner Angst vor dem leeren Blatt, sei es Wirtschaftsredakteurin N. K., die eine Schlusssatzumgestaltungsneurose hat: Für alle findet Lamprecht Rat und ein Ventil, und alle können mit Farbe und Papier für einen glücklichen Moment ihren Krampf lösen.

Dann der Höhepunkt des ersten Kurstages: Ausdrü-cken, was man fühlt, ohne Worte, keine weiteren Vor-gaben. Angefeuert von Frau Lamprecht, die «Schneller!

Lauter! Von innen nach aussen!» ruft, entsteht nach und nach der besagte lustige Teil, von dem ich leider nicht berichten darf. Nur so viel: Gut wars!

ROLLA RAPPORTIERT

AUSDRUCKSMALEN

Christov Rolla besucht jeden Monat eine Veranstaltung, die in keinem Veranstaltungskalender erwähnt wird.

ÄHNLICHE DOKUMENTE