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H wie Heparine

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PRAXIS H WIE HEPARINE

20 DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2011 | www.pta-aktuell.de

D

em Medizinstu-

denten Jay McLean von der Johns Hop- kins Universität in Baltimore gelang es 1916 per Zufall, im Labor seines Doktor- vaters William H. Howell (1860 bis 1945) einen körpereigenen, gerinnungshemmenden Stoff aus einer Hundeleber zu isolieren – Heparin. Anfänglich wurden schwere Nebenwirkungen beob- achtet. 1928 hatte Howell die Forschung so weit vorangetrie- ben, dass es in ge reinigter Form vorlag und von da an als Mittel der Wahl für Bluttrans fusionen oder bei -reinigungen eingesetzt werden konnte. Die Gewinnung aus der Hundeleber war sehr schwierig und teuer. Auch hielt man Heparin zunächst für ein Phospholipid. Erst 1935 identi- fizierte es Johan E. Jorpes (1894

bis 1973) vom Karolinska Insti- tut als hochsulfatiertes Glycosa- minoglycan. Zwischen 1933 und 1936 wurde in den Connaught Medical Research Laboratorien, unterstützt von der Universität Toronto, unter Dr. Charles H.

Best (1899 bis 1978) und seinem Team die Herstellungstechnik für ein preisgünstigeres Heparin perfektioniert. Dieses wurde auch aus Organen anderer Tiere (Rind, Schaf ) gewonnen. Best öffnete damit die Tür für Or- gantransplantationen, Operatio- nen am offenen Herzen sowie für die Hämodialyse. Eine schwe- dische Firma brachte 1936 das erste Heparin für die intrave- nöse Anwendung auf den Markt.

WeiterentwicklungNach dem zweiten Weltkrieg definierte die Weltgesundheitsorganisation

einen Internationalen Standard für Heparin. Aber erst 1967 wurde der Wirkstoff erstmalig wirklich standardisiert eingesetzt:

als Fertigspritze mit einer kon- zentrierten, auf eine bestimmte Aktivität eingestellte Heparin- lösung. 1973 konnten Robert D.

Rosenberg und Paul S. Damus den Wirkmechanismus aufklä- ren. Einen Meilenstein setzte Dr. Jean Choay (1923 bis 1993), dem es 1983 in einer 75-stufigen Synthese gelang, die für die Anti- thrombinbindung verantwort- liche Pentasaccharidsequenz zu synthetisieren. Um Nebenwir- kungen weiter zu reduzieren und die Anwendbarkeit zu ver- bessern, wurden mittlerweile niedermolekulare Heparine (NMH) entwickelt. Diese werden durch chemische oder enzyma- tische Degradation aus unfrak-

tioniertem Heparin (UFH) ge- wonnen. Ausgangsprodukt ist für in Europa zugelassene Heparine Schweinedarmmukosa. Aktuell stehen in Deutschland sechs NMH zur Verfügung: Nadropa- rin, Enoxaparin und Tinzaparin bei tiefer Beinvenenthrombose;

Dalteparin, Enoxaparin, Nadro- parin und Tinzaparin für die Hämodialyse und Hämofiltra- tion, Enoxaparin auch beim akuten Koronarsyndrom. Wei- terhin existiert Certoparin. Be- miparin gilt sogar als das erste NMH der zweiten Generation.

Seit 1986 werden Heparine in niedriger Dosierung auch als Mittel der Wahl zur Prophylaxe venöser thromboembolischer Ereignisse (VTE) angesehen.

p

Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin / Journalistin

Wirkstoffe von A bis Z – historisch beleuchtet

Bis heute gelten niedermolekulare Heparine als Mittel der Wahl in der Prophylaxe

thromboembolischer Erkrankungen. Ihre Geschichte beginnt 1916 – erneut als Zufallsfund.

© Andrey Maltsev / www.fotolia.com

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