Kommentierte Musterlösung zur Klausur HM I für Naturwissenschaftler
Wintersemester 2014/15 (11.03.2015)
1. (a) Für z =
√ 2
2 (−1 − i) berechne man z 12 und gebe das Ergebnis in kartesischer Form an.
(b) Bestimmen Sie sämtliche komplexen Lösungen der Gleichung i(z 2 − 6z + 40 + 5i) = −5 − 5i.
(c) Skizzieren Sie in der Gaußschen Zahlenebene die Menge aller komplexen Zahlen z = x+iy, die die beiden folgenden Bedingungen erfüllen:
1 ≤ |z − i| ≤ 2 und Im z · e −Re z ≤ 1.
Aus Ihrer Skizze sollte man erkennen, ob Randpunkte zur Menge gehören oder nicht.
Lösung:
(a) Wegen |z| =
√ 2 2
√ 2 = 1 und der Lage von z im dritten Quadranten mit Re z = Im z = −1 gilt z = e
54πi . Daher
z 12 = e
12·54πi = e 15πi = e πi = −1.
(b) Multiplikation beider Seiten mit 1 i = −i führt auf
z 2 − 6z + 40 + 5i = −5 + 5i ⇔ z 2 − 6z + 45 = 0.
Dies ist eine quadratische Gleichung mit reellen Koeffizienten und negativer Diskriminan- te, deren Lösungen man über die Standardformel erhält:
z 1,2 = 3 ± i p
|9 − 45| = 3 ± 6i.
(c) Die erste Bedingung lässt sich unmittelbar als Kreisscheibe mit Mittelpunkt i und Radien 1 und 2 interpretieren. Der Schlüssel für die zweite Bedingung liegt in der äquivalenten Formulierung y ≤ e x für z = x + iy (alle Punkte unterhalb und auf dem Graphen der Exponentialfunktion).
Skizze:
Re
-2 -1 0 1 2
Im
-1.5 -1 -0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5
Die Randpunkte gehören allesamt zum gekennzeichneten Gebiet.
2. (a) Bestimmen Sie die Grenzwerte der Folgen
a n = n √ n + 1 (4n)
32, b n = 7 sin(n 8 ) n 2 , sofern diese existieren.
(b) Berechnen Sie den Wert der Reihe
∞
X
k=0
2 k−3 5 k+1 .
(c) Untersuchen Sie die Reihe
∞
X
k=1
(k + 1) 3 2 k auf Konvergenz.
Lösung:
(a) Unter Anwendung der Potenzgesetze erhält man
a n = n 4n
r n + 1 4n = 1
4 r 1
4 + 1 4n → 1
4 · r 1
4 = 1 8 . Desweiteren ist −1 ≤ sin(n 8 ) ≤ 1 und damit
b n = 7
n 2 sin(n 8 ) → 0 (Produkt einer Nullfolge und einer beschränkten Folge).
(b) Es handelt sich um eine geometrische Reihe (q = 2 5 ), deren Wert mit der gängigen Sum- menformel ermittelt werden kann:
∞
X
k=0
2 k−3 5 k+1 = 1
5 · 8
∞
X
k=0
2 5
k
= 1 40 · 1
1 − 2 5 = 1 40 · 5
3 = 1 24 .
(c) Wir untersuchen die Reihe mittels Quotientenkriterium. Für a k = (k+1) 2
k 3gilt
a k+1 a k
=
k + 2 k + 1
3
· 2 k 2 k+1 = 1
2
k + 2 k + 1
3
→ 1 2 < 1.
Somit ist die Reihe konvergent.
3. Gegeben ist die abschnittsweise definierte Funktion
f : R → R , f (x) =
3 cos(2x), für x < 0;
ax 3 + bx 2 + cx + d, für 0 ≤ x ≤ 1;
1 + ln x, für x > 1.
Bestimmen Sie alle Werte der Parameter a, b, c und d, für die f differenzierbar ist.
Lösung: Da die Funktionen f 1 (x) = 3 cos(2x), f 2 (x) = ax 3 + bx 2 +cx +d und f 3 (x) = 1 + ln x
auf Ihren maximalen Definitionsbereichen stetig differenzierbar sind, braucht man nur die
Nahtstellen x 1 = 0 und x 2 = 1 zu untersuchen. Da die genannten maximalen Definitions- bereiche immer auch eine Umgebung der für die Funktion relevanten Nahtstelle umfassen, reduziert sich die Aufgabe auf die Lösung des Gleichungssystems
f 1 (0) = f 2 (0), f 2 (1) = f 3 (1), f 1 0 (0) = f 2 0 (0), f 2 0 (1) = f 3 0 (1).
(Anm.: Diese Argumentation wird bei wenig Geübten schnell unsauber, was dann zu Punkt- verlust führt. Im Zweifel leiten Sie dieses Gleichungssystem besser über einseitige Grenzwerte her. Beispiele hierfür finden Sie in den Musterlösungen zu den Klausuren vergangener Jahre.) Mit den Ableitungen
f 1 0 (x) = −6 sin(2x) f 2 0 (x) = 3ax 2 + 2bx + c f 3 0 (x) = 1
x lautet das obige System
3 = d, a + b + c + d = 1, 0 = c, 3a + 2b + c = 1.
Setzt man c und d in die zweite und vierte Gleichung ein, erhält man a + b = −2.
3a + 2b = 1.
Aus der ersten Gleichung folgt b = −2 − a und damit nach Einsetzen in die zweite Gleichung a = 5 bzw. b = −2 − a = −7.
4. Gegeben ist die Funktion
f t : R → R, f t (x) = e x t − x mit einem Parameter t ∈ R .
(a) Bestimmen Sie den Definitionsbereich sowie alle Nullstellen und Polstellen. Geben Sie die einseitigen uneigentlichen Grenzwerte bei Annäherung an die Polstellen an. Bestimmen Sie die Grenzwerte von f t für x → ± ∞.
(b) Bestimmen Sie Lage und Art der lokalen Extrema sowie den Wertebereich von f t . (c) Skizzieren Sie den Graphen der Funktion für t = 1.
Lösung:
(a) Der maximale Definitionsbereich ist D f
t= R \ {t}. Wegen e x > 0 (x ∈ R ) besitzt f t keine Nullstellen. Bei x = t liegt eine (und die einzige) Polstelle vor. Wegen lim x→t e x = e t > 0 gelten
x→t− lim f t (x) = ∞ und lim
x→t+ f t (x) = −∞.
Desweiteren ist
x→−∞ lim f t (x) = 0
(Grenzwert vom Typ „ ∞ 0 “). Mit der Regel von Bernoulli-l’Hospital folgt schließlich
x→∞ lim f t (x) = lim
x→∞
e x
t − x = lim
x→∞
e x
−1 = −∞.
(b) Wir differenzieren f t , und erhalten als notwendige Bedingung für lokale Extrema
f t 0 (x) = e x (t − x) + e x
(t − x) 2 = e x (t − x + 1) (t − x) 2
= 0, !
womit als einziger Kandidat x E = t + 1 in Frage kommt. Den Nachweis des Extremums kann man z. B. mit Hilfe der zweiten Ableitung führen (beachte dabei von vornherein t − x E + 1 = 0):
f t 00 (x E ) = (e x
E(t−x E +1) − e x
E)(t − x E ) 2 + 2e x
E(t−x E +1)(t − x E )
(t − x E ) 4 = −e x
E(t − x E ) 2 < 0.
Bei x E = t + 1 liegt also ein lokales Maximum mit Funktionswert f (x E ) = −e t+1 vor.
Unter Berücksichtigung der in (a) bestimmten Grenzwerte ergibt sich als Wertebereich W f
t= (−∞, −e t+1 ] ∪ (0, ∞).
(Anm.: Um die Berechnung der zweiten Ableitung zu vermeiden, wurde mitunter mit dem Wechsel des Vorzeichens bei x E argumentiert. Dafür reicht es jedoch – zumindest ohne Begründung mittels Stetigkeit der Ableitung und Zwischenwertsatz – nicht aus, lediglich f 0 (x E − ε) > 0 und f 0 (x E − ε) < 0 für ein einziges „kleines“ ε > 0) nachzuweisen!) (c)
x
-1 0 1 2 3 4 5
y
-20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20