Kapitel 3
Funktionen
• Grundbegriffe
• Grenzwerte bei Funktionen
• Stetigkeit
• Die elementaren Funktionen
• Anwendungen
Funktionen — Grundbegriffe
Funktionen und ihre Darstellung
Unter einer Abbildung von einer Menge D in eine Menge W versteht man eine Vorschrift, die jedem Element x von D genau ein Element y von W zu- ordnet.
D W
Statt Abbildung sagt man auch Funktion, besonders
dann, wenn D und W Teilmengen von IR n , n ≥ 1 ,
sind. Der Funktionsbegriff spielt eine wichtige Rolle
bei der quantitativen Beschreibung der Umwelt.
Funktionen — Grundbegriffe
Reelle Funktion Definition
Eine reelle Funktion f ist eine Vorschrift, die jedem Element x ∈ D ⊆ IR genau ein Ele- ment y ∈ W ⊆ IR zuordnet. Man schreibt daf ¨ur
x 7→ y = f (x) oder f : D → W.
D heißt Definitionsbereich, W nennt man
Wertebereich ( = ˆ Menge der Funktionswer-
te f (x) , wenn x den Definitionsbereich
D durchl¨auft). x wird als Argument, un-
abh¨angige Variable oder Ver¨anderliche be-
zeichnet, y als abh¨angige Variable oder
Ver¨anderliche. f (x 0 ) heißt Funktionswert
an der Stelle x 0 oder Bild von x 0 .
Funktionen — Grundbegriffe
Injektive und surjektive Funktion
• Eine Funktion f : D → W ˜ heißt injektiv, wenn keine zwei verschiedenen Argumente x 1 und x 2 gleiche Funktionswerte haben. Aus f ( x 1 ) = f ( x 2 ) folgt also stets x 1 = x 2 . Dies ist ge- nau dann der Fall, wenn jede Parallele zur x- Achse den Graph G f in h¨ochstens einem Punkt schneidet.
• Eine Funktion f : D → W ˜ heißt surjektiv, wenn
jedes Element y ∈ W ˜ auch wenigstens einmal
als Bild von f auftritt. Man schreibt dann auch
W ˜ = W = f ( D ) .
Funktionen — Grundbegriffe
Bijektive Funktion
• Eine Funktion nennt man bijektiv, wenn sie so- wohl injektiv als auch surjektiv ist. F¨ur eine bi- jektive Funktion ist also die Gleichung f ( x ) = y mit y ∈ W ˜ immer eindeutig l¨osbar.
D W
x 2 x 1
y
x 2 x 1
f( ) = f( )
~
?
Funktionen — Grundbegriffe
Die Umkehrfunktion
Definition
Eine Funktion f : D → W heißt umkehr- bar, wenn zu jedem Funktionswert y ∈ W genau ein Argumentwert x ∈ D geh ¨ort. Die Funktion
f −1 : W → D,
welche den Elementen von W eindeutig die
Elemente von D zuordnet, heißt Umkehr-
funktion der Funktion f oder die zu f inver-
se Funktion.
Funktionen — Grundbegriffe
Bestimmung der Umkehrfunktion
Zur praktischen Bestimmung einer Umkehrfunktion empfiehlt sich daher folgendes Vorgehen:
• L¨ose die Gleichung y = f (x) nach x auf. Dies ergibt x = f − 1 (y) .
• Vertausche x und y. Dies liefert y = f − 1 (x) .
x-Achse
y-Achse y-Achse
x-Achse y
x=f (y)
-1y
x=f (y)
-1f
f
-1y=x x=y
Funktionen — Grundbegriffe
Monotonie
Definition
Eine Funktion f (x) : D → W heißt in ei- nem Intervall I ⊆ D
- monoton wachsend bzw. steigend, falls f ¨ur alle x 1 , x 2 ∈ I mit x 1 < x 2 stets f (x 1 ) ≤ f (x 2 ) gilt;
- monoton fallend, falls f ¨ur alle x 1 , x 2 ∈ I mit x 1 < x 2 stets f (x 1 ) ≥ f (x 2 ) folgt.
Gilt in den Ungleichungen strikte Un-
gleichheit, so spricht man von strenger
Monotonie.
Funktionen — Grundbegriffe
Periodizit¨at
Definition
Ist f eine auf IR definierte Funktion und gilt f ¨ur eine Konstante p > 0
f (x + p) = f (x)
f ¨ur alle x ∈ IR , so heißt f periodisch mit der Periode p . Auch 2p, 3p, . . . sind dann Perioden.
Beispiel
Die Funktionen sin x und cos x haben die (kleins-
te) Periode p = 2π (z.B. sin(x + 2π) = sin x),
w¨ahrend tan x und cot x die (kleinste) Periode p =
π (z.B. tan( x + π ) = tan x) aufweisen.
Funktionen — Grundbegriffe
Gerade und ungerade Funktion
Definition
Eine Funktion f : IR → IR heißt - gerade, falls f (−x) = f (x) ,
- ungerade, falls f (−x) = −f (x) f ¨ur alle x ∈ IR gilt.
Der Graph einer geraden Funktion ist sym- metrisch zur y -Achse.
Der Graph einer ungeraden Funktion punkt-
symmetrisch zum Ursprung.
Funktionen — Grundbegriffe
Gerade und ungerade Funktion
x
x
y y
(x,f(x))
(x,f(x)) (-x,f(-x))
=(-x,f(x))
(-x,f(-x))
=(-x,-f(x)) -x
-x
x
x
ii) f(x)=x , ungerade3 i) f(x)=x , gerade2
Beispiel
Gerade Funktionen:f ( x ) = | x | , f ( x ) = x 2 , und f ( x ) = cos( x ) .
Ungerade Funktionen: f (x) = sgn (x) , f (x) = x 3 ,
und f (x) = sin(x) .
Funktionen — Grundbegriffe
Nullstelle
Definition
Eine Stelle x 0 im Definitionsbereich ei- ner Funktion f (x) heißt Nullstelle, wenn f (x 0 ) = 0 gilt.
Beispiel
Der Graph der Parabel f (x) = x 2 hat in x 0 = 0 einen Ber¨uhrpunkt mit der x-Achse, der Graph der kubischen Parabel f ( x ) = x 3 schneidet in x 0 = 0 die x-Achse.
In beiden F¨allen liegt in x 0 = 0 eine Nullstelle vor.
Funktionen — Grundbegriffe
Komposition, Verkettung, Hintereinanderschaltung
Definition
Mit Hilfe der beiden Funktionen f : D f → W f und g : D g → W g kann eine neue Funktion h : D f → W g definiert werden, wenn der Wertebereich von f im Definiti- onsbereich von g enthalten ist ( W f ⊆ D g ).
Die so definierte Funktion heißt Hinterein- anderschaltung, Verkettung oder Komposi- tion von f und g . Man schreibt h = g ◦ f bzw. h(x) = g(f (x)) .
Man kann auch mehr als zwei Funktionen verketten:
h ◦ g ◦ f bedeutet z.B. h[g(f (x))] .
Funktionen — Grundbegriffe
Geometrische Operationen am Funktionsgraphen
Ersetzt man y = f (x) durch so wird der zugeh ¨orige Graph 1. y = f (x − x 0 ) um x 0 in x-Richtung verschoben,
falls x 0 > 0 : nach rechts falls x 0 < 0 : nach links
2. y = f (x) + y 0 um y 0 in y-Richtung verschoben, falls y 0 > 0 : nach oben
falls y 0 < 0 : nach unten 3. y = − f (x) an der x-Achse gespiegelt 4. y = f ( − x ) an der y-Achse gespiegelt
5. x = f ( y ) an Winkelhalb. y = x gespiegelt
6. y = af ( x ) , a > 0 in y-Richtung mit a gestreckt
7. y = f ( bx ) , b > 0 in x-Richtung mit 1 b gestreckt
Funktionen — Grenzwerte
Grenzwert einer Funktion I
Definition
Die Funktion f : D → W hat in einem Punkt x 0 (der nicht in D liegen muss!) ge- nau dann den Grenzwert a , wenn f ¨ur alle Folgen (x n ) n∈IN + mit x n ∈ D , x n 6= x 0 und lim n→∞ x n = x 0 gilt:
n lim →∞ f (x n ) = a.
In diesem Falle sagt man, dass f (x) f ¨ur x → x 0 gegen a konvergiert und schreibt:
x→x lim 0 f (x) = a.
Funktionen — Grenzwerte
Linksseitiger Grenzwert
Definition
Sei f (x) definiert auf dem Intervall (x 0 − b, x 0 ) mit b > 0 . Man sagt dann, dass f (x) in x 0 den linksseitigen Grenzwert a L hat, wenn f ¨ur alle Folgen (x n ) n∈IN + mit x n <
x 0 und lim n→∞ x n = x 0 gilt:
n→∞ lim f (x n ) = a L . M ¨ogliche Schreibweisen sind:
x→x lim 0 − f (x) = a L oder
x→x lim 0 −0 f (x) = a L .
Funktionen — Grenzwerte
Rechtsseitiger Grenzwert
Definition
Sei f (x) definiert auf dem Intervall (x 0 , x 0 + b) mit b > 0 . Man sagt dann, dass f (x) in x 0 den rechtsseitigen Grenzwert a R hat, wenn f ¨ur alle Folgen (x n ) n ∈ IN + mit x n >
x 0 und lim n→∞ x n = x 0 gilt:
n→∞ lim f (x n ) = a R . M ¨ogliche Schreibweisen sind:
x → lim x 0 + f (x) = a R oder
x → lim x 0 +0 f (x) = a R .
Funktionen — Grenzwerte
Beispiel
F¨ur die Funktion f (x) = sgn (x) gilt:
x → lim 0 − f ( x ) = − 1 ,
x → lim 0+ f ( x ) = 1 .
Es ist a L 6 = a R und damit f (x) in x = 0 nicht
konvergent.
Funktionen — Grenzwerte
Grenzwerte f ¨ur x → ∞ bzw. x → −∞
Bei x → ∞ gibt es nat¨urlich h¨ochstens einen links- seitigen Grenzwert a L , bei x → −∞ h¨ochstens einen rechtsseitigen Grenzwert a R . In beiden F¨allen spricht man von einem Grenzwert schlechthin und schreibt
x lim →∞ f (x) = a L oder lim
x →−∞ f (x) = a R . Beispiel
F¨ur die Funktion f (x) = 1 x gilt
x lim →∞ f (x) = 0, da mit x n → ∞ gilt:
x lim →∞ f (x) = lim
n →∞
1
x n = 0.
Funktionen — Grenzwerte
Rechenregeln f ¨ur Funktionsgrenzwerte
Wenn lim f (x) und lim g(x) (f ¨ur x → x 0 oder auch f ¨ur x → ±∞ ) existieren, dann gilt:
a) lim[f (x)±g(x)] = lim f (x)±lim g(x) , b) lim[f (x) · g(x)] = lim f (x) · lim g(x) ,
Spezialfall ( c = const):
lim[c · f (x)] = c · lim f (x) , c) lim f (x)
g(x) = lim f (x)
lim g(x) , falls g(x) 6= 0 , d) ”Sandwichtheorem“:
Aus g(x) ≤ h(x) ≤ f (x) und lim g(x) = lim f (x) = a , folgt lim h(x) = a .
Spezialfall ( g(x) = −f (x) , a = 0 ): Gilt
|h(x)| ≤ f (x) und lim f (x) = 0 , so
folgt lim h(x) = 0 .
Funktionen — Grenzwerte
Beispiel
Wir betrachten die Funktion f ( x ) = x 2 +sin x
1+x 2 f¨ur x → ∞ . Ausklammern von x 2 in Z¨ahler und Nenner mit anschließendem K¨urzen liefert
f ( x ) = 1 + sin x
x 2 1
x 2 + 1 . Nun ist wegen Regel b)
x lim →∞
1
x 2 = lim
x →∞
1
x · lim
x →∞
1
x = 0 · 0 = 0.
Daraus folgt aufgrund von | sin x 2 x |≤ x 1 2 nach dem
”Sandwichtheorem“
x lim →∞
sin x
x 2 = 0.
Unter Beachtung von Regel a) und c) ergibt sich so- mit
x lim →∞ f ( x ) = 1 + 0
0 + 1 = 1 .
Funktionen — Stetigkeit
Stetige Funktion Definition
Eine Funktion f : D → W heißt in x 0 ∈ D - stetig, falls
x→x lim 0 f (x) = f (x 0 ),
d.h. der Grenzwert muss existieren und gleich dem Funktionswert in x 0 sein, - linksseitig stetig, falls
x→x lim 0 − f (x) = f (x 0 ), - rechtsseitig stetig, falls
x→x lim 0 + f (x) = f (x 0 ).
Die Funktion heißt stetig im Intervall I, wenn
f (x) f ¨ur jedes x ∈ I stetig ist.
Funktionen — Stetigkeit
Wichtige Merkregel:
f stetig in x 0 ⇐⇒
x→x lim 0 f (x) = f (x 0 ) = f ( lim x→x
0 x).
Da Wurzel- und Exponentialfunktion stetig sind, be- deutet dies beispielsweise, dass Umformungen der Form
lim q f ( x ) = q lim f ( x ) bzw.
lim e f ( x ) = e lim f ( x )
m¨oglich sind.
Funktionen — Stetigkeit
Kombination stetiger Funktionen
Seien f (x) und g(x) stetige Funktionen in x 0 . Dann sind auch folgende Funktionen in x 0 stetig:
f (x) ± g(x), f (x) · g(x), f (x)
g(x) , falls g(x 0 ) 6= 0.
Komposition stetiger Funktionen
Ist f (x) stetig in x 0 und g(u) stetig in u 0 =
f (x 0 ) , so ist die zusammengesetzte Funkti-
on y = g(f (x)) stetig in x 0 .
Funktionen — Stetigkeit
Zwischenwertsatz
Seien y = f (x) stetig auf dem abgeschlos- sen Intervall I = [a, b] und c eine Zahl zwi- schen f (a) und f (b) . Dann existiert min- destens ein ξ ∈ (a, b) mit f (ξ) = c .
y
x a
b f(a)
f(b) c
x
Spezialfall: Nullstellensatz von Bolzano:
Haben f ( a ) und f ( b ) unterschiedliches Vorzeichen,
dann hat f ( x ) in [ a, b ] mindestens eine Nullstelle.
Funktionen — Die elementaren Funktionen
Polynome Definition
F ¨ur n ∈ IN und a n (6= 0), a n−1 , . . . , a 1 , a 0 ∈ IR heißt die Funktion p : IR −→ IR , x 7−→ p(x) mit
p(x) = a n x n + a n−1 x n−1 + . . . + a 1 x + a 0
Polynom n -ten Grades mit den Koeffizien-
ten a k , k = 0, 1, ..., n .
Funktionen — Die elementaren Funktionen
Nullstellen, Linearfaktoren
Definition
Die Zahl x 1 heißt Nullstelle des Polynoms p(x) , wenn gilt:
p(x 1 ) = 0.
Ist x 1 eine Nullstelle des Polynoms p(x) vom Grade n > 0 , so kann man den Line- arfaktor (x − x 1 ) ohne Rest abdividieren:
p(x) = (x − x 1 ) · p n −1 (x)
Dabei ist p n−1 (x) ein Polynom (n − 1) -ten
Grades.
Funktionen — Die elementaren Funktionen
Funktionsgraphen der trigonometrischen Funktionen
- -
/2 /2 3/2 2
y
x y=cos x
y=sin x 1
-1 0
y
x y = tan x
y = cot x
p p
2
32p32
2 p - p
2 p
p - -
1
-1
p
4
Funktionen — Die elementaren Funktionen
Wichtige Eigenschaften der trigonometrischen Funktionen
• Alle Winkelfunktionen sind periodisch, d.h. der Kurvenverlauf wiederholt sich: Sinus und Co- sinus sind 2 π -periodisch, Tangens und Cotan- gens sind π-periodisch.
• Alle Winkelfunktionen lassen sich ineinander um- rechnen. Der Cosinus ist z.B. ein ”verschobe- ner“ Sinus:
cos
π
2 − x
= sin(x),
Tangens und Cotangens sind ¨uber Sinus und Cosinus definiert:
tan x = sin x
cos x , cot x = cos x sin x .
• F¨ur den Zusammenhang zwischen Sinus und
Cosinus ist auch der Satz von Pythagoras wich-
Funktionen — Die elementaren Funktionen
Wichtige Eigenschaften der trigonometrischen Funktionen
• Bei der praktischen Anwendung von trigono- metrischen Funktionen muss man oft die so ge- nannten Additionstheoreme (vgl. Formelsamm- lung) verwenden, etwa:
sin(x 1 ± x 2 ) = sin x 1 · cos x 2
± cos x 1 · sin x 2 cos(x 1 ± x 2 ) = cos x 1 · cos x 2
∓ sin x 1 · sin x 2 .
• Die ”Techniker“ ben¨otigen h¨aufig eine Tabelle (mit einer ”Eselsbr¨ucke“ zum Merken spezieller Sinus- und Cosinuswerte):
Gradmaß 0 ◦ 30 ◦ 45 ◦ 60 ◦ 90 ◦ Bogenmaß 0 π 6 π 4 π 3 π 2 Sinus 0 1 2 √
1 1 2 √
2 1 2 √
3 1 2 √
4 = 1 Cosinus 1 1 √
3 1 √
2 1 √
1 1 √
0 = 0
Funktionen — Die elementaren Funktionen
Umkehrung der trigonometrischen Funktionen
y=sin x y=arcsin x
y
2 x 0
1 1
-1 -1
-2 -
Definition
Die Umkehrfunktion des Sinus auf dem In- tervall [− π 2 , π 2 ] heißt Arcussinus ( arcsin ). Es gilt:
arcsin x : [−1, 1] →
− π
, π
.
Funktionen — Die elementaren Funktionen
Umkehrung der trigonometrischen Funktionen Definition
Entsprechende Umkehrfunktionen (genannt Arcusfunktionen) existieren auch f ¨ur die an- deren trigonometrischen Funktionen Cosi- nus, Tangens und Cotangens mit
arccos x : [−1, 1] → [0, π], arctan x : IR → (− π 2 , π 2 ), arccot x : IR → (0, π).
-
-1 1 -1 0 1
p p
p
p p
p
p
2 2
2 2
2 y=arcsin x
y=arccos x
y=arctan x y
y y
y
x x
y=arccot x
Funktionen — Die elementaren Funktionen
Die Potenzfunktionen
Man kann nun f ( x ) = 2 x auch ganz allgemein f¨ur reelle Exponenten definieren und erh ¨alt eine so ge- nannte Potenzfunktion. Als Basis k ¨onnte man nat¨ur- lich auch andere Werte als 2 w¨ahlen, etwa 10 oder die in der Mathematik so beliebte Euler’sche Zahl e ≈ 2 . 7182818 .
Die zugeh¨origen Potenzfunktionen ¨ahneln einander sehr:
1 2 3 4 5
y=2 x y=ex
y=10 x
y
Funktionen — Die elementaren Funktionen
Die Exponentialfunktion f (x) = e x
Sie dient in den Anwendungen meist zur Beschrei- bung von Wachstums- und Zerfallsprozessen; Die Eulersche Zahl e haben wir schon als Grenzwert ei- ner Folge eingef¨uhrt:
e = lim
n →∞
1 + 1 n
n
, analog gilt
e x = lim
n →∞
1 + x n
n
.
Allerdings wird die Exponentialfunktion meist als un- endliche Reihe eingef¨uhrt:
e x = X ∞
k=0
x k
k! = 1 + x + x 2
2! + x 3
3! + . . . .
Funktionen — Die elementaren Funktionen Funktionalgleichung der e –Funktion
F ¨ur die Exponentialfkt. e x : IR → (0, ∞) gilt (f ¨ur x 1 , x 2 ∈ IR ):
e x 1 +x 2 = e x 1 · e x 2 .
In ¨Ubereinstimmung mit den bekannten Rechenre- geln f¨ur Potenzen gelten dann auch die weiteren Rechengesetze:
Es gilt:
e − x = 1
e x , (e x ) y = e x · y ,
e 0 = 1, e 1 = e.
Funktionen — Die elementaren Funktionen
Grenzverhalten der e –Funktion
Es ist:
x→−∞ lim e x = 0, x→∞ lim e x = ∞.
Bez¨uglich des Wachstumsverhaltens der Exponen- tialfunktion l¨asst sich weiterhin bemerken, dass die Exponentialfunktion sehr rasch ansteigt, und zwar (auf lange Sicht) schneller als jede noch so große Potenz von x, in Formelzeichen
x lim →∞
e x
x n = ∞
f¨ur beliebiges n. In der Informatik spricht man daher
auch von exponentiellem Wachstum im Gegensatz
zum langsameren polynomialen Wachstum.
Funktionen — Die elementaren Funktionen
(Nat ¨urlicher) Logarithmus
Da die Exponentialfunktion streng monoton wach- send ist, geh¨oren zu verschiedenen Argumenten x 1 und x 2 auch verschiedene Funktionswerte e x 1 und e x 2 . Man kann also die Gleichung e x = y f¨ur jedes y > 0 nach x aufl¨osen.
Definition
Die Funktion ln x : (0, ∞) → IR, genannt (nat ¨urlicher) Logarithmus, ist die Umkehr- funktion der Exponentialfunktion.
Der Graph von ln x ergibt sich entsprechend durch Spiegelung der Exponentialfunktion an der Winkel- halbierenden.
2
x
1
2 1 3
3 4
4
y y=e
xy
-
1y=ln x
Funktionen — Die elementaren Funktionen
Die Funktionalgleichung f ¨ur den Logarithmus
F ¨ur den (nat ¨urlichen) Logarithmus gilt:
ln(x 1 · x 2 ) = ln x 1 + ln x 2 f ¨ur x 1 , x 2 > 0 .
Dies folgt unmittelbar aus der Funktionalgleichung der Exponentialfunktion und der Eigenschaft, dass Exponentialfunktion und Logarithmus Umkehrfunk- tionen sind:
e ln x 1 +ln x 2 = e ln x 1 · e ln x 2 = x 1 · x 2 = e ln(x 1 · x 2 ) .
Exponentenvergleich links und rechts liefert das Er-
gebnis.
Funktionen — Die elementaren Funktionen
Weitere wichtige Rechenregeln f ¨ur Logarithmen
Es gilt f ¨ur x 1 , x 2 > 0 : ln
x 1 x 2
= ln x 1 − ln x 2 ,
ln
x x 1 2
= x 2 · ln x 1 .
Funktionen — Die elementaren Funktionen
Allgemeine Exponentialfunktion Definition
Als allgemeine Exponentialfunktion wird die Funktion
a x := e x·ln a : IR → (0, ∞)
mit a > 0 bezeichnet. Auch hier gilt f ¨ur x 1 , x 2 ∈ IR die Funktionalgleichung
a x 1 +x 2 = a x 1 · a x 2 .
Auch die anderen Eigenschaften ¨ubertragen sich von
der Exponentialfunktion auf die allgemeine Expo-
nentialfunktion: So ist sie stetig, es gilt a 0 = 1 . Die
allgemeine Exponentialfunktion ist auch monoton —
und zwar streng monoton wachsend f¨ur a > 1 und
streng monoton fallend f¨ur 0 < a < 1 .
Funktionen — Die elementaren Funktionen
a –Logarithmus als Umkehrfunktion von y = a x
Definition
Die Funktion
log a x : (0, ∞) → IR
f ¨ur a > 0 , a 6= 1 , genannt a –Logarithmus, ist die Umkehrfunktion der allgemeinen Ex- ponentialfunktion. Auch f ¨ur den Logarith- mus gilt f ¨ur x 1 , x 2 > 0 die Funktionalglei- chung
log a (x 1 · x 2 ) = log a x 1 + log a x 2 .
Funktionen — Die elementaren Funktionen
a–Logarithmus und nat ¨urlicher Logarithmus
F ¨ur a > 0 und x > 0 gilt:
log a x = ln x ln a .
Neben dem (nat¨urlichen) Logarithmus ln x = log e x (also dem Logarithmus zur Basis e ) wird auch der duale oder bin¨are Logarithmus ld x = log 2 x (zur Basis 2 ) und der dekadische bzw. Brigg’sche Lo- garithmus log x = log 10 x (zur Basis 10 ) h¨aufig verwendet.
-1 0 1 2
1 2 3 4 5
ld x = log x
ln x = log x
log x = log x
x y
2
e
10
Funktionen — Die elementaren Funktionen Hyperbelfunktionen
Definition
Die Hyperbelfunktionen Sinus Hyperbolicus, Cosinus Hyper- bolicus, Tangens Hyperbolicus und Cotangens Hyperbolicus sind wie folgt definiert:
sinh x = 1 2
e x − e −x
: IR → IR,
cosh x = 1 2
e x + e −x
: IR → [1, ∞), tanh x = cosh sinh x x : IR → (−1, 1),
Mathematik kompakt
Funktionen — Die elementaren Funktionen
Hyperbelfunktionen
0 x
y
1
1 -1
-1
y = sinh x y = cosh x
1
-1
y = tanh x
y = coth x
y = coth x
0 x
y