• Keine Ergebnisse gefunden

FORUM-12-2012-PATIENTENORIENTIERUNG

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "FORUM-12-2012-PATIENTENORIENTIERUNG"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

PatientenORientieRUng 30

K VB FORUM 12/2012

D

ie Deutsche ILCO besteht seit nunmehr 40 Jahren.

Mit ihren rund 8.200 Mit- gliedern ist sie eine der größten deutschen Selbsthilfeorganisatio- nen im Gesundheitsbereich und zu- gleich die maßgebliche Interessen- vertretung von Patienten mit Darm- krebs und Menschen mit Stoma.

Jedes Jahr steht sie über 20.000 Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite und trägt mit ihren Aktivitäten wesentlich zur Verbesserung ihrer Versorgung bei. Dabei arbeitet die Deutsche ILCO neutral und völlig unabhängig, ihre Mitarbeiter sind allesamt ehrenamtlich tätig.

Die Diagnose Krebs ist die häufigste Ursache für die Anlage eines Sto- mas und für die Patienten naturge- mäß ein großer Schock. Nur wenige können sich verständlicherweise zunächst ein erfülltes Leben mit ei- nem künstlichen Darm- oder Harn-

ausgang vorstellen. Neubetroffene müssen neben der Bewältigung ih- rer Angst für sich zunächst eine Rei- he von Fragen klären: „Wo finde ich Fachleute, die sich mit dem Thema auskennen?“, „Was wird im Alltag auf mich zukommen?“, „Was muss ich bei meiner Ernährung beach- ten?“, „Wie kann ich meinen Beruf weiterhin ausüben?“, „Welche Hilfs- mittel benötige ich zur Versorgung meines Stomas?“.

den Besuchsdienst der deutschen ilcO nutzen Hier kann das umfassende Bera- tungs- und Informationsangebot der Deutschen ILCO eine große Unter- stützung sein. In Gesprächen mit langjährig erfahrenen Stomaträgern lassen sich die Krankheit und die damit verbundene psychosoziale Belastung besser verarbeiten. „Auf Wunsch kommt der Besuchsdienst der Deutschen ILCO noch im Kran- kenhaus zu den Patienten, um mit ihnen all das durchzusprechen, was ihnen zu dem Thema auf dem Her- zen liegt“, so Rudolf Titz, Vorsit- zender des Bayerischen Landes- verbands. Der Besuchsdienst der Deutschen ILCO komme auch zu den Betroffenen nach Hause oder stehe ihnen bei ihren Anliegen te- lefonisch zur Verfügung. „Es kann überaus hilfreich sein, schon vor der Operation mit einem ILCO-An-

In Deutschland leben etwa 100.000 Menschen mit einem Stoma – einem operativ geschaffenen künstlichen Darmausgang. Auch bei einer künstlichen Harnableitung spricht man von einem Stoma. Die Deutsche ILCO e. V. bietet Stomaträgern und deren Angehörigen die notwendige Information und den Erfah- rungsaustausch, den Betroffene benötigen, um ihren Alltag bewältigen zu können.

Ein Gespräch mit Rudolf Titz, Vorsitzender des Landesverbands Bayern e. V.

Rudolf titz lebt seit 23 Jahren mit einem Stoma. er sagt: „Man kann sein leben trotz-

dem weiterhin genießen.“ als Vorsitzender des Bayerischen landesverbandes der deutschen ilcO ist es vor allem diese Bot-

schaft, die er Betroffenen mit auf den Weg geben will.

aUch alS StOMatRÄgeR ein

gUteS leBen FühRen

(2)

31 PatientenORientieRUng

K VB FORUM 12/2012

sprechpartner Kontakt aufzuneh- men“, meint der Schweinfurter.

hausärzte für Stomaver- sorgung sensibilisieren Die Selbsthilfeorganisation sucht nicht nur den direkten und selbst- verständlich unbürokratischen Weg zu den Betroffenen, sondern be- müht sich auch um eine enge Zu- sammenarbeit mit Ärzten und Pfle- gepersonal. Denn Stomapatienten sind nach medizinischer Erkenntnis zwingend auf die aktive Unterstüt- zung qualifizierter Pflegekräfte im ambulanten und klinischen Bereich angewiesen. Dabei reicht das Auf- gabenspektrum von der eingehen- den Beratung vor der OP über die anschließende Anpassung der Hilfs- mittel bis hin zur Anleitung zur Selbstversorgung und wiederholten Beratung – für den Fall, dass neue Probleme auftreten. Gerade diese Nachsorge ist unverzichtbar, damit Komplikationen vermieden bezie- hungsweise rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Ein Groß- teil aller Stomakomplikationen, so der 62-Jährige, sei allerdings nicht auf mangelnde Nachsorge, sondern auf anlagebedingte Fehler bei der Operation zurückzuführen. „Durch eine falsche Positionierung des Stomas lässt sich der Ausgang in der Folge schlecht versorgen. Es gibt Probleme bei der sicheren Haftung. Hautentzündungen, Ste- nosen, Retraktionen und Prolapse sind möglich.“ Die Operateure, so

Rudolf Titz weiter, würden von die- sen Mängeln meist nichts mehr mit- bekommen, da sich diese erst dann bemerkbar machten, wenn der Patient längst entlassen sei. Denn die Nachsorge obliege den nieder- gelassenen Ärzten. Die Deutsche ILCO bemühe sich deshalb, beson- ders Hausärzte für die Versorgung von Stomaträgern zu sensibilisie- ren. „Sie haben in der Regel nicht viel Erfahrung mit Stomapatienten.

Trotzdem haben sie die Verord- nungsverantwortung für die not- wendigen Hilfsmittel. Stomaträger trauen sich häufig nicht, mit ihrem Arzt über Probleme zu sprechen, weil sie das Gefühl haben, dass er zu selten mit einem Stoma kon- frontiert wird. Deshalb ist es wün- schenswert, wenn auch Hausärzte mit den Grundkenntnissen der modernen Stomaversorgung ver- traut sind.“

Probleme mit dem Stoma bleiben also oft unerkannt. Doch durch ei- ne mangelnde Versorgung wird das Stoma schneller undicht, was zu Hautentzündungen und Schmer- zen führen kann. „Für die Betroffe- nen ist das auf lange Sicht nicht selten mit sozialem Rückzug, Ver- einsamung, Pflegebedürftigkeit und Erwerbsunfähigkeit verbun- den.“ Die Deutsche ILCO tut hier alles, um Betroffenen Mut zu ma- chen, sich nicht aus Scham zu ver- kriechen. Wandern, Radfahren, Theater- und Kinobesuche, ein er- fülltes Familien- und Berufsleben

– all das sei auch mit einem Stoma möglich, so der 62-Jährige. Dies setze jedoch voraus, dass die Be- troffenen über ihre Erkrankung und das Stoma gut Bescheid wüssten.

Einmal im Monat treffen sich die Mitglieder der bayerischen ILCO deshalb in den 35 regionalen Grup- pen der Selbsthilfeorganisation zum Erfahrungsaustausch. In Fach- vorträgen werden zum Beispiel neue Hilfsmittel zur Stomaversor- gung vorgestellt oder über den ak- tuellen Leistungskatalog der ge- setzlichen Krankenkassen referiert und diskutiert. In den Gruppen werden selbstverständlich auch Dinge besprochen, die man mit Nicht-Betroffenen eher nicht bere- den möchte. „Das bringt die Erkran- kung leider zwangsläufig mit sich“, bedauert Rudolf Titz.

Marion Munke (KVB)

Menschen mit künstlichem darmausgang oder künstlicher harnableitung sind täglich mit vielen Problemen konfrontiert.

die deutsche ilcO bietet Be- troffenen ein breit gefächer- tes angebot an informationen und Unterstüt- zung.

Kontakt

Rudolf Titz, Vorsitzender

Deutsche ILCO – Landesverband Bayern e. V.

Nachtigallenweg 57 97422 Schweinfurt

Telefon 0 97 21 / 4 44 67 E-Mail ilco.bayern@gmail.com Internet www.ilco.de

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

[41] Gerst, Ärztliche Standesorganisation und Standespolitik in Deutschland 1945-1955,

Unbekannt oder unterschätzt Dass es sich besonders bei der obstruktiven Schlafapnoe um eine ernst zu nehmende Krankheit han- delt, die für Betroffene oft mit er- heblichen Folgen

Als Siegrid Rosner vor Jahren selbst an der IC erkrankt, macht sie sich nicht nur verzweifelt auf die Suche nach einem Arzt, der ih- re Beschwerden ernst nimmt und sich

Weshalb nur die Hälfte der ausgebildeten Ärzte eine aktive Schmerztherapie praktiziert, begründete Irnich mit den hohen Qualitätsanforderungen und der zunehmenden Regressge-

„Alles letztlich ohne Erfolg, weil ja zu diesem Zeit- punkt die Diagnose Morbus Osler noch nicht feststand und es sich hierbei um eine Erkrankung der Blutgefäße, nicht aber um

besser zu informieren, damit Men- schen mit einer seltenen Erkrankung schneller zu einer verlässlichen Diagnose kommen.“ Bundesweit seien rund vier Millionen von einer der

Im Unterschied zu gesunden Menschen, die auch hin und wieder Infektionen durchleben, sind diese bei Kindern und Erwach- senen mit einem angeborenen Im- mundefekt weitaus

Deut- sche Träger dieser Stoff wechsel- störung, weist also eine Verände- rung eines Gens auf Chromosom 12 auf, da PKU aber autosomal-re- zessiv vererbt wird, können nur die