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FORUM-4-2012-Patientenorientierung-Selbsthilfegruppen

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PAtientenORientieRung 34

k VB fORum 4/2012

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aut Schätzungen existieren in Bayern 11.000 Selbsthil- fegruppen mit zirka 500.000 Mitgliedern zu über 800 Themen.

Für kleine Gruppen gibt es drei Mög- lichkeiten, sich Hilfe zu holen: Ent- weder bei einer Selbsthilfevereini- gung zu ihrem jeweiligen Thema wie zum Beispiel bei der Bayerischen Krebsgesellschaft. Oder bei einer

der Themen übergreifenden Dach- organisationen wie der Landesar- beitsgemeinschaft Selbsthilfe Bay- ern oder dem Deutschen Paritäti- schen Wohlfahrtsverband. Die dritte Möglichkeit ist die Selbsthilfekon- taktstelle, die es in vielen größeren und kleineren Orten Bayerns gibt.

Sie ist grundsätzlich für alle Grup- pen Ansprechpartner und beson- ders dann wichtig, wenn es zu ei- nem neuen Thema Interessenten gibt und sich noch gar keine Selbst- hilfevereinigung gegründet hat. Im Verein Selbsthilfekontaktstellen Bayern e. V. mit der Geschäftsstel- le Selbsthilfekoordination Bayern (SeKo) gibt es 30 dieser die Selbst- hilfe unterstützenden Einrichtun- gen, die mit hauptamtlichem Perso- nal vielfältige Leistungen erbringen – immer mit dem Ziel, die Selbst- hilfe in der Öffentlichkeit zu vertre- ten. Am Beispiel des SHZ in Mün-

chen werden hier die verschiede- nen Arbeitsbereiche einer Selbst- hilfekontaktstelle dargestellt.

gründung und unterstützung Herr und Frau H. wandten sich an das SHZ, weil sie sich wegen der Online-Sucht ihres Sohnes mit an- deren Eltern austauschen wollten.

Eine Sozialpädagogin beriet sie in mehreren Gesprächen, wie sie Mit- streiter finden können, was die Lei- tung einer Gruppe bedeutet und welche Inhalte die Gruppe vermit- teln sollte, wie ein Informationsfly- er gestaltet wird und wie das SHZ Selbsthilfegruppen mit Beratung, Öffentlichkeitsarbeit und zahlrei- chen Fortbildungen begleitet. Herr und Frau H. besuchen inzwischen sehr gerne die Veranstaltung

„Selbsthilfe trifft Selbsthilfe“, ei- nen Abend, an dem unterschiedli-

Selbsthilfegruppen arbeiten ehrenamtlich: Sie beraten Betroffene, begleiten und unterstützen sich gegenseitig bei unterschiedlichen Krankheitsthemen und so- zialen Belangen. Aber wie akquirieren sie ihre Mitglieder, wo finden sie Räume für ihre Treffpunkte und wer sagt ihnen, wie eine Selbsthilfegruppe funktioniert?

Eva Kreling, Vorstandsmitglied des Vereins Selbsthilfekontaktstellen Bayern e. V.

(SHK Bayern) und Mitglied des Selbsthilfezentrums (SHZ) München, gibt Antworten.

eva kreling setzt sich mit ihren mitstreitern da-

für ein, Selbst- hilfe bei nieder- gelassenen ärzten bekann-

ter zu machen.

SelBStHilfekOntAktStellen

föRDeRn Die SelBStHilfe

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35 PAtientenORientieRung

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che Gruppen unter Leitung des SHZ miteinander in Kontakt kommen und sich mit Fragen und Lösungen zur Gruppenarbeit beschäftigen.

Raum für Vielfalt

Kontaktstellen bieten kostenfrei Räume an, die verwaltet, gestaltet und instand gehalten werden. In den sechs Räumen des SHZ treffen sich regelmäßig etwa 200 Gruppen im Jahr: Gesundheitsgruppen zu Themen wie Sucht, Depression, Mi- gräne. Soziale Gruppen wie Frauen-, Männergruppen, Migrantengrup- pen, das LETS-Tauschnetz Mün- chen (Dienstleistungstauschbörse) oder die Literaturgruppe. Die meis- ten treffen sich 14-tägig oder mo- natlich einmal am Abend für zwei Stunden. Im sogenannten „Grup- penbüro“ teilen sich zirka zehn verschiedene Gruppen die Infra- struktur und beraten jeweils stun- denweise zu ihrem Thema, zum Beispiel zu Hepatitis C oder Borre- liose, auch eine kurdische Frauen- gruppe ist vertreten. In den zwei Veranstaltungsräumen finden Fort- bildungen, Fachtage und Vorträge zu Themen wie Depression, Osteo- porose oder Wohnen im Alter statt.

Ein Raumvergabeprogramm hilft dabei, diese vielfältige Nutzung reibungslos sicherzustellen.

Verzweifelte Menschen mit einer neuen Diagnose wie zum Beispiel Krebs, aber auch Fachpersonal der medizinischen Versorgung erhalten

über die Kontaktstelle den Zugang zu entsprechenden Gruppen. In München existiert eine umfangrei- che Datei mit 1.200 Datensätzen, die beständig aktualisiert wird. Das Team von SHZ berät vor Ort, tele- fonisch und per E-Mail – 2010 wa- ren es über 4.000 Anfragen, die das geschulte Fachpersonal bear- beitet hat. Dabei wird das Team auch mit schwierigen Situationen konfrontiert, zum Beispiel wenn ein verzweifelter Mensch in Suizid- absicht schnelle Hilfe benötigt.

Selbsthilfe: Werte stärken Auch wenn Selbsthilfe zunehmend anerkannt wird, ist es noch lange nicht selbstverständlich, dass me- dizinisches Fachpersonal auf Selbst- hilfe hinweist oder soziale Organi- sationen sich für den Ansatz der Selbstorganisation öffnen. Selbst- hilfekontaktstellen gehen auf Be- rufsverbände in der medizinischen Versorgung und auf Kliniken zu, kooperieren mit Gesundheitsein- richtungen und führen zum Beispiel mit der KVB oder den Apotheker- und Krankenkassenverbänden Kongresse, Projekte und Veranstal- tungen durch (weitere Infos hierzu unter www.seko-bayern.de). Das SHZ, das von der Landeshauptstadt und den gesetzlichen Krankenkas- senverbänden gefördert wird, hat mit Modellprojekten und wissen- schaftlichen Untersuchungen im- mer wieder den Wert der Selbst- hilfe unter Beweis gestellt. So auch

mit seinem jüngsten Projekt, das gemeinsam mit der Hochschule München, Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften, zum Thema

„Soziale Arbeit und Selbsthilfe“

durchgeführt wurde und dessen Ergebnisse auf der Internetseite des SHZ veröffentlicht sind.

Selbsthilfe politisch absichern Selbsthilfe ist vielfältig und bunt.

Das SHZ widmet sich den Themen im Rahmen von Fachtagen und mit Berichten und Gruppengründungen.

Ob Familienselbsthilfe, Selbsthilfe im Alter, Migranten-, Männer- oder Frauengruppen: Selbsthilfe wird als Teil des Bürgerschaftlichen En- gagements (BE) auch in Gremien verankert, die der Politik – wie hier dem Stadtrat – zuarbeiten: im Fach- beirat BE, dem Gesundheitsbeirat oder dem Selbsthilfebeirat. Denn Selbsthilfe bereichert das Angebot in einer Kommune durch die Unter- stützung der Bürger. Selbsthilfe- kontaktstellen fördern diese Be- wegung überall in Bayern.

informationen und kontakt:

Selbsthilfezentrum (SHZ) München Telefon 0 89 / 53 29 56 – 11 Internet www.shz-muenchen.de Selbsthilfekoordination Bayern Telefon 09 31 / 2 05 79 10 Internet www.seko-bayern.de

Eva Kreling, SHZ München

Referenzen

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