Frau Margit
August Strindberg
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HARVARD COLLEGE LIBRARY
THE GOT OF
Dr. John Radtbone Oliver
CL&8SOF1894OF BALTIMORE, MARYLAND
AUGUST4*1941
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9 «
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AUGUST STRINDBERGS SCHRIFTEN
DEUTSCHE GESAMTAUSGABE
«UNTER MITWIRKUNO
VON
EMIL scHERiNO ALS Obersetzer VOM VERTASSER SELBST VERANSTALTET.
DieEiodentscbnngSUindberg»
L ABTEILUNG. DRAMEN.
1.Bd. Dramen des Zwanzigjährigen,
um
1870. Der- Freidenker. Hermione. Thorvaldsen in Rom. DerFried- lose. Meister Olof. Anno aditimdvierzlg. OlofApdstats.
2.Bd. Dramen des Dreißigjährigen»
um
1880. *Das Geheimnis der Qflde. *FrauMargit Glückspetcr.3. Bd. Dramen des Vierzigjährigen,
um
1890. I. Die mehraktigenDramen:*DerVater. "^Kameiaden.*DielieniS- Oer. DieSchlüssel des iiimmelreichs.*4.Bd. DramendesVierzigjährigen,
um
1890.E
Die Einakter: *Friii]elnJulie. Gläubiger. Paria. Samum.DieStärkere.
—
DasBand. Mitdem
Feuerspielen.Vorm
Tode. Erste Warnung. Debet und Credit. Mutterliebe.5.Bd. Dramen desFünfzigiährigen,
um
1900. L Dermo
dem
ea DtameiieisteReihe:*N8cliDanuakns^ei
Tefle).*Das
Kloster(NachDamaskusEI). «Advent ^Rsusch.6. Bd. Dramen desFünfzigjährigen,
um
1900. II.Der schwedisch-historischenDramenersteReihe: ^Folkiuigersage.Gustav
Wasa. *ErichXIV. *GustavAdolf.7.Bd. DramendesFünfzigjährigen,
um
1900. HI.Der fflodemen Diamen iwette Rahe: Mittsommer. «Ostern.Totentanz(zweiTeile).
8.Bd. Dramen des Fünfzigjährigen,
um
1900. IV.Der schwedisch'historischen Dramen zweite Reihe: Carl XO.' Ei^elbrecht. *Königin Christine. GustavIII.
«9.Bd. Dramen des Fünfzigjährigen,
um
1900. V. Der>modernen Dramen dritteRdhe:uleKRHibrattt Scliwanen- weifi..Eüi TraumspieL
10. Bd. WeitgeschichtUche Dramen. «DieNachtigall
von
Wittenberg, 1903.AUQDST STRINDBBRQS
SCHRrPTEN.IL
ABTEILUNG. ROMANE UND NOVELLEN.
1.
Bd. DasroteZimmer,sozialerRoman, 1879.2.Bd. «Herrendes Meeres« 1873. Studeatenleben»1877.
DasneueReich, 1Ö82.
*3.Bd. Sdiwedtadie Scfaidml« undAbeoteoer, erate Reihe,Anfang der SOerJabie.
4. Bd. Heiraten, 1884.
5.Bd.*SchweizerNovellen,188.5(Einzeln:*Russen imExil.)
•ModeraeFabeln,85. *BiuraenmalereienundTierstflcke,88.
6.Bd. Schwedische Schicksale und Abenteuer, zweite Reihe, Mitte und Ende der
^er
Jahre. (Einzelausgaben:•Inselder Seligen. *EineHexe. Tschandala. DreiKönige.) 7.Bd. Die LeuteaufHemsö»1887. Schären, 1888.
Am
offenenMeer,1890.
8.Bd. AusdielfiigJahren,1870—1900.(Einzelausgaben:
DerTugendbold. Kimipfder Gehirne. «DieKiemen und dieOrcmen. Derromantische Küster. *DerSilbersee.)
9. Bd. Heiterbucht und Schmachsund, 1902. (Einzel- ausgaben: ^EineKindersage. «EineEhegescliicbte.)
10.
Bd
«MSidicii,im
*11.Bd. DiegotliciienZbiimer,sozialerRoaum,1904.
12. Bd. Schwarze Fahnen,sozialerRoman,1906.
13. Bd. Historische Miniaturen, 1905.
la ABTEILUNG. GEDICHTE.
EinBand. (Einzelausgaben: Wundfieber. Schlalwandler*
nächte. Liebeslyrik. Idyllen. GedichteinProsa.) IV.
ABTEILUNG. AUS MEINEM LEBEN.
1.Bd. DerSohn einerMagd, 1887. \ Im Auszug
2.Bd. DieBeichte eines Toren, lö8ö. I enthalten in 3.Bd. Iofenu^l807. ^Lcfenden,1896. i *Stk]ni»erq.
4.Bd. «Einsam,1903. j Brevsr.
V« ABTEILUNO. WISSENSCHAFT.
1. Bd. Das schwedischeVolk, 1882.
2.Bd. ^SchwedischeNatur,
um
1890.(Illustr.Ausgabe:Die Natur Schwedens.) Unter französischen Bauern,
um
1885.3.Bd.Kulturhistorische Studien. (Einzelausgaben:China, 1881. Ali-StociEholm, 1882. «BinfreiesNorwegen, 1905.) 4.Bd.NaturwissenschaftlicheSchriften. (Einzelausgaben:
Antibarbarus, 1894. BinheitUcheChemie.1895. Typen
und
Protot>T)en, 1898.
VI ABTEILUNG. PHILOSOPHIE
1.Bd. GleichundUngleich,80erJahre.
2.Bd. «Sylva Sylvarum, 90erJahre.
3.Bd. »DerbewnBteWiUeInder Weltgeschichte. 1903.
* ImBuchhandelzuPreisenvoneiner bis vierMark.
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AUGUST STRINDBERG
FRAU MARGIT
SCHAUSPIEL IN VIER AKTEN MIT EINEM VORWORT UND EINEM VORSPIEL
BERLIN UND LEIPZIG
VERLAG VON HERMANN SEEA&ANN NACHFOLGER
1906
rsij
11, 3c
DEUTSCHE AUSGABE UNTER MITWIRKUNO
VON
EMILSCHERING ALS OBERSETZERVOM
VERFASSER SELBST VERANSTALTETT2TDURCHDIEGESETZEUND VERTRAOB ALLERECHTEVORBEHALTEN DBNBOHNEN OEOENOBER MANUSKRIPT
ROSSBERO'SCHBBUCHDRUCKEREI,LEIPZIG
Digitizedb/
VORWORT
DER DEUTSCHEN AUSGABE.
iNTERviBWBit Sie
tuAm
alisowiederdn
Nov^len- buchgeaduMen?
Vbrpassei^ Ja, lieberHerr,soschlimmIst'sbeslelUf
^Heiraten* heißt es. Ich weiß, es steht eine große Strafe darauf, aber ich konnte mich niclit halten!
Interviewer. Ich finde es aber inkonsequent, erst auf die SchiiÜsteUerei
zu
scheltenund
dann selbstzu
schiiftsteUera.
Geben
Sie daszu?
Verfasser.
Das
gebe Ich znlInterviewer. Sie
geben
also zu, da6Sie inkonse- quentsind?Verfasser. Ja gewiß! Ich bin wie alles Ge- schaffene
dem
Gesetz der Entwicklung unterworfen,und
die Entwicklung schreitet durch Rückfall vorwärts.Das
Novellenbucb istein kleinerRücktali« aberdarum
mfissen Sie mir siehtbflse sein. In ehiigenJaiuen hOre ichauf mit NoveUen,Stfldcenund Venen»
wenn*s vaßffidiM
Interviewer.
Was
denkenSiedann zu unternehmen?Verfasser. Ich denke Interviewer zu werden. Ja, ja, es Ist mein
Emst
Sehen Sie, ich bin esmüde
ge- wordeutzu
erraten,was
dieMenschen
meinen,besonders6 FrauMargit.
wenn
sie Bücher schreiben. Ich will esmachen
wie Sie: zu ihnen gehenund
sie fragenI Doch, zur Sache!Was
halten Sievon
rnefnem neuenBuch
«Heiraten'?Interviewer. Ich linde zuetst» ies ist adiledit ge-
macht Es
ist nicht ausgefflhilVerfasser.
Wenn
Sie wflBten/wietechtSie haben!Es istnichtausgeführt!
Das
war eben die Absicht. Ich wollte nämlich eine recht^roße
Anzahl von Fällen schildern, von gewöhnlichen Fällen des Verhältnisses zwischenMann und
Weib; weilte nicht vierAusnahme-
^e
schildernwie Frau Edgren-Leffler, noch einen un- geheuerlichen Fall wie Ibsen, die nadiher alsRegel fOr alle Fallegenommen
werden.Darum
habe ich nichtmehr
als einen Schmaus ausgeführt, beidem
Sie zwei Sorten Lachs mit Dill, frische Preßgurken, kleine Beef- steaks mit spanischen Zwiebeln,Küken und
Erdbeeren haben. Aufierdem habe ich Krebse (weibliche), Pfann«kttchen, einen Garten mit einem blühenden Apfelbaum, sechs Sorten
Blumen und
ehiigeNachtschwalben.Fmer
habe ich eine Kirche
und
eiti Florettund
mfaidestens dreißig Seemannsausdrücke, die ich aus einem nautischen Wörterbuch geholt habe! Ist das nicht realistisch?Interviewer. Aber solch kleine Naturschilderungen fehlen, auf die Sie sich so gut verstehen.
Es
ist, wie giesagt, nicht ausgefflhrt—
Zweitens ist dasBuch
un«sittlicht Gestehen Sie dasebi?
Verfasser. Ja, das tue ich, nach Ihren Begriffen nämlich, denn
wenn
die Sittlichkeitist,was
siegeworden
ist, einVerbrechen gegen die Natnr, dannistmein
Buch
unsittlich, denn das ist der Natur gemäfi.
Interviewer» Ach, das ist nur Rousseau1
Und
darauf braucht
man
ssr nicht erstzu
antwortent—
Dritteos aberist Ihr
Buch
leaktlonir. Sie sindfreisinnigVorwort.
7
underlauben sichüberdieFrauenfrage lustigzumachen?
Vüt
können Sie daswagen?
Verfasser. Ich gebe zu, es erfordert
mehr
Mut, sich Ober die Albernheiten derMode
lustig zu machen, alssichvom
Stiom derUmstände
tragen zu lassen1Interviewer« Kt^nnen Sie die Frauenfrage albern nennen, mein Herr?
Verfasser. Ja, das
Weib
von der Natur befreien wollen, istfür mich ein ebensolchesVerbrechen wie denMann
von ihr freizumachen suchen. Merken Sie nicht, Herr Interviewer, daß die jetzigen Versuche, dasWeib ZU
befreien» eineEmpörung gegen
die Natur sind, die sich rlctien wird?— Wenn
Sie übrigens meine ganze Ansicht wissen wollen, sp lesen Sie nach,was
ich in meinen sozialen Studien »Gleichund
Ungleich' Oberdie Frauenfrage geschrieben habe.Interviewer. Viertens habensieibsen angegriffen;
das ist gefährlich1
^
Verfasser.
Wer
Karl.XU
angegriffen hat, Herr, fOrcht^weder
Hölle noch Teufell. Siebenmal bin ich gefallenund
wiederaufgestanden; ertrage es wohl, noch eiimial zu fallen! Obrigens habe ich dasPuppenheim
nur alsKodex
angegriffen! Ich Hebe Kodizes nicht!Legt
man
einenKodex
fest, so gilt er mindestens fünf- undzwanzigJahre,und man
liommt nichtvom
Fleck!—
Was
Ibsen betrifft, so hat sein Beispiel die Gefahren dtf schönenLiteratur gezeigt6r
schriebBrandgegen
das Christentum,und
die Pietisten tiat)enem
Christen-tumskodex
daraus gemacht! Ist das nicht köstlich!Er
schrieb die Gespenster gegen die Unsittiichkeit, und die Sittlichen machten sie zu einem Unsittlichkeitskodex. Er schrieb den Volksfeind gegen die Gesellschaftund
die schlimmsten Feinde der GeseUschaft warien Steinenach8 FrauMargit.
ihm. So geht's einem,
wenn man
Moses aufdem
Berg ist und mit einem blauen Tuch übern Kopf spricht.Ibsen schrieb von den Sorgen
und
Bitternissen seinerJugeul im
»Königserz*»und
ein Kttutidat der Philo- sophie inHelsingfors schreibteineakademischeAbhand-
lung darflberund
beweist, dafi es ein rdnfaistorisdiesDrama
ist.Wenn
derKandidat vemOnfttgerzuwege
ge«gangen wäre, hätte er an Ibsen geschrieben und ihn ge- fragt, ob es sich so verhalte; dann hätte er, falls
ihm Moses
geantwortet, klargesehen,^nmal
hat Ibsen dasTuch abgenommen und
mit mensdilicherZunge
ge- sprochen»Das
war, wie wir unserhmem,
nachden
Gespenstern.Da
desavouierte er sich selbati Vieileicfat.will er miflverstanden werden. Out, dann habe ich das
Puppenheim am
bestenvonallenverstanden.Doch
lassen wir das.Haben
Sie noch etwas mißverstanden, mein Herr?Interviewer. Ja, Sie sind Sozialist!
Verpasser» Gewifil
Wie
alle au^ieklftrtenMenschen
jetzt Darf ich dasnicht seht?Interviewer.
Das
fragt sichlVerfasser. Fragt sich? Das Gesetz willniemandes Gewissen zwingen oder zwingen lassen! Also habe ich . ein Rechtdazu!
Wenn
Sie mich aber Anarchist nennen, dann lügenSiel Ist noch etwas?Interviewer.^ Ja,Sie haben selbst
dn
Stück Aber - dasWeib
geschrieben, das ich nicht verstehetVerfasser.
Das
kannmeine
Schuld sdn, eskann
aber auch Ihre sein. Sie meinenFrau MargitI
Ja, lieberHerr, das ist 1. ein Angriff auf die romantische Erziehung des Weibes. Das Kloster, das ist das Pen- sionat1Der
Ritter, das ist „er"; alle sind Ritter für unsere jungen Mädchen..Dann kommen
sie in dieVorwort. 9 Wiridichkelten des Lebens hinaus
und
mflssen sehen, dafi er ein Bauer ist. Er glaubt, sie ist eindummes
Ding, die Wirklichl<eit aber ent\vickelt sie zu einemWeib; was
das Pensionat nicht tun konnte. 2. ist es eine Apologie der Liebe als Naturkraft, die alle Grillen überlebtund den
freienWüten
unteidriickt 3. schfttzt es dieLiebe des Weibes höher ehi als dtedesMannes, dabeim Weib
die Mutterliebe hinzulcomnit 4.ist es eine Verteidigung des Rechts der Frau, sich selbst zu besitzen. 5. ist es einTheaterstück, und das ist schade.Aber es hatauch schon seine Strafe weg. Eine roman- tische Dogge, die eine zu niedrigeStirn hatte, bifi mich ins Bein
und
wollte mir beweisen» idi sei Romantikus, geiade als ich die Romantik angriffund
licheilich machte!Das war
ml^ recht, dennman
soll keine Theaterstücke schreiben,wenn man
ernst sprechen willWerden
doch alle Theaterstücke unter »öffenlichen Ver-gnügungen"
angezeigt.Interviewer. Aber Sie greifen ja, und das ist mir
gmz
unerkllrlicb,die Verteidigerder Fraueniragean,und dnd
doch selbst ladikal!Verfasser. Bbenl Ichgreife die unyeiantwortliche• Art mi, auf die
man
die Frage behandeltUnd
die Frauenirage hat in unsern Tagen einen häßlichen An- strich von Poussadebekommen. Das
ganze Puppen- heim ist eine altmodische romantische Galanterie, voll- von idealistischen Scbirikhen. Ich habe
den
Versuch derFrau ang^rilfen, sichvom
KindergeMrenzu
eman- zipieren, nichtvon Wiege und
Kflchei Ich habe das Veilangen des Weibes angegriffen, die Miltter durch Latein zu verderben, wie die Väter dadurch verdorben sind. Ich habe, hören Sie es, Herr,und
schreiben Sie es auf, dieEhe
unter den jetzigen Verhältnissen ange-10
FitAuMargit.griffen; ich habe gezei^, daß eine vollkommene Selig- keit unsinnig ist; ich habe gezeigt, daß das
Weib
unterden
jetzigen Verhältnissen oft (nicht immer) durch die BnElehnng eindummes Dhig geworden
ist; ichhabe
also,schreibenSie*s auf|Herr, dieErziehung des
Weibes
angegriffen, diekirchttche
Ehe und
die Oalanterie^fiman- zipation derMänner. Ich habe also nicht dasWeib
an- gegriffen, sondern ich habe, schreiben Sie*s mit großen Budistaben auf, DieJetzigen Verhältnisse angegriffen.—
Das Weib
braucht meineVerteidigung nichtl Sieist die Mutter,und darum
ist sie die Herrin derWelt Und
die Freiheit; die sie Jetart verhmgt, das ist diesdbe Freiheit, die alle
MSnner
verlangenI Die wollen wir uns als Freunde schaffen, nicht als Feinde, denn als Feinde eneicben wirnichts.Haben
Sie jetztverstanden,Hen?
1884.Als zweites Vorwortmöchte derÜbersetzerdieNovelleHerrn Bengts Frau aus den SchwedischenSchicksalon und Abenteuern hersetzen, in der Strindbere 1883das 1882 entstandeneDrama'epischerzählt;manles«sieaber HeberlaTenem Novellenbaadnadi.
VORSPIEL
LyGoogle
PERSONEN:
Herr Bcnot
Margit Die ÄbtissinDer
Beichtvater SchwesterMeta Der
HausmeisterSZENERIE:
Strafzelle des
KMeis
Spielt in
Schweden nm den
Beginn der RefonnatiooDigitizedby'Gu^J*^
[Gewölbter
Raum
mit einem kleinen Fenster hoch oben rechts. Tür links. Zwei Strohbettenam
Boden.ZweiSchemel; eineBank; ein Betstuhl. Ein Tisch unter dem Fenster. Im Hintergrund ein Gemälde, das Christi Stäupungdarstellt. Über
dem
die Gewichte einerSchlag- uhr,zu der eine Leiter binaufffihri]Meta
[nähtHandtflcheram
Usch]. Maigit[liegtbe- tchlftigungslos auf derBrak].BtetA.
Warum
nähstdu
nicht, Schwester?Du
weiltdoch« daft
du
sonstSchläge kriegstMmkut.
Ich will Schläge haben, aber ich will mcfaieHInde
nichtveideibeQ.Meta. Aber ich
mu0
liiersitzenund
mehieHinde
vodeiben, obgleich ich nur zu spätzum
Gebet ge-kommen
bin— du
aber empfängst Briefe .. .Margit.
Du
bist geboren, deineHände
zu ver-derben, Sklavin! Als ich neulich deine Kleider an- spuckte, schlugst
du
mich nichtlO
wie,ich dich ver- achte!Meta.
Und
doch bist du nicht besser als ich, denn wir sind alle gleich vor Gott.Marüit.
Das
ist möglich, aber nicht vordenMen-
schen. Sieh meine
Hände
an und deine; meine sind seit dreihundert Jahren vor Sonne und Wasser und Erde geschützt gewesen. Sieh deineKrummhölzer
an; siehtman
nicht, daß dein Großvater Sattler war? Weißt du,«ton
du
80dasitzest, glaube idi efoien^Sattel zvisdien ildnraKnien
zu sehen.Meta. Aber
Ichb
in rdcfaund du
tlflt>arm.« ••Margit.
Du
siefasl, wiewenig
das hilft; Ich IHn vonGeburt;ich bhi zwanzl^ialvon
Eltern geboren, die nie gearbeitet haben.Du
kraust nie wiedergeboren14
FkauMargit.werden, aber ich kann wieder reich werden,
und
ichwerde es.
—
Kannstdu
dir etwas so Wunderiiches denken, Ich sehne mich dsnach,Schläge zn kiiegenlMsTA.
Da
.bisthnmer
etwas njbrisch gewesen.Maroit. Ninisch? Ja, weil ich sage,
was
idi denket Ich glaube, dieMenschen
denken last alle gleich.—
Dodi,vnißt da, dieseewigen Gebetesfaid für meine Seele wie Häcksel ohne Kleie; derMund
ist inBewegung,
abersatt wirdman
nicht; im Gegenteil, derHunger
wacht wie ein wildes Tierund
nagtund
nagt an den Sehnen der Seele, ohne daß sie reißen;wenn
aber SchwesterAgnes
mit der Geißelkommt,
dann springen sie, und ich höre gleichsam den Klang von ge«sprungenen Bogcnsaiten; und dann erwacht meine Seele, und alle die Saitenenden zittern,
und
derKörper genießt es wie eine ieise Musik. [Streckt sich aut der Bank.]Kommt
SchwesterAgnes
nicht bald?Meta. Heute bist du ganz verrückt!
Margit.
Wenn
ich Christi Stäupung dort ansehe, wünsche ich an seiner Stelle zu sein. Siehstdu
den großen Knecht dort mit den schwellendenArmmuskeln?
Sieh, wie er mit
den
Lederriemen zuschlägt,daß
die Nägelköpfe StQcke ausdem
Fleisch reißen•«.
Meta. Haltein»,
du
rasest ja!Maroit. Hast
du
gehört, daßman
daian denU^alle Kloster
zu
sdiliefienund
uns hln^uszulassen.Meta. Ich habedavongehört, aber
von unsem
Ge- Iflbden kannman
uns nicht lösen.. Maroit. Nein, aber wir können sie brechen.
Meta. Stand das in deinem Brief?
Hör
mal, Margit,von wem
war der Brief, dendu
bekamst und für den du nun hier sitzest?Margit. Er war von der Schwester meiner ver- storbenen Mutter, einer höchst vortrefilichen Frau, die auf
Skeby
in Östergötland wohnt,zum
zweitenmal:ver- hehratet ist und zwei Stiefkinder hat.Meta.
Warum
wolltestdu
mir den Brief denn nicht zeigen?Maroit.
Das
geht dich nichts an. [Springt auf;VomiBL.
15 gehtzum
Tisch; steigt auf itin hinauf, so daß-siezum
Fenster hinaussehen kann.] Seit acht Tagen habe ich dieSonne
nichtgesehen, Meta! Laß mich einenAugen- blick hier stehenIO,
wie schön der See dort unten liegtund
die waldbewachsenen Ufer und das weiBe Schlofi auf der andern Seite spiegelt Weißt du, wer indem
Schloß wohnt,Meta?
Meta.
Wohl
die Schwester deiner verstorbnen Mutter aufSkeby in Östergötland mit zwei Stiefkindern, die dir Briefe schickt!Margit.
Du
bist ein böser Geist, Meta!Mbta. Warum
belfigptdu
mich?Maroit. Lügst?,
Das
Ist diednzige
Art, anf die einWeib dch
achfltzen Icann!— O,
mein Ritter,mein
Flofcs,wenn
ich eineSdmur
liltte, lilfite ich dich hieinem
Blumenkorb heraufund wSimte
dich inmeinem
Bett; ich kflfite dich, bisdn
stOrbest; ich prefitedichso inmeine
Arme, dafi du ersticktest—
Meta, heute wer- den grofie Dinge geschehen! Ich sehe eine blauweifieFahne
oben aufdem Dach
desSchlosses, die Zugbrtlcke wird herabgelassen und eineSchaluppe ausdem
Schlofi- graben ausgesetzt! [Sie springtvom
Tisch herunter, wnrft sichMeta
in dieArme und
küfit sie ungestüm.) Etkommtl
Erkommt!
[Der Hausmeister
kommt;
steigt die Leiter hinaufund
zieht das Uhrwerk auf.]Margit
[tritt auf den Hausmeister zu]. .Nun, Hans,was
geschieht unten bei denLebenden?
Der
Hausmeister. Grofieund
wunderliche DingelDer
Bisctiofund
derKoniessor werden zurVisitation er- waitet»MAnoiT.
Und
die Geificbtevon
Klostenchlicdungund
Freilisiung? -Der
HAUSMEisrnt Alles UnwahiheitlMan
ifigt Jetztso wstockt
Maroit. Unwahrheit! Keine Hoffnung also!
Und
wissen, dafi es
Menschen
gibi die frischgemähteWiesen
betreten, nurden Hhnmel
Aber sich fohlen, einewarme
16 nuu
MAROir.wohlriechende Luft atmen dürfen, während wir hier in Feuchtigkeit
und
KAlte sitzenl—
Jetzt weiß ich» wisich tun werde! i
Der
Hausmeister. Fräulein Margit1 Ich möchte idem
Fräulein sagen, daß dieUhr
hier nicht richtig geht, !daß
man
sich also nichtmehr
auf sie verlassen kann. !Margit.
Was kümmere
ich michum
die Uhr! 'Der
Hausmeister. Ich glaubte, Fräulein pflegten zuweilen danach zusehen,wenn
dieStundenlangwerden.\
Maroit. Ich verstehe nicht. i
Meta. Verstehst du nicht, daß Hans einen Brief
j
ffir dich oben auf die
Uhr
gelegt hat?j
MAieoiT. lo Jestt Nameiit
was
sagstdu?
Der
Hausmeister.Das nimmt
kein gutesEnde!
j
Was drd
wissen, welfidie ganzeWelt
Miuton; Seidruhig,Hans;
Meta
istmeineFreundin. • Niditwälir,Meta?
Meta.
Wie
sollte ich anders gegen dich sein kOnnen,wo du
mir so viel Gutes getan hast?'MiotoiT [fiidertsie]. Gutes oderBöses, aber ichbin niemals falsch gegen dich gewesen. [Läuft die Leiter hinauf und
kommt
mitdem
Brief herunter.]Der
Hausmeister. Lebt wohl!Und
vergeßtden Hans
nicht,wenn
Unheil daraus entsteht! [Geht]Margit. Verlaßt
Euch
auf mich! [Liest]Margit. Alle Hoffnung ist aus, Meta! Die Luthe- rischen sind geschlagen; die Schaluppe, die
vom
Schloß hierherkommt,
bringt nur einen Biscliofund
einenKon-
fessor; der lütter bleibt daheim. Fahr wohl,
Leben/
fahr wohl, allesl— Gib
mirefaiHandtuch, ichwerde dXben!Meta. Du
willstkeine SchlSgemehr
haben?Margit. Ich habe
genug
gekriegt!— Aber
der' Ansicht wird die Abtissfaiund
SchwesterAgnes wohl
nicht sdn, zumal idi. ihre .Sthnmen'drau&n
neben einerMannesstimme
höre. Sie haben Verstärkung ge- holt!—
Nein, ich will nichtheucheln. [Wirftdas Hand- tuch fort.] Hailoh! Jetzt ist dieBeute aufgejagt; drei.Hunde
auf eine Hindin!Vorspiel. 17 Die ÄBiissiN, ÄoN£s,
Der
Beichtvater {Bruder Franziskus]kommen.
Die Äbtissin. Schwester
Agnes und
Meta, geht hinausund
wartet in derKammer.
[Agnes und Meta gehen.]Die
Äbtissin.Au!
die Knie, Sünderini—
Fall auf defnAngesicht nied«, Hure,Kind desTeufels,imd
streuAsche
auf dein vecforedieiischesHaupt — Wt nahmen
dich in dieseheiligeGemeinde
alsdn
vater«und
mutter- losesKind
auf,um
dich vor derBosheit der Welt zu schfitzen;du
aber lohnst es uns, als seien wir dehie Feinde.Du
reifit dieMauern
nieder, die wir zwischen unsund
dieser elenden Welt, die nicht einen halbenGedanken
verdient, errichtethaben.Du
gehst einenBund
mitdem
Bösen einund
hast diese reineHeimstätte be- fleckt, auf daß der Fürst dieserWelt uns hinaus auf die Heiden treibe; dort werden die Wölfe meineLämmer
fassen, die der gute Hirte in meine
Hände
gegeben hat.Der
Böse
rast in deinem Körper, aber wir werden ihn beschwören.Auf
die Knie, Hure!Margit. Ich bin das nicht, wie Ihr mich nennt, und ich beuge dieKnie nur vor ihm, dermeine Gebete hört?
—
Lest diesen Brief!Die
Äbtissin. Ich habe deinen Brief gelesen.Maroit.
Wie? Der
Hausmeister, Hans, der ehr- licheMann,
ehi Verrtter?Die
Äbtissin. Ei hat seinen Dienst getan, er wie Meta, die dich bewadit hatMargit. MirschiendieseLuft,die ich atmete, auch unrein
zu
seinvon Lug und Trug ...
Die
Äbtissin. Schweig,du
durchund
durch ver- derbtesWesen! Du
warst die Betrügerin, alsdu
deine QelfltKle brachst!Maroit. Ihr habt mir die Gelübde
abgenommen,
weil Ihr glaubtet, ich sei reich; als Ihr at>er saht, daß ich nichts besitze, da . .
Die
Äbtissin.Das
lügst du!Der
Beichtvater. Frau Äbtissin1 Wollt Ihr mir erlauben, mit diesem Kind zu sprechen?$namwiioaScKKimM:Ff«ttMaisit 2
18 FrauMargit.
Die Äbtissin. Ja, in meiner Gegenwart
gem. Das
ist Ja Euer Amt.
Der
Beichtvater. Ichmuß
unter vierAugen
mit ihr sprechen.Die Äbtissin. Das dürft Ihr nicht. Die Regeln des Ordens verbieten, eine Schwester mit einem
Mann
allein zu lassen.
Der
Beichtvater* Ichk^ne
dieRegeUi desOrdens,.
aber ich bin Icein
Mann; und
dies ist eine Beichte.Die Äbtissin. Ihr seid ein heiliger
und
shrengerMann,
aber fiber den Teufel habt Ihr noch IceineMacht
Denlct an den heiligen Antonius von
Padua
IDer
Beichtvater. Ihr beschimpft mich, FlauÄb-
tissin, ich werde Lichtanzünden,
wenn
Ihr eswünscht
Die Äbtissin.Um
desHimmels
willen, ich be- schimpfeEuch
nicht, und ich hoffe, Ihrmißverstehtmich
nicht Dieses Kind hat eineZunge
wie eine Schlange, und Ihrmüßt
davon ausgehen, daßalles,was
sie sagt,Lüge
ist.Der
Beichtvater. Ich werdedas voraussetzen,und
dann sehen, zu welcher Schlußfolgerung ichkomme!
Die ÄinissiN.
Der Himmel
seiEuch gewogen
1Benedicite Domine!
Dm
Beichtvater [ungeduldig].Amenl
Dil Äbtissin. Etcum
spiritii tuo.Der
Beichtvater [ungeduldig].Amen.
Die Äbtissin [geht].
Der
Beichtvater [tritt ahden
Tischund
legtdas
Brevier fort]. Sieh midi an, mein Kindt Jetztlege ich dasBüch
fort; ich lege eshierher,'und
wirsprechenaus dem
Herzen heraus alaMenschen
I—
Sete dich,du
bistmüde;
ich bin nichtmüde und darum
wandere ichim Zimmer
umher,—
Siehst du, dieZeit der großenWorte
ist vorbei; das waren die Pfauenfedern der kleinen
Ge*
danken, darum wollen wir die kleinen Worte benutzen.
Also, du liebst einen jungen Edelmann; ob das Sflnde
ist oder nicht, stellen wir vorläufig dahin. Ich habe nie geliebt, weiß alsonicht
was
dasist,muß
esaberwissen.Digitizedby
G
Vorspiel. 19
wenn
ich deineHandlung
beurteilen sollVHe
istdas, lieben?Margit.
Wenn
Ehrwflrden nicht mit mir spielen,werde
ich aufEure Frage antworten.Der
Beichtvater. Ich spiele nicht mit Menschen, nicht einmal mit Kindern.Margit.
Es
ist mit der Liebe wie mit der Beichte:man
darf nicht davon sprechen!Der
Beichtvater. Icli verlange keine Vertraulich- keiten, nur Aufklärungen; ich bin dein Schüler in dieser Frage. Ist es die Seele oder der Körper, der liebt?Margit.
Das
kannman
nicht sagenI—
Wahr- scheinlich beide.Der
Beichtvater.Wie
kamstdu
dazu, ihn zu lieben?Marüit. Ich traf ihn eines Morgens im Wald, er ritt einen schwarzen Hengst und hatte einen Falken auf
seinem
mitSeide genShtoiHandschuh
;und
seinegelbeSammeQacke
eiieuchtete denWald
wie ein Feuer. Als er abersehieAugen
aufschlugund
mich ansah,*dawar
es» als sei dieSsme
aufgegangenund
die Vögel be-g^nen nun
erst zu singen!Der
Bbichtvatbr[betrachtet sieverwundert]. Sprach erzu
dir?Margit. Nein, er grüßte nurt
Der
Beichtvater.Und da
war es geschehen!Margit. Seitdem war meine
Ruhe
dahiniEs war
kurz, bevor ich ins Kloster gebracht wurde.Der
Beichtvater [wird unruhig]. DeineRuhe
war dahiniWie
war das?Margit. Mein Herz hüpfte in meiner Brust wie ein Vogel in seinem Bauer,
wenn
er hinaus will. Gebtmir
Eure Hand! Legt sie hierauf die linke Seite! Fühlt Ihr, wie es klopft und schlägt?Der
Beichtvater [reißt dieHand
fortund wird sehr unruhig].Das
ist wunderbar!i^RGiT. Ich versuchte den Vogel zu töten. Ich stellte mirvor, ich seifür die Ewigkeit mit
dem
bluti-gen
Bräutigam dortgetraut, der sichwie einHund
mifi*2*
20
FrauMaroh.
handeln läßt, von rohen Knechten, die er mit seinem kleinen Finger zerdrücken könnte
—
es war aber ver- gebensI HOrt jetzt meine Beichte, daIhrmein
Bdcht- vater seid!Kommt
herl[Nimmt
seineHand und
fahrt ihn zudem Gemälde im
lüntergrund.] Hört meine hlfi- liehe Sflnde» meineverderbt
Gedianicen: ich wollte Udlerden
Knecht, der schUgt»zum
Brlutigam haben, denn er gleicht ihmtDer
Beichtvater [reiflt sich losund
geht hastig aufund
ab].MARorr. Ich bat
von
diesen gottlosenGedanken
befreit zu werden, aberIch
wurde
schlafend und wachend von ihnen verfolgt. Ich beging Fehltritte,um
gepeitscht zu werden, aber es wurdenur noch schlimmer. Seht herl [Sie entblößt ihre Arme.] Seht meine Arme, wie zer- fleischt sie sind!Der
Beichtvater [betrachtet sie mit wilden Blickenund
wendet sich hastig fort], *Margit. Seht meinen Hals an! [Sie reißt sich das Skapulier ab.]
Der
Beichtvater. Hör auf in JesuNamen
I [Er- greift das Brevier aufdem
Tischund
beginntzu
lesen.]Maroit. Nicht das Buch! Nichtdas Bucht
Der
Beichtvater [liest hastig]. JDet heiligeAn-
tonius vonPadua
begab sich hinaus in die WOste,um
die Fasten in Betrachtungen Ober'Christi Leiden zuzu- bringen.
Am Abend kam
ein armesWeib
in seineHütteund
batum
einObdach
für die Nacht, weil einUn-
wetterauszubrechen drohte. Seine Barmherzigkeitkonnte nicht nein sagen. Angefochtenvom
Teufel, der dieGe-
staltdesWeibes
angenommen
hatte,zündete er einLicht an und verbrannte seine Hände, auf daß er des ewig- lichen Feuers gedenken mußte, das brennen wird,wenn
die Feuer des Fleisches längst erloschen sind." [Wirft das
Buch
beiseite.] Hast du etwas Wasser? [Leert einen Becher, der auf einem Schemel steht]Was
war das?Feuer!
Margit.
Das
ist mein Wein, den ichbekomme,
wenn
ich krank bin.V0R3PIEU 21
Der
Beichtvater. VVeinI Nein, es warGlut! Ichhabe
niemalsWein
getrunken, hörst du! Ich habe nie-mals
geliebt, hörst du, denn ich wagte es nicht Ich bindiäBig
Jahrealt; bin niemalsjung gewesen, binnie-mals
veisttchtworden,habe soruhiggelebt Jetztaber—
[setzt sich] mein Blnt iritant mich, ich riecheBtumen- dOfte, ich höre
TOne von
Lauteund
Flöte, nicht Orgel, nichtOrgel!(Hb
mir Rosen,mehr
Rosen1Auf und
tanze, Hetirel Tanze!—
(Biholt sich.} Jetzt willich zusam«menfassen,
was du
gesagt hast Ein schwarzer Hengst, ein FallieaufeinemHandschuh,einegelbeSammetjackelDas
ist die Liebe!— Sag
mir noch eins! [Nfihert sich Margit und zischt] Hast du ihn geküßt?Margit
[zieht sich furchtsam zurück].Der
Beichtvater.Auch
das nicht!—
Nicht ge- sprochen, nicht geküßt, nur einander erblickt, und dawar
es geschehen! Ja, so ist esl— Was
schreibt erdenn
?Maroit. Ihr habt ja seine Briefe gelesen?
Der
Beichtvater. Ich nicht, aber jetzt will ich sie lesen.Margit. Das dürft Ihr nicht.
Der
Beichtvater. Darf ich nicht?—
Darf ich nicht?Dami werde
ich didi peitschen tasaen.Vor meinen Augen
werdeIch dich peitschen lassen.Maroit.
Geh
fortvon
hier, Teufel;du
bist nicht der, für dendu
dichausgabstDer
Beichtvater[trittan den Wasserkrug,befeochet.aein Taschentuch
und
trocknet sich die Stbn; darauf be^mhigt). Ich bhi es nicht, Qott verzeihe mir, aber ich ni(k:hte es so gern sein.
Margit. Jetzt habt Ihr mir nichts
mehr
zu sagen!Der
Beichtvater. Bloß ein ehiziges Wort: Ver- zeiht! {Beugtein lOiie].[Die Äbtissin, Schwester
Agnes
(mit der Geißel)].Die Äbtissin [bestürzt].
Was
bedeutet das?Der
Beichtväter [steht auf].Margit. Vater Franziskus hat für meine Seele ge-
22
Frau Marqit.betet,
und
es Iddet keinen Zweifel, dafi die Gebete eines sofrommen Mannes
erhört weiden.Die Äbtissin [zum Beichtvater].
Was
hat sie dir gesagt?Der
Beichtvater(bleibt stumm].Margit.
Was
habe ich gesagt? Erzählt!Es war
Iceine Beichte, es waren nurAufidantngen,' die Ihr ver- langt habt!
Die Äbtissin.
Warum
schweigt Ihr, Bruder Fran- ziskus?Was
ist geschehen? Sie hat wohl wieder ge- logen wie gewöhnlich,und
Ihr glaubt,was
sie gesagt hat; ich sehe esEuch
an.Der
BfiiCHTVATER* Schwester Margit bat nicht ge- logen.Die Äbtissin. Sieh, was habe ichgesagt; Ihr glaubt ihren Lügen! Schwester Agnes! Die strengste Körper- buße, welche dieRegeln gebieten, fürSchwesterMargit!
Stäubt sie hier in unsrer Gegenwart, dainit die Wahr- heit herauskommt!
Der
BscHTVATEit In desHhnmels Namen,
nich^80^
Fmt
Äbtissin1Die,Äbtissin. Ihr habt Eibaimen mit der
SOnd^
Brader Franziskust
Oder
solltet Ihr .. • Schwester Agnesl Tut Euren Dienst!Der
Beichtvater. Lafitmichgehen
I
Margit. Lafit ihn gehen.
Der
Beichtvater[aufeinen BlickvonMargit]. Nein!ich bleibe, aber ich widersetze mich jedem Versuch, dieses Kind zu mißhandeln! Ihr seid auf
dem
bestenWeg
ihreSeele zugrundezu
richtenl Ich protestiereda*gegen
...Die Äbtissin. Bruder Franziskus!
Man
könnte fürchten, daß es nicht die Seele des jungenMädchens
ist, die Euch
am
Herzen liegt,wenn
ihr als Verteidiger ihres Vergehens auftretet. Übrigens bedeuten EurePro- teste nichts! Hernach könnt Ihr klagen,wenn
ihr's wagt! Schwester Ag^es! Vorwärts!Agnes
[geht auf Margit zu],Margit [stelltsich hinter den Tisch].
Kommt
nichtVorspiel.
23 an mkh
ber^n, ich schlageEudi
nieder! Rflfart midi nicht anl ,Die
Äbtissin. Schlagtsiel Schlagtsie ins Gesicht, hl diese Teufelsmaske, mit dersieSeelenfängtl Drflckt ihr das Brandmalan!!Margit
[verhOlIt das Gesicht mit derKapuze und
wirft sich auf denBoden]. Nicht ins Gesichtl Nicht ins Oesichtl Rettet michl Rettetmich!
Benot
[kommt; legt seineHandschuhe
auf den Tisch]. Ist die Frau Äbtissin hier?Die Äbtissin.
Zu
Diensten, HerrRitter,im
Sprech- zimmer, aber nicht hier!Bengt. Esist mir gleichgültig wo, denn mein
An»
liegen ist kurz und macht mich nicht willkommen.
Die Äbtissin [führt ihn nach der Tür].
Doch
von der Wichtigkeit, vermuteich, daßZeugen
überflüssigsind.Bengt. Im Gegenteil, je
mehr
Zeugen, desto besser!Da
seheich denBeichtvater, BruderFranziskus!Verzeiht, hier ist es so dunkel,
wenn man
ausdem
Hellenkommtl
Dm
Äbtissin. Unten ist es heller,wenn
es EuerGnaden
beliebt!Bbnqt.
Wie
Ihr wQnscht^ Frau AbtissinipiB
AsTissn«,DER
BeichtvatbkUND BsNOT
gehen.]ScHWBSTEit AoNES.
Ahl
Er hat nichts gesehen!Benot (kommt
zurück].Wo
habeich meineHand- schuhe
hingelegt? [Erblickt Margit, die bewul3tlos aufdem Boden
gelegen hat]Wer
ist das?Was
bedeutet das? Margit! Geliebte meiner Seele, mein Herz und mein Leben!—
Hast du sie geschlagen, du Engel desAbgrunds?
[EntreißtAgnes
die Peitsche.] Hinaus, du schwarzer Teufel, so lange die Tür offen ist, sonst solldas Fenster dir eine Fahrt bereiten, die in der Hölle
enden
wird.[AoNES eilt hinaus.)
Bengt
[legtHelm
und Schwert ab; fällt neben*' Margit auf die Knie). Margit, Perle des Meeres, die24
FrauMaroit.in den dunklen Tiefen leuchtet, Freude meines
Herzens
und mein Leben, erwach und erkenn deinen Geliebten!Weiße
Mitsommeiblume, laß die Sonne meiner Blicke dich wärmen, auf da6 du deine Blütenkelche öffnest1[Hebt sie auf seinen
Armen
empor].Wenn
deine Seele noch schlummert, träum, dafi derWhid
dich auf seinen weichenArmen
trägtund
didi auf Rosentietten1^;
träum, dafi der
Süd ddne Wangen
Icoat,und wenn du
erwachst,vermiß den
Traum
nichts sondernJaS die volle Wirldichkeit dirihn iausendfiltig wiedelgeben1Margit. Bengt, meinRitter, ichhöre deineStfamne in der Ferne!
Komm,
rette mich, ich werdevon
derWoge
fortgeführt!Benot. Die
Woge
führt dich nicht fort; sie hat dich an den Strand niedergelegt und singt jetztzu
deinenFüßen em
Huldigungslied, ein Jubellied.Margit [erwachtj. Bengt!
Wo
bin ich? In deinenArmen?
O, laß mich da bleiben, laß mich wieder ein- schlafen als dein Kind, dein einzig geliebtes Kind!Bengt. Ein hartes Bett für meine schöne Rose;
der kalte Stahl wird dich frieren machen!
Margit. O, er ist so warm, er brennt ja!
Benot.
Mein
Herz hat ihnglühend gemacht![WiU
sie niedersetzen.]
MAKorr, NeinI Halt mich noch!
Oder
ich sinlce!Benct.
Dann
ziehe ich dich emporl Erwach, Margit!Das Leben
stehtvor derTflrund
wartetMakoit.
Du
gehst von mir! Nehi, ich folge dir.Hierwill ich nicht bldbenl Nehil
Benot. Die
Maueni
können wir oiedendBeii, Margit; ^ber die Grflber springen wir, aber deinGe>
IQbde
...
MARorr.
Das
breche ich.Das
breche ichwie eine Feaseli dieman
mir im Schlaf angelegt hat.Bengt. Brichst du so leicht Gelübde?
Margit. Keine
Wolke
vor die Sonne, keinenRegen
auf die Blumen! Ich breche ein Ideineies,
um
ein größeres zu halten.B£NOT.
Und
weiches?DigitizedbyGoogle
Vorspiel.
25 Maikut/
Dich zu lieben.Benot.
In Lust und Leid?Margit. Wir werden nie in Leid geraten.
Benot.
DerHimmel möge
dich nicht hören, das neidische Schicksalmöge
nicht stehen und lauschen!—
Liebst
du
mich in Leid, Margit, in Not und Leid?Margit. In
Not und
Leidund immer
alleTage
meines Lebens!Benot. So
höre! Ichnehme
dich nicht als Ge- lübdebrecherin, denn du bist von deinem Gelübde ge- löst: es gibt keine Klostermauernmehr
im Schweden- land.—
Ich löse dich,um
dich zu binden.Margit. Du
darfst mich nicht binden!Benot.
Nicht?Margit. Das
tne ich sdbstlBenot
[schlägt dieTfli auf]. Wohlan, Blauvfigd*dient Jetzt Offne ich die TOr des Bauers!
—
Hier istder
Wald»
hier ist derHimmel!
[Stellt sich in die Tflrund
öffnet die Arme.]—
Willstdu kommen? — Komm!
Margit
[löst den Strick von ihrem Leibund
eiltinsdne Anne].
Ichkomme!
DiesesVor^-pielkann bei derAufffihruny: gestrichen u'crdcn, da die wenigsten Schauspielerinnen sowohldas Fr4uieinwie die Frau Margit dar-
;(elkiikönnen Aberesist
^
StIIckfflrSlchllUd kAttHtt«ISMlbStindl8«ffEinaktergespieltwerden.
^
X)«rObMMtscr.
DigitizedbyGodgle
FRAU MARGIT
PERSONEN
Herr Benot Frau
MargitDer
BeichtvaterDer
Richter Die RichterinDer Voot Der Zeuoe Der
HausmeisterDm
Haushälterin KerstinNebenpersonen
SZENERIE:
Elster Akt: Saal vor der Schlafstube Zweiter Akt: Burgstube
Dritter Akt; Burgstube
Vierter Akt- / ScWafstube
viener aki.
^ j^n^erstubc
4
Digitizedby^».>«^e
Erster
Akt.
Bin
Saatvöi der
Schlafstube.Tür im
Hiritergrund und in der rechtenWand;
Kamin
rechts; links in der dickenMauer
ein kleinesbemaUes
Fenster, mit Bänken und Schemeln; im Fenster einRabe
in vergoldetem Bauer; dieDecke
kassettiertesHolz;
dieWSnde ^dien
getäfelt,bis zu Mannshöhe,darüber
Malereien; aufdem Geaims
derTifelungKannen
und
Htaier. Rechtsin der eisten Kulisse ehie gotischeBank,
mit ehiem Baldachin aus einem Stflckund
mitKissen und
Polstern ia leuchtendenFarben versehen; inder
Rflckenl^ne derBank
das Wapf>en der Neuver-mählten;
vor derBank
ein gedeckter Tisch fQr zwei;das Tuch
weiß mit fartilger Borte und angestecktenSträußen
wilder Rosen; rechtsvom
Tisch eine Stangemit
Querleiste, auf der zwei Jagdfalken mitKappen
sitzen. In der linken Ecke desZimmers Rüstungenund Waffen.
Krone, Kranz und Schleier der Braut nebsteinem
Stahlspiegel liegen auf einem Stuhl an der linkenWand;
aufdem Boden
davor stehen die Schuhe derJBraut
Die Sonne scheint
zum
Fenster herein.Der
Hausmeister [früher Hausmeister im Kloster].Die Haushälterin [deckt].
Der
Hausmeister. Das ist ein andres Leben alsim
Kloster!Und
wie gut das junge Fräulein, die Frau jetzt, istl Sie veizieh mirmeine
Unaufrichtigkeitund
nahm mich
obendreinznm
Hausmeister, denn sie t>e-C^eife, sagte sie, dafi es
zu meinem
Dienstgehört habe,nicbt
aulrichtigzu
sein.30
FrauMargit.Die Haushälterin. Aber nun gehört es zu
seinem
Dienst, aufrichtig zu sein, und nunmuß
er sich dankbarund
ergebenzeigen, denndas verdientsie, diejungeFrau.Der
Hausmeister.Und
sie vergaß auchalle Unbill, die ihr die abscheulicheMeta
zugefügt hat, und lud 3ie beim Abschied ein, sie zu besuchen.Die Haushälterin. Es ist nicht schwer, gut zu sein,
wenn man
glücklich istDer
Hausmeister. Aber ich habe Leute gesehen, die sehr viel Unglück brauchten, bis sie artig wurden.Die Haushälterin. Jetzt nichtvonUnglück gackern
!
Ich sagenur: die heiligeJungfrau beschütze und seg^e dieses junge Paar!
Der
Hausmeister.Amen! — Haben
dieHoch-
zeitsgäste noch nichts von sich hören lassen?
Die Haushälterin. Es istnoch ganzstill im
Haus;
nur der Beichtvater räumt auf; er war heute
morgen
schonum
sechsUhr
im Garten.Der
Hausmeister. Dasist alles möglichenach einer solchen Nacht, und trinken konnte er auch! Solch eine Hochzeit hatman
hieram
Ort lange nicht gesehen!—
IstKerstinnochnicht drinnen beider Herrschaft
gewesen?
Die Haushälterin.
Das
weiß ich nicht!Und
damit befasse ich mich nicht. Ich tue,was
ich zu tun habe.Der
Hausmeister. Ja, aber ich möchte wissen,wann
das Frühstück aufgetragen werden soll! Der Herr sagte, er wolle hier für sich und die Frauzum
Früh- stück gedeckt haben, und die andern sollten untenim
großen Saal essen!Und
darum frage ich mich, obman
sie nicht
wecken
sollte...Die Haushälterin.
Wie dumm
er ist, deralteKerl!Der
Hausmeister.Wenn man
an der Tür hörte, ob sie schon wach sind. . .Die Haushälterin. Er soll sich mal unterstehn, zu lauschen! Er ist nicht
mehr
im Kloster.Und
wird dasEssen kalt, so wird ihnen das nicht viel ausmachen.Wenn Menschen
verliebt sind, essen sie nichtDer
Hausmeister.Das
wäre doch sonderbar!—
Sieh, da haben wir den Beichtvater!
Erster Akt.
31
PifiHaushälterin [zur Tfir; geht,wenn
der Beicht- vater eingetreten Ist]. .Der
Beichtvater. Ist noch niemand aufgestanden?Der
Hausmeister. Nein, noch nicht1Es
ist sostill drinnen!
Der
Beichtvater. Dort drinnen?Wer
schläft da?Der
Hausmeister. Die jim^e Herrschaft natürlichlDer
Beichtvater [fährt zusaniinen). Ah!Der
Hausmeister. Ehrwürden möchten so gut seinund
hier warten, hat der Herr gesagt...Der
Beichtvater. Soll ich liier warten? Hier?Der
Hausmeister. Ja! [Geht.]Der
Beichtvater [allein]. Warten? Ja, daswar Immer mein
Los!—
Ichwerde warten! (Betrachtetden Tisch.] Rosen, Wein! Ffirzweinur. Falken! Fflrzwei nur! Sonnenschein! Ffir zwei! Dunlcelheit fflr die an- dern![Bekommt
den Brautstaat zu Gesicht; ist er«schüttert.] Spolia opima!
Des
Siegers Beute!Vom
Sclieitelhiszur Sohle!
—
DiesekleinenSchuhe! WelcheWege
werden sie gehen? Der Schleier ist zerrissen!Der
Kranzverwelkt!Der
Engelhatseineweißen Schwin-gen
fallen gelassen. Vergänglichkeit, Vergänglichkeit!Alles ist vergänglich, nur unsere Leidenschaften nicht
Die
sättigen die Luft, die wir atmen; die mischen sich ins Blut, erfüllen die Gedanken, rasen wie Feuer in denKnochen!
Sünde! Dich willman
verleugnen! Dich, Allherrscherin, die unsere bessereNaturzu Bodenschlägt;Sünde
und deinVater, der Teufel, euch betetman
nicht an, aberman
fällt auf seine Knie nieder und bittetum Schonung!
Aber ihr habt kein Erbarmen! Der Erzengel • sollden
Teufel in der Hölle überwundenund
ihn er- schlagen haben!Das
Istnichtwahr! Erlebtund
regiertmid
wir rufen vergebens durchTage und
Nächte.zum Himmel:
erlflse uns!Was
habe ich In diesemZimmer
*zu tun? Es
Ist Festund Tod
fflr mich!Mein
Herz will fortvon
hier gehen, aber mehieFD6e
bleiben!Du
Uebllche eltfnde Sflnde» die mich kost
und
mich ver-«
32
FrauMargit.bfennt; idt kämpfe
gegen
dicbohne
Hottnung auf Sieg, meineAnne
sinkenund
dieWaffen follen ausden
Bin- den. Erbaimen! Ich IHnbesl^l
[PSllt vordem
Braut- staatauf dieKnie;nimmt
einen Schuhaufund
kflfit ihn.]Eine Stimme [die des Raben]. Pafit den Dieb!
Fafit den Dieb!
Der
Beichtvater [auf].Was
ist das?— Das
war keine mensctilictie Stimme! Ist es mein wallendes Blut, das mich täuscht?— Den
Dieb? Ich habe nicht ge- stohlen!— Wo kam
dieStimme
her? Hier aus mir selbst? Dergleichen pflegtman
zu fühlen, aberman
hört es nicht!(Bekommt
den Spiegel zu Gesicht;nimmt
ihn in die Hand.] Bin ich dies? Der Heiligste im Kloster?Der Frömmste, der Reinste?
— Das
ist ja ein GespenstI
Eine weißgetünchte Fratze mit schwarzen Löchern statt
Augen!
Fort, Blendwerk!Eine
Summe
{diedesRabenJ. Faßtden Dieb! Faßt den Dieb!Der
Beichtvater.Wer
ruft mich?Mich?
Ich binkdn
DieblMaiwit pn
Morgenanzttg(^et
die Türim
Hinter- grundein wenigund
schlägt ein Gelächter an].Der
Bekhtvater.Wer
ladit da?iVlAROiT[in derTflrspalte]. SeidIhrderDieb, Pater?
Der
Beichtvater [will fliehen, bleibt aber stehen].Margit. Ich glaube, der Vogel hat
Euch
er- schreckt!Der
Beichtvater.Der
Vogel!— Der
Höchste be- schütze und beschirmeEuch
allEuer Lebtagund
segne diesen Bund!Margit. Wartet, ich
komme
sofort! [Zieht sich zurück.]Der
Beichtvater.Was
habe ich gesagt?—
Der Höchste beschütze . ..Was
soll ich sagen,wenn
sie wiederkommt?
„DieSonne bescheintEuerjunges Glück, derHimmel
lächeltEuch entgegen und der Vogel singt."Der Vogel singt? Nein er spricht ja, der Satan!
Marott [kommt
wieder]. Guten Morgen, Pater! Ich£r3T£r Akt.
33
darf doch so zu einem altenFreund, wieIhr seid, icom* •
men? Wie
habt Ihr geschlafen?Der
Beichtvater. Ich danke, EuerGnaden! Junge Frau, dieSonne
bescheint Euer Glück und der Vogel spricht, der Satan! .Wie befindet sich der gestrenge Ritter?Maroit
[bricht in einGdäditeraus]. Ihrseht aus, als hattet Dir flberhaupt nicht geschlafen, guter Pater;ich
nenne Endi
Pater, weilIhr so altseldl Ihr solltetEuch
verheiraten, dann würdet Ihrvon neuem
junglDie
Geistlichen dflrfen jetztjaheiraten!Der
Beichtvater.Das
ist richtig. Besser heiraten als brennenl Aber mich wird keine lieben!Margit.
Wenn
die rechte kommt, so wirdsieEuch
lieben.
Es
haben schön hflfiüchere Männer, verzeihtmir Pater, Frauenbekommen.
Der
Beichtvater [zerknirscht].Oh,
Frau MargitlOh,
Frau Margit!Margit. Seid mir nicht böse, sondern bleibt
und
teilt das Frühstück mit uns!
Der
Beichtvater. Das ist unmöglich, ganzunmög-
lich; ich
muß
zu einer heiligen Handlung fort Margit.Das
ist nur eine Ausflucht! Bleibt, ich hole meintnMannt Mein Mann!
Klingt dasnicht lustig?[Geht hinein.]
Der
Beichtvater. Ja,sehr lustig!— Aber —
ihn sehen! Siegesberauscht, g^flcfcUch, gut, wohlwollend!Nein, dazu reichen
m^e
Krflfte nidit!Meine
Bflrde istschwer
genug! Ich werdegehen und
ehien Sterbenden trOsteoI— Wenn
Ich wehien lernen könnte! [Gehtweinend
hfaiaus, dieH8nde vorm
Gesicht]Maroit
undBengt
[Icommen].MARorr.
Der
Pater ist gegangen.Bengt.
Dann müssen
wir seht Feingefühl verehren,d^nn
überflüssig war er ja.Margit. Für mich ist dieganze Welt überiiüssig.
Gib
mir einen Kuß!Benot. Tausend! [Sie gehen
Arm
inArm
ansSTH«OBB«otSaumBN:FcanMargit 3
34
Frau Maroit.Fenster.] Sieh, wie blau der
Himmel
ist, wie grQn der WaldlDas Leben
ist doch herrlichIMargit.
Das Leben
ist herrlich!Bengt.
Wie
leicht scheint nicht jede Arbeit, die einem obliegt, wie gering dieMühe,
wie klein die Hindernisse! O, ich fühle mich im Stand, die Erde auf meinen Achseln zu tragen.—
Sag, bistdu
glücklich über deine Freiheit, Margit?Mahüit. O, ich bin so glücklich1 [Weint]
Bengt.
Du
weinst, Geiiebtel Margit. Vor Freude!Benüt.
Möge
es nie ausKummer
geschehen!Der
Hausmeister;der Paob
[mitKanne und
Bechern]; Diener [mit ebiem Weinkfihler, den sie auf den
Boden
stellen; andere tragen die Scbflssein mitden
Gerichten herein].Der
Hausmeister,Der
gnädige Herrund
diegnädige
Frau sindbedient!Bbnot
[ohne den Hausmeisterzuhören, zeigtMargit den Brautstaat]. Die Fee hat ihren Balg liegen lassenIMARorr
[verlegenund
t>eschAmt]. Ach, Liebster, verzeih!Der
Hausmeister.Der
gnädige Herrund
die gnä- dige Frau sind bedient!Benot.
Ah!
£c will, daB wir speisen sollenIWas
sagst du, Margit?
Margit. Ich will nichts haben.
Benot. Aber du leistest mir doch Gesellschaft?
Margit.
Immer
Geliebter, wie du willst!Benot. Nein, wie
du
willst![Sie setzen sich.]
Benot
[ißt]. Ich hätte Iieute eigentlich draußenauf dem
Feld sein sollen, denndasKornsteht inHocken
...
Marqit.
O
nein, nein, sprich jetztnichtvon d^nen
Feldern! Nicht jetzt! Gib uns Wein, Knabe!
— Ge-
nieß den Augenblick, sei einen
Tag
glücklich;du
hast jaDiener, die deine Arbeiten besorgen!Benot. Ja, die besprgen Arbeiten!
—
Nein, fortDigitizedbyGoogle
Erster Akt.
35
mit der Erde! Dies ist derTag
der Freude! Margit![Steht auf, erhebt einen Becher und fällt auf ein Knie.]
Ich trinl<:e dein Wohl, auf Knien, als dein Ritterl
Laß
uns dasLeben
zu einem Fest machen, laß michimmer
dein Geliebter sein, der nach deinenAugen
verlangt wfe dieBlume
nach der Sonne! Fort mit den schwerenHänden
des Lebens,wenn
sie sich auf unsere Schultern legenund
uns in den Staub hinabdrückenwollen. Dein Wohl, Geliebte; dein Glück!Margit. Dank, mein Geliebter, für deine Worte!
Iaü mich
niemals deine Hausfrauund
Sklavin werdenund werde du
niemals meinHausbm nnd Mann. Mein
Ritter
und
GeUebter, deinWohl!
Bbnot
[erhebt sichund
setzt sich befeuernzum
Essen hin]. Danke.Maroit.
Es
ist nett; dich speisen zu sehenIBenot.
Du
willst nicht speisen!Das
ist einganz vortreffliches Kalb.Margit.
Hu,
wie dii sprichst!—
Gib uns Wein,Knabe!
[Zu Beugt]Wo
hastdu
den hfibschenJungen
her?Benot. Eitle Eltern haben ihn hergeschickt, ritter- liche Sitte zu lernen*
— Womit
sollen wir die Gäste unterhalten?Margit. Eine Jagd vielleicht!
Benot.
Das
ist gut! Hausmeister, sagdem
Stall- meister, er sollzum
Satteln blasen!—
Es wird herrlich werden, frische Luft zu atmen,und
dann kann ich einAuge
auf meine Arbeiter werfen!Der
Hausmeister [geht].MARorr.
Laß
die Arbeiter heute Feiertag haben;meinetwegen!
Benot. Feiertag! Mitten hi der Erntezeit? Nein!
MAROtT.
Du
weigerst nür doch nichtmdne
erste Bitte?Benot. Doch,
wenn
sieunveistibidig ist!Der
Er- tragdes ganzenJahresliegtdraufieo unter freiemHimmel
Makoit.
Der Himmel nimmt
ihn nicht fort!Bbnot.
Das
ist nicht sicher!—
Jetzt bin ich3*
36 FIRAUMAR0IT.
sattl
— Das war
ein sehr gutes Essent [Streckt sichund
stochertsich dieZflhne.]Hör
mal,meine kleinePeelMargit
[niedergeschlagen]. Ja, mein Geliebter!Benot.
Du
mufitUeb
seinund
deine Kleider fort- legen!Margit [betrachtet ihn bestürzt].
Benot. Bist du böse? Verzeih mir, Liebste! Icli
bin in einem
Heim
erzogen,wo Ordnung
die erste und letzte Kegel war.Darum
verzeih mir! ß^ost sie.]Der
Hausmeister [kommt].Der
Herr Richter und Frau bittenum
die Erlaubnis, EuerGnaden
und der gnädigenFrau ihreGlückwünsche Überbringen zu dürfen!Margit.
Laß
sie jetzt nichtkommen,
Bengt, jetztnicht1 Wir wollen allein sein.
Benot. Ach, lafi sie koomienl
Was
ist das Qlflck,wenn
man'snichtzeigendarff[Zum
Hausmeister.] HeiS sie willkommen1 [Zu Margit.]Wir
kflanen ja hnmer noch allein sein!Maroit.
Wie du
willst^ GeliebtertDer
Richterund
seineFrau
[kommen].Der
Richter. Einen gutenMorgen
auf eine gute Nacht, Herr Bengt und die junge Frau!—
Bereits aufund
zu Tisch! Essen wie Taubenund
küssen sich wie Tauben! Siehst du, Christine, wie glücklich sie aus-.sehen
—
noch immer! Ich erinnere mich wiean
einen Traum, als wir uns verheirateten. . .Die Richtfrin. Lieber Lars, du sollst fetzt nicht von dir sprechen, sondern
dem
jungen Paarüiück wün- schen.Mein Mann
ist morgens so redselig, aberman muß
nicht auf ihn hören!—
Gottsegne Euch, Herr und Frau, und gebe Euch Glück!Bengt. Danke, Frau Kichterin! Ich wollte, all das Glück, das
man
uns in diesen vierundzwanzig Stunden gewünscht hat, wfirde uns zuteil!Margit.
Und
allerSegen! Danke, Fiau Ricfaterin!Der
RiciiTBR.Es
isthnmer
sowohl erfreulich wie hetrfibend, Neuvermihlteund
IhrHehn
zu sehen! SoErsterAkt.
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kill
und
blank und neu, wiewenn
die Frühlingssonne eszum Leben
erweckthätte.Noch
kein Staub,man
spiegelt sich inden
MObebi,und
keine Ftedie sind auf denTflchml Dann kommen
die Kinder, die lieben Kinder,und dann kommen
Ritzen faiden
Tischund
Risse in dieBezflge;und
eheman
es rechtweiß, shid sie ansdem
Nest gpeflogen; das Nestaber ist nichtmdir
schOnlDie
Schterin. Lieber Lars, sprich nicht so zudem
jungen Paar! Es ist nicht wie er sagt; dieKinder sind ja dieFreude des Hauses,und um
der zukünftigen Kinder willen verheiratetman
sich ja![Der Hausmeister
kommt
eilig, trittan Bengtheranund
flüstert ihm etwas zu.]Bengt. Eine Angelegenheitberaubtmich für einen Augenblick des Vergnügens, meinen Gästen Gesellschatt zu leisten. Margit, meine Frau, geleite unsere lieben Gäste in ihre
Zimmer
und bestelle einenWagen
für sie,wenn
sie uns auf die Jagd begleiten wollen! Herr HIchterund
Frau Richterini [Verbeugt sich.]Margit
[zu Bengt]. Ist es etwas,was
dich be- unruhigt? Sag!Benot. Niditsl
Nur
eineAngelegenheit, die ihre Zeithaben
mulB. Sei ganz unbekflnunertlMargit.
Kann
ich ruhigsdn?
Benot. Vollkommen!
Mmroif. Unsere Heben Gäste
müssen
einenAugen-
blick mit meiner Gesellschaft ffirliebnehmcn;wenn
ichmeinen
Oatten nicht ersetzen kann,werde
ichwohl noch nicht so strengverurteilt!Die
Richterin. Mit so alten Freunden machtman
keine Umstände.Der
Richter. Ich verstehe sehr wohl dieGründe
des jungen Herrn; seht Ihr, meine junge Frau, fürden Mann
ist die Pflicht das erste!Margit. Ich glaube für das
Weib
auch!—
HerrRichter, Frau Richterini [Sie gehen; Margit wirft ihrem