A 1018 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 111|
Heft 22|
30. Mai 2014PARACELSUS-MEDAILLE 2014
Vorbilder – als Ärzte und Menschen
Beim 117. Deutschen Ärztetag Ende Mai in Düsseldorf sind vier verdiente Ärzte und Persönlichkeiten mit der Paracelsus-Medaille geehrt worden.
W
oran sollen sich jun- ge Mediziner ori- entieren? Was empfinden sie als vorbildlich? Eine Antwort darauf könnte schwierig sein. Schließ- lich hört man immer wie- der Klagen, dass die „Ge- neration Y“ ganz andere Vor- stellungen vom Arztsein hat als ihre älteren Kollegen und ihre Vor- gesetzten. Ob die „Generation Y“tatsächlich genauso ist, wie oft be- hauptet wird, sei einmal dahinge- stellt. Fest steht aber: Die Vorstel- lungen über den Arztberuf ändern sich von Generation zu Generation – so wie sich gesellschaftliche Vor- stellungen insgesamt ändern. Al- lerdings gibt ein paar feste Merk- male für einen „guten Arzt“, die Bestand haben. Dazu zählen si-
cherlich besondere Leistungen in der Patientenversorgung oder in der Forschung, die für Patienten lebensrettend sind oder ihre Le- bensqualität verbessern. Aber auch der Arzt, der eine menschliche Haltung zeigt, sich für die Patien- ten einsetzt, die schwach sind und nichts einfordern können, gilt un- abhängig von der Zeit, in der er lebt, als vorbildlich.
Ein Vorbild ist auch der Arzt und Gelehrte Paracelsus. Nach ihm wur- de die höchste Auszeichnung der Ärzteschaft benannt, die „Paracel- sus-Medaille“. Sie wurde erstmals 1952 vergeben. „Der höchste Grund ist die Liebe“, steht auf der Rück- seite der Medaille. Es handelt sich um ein Zitat des Namensgebers.
Der Arztberuf war für ihn nicht nur irgendeine Tätigkeit. Ihm ging es um eine besondere Haltung.
Die Träger der Medaille haben sich besondere Verdienste um das Gesundheitswesen, die Patienten- versorgung und das Gemeinwohl erworben. Sie stehen für hervorra- gende wissenschaftliche Leistungen oder vorbildlichen Einsatz in der ärztlichen Selbstverwaltung. Alle haben gemeinsam: Sie haben das Ansehen des Arztberufes gestärkt.
Für den Namensgeber der Aus- zeichnung stand fest: Der ärztlichen Arbeit liegt eine besondere Motiva- tion zugrunde. Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Ho- henheim, genannt Paracelsus (1493–
1541), steht für den Wendepunkt zwischen mittelalterlicher und neu- zeitlicher Medizin und vertrat eine neue Sichtweise der ärztlichen Heilkunde: weg vom Allgemeinen, von der Idee und von der Bücher - gelehrtheit hin zum Konkreten, zum Patienten. Er vertraute auf den Tatsachen befund, nicht auf abstrakte Lehren von Autoritäten. Er scheute sich nicht, die vorherrschende Mei- nung infrage zu stellen – wie die der Viersäftelehre. Als einer der ers- ten hielt er Vorlesungen in deut- scher Sprache und wird deshalb
„Luther der Medizin“ genannt.
Im Rahmen des Deutschen Ärzte - tages in Düsseldorf zeichnete Prof.
Dr. med. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages, vier Ärzte mit der Paracelsus-Medaille aus (Kasten). Auf den folgenden Seiten befinden sich die Porträts der Preisträger. Es handelt sich um die Kurzfassungen der Laudationes, die anlässlich der Verleihung erstellt
wurden.
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Dr. med. Birgit Hibbeler
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Die ausführlichen Laudationes: www.aerzteblatt.de/paracelsus-medaille Vorder- und
Rückseite der Paracelsus- Medaille
TRÄGER DER PARACELSUS-MEDAILLE 2014
Dr. med. Gisela Albrecht (70), frühere Chefärztin der Abteilung für Dermatologie sowie Ärztliche Direktorin, Vivantes-Klinikum Spandau, heute Geschäftsführerin der Kaiserin-Friedrich-Stiftung für das ärztliche Fortbildungs- wesen in Berlin
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Vol- ker Diehl (76), emeritierter Lehrstuhlinhaber für Innere Medizin der Universität zu Köln, Gründer und viele Jahre Leiter der Deutschen Hodgkin Studiengruppe sowie Spre- cher des Kompetenznetzes Maligne Lymphome
Prof. Dr. med. habil. Otto Bach (77), emeritierter Direk- tor der Klinik für Poliklinik Psychiatrie und Psychothera- pie, ehemaliger Medizinischer Vorstand und Vorstandsspre- cher des Universitätsklini- kums „Carl Gustav Carus“ in Dresden
Prof. Dr. med. Dipl.- Soz.päd. Gerhard Trabert (57), Professor für Sozialmedi- zin und Sozialpsychiatrie an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden. Er etablierte das
„Mainzer Modell“ – eine nied- rigschwellige medizinische Versorgung für Obdachlose.