A 464 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 111|
Heft 11|
14. März 2014 FRITZ KAHNDie Welt als Schaubild
Weimarer Zeit: Es ist die Epoche der technischen und industriellen Umwälzungen. Der Gynäkologe, Chirurg und Bestsellerautor Fritz Kahn (1888–1968) machte es sich zur Aufgabe, dem Laienpublikum die neuen und komplizierten natur- wissenschaftlichen Zusammenhän- ge nahezubringen. Mit Hilfe von liebevoll gezeichneten Darstellun- gen hob er durch Vergleiche mit Alltagsvorgängen schwer verständ- liche biologische und physikalische Vorgänge von ihrem wissenschaftli- chen Thron. Man könnte Fritz Kahn als einen Vater der modernen Info- grafik bezeichnen.
So vergleicht er die Leistung des Herzens mit einem Fahrstuhl, die Funktionsweise von Muskeln mit einem Automotor oder den Aufbau des menschlichen Auges mit einer
Apfelsine. Kahn vermag den kom- plexen menschlichen Organismus als eine riesige Fabrik darzustellen.
Viele seiner populärwissenschaftli- chen Veröffentlichungen fielen we- gen Kahns jüdischen Wurzeln den Bücherverbrennungen der Nazis
zum Opfer und gerieten später in Vergessenheit.
Die Autoren Uta und Thilo von Debschitz bieten in der wuchtigen Monografie eine Zusammenfassung von mehr als 350 der eindruckvolls- ten Kahn’schen Illustrationen – ei- nen Querschnitt seiner damaligen Veröffentlichungen. Die thematische Vielseitigkeit, der Charme der Dar- stellungen und der unbekümmerte Humor laden zum Schmökern an langen Winterabenden ein. Die im- mer noch verblüffende Verständlich- keit der Abbildungen rufen dem Le- ser so manche vergessene naturwis- senschaftliche Zusammenhänge ins Gedächtnis zurück. Eberhard Hahne
Uta und Thilo von Debschitz: Fritz Kahn.
Taschen Verlag, Köln, gebundene Ausgabe, 390 Seiten, Sprache: Englisch, Deutsch, Französisch, 39,99 Euro
Mit 40 Kapiteln auf circa 400 Text- seiten ist es handlich, übersichtlich und gut strukturiert: Das jüngste Werk zur gynäkologischen Endo- krinologie und Reproduktionsme- dizin trägt nicht umsonst den Un- tertitel „Praxisbuch“. Diese Ziel- setzung haben die beiden Autoren
mit einem durchgängig klaren Konzept umgesetzt. Die Ausfüh- rungen sind jeweils kurz und grif- fig gehalten, beleuchten die Rele- vanz der Erkrankungen und enthal- ten oft eine Bewertung von Thera- pieformen. Flow-Charts zum prak- tischen Vorgehen bei Diagnose und GYNÄKOLOGIE
Klares Konzept
Michael von Wolff, Petra Stute: Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin.
Schattauer, Stuttgart 2013, 476 Seiten, gebunden, 89,99 Euro
Medizin/Naturwissenschaft
Stefan Kurath, Bernhard Resch: Pädiatri- sche Notfälle. Schattauer, Stuttgart 2014, 264 Seiten, kartoniert, 39,99 Euro
Guido Michels, Natalie Jaspers (Hrsg): Not- fallsonographie. Springer, Berlin 2014, 249 Seiten, gebunden, 69,99 Euro
Michael Zenz, Andreas Schwarzer, Anne Willweber-Strumpf: Taschenbuch Schmerz.
4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesell- schaft, Stuttgart 2013, 272 Seiten, kartoniert, 26 Euro
Thomas Baumann: Atlas der Entwicklungs- diagnostik. 3. Auflage, Thieme, Stuttgart 2013, 984 Seiten, gebunden, 69,99 Euro
Ernst Künzl: Medica. Die Ärztin. Nünnerich- Asmus, Mainz 2013, 120 Seiten, kartoniert, 19,90 Euro
Tumorzentrum München (Hrsg.): Mamma- karzinome. 14. Auflage, Zuckschwerdt, Mün- chen 2013, 354 Seiten, kartoniert, 27,90 Euro
Sandy Macleod, Christian Schulz: Psychia- trie in der Palliativmedizin. Huber, Bern 2013, 304 Seiten, gebunden, 39,95 Euro
NEUEINGÄNGE
Therapie erleichtern die schnelle Suche.
Inhaltlich macht die gynäkologi- sche Endokrinologie den Löwenan- teil aus. Umfassend werden auf 45 übersichtlichen Seiten Blutungsstö- rungen beschrieben, das Problem der Androgenisierung „bringt es“
auf 35 Seiten. Fast ebenso umfang- reich dargestellt wird die Kontra- zeption, während Informationen rund um die Menopause auf 18 Sei- ten alle wesentlichen Aspekte auf- zeigen. Aber auch Jugendendokri-
nologie, Schilddrüsenprobleme und die sexuelle Dysfunktion bei der Frau kommen nicht zu kurz.
Auf gut 100 Seiten wird die Re- produktionsmedizin erläutert, mit Ausführungen zu verschiedenen Stimulationsregimes, neuen Tech- niken samt Bewertung. Auch Infor- mationen zur Eizellspende, Maß- nahmen zum Schutz der Fertilität bei potenziell gonadotoxischen Therapien und das Phänomen des
„social freezing“ werden nicht aus- geklammert. Renate Leinmüller