A452 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 8⏐⏐23. Februar 2007
A K T U E L L
Die gesetzlichen Krankenkassen haben im Jahr 2005 nahezu 3,8 Mil- lionen Menschen mit Maßnahmen der Primärprävention und der be- trieblichen Gesundheitsförderung erreicht. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Zuwachs um
knapp zwölf Prozent. Das geht aus dem fünften Präventionsbericht her- vor, den der Medizinische Dienst der Spitzenverbände der Kranken- kassen (MDS) gemeinsam mit den Spitzenverbänden der Krankenkas- sen herausgibt.
Danach stieg die Zahl der Men- schen, die an primärpräventiven Kursen der Krankenkassen teilnah- men, von 803 000 im Jahr 2004 auf 1,2 Millionen 2005. Das ist eine Steigerung um 45 Prozent. Außer- dem hätten die Krankenkassen ihr Engagement für Prävention im Le- bensumfeld – also in Schulen, Ver- einen oder Stadtteilen – erfolgreich GESUNDHEITSREFORM
Mehrheit im Bundesrat
Die Vertreter der Bundesländer ha- ben am 16. Februar mehrheitlich dem GKV-Wettbewerbsstärkungs- gesetz zugestimmt und damit den Weg für die Umsetzung von April an geebnet. Von den 16 Ländern verweigerten die CDU/FDP-Koa- litionen von Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-West- falen ebenso wie das rot-rot regierte Berlin und die CDU/SPD-Regie- rung von Sachsen dem Gesetzespa- ket die Zustimmung.
„Unter den obwaltenden Um- ständen ist dies eine gute Reform“, betonte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD).
Den Sanierungsbeitrag der Kran- kenhäuser bezeichnete er als Her- ausforderung, verwies aber gleich- zeitig auf Möglichkeiten der Klini- ken zu Effizienzsteigerungen. Zu- sätzliche Finanzmittel für die nie- dergelassenen Ärzte sind nach Becks Ansicht dagegen notwendig,
um eine dauerhafte Unterversor- gung zu vermeiden.
Der sachsen-anhaltinische Minis- terpräsident Prof. Dr. med. Wolf- gang Böhmer (CDU) kritisierte, dass die Reform nicht weit genug gehe:
„Wir sind am Ende einer Etappe, der Marsch wird weitergehen.“ Böhmer bemängelte, dass die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) nach
Zitat der Woche
„ Wenn wir in der Gesundheitspolitik von Innovationen reden, hört sich das bereits negativ an. “
Dr. Thomas Werner, Geschäftsführer von GlaxoSmithKline
PRÄVENTIONSBERICHT 2005
Kassen erreichen 3,8 Millionen Menschen
wie vor nicht demografiefest ge- staltet sei. Zudem schrecke die Po- litik davor zurück, den GKV-Leis- tungskatalog zu durchforsten und den Versicherten mehr Eigenverant- wortung zuzumuten. „Dieses Gesetz bietet viele neue Chancen“, beteuerte hingegen Bundesgesundheitsminis- terin Ulla Schmidt (SPD) in ihrer Re- de vor den Landesvertretern. Ärztin- nen und Ärzte beispielsweise könn- ten in Zukunft ihr Einkommen besser und sicherer kalkulieren.
Die Finanzierung des Gesund- heitswesens sei nach wie vor unge- klärt, kritisierten dagegen der NAV- Virchow-Bund und der Bundesver- band der Ärztegenossenschaften.
Von einem Weg in die Staatsmedizin und Planwirtschaft sprach Medi Deutschland. Die Freie Ärzteschaft hat nach der Zustimmung des Bun- desrates zur Gesundheitsreform ei- ne Schneeball-Aktion im Inter- net gestartet, um Bundespräsident Horst Köhler dazu zu bewegen, das Reformgesetz nicht zu unter-
zeichnen. Rie/HK
Foto:dpa
Viele neue Chancen sieht Ulla Schmidt im Reformgesetz.
fortgesetzt. Schätzungsweise zwei Millionen vor allem junge Men- schen habe man 2005 mit diesen Maßnahmen erreicht, heißt es in ei- ner gemeinsamen Erklärung der Kassen.
Die Ausgaben für Primärpräven- tion und betriebliche Gesundheits- förderung sind zwischen 2000 und 2005 von 43,1 Millionen Euro auf 179,9 Millionen Euro gestiegen.
Dies entspricht einer jährlichen Steigerungsrate von 36 Prozent. Da- mit, so die Spitzenverbände der Krankenkassen, hätten die gesetzli- chen Krankenkassen den vom Ge- setzgeber für das Jahr 2005 empfoh- lenen Ausgabenbetrag von 2,70 Eu- ro pro Versicherten nahezu ausge-
schöpft. EB
Foto:Caro