Aus Bund und Ländern
Schutzimpfung gegen Kinderlähmung ist unverzichtbar
BONN. Der Impfschutz gegen Kinderlähmung ist nach Angaben des Bundesge- sundheitsministeriums „nach wie vor unverzichtbar". Die in den Niederlanden aufgetrete- nen Fälle von Polio sollten Anlaß sein, den Impfschutz bei Kindern und Erwachse- nen zu überprüfen, riet das Ministerium in Bonn. Bei zwei ungeimpften Kindern in den Niederlanden ist Kinder- lähmung aufgetreten. Bei 20 ungeimpften Kontaktperso- nen wurde der Krankheitser- reger ebenfalls nachgewiesen.
Nach Angaben des Mini- steriums nehmen in der Bun- desrepublik mehr als 90 Pro- zent der Kinder an Schluck- impfungen teil. Mindestens drei seien notwendig, um zwi- schen dem dritten Lebensmo- nat und dem zweiten Lebens- jahr eine ausreichende Grundimmunisierung zu er- reichen. Vom zehnten Le- bensjahr an sollte erneut eine Schluckimpfung folgen.
Erwachsene, deren Schluckimpfung länger als zehn Jahre zurückliegt und die in Gebiete reisen, in de- nen Polio vorkommt, sollten ebenfalls ihren Impfschutz auffrischen. Die Krankheit trete nach wie vor in Asien, Afrika und Südost-Europa auf. Geimpfte Personen könnten ohne Sorgen auch jetzt noch in die betroffene Provinz Zeeland und den Raum Rotterdam reisen, teil- te das Ministerium mit. EB
Erfolgreicher Start für Herz-Telefon
HEIDELBERG. Über 1000 Anrufe verzeichneten die Mitarbeiter des Anfang April eingerichteten Heidel- berger Herz-Kreislauf-Tele- fons (0 62 21 / 18 10 88) im ersten Monat ihrer Tätigkeit.
Darauf verwies Dr. Martina Pötschke-Langer von der Deutschen Liga zur Bekämp-
fung des hohen Blutdrucks gern. e.V.
Der Telefondienst arbei- tet montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr. Die Mitarbeiter, die aus Berufen des Gesund- heitswesens kommen, vermit- teln Erkenntnisse der Schul- medizin. Eine medizinische Einzelberatung findet nicht statt. Der Telefondienst kön- ne und wolle das ärztliche Gespräch nicht ersetzen, so Frau Pötschke-Langer.
Bis 1993 ist die Finanzie- rung des neuen Service durch Sponsorenbeiträge gesichert.
Langfristig suchen die Initia- toren des Dienstes, die Deut- sche Hochdruckliga, die Kas- senärztliche Bundesvereini- gung und die Kaufmänni- schen Krankenkassen, aller- dings noch nach potenten Ko- operationspartnern. ch
Große Anfrage zur Situation Behinderter und Pflegebedürftiger
BONN. Die Erhaltung der selbständigen Lebensführung steht nach eigener Darstel- lung im Mittelpunkt der Poli- tik der Bundesregierung für ältere und behinderte Men- schen. Die Bundesregierung unterstütze deshalb Bestre- bungen, neue Hilfeformen und Dienste zu erproben, bei- spielsweise das Modell der
„persönlichen Assistenz" zur individuellen Betreuung von Behinderten. Dieses Konzept setze vor allem auf ein flexi- bles Angebot ambulanter Hil- fen und eine ausreichende Zahl Helferinnen und Helfer.
In der Antwort auf eine entsprechende Große Anfra- ge im Bundestag wird deutlich gemacht, daß die Bundesre- gierung der Weiterentwick- lung der ambulanten Dienste besondere Bedeutung bei- mißt. In den zurückliegenden zehn Jahren habe es erhebli- che Fortschritte gegeben.
Die Zahl der Beschäftigen bei ambulanten Diensten hat sich demnach seit 1984 in etwa verdoppelt. Im Bundesgebiet bestehe mittlerweile eine flä- chendeckende Versorgung
Die zwölf Motive des soeben er schienenen Lebenshilfe-Kalen ders „Seh-Weisen 1993" wurden von geistig behinderten Mitar- beitern der Kraichgauer Kunst- werkstatt gestaltet. Die Abbil- dung zeigt einen Ausschnitt aus dem Juni-Motiv, den „Zauber- wald unter Wasser", von Micha- el Hall. Zu beziehen ist der Ka- lender zum Preis von 19,50 DM ( + Versandkosten) über die Bundesvereinigung Lebenshilfe für geistig Behinderte, Raiffei- senstraße 18, W-3550 Marburg.
mit Sozialstationen oder ver- gleichbaren Diensten. Dies gelte auch für die neuen Bun- desländer: Dort sei von 1990 bis heute ein Netz von fast 900 Sozialstationen entstanden.
Gleichwohl bedürfe die Ver- sorgung mit ambulanten sozi- alpflegerischen Diensten wei- terer Verbesserungen. WZ Ausland
China bietet
Medizinstudium für Ausländer an
PEKING. China bietet ausländischen Studenten erstmals offiziell an, im
„Reich der Mitte" chinesi- sche Medizin zu studieren. In Tianjin sei eine internationa- le Schule der traditionellen chinesischen Medizin gegrün- det worden, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua Die Schule soll Studienplätze für 500 Ausländer bieten. Sie ist Teil des Instituts für tradi- tionelle chinesische Medizin von Tianjin. Dort wurden in den vergangenen Jahren be- reits 400 Studenten aus mehr als 20 Ländern und Regionen ausgebildet. Tianjin liegt rund 150 Kilometer südöst- lich von Peking. afp
Im Jahr 1992 bisher eine Million
HIV-Infizierte
AMSTERDAM. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres hat sich eine Million Menschen mit dem HIV-Vi- rus infiziert. Fast die Hälfte von ihnen sind Frauen. Diese Bilanz zog der Leiter des AIDS-Programms der Welt- gesundheitsorganisation (WHO), Michael Merson, auf der achten internationalen AIDS-Konferenz in Amster- dam. Die Zahl der Infizierten werde sich bis zum Jahr 2000 voraussichtlich von bislang schätzungsweise 13 Millionen auf 18 Millionen erhöhen.
Die Hälfte der 1992 infizier- ten Menschen lebt den Anga- ben zufolge im südlichen Afrika und ein Viertel in Asien. Die WHO schätzt, daß sich bislang weltweit eine Mil- lion Kinder mit dem todbrin- genden Virus ansteckten. afp
Programm zur Bekämpfung der Cholera
MANAGUA. Die Pan- amerikanische Gesundheits- organisation (OPS) hat ein Programm zur Bekämpfung der Cholera in Lateinamerika angekündigt. Nach Angaben des Leiters der OPS, Carlyle Guerra de Macedo, muß vor allem die Trinkwasserversor- gung verbessert werden, um die Ausbreitung der Seuche zu stoppen. Für den Plan, der sich über zwölf Jahre er- streckt, sind Investitionen in Höhe von gut 200 Millionen Dollar nötig. Rund ein Drittel der benötigten Summe sollen Geldgeber außerhalb Latein- amerikas zur Verfügung stel- len. Die Cholera hat sich seit Januar 1991 in fast allen Län- dern Lateinamerikas ausge- breitet. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren Ende Mai 163 000 Menschen in Latein- amerika an der Epidemie er- krankt. Besonders betroffen sind Peru, Ecuador, Bolivien und Brasilien. afp 5
A1-3416 (24) Dt. Ärztebl. 89 , Heft 42, 16. Oktober 1992