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Archiv "Kongreß „Schule und Neue Medien“ – Lernen mit dem Internet: Beispiel Umweltpädagogik" (11.12.1998)

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ie Schule steht mitten in einem tiefgreifenden Wandel: Com- puternetze und das Internet verändern traditionelle Unterrichts- formen und führen dazu, daß sich die Grenzen zwischen Klassen und Schu- len auflösen. Die Rolle des Lehrers entwickelt sich vom Wissensvermitt- ler hin zum „Datenmanager“, dessen Aufgabe immer mehr darin gesehen wird, die Schüler als Mentor durch den Datendschungel zu begleiten und sie zu einem differenzierten, kriti- schen und konstruktiven Umgang mit neuen Medien und Technologien an- zuleiten. Die Vermittlung beziehungs- weise der Erwerb von informations- technologischer Grundbildung und Medienkompetenz sind mittlerweile zentrale Themen der Bildungspolitik.

Seit 1996 ist eine Reihe von In- itiativen ins Leben gerufen worden, um den Start der Schulen ins Informa- tionszeitalter zu beschleunigen – so etwa das bundesweite Projekt „Schu- len ans Netz“, angestoßen vom Bun- desministerium für Bildung, Wissen- schaft, Forschung und Technologie und der Deutschen Telekom, oder die Landesinitiative „NRW-Schulen ans Netz – Verständigung weltweit“ vom Ministerium für Schule und Weiterbil- dung NRW in Zusammenarbeit mit Partnern aus Industrie, Handel und Rundfunk.

Inzwischen sind rund 8 500 Schu- len vernetzt. Bis Ende 1998 soll sich die Zahl auf 10 000 erhöhen, und bis zum Jahr 2001 sollen alle 44 000 deutschen Schulen am Netz hängen – so der ehe- malige Bundesbildungsminister Dr.

Jürgen Rüttgers bei einer Fachtagung im September 1998. (Zum Vergleich:

In den USA haben 80 Prozent der Schulen Internet-Zugänge, darunter

89 Prozent der Sekundarschulen und 75 Prozent der Grundschulen. 85 Pro- zent der Schulen haben Multimedia- PC, und in 30 Prozent der Klassenräu- me ist bereits ein Internet-Anschluß vorhanden. Siehe auch „Computers and Classrooms“ – Status of Tech- nology in U.S. Schools: www.ets.org/

research/pic/cc-sum.html)

Die Vernetzung der Schulen und ihre Ausstattung mit moderner Tech- nologie gestaltet sich jedoch schwie-

rig, denn wegen der angespannten finanzi-

ellen Lage der Kommunen können die erforderlichen Investitionen in Hard- und Software kaum noch aus eigenen Mitteln bestritten werden, sondern müssen durch Drittmittel aus der Wirtschaft finanziert werden.

Die Frage der Chancen und Ge- fahren privatwirtschaftlichen Engage- ments an Schulen war auch ein zentra- les Thema beim 2. Fachkongreß „Schu- le und Neue Medien“ Ende Oktober in Hamburg. Auf dem Kongreß ging es darüber hinaus um die erweiterten Lehr- und Lernmöglichkeiten durch neue Medien und damit verbundene

neue Bildungsanforderungen im Zeit- alter weltweiter Daten- und Informa- tionsnetze. Veranstalter war die Duales System Deutschland (DSD) AG, Köln, ein Unternehmen, das sich seit Jahren im Bereich der Umweltpädagogik und beim Einsatz neuer Medien für den Schulunterricht engagiert.

Was in anderen Ländern an der Tagesordnung ist, trifft hierzulande immer noch auf Skepsis: Sponsoring- Modelle und Kooperationen zwi- schen Schulen, Hochschulen und In- dustrie. Dem Unbehagen vor etwai- gen Abhängigkeiten durch privatwirt- schaftliche Förderleistungen steht ein wachsender Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs insbesondere in zukunfts- trächtigen Berufszweigen wie bei- spielsweise dem Maschinen- und An- lagenbau gegenüber.

Es gelte, einen gesunden Mittel- weg zwischen der Unabhängigkeit der Schulen und den Interessen der Wirt- schaft zu finden – so Herbert Reul, Vorsitzender des Bundesfachaus- schusses für Bildung, Forschung und Kultur. Seiner Ansicht nach hat die Wirtschaft ein elementares Interesse daran, die Schulen ohne unmittelbare Gegenleistung zu unterstützen, „weil den Unternehmen das Ergebnis ihres Engagements in Form von gut ausge- bildeten Arbeitskräften langfristig wieder zugute kommt“.

Auch die Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages „Deutsch- lands Weg in die Informationsgesell- schaft“ empfiehlt, die „positiven Er- fahrungen anderer Länder mit Model- len von Public-Private-Partnerships auch in Deutschland zu nutzen“. Bei- spiel USA: Dort müssen die Schulen die Hälfte ihres Etats in Eigeninitiative akquirieren.

Schule als Dienstleister

Ein Beispiel für ein erfolgreiches Sponsoring- und Kooperationsmodell stellte Dr. Claus Rink vom Gymnasi- um Blücherstraße in Köln-Nippes vor:

die Beratungsstelle Umwelt und Ge- sundheit (BUG), die dort vor dreiein- halb Jahren in Zusammenarbeit mit der Ärztekammer Niedersachsen und der DSD AG mit pädagogischer Un- terstützung der Bezirksregierung Köln gegründet wurde.

A-3202 (30) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 50, 11. Dezember 1998

T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE

Kongreß „Schule und Neue Medien“

Lernen mit dem Internet:

Beispiel Umweltpädagogik

Um den Einsatz neuer Medien flächendeckend im

Schulalltag zu ermöglichen, sind die Schulen immer stärker auf privatwirtschaftliche Unterstützung angewiesen.

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Die Beratungsstelle bietet um- weltmedizinisch relevante Informa- tionen für jedermann an. Die Arbeit der BUG konzentriert sich dabei auf die Themen Umweltschutz und Res- sourcenschonung durch Recycling.

Das Duale System stellt hierfür die Daten als Rohmaterial zur Verfügung, und die Mitarbeiter der BUG berei- ten diese in verständlicher Form und unter Einbezug von Illustrationen und selbsterstellten Grafiken auf.

Darüber hinaus werden Informatio- nen zu den Bereichen Geowissen- schaften und Umweltmedizin angebo- ten. Eine umfangreiche und ständig aktualisierte Linksammlung kann zur weiteren Recherche genutzt werden.

Die BUG ist über ein schul- internes Intranet, das vom Fach In- formatik des Gymnasiums unterhal- ten wird, mit sämtlichen Computern der Schule verbunden. Dadurch kön-

nen Telekommunikationskosten be- grenzt werden.

Daß selbst für sehr spezielle Be- reiche Vermarktungschancen beste- hen können, verdeutlichte Dr. Rink am internetgerecht aufbereiteten Thema

„Ökologie eines Korallenriffs“: Zwar hätten sämtliche Schulbuchverlage ab- gewunken, aber ein großer Reisever- anstalter wird möglicherweise eine Li- zenz des Produktes erwerben. Hier sieht Rink im Ansatz abgebildet, was sich zukünftig verstärkt entwickeln kann: Die Schule als Dienstleister ver- marktet selbständig Projekte in Ko- operation mit der Industrie.

Hierbei läßt sich die Interak- tivität der neuen Medien als Chance für alle Beteiligten begreifen, selbst- gesteuerte Lernprozesse in Gang zu setzen und selbstorganisiertes Infor- mationsmanagement als Vorberei- tung auf „das wirkliche Leben“ zu betreiben. Heike E. Krüger-Brand

A-3203 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 50, 11. Dezember 1998 (31)

T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE

Internet-Adressen

I Beratungsstelle Umwelt und Gesund- heit: www.bug-koeln.org

I Deutscher Bildungsserver:

http://dbs.schule.de

I Offenes Deutsches Schulnetz:

www.schule.de

I Schulen ans Netz e.V.: www.san-ev.de I Duales System Deutschland AG:

www.gruener-punkt.de

I Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet: www.zum.de

ie Langeweile ist das schlimm- ste.“ Lars Frerksen weiß aus Erfahrung, wie eintönig ein Klinikaufenthalt sein kann. Der 14jäh- rige war schon vierzigmal im Kranken- haus. Zur Zeit ist Lars wegen einer Hepatitis Patient der Hamburger Uni- versitäts-Kinderklinik. Das heißt für ihn, daß seine Schulkameraden aus Glücksburg ihn nicht besuchen kön- nen. Aber einen Lichblick gibt es für Lars und seine Leidensgenossen. Im Universitäts-Krankenhaus Hamburg- Eppendorf (UKE) startete am 1. De- zember der „KinderStern“.

Das Sponsoren-Projekt gibt ih- nen die Möglichkeit, mit vernetzten Computern Kontakte zu knüpfen. Die jungen Patienten können sich außer- dem über verschiedene Interessenge- biete informieren und mit speziell ausgewählten Spielen die Langeweile aus dem Krankenhausbett vertreiben.

„Gut!“ findet das Felix Fuchs. Seit ei- nem dreiviertel Jahr ist er im UKE.

Besonders öde sei die Zeit in der Klinik, erzählt der 14jährige, dem vor einigen Wochen eine Spenderniere transplantiert worden ist, „wenn es ei- nem schon gut geht, aber man noch nicht nach Hause kann“.

Felix und Lars wagten am Diens- tag den ersten Landeversuch auf dem KinderStern. Per Mausklick begibt sich Lars in sein KinderStern-Zimmer, wo nur er Zugang hat, und knipst erst- mal das Licht an. Auf dem Bildschirm erscheint ein Schreibtisch, hier kann er elektronische Briefe (e-mails) verfas- sen, und hier kommen die e-mails von seinen Freunden an. Sie lassen sich in einer virtuellen Schatzkiste verwah- ren. In der Funkstation des Kinder- Sterns unterhalten sich derweil junge UKE-Patienten mit Altersgenossen in der Kinderklinik der Medizinischen

Hochschule Hannover. Die Funkstati- on ermöglicht spontane Konferenz- schaltungen, bei denen sich die Kinder über Video auch gegenseitig sehen können. Der Zugang ist kinderleicht.

Jedes Kind stellt sich im Bewohnerfo- rum vor und bekommt einen Platz in der KinderStern-Galerie, die wie ein großes Adreßbuch funktioniert. Von hier aus läßt sich Kontakt aufnehmen zu anderen Stationen der Kinderklinik oder Kliniken anderer Städte.

Demnächst sollen Kliniken in Lübeck, Berlin, Rostock und Freiburg hinzukommen, später soll das Projekt auf 50 Kliniken in Deutschland erwei- tert werden. Auf dem Spielplatz des KinderSterns sollen die Kinder in Zu- kunft zeichnen und auf virtuellen Mu- sikinstrumenten spielen können. Es gibt dort auch Spiele und Lernpro- gramme, beispielsweise zum Rech- nen. Im nächsten Schritt soll der Kin- derStern sich öffnen für Schulen und auch eine Verbindung mit den Eltern herstellen. Später ist die Öffnung zum Internet geplant und der Kontakt zu Kindern in aller Welt.

Alles andere als ein Computerfan war der Direktor der Kinderklinik des UKE. Den Kindern in der Klinik könne der KinderStern die Einsam- keit vertreiben, so Prof. Dr. Kurt Ull- rich. „Unsere Aufgabe ist es auch, uns um das seelische Wohl der Patienten zu kümmern.“ Initiator des Projekts ist die Hanseatische Krankenkasse.

Ob und wie schnell die KinderStern- Idee auf andere Krankenhäuser aus- geweitet werden kann, hänge wesent- lich von der Unterstützung durch wei- tere Förderer ab, betont der Ärztliche Direktor des UKE, Prof. Dr. Heinz- Peter Leichtweiß. „Wir werden in Zu- kunft auf die Sponsoren angewiesen

sein.“ Vera Stadie

Projekt „KinderStern“

Per Mausklick

die Langeweile vertreiben

Mit einem eigenen Kommunikationsnetz via Internet können kranke Kinder Kontakte knüpfen, spielen und lernen.

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