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Wett- und Glücksspielsucht bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen

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Academic year: 2022

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Wett- und Glücksspielsucht bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen

M a s t e r a r b e i t

zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts

an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von

Florian HOTWAGNER, Bakk. phil.

am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaften

Begutachterin: Univ.-Prof.

in

Dr.

in

phil. Natalia Wächter

Graz, 2016

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1

Eidesstattliche Erklärung

Hiermit versichere ich eidesstattlich, dass ich die vorliegende Masterarbeit selbständig verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtliche oder inhaltlich entnommene Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version.

……….. ………

Ort, Datum Unterschrift

(3)

2

Danksagung

Besonderen Dank möchte ich an dieser Stelle meiner Masterarbeit-Betreuerin, Frau Univ.-Prof.in Dr.in phil. Natalia Wächter, für die wertvolle Zusammenarbeit aussprechen.

Sie stand mir von Anfang an mit guten Ratschlägen zur Seite und hat durch stets ehrlichem Feedback zur Forschung anregen können.

Gleichzeitig bedanke ich mich bei den befragten ExpertInnen für die konstruktive Zusammenarbeit und die Bereitschaft zur Interviewführung.

Das größte Dankeschön gebührt an dieser Stelle aber meiner Mama, meinem Papa und meiner Freundin. Sie alle gaben mir das Gefühl, stets an mich zu glauben und mir den Rücken zu stärken. Sie haben mich durch alle Höhen und Tiefen der Erstellung dieser Masterarbeit begleitet und mich während des Studiums sehr unterstützt.

Danke

(4)

3

Zusammenfassung

Die vorliegende Masterarbeit behandelt die Thematik der Glücks-und Wettspielsucht bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Dafür sollen die Sichtweisen der ExpertInnen von Beratungsstellen empirisch erforscht und dargestellt werden. Die Eindrücke, Erfahrungen und Ansichten aller Befragten in Bezug auf Glücks- und Wettspielsucht stehen dabei im Mittelpunkt des Forschungsinteresses. Aus diesem Anliegen ergeben sich die Fragen, wie Menschen in jungen Alter in die Glücks- und Wettspielsucht hineinschlittern, wie sie sich im besten Fall von dieser Sucht wieder lösen können und welchen Beitrag die Sozialpädagogik dabei leisten kann.

In den theoretischen Ausführungen wird der Bogen von den Entstehungsbedingungen der Spielsucht, über den Verlauf einer „Spielerkarriere“, bis hin zum „typischen“

Spielerprofil eines Jugendlichen gespannt. Im Empirischen Teil wird den zuvor definierten Fragestellungen mit einer wissenschaftlich fundierten Methode, dem ExpertInneninterview, nachgegangen.

Die Durchführung der Ergebnisse ergab, dass es mehr betroffene Wett- und Glücksspielabhängige Jugendliche und junge Erwachsene gibt, wie vermutlich von der Gesellschaft wahrgenommen bzw. erkannt wird. Einige Betroffene fühlen sich aufgrund verschiedener Persönlichkeitsmerkmale mehr dem Wett- und Glücksspiel hingezogen, doch eigentlich kann jede/r in diese Sucht schlittern.

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4

Abstract

This master thesis approaches the topic of compulsive gambling regarding teenager and young adults. Therefore views and opinions of experts of information centers are empirical researched and represented. Impressions, experiences and opinions of all experts and participants concerning compulsive gambling are the main focus of the research. This concern reveals questions how people at such an early age drift into compulsive gambling, how they are able to break away again in the best case and which inputs the social education can give.

The theoretical explanations lead from the starting conditions of gambling addiction and process of a gambling career to the profile of a typical gambler at an early age. The prior defined questions are discussed in the empirical part of this thesis with the help of an expert interview a scientifically sounded approach.

The results reveal that there are more compulsory gamblers among teenagers and young adults than society has realized and perceived. Some affected people feel attracted to gambling because of different personality traits but actually everybody could drift into addiction.

(6)

5

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ... 9

2. Theoretische Grundlagen und Definitionen ... 12

2.1 Sucht ... 12

2.2 Glücksspielsucht ... 13

2.3 Spiele und Glücksspiele ... 16

2.3.1 Varianten des Glücksspielens ... 16

2.3.1.1 Geldspielautomaten ... 17

2.3.1.2 Casino ... 17

2.3.1.3 Lotto ... 18

2.3.1.4 Sportwetten ... 18

2.3.1.5 Glücksspiele im Internet ... 19

2.4 Jugendalter und Entwicklungsaufgaben ... 19

3. Entstehungsbedingungen ... 21

3.1 Das Drei-Faktoren-Modell der Suchtentwicklung ... 22

3.1.1 Das Glücksspiel ... 22

3.1.2 Das Individuum ... 23

3.1.3 Das soziale Umfeld ... 24

3.1.3.1 Das Elternhaus ... 24

3.1.3.2 Peergroups ... 25

4. Verlauf einer Spielerkarriere ... 26

5. GlücksspielerInprofil ... 30

5.1 Der/Die SpielerIn ... 31

5.1.1 Persönlichkeitsstruktur ... 31

5.1.2 Affektive Störungen und Angststörungen ... 32

(7)

6

5.1.3 Genetische Bedingungen ... 32

5.1.4 Geschlecht ... 33

5.1.5 Soziodemographische Merkmale ... 33

5.2 Spielertypologien ... 34

5.3 Verhalten gegenüber Angehörigen und deren Betroffenheit ... 37

6. Überblick der rechtlichen Aspekte ... 39

6.1 Gesetzlicher Spielerschutz ... 40

7. Prävention ... 42

7.1 Glücksspielprävention ... 43

8. Beratung und Therapie ... 48

8.1 Behandlungsmethoden ... 48

8.1.1 Selbsthilfegruppen ... 48

8.1.2 Ambulante Behandlung ... 49

8.1.3 Stationäre Behandlung ... 50

8.2 Angehörigenberatung und Familientherapie ... 51

9. Stand der Forschung in Österreich ... 53

10. Empirischer Teil ... 55

10.1 Forschungsfragen ... 55

10.2 Untersuchungsmethode ... 56

10.2.1 Das leitfadengestützte ExpertInneninterview ... 56

10.3 Ablauf des Forschungsprozesses ... 57

10.4 Auswertungsmethode ... 59

10.4.1 Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ... 60

10.4.2 Kategoriensystem ... 61

11. Darstellung und Interpretation der Ergebnisse ... 63

11.1 Entstehungsbedingungen ... 64

(8)

7

11.1.1 Persönlichkeitsmerkmale ... 64

11.1.2 Beweggründe ... 65

11.1.3 Rolle der Peergroups ... 67

11.1.4 Alter des Erstkontakts ... 67

11.2 Verlauf ... 68

11.2.1 Entwicklung einer „Spielerkarriere“ ... 68

11.2.2 Zeitpunkt, an dem das Spielverhalten zu Sucht wird ... 70

11.2.3 Verspielte Beträge ... 70

11.2.4 Finanzierung/Kriminalität ... 71

11.3 SpielerInprofil ... 72

11.3.1 Charakteristik ... 72

11.3.2 Pathologische SpielerInnen – GelegenheitsspielerInnen ... 74

11.3.3 Problematiken und Auswirkungen ... 75

11.3.4 OnlinespielerInnen vs. OfflinespielerInnen ... 76

11.3.5 Geschlechtervergleich ... 77

11.3.5 Rolle der Eltern ... 79

11.4 Jugendschutz/Konsumentenschutz ... 80

11.5 Beratung/Therapie ... 81

11.5.1 Zeitpunkt des Aufsuchens der Hilfe ... 81

11.5.2 Selbsteinschätzung der Betroffenen ... 82

11.5.3 Ablauf der Arbeit mit den KlientInnen... 83

11.5.4 Therapieerfolg Jugendliche vs. Erwachsene ... 87

11.6 Suchtprävention ... 88

11.6.1 Präventionsangebote ... 88

11.6.2 Entwicklung der letzten Jahre ... 89

11.7 Verbesserungsvorschläge und Beitrag der Sozialpädagogik ... 89

(9)

8

11.7.1 Verbesserungsvorschläge ... 89

11.7.2 Die Rolle der Sozialpädagogik ... 91

12. Diskussion der Ergebnisse ... 94

12.1 Begünstigende Faktoren für die Spielsucht Jugendlicher und junger Erwachsener... 94

12.2 Wie schätzen Jugendliche Probleme im Zusammenhang mit der Nutzung von Wett- und Glücksspielangeboten ein und wie können sie sich im besten Fall von dieser Sucht wieder lösen? ... 96

12.3 Subgruppen unter den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die eine höhere Glücksspielaffinität aufweisen als andere Subgruppen? ... 98

12.4 Welchen Beitrag kann die Sozialpädagogik leisten? ... 100

13. Schlussfolgerungen ... 102

14. Literaturverzeichnis ... 105

15. Abbildungsverzeichnis ... 109

16. Anhang ... 110

(10)

9

1. Einleitung

„Deutscher Student siegt Poker-WM und gewinnt 8,7 Millionen Dollar.“ „Spanier knackt Eurolotto-Jackpot mit 41 Millionen Euro.“ Viele Leute kennen es, aber nur für sehr, sehr wenige ist es erfolgsbringend. Woche für Woche wird man in den Zeitungen und im Fernsehen auf einen möglichen Millionengewinn im Lotto aufmerksam gemacht. Wer würde jetzt nicht gerne in der Haut des spanischen Eurolotto Gewinners stecken? Leider können viele Menschen dieser Versuchung selten widerstehen und „investieren“ ihr Geld in dieses Glücksspiel. Andere hingegen registrieren, dass Poker als Sport vermarktet wird und wollen „Poker-Profi“ werden. Dann gibt es wieder Sportinteressierte, die merken, dass man mit Sportwetten auch Geld verdienen kann.

Doch was bedeutet es, wenn Menschen Woche für Woche in die Trafik gehen und LOTTO spielen? Wenn sie an mehreren Wochenende mit ihren FreundInnen um Geld Poker spielen? Oder wenn sie Woche für Woche Geld auf ihre Lieblingsmannschaft setzten? Kann man solche Personen als spielsüchtig bezeichnen? Diese Arbeit wird sich genau mit diesem Thema auseinandersetzten, indem das Problem „Spielsucht“ genauer beleuchtet wird. Hier wird es vor allem um die Glücks- und Wettspielsucht gehen. Das Thema „Spielsucht“ ist nicht so in aller Munde wie zum Beispiel die Alkohol- oder Drogensucht. Man hat den Eindruck, dass die Glücks- und Wettspielsucht in der Öffentlichkeit nicht so ernst bzw. wahrgenommen wird wie die Süchte von Substanzen.

Wenn man an dieses Problem der Sucht denkt, verbinden die meisten Menschen damit Erwachsene. Doch nicht allzu selten kommt es vor, dass auch Jugendliche und junge Erwachsene in diese Sucht schlittern bzw. sehr früh mit solchen Glücksspielangeboten zu tun haben. Deshalb beschäftigt sich diese Masterarbeit im Speziellen mit dem Thema Glücks- und Wettspielsucht bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ziel dieser Arbeit ist es, mit Hilfe von ExpertInneninterviews, herauszufinden, wie Menschen bereits in jungen Alter spielsüchtig werden können, wie sie und ihre Umwelt damit umgehen und wie ihnen bei diesen Problem geholfen werden kann.

(11)

10 Dementsprechend lauten die Forschungsfragen dieser Masterarbeit wie folgt:

 Wie wird eine junge Person spielsüchtig?

 Wie schätzen Jugendliche Probleme im Zusammenhang mit der Nutzung von Wett- und Glücksspielangeboten ein?

 Gibt es Subgruppen unter den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die eine höhere Glücksspielaffinität aufweisen als andere Subgruppen?

 Welche Gründe und Motive haben Jugendliche und junge Erwachsene, Wett- und Glücksspielangebote zu nutzen?

 Warum werden „nur“ manche Jugendliche süchtig?

 Wie können sich Jugendliche und junge Erwachsene im besten Fall von dieser Sucht wieder lösen?

 Welchen Beitrag kann die Sozialpädagogik bei diesem Thema leisten?

Zu Beginn dieser Arbeit werden in Kapitel 2 wichtige Begriffe, wie etwa Sucht, Glücksspielsucht oder Glücksspiel definiert.

In Kapitel 3 geht es dann schon speziell um die Entstehungsbedingungen einer Wett- und Glücksspielsucht. Dabei werden vor allem drei Faktoren näher beleuchtet, das Glücksspiel an sich, das Individuum und das soziale Umfeld der Betroffenen.

Anschließend dazu folgt eine Schilderung eines möglichen Spielverlaufs einer Spielerkarriere. Wie man dabei sehen wird, gliedert sich solch ein Verlauf in drei Stadien, wobei man sich dann im letzten Stadium bereits in der Sucht befindet.

Das darauffolgende Kapitel beleuchtet den Spieler bzw. die Spielerin etwas genauer.

Dabei werden Merkmale ausgearbeitet, welche die Basis für ein süchtiges Verhalten bilden können. Dazu gehören die Persönlichkeitsstruktur, affektive Störungen und Angststörungen, genetische Bedingungen, das Geschlecht und soziodemographische Merkmale.

Kapitel 6 bringt einen kurzen Einblick in die rechtlichen Aspekte. Details wie der gesetzliche Spielerschutz werden dabei nur oberflächlich bearbeitet.

Im anschließenden Kapitel geht es um die Glücksspielprävention. Dabei werden verschieden Präventionsmaßnahmen näher vorgestellt.

(12)

11 Das letzte Kapitel im theoretischen Teil dieser Arbeitet widmet sich der Beratung und Therapie von glücksspielabhängigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Hierbei werden Möglichkeiten der ambulanten und stationären Behandlung beschrieben und miteinander verglichen.

Nachdem der Stand der Forschung aufgezeigt wurde, wird näher auf die empirische Studie eingegangen. Diese besteht aus vier qualitativen, Leitfaden-gestützten Interviews mit ExpertInnen sowohl aus ambulanten als auch stationären Einrichtungen.

Die Ergebnisse werden dabei dargestellt und interpretiert. Im Anschluss daran werden mit Hilfe dieser Ergebnisse die zuvor genannten Forschungsfragen beantwortet.

Die Arbeit schließt mit einem Resümee, wo vor allem noch einmal die Verantwortung der Sozialpädagogik, aber vor allem der Gesellschaft im Allgemeinen im Bereich der Wett- und Glücksspielsucht erläutert wird.

(13)

12

2. Theoretische Grundlagen und Definitionen

Zu Beginn dieser Arbeit werden in diesem Kapitel relevante Begriffe für dieses Projekt definiert und erklärt. Einerseits geht es um die Definition von (Glücksspiel-)Sucht und die Charakteristik eines Glücksspiels. Andererseits sollen die Entwicklungsaufgaben im Jugendalter genauer beleuchtet werden.

2.1 Sucht

Sucht ist die umgangssprachliche Bezeichnung für die Abhängigkeit von einer Substanz oder einem Verhalten.

Für das Wort „Sucht“ gibt es keine allgemein gültige Definition. Der Begriff selbst geht zurück auf das althochdeutsche Wort „suht“ (= Krankheit), das ablautend vom Wort

„siechen“ (= krank sein) gebildet wurde (http://www.duden.de/rechtschreibung/Sucht, 16.06.2015).

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definierte Sucht 1957 als einen „Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung, hervorgerufen durch den wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Droge“, sofern folgende vier Kriterien zutreffen:

 Ein unbezwingbares Verlangen zur Einnahme und Beschaffung des Mittels,

 Eine Tendenz zur Dosis-Steigerung (Toleranzerhöhung),

 Die psychische (und meist auch physische) Abhängigkeit von der Wirkung der Droge,

 Die Schädlichkeit für den Einzelnen und/oder die Gesellschaft (Suchthilfe 2004, S. 27).

Kurt Wolfgang Leininger vertritt die Meinung, dass es egal ist, ob es um Drogen-, Medikamenten- oder Alkoholsucht, um Spiel- oder Esssucht geht. Laut ihm sind Süchte weder ein Phänomen der heutigen noch vergangener Zeit. Die meisten Kulturen nützen Wirkstoffe oder Verhaltensweisen aus, um künstlich Hochgefühle zu erzeugen, dem Alltag zu entfliehen oder um Zusammengehörigkeit zu stärken. Jeder Mensch trägt

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13 süchtige Anteile in sich. Das wichtige Detail am Rande dabei ist aber: nicht jeder lebt diese Anteile aus (vgl. Leininger 2010, S. 80).

Der oder die Betroffene hat zum Zeitpunkt der Sucht keine Selbstkontrolle mehr. Sucht könnte man als Gegenteil von Autonomie und Selbstständigkeit bezeichnen.

Ab dem Zeitpunkt des Kontrollverlustes ist es kaum noch möglich frei zu entscheiden, ob man eine bestimmte Substanz einnimmt oder ein Verhalten ausübt. Der/Die Süchtige verspürt den Druck, mit Hilfe von bestimmten Substanzen (z.B. Alkohol, Zigaretten) oder bestimmten Verhaltensweisen (z.B. Glücksspielen, Wetten) belastenden Gefühlen auszuweichen oder diese zu vermeiden. Im Allgemeinen unterscheidet man zwei Arten von Suchtformen. Einerseits gibt es die substanzbezogene Sucht, wie Alkoholsucht, Drogen-, Nikotin- und Medikamentensucht. Auf der anderen Seite gibt es noch die stoffungebundenen Süchte wie zum Beispiel Glücksspielsucht, Internetsucht oder Kaufsucht. Diese beiden Formen der Sucht weisen einige gemeinsame Merkmale auf.

Der Verlust der Kontrolle, die Erhöhung der Dosis und der maßlose Wunsch die Handlung unter allen Umständen weiterzuführen sind die wesentlichsten Merkmale beider Suchtformen. Des Weiteren haben beide Formen eine extrem negative Auswirkung sowohl auf den/die Betroffene/n selbst als auch auf sein/ihr Umfeld, denn durch ständiges Lügen und Verheimlichen gegenüber Angehörigen wird der Kontrollverlust vor anderen Menschen, aber auch vor sich selbst verborgen (vgl.

Horodecki 2012, S. 32).

Wie der Titel dieser Arbeit aber schon verrät, geht es hier speziell um eine stoffungebundene Sucht, und zwar die Glücksspielsucht. Diese wird nun anschließend definiert bzw. kurz erläutert.

2.2 Glücksspielsucht

Im Jahr 1980 wurde das „pathologische Spielen“, wie die Glücksspielsucht genannt wird, erstmals als eigenständiges psychisches Störungsbild im internationalen Klassifikationssystem DSM-III anerkannt. Dort wird das pathologische Spielen definiert

„als ein andauerndes, wiederkehrendes und oft noch gesteigertes Glücksspielverhalten

(15)

14 trotz negativer persönlicher und sozialer Konsequenzen wie Verschuldung, Zerrüttung der familiären Beziehungen und Beeinträchtigung der beruflichen Entwicklung“ (Petry 2003, S. 13).

Aktuell gibt es zwei Klassifikationssysteme, welche sich an diagnostische Kriterien orientieren, anhand derer von einem pathologischen Spielverhalten gesprochen werden kann. Diese beiden sind ICD-10 und DSM-IV, welche anschließend genauer erläutert werden.

ICD-10

ICD ist die Abkürzung für „International Classification of Diseases“. In das Deutsche übersetzt ist es die „Internationale Klassifikation von Krankheiten“. ICD wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO veröffentlicht und ist das Standard-Diagnose- Hilfsmittel für Gesundheitsmanagement, klinische Zwecke und Epidemiologie. ICD-10 wird verwendet, um den allgemeinen Gesundheitszustand verschiedener Bevölkerungsgruppen zu analysieren. Es kommt zu einer Überwachung von Krankheiten und anderen gesundheitlichen Problemen, infolge deren man ein Bild von der allgemeinen Gesundheitslage der verschiedenen Länder hat (vgl. WHO 2015, o.S.).

Nach den Forschungskriterien des ICD-10 müssen zwei oder mehr der folgenden Aspekte über eine Dauer von mindestens einem Jahr vorliegen, um von einem pathologischen Spielverhalten sprechen zu können:

 Wiederholte Episoden von Glücksspiel

 Episoden, die den Betroffenen keinen Gewinn bringen, werden trotz subjektiven Leidensdrucks und Störung der sozialen und beruflichen Funktionsfähigkeit fortgesetzt.

 Intensiver Drang zu spielen, der nur schwer kontrolliert werden kann. Der/die Betroffene ist nicht in der Lage, das Glücksspiel durch Willensanstrengung zu unterbrechen

 Ständige Beschäftigung mit Gedanken oder Vorstellungen vom Glücksspiel oder mit dem Umfeld des Glücksspiels

(16)

15 DSM-IV

„Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ ist ein weiteres Klassifikationssystem. Dieses wird von der American Psychiatric Association herausgebracht und deckt alle psychischen Störungen für Kinder und Erwachsene ab.

Nach den Vorgaben des DSM-IV müssen für pathologisches Spielen mindestens fünf der folgenden zehn Kriterien erfüllt sein:

Die betroffene Person…

 ist stark eingenommen vom Glücksspiel

 muss mit immer höheren Einsätzen spielen, um die gewünschte Erregung zu erreichen

 hat wiederholt erfolglose Versuche unternommen, das Spielen zu kontrollieren, einzuschränken oder aufzugeben

 ist unruhig und gereizt beim Versuch, das Spiel einzuschränken oder aufzugeben

 spielt, um Problemen zu entkommen oder um eine dynamische Stimmung zu erleichtern

 kehrt, nachdem sie beim Glücksspiel Geld verloren hat, oft am nächsten Tag zurück, um den Verlust auszugleichen

 belügt Familienmitglieder, den Therapeuten oder andere, um das Ausmaß ihrer Verstrickung in das Spielen zu vertuschen

 hat illegale Handlungen wie Fälschung, Betrug, Diebstahl oder Unterschlagung begangen, um das Spiel zu finanzieren

 hat eine wichtige Beziehung, ihren Arbeitsplatz, Ausbildungs- oder Aufstiegschancen wegen des Spielens gefährdet oder verloren

 verlässt sich darauf, dass andere ihr Geld bereitstellen, um die durch das Spielen verursachte hoffnungslose finanzielle Situation zu überwinden (Grüsser/Albrecht 2007, S. 31)

(17)

16

2.3 Spiele und Glücksspiele

In der englischen Sprache unterscheidet man zwischen „to play“ (spielen) und „to gamble“ (glücksspielen). Solch eine Unterscheidung herrscht in der deutschen Sprache nicht vor. Denn oft wird „nur“ von Spieler und Spielsucht gesprochen und nicht, wie es korrekt heißen würde, von Glücksspieler und Glücksspielsucht. Diese Ungenauigkeit in der Aussprache könnte einer der Gründe sein, warum das Thema der Glücksspielsucht in der Öffentlichkeit noch nicht richtig wahrgenommen wird bzw. auch verharmlost wird (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. 2013, S. 8).

Was nun generell unter Glücksspiel oder Glücksspielen verstanden werden kann, definieren die beiden Autoren Meyer und Bachmann folgendermaßen: Laut ihnen erfüllt ein Glücksspiel folgende drei Kriterien:

 die Entscheidung über Gewinn oder Verlust hängt allein vom Zufall ab (z.B.

Geldautomaten, Roulette, Lotto) oder hängt überwiegend vom Zufall ab (z.B.

Sportwetten, Kartenspiele)

 der mögliche Gewinn stellt einen nicht unerheblichen Vermögenswert dar

 um eine Gewinnchance zu haben, wird ein Geldeinsatz vorausgesetzt (vgl.

Meyer/Bachmann 2000, S. 9)

Diese drei Kriterien werden aber nicht nur von einer Art des Glücksspiels erfüllt. Es gibt eine Vielzahl von Variationen des Glücksspiels, welche nun im Detail beschrieben werden.

2.3.1 Varianten des Glücksspielens

Glücksspiel ist nicht gleich Glücksspiel. Es gibt eine Vielzahl an Varianten des Glücksspiels und jede bzw. jeder Betroffene bevorzugt seine/ihre spezielle Art des Glücksspiels. Die verschiedenen Möglichkeiten des Glücksspiels werden nachfolgend kurz charakterisiert.

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17 2.3.1.1 Geldspielautomaten

GeldspielautomatenspielerInnen stellen den größten Anteil an pathologischen Glücksspielsüchtigen in Fachkliniken und Beratungsstellen dar. Wieso diese Art des Glücksspiels die „populärste“ für die GlücksspielerInnen ist, zeigt sich anhand einiger Charakteristiken von Geldspielautomaten. Sie weisen Besonderheiten auf, welche den SpielerInnen den Reiz bieten, welchen sie suchen. Anweisungen verschiedene Tasten zu drücken beziehen den/die SpielerIn aktiv ins Spielgeschehen ein, es besteht ein kurzes Auszahlungsintervall, viele Beinahe-Gewinne lassen den/die SpielerIn immer wieder hoffen bzw. verleiten zum Weiterspielen und optische sowie akustische Signaleffekte beleben das Spielgeschehnis. Dies sind nur die auffälligsten Punkte, die einen Geldspielautomaten beschreiben, wodurch diese vor allem für junge Männer so interessant sind. Denn sie sehen in diesem Glücksspiel eher die Aktion an sich und weniger den Geldgewinn. Für sie ist es eine Art Ausweg aus dem Alltag und den damit verbundenen Problemen, indem sie den Automaten als fiktiven Ersatzpartner sehen, den sie während des Spiels streicheln, schlagen oder mit dem sie sogar reden (vgl.

Füchtenschnieder-Petry/Petry 2010, S. 19f.).

2.3.1.2 Casino

Vergleicht man den Anteil in Beratungsstellen und Fachkliniken, so sind Casinospiele die zweithäufigsten ausgeübten Spiele der pathologischen GlücksspielerInnen. Vor allem das Roulette wird hierbei als Hauptmedium genannt. Beim Roulette kann man zu 100% von einem reinen Zufallsspiel sprechen. Trotzdem kommt es bei dem/der RoulettespielerIn häufig zum bekannten Trugschluss des Glücksspiels. Im Englischen spricht man dabei vom „gambler’s fallacy“. Dies bedeutet, dass der/die Betroffene die Wahrscheinlichkeit eines Spielergebnisses aus den davor entstandenen Spielausgängen ableitet, ohne zu bedenken, dass es wie in diesem Fall beim Roulette reiner Zufall ist, in welchem Feld die Roulettekugel landet. Dieses falsche Denken nutzen Anbieter noch aus, indem sie die Folgen der vergangenen Spielergebnisse gezielt für alle Spieler sichtbar machen. Beim Roulette besteht nur ein geringer Vorteil für die Bank. Demnach könnte man von einem

„fairen“ Spiel sprechen. Dennoch sind die Schnelligkeit und Höhe der Einsatzmöglichkeiten daran schuld, dass hohe Verluste entstehen können, welche aufgrund des Zufallsprinzips kaum wiedergutzumachen sind (vgl. Petry 2003, S. 27f.).

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18 2.3.1.3 Lotto

Lotto ist das beliebteste Glücksspiel. Diese Tatsache bezieht sich aber nicht auf pathologische GlücksspielerInnen sondern mehr auf die GelegenheitsspielerInnen.

Verschiedene Varianten des Lottos gibt es in fast allen Ländern und Millionen Tipper träumen vom großen Gewinn. Trotzdem gibt es kaum bis fast gar keine Betroffenen, welche eine Suchtberatungsstelle einzig und allein wegen des Lottospielens aufsuchen.

Oft spielt das Lotto nur eine Nebenrolle und Spielautomaten und Roulette sind das Hauptspielmedium. Wer Lotto spielt, träumt von einem großen Gewinn, einem neuen Leben mit viel Luxus etc. Aber die meisten LottospielerInnen wissen, wie viel ihr Budget hergibt, um „sich ein Stück Hoffnung auf ein besseres Leben“ (Füchtenschnieder- Petry/Petry 2010, S. 16) leisten zu können. Betrachtet man aber das Lottospiel genauer, so wird man bemerken, wie „unfair“ dieses System eigentlich ist. 98 Prozent der SpielteilnehmerInnen verlieren pro Ziehung. Nur 50 Prozent der Einsätze werden ausgeschüttet und die Chance auf sechs Richtige ist genauso hoch wie von einem Blitz getroffen zu werden (vgl. Füchtenschnieder-Petry/Petry 2010, S. 16).

2.3.1.4 Sportwetten

Wie schon bei den bisher genannten Glücksspielformen hängt auch bei den Sportwetten viel vom Zufall ab. Im Gegensatz zum Roulette oder zu Geldspielautomaten spielt bei den Sportwetten aber ein geringer Teil an Kompetenz mit. Dieser Einfluss des eigenen Fachwissens wird aber von den meisten SpielerInnen überschätzt. Denn auch wenn jemand über ein sehr großes Spezialwissen verfügt und man zum Beispiel fußballbegeistert ist, kann man nicht vorhersagen, welches Team gewinnt oder ob das Match unentschieden endet. Zwar gibt es bei den Sportwetten einige Faktoren, wie Tabellensituation, Heimvorteil, letzte Begegnungen gegeneinander etc., aufgrund derer sich SpielerInnen beeinflussen lassen bzw. sich auf der sicheren Seite sehen, allerdings können auch diese Faktoren den Spielausgang nicht vorhersagen. Wer nun plant, immer auf den vermeintlichen Favoriten zu tippen, wird schnell wieder damit aufhören, da einerseits die Wettquoten dementsprechend niedrig sind und andererseits der Favorit nicht immer sticht (vgl. Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen 2013, S. 12f.).

(20)

19 2.3.1.5 Glücksspiele im Internet

Wenn sich ein gewisser Trend im Glücksspielbereich in den letzten Jahren abzeichnet, dann ist es der des Glücksspiels im Internet. Immer mehr SpielerInnen setzten in virtuellen Casinos von zu Hause aus Geld, um Roulette, Black Jack, Poker oder ähnliches zu spielen. Um online spielen zu können, muss der/die UserIn auf der Website ein Konto erstellen und sich mit Name, Geburtsdatum, Staatsbürgerschaft und der Kreditkartennummer anmelden. Ab diesem Zeitpunkt spielt der/die Betroffene mit digitalen Jetons um echtes Geld. Gewinne werden ab diesem Zeitpunkt dem Benutzerkonto gutgeschrieben, Verluste vom Konto abgezogen. Das größte Problem am Onlineglücksspiel bzw. an den Betreibern dieser Seiten ist die Seriosität. Der/Die Online- SpielerIn kann kaum nachvollziehen, ob der Spielausgang z.B. des virtuellen Roulettes vom Zufall abhängt oder gar von manipulierten Programmen. Was die SpielerInnen am Glücksspiel im Internet als Vorteil sehen, könnte für sie schnell zum Nachteil bzw.

Problem werden: Das Online-Glücksspiel kann man ohne viel Aufwand von zu Hause aus starten. Es bedarf lediglich eines Internetzugangs und somit muss man das Haus nicht verlassen, ist ungestört und kann immer wieder anfangen bzw. aufhören, ohne dass viel Zeit verloren geht. Doch genau diese Faktoren können ein Problem werden und immer mehr zum „Onlinezocken“ verleiten (vgl. Meyer/Bachmann 2000, S. 17ff.).

Aufgrund dessen, dass sich diese Arbeit vorrangig mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen beschäftigt, bezieht sich der folgende Abschnitt auf die Entwicklungsaufgaben genau in diesem Alter.

2.4 Jugendalter und Entwicklungsaufgaben

Diese Arbeit fokussiert sich auf Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 14 und 24 Jahren. Allgemein gilt, dass sich aufgrund der individuell höchst unterschiedlich verlaufenden Entwicklung eine allgemein gültige Altersgrenze sowohl für den Beginn als auch für das Ende des Jugendalters nicht setzen lässt. Trotzdem ist die Aussage allgemein gültig, wenn man davon spricht, dass das Jugendalter mit dem Starten der Pubertät beginnt und mit dem Erreichen einer selbstständigen Lebenssituation endet. Dieses Alter ist meist geprägt von der zunehmenden Bedeutung von Peergroups. Dies lässt sich

(21)

20 dadurch erklären, dass die Meinung und Ratschläge der Eltern in den Hintergrund rücken und im Gegenzug die Akzeptanz anderer Jugendlicher und deren Meinung über jemanden für die Persönlichkeitsentwicklung in diesem Alter von großer Wichtigkeit ist. Dies veranlasst zu sagen, dass „die Gestaltung von Beziehung zu Gleichaltrigen, die emotionale bzw. physische Unabhängigkeit und Loslösung vom Elternhaus, die Wahrnehmung und Verarbeitung körperlicher Veränderungen, die Übernahme der Geschlechterrolle, die Entwicklung einer autonomen Identität sowie der Aufbau eines individuellen Wertesystems inklusive realistischer Zukunftsperspektiven“ (Hayer 2012, S. 30) zu den bedeutendsten Entwicklungsaufgaben des Jugendalters zählen. Die Bewältigung dieser Aufgaben erhöht die Wahrscheinlichkeit, auch in der späteren Lebenszeit Entwicklungsaufgaben gewachsen zu sein. Im Gegensatz dazu neigen Jugendliche, deren Entwicklung von Problemen und Belastungen beherrscht wurde, dazu, in späteren Lebensabschnitten soziale und gesundheitliche Auffälligkeiten zu zeigen (vgl.

Hayer 2012, S. 28ff.).

Eine für diese Arbeit entscheidende Entwicklungsaufgabe im Jugendalter ist das Erlangen eines verantwortungsvollen Umgangs mit gesundheitsschädlichen Substanzen und gesundheitsgefährdenden Aktivitäten. Es ist wissenschaftlich bekannt, dass Jugendliche bei den meisten Erscheinungsformen ein riskanteres Verhalten aufweisen als andere Altersgruppen. Die Risikowahrnehmung ist in diesem Alter noch nicht ganz ausgeprägt und so neigen vor allem Jugendliche dazu, Risiken zu unterschätzen, und sehen sich selbst weniger gefährdet als andere. Oftmals ist dieses Risikoverhalten den altersspezifischen Herausforderungen geschuldet, da beispielsweise ein Substanzkonsum zur Aufnahme in die gewünschte Peergroup führen kann (vgl. ebd. 2012, S. 31). Zum Einfluss der Peergroup wird aber im Laufe dieser Arbeit noch näher Stellung genommen.

Weiter geht es nun mit den Entstehungsbedingungen der Wett- und Glücksspielsucht.

Welche Faktoren bzw. Bedingungen können dazu führen, dem pathologischen Glücksspielverhalten immer näher zu kommen? Diese Frage wird im folgenden Kapitel beantwortet.

(22)

21

3. Entstehungsbedingungen

„Die Entstehung und vor allem auch die Aufrechterhaltung süchtigen Verhaltens ist ein komplexer und oft jahrelanger Prozess. Dabei kann die Suchtentwicklung nicht an einem Faktor festgemacht werden.“ (Grüsser/Albrecht 2007, S. 21)

Nach dieser Aussage von Sabine Grüsser und Ulrike Albrecht lässt sich sagen, dass man die Suchtentwicklung mit mehreren Faktoren verbinden muss, welche den/die Betroffene/n beeinflussen. Einer dieser Faktoren sind etwa die „sozialen Gegebenheiten“.

Dazu zählt der Umgang in der Familie, im Freundeskreis oder in der Partnerschaft.

Außerdem darf man hierbei nicht das Vorleben eines bestimmten Verhaltens durch die Bezugspersonen vergessen. So hat z.B. das Kind eines nikotinsüchtigen Mannes von klein auf Kontakt zu Zigaretten und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch selbst einmal Zigaretten konsumieren. Ein weiterer Faktor, der die Suchtentwicklung vorantreibt, liegt in der Person selbst. Hierzu zählen Befähigungen, um mit Menschen in Verbindung zu kommen bzw. Freundschaften herzustellen. Außerdem können auch das fehlende Selbstbewusstsein oder Stress Bedingungsfaktoren für Suchtentstehung sein (vgl.

Grüsser/Albrecht 2007, S. 21).

Die Autorin Izabela Horodecki äußert die Ansicht, dass das Glücksspiel immer zufällig und harmlos beginnt. Beim ersten Mal ist es Nervenkitzel mit ein klein wenig Hoffnung auf einen Gewinn. Warum es aber so ist, dass es nach dem ersten Ausprobieren bei einigen Menschen beim Gelegenheitsspielen bleibt und andere bis in die Abhängigkeit schlittern, ist bis jetzt nicht erforscht. Ähnlich wie bei allen anderen stoff(un)gebundenen Suchtmitteln ist auch der Erstkontakt mit dem Glücksspiel nicht der Start des süchtigen Verhaltens. In vielen Fällen haben pathologische GlücksspielerInnen schon vor Beginn des Einstiegs verschiedene psychische und/oder soziale Probleme (vgl. Horodecki 2012, S. 41).

Um die Entstehungsbedingungen etwas genauer zu beleuchten, wird im nächsten Unterkapitel das Drei-Faktoren-Modell der Suchtentwicklung vorgestellt.

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3.1 Das Drei-Faktoren-Modell der Suchtentwicklung

Abbildung 1: Modell der Entstehung süchtigen Verhaltens (Meyer/Bachmann 2005, S. 60)

Das Spielverhalten und vor allem dessen süchtige Erscheinungs- und Entstehungsform kann mit Hilfe des Drei-Faktoren-Modells der Suchtentwicklung erleichternd dargestellt werden. Basis dieses Modells ist die Annahme, dass Wechselwirkungen zwischen Merkmalen des Glücksspiels, des Spielers/der Spielerin und des sozialen Umfelds für die Entwicklung und Aufrechterhaltung pathologischen Glücksspielverhaltens verantwortlich sind. Diese drei Komponenten, welche nun vorgestellt werden, sollen helfen, eine glücksspielbezogene Suchterkrankung zu erklären.

3.1.1 Das Glücksspiel

Egal welchen Ausgang das Spiel hat, ob Gewinn oder Verlust, wirkt das Glücksspiel von Beginn an auf die Psyche des/der Betroffenen, denn durch die Vorfreude und die Anspannung besteht schon vor einem Gewinn oder Verlust ein positiver Effekt, welcher dann kurz vor Spielende seinen Höhepunkt erreicht. Vor allem in Casinos, Spielbanken und Spielhallen kann man die Menschen beobachten, welche während des Spiels

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23 Symptome von Nervosität bis Anspannung vorweisen und am Ende entweder bei Gewinn gepackt von Euphorie sind oder bei Verlust überwiegend Niedergeschlagenheit und Enttäuschung empfinden (vgl. Meyer/Bachmann 2000, S. 61).

Egal ob Gewinn oder Verlust – der Spielausgang ist für die weitere Zukunft eines pathologischen Spielers/einer pathologischen Spielerin verheerend. Denn im Falle eines Gewinns scheint dem/der SpielerIn alles möglich und dieser positive Zustand lässt die Betroffenen von ihrer Zukunft träumen. Gewinne werden als selbstverständlich verstanden bzw. glauben die SpielerInnen den Gewinn selbst herbeigeführt zu haben.

Noch hinzu kommt, dass die SpielerInnen aufgrund der elegant und luxuriös gestalteten Spielbanken während des Spielereignisses Entspannung finden und vom Alltag und dessen Problemen für diese Zeit entfliehen können. Die Geräusche, die Lichtsignale und vor allem die „Beinahe-Gewinne“ verleiten pathologische SpielerInnen regelrecht dazu, weiter zu spielen. Denkt man nun, dass ein Verlust den/die SpielerIn zum Aufhören animiert, so liegt man mit dieser Annahme in den meisten Fällen falsch. Gleich nach dem Verlust sind die Betroffenen sehr wohl enttäuscht, doch kurz darauf wollen sie mit neuer Begeisterung das Glück erzwingen und spielen weiter. Dieser Vorgang läuft so lange ab, bis die finanziellen Mittel knapp werden und der/die pathologische SpielerIn (vorerst) zum Aufhören gezwungen ist. Glücksgefühle, Euphorie, Freude sind zu diesem Zeitpunkt kaum noch vorhanden. Niedergeschlagenheit, Panik und Ratlosigkeit stehen im Mittelpunkt (vgl. ebd. 2000, S. 62ff.).

3.1.2 Das Individuum

Die nächste „Säule“ des Drei-Faktoren-Modells ist der/die Glücksspielsüchtige selbst.

Sind sich alle pathologischen SpielerInnen ähnlich oder gibt es sehr wohl Unterschiede?

Um eine Person zu charakterisieren, die ein pathologisches Glücksspielverhalten aufweist, muss man einige individuelle Eigenschaften berücksichtigen. Es können mehrere Merkmale genannt werden, welche die Basis für ein süchtiges Spielverhalten sein können. Zu diesen Merkmalen gehören die Persönlichkeitsstruktur, affektive Störungen und Angststörungen, genetische Bedingungen, das Geschlecht und die soziodemographischen Merkmale.

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24 Das Individuum bzw. der/ die SpielerIn an sich wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit (Kapitel Spielerprofil) noch näher beschrieben.

Dementsprechend komme ich nun zum dritten Faktor des Drei-Säulen-Modells. Dies beinhaltet die Rolle des sozialen Umfelds bei der Entstehung und Aufrechterhaltung des pathologischen Glücksspielverhaltens.

3.1.3 Das soziale Umfeld

Das Glücksspiel ist kaum noch aus dem Alltag der heutigen Zeit wegzudenken. Auch die Gesellschaft trägt durch ihre positive Einstellung und die Unterschätzung der Gefahren viel zum Image und zur Entwicklung des Glücksspiels bei. Das Glücksspielangebot und dessen Verfügbarkeit werden immer größer. Diese Tatsache ist ein Grund dafür, dass sich die Anzahl an pathologischen GlücksspielerInnen von Jahr zu Jahr erhöht und auch in naher Zukunft immer weiter anwachsen wird. Dies wiederum verschafft der Glücksspielbranche immer steigenden Umsatz. Gepaart mit steigenden Werbebudgets sind diese Aspekte Grund dafür, dass das Glücksspiel immer mehr als ein Freizeitangebot angesehen wird, zu welchem viele Personen nicht „Nein“ sagen können.

Neben diesen gesellschaftlichen Problemen können aber auch die Familienstruktur und der Freundeskreis vor allem bei Jugendlichen bei der Entstehung und Entwicklung des pathologischen Glücksspielverhaltens eine immense Rolle spielen.

3.1.3.1 Das Elternhaus

Mehrere Studien machen deutlich, dass bestimmte familiäre Gegebenheiten die Wahrscheinlichkeit auf ein Fehlverhalten in Bezug auf das Glücksspiel erhöhen.

Betroffene Jugendliche stammen meist aus Familien mit geringem sozioökonomischem Status und niedrigem Einkommen. Des Weiteren lässt sich sagen, dass die Eltern jugendlicher ProblemspielerInnen meist selbst eine „Spielerlaufbahn“ hinter sich haben, noch immer ein problematisches Glücksspielverhalten aufweisen oder eine andere Suchtproblematik zeigen. Aber auch die Bindung zwischen Eltern und Kind ist hier hervorzuheben. Denn je schlechter die Bindung, desto später wissen die Eltern über das Spielverhalten ihrer Kinder Bescheid (vgl. Hayer 2012, S. 194ff.).

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25 Primär gilt es für die Eltern keine Duldsamkeit für das Glücksspiel ihrer Kinder zu zeigen und, wenn nötig, dieses Problemverhalten zu sanktionieren. Auf keinen Fall darf es von Seiten der Eltern zum Schönreden dieses Verhaltens kommen, bei dem vor allem am Anfang das gelegentliche Spielen toleriert wird.

3.1.3.2 Peergroups

Die Peers und die Zugehörigkeit zu einer Peergroup nehmen für die heutige Jugend eine immer wichtigere Rolle ein. Hauptverantwortlich für den Erstkontakt zum Glücksspiel bei Jugendlichen sind die Peers. Durch Nutzen des Glücksspielangebots hoffen viele Jugendliche auf soziale Interaktion und Anerkennung. Fest steht, dass jugendliche ProblemspielerInnen eine Vielzahl an FreundInnen haben, welche selbst glücksspielbedingte Probleme aufweisen oder anderen Suchtmitteln nicht abgeneigt sind.

Betroffene Jugendliche schildern oftmals, dass sie wenig Akzeptanz durch ihre Peers erfahren, kaum enge Freundschaften aufbauen können und die soziale Unterstützung zu wünschen übrig lässt. In Bezug auf die Schule sehen jugendliche ProblemspielerInnen diesen Ort als unsicher und oftmals durch Konflikte mit anderen SchülerInnen geprägt.

Des Weiteren ist auch das Schwänzen der Schule zu erwähnen, was für betroffene Jugendliche typisch ist, um in dieser Zeit ihrem „Hobby“ nachzugehen (vgl. Hayer 2012, S. 197ff.).

Die Entstehungsbedingungen für ein pathologisches Glücksspielverhalten wurden soeben erläutert. Doch wie entwickelt sich eine Spielsucht weiter? Welche Phasen durchläuft der oder die Betroffene? Diese Fragen werden nun mit Hilfe des nächsten Kapitels geklärt.

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26

4. Verlauf einer Spielerkarriere

„Spielen ist wie ein Käfig, den man sich selber baut, ohne zu merken, dass man ihn immer enger um sich schließt, so dass man ihn letztlich ohne Hilfe nicht mehr verlassen kann!

Nur Liebe, Verständnis und absolute Abstinenz vom gewohnten Spiel ermöglichen es dem

´Gefangenen´, diesem Käfig zu entkommen.“

(Ex-Spieler in: Horodecki 2012, S. 56)

Für viele Menschen bleibt die Anziehung, die vom Glücksspiel ausgeht, kontrollierbar.

Andere hingegen versuchen ihr Glück zu erzwingen, um anfangs positive Erfahrungen zu wiederholen. Somit kommt es ähnlich wie bei anderen Suchtformen auch bei der Spielsucht meist zum Kontrollverlust. SpielerInnen berichten hier von Vorsätzen, die sie sich unbedingt vornahmen, bevor sie anfingen. So redet man sich etwa ein, nur einen bestimmten Betrag zu verspielen oder etwa an einem bestimmten Zeitpunkt aufzuhören.

Doch diese Vorhaben werden nur in den wenigsten Fällen umgesetzt. Einmal angefangen, spielen sie so lange, bis kein Geld mehr vorhanden ist. Die Betroffenen haben ein zwingendes Gefühl weiterzuspielen. Ein typisches Motiv für pathologische SpielerInnen wird im Fachjargon „chasing“ genannt. Sie versuchen die entstandenen Verluste durch immer höher werdende Einsätze so schnell wie möglich wieder zurück zu holen.

Ein weiteres negatives Merkmal der Glücksspielsucht ist die Toleranzentwicklung. Je länger eine „Spielerkarriere“ andauert, desto höher werden auch die Einsätze um den gewünschten „emotionalen Effekt“ zu erlangen. Reicht dem/der pathologischen SpielerIn am Anfang seiner/ihrer Sucht das Zurückerobern des Mindesteinsatzes, so spielt er/sie am Höhepunkt seiner/ihrer „Karriere“ z.B. an mehreren Automaten und da nur mit der höchsten Risikostufe. Es entsteht ein Kreislauf, der niemals zu enden scheint, und mit der Zeit treten Störungen im zwischenmenschlichen Bereich auf, Selbstvorwürfe und Hoffnungslosigkeit können die Folge sein und zum Weiterspielen motivieren (vgl.

Meyer/Bachmann 2005, S. 31ff.).

Custer entschied sich 1987 anhand des Phasenmodells der Alkoholabhängigkeit, ein ähnliches Modell für die Entwicklung süchtigen Glücksspielverhaltens zu entwickeln.

Dieses Phasenmodell nach Custer soll Auskunft darüber geben, wie eine

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27 Glücksspielsucht verläuft und sich mit der Zeit immer schneller zuspitzt. Es wird darauf hingewiesen, dass dieses Modell nicht auf jede/n Betroffene/n zutreffen muss bzw. sich diese Phasen von Individuum zu Individuum schneller oder langsamer vollziehen können (vgl. Grüsser/Albrecht 2007, S. 32f.).

Diesem phasenhaften Verlauf entsprechend, durchläuft der/die Glücksspielsüchtige zu Beginn ein positives Anfangsstadium, danach die kritische Gewöhnungsphase und gelangt schlussendlich ins Stadium der manifesten Spielsucht.

Positives Anfangsstadium

Diese Phase wird auch als Gewinnphase bezeichnet. In dieser Phase kommt es zum ersten Kontakt mit Glücksspielen. SpielerInnen berichten hier von kleineren, aber auch größeren Gewinnen, welche bei den Betroffenen zu ersten anregenden und euphorischen Gefühlen, aber auch zu Entspannung führen. Das Problem ist, dass der/die GlücksspielerIn glaubt, nicht der Zufall, sondern die eigenen Fähigkeiten hätten zu diesem Gewinn geführt.

Außerdem wird zu dieser Zeit noch mit geringerem Einsatz gespielt und die SpielerInnen kennzeichnen sich durch ein risikoarmes Spielverhalten. Viele pathologische SpielerInnen haben den „berühmten ersten Fünfer“ in Erinnerung, sprich: sie gewinnen einen höheren Betrag mit relativ wenig Einsatz. Diese Gewinne werden zu Beginn auch noch vor den Angehörigen präsentiert oder es werden Anschaffungen ausgeführt. Obwohl das Glücksspiel anfangs nur in der Freizeit geschieht, werden die Spieltätigkeiten immer häufiger. Infolgedessen wird auch die Neigung zum Risiko höher. Bereits in diesem Stadium wird versucht, Rückschläge immer wieder auszugleichen (vgl. ebd., S. 33f.).

Kritisches Gewöhnungsstadium

Dieser Abschnitt wird auch Verlustphase genannt. Der Übergang in diese Phase ist meist fließend. Es werden immer mehr Zeit und Geld in das Glücksspiel investiert. Man kann sagen, dass das Glücksspielverhalten in dieser Situation schon seine typische Eigendynamik entwickelt. Die Spielvarianten werden risikoreicher und die Einsätze werden gesteigert. Der/die SpielerIn probiert Verluste sofort wieder auszugleichen. Doch der erhoffte große Gewinn um aufzuhören bleibt aus. Daraus folgen schon erste finanzielle Probleme. Dennoch wird die Schuldenfalle Glücksspiel geheim gehalten.

Der/die SpielerIn baut sich ein „regelrechtes System von Lügen“ auf. Doch sobald

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28 sein/ihr Spielverhalten erkannt wird, kann er/sie mit Kritik an seiner/ihrer Sucht absolut nicht umgehen. Es entstehen dadurch Probleme in der Familie, aber auch in der Arbeit und im Freundeskreis, da die Betroffenen sehr unzuverlässig werden. Die Verluste werden von ihnen verharmlost und sind im Gegenzug der Antrieb zum Weiterspielen. Es kommt in dieser Phase schon zu einer reduzierten Kontrolle über das Spielverhalten (vgl.

Müller-Spahn/Margraf 2003, S. 33ff.).

Stadium der manifesten Spielsucht

Diese Phase bezeichnet man auch als Verzweiflungsphase. In diesem Abschnitt wird das Glücksspiel bewusst betrieben, um negative Gefühle in der realen Welt zu vergessen und um sich bei erhofftem großem Gewinn besser zu fühlen. Vorsätze (z.B.: „Ab diesem Zeitpunkt höre ich auf“) können nicht mehr eingehalten werden, da der Spieldruck zu groß ist. Es entsteht ein Kontroll- und Abstinenzverlust. Die finanziellen Ressourcen werden bis weit außerhalb der Grenzen ausgenutzt und die Betroffenen machen Schulden.

Kriminalität und illegale Geldbeschaffung werden hier das erste Mal ein ernstzunehmendes Thema. Vor allem bei Jugendlichen ist zu Beginn das Bestehlen der Eltern ein immer wieder zu erkennendes Merkmal in dieser Phase. Auch psychische und körperliche Entzugserscheinungen kommen zum Vorschein. Das Glücksspiel beherrscht in dieser Phase das Leben des/der Süchtigen. Dementsprechend ist die berufliche Existenz in Gefahr und die familiären Bindungen sind kurz vor dem Zerbrechen. Außerdem kommt es zu ersten Panikgefühlen und Selbstmordgedanken. Pathologische SpielerInnen verlieren des Weiteren den Antrieb für alles außer dem Glücksspiel. Man kann sagen, dass sich die Betroffenen in einem Suchtkreislauf befinden. Denn Stressverarbeitungsstrategien, wie zum Beispiel Sport treiben oder FreundInnen treffen, werden nicht mehr genutzt und vom Gehirn regelrecht verlernt. Wenn ein Problem auftritt, wird gespielt. Versuche, mit dem Spielen aufzuhören, scheitern nach einigen Tagen und enden im Rückfall (vgl. Horodecki 2012, S. 43f.).

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29 Mit Hilfe der folgenden Abbildung werden die einzelnen Phasen der Glücksspielsucht noch einmal übersichtlich mit Schlagworten dargestellt.

Abbildung 2: Verlauf einer Spielerkarriere (Custer 1987, aus Meyer/Bachmann 2005, S. 38)

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5. GlücksspielerInprofil

Zwar gestaltet und leitet das Glücksspiel den Alltag des/der Süchtigen. Trotzdem fallen glücksspielsüchtige Personen lange nicht auf. Körperliche Symptome, wie etwa bei Alkoholabhängigen die Alkoholfahne, fehlen bei dieser Art der Sucht. Dennoch sind es vor allem zwei Symptome, welche auf Spielsucht schließen lassen: Diese sind, dass der/die Betroffene erstens keine Zeit und zweitens kein Geld hat (vgl. Horodecki 2012, S. 50).

Durch das viele Spielen entwickeln die GlücksspielerInnen immer mehr Möglichkeiten um an Geld zu gelangen. Die Verpflichtungen in Bezug auf den Beruf und die Partnerschaft werden genauso vernachlässigt wie die individuellen Interessen. Die Süchtigen spielen heimlich und prahlen mit ihren Gewinnen, aber nur bei anderen SpielerInnen. Denn gegenüber dem sozialen Umfeld wird heimlich gespielt. Man kann also sagen, dass alles, was bis zum Beginn des Spielens im Leben wichtig war, in den Hintergrund rückt. Das Glücksspiel wird zur obersten Priorität und in manchen Fällen das Wichtigste im Leben. Trotz der Hilfe von Familie, Selbsthilfegruppen oder sogar TherapeutInnen ist es für pathologische SpielerInnen extrem schwer für immer mit dem Spielen aufzuhören. Wenn man einmal ein pathologisches Glücksspielverhalten aufweist, ändert sich die Grundeinstellung zum Spiel nur geringfügig. Leider dient es bei der Person selbst, aber auch bei den Angehörigen oftmals zur Beruhigung, wenn der/die SpielerIn eine erfolgreiche Abstinenzbestrebung vorweisen kann, auch wenn sie noch so kurz ist.

Sprüche von SpielerInnen wie zum Beispiel „Ich kann aufhören, wenn ich es wirklich will“ stellen diese heikle Situation nur positiv dar, denn in den meisten Fällen müssen sich die Personen eingestehen, dass sie sich selbst angelogen haben (vgl.

Meyer/Bachmann 2000, S. 28ff.).

Das gerade eben kurz angeschnittene Thema der Beratung und Therapie wird im Laufe dieser Arbeit im Kapitel 8 noch genauer beleuchtet.

Wie der Verlauf einer Spielerkarriere aussieht, wurde im vergangenen Kapitel beschrieben. Trotzdem darf man hierbei nicht vergessen, dass nicht jede/r süchtige SpielerIn den gleichen Weg durchläuft bzw. in der gleichen Art und Weise. Es ist von Mensch zu Mensch verschieden, wie lange er/sie sich in einem der drei Stadien befindet.

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31 Deshalb kann man sagen, dass diese drei Abschnitte zwar den Weg in die Spielsucht gut beschreiben, dieses Verhalten aber nicht automatisch auf alle pathologischen SpielerInnen eins zu eins übertragbar ist. Jedes Individuum unterscheidet sich in seinen Charakterzügen bzw. Eigenschaften, welche sich auch bei den pathologischen GlücksspielerInnen zeigen. Dementsprechend wird nun folglich der Spieler bzw. die Spielerin als Ganzes betrachtet und es werden verschiedene individuelle Eigenschaften, welche ein problematisches Glücksspielverhalten entstehen lassen können, vorgestellt.

5.1 Der/Die SpielerIn

Eine Definition für den „typischen Spieler“ oder die „typische Spielerin“ gibt es nicht.

Um eine Person zu charakterisieren, die ein pathologisches Glücksspielverhalten aufweist, muss man einige individuelle Eigenschaften berücksichtigen. Demzufolge können die Merkmale, welche im Anschluss genauer beschrieben werden, die Basis für ein süchtiges Spielverhalten bilden.

5.1.1 Persönlichkeitsstruktur

Ähnlich wie bei der Alkohol- oder Drogensucht ist dem/der Glücksspielsüchtigen keine spezielle Persönlichkeitsstörung nachzuweisen. Vielmehr sind einzelne Faktoren erkennbar, welche das Risiko einer möglichen Sucht erhöhen.

Ein Persönlichkeitsmerkmal, welches mit der Entfaltung von glücksspielbezogenen Problemen im Jugendalter in Verbindung steht, ist das „Sensation Seeking“. Dies bedeutet, dass der/die betroffene Jugendliche ein ausgeprägtes Stimulationsbedürfnis verspürt und deshalb immer wieder zu neuen Erfahrungen, Erlebnissen und auch Risiken neigt. Daran anschließend weisen Betroffene hohe Erregbarkeit und Enthemmung als typische Persönlichkeitsmerkmale auf (vgl. Hayer 2012, S. 186f.).

(33)

32 Tobias Hayer verweist außerdem auf eine Analyse von jugendlichen GlücksspielerInnen und deren Persönlichkeitsmerkmalen. Geht es nach dieser Analyse, charakterisiert man eine/n betroffene/n Jugendliche/n als „weniger intelligent, emotional instabil, leicht erregbar (vor allem Jungen), extravertiert-begeisterungsfähig, nicht-konform, kompromisslos-robust, wenig selbstdiszipliniert (vor allem Jungen) und emotional angespannt“ (Hayer 2012, S. 187).

Immer wieder wird ein pathologisches Glücksspielverhalten in Verbindung mit Angststörungen und affektiven Störungen gebracht. In welchem Zusammenhang sie stehen und welche Rolle sie spielen, wird anschließend erläutert.

5.1.2 Affektive Störungen und Angststörungen

Immer wieder berichten pathologische GlücksspielerInnen im Zuge ihrer Therapie über das Auftreten von Depressionen und Ängsten. Untersuchungen verschiedener TherapeutInnen haben aber gezeigt, dass ein Teil der Betroffenen schon vor Beginn des Glücksspiels an Depressionen litt. Man kann davon ausgehen, dass diese Personen das Glücksspiel benutzen, um ihre Depressivität zu lindern. Dass aufgrund (wahrscheinlicher) Verluste genau das Gegenteil erzeugt wird und die Depressionen und Angststörungen deshalb mehr werden, ahnen die Betroffenen zu Beginn nicht. Andere hingegen begannen erst im Verlauf ihrer Spielerkarriere an Depressionen zu leiden, was, wie gerade schon erwähnt, den negativen Konsequenzen des unkontrollierten Glücksspiels zuzurechnen ist (vgl. Grüsser/Albrecht 2007, S. 79ff.).

5.1.3 Genetische Bedingungen

Die Psychologen Comings, Muhleman und Gysinnahm nahmen 1996 genetische Untersuchungen an pathologischen SpielerInnen vor und zeigten auf, dass Glücksspielsüchtige über eine Variante des Dopaminsystems verfügen, welche die Entwicklung von süchtigem Spielen bzw. Abhängigkeit fördert. Das Dopaminsystem ist das Belohnungssystem des Gehirns. Im Übrigen ist diese Tatsache auch bei alkohol- und drogenabhängigen Menschen der Fall (vgl. Meyer/Bachmann 2000, S. 76f.).

(34)

33

5.1.4 Geschlecht

Spricht oder hört man von Glücksspielsucht, dann lautet häufig die Wortwahl

„Glücksspieler“. Kaum wird von „Glücksspielerin“ gesprochen. Das Glücksspiel war in den vergangenen Jahrzehnten vom männlichen Geschlecht dominiert und gilt bis heute noch als Männerdomäne. Frauen waren zwar des Öfteren mit ihren Männern in Spielbanken, dies aber meist nur als Begleitung oder gar „Glücksbringer“.

Klar ist, dass Männer als aktivere Spieler zu sehen sind, welche im Schnitt auch schon in jüngerem Alter spielen als Frauen und somit früher Erfahrung mit Gewinn oder Verlust machen. Doch durch die Emanzipation der Frauen ist es dazu gekommen, dass sie sich einerseits den Interessen der Männer angenähert haben und andererseits die Frauen heutzutage auch über die finanziellen Mittel verfügen. Und so kommt es, dass sich auch immer mehr Frauen zum Glücksspiel hingezogen fühlen. Diese Tatsache hat der Glücksspielmarkt nicht übersehen und somit seine Reichweite vergrößert um speziell auch Frauen anzusprechen (vgl. Kuhn 2014, S. 21).

Ein Beispiel dafür ist die Casinos Austria AG. Immer wieder hört man im Radio ihre Werbekampagne, wo es heißt: „Mittwoch ist Damentag“.

Das Motiv für das Glücksspiel, der Geldgewinn, ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen das gleiche. Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es aber bei der Wahl des Glücksspiels. Frauen präferieren reine Glücksspiele wie zum Beispiel Geldspielautomaten in Casinos, wo kein strategisches Denken gefordert wird. Für Männer hingegen hat das Glücksspiel einen Wettbewerbscharakter, wobei sie ihre Fertigkeiten und ihr Fachwissen unter Beweis stellen wollen. Dementsprechend tendieren sie vorrangig zu Karten- und Würfelspielen bzw. zu Pferde- und Sportwetten (vgl. ebd.

2014, S. 21f.).

5.1.5 Soziodemographische Merkmale

Bei diesem Punkt ist eine Unterteilung zwischen BesucherInnen von Spielbanken und Gästen anderer Glücksspieleinrichtungen vorzunehmen. Spielbanken locken meist Menschen mit höherer Ausbildung, Beamte und Selbstständige zu sich. Hierbei spricht vor allem das Image, das Prestige und das höhere Ansehen des glanzvollen Spiels im

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34 Casino diese höhere Schicht an. Bei AutomatenspielerInnen in Spielhallen ist dies aber anders. Solche SpielerInnen sind auf der einen Seite jünger (18-30 Jahre) und auf der anderen Seite eher den unteren Einkommens- und Bildungsgruppen zuzuordnen. Hierbei nimmt das Glücksspiel eine Art Ersatzfunktion ein, in der meist Arbeitslose und Menschen der Arbeiterschicht die Automaten zur Bewältigung ihrer sozialen Konflikte nutzen (vgl. Meyer/Bachmann 2000, S. 79ff.).

Dies waren die typischen Merkmale, die viele pathologische SpielerInnen aufweisen.

Eine Frage bleibt nun: Ist SpielerIn gleich SpielerIn? Ist man süchtig, wenn man zwischendurch mit FreundInnen um Geld spielt oder vielleicht einmal im Monat Geld in einen Automaten wirft? In diesem Zusammenhang spricht man über verschiedene Spielertypologien.

5.2 Spielertypologien

Nicht alle, die ihr Glück bei Glücksspielen suchen, sind süchtig. Nicht jede/r, der/die schon einmal z.B. an einem Automaten gespielt hat, weist eine solche Karriere, wie sie anschließend noch in dieser Arbeit beschrieben wird, auf oder hat automatisch diese typischen Charakteristiken.

Aufgrund dessen lassen sich im Bereich der Glücksspielszene verschiedene Spielersubgruppen voneinander abgrenzen. Solch eine Spielertypologie wurde zum Beispiel von Gerhard Meyer und Meinolf Bachmann folgendermaßen beschrieben:

1. Der/die GelegenheitsspielerIn betrachtet sein/ihr Spielverhalten als entspannten Zeitvertreib und ist in der Lage jederzeit aufzuhören. Falls Einsätze nötig sind, sind diese bei solchen SpielerInnen gering und das Ziel des Spielens ist die Unterhaltung, das Vergnügen und die Abwechslung. Diese SpielerInnen bilden die größte Gruppe der GlücksspielerInnen.

2. Für intensive soziale SpielerInnen ist das Spiel eine beliebte Freizeitbeschäftigung und Lieferant für Anregung und Spaß. Es kommt zu keinen

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35 finanziellen Problemen und sowohl soziale als auch berufliche Pflichten werden nicht vernachlässigt.

3. Problematische SpielerInnen wählen das Glücksspiel, um Probleme zu vergessen. Sie versuchen ihre Probleme „wegzuspielen“. Im Gegensatz zu pathologischen SpielerInnen besteht bei dem/der problematischen SpielerIn aber keine Gefahr des Kontrollverlusts und er/sie hat nicht den Drang dazu, den Verlust sofort wieder ausgleichen zu wollen.

4. GewohnheitsspielerInnen spielen dauerhaft, um Wünsche zu befriedigen oder Geld zu machen. Diese SpielerInnen weisen keinen Kontrollverlust auf. Trotzdem kann es aber hier schon zu kleineren finanziellen Problemen kommen. Beim Auftreten von negativen Erfahrungen sind diese SpielerInnen im Stande, das Glücksspiel länger zu meiden und Abstand zu gewinnen.

5. Professionelle SpielerInnen sind eine sehr kleine Gruppe, welche meist im illegalen Bereich aktiv ist. Diese SpielerInnen betreiben das Glücksspiel nur, um ihren Lebensunterhalt damit zu verdienen. Andere Aspekte spielen hier keine Rolle. Die Einsätze bei solchen SpielerInnen werden kontrolliert und vor allem berechnend gesetzt. Vor allem Spiele wie Poker, bei denen auch individuelle Stärken über Sieg oder Niederlage mitentscheiden können, werden von diesen Personen vorrangig gespielt. Am Beispiel von Poker kann man den Unterschied zwischen einem/einer professionellen SpielerIn und einem/einer pathologischen SpielerIn wahrnehmen. Während der/die professionelle SpielerIn ein scheinbar gutes Blatt auch wegwerfen kann, will der/die pathologische SpielerIn immer Action haben und am liebsten jede Hand spielen.

6. Der/die pathologische SpielerIn ist jener Typ von SpielerIn, welche/r in dieser Arbeit beschrieben wird, also derjenige bzw. diejenige, welche/r die Abschnitte süchtigen Verhaltens durchläuft und auch dieses Erscheinungsbild, wie in dieser Arbeit berichtet, aufweist (vgl. Meyer/Bachmann 2005, S. 50ff.).

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36 Zu Beginn dieser Arbeit wurden die diagnostischen Kriterien (ICD-10 und DSM-IV) pathologischen Glücksspiels vorgestellt. Zusätzlich dazu definieren Sabine M. Grüsser und Ulrike Albrecht ihrer Meinung nach eindeutigere Erkennungsmerkmale, anhand derer man eine/n süchtige/n GlücksspielerIn erkennen kann.

In Anlehnung an die diagnostischen Kriterien pathologischen Glücksspiels können folgende Erkennungsmerkmale des süchtigen Glücksspielers benannt werden:

Der süchtige Glücksspieler

hat keine Zeit – da er zunehmend mehr Zeit verspielt, als er einplant

hat kein Geld – da Geld zentral für das Leben eines Glücksspielsüchtigen ist und er zunehmend mehr Geld verspielt, als er einplant

spielt häufiger und länger als in der Vergangenheit

ist stark, vor allem gedanklich mit dem Glücksspiel beschäftigt, was z.B. mit Verschlossenheit und einem unruhigen Schlaf einhergehen kann

ist unruhig und gereizt und zum Teil auch aggressiv, wenn er versucht, das Glücksspielen einzuschränken oder aufzugeben bzw. wenn kein Geld mehr verfügbar ist oder die finanziellen Probleme zu groß sind

versäumt Verabredungen und Verpflichtungen wegen des Glücksspiels

spielt während der Arbeitszeit oder versäumt die Arbeit, um zu spielen

vernachlässigt die Familie und Freunde

belügt die Familie und Freunde (und auch sich selbst), um das Ausmaß seiner Verstrickung in das Spielen zu vertuschen

fängt im weiteren Verlauf an, sich in seinen Lügen und Ausreden zu widersprechen

spielt, um Problemen zu entkommen

spielt, um vorangegangene Verluste auszugleichen

weist die Schuld am Glücksspielen weit von sich – es erfolgen Schuldzuweisungen nach außen und an den Partner («Du bist schuld, dass ich mich so unwohl fühle und spielen gehen muss»)

nimmt Kredite auf oder leiht sich Geld im Freundes- und Bekanntenkreis oder verkauft bzw. verpfändet Wertgegenstände, um an weiteres «Spielgeld» zu kommen

begeht illegale Handlungen, um Geld für das Spielen zu haben

wird er vom Umfeld auf das Spielen angesprochen, reagiert er zumeist uneinsichtig bis aggressiv und lehnt es vehement ab, keine Kontrolle über das Glücksspiel zu haben und süchtig zu sein

verspricht in Aussprachen immer wieder, mit dem Spielen aufzuhören bzw. es einzuschränken und kann es doch nicht

beschäftigt sich zwanghaft mit Zahlenkombinationen, Gewinnsystemen

wirkt wie zum Glücksspiel getrieben (z.B. steht schon bei Öffnung am Eingang und stürmt zum Spielbetrieb)

steigert sich nach Gewinn oder Verlust noch mehr in das Glücksspielverhalten hinein

hat sich in seiner gesamten Persönlichkeit nachteilig verändert

hat sich im äußeren Erscheinungsbild nachteilig verändert.

Abbildung 3: Erkennungsmerkmale für krankhaftes Glücksspielverhalten (Grüsser/Albrecht 2007, S. 139)

(38)

37

5.3 Verhalten gegenüber Angehörigen und deren Betroffenheit

Wie schon erwähnt, spielen süchtige GlücksspielerInnen meist heimlich. Für diese Arbeit entscheidend ist hierbei die Jugend. Die Eltern ahnen zunächst kaum etwas vom problematischen Spielverhalten ihres Kindes. Doch die Auswirkungen einer Glücksspielsucht treffen nicht nur den/die Betroffene/n selbst, sondern auch vor allem die Eltern. Denn sobald immer mehr Anzeichen für eine Spielsucht sprechen, sind es die Eltern selbst, welche den Erstkontakt zu einer Beratungsstelle suchen und nicht mehr weiter wissen. Sehr häufig fallen dann Aussagen wie etwa „Ich wollte es am Anfang nicht glauben, aber nun weiß ich nicht mehr weiter“ oder „Mein Kind lügt und streitet alles ab.

Es sieht nicht ein, dass es ein Problem hat“ (vgl. Füchtenschnieder-Petry/Petry 2010, S. 36ff.).

Mehr ins Detail gehen hierbei die beiden Psychologen Gerhard Meyer und Meinolf Bachmann, deren Forschungsschwerpunkt das Suchtverhalten, bezogen auf Glücksspiele, darstellt. Sie sprechen auch davon, dass die Glücksspielsucht des/der Betroffenen gravierende Auswirkungen auf das Leben der Familie haben kann. Zusätzlich dazu veranschaulichen die beiden aber einen Phasenverlauf, welchen die Angehörigen parallel zum in dieser Arbeit bereits beschriebenen Verlauf der Glücksspielsucht durchlaufen (vgl. Meyer/Bachmann 2005, S. 112f.).

Diese Phasen eines Angehörigen werden wie folgt beschrieben:

Verleugnungsphase

In dieser Phase kommt es bei den Angehörigen aufgrund regelmäßiger Abwesenheit des/der Betroffenen zum ersten Mal zu Verdächtigungen und Unsicherheit. Das Fehlverhalten der Angehörigen in dieser Phase geschieht dadurch, dass sie diese Anzeichen verharmlosen bzw. nicht ernst genug nehmen. Der/die GlücksspielerIn minimiert daraufhin zwar sein Glücksspielverhalten, fällt aber bald darauf wieder in das alte Prozedere zurück (vgl. ebd., S. 112).

Belastungsphase

Eine krisenhafte Situation wie z.B. das Nichtzahlen der Miete leitet die sogenannte Belastungsphase ein. Die familiären Probleme kommen immer mehr zum Vorschein und

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38 lassen sich trotz aller Bemühungen nicht mehr „schönreden“. Obwohl die Angehörigen auf der einen Seite den Versprechungen der SpielerInnen Glauben schenken, registrieren sie in dieser Phase, dass sie keinen Einfluss auf das Spielverhalten des/der Betroffenen haben. Schuld, Scham und vor allem Hoffnungslosigkeit rücken bei den betroffenen Familienmitgliedern immer mehr in den Mittelpunkt. Vor allem Eltern von jugendlichen ProblemspielerInnen fällt es in dieser Phase oft schwer an sich selbst zu glauben. Sie hinterfragen sich und suchen die Schuld bei sich selbst und nicht beim betroffenen Kind.

Dem nicht genug, wird dieses Schuldgefühl von den Kindern meist noch ausgenutzt, um an Geld zu gelangen (vgl. ebd., S. 112).

Erschöpfungsphase

Die Erschöpfungsphase ist jener abschließende Abschnitt, in der die Belastungen zu viel werden und die letzten Hoffnungen auf Besserung in Keim ersticken. Betroffene Angehörige greifen zu Alkohol oder Beruhigungsmitteln, um die Situation durchzustehen. Folgen daraus können Depressionen, Schlafstörungen, psychosomatische Erkrankungen oder gar Selbstmordgedanken sein (vgl. ebd., S. 112f.).

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