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Archiv "Vertragsarztrecht kompakt. Die Übersicht für Ärzte, Psychotherapeuten und Juristen" (26.05.2006)

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Geschichte

Analytische Distanz

Naomi Baumslag: Murderous Medicine. Nazi Doctors, Human Experimentation, And Typhus.

Praeger Publishers, Westport, Connecticut, London, 2005, XXIX, 272 Seiten, 47,50 A

Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges geben die Zu- sammenhänge zwischen den Menschheitsverbrechen der NS-Diktatur und ihren ge- sundheitspolitischen Aspek- ten den Überlebenden, aber auch den Juristen, Medizin- ethikern und Historikern im- mer neue Rätsel auf. Nach und nach setzte sich die Er- kenntnis durch, dass die epi- demischen Massenkrankhei- ten eine entscheidende Schar- nierfunktion innegehabt hat- ten. An erster Stelle stand dabei das Fleckfieber, weil es eine bedrohliche Realität war, zugleich aber auch we- gen seiner epidemiologischen Voraussetzungen (etwa sozia- le Massenkatastrophen, Hun- gerkrisen, mangelnde Basis- hygiene) als bevölkerungs- politisches Selektionsinstru- ment sowie zur Tarnung dar- an anknüpfender völkermör- derischer Praktiken genutzt werden konnte. Die „Steue- rung“ des Fleckfiebers wur- de zu einem entscheidenden Herrschaftsinstrument im be- setzten Osteuropa und in- nerhalb des Archipels der Konzentrationslager, und des- halb erlangten die Mediziner eine oftmals dominierende Stellung.

Als Folge der zielstrebig betriebenen Deprivation der jüdischen Bevölkerung und der KZ-Häftlinge wurde der Umschlag vom endemischen Vorkommen zur Fleckfieber- Massenepidemie billigend in Kauf genommen; zugleich musste er aber auch unter Kontrolle gehalten werden, um die deutschen Besatzer und das SS-Personal zu schüt- zen. Die entscheidende Ver- knüpfung zum Menschheits- verbrechen war jedoch da- durch gegeben, dass die von

den Deutschen praktizier- ten Desinfektionsverfahren zum industriellen Völker- mord genutzt wurden: In mehreren Vernichtungsla- gern wurden die dorthin deportierten europäischen Juden unter Bedingungen vergast, die das mit der Blausäure („Zyklon B“) durchgeführte Verfahren zur Vernichtung der Läuse, des parasitären Überträgers des Fleckfiebererregers, ko- pierten.

Im Buch werden diese furchtbaren Kontexte sy- stematisch ausgeleuchtet.

Es wendet sich an ein brei- tes Publikum und ist in eine allgemeinverständliche epi- demiologie- und medizinge- schichtliche Darstellung des Fleckfiebers eingebettet. Da- bei werden alle wesentlichen

Zusammenhänge auf dem aktuellen Forschungsstand vermittelt. Darüber hinaus beschreitet die Verfasserin in

einem Kapitel über den Kampf der jüdischen Häft- lingsärzte gegen das Fleck- fieber und dessen Instru- mentalisierung durch die Deutschen Neuland. Die analytische Distanz, die Naomi Baumslag, eine an- gesehene Pädiaterin der Georgetown University Me- dical School, dabei auf- bringt, ist genauso bewun- dernswert wie ihre ent- schiedene Parteinahme für eine den Menschenrechten verpflichtete Medizin und Gesundheitspolitik. Damit knüpft sie an das Ver- mächtnis ihres Onkels Ba- ruch Baumslag, eines litaui- schen Kommunalarztes, an, den die Nazis zusammen mit dem größten Teil ihrer Fami- lie ermordet hatten.

Karl Heinz Roth

A

A1454 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 21⏐⏐26. Mai 2006

B Ü C H E R

Vertragsarztrecht

Informationen

„aus erster Hand“

Horst Dieter Schirmer: Ver- tragsarztrecht kompakt. Die Übersicht für Ärzte, Psychothe- rapeuten und Juristen. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, 2006, XVI, 576 Seiten, gebunden, 49,95 A

Das Vertragsarztrecht als Ge- samtheit der Normen, die die Zulassung zur vertragsärztli- chen Versorgung, die damit verbundenen Rechte und Pflichten sowie die Rechtsbe- ziehungen der Vertragsärzte zu anderen Leistungserbrin- gern und Beteiligten regeln, ist eine hochkomplexe Rechts- materie. Normative Vorgaben ergeben sich aus dem SGB V und der Zulassungsverord- nung, aus dem Berufsrecht und aus dem sekundären Lei- stungserbringungsrecht, ins- besondere den Richtlinien des Gemeinsamen Bundes- ausschusses, den Gesamtver- trägen und den Bundesman- telverträgen, zudem aus den Satzungen der Kassenärzt- lichen Vereinigungen.

Die Schrift bietet eine systematische Übersicht und erläutert die Wechselbezüg-

lichkeit der Regelungsrah- men, sie erhellt die Zusam- menhänge zwischen GKV- Leistungsrecht und Leistungs- erbringerrecht. Die aktuel- le, auf dem GKV-Moderni- sierungsgesetz basierende Darstellung ist trotz ihrer Kompaktheit umfassend, be- rücksichtigt werden auch die Bezüge zum Verfassungsrecht, zum Europäischen Gemein- schaftsrecht, zum Wettbe- werbsrecht, zum Vergaberecht und zum Gesellschaftsrecht.

Maßgebliche Rechtsprechung ist zitiert, weiterführende Li- teratur am Ende der Kapitel nachgewiesen.

Für die Praxis ist die Schrift besonders wertvoll, zumal sie den Besonderheiten und spezifischen Anforderun- gen an die unterschiedlichen Teilnehmer der vertragsärzt- lichen Versorgung – nieder- gelassene Ärzte, Psycho- therapeuten, Krankenhaus- ärzte, Krankenhäuser und Medizinische Versorgungs- zentren – jeweils Rechnung trägt. Außerdem werden ne- ben Qualitätssicherung und Datenschutz aktuelle The- men wie Gesundheitskar- te, elektronische Patienten- akte, Behandlungsvertrag und Wirtschaftlichkeitsgebot be-

handelt und wettbewerb- liche Strukturen wie haus- arztzentrierte Versorgung und Integrierte Versorgung vor- gestellt.

Der Verfasser ist ein vorzüglicher Kenner der Rechtsmaterie, die Darstel- lung auch die Summe von Erkenntnissen aus seiner

langjährigen Tätigkeit in Ge- setzgebung und Rechtsbera- tung. Das Buch liefert Infor- mationen „aus erster Hand“, ist praxisnah und verständ- lich geschrieben, die Lektü- re nachdrücklich zu emp- fehlen. Christian Katzenmeier

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